5. Tag: Die Hitze schlägt zurück
Banes – Rio Cabonico (86 km)
Mittwoch, 08. November (sonnig)

Der Kubaner, welcher mir die Unterkunft vermittelt hatte, erschien zum Frühstück. Weil ich mich gestern Abend für die Ureinwohner von Kuba interessierte und schenkte mir ein Buch über die Taínos. Anschließend begleitete er mich zum Museum „Museo Indocubano Bani“. Dieses öffnet um 8.00 Uhr morgens. Allerdings gibt es Führungen erst ab 9.00 Uhr. Ohne Führer schlenderte ich durch die Ausstellung und betrachtete die zum Teil recht schönen Exponate. Unter anderem gab es eine kleine Goldfigur zu sehen, eines von 20 Goldfundstücken in Kuba. So eine Figur musste damals die Goldgier der spanischen Entdecker geweckt haben.
Um 8.45 Uhr war ich back on the road und hatte auf den ersten 20 Kilometer Gegenwind. Dieser, die schlechte Straße und die Hitze machten mich fertig. An der Kreuzung nach Moa entdeckte ich eine Zuckerrohrsaftbude. Hier erfrischte ich mich mit Zuckerrohrsaft. Aus der Fünf-Minuten-Pause wurde schnell eine halbe Stunde. Aber richtig fit fühlte ich mich auch danach nicht. Auf dem Weg nach Moa, das nächste Etappenziel, war eine alte Diesellok ausgestellt. Ich quälte mich dort hin. Anstatt der Umgehungsstraße zu folgen, fuhr ich ins Zentrum, um dort essen zu gehen. Ich fand keinen Pizzastand, geschweige denn ein Restaurant. Aber ich entdeckte einen Geschäft, in dem man mit CUC bezahlen konnte. Dort kaufte ich mir kühle Getränke. Nudeln und Tomatensoße gelangten auch in die Packtaschen. Dadurch war ich ab sofort von der seltenen Gastronomie unabhängig. Der Einkauf dauerte eine halbe Stunde. Der Laden war gut gefüllt, an der Kasse wartete man ewig, weil im Vier-Augen-Prinzip die Barcode-Nummern auf der handschriftlichen Rechnung vermerkt wurden. Ja, so ist Sozialismus. Das Essen ließ ich ausfallen und im Schatten eines Baumes machte ich eine längere Pause, bis es mir etwas besser ging. So erreiche ich mein Tagesziel nicht, aber im „Lonely Planet Cycling Guide“ war ein Campingplatz vor Moa erwähnt. Dieser Campismo wurde mein neues Tagesziel. Nach zwei Stunden brach ich auf. Die 30 Kilometer sollte ich in drei Stunden schaffen. Die vielen Steigungen in der prallen Sonne taten meiner angeschlagenen Physis nicht gut. Ich war richtig fertig, sozusagen stehend k.o. Ich versuchte, die Steigungen nach Möglichkeit in einem Rutsch hochzufahren, aber meist brauchte ich ein, zwei Verschnaufpausen.
Schließlich erreichte ich um 16.30 Uhr den Campismo Rio Cabonico. An der Rezeption hieß es: Ausgebucht! Ich solle nach Moa fahren, dort gäbe es ein Hotel. Dazu hatte ich weder Kraft noch Lust. Ich fragte, ob es nicht möglich sei auf dem Parkplatz zu campieren. Um mir dies zu erlauben, musste erst der Manager gefragt werden. Eine halbe Stunde wartete ich auf diesen, aber der ließ nichts von sich hören. Ein sehr freundlicher Wachmann sprang in die Bresche. Er erlaubte es mir, vor der Rezeption zu campen, aber erst nach 20.00 Uhr. Nachdem dies geklärt war, zog ich mir meine Badehose an und nahm ein erfrischendes Bad im Fluss. Das war wirklich notwendig, um meinen überhitzten Körper abzukühlen. Kaum stieg ich aus dem Wasser, da war es auch schon dunkel. Ich gesellte mich zu den anderen Gästen des Campingplatzes. Schnell kam ich mit diesen ins Gespräch und wurde am Kreisen der Rumflasche beteiligt. Kurz nach 19.00 Uhr kam der Wachmann und führte mich ins Restaurant. Dort wurde mir ein nicht schmackhaftes Abendessen serviert. Als ich nach der Rechnung fragte, hieß es, das Essen wäre umsonst. Da es noch nicht 20.00 Uhr war, ging ich zu meinen neuen Freunden und um 21.00 Uhr war ich so todmüde, dass ich das Zelt aufbaute. Von dem Wachmann war nichts mehr zu sehen. Ich hätte ihm noch gerne etwas Geld für sein Engagement zugesteckt.