Re: Von Freiburg über die Alpen nach Korsika :-)

von: philipp_k

Re: Von Freiburg über die Alpen nach Korsika :-) - 25.01.15 10:06

Letzte Etappe - 8 Tage Wanderung auf dem Fernwanderweg GR 20


Bastia Korsika

Wir sind nun auf der Fähre nach Korsika. Von Livorno braucht das Schiff nur 4 Stunden. Das Sonnendeck lädt zum Verweilen ein und langsam verabschiede ich mich innerlich endgültig von meiner Radreise. Jetzt kann ich noch 8 Tage auf dem GR 20 zeigen wie fit mich das Radeln tatsächlich gemacht hat. Korsika wird auch das Gebirge im Meer genannt und als wir uns der Insel nähern wird ersichtlich wie diese Beschreibung zustande kam. Die erste Nacht verbringen wir noch am Strand, bevor es dann am nächsten Tag losgehen soll. Im Norden sind die Berge deutlich höher als im Süden. Bei meiner Recherche fand ich heraus, dass man den Fernwanderweg sowohl vom Norden als auch vom Süden starten kann. Angesichts der Tatsache, dass die Berge noch voller Schnee sind kommen uns erste Zweifel, ob wir unsere Tour überhaupt durchführen können.

Wir einigen uns darauf, dass wir es im Süden probieren wollen, in der Hoffnung, dass dort der Schnee in den niederen Lagen schon weggeschmolzen ist. Mein Rad hat mittlerweile seinen sicheren Platz im Bus gefunden und nachdem wir Proviant für 8 Tage gekauft, einen sicheren Parkplatz gefunden und alles verstaut haben machen wir uns auf den Weg. Im Abstand von jeweils einer Tagesetappe soll es Übernachtungsmöglichkeiten geben. Jedoch ist nicht sicher ob diese zu dem Zeitpunkt, es ist Anfang Mai schon bewirtschaftet sind. Man versichert uns aber, dass es immer eine Möglichkeit gibt die Nacht unter einem Dach zu verbringen. Dennoch nehme ich zur Sicherheit noch mein Zelt mit, denn man kann ja nie wissen was in den Bergen passiert und meine Erfahrung hat mich gelehrt diese 2 kg zusätzlich immer dabei zu haben.

Der Wettergott meint es gut mit uns und so starten wir unter strahlendem blauen Himmel. Es ist allerdings schon 15 Uhr und wir haben noch 15 km bis zur Hütte. Es fühlt sich so ungewohnt an, mich ohne Reifen unter mir fortzubewegen. Spätabends, es ist schon dunkel und es hat zu regnen begonnen erreichen wir das Lager. Landschaftlich war es bisher super beeindruckend. Sehr trocken, schroffe Steinskulpturen, mir unbekannte Sträucher (im Volksmund auch Maccia genannt) und steil abfallende Kanten. Zudem immer wieder das tief blaue Meer in der Ferne. Der Weg ist für mich als geübter schwarzwälder Wanderer gut zu gehen. Breit und gut ausgetreten. Die Gefahr sich zu verlaufen besteht nicht, da es fast nie eine Möglichkeit zum Abbiegen gibt. Wir finden die Hütte schon mit einem kräftigen Feuer prasselnd vor. Es sind noch 3 weitere Wanderer unterwegs. Wir verziehen uns aber recht zügig in das Matratzenlager und schlafen sofort ein. Am nächsten Tag ist das Wetter regnerisch und immer wieder nähern sich Gewitter von tieferen Lagen. Hierfür ist Korsika bekannt. Schnelle Wetterumschwünge und fast tägliche Gewitter. Das macht mir Angst. Denn Gewitter und Blitze in den Bergen sind sehr gefährlich.


