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#543243 - 30.07.09 19:15
Westalpen 2009
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Beiträge: 17.345
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Dauer: | 1 Monat, 8 Tage |
Zeitraum: | 12.6.2009 bis 19.7.2009 |
Entfernung: | 3775 Kilometer |
Bereiste Länder: | Frankreich Italien Liechtenstein Schweiz
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WESTALPEN SOMMER 2009Update 2017: Aufgrund der Änderung der Geschäftsordnung beim Bilderportal photobucket sehe ich mich bis auf weiteres nicht in der Lage, alle hier direkt eingestellten Bilder wieder sichtbar zu machen. In diesem Fall trifft es nur einige Bilder, die gleichzeitig Eintrittsbilder zur Bildergalerie darstellen. Die Bildergalerien funktionieren aber immer noch - auch wenn ein Platzhalter dort stehen sollte. Bitte nach Öffnen der Bildergalerie unbedingt die Funktion Diashow (Slideshow) suchen, da sonst die Betrachtung evtl. nicht funktioniert bzw. zuviel von Werbung gestört wird. InhaltsverzeichnisAllgemeins / 1. Schweizer Mittelland - Wallis (gleich hiernach) 2. Savoyer & Dauphiner Alpen3. Provençalische Alpen & Côte d‘Azur4. Seealpen & Ligurische Alpen5. Cottische & Grajische Alpen6. Walliser & Tessiner Alpen & junger Rhein/Rätische SchweizAllgemeinesEs scheinen im Forum mehrere Mitglieder/innen auf ähnlichen Wegen demnächst noch zu radeln – ich hoffe hier für einige noch rechtzeitig was Brauchbares einzustellen. Trotzdem bitte ich um Geduld – ich habe 6 Teile vorgesehen, die ich hier nach und nach einstellen werde – aber gerade wegen der Bildbearbeitung von ca. 2750 Fotos wird es noch bis zum Ende etwas dauern. Meine diesjährige große Sommerreise verlief mal wieder über hohe Berge – die Alpen das wohlbekannte Revier. Staunen muss man aber immer wieder aufs Neue, denn die Schönheiten der Natur sind immer wieder anders und schön. Überwältigend mal wieder die Vielfalt und Farben der Bergblumen. Und sehr viele Murmeltiere hielten Wache – mehr als ich je zuvor zu Gesicht bekam. Wie üblich habe ich meine Tour sehr kompakt geplant – eigentlich zu schwer – aber immer genügend Raum für Improvisation und Abkürzungen. Tatsächlich schwer bis an die Grenzen wurde die Tour dann durch den unsäglich schlechten Sommer. Was im Flachland oder Tälern noch unangenehm wirkt, kann in den Bergen geradezu brutal sich auswirken. Es gab natürlich auch gute Sommertage in gut 5 Wochen, aber überwiegend dominierte eine kalte Polarluft. Heftige Winde und Kälte waren daher im ersten Teil sehr häufig, eine Schwülphase in den Seealpen brachte mich in noch nie erlebte Extremgewitter und schließlich kam es zu einem massiven Kälteeinbruch samt Regen und Gewitter am Schluss mit dem Abfallen Schneefallgrenze auf 1400m. Nach bereits schlechten Bergsommern 2007 (Alpen) und 2008 (Nordspanien/frz. Pyrenäen) war das definitiv die garstige Krönung. Entsprechend der Witterung und wegen einiger weiterer kleiner Malheurs musste ich meine geplante Route recht oft ändern, viele Etappen unter- und/oder abbrechen. Auch eine schmerzhafter Sehnenreizung in den letzten 2 Wochen als mittelbare Folge des Wetters schränkte mich für Offroad-Fahrten und beim Gehen ein. Nicht nur deswegen habe ich einige Offroad-Projekte gestrichen (Parpaillon, Valbelle). Drei kleine (harmlose) Stürze gehörten ebenso zum Erlebten, wie zwei Reifenpannen, ein Bremszugriss, ein Tacho-Verlust, eine kleine Delle im Oberrohr und das Auftreten zahlreicher Mängel bei Verschleißteilen, die jetzt zahlreiche teure Reparaturen notwendig machen (Tretlager, Steuersatz, Nabe). Die Tour führte diesmal über insgesamt 115 Pässe, davon auch einige Wiederholer, aber überwiegend neue – das ist eine neuer persönlicher Rekord (2007: 89 Alpenpässe), mit 71.000 Hm ist es auch mehr als je zuvor, der Durchschnittswert mit 1870 Hm/Tag liegt aber unter dem Rekordergebnis von 2007 (2007 Hm/Tag). Auch die Kilometerausbeute mit 99 km/Tag fällt ziemlich bescheiden aus, die angestrebten 4000 km konnte ich nicht erreichen, die Geschwindigkeiten waren ebenfalls unterdurchschnittlich. Bereits besagte Wetterkapriolen haben aber nicht mehr zugelassen, obwohl mal wieder Ruhetage gestrichen wurden und längere Badepausen schon wegen der Witterung so gut wie nicht stattfanden. Gerade die wenn auch kleineren, aber immer exotischer werdenden Pässe sind auch schwieriger zu fahren als z. B. die großen Pässe wie Izoard, Iseran oder Madeleine. Es lässt sich nicht abschätzen, ob ich nun auch ein Stück mehr altersträge geworden bin oder alles eher ein Opfer der Umstände war. Häufiger als jemals zuvor habe ich wild übernachtet – da spielt meine Einkommenssituation eine Rolle – einige exotische Übernachtungen hätten sich aber auch mit Geld nicht vermeiden lassen wie die Zuflucht in der Abstellkammer am Col de Madeleine. Etliche Camping municipal waren wieder nicht mit Personal besetzt zu meinen An- und Abreisezeiten, sodass weitere 0-Euro-Übernachtungen dazukommen. Mittlerweile werden aber immer mehr Sanitärgebäude durch Nummerncodes gesichert, um solchen Campingparasiten eine Riegel vorzuschieben. Das ist aber keine Lösung für Nomadenreisende, die ja durchaus zahlungswillig sind. Zwei Nächte verbrachte ich schließlich in Festunterkünften. Nach wie vor weigere ich mich, auf einer Urlaubsreise zu kochen. Das Essen ist dann natürlich nicht ganz billig – eine gute Selbstversorgung aber auch nicht. Gelegentlich lege ich kalte Selbstversorgung dazwischen, um das Budget zu entspannen. Die Käseländer Frankreich und Italien kommen mir entgegen – dort ist guter Käse (meistens regional produziert) erheblich günstiger als in Deutschland, ebenso Brot. Kaffeetrinken ist nur in Italien günstig, die Franzosen sind da mittlerweile ziemlich teuer (Cafe au lait). Italien ist grundsätzlich bei einer vollwertigen Kost günstiger als Frankreich – nimmt man aber das Preis-Leistungsverhältnis, stimmt diese Aussage auch nicht unbedingt. Gutes Essen ist teils in Frankreich günstiger, Die Schweizer Übernachtungspreise (einfache Hotels) sind weniger erschreckend als die Preise für das Essen – hier stimmt auch das Preis-Leistungsverhältnis gar nicht mehr im Vergleich zu Frankreich oder Italien (oder Deutschland). Meistens sind die Portionen auch zu klein, zwei Gerichte zu bestellen sorgt zuweilen für Kopfschütteln. Undenkbar in den Nachbarländern. Bei teuren Schokoladen u.ä. habe ich mich diesmal zurückgehalten – ganz verzichten konnte ich natürlich nicht. TEIL 1: SCHWEIZER MITTELLAND, EMMENTALER ALPEN, BERNER ALPEN, WALLIS Fr, 12.6. Stuttgart || 14:18-17:41 || Waldshut – Brugg – Lenzburg – Mosen – Baldegg – EmmenbrückeC: wild 0 €; AE: Poulet süß-sauer, Reis; Pf extra, ca. 18,50 € 84 km, – 21,2 km/h – 3:58h – 370 Hm Eigentlich ein Prolog. Ursprünglich wollte ich nach Luzern mit der Bahn anreisen. Der ICE machts möglich, das mir das Interesse abhanden kam und ich durch das liebliche Mittelland ohne Schwierigkeiten mich an die Türmen- und Brückenstadt heranpirschte. Sehr flotte Fahrt nebst ziemlichen Verkehr bis Lenzburg. Einige Burgen säumen die Fahrt. Lenzburg ist mir bereits bekannt, daher schnell weiter zum Hallwiler See – Straße verläuft weitgehend oberhalb des Sees, aber nur leichte Steigung ab Lenzburg. Jederzeit könnte man in die nebenfahrende S-Bahn steigen. Der Baldegger See ist eher der Natur vorbehalten. Bei Dunkelheit suche ich bei Emmenbrücke einen Zeltplatz – erstaunlich gut lässt sich nahe der städtischen Agglomeration an der Reuss für eine kurze Nacht campieren. Milde Nacht, mageres Essen bei einem Fastfood-Asiaten mit McDonalds-Support. Sa, 13.6. Emmenbrücke – Luzern – Kastanienbaum – Hergiswil – Sarnen – Glaubenbergpass (1543m) – Entlebuch – Flühli – Glaubenbüelenpass (1611m) – Giswil – Brünigpass (1002m) – MeiringenC: Alpencamp 11,50 €; AE: Spaghetti, Kalbsgeschn., Pilze, Rw, Eis 27 € 134 km – 14,7 km/h – 9:05h – 2640 Hm Toller Morgen – und es sollte ein echter Sonnen- und Sommertag bleiben. Grandios schon der Blick auf den Pilatus, Hausberg von Luzern. Per Radweg kann man schattig in die Stadt fahren. Luzern ist natürlich selbst eine Reise wert. Ich kenne die Stadt auch noch aus meiner Kindheit – insbesondere der Gletschergarten ist mir in Erinnerung. Doch auch für den schnell Durchreisenden ergeben sich jetzt im Morgenlicht tolle Fotoperspektiven. Es ist gerade Markt – die Preise verstehen sich als typisch schweizerisch – 500g Erdbeeren z.B. gut 4 Euro. Direkt die Straße nach Hergiswil oder Uferroute nehmen? – Ich entscheide mich für die idyllische Uferroute (nicht komplett fahrbar, man muss einen kleine Hügel abseits dem dazwischen schalten – sonst aber verkehrsberuhigt) via Kastanienbaum. Lohnt sich. Vorher das noch nicht geöffnete R.-Wagner-Museum. In der Tat, der Nibelungen-Vertoner hatte einen schönen Ausblick. Herrliche Panoramen am Alpnacher See setzen sich fort, kleine Verpflegung in Sarnen – dann steigt unmittelbar die Straße zum Glaubenbergpass an. Nicht ganz einfach, aber ständig neue Panoramaperspektiven machen den Pass bei gutem Wetter zum Erlebnis. Die Westseite ist weniger attraktiv – Hügelland mit verteilten Siedlungen. Bei großer Hitze und einem kleineren Stück auf dicht befahrener Straße geht es wieder einsamer den Glaubenbüelenpass (auch Glaubenbielen) hinauf. Unten eine Schlucht, Felstunnel, Wald, dann Bergwiesen, finde auch eine Badegelegenheit. Eine Orgelfelswand taucht auf, es wird blumiger – toller Pass. Nach Westen dann wieder Panorma ähnlich dem Glaubenberpass. Zum Brünigpass geht ist über eine sehr heftig befahrene Straße. Der Pass ist ziemlich unrhythmisch, hat eine steileres Stück zum Lungernsee, an diesem dann flach vorbei, danach wieder unterschiedliche Steigungswinkel – auch steile. Überwiegend Nadelwald – ziemlich langweilig. Panorama lange rückwärts nach Norden – ist aber nach vorgefahren Pässe nicht mehr aufregend. Nach Meiringen teils auch mit gutem Gefälle nach unten – wieder meist Nadelwald, große Berge am Horizont. Noch vor Ortsmitte der Camping, ganz offen in der Wiese, freundlicher Empfang – es gibt auch noch einen weiteren (oder gar zwei). Für das Essen beim Italiener (gegenüber Bahnhof) hält sich mein Jubel sehr in Grenzen. So, 14.6. Meiringen – Große Scheidegg (1962m) – Grindelwald – Interlaken – Leissingen – Aeschi – Frutigen – AdelbodenC: Bergblick 0 €; AE: Pan. Schnitzel, Pf, Rw 20 € 99 km – 12,2 km/h – 8:03h – 2220 Hm Im Ort von Meiringen gelangt man zu einer Seilbahnstation nebst einem schönen Wasserfall – aber noch nicht die gegenüberliegenden Reichenbachfälle. Auch Sherlock Holmes hat Spuren in Meiringen hinterlassen… Ganz klein ist der Abzweig bei einer Bäckerei (ofenfrisches Brot und Nussstengeli), der in Obstwiesen hinein bald steil ansteigt. Der Bäcker mockiert sich noch über Liegeradler, die gerade Richtung Grimselpass gestartet sind. Ein kleines Stück ist nicht aspahltiert aus dieser Richtung, offenbar allerdings eine weitere Zufahrt von Innertkirchen. Bald sind die Reichenbachfälle erreicht – man muss etwas runterlaufen – von unten lässt sich das auch per Seilbahn anfahren. Bei Traumwetter sind schon etliche Mountainbiker und Rennradler auf dem Weg. Viele Erholungsphasen gibt es auf dem Weg zur Großen Scheidegg nicht, eine Flachpassage gibt es bei Rosenlaui – ich habe den Exkurs gegen Eintritt nicht unternommen – fühlte mich schon zu spät in meinem Zeitplan. Traumhafte Panoramen ergeben sich auf die Gletscherwelt der Berge, darunter die schönsten Blumenwiesen. Ideal für einen Profi-Fotografen, gerade das Klischeefoto mit Postbus zu machen – ich muss dafür sogar extra warten. Nach der Schwarzwaldalp gibt es nur Steilpassagen, aufgemalte Schilder auf der Straße warnen übermütige Radler vor dem Zusammenstoß mit dem Postbus. Ich erlebe einen Lawinenabgang auf dem gegenüberliegenden Bergmassiv – ein tiefes Grollen – letztlich noch eine kleine Lawine. Am Pass ist es sehr windig und eine Vesper genießbar. Auf der Westseite dann eine Pracht von Blumenwiesen, später folgen gigantische Ausblicke auf Jungfrau, Mönch und Eiger. Es wird sehr heiß. Mittlerweile habe auch in der Schweiz Supermärkte sonntags auf, hier vor Interlaken sogar ein ganzes Einkaufszentrum. Mittagsverpflegung. Interlaken lasse ich aus, fahre nur am Stadtrand weiter. Seezugänge gibt es fast keine wegen der Bahnlinie – so sind einige Badeplätze von Leuten besucht, die riskieren über die Bahnschienen zu steigen – ich selbst gehöre dann auch dazu. Insbesondere habe ich auch nötig mein Zelt zu trocknen. Es ist mittlerweile schwül-heiß, der Himmel zieht sich zu. Ein schöner, nicht zu schwerer Anstieg führt nach Aeschi hinauf, ein ruhiger Erholungsort mit weiten See- und Bergblicken. Das untere Kandertal ist weniger bemerkenswert – mit etwas Wind ziemlich zäh. Frutigen ist eine Verkehrsschnittstelle für die Bahn, via Kandersteg mit dem Bahnverlad von Autos via Lötschbergtunnel – alles ziemlich unschön. Im Engstlingental ist dann mehr Verkehr als erwartet – immerhin ist es ja eine Sackgasse. Schlimmer jedoch die düsteren Wolken – es ist bald bei guter Tageszeit dunkel. Der Regen samt Gewitter folgt alsbald und noch vor Adelboden. Unterstehen bei einem Bauernhaus. Langes Warten. Weiterfahrt schließlich bei Niesel und dunklen Wolken. Anfang Adelboden ein Camping (weiterer ist vorhanden). Leider liegt der Ort – fast ausschließlich auf Wintersport ausgerichtet und entsprechend geringes Angebot – weit oben und für das Schnitzel mit Pommes lege ich nochmal ein paar Höhenmeter drauf, die ich am nächsten Tag nochmal fahren darf. Immerhin die Nacht weitgehend regenfrei. Mo, 15.6. Adelboden – Hahnenmoospass (1956m) – Lenk – Zweisimmen – Saanenmöser (1279m) – Château-d'Oex – Col des Mosses (1445m) – Aigle – Monthey – TroistorrentC: wild 0 €; AE: Steak, Kartoffeln, Gem., Rw, Soufflé m. Erdbeeren 27 € 111 km – 13,4 km/h – 8:10h – 1975 Hm Das Schüttwasser des Vortages dampft noch eine Weile am Morgen aus den Wäldern und über den Bergwiesen. Es ist und bleibt kalt. Fast keine Sonne. In Adelboden kleine Frühstücksversorgung, lege mich mit Hundebesitzerin an, deren Hund mir mein Frühstück streitig machen will. Habe insgesamt den Eindruck, dass die Leute ein wenig verschroben bis nicht ganz freundlich sind. Zum Hahnenmoospass kann man auf verschiedene Weise gelangen – u.a. auch mit Bergbahnen, die sich durch das ganze Tal ziehen. Bei einer Verzweigung fehlt die korrekte Auszeichnung. Ich wähle die Straße mit MTB-Symbol Hahnenmoospass – das ist die falsche, wie ich aber erst zu spät merke – wohl aber die schönere. Alles ziemlich steil. Die asphaltierte Straße hier führt letztlich nicht zum Pass, sondern zu einer anderen Bergstation. Zur Straße auf den Hahnenmoospass kommt dann ein Wegweiser, wo jetzt in der Tat das MTB verlangt ist. Die Kuhweide verwandelt sich bald in ein Bachbett, das durchquert werden muss und gerade nach dem Ragen weitgehend unfahrbar ist. Zum Glück nur ein kurzes Stück. Dann geht es durch weithin offenes Gelände sehr steil das Stäßlein hinauf zum Pass. Oben haben sich im Gasthof Modellflieger einquartiert. Die ungemütliche Witterung treibt mich weiter. Die Schotterpiste auf der Westseite ist sehr steil, beinhaltet zahlreiche hoch hervorstehende Regenrinnen und ist durch den Regen des Vortages erheblich aufgeweicht. Sehr schwer hinunter zu fahren bzw. zu stottern. Hinauf würde ich da nicht kommen. Ein MTB-Paar versucht sich an der Auffahrt, ich schätze mal, das zumindest sie schieben musste. Bei der Durchfahrt entdecke ich in Lenk wenig Aufregendes und das Wetter macht einem jedes Verweilen madig. Weiterhin auch im Tal kalt und immer wieder leichter Regen. Die Vortagsentwicklung hat mich bereits den Jaunpass streichen lassen. So fahre bei Zweisimmen auf direktem Weg nach Château-d’Oex, dass man über Saanenmöser erreicht, der einen Pass darstellt. Panorama ist leider etwas eingeschränkt durch die vielen Wolken. Saanen hat recht urig-typische Häuser für die Region. Ein altes Kirchlein mit Schlösschen steht unweit am Ortsausgang – hier ist Gelegenheit zum Zelttrocknen und Picknick. Das Ballonhaus Château-d’Oex ist trotz normaler Nachmittagszeit geschlossen. Den Col des Mosses leitet die Gorges du Pissot ein, leider weitgehend von der Straße nicht einsehbar. Später folgen einige steilere Passagen, vor der Passhöhe unterbricht nochmal eine Flachpassage, der Pass wirkt zumindestens heute nicht allzu attraktiv. Die Südseite lässt hoffen, als es nach unten wärmer wird – aber es bleibt stark bewölkt und ein paar Tropfen fallen. Schön die Abfahrt in die Weinberge und Schlösschen von Aigle – leider leuchtet nichts in der Sonne – alles ist trübe. In Monthey muss man sich etwas durch den Verkehr durchkämpfen – es ist ein wichtiger Industriestandort, entsprechend rush hour usw. – Doch was tun? Das Gewitter droht. Ich fahre weiter - in einer Kehre oberhalb der Stadt dann die Zwangspause an einer Bushaltestelle. Die Aussicht Richtung Berge natürlich noch dunkler während das Rhonetal etwas Hoffnung verkündet. Für mich ist nur noch Troistorrent erreichbar (Camping erst in Pas de Morgins). Es regnet aber weiter wird wieder stärker. Im Ort sehe ich eine als Halbbrücke ausgeformte Straße, darunter ist ein nicht gerade romantischer, aber trockener Platz für mein Zelt. So flüchte ich erst in ein Restaurant, der Wirt will mir noch ein günsitges Übernachtungsangebot machen – naja, aus Schweizer Sicht – ich lehne ab und verbringe also die Nacht gewissermaßen unter der Brücke. Zur Bildergalerie Teil 1 bitte Bild anklicken
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Geändert von veloträumer (15.01.18 22:42) |
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#543941 - 03.08.09 11:07
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias,
wieder mal beachtliche Leistung - Hut ab!
So 14 Tage sind bei mir das Maximum.
Kannst Du einen Teil der Bilder nicht in ein Album einstellen?
Gruß Peter
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#543958 - 03.08.09 11:58
Re: Westalpen 2009
[Re: m.indurain]
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Kannst Du einen Teil der Bilder nicht in ein Album einstellen? Meinst du direkt in den Bericht? - Die Bilder sind ja in einem Album (soweit die Teilberichte von mir fertig sind) und für dich anzusehen - oder hast den Hinweis überlesen, das Bild anzuklicken - dann öffnet sich die Fotogalerie - dann erstes Bild anklicken und mit Pfeiltaste neben dem Bild weiterblättern.
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#544015 - 03.08.09 17:54
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Sorry, mit dem Zugang zum Album über das Foto hatte ich überlesen ...
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#544024 - 03.08.09 18:41
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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alle achtung!
wunderschöne, beeindruckende fotos.
das ging bestimmt ganz schön rauf und runter?!
herzliche grüße, ingrid
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#544027 - 03.08.09 18:49
Re: Westalpen 2009
[Re: inga-pauli]
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[…]das ging bestimmt ganz schön rauf und runter?![…] […] insgesamt 115 Pässe […] 71.000 Hm […] Durchschnittswert mit 1870 Hm/Tag […] Kilometerausbeute mit 99 km/Tag […] Och nö, war doch eher flach (und ich habe noch die Einschränkungen rausgenommen, wie z. B. nur 99 km pro Tag, etc.)
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Geändert von Holger (03.08.09 18:49) |
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#544121 - 04.08.09 08:46
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias, Gratulation zum ersten Teil Deines Berichts! Wie immer hast Du schöne, stimmungsvolle Fotos gemacht, die in Verbindung mit Deinen informativen Kommentaren zu den einzelnen Etappen ein gutes Bild von dieser sicherlich beeindruckenden Reise vermitteln. In die Alpen werde ich sicherlich auch einmal mit dem Rad fahren, ich mag einfach hügelige und bergige Landschaften...wenn nur dieses instabile, regnerische Wetter in unserem mitteleuropäischen Sommer nicht wäre... Ich brauche halt auf Radreisen Wärme, habe davon auf meiner eigenen Reise auch mehr als genug abbekommen... Nun, mal sehen, wohin es mich beim nächsten Mal treibt... Gruß, Martin
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#544709 - 07.08.09 16:17
Re: Westalpen 2009
[Re: Bafomed]
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Hallo Matthias, Gratulation zu deiner herausragend sportlichen Leistung. Dein Bericht ist super. Die Einstellung, nicht selbst zu kochen, teile ich. Als Dank für die Schinderei am Tag, muß dieser Luxus drin sein. Mich interessieren drei Punkte: Gewicht von Rad und Gepäck, Übersetzung, dein Alter. Bei meinem Alter tun mir die Pässe schön langsam weh. Gruß Gerhart
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Geändert von Gert66 (07.08.09 16:19) |
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#545147 - 09.08.09 20:31
Re: Westalpen 2009
[Re: Gert66]
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Danke für die Gratulationen. Gewicht des Rades samt Gepäck ca. 35-38 kg Eigengewicht ca. 66 kg Alter: midlife crisis (Jg. 1962).
