Radreise von Freiburg über die Alpen nach Korsika im April 2014Nun hatte ich mich doch tatsächlich entschieden.
Korsika sollte mein Ziel sein und mein Fahrrad mein steter Begleiter.
Lange schon hatte es in meinem Unterbewusstsein gearbeitet, hatte immer mit Bewunderung fremde Radreiseberichte gelesen, selber schon Erfahrungen mit einer großen Radreisegruppe gesammelt jedoch nie länger als 4 Tage allein mit dem Rad eine Tour gemacht.
Vor allem braucht es Mut den ersten Schritt zu tun bzw. mich auf den Sattel zu schwingen und das Vertrauen aufzubringen, dass schon alles irgendwie gut gehen wird.
Vorbereitungen hatte ich groß keine getroffen.
Es war Mitte März 2014, das Wetter schon erstaunlich sommerlich und mir war klar, dass in den kommenden Wochen nicht all zu viele Jobs auf mich warten würden.
Mein Fahrrad hatte ich bereits Anfang des Jahres komplett gerichtet und wieder fit gemacht und sämtliches Equipment war so wie so von anderen Touren vorhanden.
Wenn nicht jetzt auf Tour gehen, wann dann?
Was bräuchte ich auch groß anderes als bei einer längeren Wandertour, außer Radtaschen und Flickzeug?
Es war also alles bereit und ich musste nur „ Ja „ sagen.
Nachdem ich mich im Netz grob über die Richtung informiert, mir die gröbsten Karten gekauft und den ersten Proviant besorgt hatte konnte es also losgehen.
Im Prinzip ist es ja total einfach dachte ich mir. Ich müsse nur immer in Richtung Süden fahren, dann würden irgendwann die Alpen kommen und ...
Ja, Mensch, die Alpen.
Es war März und naiv wie ich war fiel mir plötzlich auf, dass wahrscheinlich im Gegensatz zum Schwarzwald in jener Zeit, in den Alpen sicher noch Schnee liegen würde und ich nicht einfach mal so ohne Probleme über jeden x-beliebigen Pass würde fahren können.
Mit dieser Tatsache konfrontiert suchte ich doch noch mal das Radforum auf und bekam ziemlich schnell die nötigen Informationen.
Super, dass es so freundliche Foristen gibt, die so schnell die passende Antwort parat haben.
Lukmanierpass sollte also das entscheidende Nadelöhr für mich über die noch sehr eisigen hohen Berge sein.
Ich hatte zwar noch nie vorher von diesem Pass gehört, sonst war ich halt immer mit dem Auto durch den Gotthardtunnel gefahren, aber das würde schon klappen.
Nun konnte es also wirklich losgehen.
Montagmorgen 8. April 8 Uhr
Erste Etappe : Freiburg - Weil am Rhein 75km Am Morgen vor der Abfahrt in Freiburg Tagebucheintrag nach 5 km Fahrt:
„Kurz hinter Freiburg.Die Nervosität & Angst schwindet.Zuversicht & Vertrauen halten Einzug.Das Gefühl von Freiheit offenbart sich - Ich lasse alles hinter mir &
folge dem Weg.
Dem, welchen ich nicht genau kenne.Ich lasse mich leiten, führen, von meinem Inneren, von meinen Geistern.“
Irgendwo im Markgräfler Land.Es fühlt sich gut an unterwegs zu sein. Mein Weg führt mich hinaus aus Freiburg, auf kürzestem Weg an den Rhein und dann immer schön am Rheinuferweg entlang.
Die Sonne lacht und es ist sehr warm für Anfang April.
Das merken selbst die Schnecken, denn ich habe Mühe schnell voran zu kommen, da hunderte wenn nicht tausende Kriechtiere meinen Weg in Richtung Wasser kreuzen.
Langsam, Slalom fahrend erarbeite ich meine ersten Kilometer.
Diese Etappe ist recht einfach zu fahren.
Sie geht konstant geradeaus, immer parallel zum Rhein.
