Re: Von Freiburg über die Alpen nach Korsika :-)

von: philipp_k

Re: Von Freiburg über die Alpen nach Korsika :-) - 16.01.15 21:38

Achte Etappe : Nähe Mailand - Alessandria 70km


Marktplatz von Vigevano


Tagebucheintrag

„Gras blüht und es ist staubig!!! Nerv!!! Hier zwischen den Flüssen ist Italien nicht schön und die Strassen schwer zu fahren, da schlechter Zustand und eng.
Autos ganz nah.“

Es ist ruhig draußen und immer noch früh.Fühle mich ein wenig einsam, denn es sind wenig Menschen unterwegs und zu dieser Jahreszeit auch keine Touristen.Zumindest nicht hier Mitten in der Pampa.
Ich fahre weiter und sehe auf meinem Weg viele Ruinen.Alte, riesige Areale stehen leer und verfallen.Ich kann die Wirtschaftskrise deutlich sehen.Gäbe es nur solch verfallene Substanz noch in Freiburg und Umgebung.Das wäre schön und inspirierend.
Heute ist Feiertag und diesen scheinen die Einheimischen auch zu genießen.
Auf der Straße ist wenig los.
Dafür bläst heute ein heftiger Wind und ich mühe mich nur langsam durch die traurig dreinschauende Poebene.
Riesige Felder, keine Bäume, kleine verlassene Dörfer und mürrisch dreinblickende Menschen.
Seltsam fühlt es sich hier an.Ich sehne mich zurück an den schönen Lago.
Das soll Bella Italia sein?
Leider gehören solche Tage auch dazu.
Lange, gerade Strassen und Gegenwind sind wohl das schlimmste was einem Radfahrer passieren können.
Da war der Passaufstieg die reinste Erholung im Vergleich.
Fluchend, laut schreiend trete ich in die Pedale.Heute ist der erste Tag, an dem ich mir die Frage stelle was ich hier eigentlich tue.
Ich könnte doch auch ganz gemütlich mit einem Camper an den Strand fahren und es mir bequem machen.Stattdessen werde ich mit dieser tristen Landschaft konfrontiert.
Wieso muss ich hier so eine Egotour durchziehen?
Der Tag zieht sich und nur mühsam nähere ich mich Alessandria.
Dort angekommen versuche ich einen Campingplatz ausfindig zu machen.
Zum ersten mal erfahre ich, dass Hinweisschilder in Italien nicht grundsätzlich aktuell sein müssen und so folge ich deutsch naiv einem dieser und lande irgendwo, nur nicht da, wo es einen Campingplatz geben sollte.
Es dunkelt und ich verliere Zeit.
Italienisch kann ich nicht und die Italiener scheinen auch nicht die aufmerksamsten im Englischunterricht gewesen zu sein.
Ein jüngerer Mann kann mir grob einen Hinweis auf meiner Karte geben und mein Weg führt mich wieder raus aus der Stadt.
Ich bin dankbar, dass er Recht behält und ich im absoluten nirgendwo ca. 10 km vom Zentrum entfernt schließlich einen Platz zum übernachten finde.
In dieser Gegend möchte ich nicht wild campen.
Ich bin sehr froh, dass diese Etappe vorbei ist.