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#545150 - 09.08.09 20:41
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Bei schwerwiegenden PC-Problemen, die mir den ganzen Tag versaut haben, hier ein schneller Versuch vor dem nächsten Absturz, endlich die Fortsetzung zu liefern. TEIL 2: SAVOYER & DAUPHINER ALPEN Di, 16.6. Troistorrent – Morgins – Pas de Morgins (1371m) – Abondance – Thonon-les-Bains – Col de Cou (1117m) – Col de Terramont (1096m) – Col de Jambaz (1027m) – Mieussy – TaningesC: Municipal? 0 €; AE: Salade chevre chaud, Schnitzel Savoyarde, Eis, Rw 28,50 € 115 km – 13,7 km/h – 8:24h – 1500 Hm* * statistischer Geschw./Zeit-Wert wegen Tacho-Ausfall, Hm entsprechen einer Schätzung anhand von Kartendaten Unter einer Brücke zu schlafen ist gar nicht so schlecht, wenn man weiß, dass es nicht für immer ist. Das Zelt ist relativ trocken, aber der Morgen sehr kalt, die Hänge dampften vom vielen Wasser der Nacht und die Straße führt gar direkt in die Wolke hinein. Die Straße nach Morgins ist relativ steil, vor dem Ort flacht sie ab. Morgins ist eher ein Wintersportort, baulich aber noch ansehnlich. Nochmal steigt die Straße danach etwas, die Grenze ist unbewacht und mit einem idyllischen See am Pas de Morgins (letztes Bild in der Bildergalerie Teil 1) erreiche ich französischen Boden. Da die Kälte anhält und die Wolken sehr tief hängen, aber in Richtung Genfer See Aufhellungen zu erkennen sind, streiche ich den Col du Corbier und wähle die direkte Route nach Thonon-les-Bains. Ein schönes Beispiel für die Savoyische Bauweise in den Bergen ist Abondance – wie auch ein schmackhafter AOC-Bergkäse der Region heißt. Aufgrund der direkten Route komme ich nicht durch die Gorges du Pont du Diable, dennoch bildet die Dranse auch noch im unteren Bereich eine Schlucht mit markanten Felszapfen, die aus den bewaldeten Hängen herausstehen. Sehr spät erst wird der Blick auf den Genfer See frei und wie bei großen Seen oft, bietet das Panorama wenig Attrakives für das Auge, die dunstige Luft tut ein Übriges. Immerhin erfüllt sich endlich mein Wunsch: es wird wärmer und sonniger. In Thonon überwiegt zunächst eine moderne, städtische Atmosphäre mit viel Verkehr. Ein paar Altstadtwinkel bieten etwas mehr Ruhe und noch entspannter ist es am Ufer, das unterhalb der Stadt liegt und u.a. mit einer Standseilbahn zu erreichen ist – groß ist der Höhenunterschied allerdings nicht. An Türmchen, Schlösschen,Yachthafen und Schwimmbad vorbei liegt im Osten ein halbwilder, schattenspendender Seepark oder -wald, der sich am Seeufer entlangzieht. Dort gibt es einen langen Kiesstrand, der sich in kleinere Buchten unterteilt und damit viele ruhige Badeplätze bereit hält – wovon ich urlaubsgerechten Gebrauch mache. Hinter dem Strandwald liegt das pittoreske Chateau de Ripaille, das aber nur von der NW-Seite zugänglich ist. Vier Türmchen zieren den Bau, der als Einsiedelei gegründet einst den letzten Gegenpapst Felix V. beherbergte, der sich 1449 nach Amtsverzicht hierin zurückzog – da fällt das Rentnerleben doch relativ leicht. Heute können die Räume für diverse Anlässe gebucht und zudem mit Führung besichtigt werden. Das Schloss mit den vier charakteristischen Türmchen umgibt ein Rebenfeld, dem ein spritziger Weißwein abgewonnen wird. Zurück durch das etwas hektische und nicht ganz übersichtliche Thonon folgt alsbald nach der letzten Verzweigung ein sehr ruhige, waldreiche und nur mäßig steigende Auffahrt zum Col de Cou. Gelegentlich Panorama zurück zur Westseite des Genfer Sees. Probleme bereitet das klebrige Granulat, das immer wieder am Reifen festpappt (setzt sich fest und kann in den Reifen eindringen). Eine feche MTBikerin fährt mir voraus und wartet oben auf ihren offensichtlich älteren und deutlich abgehängten Partner. Es folgen offene, liebliche Weiden- und Wiesenhügel, die noch weitere wohl ähnliche nette, aber nicht spektakuläre Pässe nördlich des Sees bereit halten. Vom Terramont kommend ist der Jambaz nur noch ein Überrollpass und es wird wieder schattiger samt kleinerer Schluchtabschnitte. Ich fahre die Talstrecke nach St. Jeoire nicht aus, sondern zweige über eine Weidelandschaft nach Osten ab. Hier eröffnen sich Panoramablicke nach Osten auf die alpine Bergwelt. Bei Mieussy zweigt eine weitere Passroute nördlich nach Les Gets bzw. Morzine ab – die Straße ist aber gesperrt. Durch meinen längeren Aufenthalt am Seeufer zuvor gibt mein Zeitplan ohnehin diesen Exkurs nicht mehr her und ich beende eine somit ziemlich leichte Etappe in Taninges. Mal wieder ist kein Personal mehr am Camping, aber leider ein Sanitärgebäude mit Geheimcode-Zugang. Zwar komme ich zu einer Dusche, als ich jedoch Gäste für den nächsten Morgen um die Nummer bitte, verweigert sich einer, der andere nennt mir ein unvollständige Nummer. Ich möchte hier nicht verschweigen, dass ich am nächsten Morgen auf dem Gelände eine „Buschtoilette“ suchen musste – ich weiß nicht, ob das im Sinne des Betreibers ist – selber schuld! Am Abend passiert mir ein folgenschweres Missgeschick: Beim eigentlich unnötigen Abschließen des Rades an einem Laternenpfahl vor dem Restaurant fällt mein Tacho auf den Boden. Das ist schon häufiger passiert und hat noch nie geschadet. Diesmal fällt er genau auf einen Stellknopf, sodass innen irgendein Kontakt (Feder?) bricht. Damit lässt sich die Anzeige nicht mehr verstellen. Ich verfüge fortan weder über meine Daten noch über die Uhrzeit (ist meine einzige Uhr auf Tour). Für den Tag kann ich die Daten anhand der Karte ganz gut rekonstruieren, die Geschwindigkeit ist wie auch am Folgetag mit dem Durchschnittswert der gesamten Tour angegeben. Die einzige Angabe, die ich fortan verfolgen kann, ist die absolute Höhe. Länger als geplant rechne ich fortan tagsüber die Hm zusammen, die ich nach jedem Anstieg erreicht habe – Hirnarbeit extra sozusagen – bei langen Anstiegen eher einfach, im Hügelland zuweilen ziemlich stressig. Die folgenden Hm-Angaben sind also etwa genauso gut wie zuvor, nur eben etwas unbequemer ermittelt. Der nächste Tag wird zur Suche nach einem Ersatzmodell mit entsprechend weiteren Routenänderungen. Das Essen ist fantastisch (Restaurant direkt an der Brücke, Glasfront). Nach dem zwar ordentlichen, aber spärlichen Essen des Vortages in der Schweiz: Allein die Vorspeise – warmer Ziegenkäsesalat mit vorzüglichem Dressing und Speck – ist nahrhafter als das gesamte Essen am Vorabend. Das mit Käse und Sahne in einer Terrine überbackende Schnitzel Savoyarde ist Genuss pur – wenn ich auch doch sehr betrübt und verärgert über meinen Schaden bin – immerhin ist so ein Tacho ja auch wieder ein Budgetsprenger – muss es immer die armen Teufel treffen? Mi, 17.6. Taninges – Les Gets – Morzine – Col du Ran Folly (1650m) – Col du Joux Plane (1712m) – Samoëns – Chatillon-s-Cluses (740m) – Cluses – Sallanche – Seuil de Megève (1100m) – Flumet*C: ? 0 €; AE: Salat Shrimps & Lachs, Pizza Margharita, Maroneneis, Cafe 23,90 € 108 km – 13,7 km/h – 7:53h – 2010 Hm Nebel liegt über dem Tal, von dem eine relativ belebte Straße nach Les Gets hochführt – zunächst offen, dann durch eine Engstelle samt kleiner Schlucht. Les Gets ist nach Kartenlage ein großer Ort – doch es erwartet mich in Berge eingebettet eine reich bebaute Fläche mit wenig Menschen. Mal wieder einer reiner Wintersportort. Ein Betreiber eines Sportladens verweist mich für einen Radcomputer auf Morzine. Nun, da will ich ohnehin durch. Nach weiterer Auffahrt, liegt Morzine in einer kleinen Talsohle. Noch größer als Les Gets, schon die Ausmaße einer mittelgroßen Stadt einnehmend, ist auch Morzine ein Wintersportort. Zwar ist der Ort belebter als Les Gets – in punkto Fahrrad aber nicht wirklich mehr vorhanden. Ein Händler – eigentlich eher Ski- mit Radverleih – führt ein paar einfache Tacho-Modelle – jedoch keine mit Höhenmessung. Nächster denkbarer Ort auf meiner Route für ein solches Utensil ist Cluses. Bei klarem Sonnenschein entfaltet sich die Fahrt über den Col du Joux Plane zu einer Traumtour. Blühende Bergwiesen überwiegen auf der steilen Anfahrt über den Col du Ran Folly, wasserbenetzte Felsen glitzern im gleißenden Sonnenlicht, Kühe grasen ihr schmackhaftes Sommerfutter, Brunnen spucken verschwenderisch das Quell der Berge aus. Oben eine Liftanlage, ein Rifugio etwas abseits, ein kreisförmiges, kitschig-blauleuchtendes Wasserbecken unterhalb. Um den Berg herum führt eine fast flache Halbhöhenstraße zum Col du Joux Plane. Nach Süden ein Panorama vom Feinsten: Das Mont-Blanc-Massiv im märchenhaften Schneekleid. Immer wieder ist die Perspektive atemberaubend neu – mal zwischen den Tannen als flüchtiger Fensterblick, dann ganz offen die Weite und Mächtigkeit der Bergwelt offenbarend. Am Pass selbst dann ein romantischer Bergsee, ein paar Enten sogar, dahinter grünbegraste Almweiden aufsteigend, über die Wanderer herunterkommen, im Staunen über das Panorama gegenüber. Ein Restaurationsbetrieb ist vorhanden, Bauarbeiter der derzeit gesperrten Straße machen Mittagspause. Als Radfahrer komme ich aber problemlos durch. Die Abfahrt ebenfalls sehr steil, sehr enge Kurven, stärker bewaldet als die Nordseite, mit vielen Ausblicken in das Tal und immer noch auf das Mont-Blanc-Massiv. Mittagsrast auf einer noch hoch gelegenen Bergwiese samt Traumblick. Die Hitze lässt mich länger verweilen. Mit wohl einigem Gummiabrieb auf den Felgen erreiche ich Samoëns. Malerische Häuserwinkel und Gassen, ein einladener Platz mit Bergkulisse, leckerer Kuchen aus der Konditorei – auch hier im Sportladen die Suche nach einem geeigneten Tacho sinnlos. Ich fahre die Südtangente nach Westen, überwiegend schattig und ohne Steigung. Man spart sich so die Talmulde bei Taninges und zweigt gleich ohne Ortsdurchfahrt bergauf nach Süden ab. Auch dieser Übergang mit Châtillon-s-Cluses stellt einen Pass dar. Im Tal liegt die Gewerbe- und Industriestadt Cluses, viele große Wohnblocks, breite Straßen, ein großer Brunnenplatz, schmachtende Hitze. Ich entdecke sehr schnell einen professionellen Radladen. Dieser führt nur die in Frankreich offenbar dominierende Marke Wintech (habe selbst Ciclomaster, VDO ist bei uns auch noch populär). Statt der kalkulierten 90 Euro kostet das Gerät 130 Euro, außerdem kabellos (mag ich eigentlich nicht, gibt aber mittlerweile keine Altnerative mehr bei Tachos mit Höhenmessung). Nächster Radladen irgendwo bei Bonneville, nicht auf meiner Route, Angebot soll eher kleiner sein. Lohnt der Umweg? – Ich überlege nochmal, frage am Brunnenplatz zwei Radrennfahrer. Sie empfehlen einen Laden in Sallanche. Auch nicht meine Route. Das Etappenziel Flumet ist aber mittlerweile über die Pässe Colombière und Aravis ohnehin nicht mehr erreichbar. So disponiere ich um und strample die extrem stark befahrene Flachstrecke nach Sallanche. In Sallanche ist der Radladen gerade ungezogen, liegt am Ortseingang. Ebenfalls kompetent – aber wiederum nur Wintech. Er hat sogar nur das nächst bessere Modell für 160 Euro. Ich beschließe einen einfachen Tacho für 20 Euro zu kaufen (Sigma, kabelgebunden) für die Kilometerzählung und insbesondere als Uhr, verlege den Kauf des Hm-Tachos auf die Zeit danach in Deutschland (in der Summe immer noch günstiger, der Tacho kostete mich letztlich jetzt 85 Euro) und rechne die Höhenmeter wie diesen Tag bereits während des Fahrens hügelweise zusammen. Durch das flotte Tempo der Flachstrecke habe ich nun noch die Chance Flumet zu erreichen, was mir mit dem gemäßigten Anstieg über Megève auch gelingt. Zwar kenne ich Megève schon, nicht aber diese Auffahrt (bin umgekehrt abgefahren nach St. Gervais – und bei Regenwolken). Nochmal habe ich freie Blicke auf den Mont Blanc mit seinem Gletschereis, dass in Chamonix ganz tief ins Tal reicht. Im beschaulichen Flumet speise ich in einem Restaurant mit italienischer Küche. Do, 18.6. Flumet – Col des Saisies (1650m) – Hautluce – Col du Joly (1989m) – Beaufort – Staumauer Lac de Roselend unten (1450m) – Col de Méraillet (1605m) – Col du Pré (1703m/1748m) – (Arèches) – L’AmiC: L’Ami 7 € (Freizeitraum); AE: SV 97 km – 10,8 km/h – 8:59h – 2930 Hm Da der Camping oberhalb von Flumet liegt, kann ich gleich den ersten Abzweig unmittelbar beim Camping zum Col des Saisies wählen. Damit spare ich einige Höhenmeter ein gegenüber den Abzweig direkt in Flumet (dafür musste ich die abends fürs Essen abfahren). Der Morgen wieder sonnig, wenn auch kühl. Mitten in den Bergen ein Märchenhaus – wohl eine Art Museum mit Märchenerzählung. Der Pass ist weitgehend offen, wenig spektakulär auf der Nordseite. Ich unterhalte mich ein Stück lang mit einem französischen Rennradler. Die Passhöhe wird wieder von skitouristischen Einrichtungen dominiert. Auf der Südseite dann verschwenderisch bunte Blumenwiesen. Während die eigentliche Passtraße nach Beaufort einen Zwischenanstieg vollzieht, zweige ich nach Hautluce ab. Charmanter Ort, wo ich mich mit Käse und Wurst eindecke, aber das Brot vergesse – folgenschwer, denn es gibt nun lange keine Einkaufsquelle mehr. So fahre ich etwas unterernährt den gesamten Col du Joly hoch. Weite, offene Almwiesen, auf denen die braunfarbenen Tarine-Rinder weiden, die die Milch für den renommierten AOC-Käse Beaufort liefern. Die durchschnittliche Herstellungsmenge von Beaufort-Käse ist auf 5000 kg pro Kuh und Jahr begrenzt um seine hochwertige Qualität und eine extensive, umweltfreundliche Beweidung sicherzustellen. Die Käseleibe können bis zu 70 kg Gewicht erreichen. Insgesamt 11000 Kühe grasen in Savoyen für den Käse. Ein Beaufort-Käse enthält 8 mal mehr Kalzium als Milch oder Joghurt und lässt sich vielseitig verarbeiten – auch für Käsefondue. Den besten Beaufort gibt es leider erst ab November – wenn nach der Mindestreifezeit von 4-5 Monaten die Milch der Sommerweidezeit verarbeitet ist – der Käse ist dann gelblich und aromatischer im Gegensatz zum weißen Winterkäse, den es nun gewissermaßen paradoxerweise im Sommer gibt – gut ist er trotzdem. Im unteren Bereich schaut man zu einer bedrohlich wirkenden Staumauer mit einer Art Wachturm auf. Die Passhöhe erlaubt weite Blicke auf die Bergwelt – der Mont Blanc ist wieder dabei. Mehrere scheinbar gute Pisten führen hier weiter, eine ist als MTB-Route ausgeschildert. Möglicherweise lässt sich der Pass auch durchgehend mit dem Reiserad nach St. Gervais befahren, möglicherweise auch über eine weitere Kammroute über den Col de la Fenêtre zur SO-Seite des Cormet de Roselend – ich kann allerdings nicht sagen, wie sich die Pisten später entwickeln. Flugs geht es für mich hinunter und ich komme im heißen Beaufort endlich zu meiner Brotzeit. Ein Schlösschen mit Rundturm und eine alte Brücke sind hier der Blickfang. Auf den Spuren meiner 2005er Tour fahre ich nun Richtung Cormet de Roselend. Am Zwischenpass Méraillet beim See zweige ich allerdings Richtung Col du Pré ab. Zuvor mache ich jedoch ein kapitalen Fehler: Eine ganz kleine Straße zweigt von der Hauptroute ab. Nach Karte führt sie zum Stausee unter Auslassung des Méraillet-Passes. Doch ganz genau hingeschaut gibt es beim Stausee keine Durchfahrt. Nun – wer die Karten nicht richtig liest, muss es dann physisch erfahren: Ich fahre die steile Straße hinauf, urwaldartig mit Schlucht und umgeknickten Bäumen, zahlreiche Kiefernzapfen auf der Straße. Eine Schranke verweist auf Privatstraße. Dann stehe ich auf einmal vor einer großen Mauer – übermächtig und nahezu unwirklich. Es ist Staumauer des Roselend-Sees und es gibt kein Weiter. Also ca. 150 Hm umsonst und zurück und die langen und recht anstrengenden Schleifen hinauf zum Meraillet. Vielleicht war dieser Umweg aber auch mein Glück, wie die weitere Entwicklung zeigt. Der Col du Pré ermöglicht schöne Panoramablicke über den Roselend-See mit der umliegenden Bergwelt. Leider ist der Himmel eingetrübt und eine drückende Tristess breitet sich aus. Offene Almwiesen mit den Tarine-Rindern prägen die Auffahrt. Restauration vor dem Pass. Der eigentliche Pass folgt nach einem Hochpunkt der Straße, der um ca. 45 m höher liegt als der Pass selbst – beide Punkte sind entsprechend angeschrieben. Eigentlich sollte man den Pass andersherum fahren. Die Westseite ist eine sehr enge und steile Straße, auf der man nicht viele Stellen ungebremst herunterfahren kann. Noch vor Arèches zweigt die Straße Richtung Cormet d’Arèches ab. Das spart Höhenmeter – aber man kommt an keiner Verpflegungsstation mehr vorbei. Immerhin ist es nicht weit bis zum Camping L’Ami. Nicht weit, aber höllisch steil. Es droht Gewitter, der Himmel tief dunkel. Am Camping ist trotz eines Hauses kein Personal, es gibt keine Restauration, aber einige wenige Wohnmobilcamper sind vor Ort. Ich frage nach einer evtl. Essensgelegenheit hier, die nächste ist aber in Aréches. Ein Franzose, ein pensionierter Vertriebsleiter für Satellitentechnik, lädt mich an sein Wohnmobil zum Essen ein. Das Wohnmobil ist quasi ein kleines Haus. Seine Frau tafelt auf, was im Kühlschrank ist, Käse und Wurst habe ich ja auch noch selbst dabei – und ich komme sogar zu einem Glas Wein. Wegen seiner internationalen Tätigkeit kann der Franzose sehr gut Englisch. Leider erfährt Abendessen und Gespräch – auch über GPS naheliegenderweise – einen jähen Abbruch aufgrund des einsetzenden Gewitters. Danke für die Bewirtung! – Das Campinggebäude hat einen Essensraum, in dem ich zunächst weiterspeise. Bald kommt der Betreiber mit dem Auto wegen einer herausgesprungenen Sicherung. Er öffnet für mich einen Freizeitraum mit Tischtennisplatte und Schreibsekretär, damit ich ohne Zeltaufbau übernachten kann – in Anbetracht der Naturgewalten hätte ich sonst im Essensraum oder gar im Sanitärgebäude übernachten müssen. Hätte ich mich vorher nicht verfahren, wäre ich möglicherweise mit der Option Wildcamping weiter den Pass hochgefahren – das wäre fatal gewesen! – Danke schön für die großzügige Bereitstellung des Raumes! Fr, 19.6. L’Ami – Cormet d'Arèches (2108m) – Aime – Moutiers – Celliers – Col de la Madeleine (1993m)C: wild (Abstellkammer); AE: SV 81 km – 10,5 km/h – 7:42h – 2305 Hm Die Auffahrt zum Cormet d’Arèches leidet ein wenig unter den kühlen Temperaturen, teils sehr windig und meistens stark bewölkt. Der aufsteigende Dunst schafft allerdings einige romantische Morgenimpresssionen am Stausee St-Guerin. Dort ist zwar ein kleines Bistro, was allerdings wohl nur zu besten Tages- und Sommerzeiten geöffnet sein dürfte. In dem weiten Kessel mit grünen und blumigen Almweiden, mit dem See und Hainen verteilen sich einige Bergbauernhöfe. Es gibt ein weit verzweigtes Pisten- und Wanderwegnetz. Die Offroad-Passage beginnt an einer Verzweigung nahe eines Bauernhofes – es ist nicht ausgeschildert, welche Piste zum Pass führt – nach Sichtperspektive und Kartenlage lässt sich aber sicher erkennen, dass man links weiterfahren muss. Zwar ist der Pass für mich nicht leicht zu fahren – zumal das Gewitter die Piste stellenweise aufgeweicht hat – aber insgesamt gesehen zähle ich den Cormet d’Arèches zu den noch mit Reiserad aktzeptabel fahrbaren Pässen. Der Offroad-Bereich der Südseite scheint mir rutschiger, sprich sandiger zu sein. Der Pass ist aber absolut lohnenswert – auch ist die Gegend als Wandergebiet zu empfehlen. Kleine und große Wasserfälle (letztere von der Straße nicht gut zu sehen bzw. nicht anfahrbar), eine abwechslungsreiche, wunderbare Blumenwelt und nach dem Guerin-See auch noch ein verträumter Feensee mit geheimnisvoll wirkenden dahingerollten Felsbrocken, an denen sich zahlreiche Murmeltiere herumtreiben. Im weiteren Verlauf gibt es am Pistenrand nach größere Mengen Altschnee. Oben starker Wind, Regen droht (fürs Foto habe ich extra die Windjacke ausgezogen, damit man mal das Forumstrikot sieht ). Die Südseite ist dann nicht weniger sehenswert. Zunächst in den weiten Almweiden flächige weiße Blumenfelder, markante, mitunter zapfige Monolithe, Serienkaskaden, große Wasserfallschweife. Ist der Asphalt erreicht, wird das Tempo noch nicht wesentlich höher: sehr schlechte Fahrbahn, teils viel Granulat, sehr eng und ohne weite Sicht voraus, weil durch ein dichten Wald führend. Der Wald ist licht genug für herrliche kleine Blumenwiesen, glitzernendes Tropfwasser. Mittlerweile phasenweise Sonne und zwischen den Bäumen betörendes Himmelsblau – wundersam geradzu nach soviel Grau zuvor. Alsbald die Talsicht in das obere Isère-Tal und auf das gegenüberliegende Vanoise-Massiv. Kleine Dörfer, Brunnengeplätscher, Brotduft. Im netten Ort Aime gute Versorgungsmöglichkeiten. Da ich doch eine Menge Zeit beiderseits des Arèches-Passes verbraucht habe, schließe ich die bergige Alternativroute auf der gegenüberliegenden Talseite aus und fahre die Hauptstraße nach Moutiers, womit ich meine 2005er-Alpentour kreuze. Die folgende Schnellstraße ist für Velos verboten, eine Alternativroute ist für Velos, wenn auch etwas verwirrend, ausgeschildert. Mehr Ruhe hat man dann nach dem Uferwechsel bei Aigueblanche, ein Kurgebiet folgt, idyllische Stimmung bei La Lechère. Mit dem Col de Madeleine wiederhole ich einen Pass der 2007er-Alpentour –allerdings in Gegenrichtung. Gerade die NO-Seite hatte mir bei der Abfahrt sehr gefallen – es war aber übelstes Wetter und ich konnte den Pass nicht genießen. In gewisserweiße wiederholte sich auch dieses – mit noch einer Steigerung. Immerhin konnte ich diesmal doch eine ganze Menge Fotos machen, wenn auch bei trüben Himmel. Die angedachte Route auf der SW-Seite via Lac du Loup (wahrscheinlich bis dahin offroad) und weiter über Col de Chaussy (ein eindrucksvoller Serpentinenpass) musste ich streichen, denn… - Erste Gewitterpause irgendwo – noch eher im unteren Bereich (Villard). Dann Weiterfahrt bei sehr trist-drohenden Wolkenhimmel und merklicher Abkühlung Richtung Pass, teils starker, böiger Gegenwind und somit eine sehr schwere Auffahrt. (Michel Virenque, einstiger Bergkönig der TdF, bewertet den Madeleine als einen der schwersten TdF-Pässe. Sicherlich gibt es in meiner Historie und auch auf dieser Reise schwerere Pässe – doch was heißt das, wenn Tagesform und Witterungsverhältnisse eine doch sehr gewichtige Rolle spielen.) Wohl ein Wunder, dass ich ohne die Regenfront den Pass erreiche, doch dann peitschen Sturmböen aus dem Tal Regen, tiefhängende Wolken und kalte Luftmassen über die offenen Berghänge am Madeleine. Bei regulären Witterungsbedingungen hätte ich nach Streichung des Col de Chaussy ein bequemes Zeitpolster für die Abfahrt und einen entspannten Abend in La Chambre gehabt. Eine Abfahrt wird aber unmöglich, zumal talwärts noch mehr Regen sich ansammelt. Denkbar eine gefährlich Teilabfahrt zum Wintersportort Lonchamp, dort völlig durchnässt und mit schlotternden Knien ein möglicherweise alternativlos teures Hotel aufsuchen – sofern überhaupt etwas geöffnet hat (meist nur Ferienappartments offen). Hier am Pass ist aber alles geschlossen, auch kein Unterstand. An dem Bistro mit Holzbohlen suche ich verzweifelt eine Nische. Wahrscheinlich ungewollt ist eine Abstellkammer für Regenschirme und Gartenstühle nicht abgeschlossen. Mehr als eine Stunde hoffe ich auf Entspannung. Doch Sturm und Regen werden noch heftiger. Wind pfeift durch die Ritzen. Ausichtslose Trostlosigkeit. Kalte Einsamkeit. Ich stapele in der Kammer die Stühle um, bereite eine Stelle zur Vesper vor – ein paar Vorräte habe ich noch. Irgendwie habe ich nun Platz für das Rad geschaffen und gerade ausreichend Platz über kleine Plastiktische als Liegefläche. An einigen Ecken tropft es durch die Decke. Mehr Luxus bietet die heutige Unterkunft nicht. Überlebt habe ich. Glücklich war ich nicht. Sa, 20.6. Col de la Madeleine – la Chambre – St. Rémy-de-Maurienne – Col du Grd. Cucheron (1188m) – Col de Champ-Laurent (1000m) – La Rochette – Allevard – Col du Barioz (1038m) – TheysC: Municipal 0 €; AE: Salat, Lasagne, Apfeltorte 15 € 100 km – 14,2 km/h – 7:00h – 1850 Hm Der Morgen scheint schön. Wolken steigen aus dem Tal. Sonne kommt etwas unentschlossen aus dem leicht dunstigen Himmel. Der Schein trügt. Es ist bitterkalt. Die Hände bereits jetzt eher halbtaub. Eine Talabfahrt in der Frühe schon wegen der dichten Talwolken nicht ratsam. Warten auf mehr Sonne. Ich versuche mich warm zu machen mit festem Stampfen und Tanzen auf den Holzbohlen. Bereits nach 8 Uhr traue ich mich auf die Abfahrt. Die Talwolken haben sich gelockert, teils schöne Morgensonne, die Kälte bleibt, es ist immer noch sehr windig. Die Abfahrt ist sehr kurzweilig, da eine durchgehendes hohes Gefälle besteht. Größte Attraktion auf der SW-Seite sind die Pilzfelsen. In La Chambre folge ich zunächst dem Duft des frischen Brotes. Es ist nur angenehm auf den windgeschützten Plätzen der Cafes in der Morgensonne, sonst biestig unangenehm im kalten Wind, zumal mein Körper nicht gut erholt ist von der Nacht. Weiterfahrt im Isère-Tal. Stop bei einer Käsefabrikation von Beaufort-Käse mit Direktverkauf. Die Milch wird in riesigen Metallbottichen gequirlt, an der Theke gibt es eine opulente Käseauswahl. Eine einheimische Frau kauft riesige Mengen zusammen. Der Beaufort liegt auf einer Drehscheibe und das Messer folgt der Maßeinstellung eines Lasers. Für einen Fahrradnomaden ist aber selbst mit diesem Präzisionswerkzeug kaum eine angemessene kleine Scheibe abzuschneiden. 11 Euro das Kilo, auch viele andere vorzügliche Käse kosten zwischen 12 und 18 Euro das Kilo. Deutsche Käsepreise von 28-30 oder auch über 40 Euro für das Kilo vergleichbarer Käsequalität sieht man in Frankreich auch in den Supermärkten entweder kaum oder gar nicht (eher bei industriell vertriebenen Käsemarken). Nach der Fahrt durch lichten Wald, entlang von lieblichenWiesen und durch kleine Dörfer beginnt bei La Corbière der Anstieg in die Hurtières-Berge. Damit beginnt eine Kette von Pässen, die erstaunlich unterschiedliche Landschaftsbilder haben. Da es sich um eine weitgehend unbekannte Alternative zu dem Einerlei des Isère-Tales zwischen Albertville und Grenoble handelt, möchte ich hier diese Routen nachdrücklich empfehlen. Es gibt auch zahlreiche Einstiege aus dem Isère-Tal, um einzelne Abschnitte zu fahren. Der längste und wohl auch schwierigste Anstieg liegt mit dem Col du Grand Cucheron gleich am Anfang. Viel Laubwald, unterbrochen von einer Wiesenebene, viele Walderdbeeren am Straßenrand. Der Fluss Gelon bildet ein wiesiges Längstal. Am Col de Camp-Laurent sind Birken und eine Art Hochmoorlandschaft zu sehen. Weiteres Auf und Ab via Wiesen und Wald. Mit La Rochette (Schloss, nette Häuser) ist das westliche Tor Savoyens erreicht. Mit den Departments Isère, Drôme und Hautes-Alpes folgt das Dauphiné, eine Region, die den Namen eines Titels der Herrscher des gleichnamigen ehemaligen Feudalstaates trägt. (Heute verteilt sich das Gebiet in die offiziellen, leider wenig charakteristischen Regionenbezeichnungen Rhône-Alpes und Provence-Alpes-Côte d’Azur.) Nach einer fast flach zu fahrenden Schlucht nach Allevard folgt auf kleiner Straße ein ordentlicher Anstieg zum Barrioz-Pass. Mehr Autos als üblich sind unterwegs – eine Hochzeitsgesellschaft pendelt zwischen dem Hausfest hier am Berg und Allevard (Fotoshooting dort am künstlichen See mit Wasserfontäne). Die ausgelassene Festgemeinde winkt mir johlend zu. Da es in Theys wider Erwarten einen Camping Municipal gibt (bin einziger Gast nebst verlassener Wohnwagen) und zwei Restaurants, verbleibe ich hier vor dem nächsten Anstieg, wo ich auf absehbare Sicht keine Infrastruktur erwarte (noch ein Camping auf dem Berg, aber keine Restaurants mehr). Im besseren italienischen Restaurant ist am Samstagabend ohne Reservierung kein Platz zu finden. Die Alternative ist eine etwas heruntergekommene Kneipe, ausreichend zur Nahrungsaufnahme. Im kleinen Ort überrascht ein schmuckes Haus mit gemalten Fensterbildern. Der Tag schließt mit leichtem Regen, logischerweise nach viel kaltem Wind und überwiegend düsterem Wolkenhimmel. So, 21.6. Theys – Col des Ayes (944m) – Col du Lautaret (984m) – Col des Mouilles (1020m) – Mas-Jullien – St. Martin-d'Uriage – Col Luitel (1262m) – Séchillienne – Laffrey – Monteynard – Vif – Avignonet – Le Collet de Sinard (881m) – MonestierC: Monestier 7,40 €; AE: Ravioli 5 € + SV 135 km – 12,7 km/h – 10:38h – 3120 Hm Zu meiner Überraschung ist auch der zweite Anstieg ein Pass (Col du Lauteret, nicht auf Straßenkarten zu finden, nicht zu verwechseln mit dem bekannten 2000er am Massif des Ecrins bei Briançon, Passnamen sind in Frankreich mehrfach identisch vorhanden, vgl. Madeleine). Danach liegt in der Talsohle ein Dorf mit Mühle – hier ergeben sich fantastische Panoramablicke auf das hochalpine Belledonne-Massiv. Da es in der ersten Tageshälfte noch sonnig ist, kann ich auch das Panorama wenig weiter vom Croix de Revollat genießen. Man überblickt das weite Isère-Tal hinüber zur Chartreuse, in westlicher Ferne erkennt man die Agglomeration von Grenoble, dahinter das Vercors-Gebirge. Am frühen Mittag erreiche ich schließlich St-Martin-d’Uriage, das eigentlich Etappenziel des Vortages sein sollte. Ich enstchließe mich, die anspruchsvollere und längere Route über Chamrousse zu streichen, stattdessen die Alternative auf der Westseite um den Forêt de Prémol zu fahren. In Uriage-les-Bains ist es noch so heiß, dass die Schokolade sofort wegschmilzt, wenig später friere ich am Col du Luitel, läuft der Schweiß wieder in Séchilliene, treibt der Wind kalt über den Lac Chaffrey und endet der Tag bibbernd bei eiskaltem Wind in Monestier. Der Sommer ist schwierig. Die einzige Attraktion der autobahnähnlichen, aber ziemlich steilen Prémol-Auffahrt ist der weite Panoramablick auf Grenoble und das untere Drac-Tal. Ganz anders dann die Welt am Col Luitel. Dort liegt ein mooriger See und eine unter Naturschutz stehende Fauna und Flora samt Informationszentrum lädt zum Entdecken ein. Birken, Blumen und Gräser, teils endemisch, erfreuen das Auge. Die Südseite des Col Luitel dann sensationell schön. Farbenprächitge Blumen, überhängende Bäume von dunkel bis lichten Kastanien, schmalste Straße (Achtung, schlechter Belag, keine Rennabfahrt!), felsige Kurvenwände, kleine Wasserkaskaden, urwaldartige Vegetation. Ein Rennradfahrer jagt grußlos auf der Suche nach seiner Bestzeit den Berg hoch – kann er das hier genießen? – In der Tat aber wäre es sinnvoll diesen Pass von Süden zu fahren – dann ist er allerdings sehr schwer – aber eben ein echter Geheimtipp. Um meinen Zeitplan zu halten, opfere ich weiters den Col de Malissol. Die Auffahrt über ein einsames Strässchen zum Lac de Laffrey ist aber auch attraktiv. Dichter und uriger Wald, hin und wieder ein Panoramablick ins Romanche-Tal. Vor Laffrey stößt man auf die vielbefahrene, berühmte Route Napoléon. Der See ist leicht und in unmittelbarer Ortsnähe erreichbar. Selbst in einer windgeschützten Ecke verweile ich allerdings nur für die nötigste Picknickdauer. Wieder einsamer, jetzt durch offenes Hügelland, zunächst leicht aufwärts, dann bald abwärts, fährt sich die Verbindung von Laffrey nach Monteynard. Auf der folgenden Corniche du Drac herrscht wieder mehr Betrieb, ist auch eine wichtige Verbindungsachse nach Grenoble. Der Blick nach Westen beeindruckt zusammen mit dem Drac-See vor allem durch die Felsformationen der Montagne de Lans vom Vercors-Gebirge. Von der Trasse der Chemin de Fer de la Mure – heute eine begehrte Touristenbahn – sieht man allerdings nur zwei recht entfernte Viadukte. In St-Georges gibt es einen Bahnhof, wo ein paar Züglein herumstehen. Von Vif aus führt nun eine doch eher langweilige Route parallel zur Autobahn wieder ca. 500 Hm hinauf, die man zuvor auf der anderen Seite des Drac-Sees abfällt. Die Steigung ist sehr moderat. Doch es ist nur kalt und windig – einzig der Bergformationen im Westen bieten einen Blickfang – sind aber teils von dunklen Wolken umwoben. Den See sieht man auf der gesamten Strecke nicht. Insgesamt lohnt sich diese Umrundung des Drac-Sees nicht – fährt man nur eine Route, sollte man die Ostroute wählen. Weiter westlich gibt es noch ein Passroute, dann aber mit erheblich mehr Kilometern. Bei Sinard und Avignonet führen Straßen zu den Ferien-Campings am See. Man muss dazu allerdings wieder etliche Höhenmeter runter und anschließend wieder rauf. Mein Plan zu einem Ruhetag auf einem FKK-Camping bei Avignonet verwerfe ich, denn bei der aktuellen Witterung wäre es nur sinnvoll, wenn dort Neandertalfelle verteilt würden. Es gibt zudem dort keine Restauration, ist also für eine Zwischenübernachtung ungeeignet. Als ich spät in Monestier ankomme, finde ich nur mehrere für länger geschlossene Betrieb vor, im einzig verbleibenden Restaurant hat die Küche bereits geschlossen. Unweit hier und nahe dem Camping am Hang herrscht lauter Trubel. Irgendeine Art Fest, eine Musikgruppe spielt vor überwiegend jugendlichem Publikum – ein ziemlich kratzbürstiges Rock-Reggae-Gebräu – doch immerhin bekomme ich als Magenfüller noch einen Becher Ravioli mit Currysahnesauce und etwas Brot, sodass ich ergänzend mit meinen Käse- und Wurstvorräten doch noch gesättigt bin – als Zugabe schenkt mir der Standbetreiber noch ein Muffin. Der Camping ist ein wenig windgeschützt und mir so willkommen, zudem sehr gut ausgestattet, die Dusche der wohlige Luxus des Tages. Mo, 22.6. Monestier – Col du Fau (899m) – Col de Cornillon (885m) – Col Accarias (892m) – Mens – Col St. Sebastian (926m) – les Payas – St.-Etienne-en-Devoluy – Col du Noyer (1664m) – Poligny – Col de Bayard (1248m) – Col de Manse (1268m) – AncelleC: ? 8 €; AE: SV 114 km – 12,6 km/h – 9:00h – 2580 Hm Es bleibt windig, die Luft kalt, aber immerhin wird es heute sonnig. Die Entscheidung des gestrichenen Ruhetags war richtig, denn über dem Drac-See setzen sich die Wolken fest, wie ich mehrfach mit den Blicken zurück erkennen kann. Die folgenden Pässe bis zur Schlucht Souloise sind keine große sportliche Herausforderung, moderate Steigungen. Es sind eher offene Pässe, nur kleinere Waldpassagen. Die Faszination liegt in den unterschiedlichen Perspektiven über Getreide- und Blumenfelder – Rot der Mohn, Goldfarben die Gerste, Blau die Kornblumen. Dazu kuriose Felskulissen hinter den weiten Ebenen, nach Westen auch hochalpine Spitzen des Ecrins-Massivs. Mit der Durchfahrt der Defilé de la Souloise kreuze ich wieder meine 2007er-Alpentour. Nicht weniger staune ich erneut über die Felsenge, die seltsamen Löcher und Ritzen in den Felsen, die eigenartig regelmäßige Muster abgeben, die übermächtigen Steinkolosse. Einen Umweg über den Col de Rioupes lasse ich aus. Doch schon die direkte Anfahrt nach St-Etienne-en-Devoluy verheißt einen großartigen Pass. Himmelwärts ragen spitze Berge heraus, in gereihter Ordnung, daneben wie selbstverständlich natürlich der Erde entsprungen „himmelgerecht“ am Horizont ein Kirchtürmchen (auch dort führt nochmal ein Straße hinter und über die Berge, die an der Défilé des Étroits sich wieder zu einer Straße bündelt). Eine kleine, enge Schlucht öffnet sich nach St-Etienne-en-Devoluy hin – auch eine Ausgangsbasis für eine Wintersportgebiet – doch weitgehend im Charme eines Bergdorfs erhalten und vor großartiger Bergkulisse – etwa mit dem wie eine Abruchkante in die Landschaft hineinragenden Pic de Bure. Ein kleiner, übervollgestopfter Laden hat eine große Auswahl an leckeren Spezialitäten, schönen Spielzeugen, originellen Kunsthandwerken, schicken Postkarten bis hin zum unvermeidlichen Kitsch. Weiter durch offenes Bergland und bei heftigem Wind folgt der etwas verwinkelte Anstieg zum Col du Noyer. Die stürmischen Windböen zehren an meinen Kräften, die Steigung ist ja schießlich auch nicht gering. Überall sieht man die Steinwälle der alten bäuerlichen Kultivierung der Bergwiesen. Die Blumenzonen ändern sich stetig, halten die Spannung auf die nächste Farbkomposition aufrecht. Das weite Panorama ändert sich bald in eine engeres, eine kurios anmutende Mondlandschaft ähnlich dem Col d’Izoard öffnet sich mit dem Richtungswechsel nach Osten. In vielfältigsten Farben bieten Alpenrosen, Buschwindrosen, Enzian, Steinblumen einen lieblichen Kontrast zu der herben Steinwelt. Gut für das Gemüt, das von den schon als brutal zu bezeichnenden Sturmböen immer wieder gedrückt wird. An der Passhöhe fliegt mein Käppi vom Kopf, chancenlos sehe ich es entschwinden. Zu meiner Überraschung gibt es am Passbistro ein Fangnetz, an dem ich mein Käppi doch noch einfangen kann. Man kann hier leckeren Heidelbeer- oder Himbeerkuchen essen. Wohl nicht weniger anspruchsvoll wäre der Anstieg aus Osten, viele Serpentinen führen hinunter, stärker bewaldet und eng an Felswänden vorbei – ganz anders als die Westseite. Nach Osten weite Blicke über die sanft bergige Hochebene, über die die Route Napoléon verläuft, über die ich dann auch kurz fahre. Wie ein gerader Strich der Bayard-Pass – nicht der Erwähnung wert. Mit Blick auf Gap, aber noch vor Erreichen der Talsohle zweige ich nach Westen ab, immer noch heftigen Windböen ausgesetzt. Am Col de Manse ist ein Refuge Napoléon, die Landschaft schimmert in der Abendsonne leicht gülden. Im Nordwesten tun sich höhere Berge auf, die u.a. das Quellgebiet der Drac markieren. Nach kleinem Höhenabfall steigt die Straße weiter leicht an, über weite Weidelandschaft, wo man alsbald Ancelle erkennen kann. Auch hier dominiert Wintersport, sodass etliche touristische Einrichtungen geschlossen sind, der südliche Camping ist wieder mit Nummerncode ausgestattet, wirkt mit ausschließlich festen Wohnwagenplätzen völlig verlassen und ist mehr als Wintercamping gedacht. Ich campiere sodann auf dem nördlichen Camping. Leider ist auch diesmal bereits wieder überall die Küche geschlossen. Mein Selbstversorger-Dinner ist dann ein schräge Mischung aus Nusstorte, Dosencalamares, Wurst und Käse – das ich aufgrund der Kälte in den Sanitärräumen verspeise. Zur Bildergalerie Teil 2 bitte Bild anklicken
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#545219 - 10.08.09 09:30
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias, die Alpen (und andere Gebirge) waren dieses Jahr aufgrund des Wetters ein wirklich schwieriges Terrain, das Du jedoch offensichtlich gut gemeistert hast. Dank Dir für die gewohnt schönen Bilder und den ausführlichen, unterhaltsamen Bericht. Das mit den Betreiberlosen Campingplätzen ist mir erst einige wenige Male (in F) passiert, wann bist Du denn da immer eingelaufen? Gruß Nat
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#545258 - 10.08.09 11:34
Re: Westalpen 2009
[Re: natash]
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Das mit den Betreiberlosen Campingplätzen ist mir erst einige wenige Male (in F) passiert, wann bist Du denn da immer eingelaufen? Meistens sind das die Camping Municipal - insbesondere die weniger besucht werden. Die Privaten haben halt ein größeres Interesse ihr Geld einzusammeln, oft wohnen sie auch gleich anbei und bemerken auch späte Gäste. Da kommt evtl. wer abends nochmal mit dem Kassierbeutel und schaut wer neu eingetroffen ist. I.d.R. fahre ich morgens zwischen 6:45-7:45 los, zuweilen auch mal später. Viele öffnen ihr Büro aber erst um 9 Uhr, entsprechend sehe ich morgens diese Betreiber nicht. Abends (im Sommer) komme ich i.d.R. zwischen 20:30-21:15 an. Zuweilen auch schon mal vor 20 Uhr oder in der Dunkelheit nach 22 Uhr oder auch noch später, z.B. wenn ich zuerst Essen gehen, weil sonst dicht ist. Campieren kann man oft immer noch irgendwo - ggf. wild. Essen wird aber schwierig, wenn die Vorräte alle sind. Ich neige dazu, die Helligkeit auszuschöpfen. Auf dem französischen Lande versuche ich vor 21 Uhr einzulaufen, damit man bis 21:30 noch was zum Essen findet. Im ländlichen Österreich sollte man das ganze noch eine halbe Stunde vorziehen. Im Mauren-Massiv habe ich z.B. am Camping gelesen, dass man sich bis 17 Uhr (!) im Tourismusbüro (nicht am Camping!) melden soll, dann bekommt man auch den Nummerncode für die Sanitäranlagen. Sind die Schließzeiten der Büros mager, bringt es auch nichts eine Stunde früher einzutrefffen - selbst um 19 Uhr sind sie dann bereits meistens geschlossen. Übrigens: Willkommen zurück in BaWü, Frau Plattfuß!
