3. Tag: Ankunft in Kubas Osten
Holguín – Gibara (42 km)
Montag, 06. November (bewölkt)

Kurz vor 10.00 Uhr kam der Bus endlich in Holguín an. Im Gegensatz zum Flug schlief ich recht unruhig, so dass ich etwas gerädert aus dem Bus stieg. Während ich das Fahrrad belud, umringte mich eine Menschentraube. Ehe ich mich versah hielt ich eine Visitenkarte für eine Pension in Gibara in den Händen. Das Fahrrad wurde genau inspiziert. Den Nabendynamo fanden die Kubaner das interessanteste Teil am Fahrrad, nachdem sie den Scheinwerfer, aber keinen Dynamo entdeckten. Ich verabschiedete mich von den Leuten und fuhr ins Zentrum von Holguín.
Dieses fand ich nicht auf Anhieb, aber nach einer kleinen Stadtrundfahrt kam ich dann doch zum „Parque Calixto Garcia“. Ich schob mein Rad auf den Platz, um es im Blick zu haben, während ich ein paar Fotos machte. Ein Passant wies mich darauf hin, dass Fahrräder auf dem Platz verboten sind. „Ach was“ dachte ich und zog mit der Kamera los. Wieder am Fahrrad, kam eine Straßenkehrerin auf mich zu und erzählte mir dieselbe Geschichte. Dann kam die Polizei. Okay, ich rauchte noch fertig, packte meine Trekkinghose ein und verschwand.
Genervt machte ich mich auf den Weg nach Gibara. Straßenschilder waren Mangelware. An einer Tankstelle nutzte ich die Gelegenheit, Luft in die Reifen zu pumpen. Kuba ist das erste Land, in dem man für dieses Service bezahlen muss. Sicherheitshalber fragte ich nach dem Weg. Die Aussage war so widersprüchlich, dass ich erstmals meine Position feststellte. Ich war instinktiv zweimal falsch abgebogen. Gut, dass es im Lonely Planet Stadtpläne gibt. Man sollte häufiger in den Reiseführer hineinschauen, das hilft. Nach zehn Kilometer war ich auf der richtigen Straßen und verließ Holguín.
Der Wind hatte heute nicht nachgelassen. Wieder kämpfte ich gegen den Wind. Obwohl es leicht bergab ging, kam ich überhaupt nicht vom Fleck. Ich hatte keine Ahnung, ob dies am Wind, am Wetter, an der Müdigkeit oder an mangelnder Fitness lag. Ich erreichte den Ort Floro Perez und es begann zu regnen. Ich machte spontan eine Pause und sondierte das Warenangebot der Geschäfte. Außer Rum und Zigaretten gab es dort nicht viel. Ich kaufte mir ein Packet filterlose Zigaretten für 7 Pesos (28 Cent). Was für ein Kraut! Da muss ich noch andere Zigaretten finden, die hauen einem ja dermaßen die Lunge weg. Entkräftet trat ich die letzten Kilometer nach Gibara.
Kaum war ich im Ort sprach mich Jugendliche auf deutsch an, ob ich nicht ein Zimmer bräuchte. Ich versuchte diese zu ignorieren und steuerte den Malecón an. An der befestigen Uferpromenade unterhielten wir uns ca. eine Viertelstunde. Ich machte mir dabei Gedanken, wie ich den Nachmittag verbringen könnte. Ursprünglich wollte ich noch 20 Kilometer zum Strand „Playa Caletones“ fahren, aber bei dem bewölkten regnerischen Wetter machte das keinen Sinn. Im Laufe der Unterhaltung boten die Jungs mir ein Zimmer in einer Casa Particular für 15 CUC an.
In Kuba ist es Touristen nur gestattet in lizenzierten Unterkünften zu übernachten. Zur Auswahl stehen Hotels oder Privatpensionen (Casa Particular = besonderes Haus). Die Lizenz für eine Casa Particular ist recht teuer. Auch wenn keine Touristen in einer Pension übernachten, muss ein monatlicher Betrag von bis zu 200 CUC an den Staat abgeführt werden. Der Betrag variiert von Region zu Region. In den Casa Particulares werden auch Mahlzeiten zubereitet. Die Preise für die Mahlzeiten sind teuer, aber aufgrund der fehlenden Restaurants und Lebensmitteln, vor allem in den kleineren Städten, ist hier wenigstens die Versorgung gesichert. Durch die Lizenz gibt es einen Mindeststandard, der meist aus einem privaten Bad besteht.
Ich nahm das Angebot an und bezog das Zimmer. Am Nachmittag wollte ich mir die Sehenswürdigkeiten von Gibara ansehen. Zuerst steuerte ich die Festung „El Cuartón“ an. Außer den Ziegelbögen war nicht viel zu sehen. Wenige hundert Meter weiter findet man die Festung „Fuerte Fernando VII“. Von dieser ist sogar noch weniger zu sehen, aber man hat von hier oben einen schönen Ausblick auf Gibara, den Hafen der Provinzhauptstadt Holguín. Ein Souvenirverkäufer schenkte mir eine Halskette, obwohl ich ihm klar machte, dass es von mir nichts gibt und er doch lieber die Kette behalten sollte. Anschließend ging ich ins Zentrum von Gibara. Ich lies mich durch die Straßen treiben und war überrascht, dass nahezu jedes Gebäude baufällig war. Das ist mir in Holguín nicht so extrem aufgefallen. Läuft man durch eine menschenleere Straße, sieht die verfallenen Häuser, dazu noch der Wind und der bewölkte Himmel, da kommt eine richtig morbide Stimmung auf. Ich lief weiter zum zentralen „Parque Calixto Garcia“ mit der Kirche „Iglesia de San Fulgenio“. In einem Geschäft komplettierte ich meine Vorräte.
Es gibt in Kuba zwei Arten von Geschäften. In den Bodegas erhält man Grundlebensmittel. Dort kann man mit Pesos Cubanos bezahlen. Hier werden auch die Lebensmittelrationskarten eingetauscht. In den restlichen Geschäften kann nur mit Pesos Convertibles eingekauft werden. In diesen winzigen Miniwarenhäusern werden Luxusprodukte, wie Seife, Nudeln, Kleidung und sonstige Güter des täglichen Lebens verkauft. Die Auswahl ist dort eingeschränkt und die Produkte sind sehr teuer. Ein T-Shirt gibt es für 15 CUC, ein Packung Nudeln für 1,8 CUC und Fischkonserven für 2-3 CUC.
Nach ca. zwei Stunden war ich zurück im Zimmer. Ich nutzte die Zeit, um meine Schaltung zu justieren, die doch etwas unruhig lief. Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit lesen. Das Abendessen, Fisch mit kreolischer Soße, war recht gut. Am späten Nachmittag traf noch ein holländisches Pärchen ein. Wir unterhielten uns den ganzen Abend und tauschten Reiseerfahrungen aus.