Re: Von Freiburg über die Alpen nach Korsika :-)

von: philipp_k

Re: Von Freiburg über die Alpen nach Korsika :-) - 17.01.15 11:22

Zwölfte Etappe : Genova Camping - Levanto 70km

Tagebucheintrag in Rapallo um 11.30 Uhr

„Sitze grad in einer Bar & bin ziemlich naß. Es hat geregnet als ich oben auf dem Berg ankam. Mich kotzt dieses Italien grad echt an. Seit ich hier bin bedeckt, immer wieder Regen, saukalt!!! zensiert!!! Es ist so ekelig auf dem Rad verregnet zu werde. Jetzt wärme ich hier erst mal auf und warte auf besseres Wetter. Mein Ziel heute ist Levanto.“


Rapallo

Ein neuer, nasser Tag beginnt. Als erstes wieder runter vom Bergcamping und an die Küste. Bald schon merke ich anhand meiner Schaltfrequenz, dass es oft hoch und runter geht.
Meine topografischen Kenntnisse haben sich mal wieder als falsch herausgestellt. Es wird sogar an manchen Stellen richtig steil. Die Apeninnen halt, an ihrem höchsten Punkt fast 3000m. Dieser ist aber viel weiter südlich. Ostern ist nun sichtbar vorbei, denn es herrscht der lebendige italienische Kleinkrieg auf der engen Strasse.
Auf einem kleinen Pass geht es dann wieder los. Aus dem Tunnel fahrend erwischt mich die nächste Regenfront. Ich schaudere. Boah ist das kalt. Eine Bushaltestelle bietet mir Unterstand und ich schaue in die Buch vor mir. Der nächste Ort heißt Rapallo. So wie es aussieht sitzt diese Regenwolke direkt zwischen den Berghängen und scheint sich auch nicht bewegen zu wollen. Ich kühle aus und beschließe zumindest bis nach Rapallo zu fahren und mir eine Bar zu suchen. Ein weiteres mal werde ich von oben bis unten nass.
Ich verfluche den Wettergott und bestell mir gleich 3 Brioches um mich mit Zucker wieder aufzupäppeln. Die Bargäste mustern mich sehr verdutzt und denken sich ihren Teil. Ein Italiener fährt nur Rennrad und sonst lieber Auto. Mit dem Rad reisen? Ihr Deutschen seid verrückt, bekomme ich oft zu hören.
Nach ca. 2 Stunden Dauerregen wird mir auch die Bar zu viel und Brioches kann ich auch keine mehr sehen.
Ich beschließe zum Bahnhof zu fahren und mich nach Zügen umzuschauen. Der Fahrplan lässt mich wissen, dass jede halbe Stunde ein Zug nach Levanto fährt. Wenigstens das klappt heute. Ein Ticket ist schnell gekauft und so sitze ich bald im Zugabteil und setze meine Reise fort. Auf mich wirkt es wie ein Wunder. Nach jedem Tunnel wird das Wetter besser und als ich in Levanto ankomme scheint die Sonne, es sind herrliche 20 C und die Menschen schlendern am Sandstrand entlang. Für mich fühlt es sich wie eine Zeitreise an.
Eben noch Winter und Schmuddelwetter, jetzt Sommer und Sonne. Das tut so unglaublich gut. Schnell sind meine Sachen zur Verwunderung vieler auf der Promenade ausgebreitet und ich erfreue mich wieder am Trocknungsprozess. Aus meiner Kindheit erinnere ich mich, dass es hier einen tollen Campingplatz gibt und diesen finde ich geöffnet vor.
Hier gefällt es mir so gut, dass ich ein paar Nächte verweile und Tagestouren in die nahe gelegene Cinque Terre unternehme.Zudem sind hier auch einige andere Radreisende gestrandet und so kann ich endlich all meine Erfahrungen mit Gleichgesinnten teilen.
Es fühlt sich plötzlich wie Urlaub an! :-)


Levanto


Hmm - lecker Cappuco und Brioche