Was ist das wieder für 'ne Diskussion?
Geht's um die Rechtslage, geht's um die Sicherheit oder geht's darum, daß wir uns die Welt mal wieder backen wollen, wie sie uns gefällt?

"Guck, ob ein Auto kommt!" So fing's an, als ich zum ersten mal alleine die Straße überqueren durfte. Damit beginnt die Konditionierung, auch heute noch, heute sogar noch viel mehr als früher. Straße = Autos!

Ich hatte mal eine Frontalkollision mit dem Seitenwagengespann am helllichten Tag auf einer engen, einspurigen Straße. Das entgegenkommende Auto kam um die Kurve rumgestochen, der Fahrer hat mich gesehen, hat mich angesehen, aber er hat einfach nicht gebremst. Ist ins stehende Gespann reingerauscht. Ich konnte es nicht fassen, mir nicht erklären und es hat 'ne ganze Weile gedauert, bis ich begriffen habe, daß der den Seitenwagen einfach nicht wahrgenommen hatte. Ich hatte sogar Licht an und ein Positionslicht am Seitenwagen.

Auf 1.000 Autos kommt ein Motorrad und auf 1.000 Motorräder kommt ein Seitenwagengespann. Schon was ein Motorrad ist, weiß ein Autofahrer nicht wirklich, da er immer nur mit Autos zu tun hat, und ein Gespann überfordert ihn endgültig. Dafür hat er keinerlei Erfahrung abgespeichert und auf die Idee, daß dieses Motorrad hier Platz braucht, weil's eben selbst über 1,60m breit ist, kommt er im Traum nicht. Nachdem ich das gerafft hatte, sind mir immer wieder Situationen aufgefallen, wo Autofahrer unvermittelt auf's Motorrad zuhielten, in der Erwartung, daß das schon ausweichen würde und ohne zu erkennen, daß genau das nicht geht. Aufgefallen war mir das freilich schon früher, aber nun konnte ich es mir erklären.

Jeder der sich mit einem Nichtauto auf der Straße rumtreibt, sollte also auf der Hut sein, insbesondere, wenn das Vehikel ein von der Norm abweichendes Format hat und noch viel mehr, wenn es anderen Verkehrsteilnehmern zunächst ein bekanntes Pattern, ein Erkennungsmuster, eine Silhouette bietet, die diesen bekannt vorkommt, sie mental aber auf die falsche Fährte locken kann. Auf das abweichende Format so früh und so deutlich wie möglich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufmerksam zu machen, ist der Ideen ganz sicher nicht die dümmste.

Ich bin mal in der Türkei bei Dunkelheit überland gefahren und dabei ständig über irgendwelche unbeleuchteten Eselkarren etc. drübergefallen, bis ich auf bolzgerader Strecke am Horizont ein Scheinwerferlicht erblickt habe. Ah, endlich mal eine klare Situation! Gerade Strecke und nichts zwischen mir und ihm auf der Straße unterwegs. Je näher ich kam, desto klarer wurde, daß das wirklich nur ein einzelner Scheinwerfer ist. Also Motorrad oder Moped, aber das Licht zittert nicht, also vielleicht auch ein Auto mit nur einem funktionierenden Scheinwerfer. Als das Objekt dann in meinen Lichtkegel kam, entpuppte es sich als Mähdrescher, mit montiertem 7m breitem Mähwerk, quer über die ganze Fahrbahn, weswegen ich mal wieder schleunigst und unplanmäßig von der Straße mußte.