Die Vegetation ist nicht besonders abwechslungsreich, sondern wirkt geprägt von Pappeln, Weiden und ein paar Sträuchern auf Dauer ziemlich eintönig.
Gottfried Tulla hat ganze Arbeit geleistet, als er damit anfing den Rhein zu begradigen und es fällt mir schwer mir vorzustellen wie viel Masse bewegt werden musste um einen Kanal zu schaffen, auf welchem täglich tausende Binnenschiffe auf und ab fahren.
Zumindest kann ich mich nicht verfahren.
Ich schaffe es am ersten Tag bis in die Nähe von Weil am Rhein und suche mir in der Dämmerung einen geeigneten Platz zum Campen.
Schnell ist auch noch ein Feuer entfacht und ich kann mich von der ersten anstrengenden Etappe erholen.
Feuerstelle am AltrheinZweite Etappe : Weil am Rhein - Aarau 95kmWar das eine beschissene Nacht denke ich mir als mein Wecker klingelt um 7.30 Uhr.
Erst waren es besoffene Jugendliche, die an einer nahe gelegenen Feuerstelle bis spät nachts Radau gemacht haben und anschließend zog ein Gewitter von Frankreich auf, welches so schnell nach Deutschland herüberzog, dass ich es gerade noch schaffte meine Schuhe und Hose anzuziehen, als schon die ersten Blitze zuckten und ich fluchend hin und her rennend mir eine sichere Stelle gesucht habe.
Zum Glück war die Autobahn nicht weit und da gab es eine Unterführung, die mir Schutz bot.
Zerzaust und ziemlich müde, demotiviert und genervt starte ich also meinen zweiten Tag.
Ich packe mein Zelt und die restlichen Sachen zusammen und mir wird klar, dass das nun sicher 30 mal hintereinander so geschehen würde.
Besser ich würde mich gleich daran gewöhnen.
Zu allem Unglück fängt es auch noch an zu regnen.
Nach einem kurzen Frühstück fahr ich los in Richtung Basel, stets dem großen Strom zu meiner Rechten folgend.
Irgendwo kurz vor RheinfeldenLaufenburg am RheinIm Laufe des Tages wird das Wetter besser und ich kann meine Regenklamotten wieder verstauen.
Mein Ziel ist heute Aarau. Da möchte ich Freunde besuchen und ich freue mich auf eine gemütliche Couch.
In Koblenz (Schweiz) mündet dann die Aare in den Rhein.Hier verlasse ich nun den imposanten Fluss und folge einem anderen, tiefer hinein in das Land unserer Schweizer Nachbarn.
Das flache Dahingleiten findet hier sein Ende.
Von nun an geht es Berg auf und Berg ab. Willkommen in der Alpenrepublik denke ich mir.
Als ich nach kürzester Zeit schon an einem zweiten AKW vorbeikomme wundere ich mich schon, wieso diese so nah an die deutsche Grenze gebaut wurden.
Zumindest ist es schön in einer Schlucht auf einer Insel gebaut, damit man es von der Ferne nicht sehen kann.Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Hoffentlich findet hier auch bald ein Umdenken statt.
Langsam merke ich, dass meine Beine schwer werden.Ich habe noch ca. 20 km bis nach Aarau und diese empfinde ich plötzlich als ewig lang.Die Tour muss sich hart erarbeitet werden.
Das Käsefondue, das ich als Willkommensmahl bekomme von meinen lieben Freunden lässt alle Strapazen vergessen.
Tausend Dank an den, der die Couch erfunden hat denke ich noch und befinde mich schon auf dem Weg ins Traumland.
Dritte Etappe : Aarau - Luzern 50kmTagebucheintrag bei Hochdorf 13 Uhr
„Ich sitze hier & sehe die Alpen.Bin ganz nah vor Luzern.
Ich liebe Sie, die Berge. Mein Herz geht auf, sie sind so imposant & strahlen so viel Energie aus! Stärke auch! Sie sind voller Schnee & scheinen nicht überwindbar.
Schon gar nicht mit dem Rad.