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#545870 - 12.08.09 10:47
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias,
schöner Bericht, tolle Bilder. Welchen Tacho mit Hm Messung hast Du jetzt erworben?
Gruß, Andre
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Off-topic
#545925 - 12.08.09 13:27
Re: Westalpen 2009
[Re: sigma7]
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Da ich mit dem alten zufrieden war, habe ich wieder einen Ciclomaster gekauft: CM 4.3A. Ist aber bereits ein Auslaufmodell, die neue Serie läuft als CM 4.4. Leider alle mit Funk - Kabel gibts nicht mehr. Das Gerät arbeitet offenbar auch schlechter als das alte. Misst offenbar die Hm richtig (oder gar mehr - genaue Vergleiche habe ich aber noch nicht) - zeigt aber die absolute Höhe zu niedrig an. Vielleicht liegts auch am schwierigen Wetter derzeit. Ein echter Nachteil: Dreht man den Tacho raus, um die Messung zu unterbrechen (z.B. beim Stadtbummel, um die Ergebnisse nicht zu verzerren) läuft die Messung weiter. Auch die Hm werden gemessen, wenn ich das Rad die Treppe rauf trage und sich das Vorderrad nicht bewegt. Erst wenn der Tacho nach einer Minute in den Schlafmodus fällt und dann der Tacho nicht vollständig eingedreht ist, unterbricht er die Messungen. Sieht man mal wieder, dass mit dem Fortschritt nicht alles besser wird...
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#548665 - 26.08.09 05:37
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Wieder ein kleiner Schritt vorwärts. Der folgende Teil der Reise ist der sommerlichste und auch der entspannteste Teil der Reise, mit (fast) zwei Ruhetagen – und weitgehend im mediterranen Voralpenland mit geringeren Höhen. TEIL 3: PROVENCALISCHE ALPEN & CÔTE D’AZUR Di, 23.6. Ancelle – Col de Moissière (1573m) – Chorges – Col Lebrault (1100m) – Les Celliers – Gorges de la Blanche – Seyne – Col de Mure (1346m) – Col du Labouret (1240m) – Digne-les-BainsC: Bourg 9 €; AE: Salat, 2 x Crêpes, Rw, Cafe 24,30 € 105 km – 15,5 km/h – 6:43h – 1545 Hm Die Nacht war so kalt, dass sich auf den Autoscheiben des Campingwartes Eis gebildet hatte. Vor der Abreise brauche ich entsprechend einen Cafe au lait in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Der folgende Pass zählt noch eindeutig zur Dauphiné-Region. Nur noch ein kleiner Anstieg im Schatten, oben dann erste wärmende Sonne. Die Abfahrt nach Süden eindrucksvoller. Schöne Waldpassagen, schon etwas südlicher geprägt mit Kiefern, viele Blumen, enge Straße. Weiße Kühe drängeln sich fürs Fotoshooting zusammen, als ich die Kamera zücke. Danach freier Talblick und endlich Sommerhitze. Die Verkehrsachse zwischen Gap und Lac de Serre Ponçon stellt ein gewichtige Verkehrsachse dar – die ich bereits 2007 in umgekehrter Richtung gefahren bin. Eine neue und damit dritte Facette lerne ich vom riesigen Stausee Lac de Serre Ponçon kennen, indem ich die Westseite befahre (mir fehlt damit noch die Ostroute). Man hat sehr schöne Aussichtspunkte über den See (und damit besser als die Nordwestseite und die Südseite). Am südlicheren Teil liegen nach Osten seltsame Gesteinsberge wie sie für diese Region typsich sind, teils in schwarzgrau, teils rostfarben – nicht zuletzt eine Fundgrube für fossile Überreste. Die Hauptstaumauer ist ein mächtiger Steinhaufen, darunter dann ein kleinerer See, wo man flach bis zur zweiten Staumauer mit der Straßenüberquerung fährt. Mal wieder hatte ich mir eine komplizierere, schwierigere Pässeroute ausgedacht, die ich verwerfe und mich für die Abkürzung und ziemlich leichte Route durch die Gorges de la Blanche umentschieden. Diese Wahl bereue ich nicht, denn die Schlucht – nicht sehr lang – ist einfach klasse. Die dunklen Gesteinswände, Steintorbögen, Straßenführung, überraschende Mohnfelder dazwischen und schließlich sogar gute Zugänge zum Fluss mit Badestellen sorgen für aufregenden Augenschmauß und Urlaubsfeeling. Auch deutsche Motorradfahrer sind beeindruckt. Mit Erreichen der D 900 fallen die die nackten Spitzen der Montagne de la Blanche im Osten ins Auge, die bereits das typische Gepräge der Seealpen etwa wie am Cime de la Bonette haben. Seyne ist ein beliebter Ort wohl Sommers wie Winters, eine alte Burganlage (bin ich nicht raufgefahren), ein weithin sichtbarer Kirchturm und eine dreiteilige Bildtafel mit biblischen Darstellungen fallen besonders auf. Sehr gemäßigt ist die Steigung zum Col de Maure. Vor dem Col du Labouret bietet mir ein Mopedfahrer an, mich bei ihm anzuhängen – ob ich so bemitleidenstwert daher tuckere? – Jedenfalls lehne ich ab – auch dieser Pass ist leicht zu fahren. Ein dichter, fast mitteleuropäisch wirkender Wald bildet den landschaftlichen Rahmen, dem eine langsam mediterraner werdende Vegetation folgt – zunehmend mit Ginsterbewuchs und Kiefern. Trotzdem bleibt das Provencalische noch verborgen – erst mit Digne-lesBains (nach dem Camping) verströmt eine Pforte den Hauch des Südens. Wer die Strecke umgekehrt fährt, wird bei moderaten Steigungen sehr lange den Blick der Bergketten im Auge halten – möglicherweise etwas monoton. Auf dem Camping nördlich von Digne treffe ich auf je einen Reiseradler aus England und der Schweiz. Der Schweizer ist noch Radreiseanfänger und ohne Zelt nur mit Biwak unterwegs. Die kalten Nächte (er kam auch aus dem Norden) und die fehlende Intimsphäre machen ihn aber nicht ganz glücklich, sodass er wohl die nächste Reise mit Zelt machen wird. Er möchte von mir ein Foto machen, um seinen Freunden zu zeigen, dass er nicht der einzige Verrückte ist. Damit er sich besser informieren kann, habe ich ihm auch noch das Forumstrikot zum Fotografieren entgegen gehalten. Alleine genieße ich in der Stadt ein Crêpes-Menü mit einem guten Salat. Mi, 24.6. Digne-les-Bains – Col de Pierrebasse (1065m) – Col de Corobin (1230m) – Barrême – Col de Leques (1148m) – Castellane – Col de Luens (1054m) – Peyroules (~1125m)C: wild 0 €; AE: SV 78 km – 12,5 km/h – 6:08h – 1690 Hm War der Abend doch noch relativ mild, so ist es auch hier weit südlich am Morgen bitterkalt. Ich besuche zunächst den Markt in Digne. Eine Fülle Von Obst, Gemüse, eingelegten Oliven, seltsamen Brotformen, Käse, Würsten, Fisch und Meerestieren. Kleiner Flirt mit einer Marktfrau. Abseits der Hauptverkehrsstraße mit den meisten Geschäften finden sich zahlreiche ruhige Gassen, durch die ein Gang lohnt. Schnell ist mal wieder einige Zeit vergangen und ich nehme den Col de Corobin bereits bei hohen Temperaturen in Angriff. Die Strecke ist nicht angeschrieben – man folge dem Hinweis zum Thermalbad. Spätestens nach der Therme (liegt etwas von der Stadt weg im Tal) ist es einsam und herrliche windet sich die Strecke durch Eichenwälder, vorbei an schwarzschiefrigen Geröllhängen, umflattert von buntschillernden Schmetterlingen. Nach oben hin seltsame Kiefernanordnung. Am Zwischenpass Pierrebasse kurzer Smalltalk mit einem einheimischen Rennradler, der ob meines Tourplanes schlicht fassungslos ist. Wenig später ein Brunnen nebst Erklärungen zu Napoléons Weg über die Alpen. Der historische Marsch des kleinen Korsen von 1815 führte über diese heutige D 20 – damals noch ein Saumpfad – und nicht die über die westlich liegende N 85, wie das einige Karten irreführend wiedergeben. Mehr Kiefernwald, dann weite Panoramen über exotische Gesteinsfelder und Felsmuster. Auch die Südseite ist reizvoll, wenngleich offener. Auf der Route Napoléon herrscht starker Verkehr, die Strecke verläuft relativ flach auf Höhe des Flusslaufs. Entsprechend finden sich auch Badegelegenheiten, die ich bei der Hitze gerne und noch vor Barrême annehme. Im verschlafenen Örtchen Barrême zweigt der Transitverkehr nach Osten in Richtung Nizza ab, während die Route Napoléon danach überraschend ruhig bleibt. Weiterhin mit moderater Steigung stößt die Straße auf eine Engstelle – die Clue de Taulanne – eine eindrucksvolle, fast weißfelsige Schlucht mit schönen Steintorbögen. LKWs und Busse haben hier Probleme bei Gegenverkehr, die Kurven zu nehmen. Von Col de Leques windet sich die Straße bei moderatem Gefälle in einen weiten Talkessel, der mit mit seinen Felsgravuren die Typik der Verdon-Schlucht andeutet. In der Ferne nach Norden der Lac de Castillon, nach Süden Castellane mit einem aufragenden Felsen, auf der die Kapelle Notre-Dame du Roc spielzeugartig über der Ebene thront. Da ich kein campinggerechtes Etappenziel mehr zu erreichen glaube, stelle ich mich auf Wildcamping ein und kaufe in einem Supermarkt vor Castellane ein. Statt die normale Autoausfahrt zu nehmen, versuche ich durch zwei enge Poller zu fahren – und bleibe mit den Lowridern hängen. So ein Sturz mit einem Gepäckrad hat nur geringe Folgen, etwas Abschürfung am Ellbogen – aber der Brems- und Schalthebel verstellt sich extrem. Zurückdrehen funktioniert nicht. Ein Multitool würde passen, der Inbus ist aber nicht lang genug. Ein Radverleiher kann nicht weiterhelfen, eine Autowerkstatt hat gerade Feierabend gemacht. Die ganze Sache ist ziemlich ärgerlich, zumal die Aktion sehr unnötig war. Es dauert bis zum Nachmittag des nächsten Tages, bis ich an einer Autowerkstatt vorbeikomme, wo ich den passenden Inbus mir ausleihen kann. Nun, mit starker Verrenkung lässt sich auch so der Hebel betätigen. Nach dem touristisch gut besuchten Castellane mit engen Gassen, einem markanten Glockenturm und der hübschen Pitonbrücke ortsausgangs und dem nicht so spannenden Col de Luens gelange ich in entlegendes Gebiet, obwohl nicht ganz unbesiedelt. Der Tag neigt sich dem Ende und auf dem Hochpunkt hinter Peyrolles (offenbar kein Pass) finde ich gute Wildcamping-Bedingungen: Mit einem kleinen Fläschchen Rotwein ist das Ärgernis des Tages bald vergessen. Do, 25.6. Peyroules – Valderoure – Col Bas (1199m) – Caille – Col de Cornille (1387m) – Moulières – Gréolières – Le Bar-s-Loup – Grasse – Col du Pilon (780m) – Col de la Lèque (695m) – St-Cézaire-s-Siagne – Roche Taillée – FayenceC: wild 0 €; AE: Steak, Gratin Dauphinois, Crêpes, Rw, Cafe 24 € 122 km – 15,2 km/h – 7:55h – 1810 Hm Nach einer weitsichtigen Wiesenhochtalebene und dem nicht so bemerkenswerten Col Bas beginnt bei Caille und dem Col de Cornille eine eigenwillige Landschaft mit hohen, fragmentierten Felskulissen, die von von Ginster durchsetzt sind, die Straße ist oft von Kiefernwald begleitet, später auch Wiesen, Weiden, Blumenwiesen. Weitverstreute Besiedelung. Jenseits von Andon vermehrt Laubwälder, die das Tal der Loup auffüllen. Blick meist über das Walddach des Tales hinweg. Ein nettes Örtchen namens Gréolières lädt zur Rast ein. Nunmehr stärkeres Gefälle, Übergang in die Gorges du Loup. Plötzlich dann der Hinweis auf die Saut de Loup. Man zahlt einen kleinen Eintritt für die Wasserfälle. Besonders schön der Strudellochwasserfall, zudem verträumt über Moos eine Wasserfallensemble, dessen Wasser sich in einem schillernden Teich sammelt – einer trägt den verheißungsvollen Namen Cascade des Demoiselles (Kaskade der jungen Damen). Wenig weiter, direkt an der Straße nach einem Felsbogentunnel – ohne Eintritt – eine weitere eindrucksvolle Kaskade (Cascade de Courmes) – nur mit sehr gutem Weitwinkel ganz einzufangen – ein Strahl, der sich unten über eine annähernd ovale Felskugel in mehrere Substrahle aufteilt. Es gibt auch eine höher gelegene Route entlang der Gorges du Loup auf der westlichen Seite – allerdings dann ohne die Wasserfälle. Die klare Sonnenwärme des oberen Teils hat sich in eine schwüle Hitze unter einer Dunstglocke verwandelt, in die sich schon feuchte Meeresluft mischt. Im Talpunkt Pont-du-Loup befindet sich ein das Fabrikationsgebäude der exquisiten Confiserie Florian. Es gibt ganztags Betriebführungen – leider ist gerade Mittagspause und nur der Shop offen. Zu sündhaften Preisen erhält man feinste Schokoladen, Bonbons, Konfitüre, Pasta-Saucen und insbesondere kristallisierte Blütenblätter und glacierte Früchte – weltweiter Versand inklusive. (Die 1921 gegründete Schokoladenfabrik befindet sich in Nizza, ebenfalls mit Shop.) Es liegen ein paar Probestückchen aus. Ich kaufe mir ein kleinen Stengel Himbeerfruchtgelee und ein paar Kugeln glacierte Mandarinen. Wer glacierte Früchte nicht mag, sollte diese hier trotzdem einmal probieren – es entflammt eine wahrhaft unvergleichliche Geschmacksexplosion. Wenn ich eine Yacht in St. Tropez liegen gehabt hätte – ich hätte sie hier für fruchtige Zuckersüße versetzt. Nach Le Bar-s-Loup und darüberhinaus geht es wieder aufwärts. Im Hang gelegen, finden sich im Ort mehrere zahlreiche pittoreske Gebäude und romantische Winkel zum Verweilen. An der Ortsausfahrt komme ich an einer Autowerkstatt vorbei. Ich frage nach einem passenden Inbusschlüssel für meine Bremshebelschraube – und endlich werde ich von der Qual der verdrehten Lenkerhaltung erlöst. Wenig später erblicke ich über kleine Hügel eine stark besiedelten Region, über Palmen und Blumenterrassen hinweg das Mittelmeer – allerdings ganz im Dunst verschwommen. Nach Westen eine große Stadtsiedlung am Hang – die Stadt der kultivierten Düfte – Grasse. Ein Parfummuseum habe ich mal zu meiner Autofahrerzeit in den 80er Jahren hier besucht. Bereits im 16. Jahrhundert begann man hier erste Duftwässer zu destillieren. Nunmehr beschränke ich mich auf einen kurzen Stadtrundgang. Enge Pflaster- und Treppengassen, einladende lebhafte Plätze, Mauersegler schwirren im Himmelsblau über den Ziegeldächern, Tauben genehmigen sich ruhiger ein Bad im Brunnen, Verfallenes und Restauriertes, Eleganz und Subkultur, Leckereien und Kitsch, Fastfood und modische Tischkultur, Sprachengewirr von English spoken bis Arabisch, Touristen als Hippie, im Familientross, als sexy gestylte Lady oder als Mr. Cool Marke Macho – dem Einheimischen bietet sich ein offenes Theater – alles mischt sich zu einer lebendigen, südländischen Melange. Sicherlich auch einen längeren Aufenthalt wert. Noch in Grasse beginnt der Anstieg zum Col du Pilon, steigt bei zahlreichen Panoramawechseln und nebst einiger auffälliger Villen gut an, danach einfacher. Von St-Vallier-de-Thiey ist die Steigung sehr moderat, eine ruhige, liebliche Landschaft. Weinanbau, Lavendel, mehr und mehr Oliven – letztere besonders eingangs der Gorges de la Siagne. Auf einem Hügel das charmante Örtchen St-Cezaire – Höhlenfreunde können hier nahe bei eine bekannte Grotte besuchen. Von St-Cezaire führt die kleine Straße durch schöne Olivenhaine weit nach unten, an abbrüchigen Felsen und Burg vorbei – wieder glaubt man sich auf Meereshöhe – hier im dichten Wald an einer Talsohle und gleichan hinauf. Zunächst viel Laubwald, an brockigen Felswänden vorbei, dann Schluchtpanoramen und Sicht in einen weiten Talkessel mit Kalksteinschichten, später lichte Alleentunnels. Die Stecke kann man vollendet bis Mons fahren, das zu der Gruppe „Schönste Dörfer Frankreichs“ zählt. Ich wähle hingegen eine Querverbindung, die man mangels Beschilderung etwas erahnen muss. Hier soll man an einem römischen Aquadukt vorbeikommen. Ja, schon, nur sieht man vor lauter Bäumen nichts. Wer was sehen will, muss die Zeit für einen längeren Rundgang mitbringen. Nochmal etwas Höhenmeterverlust und wieder Anstieg. Ein paar Villen, Ferienanlagen im Wald, ein Schlösschen. Um einen nächsten Ort zu erreichen, drängt mir die Zeit. Abwärts nochmal Schloss, schöne Ausblicke nebst Ginstergelb und Zedernsäulen. Tourettes und Fayence bilden eine Art alt-neue Ortseinheit – jedoch wenig Aufregendes. In Fayence speise ich und vertraue anschließend darauf, ein Platz zum Wildcampen zu orten. In der Dunkelheit finde ich in der Talebene unterhalb von Fayence Olivenhaine – wohl nicht ganz wild, aber doch ein angenehmer Platz bei milden Temperaturen. Fr, 26.6. Fayence – Seillans – Col de Saint Arnoux (653m) – Bargemon – dev. D19/D955 – Draguignan – les Arcs – Vidauban – Col de Vignon (352m) – La Garde-Freinet – (Grimaud) – Col de Taillude (411m) – CollobrièresC: Municipal 0 €; Lammspieß, Pf, Rw, Maronencreme, Cafe 24,60 € 119 km – 14,6 km/h – 8:05h – 1575 Hm Wieder ein ganzer Sommertag – diesmal sogar bis zum Abend durchgehend mit klarer Sonne. Zu Anfang des nächsten Anstiegs liegt im Berg zwischen Oliven, mit Palmen und Wald im Hintergrund das alte Seillans. Enge, steile gepflasterte Gassen, hübsche Blumenüberhänge an gelb und rosa verputzten Häusern und historisches Gemäuer samt Burg sorgen für einen genussvollen Rundgang. Ein Ort, an dem auch der Maler Max Ernst seinen Lebensabend verbrachte. Ginsterdurchsetzt und mit vielen weit verteilten Villen ist der Übergang nach Bargemon. Weites Panorama über das Städtchen hinweg. Im Ort gute Verpflegungsmöglichkeiten – ein Knotenpunkt für Straßen in verschiedene Richtungen mit Pässen und Schluchten (komme entsprechend auf der Tour nochmal durch den Ort) und wohl auch deshalb beliebter Kaffeestop für Rennradler. Wenig oberhalb von Bargemon (schöne Vogelperspektive auf den Ort) gibt es eine Querverbindung nach Westen zur D 955, die so etwas wie die südliche Zubringerroute zur Verdon-Schlucht bildet. Dass sich nördlich auch ein riesiges Militärgebiet befindet, bleibt auch nicht verborgen, als eine Kolonne von „Dchungelkämpfern“ an mir vorbeirollt. Ich erinnere bei dieser Gelegenheit daran, dass ich 2002 mal auf dem Camping in Comps-sur-Artuby genächtigt hatte und mitten in der Einsamkeit unweit de Verdon-Schlucht nicht schlafen konnte, weil die französische Artillerie nächtliche Feindübergriffe befürchtete ). Diesmal fahre ich nach Süden durch die Schlucht Gorges de Châteaudouble. Der namensgebende Ort mit dem Schloss liegt oberhalb der Schlucht und ist von dieser Strecke aus nur als Zipfel am Horizont zu erahnen. Einige mächtige, quaderartige Felsen ragen im Norden auf, auf der Südseite imponieren die flachen Baumkronen der Pinienbäume, die sich in den Steillagen ihre Lebensnischen gesucht haben, die Tallage der Straße führt durch halboffenen, mediterranen Mischwald. Keine Megaschlucht – aber ein sehr schöne Durchfahrt allemal. Draguignan ist schon unangenehm groß, wenn man über die breiten, verkehrserfüllten Straßen unter brennender Sonne einfährt. Viel Betrieb, breite Einkaufsmeilen, nicht mein Geschmack. Charmanter in den Weinbergen des Côte de Provence liegt Les Arcs, unterhalb des Ortes an der Pont d’Argens ein kleines Stück Flussromantik. Auf der Verbindungsachse hier zwischen Draguignan und Vidauban herrscht jedoch heftiger Verkehr. Eine neue Landschaftsperspektive öffnet sich südlich von Vidauban. Über mir zirpen Tausende von Kontertenören des Südens in einem ohrenbetäubenden Konzert. Trockenheiß geht es unter den Schirmen der Pinienbäume doch recht anstrengend voran – durch einen kleinen Verfahrer stoße ich auf rote Gesteinsschichten , die von kargen Flechten überzogen sind. Die Straße zum Col de Vignon ist dann doch schattiger und grüner – Steineichen- und Kastanienwald. An einer kleinen Siedlung halbhoch weiter nach La Garde-Freinet. Der Ort scheint ein Vorposten von St-Tropez zu sein – zahlreiche Angelsachsen, dicke Limousinen. Aber doch noch ein ruhiges Bergdorf. Die Straße führt nun fast ganz hinunter, kurz vor Grimaud dann der Abzweig zum Taillude-Pass. Bei durchweg sanfter Steigung geht es durch Wein- und Obstanbaugebiete, dann leicht verdorrt wirkende Korkeichen, die schon etliche Brände überstanden haben. Ein weiterer Höhenzug südlicher verhindert dauerhafte Meerblicke. Auf der Westseite ist es grüner, unten wieder Weinanbau (Rosé). Eine kleine Bogenbrücke eröffnet den kleinen pittoresken Dorfkern von Collobrières. Der Camping oberhalb, an einer Schule, im Steilhang. Alles wirkt sehr verlassen, die Sanitäranlagen sind mit Zahlencode gesichert. Man soll sich bis spätestens 17 Uhr beim Tourismusbüro (an der Brücke) melden – na, das ist ja eine großzügige Regelung für Reisende!? – Einen Zeltgast finde ich doch noch auf den Terrassenstufen weiter oben – er hat sogar den Nummerncode – so komme ich doch noch zur „gepflegten“ Erscheinung beim Essen. Dass ich Maronencrème als Nachtisch wähle, hat seinen besonderen Grund: Collobrières gilt als Zentrum der Herstellung von Maronenmus und glacierten Maronen. Leider ist das Spezialgeschäft (an der Brücke) zu meinen Zeiten geschlossen. Sa, 27.6. Collobrières – Col de Babaou (414m) – Col de Gratteloup (199m) – Col de Caguo-Ven (237m) – Le Lavandou || Il du Levant [Transfer hin/zurück: 24,50 € + 8,50 € Velo]C: La Pinede 18 €; AE: Kuttelbratwurst, Pf, Gem., Rw, Eis 26,50 € 30 km – 17,0 km/h – 1:42h – 370 Hm Nach milder Nacht sehe ich gute Chancen, früh genug zu starten und in Le Lavandou das erste Boot zum Transfer zur Il du Levant zu erreichen. Das ist so der Knackpunkt für einen Kurzaufenthalt auf der Insel: Die