Erste Etappe


Schöner Kiefernwald

Im Laufe des Tages umrunden wir das Bavellagebiet, ein wahrhaft berühmtes Klettergebiet. Dort beobachten wir auch wie mehrere Mufflons das Weite suchen, ein Schaf, das vor tausenden Jahren ausgewildert wurde und von denen es nur noch sehr wenige gibt. Bei der nächsten Hütte ankommenden begrüßen uns die Hüttenpächter, die sehr geschäftig wirken und allerlei Werkzeug herumliegen haben. Sie erzählen uns, dass sie in den letzten Vorbereitungen sind, da bald die Hauptsaison beginnt und es da durchaus vorkommen kann, dass über 100 Wanderer in und um das Haus nächtigen. Ich bin froh, dass wir die Landschaft fast komplett für uns allein haben und kann mir schwer vorstellen diesen Weg ebenso zu genießen in einer Schlange von hintereinander herlaufenden GR 20 Läufern. 10 € müssen wir für den Schlafraum bezahlen. Am darauf folgenden Tag erreichen wir den Gipfel unserer Tour nachdem wir ein großes Schneefeld durchquert haben. Da wir keine Steigeisen und Pickel dabei haben müssen wir uns sehr vorsichtig fortbewegen. Den Weg erkennen wir auch nur, da vor uns schon Leute unterwegs waren. An dieser Stelle hätte, wenn es noch mehr Schnee gehabt hätte auch Schluss sein können. Ich denke, dass wir Glück haben. In manchen Jahren hätten wir hier wieder umdrehen müssen.

Vom Gipfelkreuz haben wir einen fantastischen Rundblick und freuen uns über das gigantische korsische Bergpanorama. Den Rest des Tages steigen wir wieder von den 2200 m auf 1600 m ab und kommen dieses mal an einer Hütte an, die an einer Strasse liegt und deshalb auch von Touristen mit Autos besucht wird. Hier gibt es typisches korsisches Essen und wir können uns mit neuem Proviant eindecken was unseren schon beträchtlich geschmolzenen Vorrat ergänzt. In diesen Tagen Wasser zu finden ist kein Problem. Überall hat es kleine Bächchen und Wasserläufe. Im Sommer sieht das aber ganz anders aus entnehmen wir der Wanderlektüre. Auf der einen Seite muss man weniger Essen tragen, da die Hütten bewirtschaftet sind, auf der anderen Seite aber oft einige Liter Wasser. An vielen Stellen begegnen uns wilde Schweine, wobei diese auch zu Bauernhöfen gehören, aber frei umherlaufen dürfen. Das macht wohl den einzigartigen Geschmack der Salami und Würste aus.


Bavellagebiet


Bergunterkunft


Schneefeld


Gipfelsprung

Wir schlendern durch Gebiete mit alten, knorrigen und oft vom Blitz ausgebrannten Bergbuchen. Viele lassen anhand ihrer kleinen grünen Blättchen erahnen, dass der Frühling naht. Nach unserer letzten Tagesetappe legen wir unsere Rucksäcke vor der Tür einer besonderen Hütte ab. Diese ist in den steil abfallenden Hang gebaut und wirkt aus der Ferne betrachtet wie hingeklebt. Hier hat eine Schweizerin das Sagen und das kann man auch deutlich am Zustand des Hauses erkennen. Alles ist tip top aufgeräumt und in gutem Zustand. Da zur gleichen Zeit auch eine große französische Gruppe lachend und fröhlich das Haus erreicht verbringen wir gemeinsam einen lustigen, von Zaubertricks und Jonglagekunst gefüllten Abend in den Bergen. Der unglaubliche Sternenhimmel rundet diesen besonderen Abend dann noch ab.

Nach dieser Nacht geht es wieder ins Tal, aber in Richtung Landesinnere. Von dort aus planen wir wieder an die Küste zu trampen, was sich als sehr langatmig herausstellt. Es ist eine super Wanderung und zu zweit auch die richtige Gruppengröße. Nach meiner Radtour tut es mir gut immer wieder das Gefühl zu haben, es ist jemand da auch im Falle dass etwas passiert. Fern ab der Strassen und Handyerreichbarkeit ist es besser einen Partner an meiner Seite zu wissen. Es war die richtige Entscheidung vom Süden zu starten, da sich vor uns nun die noch höheren Berge erheben und diese alle im glänzenden Weiß erstrahlen. Das wäre wohl nur mit sehr guten Ortskenntnissen und der dafür nötigen Ausrüstung gehbar gewesen. Wir finden dann doch noch eine Mitfahrgelegenheit und erholen uns die letzten zwei Tage an einem schönen Campingplatz mit eigenem Strand.


Bademöglichkeit?! ;-)


Hütte mit schweizer Pächterin


Letzte Radtour an den Strand

Eine lange, sehr abwechslungsreiche Zeit geht nun zu Ende und bei der Rückfahrt mit dem Bus nach Freiburg, vorbei an vielen Plätzen, die ich mit dem Rad bereist habe lasse ich mich erschöpft noch ein bißchen tiefer in den Sitz sinken.
Was für eine Tour ;-) !!!