Ich fahre durch eine Landschaft, wie ich sie mir idyllischer kaum vorstellen kann!
Mein Herz tut weh bei diesem Anblick.
Kleine Dörfer, Wiesen, wenig Verkehr & Wasser.
Immer wieder ein Schloss oder eine Burg. Schweiz, du bist wunderschön.“
Kurz hinter AarauAuf dem Weg nach LuzernHeute werde ich bis nach Luzern fahren. Da war ich schon mal vor Jahren, als ich nach Griechenland getrampt bin mit einem Freund.
Ich freue mich, da ich mich erinnere, dass die Stadt am schönen Vierwaldstättersee liegt.
In der Schweiz mit dem Rad zu fahren ist ein Traum.
Vor allem wenn man keine Karte oder ein GPS hat, da der Weg bestens beschildert ist.
Zudem führt mich die Route meist über kleine Seitenstrassen oder Landwirtschaftswege und hält mich so vom Strassenverkehr fern.
Selten bin ich durch eine sauberere und aufgeräumtere Landschaft gefahren als hier.
Die Schweizer, zumindest im deutschsprachigen Teil sind wohl noch genauer und penibler als die Deutschen bzw. die Schwaben.
Das Panorama, welches sich mir kurz vor Luzern bietet ist einfach sensationell.Aus flachem Land streben fast senkrecht riesige Berge gen Himmel und noch zweifle ich, ob ich tatsächlich die Kraft aufbringen werde, diese zu bewältigen.
Auch diese Nacht werde ich bei einer Bekannten verbringen und freue mich schon, den Abend gemütlich am Ufer des Sees ausklingen zu lassen.
Luzern AltstadtVierte Etappe : Luzern - Göschenen 80kmFrüh breche ich heute auf bei bestem Wetter.Für meine Alpenüberquerung habe ich perfektes Wetter.
Heute ist also der große Tag gekommen und leicht nervös verabschiede ich mich von dieser schönen Stadt.
Zu meiner Rechten sehe ich noch den Berg Pilatus, der mächtig über Luzern thront und vor mir erstreckt sich ein Seitenarm des Vierwaldstättersees.
Ich folge dem Ufer, vorbei an unzähligen Villas. Hier wohnen offensichtlich viele wohlhabende Menschen, wahrscheinlich aus der ganzen Welt.
Nach einigen Kilometern endet der Radweg abrupt und ich muss eine Fähre nehmen.
Als der Kontrolleur 15 CHF von mir möchte merke ich ein weiteres mal, dass ich in der Schweiz bin.
Es geht immer tiefer hinein in die Berglandschaft, aber noch mache ich nicht viele Höhenmeter.
Irgendwo am VierwaldstätterseeGotthard?Als ich nach dem Mittagessen Altdorf hinter mir lasse ändert sich dann die Steigung dramatisch.
Von jetzt auf nachher geht es steil Berg auf und mir wird klar, dass es nun sehr anstrengend werden wird.
Ich behalte Recht. Es geht von 300 Meter auf ca. 1000 Meter.
Schlagartig spüre ich jedes Kilogramm an meinem Rad und mit den 5 Taschen lässt es sich nicht so leicht fahren wie ich das bisher gewohnt war.
Völlig abgekämpft erreiche ich Göschenen.
Dieser Ort entstand hauptsächlich, da hier der Gotthardtunnel beginnt und damals die Arbeiter ein Heim gesucht und sich deshalb in Göschenen niedergelassen haben.
Heute macht dieser Ort einen sehr hinterwäldlerischen Eindruck.
Kein Mensch weit und breit ausser ein paar Kühen.
Ich schaue mich um, da für mich hier Schluss ist und beschließe erst morgen weiterzufahren.
Einen geeigneten Campingplatz zu finden gestaltet sich nicht sehr einfach und die paar Bauern, die ich antreffe und nach Plätzen frage geben mir nur mürrische Antworten.
Letztendlich finde ich nahe der Hauptstrasse an einem Fluss einen geeigneten Platz und schlage hier mein Lager auf.
Wilder CampingFortsetzung folgt