Bootsfahrten enden abends sehr früh (ab Festland) und beginnen morgens sehr spät (ab Insel). Etwas besser ist es in der Hochsaison – die beginnt allerdings erst am 6. Juli. Zusammen mit dem gestrichenen Ruhetag am Lac du Drac ergibt sich für mich nun eine gute Gelegenheit zwei gemütliche Tage auf der Insel zu verbringen und gleichzeitig die Leerzeiten morgens und abends zu nutzen, wenn ich die Abreise von der Il du Levant auf den späten Nachmittag verlege und entsprechend am Abend die nächste Etappe anradele. Durch zunächst grünen Kastanien- und Korkeichenwald lässt sich bei den milden Morgentemperaturen ein flottes Tempo den leichten Pass hinauf fahren. Nach dem Col de Babou gibt es dann fantastische Mittelmeerblicke, dazu eine an Kalkfelsen vorbei geschmiedete Straße mit launigem Kurvenfeeling. Trockene Korkeichen begleiten mich nach unten, der Col de Gratteloup ist nur ein Überrollpass. Etliche Rennradler nutzen die Morgenstunden für eine kleine Runde hier – die Mittagshitze dürfte an den trockenen Sonnenhängen schwer erträglich sein. Bald erfüllt sich die Luft mit Blumenduft – in Bormes-les-Mimosas zieren Oleander, Zypressen und Mimosenwälder die schmucke Ansiedlung auf dem Hügel mit Meerblick. Sogar mit Einkauf zuvor bin ich früh genug für die erste Bootsfahrt (9:30 h). Wie vor sieben Jahren – als ich gleichfalls mit Reiserad auf die Il du Levant übersetzte – muss man erst erklären, dass ich nicht ohne Rad rüber kann, weil ja das ganze Gepäck daran hängt und anders gar nicht transportabel ist. Offiziell gibt es keinen ausgewiesenen Velotransport (nur für Fahrten auf die Ile de Porquerolles, auf der Nachbarinsel Ile de Port-Cros ist Radfahren sogar verboten ) – es gibt aber in den geheimen Akten auch einen Fahrradtarif. Solche Velotransfers sind unüblich – zumal auf der Il du Levant Radfahren so gut wie unmöglich ist (zu steil und zu klein). Auf den Booten werden aber riesige Mengen an Ausrüstung transportiert – weil die Reisenden zur Ile de Port-Gros zuweilen gewaltige Tauchausrüstungen mitschleppen. Was in den Riesenkoffern der Reisenden zur Il du Levant ist, scheint sehr geheimnisvoll – braucht man dort – wenn nicht nackt – doch nur ein Pareo oder einen String-Tanga. Der preiswerte, unterste Camping der alten Frau (war sehr dürftig ausgestattet) existiert mittlerweile nicht mehr – wie mir die Empfangsdame am Hafen mitteilt, liegt sie altersschwach in einem Altenheim. (Gleichfalls erfahre ich, das auf der Insel nur eine Dame wohnt, die mit dem Rad ab und zu unterwegs ist.) Die Alternative ist zwar etwas teuer, aber es ist ein wunderbarer Platz mit Swimming & Whirl Pool – wer will auch mit Sauna – in einem wahren Garten Eden, Sitz- und Grillgelegenheiten für die Selbstversorger, explizit ein Steckdose im Garten zum Akku-Aufladen. Monique und Dominique bieten auch Appartments und Bungalows auf ihrem Anwesen zum Mieten an. Die netten Gastgeber habe auch immer eine Auge für das Wichtige des Unwesentlichen – für das Schöne, für die liebevolle Gastfreundschaft – z.B. ein Blumensträußchen am Waschbecken oder die kostenlosen Landgurken aus dem eigenen Garten. Wer es noch nicht weiß: Die Il du Levant ist eine der ältesten Orte für Naturisten – auch Nudisten genannt und in Geheimdeutschkürzelbürokratisch FKKler gesprochen – sprich: eine Eldorado für Nackte – und alles in paradiesischer Umgebung einer blumigen Mittelmeerinsel. Heliopolis ist ein ein echter Ort mit einem Dorfzentrum – mit einer kleinen Schule sogar und Post. Lange Zeit gab es keinen Strom – mittlerweile hat sich das geändert, es gibt eine Leitung vom Festland – Straßenbeleuchtung ist aber immer noch paradiesgerecht verpönt. Einige alte Gewohnheiten blieben erhalten. So wollte man früher ankommende bekleidete Touristen nicht mit purer Nacktheit erschrecken und so gilt für den Hafen und den Dorfkern eine Minimalkleiderpflicht – die sich auf String-Tanga oder ein Pareo beschränkt (hat). In modernen Zeiten ist die konventionelle Kleidung aber im Vormarsch. Verglichen mit den großen Naturistencamps an Mittelmeer und Atlantik, wo man nackt einkaufen und essen geht, ist das alles etwas hausbacken – trotzdem lebt der besondere Charme irgendwie weiter. So, 28.6. Il du Levant || le Lavandou – Col du Canadel (269m) – CogolinC: à la ferme 10 €; AE: SV 25 km – 16,2 km/h – 1:25h – 365 Hm Radfahrerisch gibt es nun mal nichts von Insel zu berichten – ein paar hundert Meter hoch und zum Abschied wieder runter – der Rest ist tatsächlich Ruhetag – sprich Strandleben (ein kleiner Sandstrand, zahlreiche Felsstrände) ein Naturpfad zum Wandern – nicht ganz einfach zu begehen, Shoppen, Essen und ein paar Kleider waschen. Ein weiteres Missgeschick passiert mir hier gleich bei der Ankunft: Mein Rad kippt im Stehen um (ich ging zur Dusche, wohl ein Windstoß) und fällt auf einen Baumstumpf – genau mit dem Oberrohr so, dass ich nun mit einer kleinen Delle am schönen Velo leben muss. Nach ca. 1-stündiger Bootsfahrt bin ich gegen 18:15 h wieder auf dem Festland. Trotz Verkehr fährt sich die Küstenstraße angenehm – überbordende Blumen, tolle Blicke auf die Meerbuchten, milde Abendsonne. Eine leichte Aufgabe ist auch der Col du Canadel, wieder überwiegend durch Eichenwald hinauf, Meerpanorama. Auf der Nordseite wechselnde Kulturlandschaften. Beonders auffällig ein riesiger Camping mit Wohnwagen wie Reihenhäuser aufgestellt – so eine Art Ferienpark. Weiter geht es flach in einer Aue an einem Privatjet-Flugahfen vorbei, Weideland, Landwirtschaft. Kurz vor Cogolin ein Bauerncamping mit Auenwald, ziemlich gut besucht und für das Einzugsgebiet von St-Tropez erstaunlich günstig. Schöne Abendstimmung mit Pferdewiese und bei Rotwein – nur ein paar Stechmücken stören. Mo, 29.6. Cogolin – Col de Paillas (248m) – Ramatuelle – St-Tropez – Port Grimaud – Ste-Maxime – Col de Gratteloup (225m) – Le MuyC: les Cigales 15 €; AE: SV 76 km – 15,3 km/h – 4:48h – 820 Hm Eigentlich habe ich einen guten Vorsprung gegenüber meiner Planung. Aber aus zwei Ortsbesichtungen werden vier und zum Schluss würgt eine Gewitterfront mein Etappe ab, sodass ich es nicht mehr bis Callas schaffe. Zunächst das liebenswerte provencalische Dorf Cogolin. Hübsche kleine Gassen mit Blumenschmuck und geschmiedetem Zierwerk. Die direkte Verbindung nach Gassin finde ich nicht – mache so einen Umweg bis vor die Tore von St-Tropez. Von dort weiter durch Weinanbaugebiet wieder zurück. Nach Gassin geht es recht steil hinauf. Geradezu ein Vorzeigeort – zählt auch zur Kategorie „Schönste Dörfer Frankreichs“ –, mit Aussicht aufs Meer, gleichwohl ein heimeliger Dorfkern aus altem restaurierten Gemäuer, stilvoll durch neue Bauten ergänzt. Feine Restaurants bereiten sich auf die Mittagszeit vor. Nach einer Talmulde erneut ein steiler Anstieg durch Pinienwald zum Col de Paillas, an dem es eine Windmühle zu sehen gibt, die gerade Kindern als Freiluftunterrichtsgrundlage dient. Schon wenig später wieder Meerblick und im Hang auf einem Hügel das Örtchen Ramatuelle. Sehr gediegen die Atmosphäre in den winkeligen Gassen – wieder eine Mischung aus ländlichem Charme und Jetset-Besuchern. Hitze und Mittagszeit sind passend für einen Strandbesuch. Man kann direkt zum Plage de Pampelone bis zum Beginn des Sandes fahren. Die Aussicht: Weißer Sand, blaues Meer und Luxusyachten. Einen durchgehenden Trampelpfad o.ä. zum Radfahren gibt es nach St-Tropez offenbar nicht – man muss schon etwas umständlich und mit der großen Verkehrslast einfahren. St-Tropez – das ist immer noch eine gelungene Mischung aus Massentourismus, Luxusetiketten und charmanten Fischerdorf. Eitle Selbstdarsteller, Stars und Möchtgern-Sternchen, Vagabunden und Normaltouristen – sexy, cool, hip oder auch abgefahren – alles findet seinen Platz und sein Publikum. Ich rate jedem, St-Tropez zu besuchen und sich nicht von Trubel und Verkehr abschrecken zu lassen. Es ist immer noch ein schöner Ort. Und ein Ort des Lebens und Leben-Lassens. Man muss kein Eliteshopping machen – manche Kunst am Hafen ist sogar äußerst schick und erschwinglich – sei es drum, dass ein Reiserad den Transport verweigert. Ich unterhalte mich mit Ivan Hor, der mehrere Ateliers besitzt und den Postkartenmarkt von St-Tropez dominiert. Der gebürtige Ungar spielt vor allem mit unzähligen Variationen von Papierschiffchen. Von einfachen Postkarten bis zu riesigen Wandgemälden mit kuriosen Farben und Formen – Kunst und Kitsch sind hier zu einer Einheit zusammengeschmiedet. Er hat auch ein schönes Arrangement mit Rennradfiguren – eine dreidimensionale Darstellung, atmosphärisch gelungen – es kostet leider 150 Euro. Mit einem kleinen Original von 20 Euro muss ich mich begnügen – und das ist ja auch schon wieder ein Abendessen. Das Schöne darf halt nie die Geldfrage stellen. Schließlich besichtige ich noch die Zitadelle (kleines Eintrittsgeld) – dazu muss man nochmal eine kleine steile Steigung in Kauf nehmen. Die 400 Jahre alte Festung gewährleistete lange Zeit die Abwehr feindlicher Angriffe, wie die mächtigen Kanonen aus Bronzeguss nahelegen. Die Ausfahrt aus St-Tropez ist wie vor Jahren gehabt für Autofahrer eine Geduldsprobe – wohl dem, der ein Rad hat. Einfach überholen und dann weitgehend auf dem Radweg freie Fahrt. Das mondäne Ste-Maxime durchfahre ich eilig, doch schon jetzt trübt der Himmel ein. Von Norden drängen dichte Wolken zum Meer – nur der äußerste Küstenstreifen bleibt sonnig. Es ist der Beginn des immergleichen Spiels der nächsten Woche: Jeden Abend – oder auch schon Nachmittag ziehen Gewitterwolken auf – werde ich erwischt oder nicht? Die Straße über den Col de Gratteloup (gleichermaßen so benannt wie der Pass bei Le Lavandou) ist eigentlich für Radler verboten – vermutlich aber nur zeitweise wegen Bauarbeiten, die zur Verengung der Straße führen. Da ich aber schnell vorankommen will, bleibe ich auf der Straße. Einige Huper erheben mal wieder Anspruch auf ungeteilte automobile Freiheit, die ich nicht gewähren lasse. Die Angelegenheit ist auch ziemlich schnell vorbei. Ab der Passhöhe sehe ich Blitze in nördlicher Ferne. Die Gewitterfront bleibt jedoch kurz vor Le Muy stecken – nur ein paar Tropfen, etwas Niesel kommt herunter. Jedenfalls lohnt die Weiterfahrt nicht – ist doch hier ein schöner Camping inmitten eines roten Gesteins, das in der Gegend aus der Erde hervorsteht. Di, 30.6. Le Muy – Callas – Col de Boussague (431m) – Col du Bel-Homme (915m) – Col de Clavel (1063m) – Col de la Valferrière (1169m) – Pas de la Faye (981m) – Col de Ferrier (1039m) – Col de la Sine (1080m) – 9 – Col de Castellares (1248m) – Col de Bleine (1439m) – St. AubanC: Municipal? 0 €; AE: Salat, Entrecote, Pf, Rw, Creme brulée, Cafe 25,80 € 130 km – 14,1 km/h – 9:10h – 2455 Hm Nach dem Luschenteil meiner Tour – ja, das Wort Luschentour habe ich genüsslich in Bielefeld vernommen und möchte ich nun auch in meinen Wortschatz aufnehmen – steht wieder Bergiges an. Herrliche Sonnenmorgenstimmung über Weinfeldern – exotisch die Schirmkronen der Bäume in der Ferne aus dem Dunst emporschauend. Es folgt alsbald eine erste Schlucht – nur ganz kurz, aber schone einige markante Spitzfelsen – Gorges de Pennafort. Danach bald aus Feldern und Weiden am Hang sich präsentierend: Callas. Nettes Örtchen für einen Kaffee. Ein nicht so schwerer Anstieg über den nächsten Pass, eng kurvig gewunden durch eine Panorama-/Waldmischung als Halbhöhenstraße nach Bargemon – Kreuzpunkt mit der letzten Freitagsetappe. Bei Hitze weiter hinauf zum Col du Bel-Homme – eine Name wie geschaffen für ein Foto – ob ich ihm gerecht werde? - Der Pass liegt offen in einer Mondlandschaft – nicht sehr attraktiv und Teil des riesigen Militärgeländes auf der ariden Hochebene Grand Plan de Canjuers. Die Straße sollte man hier nicht verlassen, um den Soldaten auf ihrer Spielwiese nicht in die Quere zu kommen. Es herrscht unangenehmer Gegenwind, schnell trocknet der Mund aus. In der Talmulde in La Bastide endlich ein Brunnen. Am Col du Clavel schlägt das Wetter um. Die schwüle Luft wird teils richtig kühl, wenn sich die Wolken verdichten. Etwas Niesel, aber auch immer wieder kleine Wolkenlücken. Aus den Wiesen- und Waldpassagen erwächst um den Col de la Valferrière eine eindrückliche Felslandschaft in einem weiten Talkessel. Weiße Kalkschichten mit Ginsterbewuchs künden den Weg nach Süden an. Eine riesige Schleife an den Felswänden entlang erlaubt atemberaubende Blicke in das Talrund. Am Pas de la Faye folgt abermals eine riesige Schleife, die in einen Talkessel führt – hier aber weniger steinig und mehr bewaldet. Gewitter droht und nach der Abfahrt am offenen Hang überlege ich kurz, die Etappe in St-Vallier zu beenden (Tangentialpunkt mit der Donnerstagsetappe). Ich riskiere bei leichtem Regen die Fortsetzung. Noch vor dem Ortsanfang beginnt die nächst Auffahrt. Eindrucksvoll durch die Steinwürfel und doch mit vielen Blumen durchsetzt, die an den Felsen überhängen – jedoch alles unter dem tristem Grau des Himmels. Nach dem Pass wechseln Wald-, Wiese-, Weide- und Felslandschaften mit Blick auf die Schleife am Faye-Pass. Zwischen dem Col de la Sine und dem Col de Castellares liegt das waldreiche Tal der Loup (Kreuzungspunkt mit der Do-Etappe). Unmittalbar der Anstieg – dann wieder mit markanten Felsen am Castellares-Pass und weitem Panorama. Immer noch droht das Gewitter, aber der Himmel hält weitgehend, kurzes Intervall mit Regenjacke. Aus einer mystisch anmutenden Wissen-Waldtalsohle schließlich der letzte Anstieg zum Col de la Bleine. Ausblick auf Thorenc, Kiefernwald, zunehmend lichter, oben durchsetzt von Steinwürfeln, eigentümlich – etwas Heidelandschaft. Starke Gefällkehren abwärts nach Norden – die Panoramasicht getrübt von dunklen Wolken. St-Auban steil am Hang gelegen, unten der Camping mit Blick auf das große Felstor zur Clue de St-Auban. Es hat zu regnen begonnen, Blitze, Donner. Restaurants unmittelbar hier geschlossen. Ich fahre eiligst nach St-Auban hoch, bevor der große Regen abprasselt. Dort speise ich im weit und breit einzigen geöffneten Restaurant und hoffe auf Gewitterende. Tatsächlich verbleibt nur noch leichter Niesel, Zeltaufbau ist möglich. In der Nacht noch wechselnd leichte und starke Regenfälle – aber ohne große Gewitterinbrunst. Mi, 1.7. St-Auban – Brianconnet – Col du Buis (1199m) – Col de Félines (930m) – Col du Trébuchet (1141m) – Pont des Miolans – Col de St-Raphael (876m) – Puget-Theniers – Pont du Cians(+)C: wild 0 €; AE: SV 71 km – 14,2 km/h – 4:55h – 1165 Hm Tief hängen die Wolken am Morgen. Schöne Stimmung über den Feldern nach Westen. Die Schlucht aber liegt noch in den Wolken. Wegen der Sicht und möglicher Fotos heißt es zu warten. Verspätet starte ich, das Warten hat gelohnt – die Clue de St-Auban ist eine sehr enge Klamm – nicht sehr lang aber eindrücklich mit gewaltigen Felsüberhängen und kleinen Tunnels. Nach einer Talsohle dunkler Mischwald, ein Anstieg hinauf zu einer Wiesen- und Weidehochebene bei Brianconnet. Das kleine Örtchen mit einem eigentümlichen herausstehenden Hausberg hat nicht mal eine Bäckerei – wohl ein Restaurant. Der einzige Krämerladen hat nur verpackte Milchbrötchen. „In 20 km Umgebung finden Sie keinen Bäcker“, sagt mir der Händler – auch wenn etwas übertrieben – die Gegend ist in der Tat sehr verlassen. In meiner Richtung sind es wohl mehr als 20 km. Der Händler will mich von der Route über den Col de Buis und den Col Trébuchet abbringen – zu steil, zu umständlich, zu weit. Nun, der Col de Buis ist eine heftige Rampe, wenngleich sehr kurz – tolle Sicht über die Hügekette des Voralpenlandes. Nach „gummireicher“ Abfahrt mache ich noch einen Abstecher zum Col de Félines, ohne diesen abzufahren. Der Weg ist kurz und nach kleiner Rampe leicht. Gesteinsschichten gegenüber, sonst nicht bemerkenswert, oben unauffällige Wiesen, kein Panorama ins Var-Tal. Wieder zurück folgt der Leckerbissen des Tages. Der Col de Trébuchet ist ein absolut einsames Sträßchen, windet sich duch unterschiedliche Vegetation, Wiesen, Blumen, Kiefern – schmetterlingsreich. Die Ostseite ist dann noch eindrücklicher mit den vielen Kurven an und durch Felsen. In der Talsohle nimmt die Besiedlung zu, an der Straße zum Col de St-Raphael liegen kleine Orte. Während ich am späten Mittag noch hitzelahm eine Flussbadestelle aufgesucht habe, hat sich nun der Himmel wieder zugezogen, die Luft deutlich abgekühlt – tiefes Grau und wieder Aussicht auf Gewitter. In Puget-Theniers bin ich bereits Stammgast – das dritte mal fahre ich hier mit dem Rad durch (2005 hatte ich auch einen Ruhetag dort). Mittelalterliche Bückenhäuser geben dem Ort seinen unauffälligen, aber speziellen historischen Charme. Ich treffe einen Schweizer Reiseradler, der etwas umherirrt, weil er keinen Supermarkt findet. Er kam genauso über den Col de St-Raphael und will weiter nach Westen – sucht gerne entlegende Straßen, auch offroad. Er interessiert sich gleich für die Routen um Brianconnet – aber auch für den Cormet d’Arèches z.B. Der Supermarkt liegt übrigens schlecht sichtbar genau bei der Brückenüberfahrt, wenn man vom St-Raphael kommt. Wenn man zu schnell ist oder sonstwie abgelenkt, sieht man ihn nicht. Ja, etwas Zeit verplaudert, eingekauft – und doch glaube ich noch die Cians-Schlucht fahren zu können. Der Wettergott hat jedoch anderes mit mir vor. Ich bin kaum außerhalb des Ortes, öffnet der Himmel seine Schleusen. Gerade noch erwische ich einen Unterstand auf einer Restaurant-Terrasse. Das Restaurant ist an diesem Tag geschlossen. Tische, Stühle, Tischdecke, Öl und Essig – alles ist aber vorhanden. Ich packe meinen Proviant aus und diniere. Das Gewitter bietet alles, was man so sich denken kann – Hagel, Blitz, Donner und Windböen – aber was stört mich das? Nach über zwei Stunden habe ich mich gedanklich schon hier auf eine Übernachtung vorbereitet. Doch das Gewitter nimmt sein Ende und ich fahre wider meines Wissens um die schwierige Topographie fürs Wildcamping weiter auf meiner Route. In der Tat – die auch nachts dicht befahrene Straße hat seitwärts keinen Platz. Hier die Eisenbahn und der Fluss Var und dort die gleich ansteigenden Waldhänge. Überall funkelt und leuchtet es – es sind zahllose Junikäfer unterwegs. In der Dunkelheit biege ich in die Cians-Schlucht ein. Einen Platz fürs Zelt gibt es eigentlich nicht. Aber ich nehme einfach eine kleine Flachstelle hinter der Holzleitplanke – zwei Meter – dann ist Abgrund hinunter zum reißenden Fluss. Wenn es keinen Starkregen in der Nacht gibt, könnte es gut gehen. – Die Nacht bleibt ruhig. – Aufatmen. Zur Bildergalerie Teil 3 bitte Bild anklicken
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#548813 - 26.08.09 17:57
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Hai Matthias, also bist Du nun auch unter die Wildzelter gegangen, ist doch auch ganz nett oder? Ansonsten: Bericht und Bilder fügen sich schön zu einer Einheit zusammen, ich kann den Lavendel fast riechen Gruß Nat
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#548835 - 26.08.09 19:38
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Servus,
wunderschöne Tour. Gibt wahrscheinlich kaum schöner erschlossene Berge, als die Alpen. Dabei noch etwas in Richtung Provence abdriften......., irgendwie hält mich das immer wieder davon ab, eine Tour in USA, Afrika oder sonstwo in Übersee zu machen. Europa ist schon toll. Die Bilder machen Lust auf die nächste Tour.
jomo
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when life gives you lemons make lemonade | |
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#548837 - 26.08.09 19:43
Re: Westalpen 2009
[Re: natash]
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... die Alpen (und andere Gebirge) waren dieses Jahr aufgrund des Wetters ein wirklich schwieriges Terrain... Ich habs noch vor mir . Übernächste Woche gehts per Zug nach Genf und von dort aus per Rad durch die Westalpen in Richtung Provence. Gibts dort eigentlich ein typisches September-Wetter? Fragt hoffnungvoll Bernd
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Mit Fahrrädern? So mit selber treten? Wo ist denn da der Sinn? (Heinz Erhardt im Film “Immer diese Radler”) |
Geändert von BeBor (26.08.09 19:44) |
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#548867 - 26.08.09 22:54
Re: Westalpen 2009
[Re: BeBor]
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Klar, es regnet Mistgabeln, und an den ungeraden Tagen mit den Zinken nach unten...
Ansonsten ist der September eigentlich der beste Monat im Hochgebirge mit dem (im Durchschnitt) beständigsten Wetter. Südlich des Alpenhauptkammes solltest Du eigentlich in den Sommer reinfahren. Nur, garantieren kann das niemand.
Falk, SchwLAbt
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#552228 - 10.09.09 23:59
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Mal wieder Neues von meiner Sommerreise. Schwül, gewittrig und leicht verhext geht es durch den nächsten Teil. TEIL 4: SEEALPEN & LIGURISCHE ALPEN Dieser Teil lässt sich auch gut als Rundkurs z.B. ab/bis Nizza fahren, etwa wenn man den Seealpen-Kreis mit der Rückfahrt über den Col de la Bonette schließt – oder weiter gefasst im Westen via Barcelonnette und Col de la Cayolle (oder Col d’Allos/Col des Champs) – und damit eine weitere Traumschlucht ¬¬¬– die Gorges de Daluis – einbindet. Im Osten lässt sich mit der Überfahrt über den Col de Tende (Südanfahrt Schotter) die Route auf eine reine Seealpen-Route begrenzen. Schotterspezialisten hingegen können sich auch an der Ligurischen Grenzkammstraße delektieren, um den Kreis ins Valle Stura zu schließen. Da auch der von mir gefahrene Übergang über den Colle Galezza reiseradlerisch eher als ungeeignet zu bezeichnen ist, müssen reine Asphaltfahrer sich noch weiter östlich in den Ligurischen Alpen eine Route suchen, die etwa über den niedrigen Colle di Nava ins Piemont führen kann. Do, 2.7. Pont du Cians(+) – Beuil – Col de la Couillole (1678m) – St-Saveur-s-Tinée – Col St-Martin (1500m) – St-Martin-Vésubie – RoquebillièreC: Les Templiers 9,80 €; AE: Entrecote Roquefort, Kartoffelbällchen, Rw, Eis 24 € 88 km – 11,8 km/h – 7:24h – 2330 Hm Die Gorges du Cians liegt anfangs noch tief im Schatten, nur oberste Felsen leuchten bereits im Sonnenlicht. Diese Traumschlucht durchstreife ich nun zum zweiten Mal, nachdem ich sie bereits 2005 von oben nach unten gefahren bin. Also langweilige Routine? – Mitnichten – ich komme auch diesmal aus dem Staunen nicht raus und muss mich zügeln, nicht die ganze Zeit mit Fotografieren zu verbraten. Der untere Teil besteht aus weißem Kalkstein, Wasser drängt überall aus den Felsen, wo sich dicke Moospolster bilden. Oben zeigen sich mächtige Felszapfen, die kunstvoll und umstürzbar waghalsig aufgestellt scheinen. Der obere Teil besteht aus rötlichem Schiefergestein, das die besondere Dramatik der Schlucht noch farblich steigert. Die Straße verläuft in der gesamten Schlucht entlang dem Flusslauf, weitgehend nur wenig höher als dieser. Im Gegensatz zur ebenfalls rötlichen Daluis-Schlucht also eine Froschperspektive – dort hat man eher eine Vogelperspektive. Es sei darauf hingewiesen, dass man die Tunnels umfahren sollte, was bei Abfahrten im Rausch der Geschwindigkeit nicht ganz leicht fällt – dort befinden sich aber die engsten Schluchtstellen und beeindruckensten Felsüberhänge. Bei Beuil öffnet sich eine Bergwiesenlandschaft, einzeln verteilte Chalets deuten auf eine Wintersportgegend, alles ist aber noch dezenter und ruhiger als im wenig weiter westlich gelegenen Trubelort Valberg. Nach der Verpflegung in Beuil geht es Richtung Col de la Couillole, recht schön zu fahren, aber nicht spektulär, die Passhöhe schließlich offen gelegen. Diese unscheinbare Anfahrt steht ganz im Gegensatz zur Ostseite des Passes. Spektakulär winden sich hier Serpentinen nach unten, vorbei an engefasstem Kalkfelshängen, teilweise auch wieder rotes Gestein, tief eingeschnitten das Tal, Wasserfallstrahle fallen ins Tal, erfrischende Waldschatten wechseln mit sonnig-offenen Passagen, kleine Tunnels liefern launiges Abfahrtsfeeling, oben thront himmelwärts der kleine Ort Roubion im Fels. Für Radler in umgekehrter Richtung ist der Pass eine ziemlich heftige Nummer, aber sehr lohnenswert. Unten im Tal liegt das Örtchen St-Saveur, von den reißenden, graufarbenen Wassermassen der Tinée geprägt. Das Tal nun weiter gefasst, die Straße halbhoch über dem Fluss, immer wieder Passagen roten Gesteins. Mit einem Hubschrauber werden gerade Sicherungsungsnetze gegen Steinschlag verbaut. Die flotte Fahrt dauert nur kurz, so geht es alsbald hinauf zum Col St-Martin, gleich mit einer kantigen Steigung beginnend und bis La Bolline ziemlich konstant bleibend. Flachere Passagen finden sich hingegen im oberen Bereich. Bevor ich den Pass erreiche, sind allerdings zahlreiche Wolken aufgezogen und haben sich zum Gewitterguss entschlossen. Nicht mehr ganz trocken, warte ich die schlimmsten Binnfäden bei einem Bistro in St-Dalmas ab. Dampfende Wolken liegen dann unter mir über den Bergwiesen. Der Pass selbst ist keine Schönheit, da mal wieder baulich erkennbar dem Wintersport zugewandt. Die Ostseite ist kurzweilig und enger in den Fels gebaut. Bald ergeben sich – wenn auch getrübte – Panoramablicke in die hohe Bergwelt nach Norden, wo noch Schneeberge erscheinen. Über mehrere Kehren hinweg hat man unterschiedlichste Vogelperspektiven auf St-Martin-Vésubie. Mal wieder durch die Regenpausen zeitlich zusammengestaucht, lasse ich eine intensivere Besichtigung des wohl netten Örtchens aus und versuche vor möglichem weiteren Regen noch mein Etappenziel Roquebillière zu erreichen. Die denkbar flotte Fahrt muss ich dann aber unterbrechen – eine Reifenpanne. Zum Glück ist sie schnell behoben und in Roquebillière bleibt es dann doch trocken. Vom Camping nur kurz über die Brücke in den alten Ortsteil, gibt es ein kleines Restaurant – sehr einfach und im Preis überhöht. (Weitere Restaurants sind im oberhalb gelegenen neueren Ortsteil.) Fr, 3.7. Roquebillière – Col de Turini (1604m) – Baisse de Camp d'Argent (1737m) – Baisse de Tueis (1889m) – l'Authion (max. 2024m) – Col de Turini – la Cabanette (1372m) – 5 – Col de l'Orme (1000m) – Col de l'Able (1149m) – Col de Braus (1002m) – Col St-Jean (642m) – Col de Castillon (707m) – Menton – VentimigliaC: Di Roma 17 € (2 € f. Velo!); AE: Spaghetti, Rindfl., Rosé, Apfeltorte, Cafe 23,90 € 106 km – 13,4 km/h – 7:40h – 2085 Hm In Roquebillière ist kein Ersatzschlauch zu bekommen. Da ich durch entlegende Gegenden fahre oder ich grundsätzlich zu den falschen Uhrzeiten in den größeren Orten bin, dauert es gar über drei Tage, bis ich einen Ersatzschlauch erwerben kann – glücklicherweise ohne eine weitere unliebsame Luftentleerung. Ich genieße erstmal ein Frühstück bei strahlendem Sonnenschein in Roquebillière. Der Col de Turini ist mir schon bekannt aus dem Jahre 2002, als ich aus Sospel kommend auf der Westseite heruntergerauscht bin. Diesmal die Kehren hier hinauf – eine größere Gruppe von Rennradlern mit Begleitfahrzeugen ist ebenfalls unterwegs. Interessanterweise fahren sie nur hoch und werden von oben mit dem Auto zu Tal gefahren. Der Col de Turini windet sich durch viele Waldpassagen, aber auch über offen-panoramige Kehren und durch Kalkfels hindurch. Ich habe einen ordentlichen Rhythmus und komme gut voran. Entgegen kommend begegnet mir sogar ein Reiserad-Tandem. Gleich mehrere Hotels bieten am Pass Gelegenheit, hier den Ausgangspunkt für Wanderungen in den Nationalpark Mercantour zu legen. Der Pass selbst ist ohne Aussicht und auch die folgende Strecke ist zunächst nur sehr steil und ohne Reiz. Bei Camp d’Argent nochmal Ess- und Schlafgelegenheit, Skilift. Dann entwickelt sich die Landschaft ganz unerwartet. Bäume stehen quer, mystisch liegen Bergwiesen jetzt gerade in den Wolken. Es ist mal unangenehm kühl, mal schwülig-warm – je nach Wolkendichte. Zunächst sehe ich wenig – dann entfaltet sich nach dem Nationalparkhäuschen eine entdeckungswürdige Pflanzenwelt. Die l’Authion-Straße führt nun abwärts bis zu einem aus der sinnlichen Natur wie aufschreiend wirkenden Kasernenruine samt Panzerwrack – Zeichen fehlgeleiteter Menschen, die tatsächlich in dieser Hochgebirgesumgebung die Schlachten völkischer Überlegenheit geführt haben sollen??? – Ein italienisches Paar macht eine Fotosession, der Mann im Dschungelkämpferoutlook passend zur Panzerleiche. Na denn, schöne Motive sind das? – Folgend steigt die Straße wieder an, sehr steil, an unterschiedlichen Bergwiesen vorbei, Doldengewächse, Lippenblütler, in Rot, Blau, Gelb und immer wieder anderen Farbkompositionen. Das Gebiet ist nicht unbewirtschaftet, auch Almen mit Kuhweiden finden sich im offeneren Nordwest-Teil. Weitere Kasernenruinen. Auch hier wieder dichte Wolken, die weite Blicke verhindern. Nach dem höchsten Punkt fällt die Straße nur leicht zum Nationalparkhäuschen ab. Die folgende Route ab dem Turini-Pass ist zunächst leicht ansteigend, dann leicht abfallend, meist dichter Wald. In Peira-Cava bieten sich gute Fernblicke bei guter Sicht. Es bleibt dunstig, wird aber sonniger und wärmer. (Der Col de Turini, die l’Authion-Straße und das zurückliegende Bergland dürften alsbald mit Gewitterregen gesegnet worden sein.) Der Col de Turini ist einer der vielseitigsten Pässe überhaupt. Außer den drei Zufahrten unterteilen sich die Zufahrten selbst auch noch mal in verschiedene Varianten. Ich fahre bei La Cabanette Richtung Luceram, eine eindrucksvolle Kehrenabfahrt durch weithin offenen Felshang, nach unten von Lavendel durchwachsen und den maritimen Süden verkörpernd. Von dieser Strecke zweigt eine kleine Straße noch vor Luceram ab und führt über zwei Überrollpässe, denen ein Anstieg durch einen halboffenen Kiefernwald mit lose verteilten Steinblöcken folgt. Die dabei erklommene Höhe ist allerdings kein Pass. Sichtbar entkomme ich mit meiner Abfahrt Richtung Meer den aus den Bergen drängenden Gewitterwolken. Aus einer Talmulde heraus ist der Anstieg zum Col de Braus nur gering. Hier steht ein Gedenkstein für René Vietto, einer der frühen Helden der Tour de France. Ebendort eine Ruine gegenüber. Wieder berauschende Kehren hinunter, nunmehr viel Ginster an den Hängen. Noch vor dem Col St-Jean (ich fahre noch eine Kehre hinunter bis zum Pass, der gleichzeitg ein kleiner Ort ist) zweigt eine kleine Straße zum Col de Castillon ab, sodass man nicht ganz ins Tal hinunter nach Sospel muss. (Wer den Ort nicht kennt, sollte ihn jedoch schon wegen der alten Zollbrücke besuchen.) Recht einfach geht es durch buschigen Wald, sodass keine Ausichtsblicke möglich sind. Der Col de Castillon ist dann genau genommen oberhalb eines Tunnels, der die einzige Verbindung nach Menton darstellt (vom Pass mit Siedlung gehen nur Wanderwege weiter). Wahrscheinlich gilt der Tunnel nunmehr als Pass, was aber nicht ausgeschildert ist. In dem nun weit geöffneten Tal Richtung Meer fallen Blicke hinauf auf schmückende Hügelorte im goldenen Schimmer der Abendsonne. Castillon erreicht man über eine kurze Stichstraße hinauf. Der kleine Ort ist ein Zentrum der Kunstschaffenden, die hier – wohl öffentlich gefördert – in modernen Ateliers arbeiten können. Von Malern, über Bildhauer, Glaskünstler bis zu Schmuckdesignern reicht das Spektrum. Unweit des Ortes befindet sich auch das weit ins Tal ragende Carmel-Viadukt, das vor ca. 100 Jahren der Bahnlinie Sospel – Menton diente. Verkehr und Besiedlung verdichten sich nun bald, ein hohe Autobahnbrücke überspannt das Hügeltor nach Menton. Menton präsentiert sich mit breiten Autoboulevards, geordneten Palmen- und Blumengärten und Prachtbauten der Belle Époche als mondänes, gleichwohl lebendiges Seebad. Eingerahmt wird die Stadt von Hügeln und Gebirgsterrassen, auf den Oliven-, Zitronen- und Orangenbäume gedeihen. Die aufsteigende Stadtsilhouette zieren zahlreiche Kirchtürme. Gleich vor der Stadt liegt ein weiter Kiesstrand. Nach Osten Parkanlagen am Meer, eine alte Burganlage und das Museum Jean Cocteau. Dahinter die Altstadt – quirlig, mediterran, touristisch, Künstler, viele Italiener, Cocktailbars, Fastfood-Restaurants, feines Essen – alles bunt gemischt. Häuser mit mediterranem Verputz und pittoresk verziert, steile Gassen und Treppen weiter hinauf. Aufgrund der vorangeschrittenen Zeit verzichte ich auf eine ausführliche Besichtigung, denn in Menton gibt es keinen Camping. Der folgende Streckenabschnitt an der Küste im Grenzgebiet Frankreich/Italien ist weniger belebt als erwartet, viele benutzen wohl die Autobahn, die weit oben und oft im Berg verschwindend verläuft. Ein paar leichte Steigungen sind mit dabei, die Felsen reichen zuweilen nah an die Küste. In Latte befindet sich ein Camping, relativ ruhig gelegen, ohne Restaurant wie der ganze Ort allerdings. Ventimiglia erreiche ich schließlich im Lichterglanz der Abendstunden. Der Camping Di Roma liegt im Westen, noch vor der Brücke über die Roja, ist aber nicht ausgeschildert, sodass ich erst mithilfe der Hinweise von Polizisten an der betriebsamen Promenade den Weg zurück finde. Das Velo kostet 2 Euro extra auf dem ohnehin nicht günstigen Platz, somit empfehle ich allen Radlern, den Platz zu meiden soweit möglich. Die Anlage ist sehr gepflegt, aber dass man nicht mal sein Rad auf die Wiese stellen darf, ist wohl der Vorschriften übertrieben – aber auch nicht untypisch für Italien. Immerhin ist ein Restaurant gleich dabei, sodass ich ohne weitere Anstrengung den Abend ausklingen lassen kann. Sa, 4.7. Ventimiglia – Isolabona – Pigna – Colle di Langan (1127m) – Triora – Passo della Guárdia (1461m) – Colle Golezza (1801m) – Colla San Bernardo (1263m) – NavaC: ? (bei Hotel) 0 €; AE: Pizza, Salat, Rw, Eis, Cafe 16,80 € 85 km – 9,5 km/h – 8:50h – 2535 Hm Das Nervia-Tal verläuft längere Zeit ziemlich flach und ist bis Isolabona dicht besiedelt. Bereits am Morgen ist eine schwüle Hitze zu spüren, der Himmel leicht dunstig. Viele Rennradler streben ins Tal, die aber alle nur nach Buggio fahren, den herben Anstieg zum Colla di Langan scheinen sie alle zu meiden. In Isolabona staunen zwei amerikanische Rennradler über das Alter der Häuser – da gab es ja die Neue Welt ja noch nicht wirklich auf der Landkarte. Das fruchtbare Tal wird folgend von Olivenbäumen bestimmt – nicht zuletzt gilt das ligurische Olivenöl als eines der besten überhaupt. Das zuvor gelegene Dolceaqua ist Zentrum für einen besonderen Rotwein namens Rossese. Hier überspannt ein Steinbogenbrücke aus dem 15. Jahrhundert die Nervia. In Pigna prägen überwölbte Loggien und Quergänge sowie die steilen Treppenpfade das eng verschachtelte Dorf. Von unten blickt man hinauf auf Castel Vittórrio – doch nicht lange dauert es mit den steilen Rampen zum Langan-Pass, dass ich den Ort in der Vogelperspektive sehe. Zuvor fährt man noch an einem modernen Thermalbad vorbei. Der Colle di Langan führt durch duftenden, halboffenen Kastanienwald, zahlreiche Schmetterlinge umflattern die Blumen am Boden, Bienen summen um die honigsüßen Blütenkelche, erhitzte Luftstrudel schwirren über dem Asphalt. Andere Passagen sind ganz offen, lassen weite Olivenhänge überblicken, an brockigen Felsen vorbei. Die Nordostseite ist dann dichter bewaldet, wieder fast durchgehend Kastanienwälder mit knorrigen Altbäumen. Aus der Talmulde heraus geht es unmittelbar in Molini di Trioria wieder hinauf. In dem ehemaligen Mühlenort liegt ein uriger Gemischtwarenladen mit allerlei Köstlichkeiten der Region, ein paar Hexenpuppen weisen auf einen besonderen Teil der Geschichte der Region von Trioria hin: Aus dem Ort gibt es eine verbriefte Hexenhistorie, bei der u.a. eine gewisse Franceschina Ciocheto (auch Zucheto, Chioceto) in Genua für einen Hexenprozess eingekerkert wurde. Sie war eine von 13 Angeklagten, die 1588 nach Genua gebracht wurden, später kamen noch weitere fünf hinzu. Zuvor standen bereits weitere Frauen des Vorwurfs der Hexerei gegenüber und litten in dem Gefängnis von Trioria. Die Bevölkerung suchte nach einer Hungersnot nach Schuldigen. Weil die als Hexen angeklagten Frauen teilweise aus der Oberschicht stammten, kam es zu einflussreichen Protesten an die Inquisitoren in Genua und Albenga. 1589 wurden die Frauen freigesprochen, fünf starben jedoch im Gefängnis an den Qualen, eine davon soll selbst aus dem Fenster geprungen sein. Die Inhaberin der Bottega, Angelamaria, soll ein echte Nachfahrin besagter Franceschina Ciocheto sein. Die kleine, zierliche, aber bestimmt wirkende Angelamaria ist entsetzt über meine Absichten, den Berg hinüber nach Garéssio mit einem derart beladenen Rad zu fahren. Sie schüttelt mir die Hand und wünscht mir alles Gute. – Wurde ich jetzt verhext, weil ich im Folgenden geradezu täglich von unsäglich teuflischen Wetterkapriolen und kleinen Schicksalsschlägen stranguliert wurde – oder gab mir diese Frau die Kraft, diese Schläge zu bewältigen – ja gar zu überleben? Von Molini di Trioria geht es allerdings noch ordentlich ansteigende Kehren hinauf, durch Kastanienwald, zuvor vorbei an einer alten Steinbogenbrücke und Künstlerhaus. Trioria empfängt die Besucher mit einer schwarzen Gestalt als Hexensymbol, gleich zuunterst bei den Parkplätzen befindet sich ein edler Spezialitätenladen – im Zeichen der Hexe stehen Pilze, Saucen, Pastas, Würste, Käse, Marmeladen, Schokoladen usw. zum Verkauf. Am historischen Ortseingang befindet sich das Museum, in dem die Hexengeschichte aufgeschlüsselt wird. In engsten, dunklen Gassen kann man den Ort durchsteigen. Weitere Hexenläden und lokales Kunsthandwerk bieten ihre Waren an. Trotz der Enge fahren die Italiener mit ihren motorisierten Kleinmobilen durch den Ort, sodass ich mit dem Rad ständig im Weg stehe. Etliche deutsche Besucher sind unterwegs, auch ein Ausflugsradlerpaar ohne Gepäck. Wie die Schwüle des Tages unvermeidlich andeutete, geht nun ein erstes Gewitter nieder. Ein höllisches Gedonner und einschlagende Blitze unmittelbar hier vor dem Hexenmuseum. Nach Norden – meine Fahrtrichtung – ist alles von dunklen Wolken überzogen. Eigentlich hätte ich hier die Etappe abbrechen müssen – doch so früh am Tage, wo noch mehrere Stunden Fahrtzeit offen stehen – nur eine halbe Etappe? – Nach Ende der Gewitterschauer nehme ich Kurs – eine sehr steile Auffahrt, die nach und nach noch steiler wird. Hin und wieder leichter Regen. Nach einer offenen Passagen wandelt sich die Asphaltstraße in eine Schotterpiste. Noch ist die Piste befahrbar, aber unheimlich steil. Ein letztes Auto kommt an mir vorbei. Die Frau fragt, ob alles in Ordnung ist, dann bin ich allein. Die nächsten Gewitter sind im Anzug. Zunächst Regen. Den letzen Teil zum Passo della Guárdia muss ich schieben, zu steil die Rampe. Die Piste ist teils schon recht tief durch den Regen. Der Pass ist nicht ausgeschildert, es gibt eine Verzweigung. Mein Höhenmesser liefert mir Gewissheit am Pass zu sein. Es geht nun ganz offen weiter hinauf zum Colle Golezza. 350 Hm durch Gewitterregen, Blitze und Donner. Es gibt keinen Schutz. Kälte durchdringt die Knochen, es stürmischer Wind lässt mich frösteln. Fast unmöglich, die lange Hose aus der Tasche zu holen und anzuziehen. Ich suche den Schutz unter einem fragilen, überstehenden Fels, auf dem ein paar Tannen stehen. Etwas weniger Regen, etwas Windschutz. Ein Felssturz könnte mich treffen. Blitze kommen von allen Seiten, es donnert wie in der Hölle. Die Wahl ist vom Blitz oder vom Fels erschlagen zu werden. Der Pass für mich nicht hochzufahren. Selbst im trockenen Zustand wohl nicht. Zu viele spitze Rippen wechseln mit locker-schottrigem Untergrund. Vielleicht sind es noch 200 Hm, vielleicht auch nur 150 Hm. Die Blitze lassen nach, der Regen auch, immer noch aber treibt der Wind den Regen durch die Kleidung. Ich schiebe das Rad hinauf, hoffe auf Entspannung. Unten auf einer Almwiese ein Haus – ein Schäfer? – Es wäre ein unnützer Umweg, wenn ich nicht unterkommen könnte. Ich verwerfe den Plan, drücke das Rad nach oben, versuche immer wieder Abschnitte zu fahren, muss jedoch nach wenigen Metern immer wieder anhalten. Die Wolken lichten sich etwas, ein Hauch Sonne, Regenbogen über grünem Bergland – Oh Schönheit in der Verzweiflung! – Es ist geschafft, der Pass ein kleiner Tunnel. Doch auch die Nordseite ist übel zu fahren. Immer wieder brauche ich die Füße als Stütze, Dauerbremsen, kein Tempo. Offene Weiden, Kühe. Wasser läuft überall. Es wird langsam dunkel und die Schotterabfahrt will nicht enden. Scheinbar nah die Lichter von Orten, und komme doch nicht näher. Als ich den Asphalt erreiche, ist es schon stockdunkel. Einige Häuser, aber kein Leben. Die Straße führt nun nochmal aufwärts, mäßige Steigung. Lichter im Tal nach Süden zu sehen. Die Abfahrt dann auch stark gebremst, die Straße nass, die Füße noch mehr. Dann doch noch Leben: Nava nur wenig unterhalb des Colle di Nava. Ein Pizzeria ist offen, viel Betrieb, Lokaltreff auch für die Jugend. Aufwärmen, Essen. Eine Gruppe eines Alpenvereins aus verschiedenen Regionen kommt mit Musikgruppe hinein. Langsam fangen einzelne an zu spielen, bald ertönt der Ensembleklang einer typisch italienischen Banda, Blechbläser und Trommeln, keineswegs wild, mit feinen und ironischen Nuancen, mit schrägen Harmonien, mal hymnisch, mal jazzig, dann pathosgeladene Lieder. Zwei Männer aus dem Monte-Rosa-Gebiet unterhalten sich mit mir, einer spendiert ein Bier. Er rät mir übrigens hier schon ab, die Offroad-Verbindung von der Bielmonte-Panoramastraße zum Valsésia zu fahren (vgl. kommender Teil 6 des Berichts). Nun noch eine Unterkunft? – Ein Hotel ist sogar hier, aber mal wieder sitzt der Sparkommisar im Nacken. Unerwartet geht hinter dem Hotel eine Zufahrt zu einem Camping hinunter. Ich kann auch am folgenden Morgen nicht feststellen, ob der Camping vom Hotel mitbetrieben wird und ich mich dort hätte melden sollen. Die Warmduschen funktionieren nur per Chip, Sanitäranlagen ziemlich marode, abgeschlossene Teile sind für die Dauercamper, die den ganzen Platz dominieren. Okay, keine Dusche, nasskalte Füße, ein Hammertag, wir verzichten mal auf alles, was den Namen Luxus tragen könnte. So, 5.7. Nava – Garéssio – Colle di Casotto (1381m) – Pamparato – Mondovì – Colle del Mortè (714m) – Peveragno – San Giovonale(+) – Peveragno – Borgo San Dalmazzo – Beguda(+)C: wild 0 €; AE: Tagliatelle ragu, Schnitzel Marsala, Rw, Apfeltorte, Cafe 20 € 128 km – 14,9 km/h – 8:37h – 1765 Hm Der Platz liegt in einer Wiesenaue, unangenehm hat sich die Regenfeuchte des Vortages als nasskalter Nebel über die Wiesen gelegt. Die Sonne ist noch hinter den Bergen, zu schwach, um zu wärmen. In Sichtweite fahren zahlreiche Transporter zu einem Platz – irgendein Fest wird aufgebaut. Die Strecke nach Garéssio ist leicht zu fahren, ein sanftes Gefälle. Wäre es wärmer, würde ich schneller fahren, so zittere ich etwas der Sonne entgegen. Die Straße ist recht belebt. Sonntagsausflugsverkehr nach Imperia an die Küste. Die Berge sind weitgehend grasbedeckt grün, bleiben aber alpin, herrlicher Kontrast zum Himmlesblau. In Garéssio ist Sonntagsmarkt, es gibt köstliche Honigvarianten z.B. mit Nougat vermischt, Käsespezialitäten z.B. Ziegenkäse mit Rosenblättern, oder kräftige, dunkle Brotsorten. Endlich kann ich mich an einem Cafe in der Morgensonne aufwärmen. Zwischen der Kälte und der Tageshitze ist es jedoch nur eine kurze Zeit. Wenig später schwitze ich schon den Colle di Casotto hinauf. Ordentliche Steigung, Kapelle auf halber Höhe, Wald, Wiesen, Blumen, Panorama, nicht spektakulär, aber schön. Mir begegnen zahlreiche brummige Rallyeautos – auf der Passhöhe findet eine Rallyewertung statt (im Gelände) und offenbar müssen die Fahrer über die Straße zur nächsten Wertungsprüfung. Einige können jedoch ihren Fahrstil der öffentlichen Straße nicht anpassen. Der Pass ist keine Schönheit, mit dem Rallyegedröhne noch weniger. Die Nordwestseite weniger abwechslungsreich, ein Waldtal, dass mit Ausblicken auf die Berge angereichert wird. Unten lichte Kastanienwälder, kleinbäuerliche Bergwiesen, Walnüsse. Bei Pamparato kann man einfach dem Fluss folgen – ich fahre jedoch über Codevilla, eine schöne Hügelvariante, sanfte Bergwiesen, nette Kirchlein, ein schöner Turm auf der Nordseite, Panorama auf San Anna und Montaldo, die noch höher führende Alternativstrecke weiter westlich. In der brütend schwülen Ebene geht es am mächtigen Kloster Vicaforte vorbei. Da ich nicht genau informiert bin, folge ich der Ausschilderung Mondovi – besser wäre hinauf Richtung Piazza zu fahren – Piazza ist der eindrucksvollere Oberstadtteil von Mondovi, die Unterstadt heißt Breo. Hier einmal bei großer Hitze angekommen, habe ich dann keine Lust mehr, in die Oberstadt zu fahren – zumal auch hier einige schöne Fotomotive warten. Die Stadtteile werden über eine Standseilbahn verbunden, die ich aber aus der Ferne sich nicht bewegen gesehen habe. Erschöpft picknicke ich in einer Parkanlage um Kräfte für den nächsten Pass zu sammeln. Der Colle del Mortè ist jedoch keine große Herausforderung – allerdings auch landschaftlich sehr unauffällig. Wenn die Strecke einen nicht fordert, dann das Wetter: Das nachmittags Wolken aufziehen, ist mir nicht neu – samt dem Gewitterregen. Dieser überschwemmt dann in Peveragno die Straßen – mit dicken Hagelkörnern angereichert. Ein Tankstellendach bietet Schutz. Doch der Himmel bleibt auch nach der heftigen Schauer im dunkelsten Grau. Ich möchte eine Alternative nach Bóves fahren, gerate dabei aber bei San Giovenale vom Kurs ab. Bevor ich das endgültig bemerke, ist Gewitterschauer Nr. 2 im Anmarsch. Eigentlich aus allen Richtungen drängen Gewitterwolken. Als es mit den fetten Tropfen losgeht, finde ich kleinsten Unterstand an einem Toreingang. Gartenerde schwemmt die Straße hinunter. Nach Süden ein dunkle Wolkenglocke, in der die Blitze zucken wie in einer Faraday-Käfig-Demo-Versuchsanordnung. Donner, Blitze, Donner, Blitze – nicht zwei, drei Gewitterzentren – mindestens sieben oder acht oder einfach eine homogene Gewitterhimmelfäche unvorstellbaren Ausmaßes. – Wahrhaftiges Inferno. – Hier bin ich nur am Rande, da ist schon einiges los. Das Zentrum liegt dort, wo ich gestern auch schon im Gewitter mich durchkämpfte. Wäre ich heute dort unterwegs – möglich, das es auch tödlich hätte enden können. Doch auch hier trifft mich ein Schicksal: Das Wasser läuft von unten durch die Klickies meiner Radschuhe. So verkannte ich meine Füße, um trocken zu bleiben. Das sind etwa 20 Minuten. Danach scheint alles normal, doch einen Tag später spüre ich eine Sehnenreizung. Die Sehne für das reflexartige Geradeziehen des Fußes habe ich hier überdehnt – mit unliebsamen, und auch nicht ganz ungefährlichen Folgen, die wohl nur glückhaft ausblieben. Wieder ein Regenbogen, und ich fahre weiter den falschen Weg hinauf, sehr steil und durch eine Art Urwald bis der Asphalt plötzlich endet. Etliche unnütze Höhenmeter. Wieder zurück nach Peveragno, ist auch in Richtung Po-Ebene der Himmel von schwarzen Wolken und einem blitzenden Gewitterband überzogen. Gerade noch in meiner Richtung Valle Stura scheint es entspannter. Die letzte Chance, über Valdieri und Madonna di Colleto zu fahren, ist damit auch vom Plan gewischt. Mittlerweile bei Dunkelheit esse ich zunächst in Borgo San Dalmazzo und suche mir irgendwo westlich von Beguda und an der nahezu einsamen Südvariante im Valle Stura eine Wiese zum Wildcampen. Erstaunlicherweise zeigt sich der Himmel mittlerweile sternenklar. Mo, 6.7. Beguda(+) – Aisone – Vinadio – Col de la Lombarde (2351m) – Isola – St-Étienne-s-TinéeC: Municipal? 8,70 €; AE: Confits de canard au myrtille/genepy, Rw, Crêpe m. Eis/Schoko/+, Cafe 26,30 € 83 km – 11,6 km/h – 7:08h – 2020 Hm Diese kleine Straße südlich des Stura di Demonte liefert tatsächlich ganz neue Perspektiven auf das Tal im Vergleich zur zur Hauptroute auf der nördlichen Flussseite. In Halbhanglage geht es durch Kastanien- und Eichenwälder, vorbei an Wehranlagen aus dem 2. Weltkrieg, Viehweiden, Kornblumenwiesen, Walnussbäumen und diversem Gemüse- und Osbtanbau. Vielfach halbhoch über dem Tal sieht man das gegenüberliegende Tal mit den Ansiedlungen, dazu immer wieder die herrlichen Bergperspektiven nach Westen beim Col de Larche. Nachteil der Route ist, dass man nicht durch die Orte fährt und keine Verpflegungsmöglichkeit erhält. Man kann den Fluss an mehreren Stellen und bei allen Hauptorten überqueren. Das mir aus 2007 bekannte Demonte lasse ich aus. Der von mir ursprünglich anvisierte Camping in Aisone liegt auf der Südseite, ist aber völlig abgelegen und im Ort Aisone (hier wechsle ich das Ufer) gibt es ebenfalls keine Verpflegungsgelegenheit. Ich empfehle daher als Übernachtungsort im Valle Stura Demonte oder für diese Routenführung am besten Vinadio. Der Camping liegt hier unmittelbar am westlichen Ortsende, in den Geschäften bekommt alle kleineren Wünsche erfüllt und sogar einen Ersatzschlauch kann ich hier erwerben. Ausgangs des Ortes liegt eine große Festungsanlage, die man begehen kann. Insgesamt habe ich doch einige Zeit bis hierher verbraucht, sodass eine Doppelpassfahrt über Lombarde und Moutière utopisch ist – machbar eigentlich nur, wenn man früh genug direkt ab Vinadio starten würde. Das somit gemütlicher gestaltete Zeitfenster bis St-Étienne-s-Tinée fülle ich mit den herrlichen Eindrücken bei der Auffahrt zum Col de Lombarde. Den Pass fahre ich nach 2005 jetzt zum zweiten Mal, auch wieder in der selben Richtung. Und doch ist auch hier das Staunen über die Natur wieder ganz neu. Der Pass verläuft in mehreren Steilstufen, von denen eine im unteren und eine im oberen Teil die heftigsten sind. In einem mittleren Teil nach einem Wanderparkplatz gibt es ein etwas längeres abgeflachtes Stück. Unten fährt man neben rauschenden Kaskaden hinauf, teils haben sich schöne Wassergumpen gebildet. Felsgeröll an den Hängen gegenüber, waghalsig wachsende Bäume am linkseitigen Hang, einzelne Blumentupfer. Hier auf vielleicht 1200-1300 m Höhe sehe ich sogar noch Schneereste, die vermischt mit Pflanzen und Geröll offenbar selbst hohe Sommertemperaturen überstehen. Der schneereiche Winter hier also auch noch mit Spuren. Sichtbar auch die Gewalt, die die Schneemassen ausüben und Bäume entwurzeln. Schmilzt jetzt ein entscheidender Teil eines solchen Konglomerats, kann es durchaus zu gefährlichen Steinschlägen oder Erdrutschen kommen. Mit der zweiten Kehrenpassage nimmt die Bergblumenvielfalt zu, unweit des Wanderparkplatzes mit abgeschlossener Hütte entfaltet dann die Blumenwelt eine traumhafter Schönheit, in allen Farbkompositionen und immer wieder Neues zu entdecken. Ein Ehepaar aus der Schweiz (mit Auto) ist ganz überwältigt. „Unglaublich!“ der schlichte, aber treffende Kommentar der Frau, während ihr Mann auf Fotopirsch den Hang hochstreift. Mit dem flacheren Teil wird die Landschaft öder, Steingeröll mutet etwas seltsam an, der Fluss breitet sich in der kleinen Hochebene aus, eingerahmt in dunkles Tannengrün. Mit den nächsten steilen Kehren durchfährt man lockeren Lärchenwald mit leuchtend grünen Grasflächen, gelben Blumen. Hier liegt auch der Abzweig zum Kloster Santa Anna, das man später auf dem gegenüberliegenden Hügel von der Straße aus sehen kann. Wie vor vier Jahren ist auch diesmal Lärmtrubel zu vernehmen. Im oberen Teil des Lärchenwaldes bedecken Almrosen den Boden und so farblich geblendet öffnet sich alsbald eine offene Bergwelt von aparter Kargheit. Zunächst noch kurzgrasige Bergwiesen mit viel Enzian, dann immer mehr Geröllhänge. Am Horizont die faszinierenden Zacken der schroffen Seealpengipfel. Kalt-windig auf der Passhöhe, steht immer noch der Imbisswagen, der auch schon vor vier Jahren auf doch sehr wenige Besucher zählen darf, selbst die Motorradfahrer möchten nicht lange hier im Wind stehen bleiben. Der Ausblick herrlich auf gipfelreiche Bergketten nach Süden wie nach Norden, Skipistenspuren zeichnen die Hänge in Richtung Isola 2000. Die Abfahrt vom Lombarde-Pass ist kurzweilig, weil unaufhaltsam das Gefälle und die Straße teils verführerisch breit- und geradegezogen. Es gibt einige Picknickmöglichkeiten. Die Fauna ist hier jedoch weitaus weniger verschwenderisch als auf der Ostseite, oben die kargen und gerodeten Skipistenhänge um die Bausünden von Isola 2000 herum, dann ein paar kleinere Almwiesen, sonst dicht bewaldete, steile Hänge bis ganz hinunter. Rauschende Kaskaden und einige höhere Wasserfällen lassen das Wasser schnell zu Tal stürzen gleichwie den Radler auf der Straße. Durch die Gassen Isolas hindurch fällt der Blick auf den eindrucksvollen Cascade de Louch, besser einzusehen am oberen Ortsausgang. Diese nun mir bekannte Auffahrt mit sehr mäßiger Steigung – ein kleine Rampe ist nur kurz vor St-Étienne zu überwinden – ist weniger bemerkenswert. Man fährt entlang der wasserreichen Tinée, die ein graues, gleichmäßiges Flusstal bildet. Der größte Teil der Strecke ist auf einem Radweg fahrbar, der teils auch etwas abseits der Straße gelegen ist. Der Verkehr auf der Straße ist allerdings so gering, dass ich an dem Sinn des Radweges zweifeln muss. Ich vermute, dass man hier bewusst den vielen Radlern, die zum Bonette pilgern, ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung setzen wollte. Der heftige Wind sorgt für ein wenig unrythmisches Vorankommen – wohl aber auch der Grund für kein neues Gewitter. In St-Étienne ist alles wie vor vier Jahren – das charmante Örtchen, trotz Bustouristen ohne Hektik und Lärm, der ruhige, an einem künstlichen Badesee gelegene Camping, sauber, gepflegt und mit mit einem milden Luftzug, die netten Terrassen- und Gartenrestaurants mit einer kleinen, aber feinen Auswahl an Gerichten. Beim Gang in den Ort spüre ich erstmals ernsthaft meine Sehnenreizung (Schmerz am vorderen Unterschenkel), kann den Fuß nicht richtig strecken und knicken – sprich, ich fange an zu humpeln. Offenbar kann ich nicht mehr laufen, aber noch radeln. Dass es mehr als eine kurzweilige Erscheinung ist, ahne ich hier noch nicht. Umso erfreulicher allerdings das Essen, bei dem ich die leckeren Entenstücke mit einer Heidelbeer-Genepy-Sauce hervorheben möchte. Di, 7.7. St-Étienne-s-Tinée – St-Dalmas-le-Selvage – Col de la Moutière (2454m) – dev. D64/Restefond (~2600m) – Jausiers – St-Paul-s-Ubaye – Col de Vars (2109m) – GuillestreC: La Serre Altitude 1000 6,60 €; AE: Salade chevre chaud, Tagliatelle, Rw, Cafe 18,10 € 89 km – 11,4 km/h – 7:44h – 2420 Hm Der Idealstart am Morgen wird schnell gedämpft. Nur 1-2 km an der Tinée entlang und ich habe den nächsten Plattfuß. Diesmal finde ich die Ursache im Mantel und kann das Loch im Schlauch lokalisieren, sodass ich ihn reparieren kann. Alldings muss ich dann noch feststellen, dass der Bremszug der Hinterradbremse an einem Draht hängt. Also auch noch den Bremszug austauschen. Da ich keine Zange zum abknipsen des ausgefransten Drahtes habe, ist es eine sehr pfriemelige Angelegenheit, bei der ich mir mehrfach mit dem Draht in die Fingerkuppen steche. Ein vorbeikommender Rennradler (Frau im Begleitauto) kann mir helfen, nachdem ich schon etwas verwzeifelt war. Im Gegensatz zur 2005er-Alpentour möchte ich diesmal nicht die Bonette-Route fahren, sondern den Parallelpass. Der Moutière-Pass ist jedoch nach der Passhöhe eine Offroad-Piste. Zunächst aber gelange ich in das Örtchen St-Dalmas-le-Salvage um mein Picknick zu machen. Die graue Gerölllandschaft von zuvor geht nunmehr in kleinere Waldabschnitte über, zahlreiche Bergblumenwiesen erfreuen das Auge, viele Schmetterlinge suchen den Nektar in den Blüten. Obwohl für Autos nahezu eine Sackgasse, fahren doch einige hier hoch. Zum einen folgen weiter oben noch ein paar Hütten, die wohl auch als Feriendomizil dienen, zum anderen Erwandern Autofahrer ab einem höher gelegenen Wparksplatz den Nationalpark Mercantour, einige fahren bis zum Pass, um von dort zu wandern. Bonette vs. Moutière – wer ist schöner? – Diese Frage habe ich schon unterschiedlichst bewertet gefunden. Mein eindeutiges Urteil: Der Moutière ist deutlich schöner, Wasserfälle, Pflanzenwelt und kuriose Felsenformationen im Westen machen ihn zu einem wunderbarem Pass auf der Südseite. Erst spät geht es durch die kargen offenen Berghänge, dort aber immer noch mit wasserdurchzogenen Felsen und Almrosen. All das hat der Bonette nicht zu bieten – seine herausragende Stellung bezieht er eben aus der psychisch anspruchsvollen Fahrt durch eine nicht endende wollende Stein- und Geröllwüste, durch die imponierende Kargheit und der Annäherung an den majestätischen Mondberg Cime de la Bonette. Den Eindruck dieser Welt vermittelt mehr die Nordseite des Moutière. Wenn auch der Tag mit Sonne begann, die Wolken überziehen schon mittags das Gebrige und sorgen für harsche Kälte in der Höhe. Noch dramatischer der Wind: Ich muss die nicht gerade einfachen Rampen am Moutière gegen teils sturmreifen Wind rauffahren. Irgendwann bei ca. 14 % Steigung und einer heftigen Windböe werde ich schlicht umgerissen. Passiert ist diesmal nichts, aber die Alpen zeigen ihr kantiges, widerspenstiges Gesicht. Nach dem Pass geht es nur ganz wenig hinunter, danach, steigt die Schotterpiste weiter an – ca. auf 2600 m und damit nur noch wenig unterhalb des Bonette-Passes und der Bonette-Schleife. Das bedeutet schwere Arbeit, die Piste ist durchgeweicht von Regen und getautem Schnee, denn hier gibt es noch größere Altschneefelder. (Zu Beginn miern Tour war der Bonette noch gesperrt.) Jetzt ist es mit dem Wind sogar so kalt, dass man aus den dunklen Wolken Schneefall erwarten könnte. Bei trockenem Sommerwetter dürfte die Fahrt hier okay sein, wenn auch mit dem Reiserad nicht einfach. So wird es dann sogar brisant: An einer Stelle reicht das Schneefeld noch ganz über die Piste. Ich muss das Rand gerade eben am Rand vorbeischieben. Wegen dem leicht weichen Untergrund besteht allerdings Absturzgefahr – auf der Schneefläche würde ich aber einsinken. Bei gutem Wetter hätte ich vielleicht nochmal dem Hochpunkt am Bonette einen Besuch abgestattet. Es ist an der Einmündung auf die Straße aber so kalt, windig und beginnend regnerisch, dass ich dringend ins Tal gelangen sollte. Wie Nagelpfeile prasseln einige Regentropfen auf mich, die Hände verfrieren sich auf der Abfahrt. So brauche ich unten in Jausiers in der gelegentlich herauslugenden Sonne lange zum Aufwärmen – der Wind macht es dabei nicht leichter. Mit der Fahrt das Ubaye-Tal aufwärts verlasse ich die Seealpen und begebe mich in die Cottischen Alpen, also eigentlich schon dem nächsten Berichtsteil zugehörig. Im Ubaye-Tal genieße ich etwas Windschutz. Mein Plan, über die Offroad-Pässe Parpaillon und Valbelle nach Guillestre zu gelangen, ist nunmehr in mehrfacher Hinsicht verworfen: Das Wetter droht mit Regen, Hagel, Schnee, Kälte und Wind eine solche Überfahrt zum Desaster zu machen. Mein Timing für die Überfahrt ist denkbar schlecht, ich müsste mehrere Stunden abgeben und bis zum nächsten Morgen warten, weil sich nunmehr die Überfahrt nicht mehr bewältigen lässt. Je nach Wetterentwicklung würde es ein oder auch zwei Tage mehr Zeit brauchen. Der wichtigste Ausfallgrund ist jedoch meine Sehnenreizung. Einen Pass hinaufzufahren, bei dem ich häufig den Fuß absetzen und mich mit ihm Abstoßen muss, kann ich nicht mehr fahren – soviel ist mir jetzt schon klar. Entsprechend fahre ich den Col de Vars, ebenfalls zum zweiten Mal, diesmal aber umgekehrt von Süden nach Norden. Auch der der Zeitplan geht auf, obwohl auch hier mir heftiger Wind bei der Auffahrt entgegen bläst. Der Pass ist komplett offen, Bergwiesen, die oben als sanfte grüne Kuppen den Horizont markieren, unten zieren zahlreiche Blumen die Almweiden. Eine Besonderheit auf der Nordseite: Golfen auf ca. 2000 m Höhe. Die Landschaft ist allerdings wie vorgeschaffen für einen Golfplatz. Nach Norden gibt es mehrere Besiedlungen, teils als Skiorte, teils aber auch organische Dörfer. Ein kleiner Gegenanstieg und schließlich der Blick auf das Ecrins-Massiv verkünden wieder eine neue Alpenzone. Zur Bildergalerie Teil 4 bitte Bild anklicken
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#554628 - 21.09.09 22:11
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Meine Sommerreise geht trotz Herbstanfang noch weiter. Mit dem Weg nach Norden (oder Wetterwechsel?) nimmt die Gewitterneigung ab. Dafür bestimmen heftige, kalte Winde die Höhenlagen und auch in den Tälern sind die Nächte sehr kalt. TEIL 5: COTTISCHE & GRAJISCHE ALPEN Mi, 8.7. Guillestre – Arvieux – Col d'Izoard (2360m) – dev. route Gondran – Col du Gondran (2347m) – Col de Montgenèvre (1854m) – Briancon – Chantmerle (~1350m) – Briancon – Las Chapas (~1350m)C: Champ de Blanc 12,10 €; AE: SV 93 km – 11,6 km/h – 8:01h – 2560 Hm In der Combe de Queyras, die ich schon zweimal in umgekehrter Richtung durchquert habe, ist durch die hohen Felswände am frühen Morgen noch kaum Sonne. Anfangs hat die Schlucht rötliches Gestein, danach sind die Felsen grau, einige kleine Felstunnels sind zu durchfahren. Die Steigung ist sehr moderat, erst kurz vor der Verzweigung Queyras/Izoard beginnen ernsthafte Prozente. Im unteren Teil der Anfahrt zum Izoard ist die Weidelandschaft weit geformt, Waldanteile verhindern aber teils ausladendende Vorausblicke. Schon sehr offen liegt Arvieux, neben einem alten Ortskern verteilen sich zahlreiche Ortsteile an den Hängen, die vor allem dem Wintersport dienen. In Arvieux gibt es einige empfehlenswerte Läden mit einem sehr guten Angebot regionaler Produkte. Génepi, Frucht- Liköre, Käse, Würste, Torten, Marmeladen, Honig, Kunsthandwerk, schöne Postkarten und spezielle Alpenliteratur. Von der Faszination Sonnenuhren angeregt erwerbe ich ein Buch zu den Sonnenuhren in der Region Queyras. Ein Ortsteil weiter gibt es einen Laden mit originellem Holzspielzeug aus eigener Fabrikation. Mit den ersten Kehren ändert sich die Landschaft. Blumenwiesen und Waldpassagen rücken näher an die Straße, erste markante Felsformation werden sichtbar. Bei einem Zwischenpass öffnet sich die aparte, erodierte Steinlandschaft, die den Izoard zu einem der eindrucksvollsten Alpenpässe macht: die Casse Déserte. Neben zahlreichen Rennradlern sehe ich auch einige Reiseradler vor der grandiosen Felskulisse. Nach kurzer Zwischenabfahrt geht es vorbei an dem Memorial für die verblichenen TdF-Veteranen Fausto Coppi und Louison Bobet, an urigen Felszapfen, an zackigen Extremitäten aus Stein und an wüstenhaften Geröllhängen. In dieser Umgebung kommt die Passhöhe fast zu früh. War es vor vier Jahren hier heiß genug, dass sich einige italienische Rennradlerinnen bis aufs Bikini-Outfit entledigten, herrscht diesmal biestig kalter Wind trotz des fotofreundlichen Sonnenlichtes. Mit einem mürrischen englischen Reiseradler ist kaum zu sprechen, sodass ich bald weiterfahre. Auch auf der Nordseite stechen noch Steinwüsten und die markanten Felszacken des Talkessels ins Auge. Gleichzeitig beginnt unterhalb des Refuge Napoléon (guter Kuchen, man kann auch übernachten) ein lichter, lieblicher Nadelwald auf leuchtend-grünem Grasteppich. Weiter unten gibt es zaghafte Schluchtansätze. Hier irgendwo suche ich den Abzweig zum Col du Gondran. Dazu habe ich mir eine ausführliche Beschreibung von quaeldich.de ausgedruckt. Der Hinweis auf die Militärstraße ist nicht zu übersehen. Die Straße ist tatsächlich in schlechtem Zustand und für eine Abfahrt sicherlich unangenehm. Zum Raufradeln mit Reiserad aber völlig ausreichend. Es gibt keine Erholungspausen auf der Strecke, allerdings ist die Steigung akzeptabel (etwas schwerer als der Izoard, aber nicht unangenehm „rampig“). Zwei oder drei Autos begegnen mir – weiter oben gibt es auch noch vereinzelte Bergbauernhäuser. Lange Zeit ist die Straße mit Kiefernzapfen übersäht. Lehmige und brüchige Felsen ragen nah an die Fahrbahn, kleine Felsbogentunnels öffnen Torblicke, weiße Doldengewächse wechseln mit Rosa- und Gelbtönen vielfältiger Blumen auf halbtrockenem, dezent ockerfabenenen Felsuntergrund. Die Ausblicke variieren – mal über das Durance-Tal hinweg zum Massif des Écrins, dann immer mehr nach Süden zu kratzigen Abbruchkanten am Izoard, schließlich über weite offene Blumenwiesen auf grüne Berghügel mit geheimnisvollen Gebäuden – sei es vom Militär, sei es für wintersportliche Nutzung. Irgendwo erschrickt ein Reh ob des seltsamen Pedalisten. :fragend: Noch weiter über das hochebene Hügelland gefahren, erhebt sich gegen Osten der Janus-Berg mit einem Dracula-ähnlichem Fort – wie eine Halluzination wirkt diese verlassene Burg am Horizont. Es ist wohl auch eine militärische Einrichtung (gewesen?), die man per (schwieriger) Schotterpiste erreichen kann. Schon mit Rücksicht auf meine Sehnenreizung unterlasse ich aber die ohnehin nicht geplante Exkursion. Mit Erreichen der Passhöhe endet der Asphalt, ein nummerierter MTB-Wegweiser zeigt, dass hier Radler durchaus häufiger hinkommen. Die Piste abwärts ist zunächst gut, wird aber zunehmend schlechter. Teils sandiger, lockerer Schotter – insbesondere im unteren Bereich – macht das Ausbalancieren schwierig und verhindert schnelleres Abfahren. Weite Bergblumenwiesen – Augenschmauß pur. Oben weidet ein riesige Schafherde – die Schäferin widmet sich ungestört einem Buch – schönes Berufsleben. Ein Fuchs kreuzt meinen Weg, ist aber derart feige, dass er selbst meinem schnellen Kameragriff entkommt. Die Murmeltiere sind zwar wachsam, aber doch etwas erfahrener im Umgang mit Radlern und lassen sich vom Genuss der wärmenden Abendsonne nicht abbringen. Bei einem See sind unansehnliche Liftanlagen – die Piste auch hier noch schlecht – aber es wird offenbar an besseren Zufahrten gebaut. Wenn auch die Nordseite des Passes nicht so beeindruckend ist – allein die Südwest-Auffahrt des Col du Gandron hat große Klasse. Der Col de Montgenèvre gehört zu den farblosen Alpenpässen, die aber als Verbindungsachse auch für Reiseradler immer wieder gebraucht werden – ein größere Ortschaft, ein Golfplatz und eine Untertunnelung für den Durchgangsverkehr. Vom Pass hinunter ist Briancon schnell erreicht. Bereits zum vierten Mal komme ich durch diesen wichtigen Kreuzungspunkt großer Alpenpässe mit seinem mächtigen Fort und den engen, steilen Gassen, in denen sich ein lebhaftes Treiben abspielt. Immer wieder entdeckt man kleine, neue Details. Nach dem Einkauf fahre ich zunächst nach Chantmerle – nur sehr moderat ansteigend. Dort befindet sich wider Erwarten kein Camping. Eigentlich wünsche ich eine Dusche und einen Picknickplatz, fahre daher zurück. Die Campings in Briancon liegen allerdings sehr ungünstig für mich. Der mir bekannte Platz in St-Blaise im Süden liegt weit unten, wären zusätzliche Höhenmeter für den nächsten Tag. Aber auch die Suche nach dem nördlich gelegenen Platz entpuppt sich als Höhenmeterlieferant. Zunächst schon in der Talsohle des unteren Teils von Briancon, steigt der Weg danach nochmal ordentlich an. Es ist äußerst unangenehm kalt und windig – das Essen macht selbst mit allen Jacken und Hosen keinen großen Spaß – zumal ich die Wege auf dem Camping sehr schmerzhaft abhumpeln muss. Als dann auch noch die Dusche abgeschlossen ist, nachdem ich mit dem Abendmahl fertig bin, ist meine Stimmung ziemlich weit unten. Ich hatte ja ausdrücklich noch nach den Duschen gefragt – kein Hinweis auf das frühe Abschließen. Da hätte ich auch wild campieren können (und das wäre in der Tat bei Chantmerle sinnvoll gewesen). Für eine wirkunsgvolle, morgendliche Beschwerde fehlt mir das sprachliche Know-How. Dieser Camping aber ist ein Fall für die rote Liste. Für das anstehende Projekt wäre es wohl ohnehin ratsamer gewesen, den Camping in Le Monêtier-les-Bains in Richtung Col du Lautaret anzusteuern. Do, 9.7. Las Chapas – Briancon – Chantmerle – Col de Granon (2413m) – Val-des-Prés – Nevache – Col de l'Echelle (1766m) – Bardonecchia – SalbertrandC: Gran Bosco 13 €; AE: Spaghetti ragu, Steak, Pf, Eis 13 € 79 km – 11,7 km/h – 6:38h – 1595 Hm Auch dieser Tag bleibt durchgehend sonnig und auch die Luft ist ein wenig wärmer als vortags. Den Abzweig zum Col de Granon kann man leicht übersehen: Er befindet sich südeingangs von Chantmerle und an der Straße von St-Chaffrey. Es ist sinnvoll, entsprechend die Lautaret-Straße vorher und mit der Ortsdurchfahrt von St-Chaffrey zu verlassen. Die Straße hinauf zum Granon ist in gutem Zustand. Nicht nur einige Ansiedlungen, auch reger Ausflugsverkehr führt bisweilen zu mehr Verkehrsfrequenz als für diese Sackgasse zu erwarten ist. Die Stärken der Westseite liegen in den weiten Panoramen. Sind unten noch Blicke auf die gegenüberliegenden unansehnlichen Skigebiete bestimmend, schälen sich in der Mitte immer mehr die weißen Spitzen des Massif des Écrins heraus. Nach ein paar schattigen Hainen ist bald die Berglandschaft offen, unscheinbare Viehweiden, die nach oben hin sich mehr und mehr mit Blumen schmücken. Auch der trockene Boden wandelt sich oben zu teils wasserdurchflossenen Hängen, an denen sogar Sumpfdotterblumen wachsen. Kleine glitzernde Idylle. Noch davor zweigen bei einem Parkplatz mehrere Pisten ab, die möglicherweise reiseradlerisch fahrbar erscheinen. Auf diesen Pisten lassen sich noch weitere offene Bergpässe erradeln oder erwandern. Auf der Passhöhe tauschen zwei französisch Rennradler ihre Bestzeiten aus – für die ist hier die Fahrt zu Ende und es geht den gleichen Weg wieder zurück. Ich kann dem leckeren Himbeerkuchen im Rifugio nicht widerstehen und mache dort ein kleines Mittagsfrühstück nebst Postkartenschreiben. Die Sonne brennt und doch kann man nur im Windschutz sitzen. Die folgende Piste ist zunächst in sehr gutem Zustand – auch das Gefälle ist gering. Herrliche Bergblumenwiesen kontrastieren die herbe Nacktheit von dunklen Bergfelsen, irgendwo wieder ein militärisches Gebäude auf einer grünen Bergkuppe geometrisch angeordnet am Horizont. Farben und Panoramen von bizarrer Schönheit. Einige Wanderer unterwegs, ein entgegenkommendes MTBer-Paar gratuliert per aufgestellten Daumen. An einer Verzweigung liegen MTBs quer auf der Wiese – die italienischen Fahrerinnen und Fahrer daneben wie von schweren Lasten erschlagen. Sie sind die Strecke aus dem Clarée-Tal hinaufgefahren. Wie schwer diese Strecke ist, erlebe ich ja nun erst danach. Denn ab hier nimmt das Gefälle erheblich zu und die Wegbeschaffenheit ab. Tiefe, ausgewaschene Rinnen verlangen ständige Seitenwechsel auf der Piste, rutschiger Schotter und kantige Wurzeln sorgen für schwierige Balanceakte. Blumen und Wald wechseln mehrfach ihr Gesicht – doch lässt sich das kaum genießen – zu anspruchsvoll die Konzentration auf die Fahrtechnik. Es ist wohl kaum zu vermeiden, auf einer solch langen Strecke mit übelster Piste zu stürzen. So passiert mir dies auch im unteren Drittel. Die niedrige Geschwindigkeit und die Packtaschen sorgen wieder für einen weitgehend „sanften“ Niedergang – doch wieder hat sich der rechte Brems- und Schaltheben deutlich nach innen gedreht. Diesmal habe ich Glück und an einem Brunnen an der Einmündung auf die Straße vom Vallée de la Clarée treffe ich zwei Schweizer Rennradler. Sie haben den passenden Inbusschlüssel auch in der nötigen Länge dabei. So ist dann alsbald alles wieder geradegerückt. Ich halte die Ostseite des Col de Granon nicht für reiseradtauglich, man kann aber eine Abfahrt bei gutem Wetter riskieren, wenn man mehrere hundert Höhenmeter lang auf die Bremse drücken will. Eine Auffahrt mit einem voll beladenen Reiserad halte ich für undurchführbar (ist schon für MTBer schwierig genug). Nahezu lieblich fließt die Clarée neben der Straße dahin, die Berge begrenzen das Tal zu beiden Seiten ohne weite Ausblicke. Zahlreiche Sand- und Kiesbänke bereiten Bade- und Picknickplätze, was auch intensiv genutzt wird. Die Straße hat nur geringe Steigung, einige Passagen sind ganz flach. Irgendwo steht ein Käseverkaufswagen – nur Ziegenkäse in allen erdenklichen Variationen und Geschmack pur. Das lässt mein Herz höher schlagen. In Nevache richte ich dann mein Picknick ein, muss aber wegen der langsamen Abfahrt zuvor auf das weitere Erkunden des Clarée-Tales verzichten. Schöne Holzarbeiten in einem kleinen Laden in Nevache. Von der Talöffnung um Nevache mit den regelmäßigen Feldmauern auf den Weidehängen führt ein sehr gut ausgebaute Straße (neu asphaltiert) zum Col de l’Echelle. Einige Felsen mit Rundlöchern und markanten Zapfen prägen den unteren Teil, danach bestimmt eher langweiliger dunkler Nadelwald die Szenerie. Ausblicke gibt es dann erst wieder auf der Abfahrtsseite nach Norden. EU ohne Grenzen? – Nun, hier an der französisch-italienischen Grenze werde ich tatsächlich vom Zoll kontrolliert. Bardonecchia wird von den Bergen fast erdrückt – zumal hier die Trassen von Autobahn und Eisenbahn Richtung Tunnel de Fréjus breiten und hohen Raum einnehmen. Am rauschenden Bergfluss geht es eher reizlos, dafür flott Richtung Oulx. Auf den Bergen sind hier die modernen Hochbauten von Sestrière deutlich zu sehen. Ohne in den Ort zu fahren, geht es unauffällig und parallel zur Autobahn weiter Richtung Salbertrand. Hier liegt so etwas wie ein Transit-Camping – ideal für Durchreisende den anliegenden Transitrouten – entsprechend auch viele deutsche Motorradler. Nicht so schön, aber nützliche Lage – sehr gute Sanitäranlagen, Restaurant dabei. Selbst die kleinen Wege auf dem Camping werden mir zur schmerzhaften Tortur. Was ist, wenn der Sehnenschmerz auch beim Radeln auftauchen sollte? Erstmals stelle ich die ernsthafte Frage nach dem Tourabbruch. Tal ausfahren nach Turin und Zug zurück? Fr, 10.7. Salbertrand – Susa – Novalesa – Montcenisio (~1400m) – Bar Cenisio – dev. Lac du Mont Cenis (Südroute) – Col du Petit Mont Cenis (2182m) – Col du Mont Cenis (2084m) – LanslevillardC: Municipal 7,60 €; AE: Salat Käse/Schinken/Ananas, Rw, Steak/Käsesauce, Pf, Schoko-Ku/Vanilles., Cafe 34,60 € 87 km – 11,3 km/h – 7:38h – 2225 Hm Die folgende Strecke nach Susa bin ich zwar bereits 2002 geradelt, mancher Abschnitt scheint aber nicht im Gedächtnis geblieben zu sein. Ohne Spektuläres, ist die Strecke durch das Naturschutzgebiet Gran Bosco doch ganz ansehnlich. Ein großes Fort kann in Exilles besucht werden, hin und wieder ragt eine Autobahnbrückenkonstruktion ins Tal. Flach ist die Strecke auch nicht, es gibt mäßige Steigungen, das stärkste Gefälle liegt gegen Ende Richtung Susa. In Susa führt mein erster Weg zur Apotheke. Die Salbe, die ich erhalte, hat allerdings allenfalls gelegentlichen Placebo-Effekt. Tatsächlich kann sie keine Besserung bis zum Ende der Tour bewirken. Nach Frühstück an der zentralen Piazza und Stadtbesichtung (lohnenswert!) wähle ich gegenüber 2007 eine Alternativroute Richtung Col du Mont Cenis. Sie führt zunächst durch ein flaches Wiesental und später mit mäßigem Anstieg über Novalesa. Für den weiteren Verlauf über Moncenisio versichere ich mich bei einem Radhändler in Susa, ob die Strecke ordentlich befahrbar ist – ist sie, durchgehend ordentlicher Asphalt, wenn auch sehr enge Straße. Allerdings: Die Steigung ist hier um einiges anspruchsvoller als auf der Hauptstrecke zum Col du Mont Cenis – und die ist ja auch bereits im unteren Teil ziemlich anspruchsvoll. Wer die Strecke ebenfalls fahren möchte, sollte also auf ein lange, heftige Rampe vorbereitet sein. Nach Moncenisio erleidet man einen merklichen Höhenmeterverlust, bevor man die Passroute wieder wenig unterhalb von Bar Cenisio erreicht. Dafür erlebt man aufregende Wasserfälle, ein üppiges Schmetterlingsflattern, mystische Steinbrocken-Waldlandschaft und eine feine Kehrenfahrt. Moncenisio selbst bietet ein paar hübsche Häuser und wenig danach zwei kleine, idyllische Seen. Die Reststrecke verläuft wasserfallreich durch dichten Laubwald. Der Rest der Strecke bis zu den Hotels unterhalb der Staumauer des Lac du Mont Cenis überschneidet sich mit meiner 2007er-Route, die allerdings damals in großen Teilen durch Wolken und Nebel führte. Diesmal also klare Sicht – auf die Panoramen ringsum, auf die Tunnelreste der legendären Mont-Cenis-Bahn aus dem 19. Jahrhundert, auf die eindrucksvollen, nahezu symmetrischen Kehren aus der kleinen Zwischenebene herauf Richtung Staudamm und den überall sprudelnden Wassern – vom rauschenden Strahl bis zum glitzernden Niesel über brüchigen Fels. Bei den Hotels versuche ich eine Essenspause im Schutz einer Holzbaracke – Versuch insofern, dass trotz Sonne ein extrem heftiger Wind und sehr kalte Luft das ungeschützte Sitzen unmöglich macht. Bei einer alten Kirche und einem aufdringlichen Hund zweigt die Piste zum westseitigen Ufer des Sees ab, ist allerdings nicht ausgeschildert und mehrere Pisten liegen zwar offen, aber doch verwirrend vor einem. Vermutlich könnte man auch die Straße zunächst weiter hoch fahren und über den Staudamm gleichermaßen zu derPpiste gelangen. Um den Col du Petit Mont Cenis anzufahren bedarf es letztlich aber nicht dieser mäßigen Piste – unweit des Col du Mont Cenis kann man rein asphaltiert und dann als reine Stichstraße auch dorthin gelangen. Die Westpiste führt auch nicht am See entlang, sondern hinter ein paar Hügeln, zwischen denen man gelegentlich den See erblickt. Teils ist die Piste stark sandig und entsprechend schlecht zu fahren. Das Hauptproblem ist aber der Wind. Er erreicht zuweilen Sturmstärke und ich muss allein deswegen häufiger anhalten, was wiederum meiner Sehne nicht gut tut. An einer Gabelung treffe ich auf ein deutsches Wanderpaar mit Hund, bei denen ich mich nochmal für die richtige Pistenwahl rückversichere. Sie haben ihr Auto irgendwo geparkt und laufen so immer wieder entlegende Routen ab. In die Hexengegend von Trioria wollen sie auch noch. Der Reiz der Strecke liegt in den grünen Hügeln, die mit einem Rausch an Alpenrosen übersäht sind. Irgendwann mündet die Piste auf die asphaltierte Stichstraße zum Col du Petit du Mont Cenis. Die Steigungen sind zwar unrhythmisch, aber durch das wellenartige Terrain launig zu fahren. In den grünen Hügeln halten sich viele Murmeltiere auf. Ein Rifugio liegt etwas abseits bereits vor dem Pass, am Pass selbst gibt es aber auch eine Ess-, aber keine Übernachtungsgelegenheit. Imponierend ist eine Bergformation mit zwei Pyramidenbergen und einem mehrzackigen Zylinderberg – wobei die Perspektivwechsel immer wieder aufs Neue faszinieren. Vom Col du Petit Mont Cenis führt ein nicht langer Wanderweg nach Le Planay, den ich ursprünglich notfalls schiebend „beradeln“ wollte. Auch wenn an der Passhöhe die Piste fahrbar aussieht, kann ich das Risiko mit dem Fuß nicht eingehen. Bei der Rückfahrt sollte man Abflussrinnen nicht vergessen, sonst kann man leicht stürzen. Die Asphaltstraße am Nordwestufer ist ebenfalls wellig und noch recht lang, bevor man den Col du Mont Cenis erreicht. Die Mont-Cenis-Route markiert auch die Grenze zwischen Cottischen und Grajischen Alpen. Zentrum der Grajischen Alpen sind die Nationalparks Vanoise (frz.) und Gran Paradiso (ital.). Einen weiteren wichtigen Teil bildet das Gebiet am Kleinen St. Bernhard. Die Nordseite des Col du Mont Cenis kann den Vergleich mit Südseite nicht halten – große Kehren mit starkem Gefälle führen durch ziemlich belanglosen Nadelwald. (Ich empfehle daher stets denPass von Süd nach Nord zu fahren.) In den letzten Abendstunden hat sich der Himmel zugezogen und die windige Kälte wirkt jetzt auch noch psychisch deprimierend. Die Hoffnung auf ein wärmendes Tal erfüllt sich nicht. Das Zelt stelle ich etwas unverschämt umittelbar im Windschatten eines Wohnwagens auf. Ein sehr schwerer Tag – allein die Steigungen schon – dazu noch zerrissen von Kälte, Wind und Schmerzen – da genehmige ich mir ein sehr gutes Essen, das wieder etwas versöhnt. :zufrieden: Sa, 11.7. Lanslevillard – Col de la Madeleine (1756m) – Bessans – Col de l'Iseran (2764m) – Val d'Isère – Ste-Foy – Montvalezan – la Rosière – Col du Petit St-Bernard (2146m) – La ThuileC: Rutar 12,50 €; AE: SV 107 km – 13,4 km/h – 7:58h – 2620 Hm Auch an diesem Morgen sorgt die Kälte für einen langsamen Start. Eine Besonderheit für Iseran-Fahrer steht gleich am Anfang an: Die D 902 steigt gleich nach Lanslevillard an, um dann nach einer Zwischenhöhe in eine längere Talebene bei Bessans wieder abzufallen. Diese Erhöhung stellt keinen Pass dar – sehr wohl aber der kaum höhere Hochpunkt auf einer parallelen Straße, die durch ein kleines Tal mit den typisch üppig-gemischtfarbigen Vanoise-Wiesen führt. Diese kleine Nebenstrecke dürften die meisten Iseran-Fahrer verpassen. An dem dortigen Col de la Madeleine (einer von vielen gleichen Namens) befindet sich eine kleine Siedlung mit einer historische Kapelle. Der weitere Verlauf durch die Zwischenebene ist durchaus reizvoll, Bessans auch als Etappenziel charmant. Die großen Bergblickpanoramen beginnen jedoch erst mit dem Anstieg nach Bonneval-sur-Arc, das über eine alte römische Brücke verfügt. Mit den ersten Kehren entwickelt sich ein eindrucksvolles Panorama nach Süden samt schöner Bergblumenhänge. Mit dem Erreichen einer grün-wiesigen Zwischenebene (wird gerne auch zum Picknicken und Sonnen genutzt) und durchschäumenden Wasserfällen wird diese Perspektive langsam abgeschnitten. Der Blick richtet sich nun auf eine Engstelle samt kleinem Steinbogentunnel. Der letzte Teil zum Iseran besteht aus einer Steinwüstenlandschaft und ggf. Schneefeldern. Hier haben die Murmeltiere so wenig Scheu, dass sie sogar den Motorrad- und Autoverkehr aufhalten. Die Auffahrt entwickelt sich im letzten Teil zur Tortur. Der Wind erreicht wieder bedenkliche Stärke und kühlt merklich aus. Auf der Passhöhe muss ich aufpassen, dass mir die Kamera nicht aus der Hand geweht wird. Mittlerweile ist es auch sehr wolkig geworden. Abgesehen von den weiten Bergpanoramen ist die Nordseite des Iseran in puncto Vegetation wenig aufregend. Markant ist ein gestufter Wasserfall unweit Val d’Isère, den man aber von der Straße nur unzureichend bewundern kann. Bei der Abfahrt begegnen mir zwei Reiseradler, zwar nicht im sportlichen Outfi, aber doch sichtbar „erfahren“. Der Gruß wird auch gleich erwidert und wir kommen zu einem kurzen Gespräch. Es sind Franzosen (können gut Englisch), die gerade mit der Passüberquerung ihre Radreise beenden wollen – eine Radreise von Indien ausgehend. Sie berichten z.B. über Pakistan als ein schönes Radreiseland. Mit Hinweis auf das Radreiseforum und in gegenseitiger Bewunderung trennen wir uns – würde ich doch nie solche exotischen und „gefährlichen“ Touren angehen wollen – so würden anderseits diese beiden nicht eine solch aufreibende Pässejagd absolvieren mögen. In Val d’Isère muss ich erstmal meine Fingerkuppen wiederbeleben – sie sind nahezu abgestorben. Der Wind aber auch hier im Ort noch in jeder geschützten Ecke zu spüren. Obwohl Val d’Isère eine schon fast städtische Ansammlung an Hotels, Shops, Ferienchalets und Wintersporteinrichtungen ist, strahlt es doch einen versöhnlichen Charme aus – denn auch die modernen Häuser sind savoyardisch im grauen Stein oder in warmer Holzbauweise gestaltet. Val d’Isère ist für mich ja auch ein Schicksalsort – habe ich dort doch meine (analoge) Spiegelreflexkamera im Jahre 2005 liegen lassen. Der weitere Verlauf am Lac du Chevril vorbei führt durch zahlreiche Tunnelpassagen. Ins Wintersportgebiet nach Tignes hinauf ergeben sich weite Bergpanoramen, die Vegetation an der Strecke ist allerdings wenig aufregend. Bei Ste-Foy-Tarentaise führt eine Straße über Montvalezan auf die Südwestseite des Col du Petit St-Bernard. Das ist eine Abkürzung sowohl in Kilometern als auch in Höhenmetern, sofern man nicht auf einen Zwischenstop in Seez angewiesen ist. Diese Route ist nicht allen Reiseradlern bekannt, wie ich 2005 feststellen konnte. Selbst diese Abkürzung verzweigt sich aber nochmal. Durch mangelnde Ausschilderung bin ich die südlichere, flachere Route gefahren, tatsächlich gibt es ein steile, kürzere Rampe, mit der man etliche Serpentinen der regulären Passroute einsparen würde. Die Serpentinenauffahrt nach La Rosière 1850 gestaltet sich aber sehr einfach bei flottem Bergtempo. Wenn auch weiterhin moderat in der Steigung, ist die finale Gerade zum Col du Petit St-Bernard ziemlich zäh, weil das Ziel lange im Auge und doch noch nicht da. Auf der italienischen Seite kann man Übernachten und Speisen und ich hatte es bei diesem Kältetag (ein Abschnitt am Nachmittag beim Montvalezan war allerdings tatsächlich heiß) schon erwogen – vor großer Bergkulisse nach Norden. Doch der Weg hinunter nach La Thuile ist schnell gefahren. Der Camping liegt ortsauswärts im Südosten direkt am Fluss an der Straße zur Rutorgruppe. So, 12.7. La Thuile – Colle San Carlo (1971m) – Morgex – Aosta – Chambave – Verrayes – Grand-Villaz – Champlong (~1600m) – Col de St-Pantaleón (1648m) – Antey-St-André – ValtournencheH: B&B/Chocolaterie/Creperie ? 40 €; AE: Pizza, Rw, Panna Cotta, Cafe 16,70 € 107 km – 12,3 km/h – 8:34h – 2295 Hm Diesmal ist es morgens nicht nur kalt – auch die Sonne ziert sich hinter Wolken. Zum Aufwärmen erst ein Kaffee und Warten auf etwas Grundwärme. Die Auffahrt zum Colle San Carlo ist anspruchsvoll, wenngleich von Osten noch schwieriger. Über die gerade gemähten Almwiesen fällt der Blick durch Tannenbäume auf spitze, weiße Bergzacken, die sich aber alsbald auch wieder in Wolken verhüllen. Im oberen Teil fährt man ohne Ausblick durch Nadelwald zum Pass, wo ein kleiner See den Blick auf ein Molch verspricht – von ihm ist natürlich nichts zu sehen. Die Passhöhe ist beliebter Wanderausgangspunkt etwa zum Lago d’Arpi. Eigentlich hatte ich auch auf eine denkbare Pistenfahrt oder eine Wanderung dorthin spekuliert, aber nicht mit diesem Sehnenproblem. Die Abfahrt hat starkes Gefälle, verschiedene Waldabschnitte wechseln mit kleineren Bergwiesen – derweil ergeben sich weite Panoramablicke auf die Bergketten ums Aosta-Tal. Kurz nach Morgex halte ich bei einer Käserei mit Mont-Blanc-Käse und anderen regionalen Käsespezialitäten. Ganz lecker sind im Aosta-Gebiet auch die selbstgemachten Joghurts – sind aber im Gegensatz zum Käse nicht ganz so billig. Ich könnte sie aber endlos schlürfen. Das Aosta-Tal ist nun eine gewichtige Verkehrsader. Bei flottem Abwärtstempo ist es aber gut zu fahren, anders herum können einem die motorisierten Blechkisten schonmal auf den Wecker gehen. Das Tal ist fruchtbar und es wird intensiv Obst- und Weinanbau betrieben. Das Aosta-Tal ist aber auch ein Burgenland. Unzählige Burgen zieren der vorbeiziehenden Horizont. Obwohl es mit einer Dunstglocke leicht schwül ist, bleiben die Tempraturen doch auffällig moderat. Bei richtiger Sommerluft würde es an solchen Tag hier unerträglich heiß. Aosta ist eine sehr sehenswerte Stadt. Viele Kirchen, Verzierungen auch in entlegenden Hinterhöfen, Lauben- und Tunnelgänge, das römische Erbe und die pittoresk-romantischen Perpektiven auf die Bergwelt zwischen den engen Häuserzeilen hindurch erfreuen das Auge. Mit entsprechendem Kleingeld macht auch das Shoppen hier Spaß. Originelles Kunsthandwerk, schicke Kleider, elegantes Schuhwerk und feine Spezialitäten warten überall verführerisch in den Läden. Und man ist stets erfinderisch: Selbstgemachtes Eis am Stiel ist die Attraktion einer Konditorei. Der Verkehr nimmt weiter talbwärts natürlich noch mehr zu. Das Valle d’Aosta bildet hier die Grenze zwischen Grajischen (Süden) und Walliser Alpen (Norden). Mit der Auffahrt bei Chambave beginne ich die Fahrt durch die Walliser Alpen und damit bereits den sechsten und letzten Teil der Reise. Diese sehr steile Auffahrt führt zunächst durch lockeres Siedlungsgebiet mit Obstanbau. Weiter oben dominieren Wiesen und Weiden. Mein Weg an dem Picknickplatz Champlong vorbei sollte folgend der Ansicht des Naturreservates Lago di Lozon dienen. Dort gibt es aber nichts zu sehen außer einer Schilfwiese ohne See. Insofern reicht es auch, direkter über den Pantoleón-Pass zu fahren. Man hat zahlreiche Perspektiven auf die Bergketten nach Süden und nach Osten. Große Vegetation hat der Pass aber nicht zu bieten. Die Abfahrt ins Valtournenche geht bei starkem Gefälle schnell. Ich hoffe auf weitere Restaurants oberhalb von Antey-St-André. Dort folgen aber nur noch wenige Gelegenheiten, und diese haben bereits alle ihre Küche geschlossen. Irgendwo bei einem Wasserfall dann ein Camping mit Restaurant. Das Ganze ist aber ein Cmaping ausschließlich mit Wohnwagen und Chalets. Als ich mit Zelt übernachten will, entstehen große Diskussionen. Schließlich akzepiert der Campinghirte eine Nacht (was sonst?). Doch dann will ich auch noch bezahlen (nanu?). Geht nicht – morgen, nicht vor neun Uhr. Meine Absicht zwischen 7:30 und 8:00 Uhr abzureisen führt zu weiterem Entsetzen. Nicht möglich. Die insgesamt unfreundliche Atmosphäre beende ich schließlich mit einem unfreundlichen Gruß. Ich bin hier einfach nicht erwünscht. Zuvor hat mir einer der Stammgäste gesagt, dass es im Restaurant noch mindestens ein Stunde lang was zu Essen gibt. Als ich dort hinein will, heißt es, es sei jetzt geschlossen. Na, weiß hier überhaupt jemand, was er sagt? – Zuguterletzt schließt mich die Frau auch noch ein und ist mürrisch, das sie den Torschlüssel holen muss. Blind ist sie auch noch gewesen. Ich fahre durch die Dunkelheit und ausgerechnet nun folgt der steilste Teil des Valtournenche. Auf der Höhe eines Sees beim Ort Valtournenche gibt es nochmal ein Hotel/Ristorante – auch kein Essen mehr. Der Camping liegt zwar hier am See, aber der Ortskern liegt zwei heftige Kilometer aufwärts – der Hotelwirt hat Schwierigkeiten mein Problem zu verstehen. Ich fahre auch diesen Teil noch hoch. Im Ort finde ich tatsächlich noch eine Pizzeria, die mir was zubereitet. :zufrieden: Für italienische Verhältnisse schon eine sehr seltsame Odyssee. Nunmehr müde, abgearbeitet, bei Kälte, ohne Wildcampinggelegenheit wähle ich eine Bed-& -Breakfast-Gelegenheit, wobei das „Breakfast“ eher symbolischen Charakter hatte. Immerhin bekomme ich ein paar hauseigene Pralinien geschenkt. Zur Bildergalerie Teil 5 bitte Bild anklicken
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#557552 - 03.10.09 22:28
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Voilà, der letzte Teil meiner alpinen Sommerreise in diesem Jahr. Zwischen hochsommerlich und winterlich schöpfte die Wetterhexe nochmal alles aus der Zauberkalebasse, was sie darin an Jahreszeiten zusammengerührt hatte. So gab es denn teils brillantes Fotolicht mit Traumkulissen, aber auch viel unvermeidbaren Grauschleier und düstere Wolkentürme. Wenn ihr alles gelesen und angeschaut habt, waren es über 29000 Wörter und gut 1300 Bilder. Wer mehr wissen und sehen will, muss selber radeln. Ich hoffe, es gab genug Anregungen für anstehende Touren. TEIL 6: WALLISER & TESSINER ALPEN, JUNGER VATER RHEIN & BODENSEE Mo, 13.7. Valtournenche – Breuil-Cervinia (2006m) – Châtillon – Col di Joux (1640m) – Brusson – Verrès – Pont-St-Martin – TorredanieleC: ? 9 €; AE: Tagliatelle funghi, Schnitzel al lemone, Pf, Rw, Cafe 15 € 101 km – 14,2 km/h – 7:03h – 1690 Hm Nach ca. 4 ½ Wochen wieder in einem Bett zu liegen erhebt einen quasi in ein Gefühl feudalen Pomps. Die kurzen Wege eines engen Zimmers sind eine Gnade für mein schmerzhafte Sehne gewesen. Und nun am Morgen ein klar-blauer Sonnenhimmel für den vielleicht schönsten Hochalpenplatz auf Erden. Aus den Backstuben strömt der Duft frisch gebackenen Brotes. Die Steigungen nur noch moderat, geradezu eine Fahrt für die Galerie. Dazu die Pralinés als süße Zugabe. Das sind ja der Geschenke fast zuviel. Das Matterhorn versteckt sich auf der Südseite ähnlich lange wie auf der Nordseite. Allerdings ist die Zufahrt nach Breuil-Cervinia nicht autofrei wie nach Zermatt. Es gibt entsprechend viel Verkehr, auch Liefer- und Baustellenverkehr. Das Tal ist bis zu einer Engstelle nebst Hochalpencamping stark besiedelt. Hier entwickeln sich mehr und mehr Berg- und Gletscherblicke, der Monte Cervino lugt kurz über einen gewölbten, schattenwerfenden Berg, an dem Serpentinen hoch führen und der endgültige Durchbruch zur kleinen Hochebene bei Breuil-Cervinia durch einen Tunnel erfolgt. Nun ist es fast flach und noch vor dem Ski-, Wander- und Hotelort liegt unmittelbar neben der Straße, nur durch einen kleine Erdwall geschützt, der Lac Bleu – jener See, in dem sich das Matterhorn in seiner ganzen majestätischen Pracht zu spiegeln weiß. Noch sind wenige Betrachter hier, die Morgenstunde verbreitet einen Geist ästhetischer Stille. Für den Schäfer ein tägliches Geschäft, die Hirtenhunde springen freudig auf den grünen Bergwiesen und die Kühe weiden mal hier, trinken mal dort am blaugrünen Nass des Sees. Ein Maler weiß den Tag zu nutzen für das Abbild eines Bergklischees, das keines ist – denn es ist ein wahrhaftiger Moment. So schön also ist es, dass die Strapazen meiner langen Bergreise sich vor meinen Augen auftun und sich zu einer Melange aus „Habe ich geschafft, hat sich gelohnt, ich bin hier um zu wissen, dass ich bin“ vermengen – ein Blick ist ein ganzes Leben, ein Leben ist ein Moment, ein Moment endlicher Schönheit. Wunderblau, blue eyes, blue notes, der Spiegel erzählt aus dem Leben, oder er träumt von Sehnsüchten. Da ist auch wieder eine Träne im Auge, die jede Radreise mit sich bringt. Die Bergkulisse in Breuil-Cervinia ist gewaltig, Drei- und Viertausender schieben die Augen immer wieder in die Höhenperspektive. Der Ort ist mit seinen Hotelbauten und Liftanlagen nicht direkt eine Schönheit, das Bemühen um Schadensbegrenzung ist dennoch zu erkennen an den angepassten Holzbauweisen. Ein nettes Kirchlein aus der Ortsgründungszeit bietet den schönsten Blickfang mit den Bergspitzen im Hintergrund. Auf einem offenen Markt präsentieren Händler u. a. dekorative regionale Holzschnitzkunst und gute Strick- und Spitzentextilien. Wer sich in Pistenfahren üben möchte, kommt hier auch noch weiter hoch, etwa zum Rifugio Duca d’Abruzzi auf 2802m. Sinnvoll wäre natürlich eine Bergbahn-Wander-Kombination in die höheren Regionen, sofern man sich die offene Bergwelt noch intensiver einverleiben möchte. Für mich geht die Fahrt gleich nach einem Picknick wieder nach unten ins Valtournenche. Eine flotte und kurzweilige Abfahrt, die den Eindruck des Vortages bestätigt. Es gibt nur wenige hervorstechende Landschaftsmerkmale – dazu zählt der See unterhalb vom Ort Valtournenche und der Wasserfall am schon angesprochenen Campingplatz, der nicht für Nomaden-Camper geeignet ist. Der Rest ist ein zu beiden Seiten dicht bewaldetes, mittelenges Gebirgstal mit hin und wieder kleinen Zwischenebenen aus Wiesen und Weiden. In Châtillon ist es sodann sehr heiß, über dem Aoste-Tal liegt ein dicke Dunstschicht, sodass keine weiten Panoramablicke möglich sind. Bis zum Thermen- und Kasinoort St-Vincent ist es nicht weit. Die Therme liegt bereits oberhalb des Ortes, eine Standseilbahn bildet eine Verbindungsmöglichkeit – sie ist jedoch nicht in Betrieb – möglicherweise ist sie an die Betriebszeiten der Therme gekoppelt (die ebenfalls geschlossen ist). Der Col di Joux beginnt bereits weit unten mit steilen Kehren, die sich an den bürgerlichen Villen und Gärten hinaufziehen, weiter oben wird die Besiedlung bäuerlicher. Es gibt abschnittsweise Waldabschnitte, meistens aber offene Weidewiesen. Beim Abzweig zum Col di Zuccore stehen zahlreiche Sendemasten und bei guter Sicht hat man hier einen weiten Blick ins Aoste-Tal. Den Zucker-Pass wollte ich ursprünglich vom Valle d’Aya aus noch befahren, was ich aber aus Zeitgründen ausgelassen habe. Soweit ich das Einschätzen kann, bietet er aber keine landschaftliche Bereicherung, sondern nur eine ausgedehntere Panoramafahrt – was allerdings bei einer derart dunstigen Atmosphäre wenig Freude mitbringt. Das hat dann auch die Entscheidung zur Streichung begünstigt. Während die Westseite des Col di Joux noch ein reizvolle (und anstrengende) Auffahrt bietet, verschwindet die Ostseite in einem unauffälligen Nadelwald. Wieder mit delikatem Käse und leckerem Joghurt von einem Direktverkauf südlich von Brusson aufgestockt, bewege ich mich flott nach unten. Auch das Val d’Aya ist ähnlich wie das Valtournenche in diesem Bereich nicht aufregend – vermutlich auch nur im obersten Teil mit Sicht auf die Bergriesen nach Norden attraktiv. In Richtung Verrès nimmt der Obst- und Gemüseanbau im Tal zu, wenngleich wenig Platz dafür ist. Das Burgental Aoste setzt sich mit Bauten in Verrès und Issogne fort. In Bard bekleidet ein mächtige antike Wehranlage den Berghang an einer Engstelle des Tales – sie wurde wieder aufgebaut, nachdem Napoléon sie zerstört hatte. In Pont St. Martin überspannt eine alte römische Brücke die Lys, das Val di Gressoney ist nicht mal näherungsweise einsehbar, weil das Tal mit einer engen Felspforte unmittelbar beim Ort beginnt. Da es dunkel wird und ich in meinem Verlauf keine Camping mehr erwarte, ziehe ich mein Abendessen vor. Danach fahre ich in die Dunkelheit – es scheint aber eine schlechte Gegend für Wildcamping – stark besiedelt, abgezäunte Gärten oder straßeneinsehbare Geröll- und Müllplätze. Zu meiner Überraschung taucht dann doch ein kleiner Camping auf, die freundliche Hausdame sitzt sogar noch mit Gästen auf der Terrasse bei einem Drink. Nachdem der „Boss“, eine radfreundliche Schnüffelschnauze, mich als akzeptablen Gast gecheckt hat, also doch noch eine warme Dusche. Die Gehbewegungen bleiben schmerzhaft, die Sehne knirscht. Di, 14.7. Torredaniele – Settimo Vittone – Andrate – Croce Serra (853m) – Netro – Biella – Andorno – Valmosca – Sella del Cucco (1262m) – Bocchetto Sessera (1392m) – Bielmonte (1490m) – Bocchetta di Luvera (1284m) – Bocchetta di Margosio (1332m) – Bocchetta di Caulera (1080m) – Colle Craviolo (940m) – Trivero – Borgosésia – Varallo – ScopelleC: wild 0 €; AE: Tagliatelle Gorgonzola, Gegr. Gem. m. Fleisch, Rw 16,50 € 123 km – 13,6 km/h – 9:11h – 2015 Hm Die dunstige, schwüle Luft des Vortages hat sich verstärkt, die Sonne schafft nur vereinzelt und zaghaft Licht durch die Wolkenmassen zu werfen. Oberhalb von Settimo Vittone verbleibt ein schmales Sträßchen, das nach aussichtsreicher Perspektive über Weinhänge durch Kastanien- und Mischwald führt. Später gesellen sich Birken hinzu. Die Steigung ist unrhythmisch, manchmal geradezu wellig, es gibt mitunter sehr steile Rampen. In Andrate besteht die Möglichkeit, eine einsame Route einzuschlagen, auf der man über den Wallfahrtsort Oropa mit mächtigem Kloster vorbeikommt. Ich schlage aber den Weg Richtung Biella ein, der durch sanft-liebliches Hügelland mit mäßiger Besiedlung führt. Überwiegend abwärts, aber immer wieder auch kleine, moderate Zwischenanstiege. Biella ist weniger Touristen- als vielmehr Dienstleistungs- und Verwaltungsstadt, bekannt auch für Textilindustrie. Mittagsrast schwülheiß im Park. Etwas verwirrt der Ausfahrtsstraße, escortiert mich ein Autofahrer zur Ausfallroute. Nach anfangs dichter Bebauung und Textilfabriken entwickelt sich das Tal zwischen engen, bewaldeten Berghängen mit gumpenreichem Flusslauf, steil auf den Bergen drohnenden Siedlungen und urigen kleine Orten unten, deren Bevölkerung ein knarzigen, unnahbaren Eindruck vermittelt. Die düsteren, tief hängenden Wolken des dampfenden Tales verstärkt das Gefühl einer etwas entrückten Region. Von Valmosca (vor Ortseingang Rosazza zweigt die Straße nach Bielmonte ab) aus beginnt die Panoramaroute – weitgehend mit moderater Steigung – lediglich für die letzten 100 Höhenmeter vom Bocchetta Sessera zum höchsten Punkt der Strecke, Bielmonte, ist die Steigung stärker. Ich treffe im ersten Teil einen entgegen kommenden kanadischen Reiseradler, der auch überwiegend Alpenrouten fährt. Wie schon der Einheimische aus dem Monte-Rosa-Gebiet in Nava mir von der Offroad-Route Bocchetta Sessera – Scopello (Valsésia) abgeraten hat, so haben auch dem Kanadier Einheimische aus dem Valsésia von dieser Route abgeraten. Für mich letzte Sicherheit, mit der lädierten Sehne nichts mehr zu riskieren. Das Panorama auf der Bielmonte-Route ist aufgrund der Wolken nur zu erahnen. Es gibt an verschiedenen Stellen Rastplätze und Informationstafeln über Orte im Tal und Flora und Fauna am Berg. Man überfährt auf der Route insgesamt sechs „statistische“ Pässe, jedoch ist keiner davon in Fahrtrichtung ein Hoch- bzw. Sattelpunkt – es sind ausschließlich Sattelpunkte quer (Nord/Süd) zur Straße. Der höchste Punkt auf der Straße hingegen ist kein Pass. Bielmonte fällt durch unansehliche Wintersportbauten auf, den negativen Punkt setzt ein Parkhaus, das im Sommer eine trostlose Ruine ist. Die Vegetation wirkt auf der Ostseite etwas südlicher mit Birken und Blumen, im Westen ist es grüner, teils gibt es ausgedehnte Hänge mit Farn. Eine Besonderheit taucht im Bereich des letzten Passes auf: Dort begleiten Rhododendren die Straßenflanken und es folgt eine begehbarer Rhododendrenpark. Pastellfarben in Blau, Gelb, Weiß und Rosa erfreuen das Auge, süßer Duft beschwingt die Nase und Bienensummen erfüllt die Ohren. Der letzte Teil der Abfahrt führt durch dichte Besiedlung. Danach folgt eine nahezu flache, gut ausgebaute Straße neben dem Flusslauf bis Borgosésia. Der Bereich Borgosésia ist bereits Teil der industrialisierten norditalienischen Ebene. Es geht auf stark befahrener Straße mit nur kleineren Steigungen eher flach weiter nach Varallo, einige romantische Flussteile der Sésia und Brücklein lenken von der sonst wenig attraktiven Landschaft ab. Entgegen der Auskunft des Kanadiers gibt es in Varallo keinen Camping – möglicherweise meinte er den einige Kilomter talaufwärts liegenden in Valmággia. Es ist bereits dunkel und Varallo feiert ein Fest – statt Restaurantspeisen werden Fingerfood und Pappdeckelessen in den Straßen verkauft. Eine kulinarische Delikatesse ist ein extrem dunkelbraunes, malziges Riesenbrot mit Feigen – nicht mit deutschem Früchtebrot vergleichbar – sehr herb, mit einer Nuance Süße – superb. Übrigens der krasse Gegenbeweis, dass Italiener nur bröselige Brotkruste mit viele Luft drin verkaufen (ähnliche feste Dunkelbrote habe ich sehr häufig gesehen). Luft muss man übrigens auch nicht in Italien bezahlen, das Brot wird meistens nach Gewicht berechnet. In der Dunkelheit finde ich dann wenige Kilometer weiter einen geeigneten Platz für mein Zelt, derweil nachts der Verkehr an der angrenzenden Straße nahezu zum Erliegen kommt. Mi, 15.7. Scopelle – Alagna Valsésia (1191m) – Acqua Bianca (1480m) – Varallo – Passo della Colma (942m) – Omegna – Camping PratolungoC: Punta di Crabbia 11,30 €; AE: Tagliatelle Calamares, Hähnchenfl., Pf, Rw, Eis ~16 € 114 km – 14,7 km/h – 7:41h – 1640 Hm Ich war noch vorabends unsicher, diese Sackgasse ins Valsésia zu fahren. Den Monte Rosa, den ich schon im Jahre 2005 wegen tiefer Regenwolken von Norden am Gornergrat nicht zusehen bekam, wollte ich dann doch diesmal vielleicht von Süden „erobern“. Die triste Wolkendecke des Vortages schien aber auch für heute keine Sicht zu versprechen. Das angeblich raue, noch urwüchsige Valsésia und die Walsersiedlungen im oberen Tal lockten mich dann aber doch. Wenn auch im mittleren Teil des Valsésia Rafting betrieben wird – richtig urig, wild oder aufregend ist das Tal lange Zeit nicht. Man muss schon bis Scopello oder besser bis Móllia warten, um das raue, unzähmbare eines Bergflusses mit in die Landschaft verwachsenen Stein- und Holzhäusern ins Bild zu bekommen. Aufgrund der ausgedehnten Länge des Tales gibt es auch keine längeren steilen Anstiege, es kommt aber zu unrhythmischen Steigungen. In Campertogno besuche ich Werkstatt und Laden eines Walsers, der traditionelle Holzarbeiten fertigt. Neben gröberen Schnitzwerken sind sehr dünn geschnitzte Blumen- und Tiermotive als Mobilé charakteristisch. Die Walser beherrschten früh die Verarbeitung verschiedener Holzarten, machten sich die unterschiedlichen Eigenschaften der Rohstoffe aus der gebirgigen Regionen zu Nutze, indem sie geschickt verschiedene Holzarten, Steinplatten und Moose zur Isolierung und zu funktionellen Konstruktionen gleichwohl ästhetisch ansprechender Architektur verbauten. Die typischen Bauten in Alagna Valsésia (es gibt keine einheitlichen Walser-Baustil!) sind von großen Balkonen mit Querstangen umgeben. Diese dienten früher der Trocknung von Heu, die Balkone wurden früher wie auch auch heute als erweiterter Wohnraum genutzt. Die Walser entwickelten Wasserleitungen für Schmelzwasser und neue Werkzeuge und sorgten so für Anreize im Tauschhandel mit anderen Volksgruppen. Das machte diese alemannische Volksgruppe, die sich im 10. Jahrhundert bereits im Wallis ansiedelte und sich in den folgenden Jahrhunderten in verschiedenste Alpentäler verbreitete (Graubünden, Liechtenstein, Vorarlberg, Tirol), auch bei Feudalherren beliebt. Diese sicherten ihnen weitgehende Freiheiten zu, weil sie entlegende Gegenden urbar machten. Für die Walser war es die Möglichkeit, sich von der Leibeigenschaft zu befreien. Die ältesten Kolonien in Norditalien siedelten in Gressoney, Macugnana (Ossolatal) und Alagna Valsésia. Geschichte und Leben der Walser kann man im Walsermuseum von Alagna (Ortsteil Pedemonte, oberhalb des Hauptortes) studieren. Das altdeutsche „Tiitsche“ der Walser wird allerdings heute kaum noch gesprochen. Wie erwartet fällt der Blick auf den Monte Rosa aus. Das Matterhorn klappte beide Male sein Fenster auf, der höchste Riese der Schweizer verweigerte sich mir beide Male. Zuweilen nieselt es etwas aus den Wolken, eine kleinere Schauer überbrücke ich mit dem Museumsbesuch. Noch weiter in die Wolken vordringen? – Wenigstens etwas hochalpine Welt wollte ich doch noch einfangen. So fahre ich bis zum eindrucksvollen Wasserfall Acqua Bianca, an dem ein Parkplatz die steile asphaltierte Stichstraße beendet. Trotz des schlechten Wetters sind etliche Wanderer unterwegs, wie etwa die holländische Gruppe, die sich erschlagen auf die Wiese am Walsermuseum fallen lässt oder wie der Franzose, der mich zu meiner Radreise befragt und mir euphorische Gratulationen in die Hand schüttelt. Es blieb dankenswerterweise ohne weiteren größeren Regen und ich konnte die schnelle Rückfahrt durch das Valsésia antreten – sicherheitshalber aber mit zuvor bewerkstelligtem Bremsbelagwechsel. Zurück in Varallo wollte ich noch ein paar Fotos des schönen Städtchens machen, das auch ein Zentrum für Kunstschaffende ist. Das Fest ist immer noch im Gange – die größte Attraktionen scheinen aufgemotzte Autos zu sein. Die schönste Nebenattraktion sind drei weibliche Grazien am Flussstrand, der direkt unter der historischen Brücke liegt. Immerhin werde ich genügend abgelenkt, um dort eine meiner zwei Trinkflaschen zu vergessen. Zu einem Abstecher zum oberen, kirchlichen Ortsteil Sacro Monte (bedeutende Fresken) fehlt mir Lust und Zeit. Mit dem Übergang zum Lago d’Orta ändert sich die raue, alpine Berglandschaft des Valsésia in die liebliche Hügel- und Seenlandschaft der Tessiner Alpen. Schöne bewaldete Zuckerhutberge geben ein verspieltes Bild in der Abendsonne ab. Der Pass ist schwieriger als die Kartenlage verrät, weil man durch eine Zwischenmulde an Höhenmetern verliert. Einige Teile des Passes sind sehr steil. Zwischendrin ein kleiner Ort mit schön verzierten Bürgerhäusern. Das liebliche Landschaftsbild bleibt auch mit dem Ausblick auf den Ortasee. Das Panorama verschwindet teils wieder in einem weiten Bogen, auf dem man sich nach unten bewegt. Die optische Orientierung scheint schwierig, aber ich finde mich doch ziemlich schnell am Nordufer in Omegna wieder. Ein nette See-Ende-Stadt, nicht nur touristisch. Die folgende Seeuferfahrt ist wenig spektakulär. Die besten Seeblicke ergeben sich erst in der Mitte in der Nähe des Campings am Punta di Crabbia mit dem gegenüberliegenden Örtchen Ronco. Der Camping liegt leicht oberhalb der Straße, nette Betreiber, mäßiges Restaurant dabei, an der Campingausfahrt der schönste Seeblick. Wer näher an Orta San Giulio campieren will, kann das tun. Es folgen noch zwei Direkt-am-See-Plätze ein weiterer seenaher. Do, 16.7. Pratolungo – Orta San Giulio – Miasino – Mottarone (1421m) – Giardino Alpino/Gignese – Stresa – Ferriolo – Trobas – Premeno (~900m) – ManegraC: wild 0 € (bei Hotel/Rest.); AE: Ravioli, Lammkot., Creme caramel, Rw, Cafe 21,80 € 86 km – 11,7 km/h – 7:10h – 2085 Hm Die Sonne des Vortages ist geblieben und sogar die Sicht ist überweigend gut an diesem Tage. Es ist zudem der heißeste Tag der gesamten Tour mit 35-36 °C am Lago Maggiore. Es gibt schöne Orte und es gibt Orte, an denen selbst die Romantiker sprachlos werden. Orta San Giulio könnte man zu letzteren zählen. Bei der Annäherung auf die Halbinsel fällt ein Gebäude auf, das sich bei näherer Ansicht als orientalisch ornamentiertes Bauwerk entpuppt. Die Villa Crespi ist ein Hotel. Danach Annäherung über eine ruhige Seeuferstraße. Villen auf Felsvorsprüngen, Palmenfächer, Blumenpracht, stilles Seewasser. Nach einer Biegung erblicke ich gegnüber die Insel San Giulio – voller schöner Bauten, ein Kleinod im See und vom Ufer immer wieder in neuen Perspektiven zu entdecken. Orta San Giulio dann mit kunstvollem Straßenpflaster – abgestimmt mit den Farben der prächtigen Häuserfassaden in mediterranen Ocker-, Beige- und Rottönen. Alles gepflegt – man gibt sich Mühe für zahlende Touristen. Der Hafenplatz der große Kinoplatz – die Insel gegenüber, kleine Boote auf dem See und das leichte Glitzern des Sees das Filmprogramm. Kleine Kinos gibt es überall. Zwischen Häuserfluchten kleine Duchblicke von den Gassen. Andernorts habe Restaurants und Hotels ihre Seeterrassen. In den Gassen Geschäfte mit exquisiten Waren – natürlich fallen mir die vielen Delikatessen auf – Olivenöle, Liköre, Pilze, Käse, Schinken, Würste, Schokoladen, Gebäcke. Kleine Geldbörsen sollten weitergehen. Auffällig einige freistehende Kunstwerke. Eine Platte mit Hüten – erinnert an Joseph Beuys. Später ein graues Pferd, ein Fahrrad. Der Höhepunkt: ein rotes Pferd mitten auf dem See. Es sind Werke von Timmo Palladino, die gerade in einer Freiluftausstellung präsentiert werden (noch bis November). Die Sache mit dem roten Pferd habe ich ja bereits im Bilderrätsel 568 abgehandelt. Schönster Rathausblick ist hier inklusive: der Ort ist zum Heiraten sehr begehrt – wieder Blick auf die Insel. Ausgangs des Ortes (Festlandteil) gibt es nochmal Kunst: Die Häuser fallen durch Graffiti auf, die von Künstlern angebracht wurden – so eine Art naiver Realismus. Nach soviel Romantik ist Arbeit angesagt. Die Auffahrt zum Mottarone-Berg ist einer der anspruchsvollsten meiner gesamten Tour. Große Höhendifferenz, heftige Steigungen. Unten diverse Waldteile, auch ausschnittweise Panoramablicke auf den See. Die Sensation: Der Monte Rosa zeigt sich frei von Wolken – allerdings nur am Morgen. In Armeno Frühstückspause am zentralen Cafe. Zahlreiche Rennradler sind ebenfalls unterwegs – die meisten kneifen jedoch vor dem großen Anstieg. Ungewöhnlich früh öffnet sich der Berg. Grüne Hänge, Wiesen, Farne. Bald sichtbar die Bergkuppe des Mottarone. Man muss nicht ganz hoch – der Abzweig nach Stresa liegt unterhalb der Bergkuppe. Auf sie führt eine Schleife hoch und auf der anderen Seite zurück. Oben ist natürlich besser – es gibt Bistro und Hotel, eine Schlauchbootrutschbahn für Kinder, zahlreiche Sendemasten und viel Panorama. Lago d’Orta, Walliser Alpen mit Monte Rosa – nunmehr aber auch schon bewölkt – den Lago Maggiore kann man bereits vor dem unteren Abzweig erkennen. Der Rundkurs führt dann noch an einer Bergstation einer Kabinenbahn von Stresa kommend vorbei. Ich treffe ein deutsches Radlerpaar – wundersam allerdings sehr unprofessinell wirkend und ohne jedes Gepäck. Sie sind mit der Seilbahn hochgefahren – wollen jetzt runter zum Alpengarten fahren. Ich mache etwas sorgen, wenn solche Radler einen steilen Berg runterfahren, den sie nicht hoch kommen würden. Naja, man kann sich runterbremsen – jedenfalls kann ich später sehen, dass sie am Giardino Alpino wohlbehalten angekommen sind. Vor dem Alpingarten kommt noch eine eigentümliche Naturlandschaften mit Birken, Moorgräsern und ungewöhnlichen Blumen. Der Giardino Botanica Alpinia liegt nicht exakt auf der Abfahrtsroute, man muss eine Seitenstraße bei Alpino di Stresa einige hundert Meter hineinfahren – eher in Seilbahnnähe (Zwischenstation offenbar). Was bringt einem Alpenradfahrer ein Alpengarten im Tiefland? – Richtig: Nichts! – Kümmerlich vertrocknete Stengel stehen hier verloren herum – alles was ich in ganz anderer Pracht und Fülle in realer Umgebung gesehen habe. Das ist allenfalls „Alpen-Botanik light“ oder die homöopathische Reduktion der alpinen Natur. Eine Lachnummer. Eintritt und Besuch können sich also Alpenradler ebenso sparen wie echte Botaniker – außer: Der Ausblick! Die wenigen Sichtstellen auf der Straße bieten nicht diesen fantastischen Seeblick wie hier, so ist es also vielleicht doch lohnenswert, einen Blick hier runterzuwerfen. Die Hitze in Stresa ist enorm. Selbst in dem Nobelort mit politischer Geschichte laufen die Promenadengänger nur noch nötigst bekleidet rum. Gegenüber den Gebäuden der Belle Epoque mit Palmen- und Blumengärten liegt die eigentliche Augenweide des Ortes: die Borromäischen Inseln. Lange ist es her, das ich als Kind die Inseln besuchte. Diesmal also nur aus der Ferne ein kurzer Blick. Schöner Strandort Baveno. Kurzes Gespräch mit Holländer mit Kindern. Danach beginnt eine Flachzone, in der sich zahlreiche Campingplätze drängeln. Massentourismus pur. Schon die Querung des Deltas deutet aber nach Westen an, dass hier gleich wieder ein alpines Tal zum Lago di Mergozza führt. Der Verkehr ist heftig. Direkt nach Verbania wäre leichter – ich wähle den Weg über einen Zwischenberg. Die Höhenmeter verliert man auf der anderen Seite wieder vollständig, der Fluss San Bernardino liegt auf dem Höhenniveau von Verbania. Er bildet aber schöne Badebuchten und ist dementsprechend beliebt als Badealternative zu überfüllten Seestränden. Mottarone war schwer, Il Colle ist nicht leichter. Der Anstieg führt durch dicht bebautes Gebiet, weit hinauf ziehen sich Villengebiete und sogar kleinere Ortskerne. In Premeno hätte ich Gelegenheit zum letzten Camping, will aber unbedingt noch weiter fahren, den Tag voll ausschöpfen, da deutlich im Rückstand. Manegra ist erreichbar, dort soll laut Infotafel ein Ristorante/Albergo sein. Dort vielleicht essen und nahe bei wildcampen. Nach einer Zwischenhochebene jenseits von Premeno starker Höhenmeterverlust nach Manegra. Nur ein paar Häuser, weitgehend Steillagen – schlechte Bedingungen zum Wildcampen. Das Ristorante/Albergo liegt schon in der nächsten steilen Anfahrt. Essen draußen unter großen Bäumen. Ein etwas muffig wirkender Wirt. Ich frage dann aber doch, ob ich auf der Wiese campieren kann. Kein Problem. Also Nacht gesichert? – Nein. Fr, 17.7. Manegra – PiancavaIlo (1243m) – Il Colle (1238m) – … (1184m) – Cánnero – Ascona – Locarno – Bellinzona – Biasca – MalvagliaH: Priv.Verm. 30 €; AE: Spaghetti Tom., Cordon Bleu, Pf, Gem., Rw, Eis 37 € 104 km – 14,8 km/h – 6:57h – 1025 Hm Die Nacht, so mild beginnt sie. Dann gegen zwei Uhr beginnt das Gewitter – die Gewitter. Die Sturmböen zerren am Zelt – wird es halten? Blitze, Donner und Regen lassen mich kaum ruhen. Unvorsichtgerweise lasse ich die teilgefüllten Taschen draußen am Rad – sie sind am nächtsen Morgen geflutet. Doch wann ist die Nacht zu Ende, beginnt der Morgen? – Die Gewitter enden nicht. Irgendwie musss ich raus aus dem Zelt. Ich hechte ins Ristorante. Ein Kaffee. Zeltabbau im Gewittersturm. Ein paar Teile kann ich trockenen. Glücklicherweise ein netter wird. Benutze zahllose Papiertücher von der Toilette. Wieder Holländer, Hotelgäste: Warum ich im Zelt übernachte, warum nicht im Hotel? – Tja, frag den Sparkommissar in mir. Oder meinen Arbeitgeber. Oder die Peanuts-Pharisäer der Banken, deren Zeche irgendwer ja zahlen muss. Oder, oder… 11:30 h. Erstmals etwas Auflockerung, nur noch Schwachregen. Nach über neun Stunden Gewitter! Zweimal sprang die Sicherung raus, schlug der Blitz im Haus ein. Danke an den Wirt für großzügige Unterstützung! Kleines Trinkgeld – mehr kann ich ja nicht… Nicht nur grau, trist regnerisch – nein, auch kalt ists: Gestern 35 °C, jetzt sind es 12 °C (später sogar am Lago Maggiore nicht mehr als 14 °C!). Weiter hinauf. Vorbei an einem Klinikum. Ausblick über den See – hinüber auf die Berge und Täler nach Norden, nach Osten, nach Süden. Aussichten: Gewitterwolken von überall, im Osten Blitzcollage. Weiter fahren. Die Straße bewegt sich in ein hinteres Tal, ohne Seeblick. An der Alpe Colle wird die Straße noch schmaler. Mischwald – Kastanien, Birken, Buchen, Eichen – brüchiger nasser Fels, überhängende Grasbüschel. Urig zu fahren, alsbald stark hinab. Danach wieder Anstieg auf eine Höhe, die kein Pass ist. Es regnet wieder stärker. Nassabfahrt, Donner und Blitze bleiben zurück in den westlichen Bergen. Endlich am See, aber keine Spur wärmer. So trist kenne ich den Lago Maggiore noch nicht. Und so kalt ist es doch nicht mal im März hier. Cánnero, schöner kleiner Seeort. Die Uferstraße stark befahren. Zusätzliches Spritzwasser von den Autos hin und wieder. Der Spaßfaktor macht Pause. Nicht nur kalt, auch der Wind sorgt für Auskühleffekte. In Cannóbio esse ich ein Panini in einer Bar. Werde nicht satt davon. Einkaufen, doch wo etwas essen? Zu kalt, zu windig, kaum etwas ausgepackt, fängt es wieder an zu platschen. Weiter am See. Eigentümliche Atmosphäre. Ich erreiche die Schweiz. Brissago, schön, wieder alte Kindheitserinnerung. Ascona. Ein Hauch von Sommer, die Sonne zeigt ein kurzes Gastpiel, der Schirm eines Spaziergängers macht Trockenpause auf der Bank. Wenige Kilometer später Locarno. Der See im ungestümen Antlitz, dann im weichen Regen gesprenkelt. Den Haubentaucher störts nicht. Fahrt nach Bellinzona. Gegenwind, wird stärker, wird kälter. Kurze Starkregenpause bei einem Camping. Weiter durch leichten Regen. Der Radweg wird schlammig und pfützig. Wechsle sodann auf die Straße. Extremer Verkehr nach Süden – Wochenende, Ferienzeit in deutschen Bundesländern, bei den Niederländern, Rockfestival in Locarno. – Bellinzona. Schöne Burg, schöner Platz. Doch habe ich kaum eine Auge dafür. Übernachten in der Jugendherberge? – Schon wieder Etappenabbruch? – Weiter Richtung Biasca. Bin erstaunt über die vielen großen Wasserfälle zu beiden Seiten, dass Tal mit einer der belebtesten Alpentransversalen schöner als erwartet. Die raue Bergwelt der Urschweiz präsentiert sich in ihrem Tessiner Foyer. Nach Norden immer dunklere Wolken. Blitze in der Ferne. So war es damals in der Ursuppe als die Schöpfungsgeschichte ihren Anfang nahm. Doch bin ich ein Versuchskaninchen? Möchte ich als Grünalge nochmal von vorne anfangen? Die Wahloptionen: Fahrt ins Inferno? Oder Heimreise mit Zug? Eine Gasthofübernachtung wird ja noch ins Budget passen. Übernachtungen in der Schweiz sind auch zuweilen nicht mal so exklusiv – im Gegensatz zum Essen. Es ist Wochenende und gleich mehrere einfache Gasthöfe, B&B im Transitknotenpunkt Biasca haben ihre Zimmer belegt. Ich fahre weiter in Richtung Lukmanier-Pass, vertraue auf einfache Unterkünfte an einer alten Transitachse. Die Straße teilt sich, wähle die östliche Route. Am Ortseingang von Malvaglia ein Restaurant, keine Zimmer. Ich frage nach. Die Dame bietet mir an, bei einer Privatpesnoin anzurufen. Es ist ein letztes Zimmer frei. Ich möchte noch was essen, aber die Gastgeber wollen schlafen gehen. Die Frau des Restaurants fährt mich mit dem Auto zur Pension, und gleich wieder zurück zum Restaurant. Der Koch hat dann auch auf mich gewartet. Danke dafür! Trotz dieser Gastfreundlichkeit kann ich nicht verschweigen, dass das Essen von sehr bescheidener Qualität war und völlig überteuert. Allein mit hohem Schweizer Lohnniveau lässt sich das nicht mehr erklären. Sa, 18.7. Malvaglia – Acquarossa – Passo del Lucomagno (1914m) – Disentis – Ilanz – Flimser Höhe (1108m) – Trin – ChurC: CampAu Chur 10,50 €; AE: Kartoffelauflauf, Bündner-Teller, Rw, Cafe 36 € 120 km – 14,3 km/h – 8:25h – 2155 Hm Die Nacht bestand erwartungsgemäß durchgehend aus Gewittern mit kräftigen Winden. So konnte ich dann unter sicherem Dach wenigstens gut schlafen. Der Kälteeinbruch aber setzte sich fort: Die Schneefallgrenze sank in einigen Bergregionen auf 1400 m, Furka- und Albulapass werden am Morgen kurzfristig gesperrt bzw. bleiben gar tagsüber unter fester Schneedecke. So gesehen habe ich mit dem niedrigen Alpenübergang über den Lukmanierpass noch Glück. Am Frühstückstisch Deutsche und Niederländer (alle mit Kindern). Die Holländer standen natürlich tgs zuvor im Stau, sind auf dem Weg an den Gardasee. Die Deutschen wollen irgendwie quer nach Norden, zunächst auch meine Route. Allerdings eben wärmegedämmt im Blechkasten. Bei dem Wetter mache ich auch keinen Frühstart. Kurz nach der Abfahrt ein weiterer imposanter Wasserfall, dem man nahe kommen kann. Die Berge alle überzuckert – was aber ein Untertreibung ist, denn die Bergspitzen haben dicke Schneeschichten und der Zuckerguss reicht auf die Almwiesen weit unter 2000 m. Eine Rennradlerin überholt mich im unteren Teil – es bleibt trotz Samstag und Ferienzeit die einzige Begegnung mit radelnden Zeitgenossen an diesem Tag. Zwischen Acquarossa und Áquila besteht erneut eine westliche Alternative, die durch mehrere Dörfer führt, etwas länger und weniger steil ist. Sie ist möglicherweise auch die schönere Variante. Doch Schönheit ist bei der aktuellen Wetterlage relativ. Es geht darum, überhaupt über den Pass zu gelangen. Immer wieder auch leichter Regen, aber unbezähmbar ist der bitterkalte, stürmische Wind. Es scheint aber, als können die Luftbewegungen zumindest die Gewitterbildung verhindern. Eine ebenfalls nicht gefahrene Alternative bildet eine gesperrte Straße im oberen Bereich des Valle Santa Maria, die mir auch eine Schweizerin auf dem Schiff an der Côte d’Azur anempfohlen hatte. Auch hier bin ich nur auf Durchhalten fixiert und das Gehirn wirkt wie eingefroren. Auf der Passhöhe tolle Panoramablicke, die man auch aus dem Restaurant heraus dort durch die Fensterfront genießen kann. Eine warme Suppe muss her. Die Finger sind bereits bei der Auffahrt leicht abgestorben. Temperaturangabe auf der Passhöhe: 0 °C! (Meiner Schätzung nach war es aber 3-4 °C wärmer ). Wer sich aus dem Windschutz des Gebäudes gibt, muss alles gut festhalten. Nach Norden scheint die Windkraft noch stürmischer aufzubegehren. Mit neuen Socken und Handschuhen also die nächste Durchhaltestrecke. Die Passhöhe ist quasi eine langer Sattel entlang der Seefläche des Lai Sontga Maria. Er ist der Zwischenspeicher auch für den Rein da Medel (romantsch) bzw. Reno di Medel (ital.), der den längsten Quellfluss des Rheins bezeichnet. Der Vorderrhein (wie auch der Hinterrhein) verfügt aber über ein ganzes System von Quellflüssen, was denn auch zu unterschiedlichen Interpretationen der „echten“ Rheinquelle führt. Die häufigst genannte Rheinquelle ist der Tomasee mit dem Rein da Tuma nahe dem Oberalppass. Schon wegen der Kälte sorge ich für gemäßigtes Abfahrtstempo. Wie die Südanfahrt ist auch die Nordseite nicht rhythmisch, steilere Stücke wechseln mit flacheren Teilen. Soweit der Schnee weg ist, weite grüne Weidewiesen, Wasserfälle, nach Westen steile Bergansichten, kurze Blicke auf den Medel-Gletscher. Fast die gesamte Lukmanierpassstraße liegt offen. Kleinere Waldabschnitte finden sich bei der schroffen, urwüchsigen Höllenschlucht im untersten Teil kurz vor Disentis. In der Talmulde des Rheins liegt der Camping, der Ort Disentis liegt etwas über dem Tal. Malereien und verschnörkelte Dachsimse schmücken die Häuser. Wieder warm treten und klopfen. Dann weiter auf der Oberalproute abwärts entgegen meiner Route von 2005. In Ilanz nehme ich die mir noch unbekannte Route über Laax und die Flimser Höhe. Laaxer Tobel und eine Hochmoorlandschaft bieten einen Blickfang – trotzdem halte ich hernach die Südroute am Vorderrhein via Versam für die schönere Rheinvariante. Die Steigung ist zwar nicht prominent, aber bald verschwinde ich in einer Regenwolke. Die Abfahrt durch eine treifende Wassergicht. Die Autos erhalten einen Tunnel, der Radler muss über einen Zwischenanstieg über Trin zurück ins Rheintal. Man kann auch sagen: er darf, denn dieser Teil ist doch recht schön und Trin hat ein ansprechendes Ortsbild – im Gegensatz zu den hässlichen Hotel- und Wintersportverbauungen in Laax und Flims. Völlig durchnässt und verkühlt radele ich auf Chur zu. Nochmal Hotel? – Irgendwie ist jetzt ja alles schon egal, und nach soviel Kampf werde ich ja noch eine Campingnacht überstehen. Der Camping ist ein recht großes Gelände. Ich speise zuerst. Nach dem zwar schmackhaften, aber dürftigen bündnerischen Kartoffelauflauf verlange ich nochmals nach einer Nahrungsergänzung, was bei der Bedienung Entsetzen auslöst. Ich weiß nicht, wovon sich Schweizer ernähren, aber diese halben Vorspeisen :ärger: können keinen Menschen auf den Beinen halten – einen Alpenradler schon gar nicht. Das Land mit dem Kreuz kommt mir doch immer wieder spanisch vor. Trotz nachgelegtem Bündnerteller komme ich nicht ganz satt heraus – Hochpreise auch im einfachen Campingrestaurant. :ärger: So, 19.7. Chur – Maienfeld – St. Luzisteig (721m) – Rorschach – Roggwil – Kesswil – Konstanz || 20:38-23:42 || StuttgartAE: Rösti, Heringsbrötchen, Bier ~12 € 141 km – 18,8 km/h – 7:28h – 690 Hm** ** Hm für die Strecke Goldach – Konstanz beim Fahren geschätzt (bis Goldach 350 Hm) wegen Tachoausfall Der Tag beginnt und bleibt fast durchgehend trocken (wenig Niesel am Luzisteig). Die kalte Luft will aber nicht weichen. Es ist immerhin wärmer als am Vortag – zumal ich ja auf geringerer Meereshöhe fahre. Da ich nicht mehr wie geplant Bad Ragaz am Vortag erreichen konnte, musste ich erneut umdisponieren. Ich wollte unbedingt einen Schweizer Freund und seine Frau in Goldach (bei Rorschach) besuchen. Ich hatte ihn auf meiner Alpentour 2005 kennen gelernt und er hat nicht nur mit seiner schwer kranken Frau, sondern nunmehr auch selbst nach einem Bergsturz schwere Schicksale wegzustecken. Um mich nicht im Appenzellerland zu verzetteln, beschließe ich, die schnellste Route zu fahren – also Rheinroute zum Bodensee. Ganz ohne Höhenmeter wollte ich auch nicht bleiben – so fahre ich zumindest noch den kleinen, mir andersherum bereits bekannten St.-Luzisteig-Pass, der mitten durch das Heidiland führt. Der Berg war mir als sehr steil in Erinnerung. Nach dem schönen Maienfeld fällt mir der Pass doch leichter als erwartet und ich gelange in fürstliche Gefilde. Immer noch kalt, sehne ich mich nach einem kleinen Frühstück mit Kaffee. Doch am Sonntag in Liechtenstein ist das so ein Problem. Nach Durchfahren der Kunstmeile gelange ich zum zentralen Platz, an dem die Kreditkarten flutschen sollen. Ein loungiges Bistro buhlt hier um die Besucher international. Nicht so mein Stil, aber nun ja. Kuchen gibts nicht, immerhin ein Sandwich. Nun ja, im Fürstentum hat man halt gehobene Erwartungen. Für die sechs Euro wohl auch. Ein Biss in das teigige Etwas – oh, selten so gelacht – ja, das ist wahrlich eine Fürstenspeise für Kerkerbewohner. Aber was hat diese lapprige Semmelstange auf einem Teller für einen Touristen in einem der reichsten Länder der Welt zu suchen? In Frankreich würde der Wirt dafür unter die Guillotine kommen – hier scheint das alles normal. Die Italiener diskutieren am Nachbartisch über die Kaffeepreise – tja, das ist halt hier anders als daheim. Zur Ehrenrettung der Liechtensteiner sei gessagt, dass ich anschließend noch an einer geöffneten, offenbar veritablen Konditorei vorbeikam und in einem sonntags geöffneten Supermarkt einkaufte, der über ein gut sortiertes Angebot an Essbarem (sic!) verfügte. Es lässt sich wohl nicht vermeiden, hin und wieder durch den Fürstenstaat zu radeln, die Kategorie „zwingendes Reiseziel“ ist allerdings unangebracht. Kaum zu verfehlen ist hingegen die offizielle Landesmitte. Der Gegenwind hält den ganzen Tag durch, immerhin kommt es mit fortlaufender Tageszeit zu Aufheiterungen, der Nachmittag ist sogar durchgehend sonnig. Leider klappt es mit dem Treffen des Schweizer Radlers nicht. Selbst mit Hilfe des Nachbarn kann ich seinen Verbleib nicht klären, die Frau kann nicht öffnen. Nach einer längeren Wartepause fahre ich weiter, nehme eine ziemlich hügelige und in vielen Teilen mir noch nicht bekannte Route. In Kreuzlingen verwerte ich noch letzte Franken in einem geöffneten Supermarkt am Hafenbahnhof und in einem Imbiss-Rösti am Mingolfplatz. Während in Kreuzlingen alles unverändert wirkt, habe ich in Konstanz Mühe, meine alte Heimstatt wiederzuerkennen – von den historischen Gebäuden mal abgesehen. Mit der Zugrückfahrt endet die aufregende wie aufreibende Alpenreise 2009. Und es wird wohl nicht die letzte gewesen sein. Zur Bildergalerie Teil 6 bitte Bild anklickenNachtragDie schmerzhafte Sehnenreizung blieb auch die folgenden Tage erhalten. Der Gang zum Orthopäden bestätigte die Vermutung auf Sehnenreizung und auch die Ursache mit dem verkanteten Fuß. Ich bekam einen Zinkverband und Antibiotika und pausierte ein Wochenende mit Radfahren. Danach klang der Schmerz langsam ab. Etwa eine weitere Woche später konnte ich mich als geheilt betrachten. Ich weiß nicht mehr genau ab wann – ob erst im letzten Italien-Teil oder bereits im französischen Lanslevillard –, aber irgendwann knirschte die Sehne beim Drüberstreichen (wie ein Schneeball). In dieser Phase kann es zum Sehnenabriss kommen. Ich wusste davon nichts, sonst hätte ich wohl die Reise abgebrochen. Soweit der Hinweis für andere Radler, wenn es denn soweit kommen sollte. Das nichts passiert ist, war wohl auch ein kleines Glück. Es ist ja sowieso verwunderlich, dass man derart unbehindert radeln kann, obwohl man nicht mehr laufen kann. Ob Glück, ob Pech – das ist ja eine Frage der Perspektive und nicht des Wissens. Vielleicht ist alles nur Hexerei. Aber ich weiß: Auf dem Rad zu reisen ist immer noch ein großes Glück.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#557571 - 03.10.09 22:57
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias,
ein wunderbarer, niveauvoller Bericht und ebensolche Bilder mit Begeisterung und Tiefgang. Wie schön, auch von deiner inneren Anteilnahme und Bewegtheit zu erfahren. Deine Leistung in den Bergen bewundere ich.
Danke dir!
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#937724 - 14.05.13 22:54
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Col du Noyer [...] eine kurios anmutende Mondlandschaft ähnlich dem Col d’Izoard [...] Gut für das Gemüt, das von den schon als brutal zu bezeichnenden Sturmböen immer wieder gedrückt wird. An der Passhöhe fliegt mein Käppi vom Kopf, chancenlos sehe ich es entschwinden. Zurück von einem langen Wochenende in den Alpen las ich gerade nochmal einen Teil Deines Berichts und musste an dieser Stelle laut lachen: Auch mir hat's am Col du Noyer die Mütze vom Kopf geweht - wusch, schon flog sie den Abhang hinunter. Konnte sie dann aber noch wiederbekommen. Und die Ähnlichkeit mit dem Col d'Izoard kam mir bei der Auffahrt ebenfalls in den Sinn. Von Mens bis Digne bin ich etwa die gleiche Strecke gefahren, ein etwas ausführlicherer Bericht kommt noch, wenn ich wieder Zeit habe. Ach ja, die Gorges de Châteaudouble bei Draguignan sind seit 2010 gesperrt wegen Steinschlags. Viele Grüße, Stefan
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#937797 - 15.05.13 09:50
Re: Westalpen 2009
[Re: StefanS]
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Sehr schöne Bilder! Vor allem das Bild vom Sarner See ist sensationell!
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#937861 - 15.05.13 15:23
Re: Westalpen 2009
[Re: StefanS]
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Col du Noyer [...] eine kurios anmutende Mondlandschaft ähnlich dem Col d’Izoard [...] Gut für das Gemüt, das von den schon als brutal zu bezeichnenden Sturmböen immer wieder gedrückt wird. An der Passhöhe fliegt mein Käppi vom Kopf, chancenlos sehe ich es entschwinden. Zurück von einem langen Wochenende in den Alpen las ich gerade nochmal einen Teil Deines Berichts und musste an dieser Stelle laut lachen: Auch mir hat's am Col du Noyer die Mütze vom Kopf geweht - wusch, schon flog sie den Abhang hinunter. Konnte sie dann aber noch wiederbekommen. Glückspilz! Bei mir ist es ja seit 2012 in Korsika schon die zweite Mütze, die vom Winde verweht. Unweigerlich fallen mir da die weiteren Verluste auf meinen Reisen ein: Spiegelreflexkamera (analog) in Val d'Isère (2005, auf Brücklein liegen gelassen) - Wer hat sie gefunden, mir reicht der Film? - Klarsichtschutzbrille oberhalb Fataga, Gran Canaria (1996?, an einer Kaktee hängen gelassen) - bitte mal nachschauen, wer dort hinfährt! - Rote Alu-Trinkflasche in Varallo, Lombardei (2007, auf Brücke vergessen) - ist noch Wasser drin, kostet nix. Auf dem Camping in Illertissen hängt noch ein Badetuch von mir - schöne tropische Farben, müsste aber mittlerweile ausgebleicht sein.
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#937864 - 15.05.13 15:53
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Wieso, Du hast sie doch am Fangnetz wiedergefunden? Mützenverluste hatte ich auch schon, aber noch nie während der Fahrt. Einmal wurde sie mir in Tulle vorm Supermarkt weggeklaut - nach drei heißen, schweißtreibenden Tagen im Limousin. Ideen haben manche Leute Vielleicht hat der dreiste Dieb ja Haarausfall davon bekommen. Ach ja, und am Hochtannbergpass liegt irgendwo meine Regenhose, die ich oben ausgezogen, leichtfertigerweise auf dem Gepäckträger abgelegt und dann einzupacken vergessen habe... Viele Grüße, Stefan
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#937895 - 15.05.13 17:26
Re: Westalpen 2009
[Re: StefanS]
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Wieso, Du hast sie doch am Fangnetz wiedergefunden? Siehste, kennst du meine Berichte besser als ich. Die grüne Kappe ist aber definitiv in Korsika geblieben.
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Geändert von veloträumer (15.05.13 17:26) |
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#945006 - 05.06.13 19:47
Re: Westalpen 2009
[Re: veloträumer]
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Hallo Veloträumer,
interessanter Bericht, auch sehr schöne Fotos - von denen mochte ich aber nur wenige sehen weil die penetrante Werbung voll nervte und die Sache verleidete.
besten Gruß und frohe Fahrten - von Burkhart
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#945291 - 06.06.13 13:22
Re: Westalpen 2009
[Re: arche-foto]
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Es ist leider so, dass die Kostenlos-Fotoportale ihr Gesicht und auch ihre Regeln ohne Kundenrücksprache ändern können. Zuweilen werden sogar Adressierungen geändert, sodass einige Bilderfolgen gar nicht mehr zu sehen sind. Als ich bei photobucket eingestiegen bin, war die Werbung noch nicht so agressiv. Heute muss ich beim Hochladen schon aufpassen nicht aus Versehen einen zappelnden Werbebanner zu treffen. Längere Fotostrecken lade ich mittlerweile bei Google+ (Picasa) rauf (vgl. jüngere Berichte) - da kann man bisher noch werbefrei Bildchen betrachten. Aber wer weiß, ob das so bleibt. Für Einzelbilder, die ich direkt ins Forum einstelle, eignet sich photobucket immer noch.
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