Nun mal wieder eines meiner Räder, sozusagen zu Ostern. Das ist eines meiner besten Stücke. (vom Zustand her nicht, aber von der Seltenheit)

Den Rahmen und die meisten Teile dieses Rennrades habe ich ca. 1994 in Hamburg aus einem Radladen. Der Besitzer, vermutlich ein Herr Koeping war mit 88 Jahren nach einem schweren Schlaganfall im Krankenhaus, seine Frau bemühte sich den Laden aufzulösen, er selber hatte woh lin den letzten Jahren kaum einen in seine Werkstatt gelassen. Dort gab es eine Menge an Teilen, damals war ich längst noch nicht so oldtimerverrückt wie heute, sonst hätte ich wohl fast alles mitgenommen (wobei auch viel Schrott dabei war).



Nach den Angaben der Frau hatte ihr Mann vor dem Krieg Radrennen, Radball und wohl auch Kunstradfahren gemacht bzw. die Fahrer betreut.

Nun zu dem Rad. Die Herkunft ist unbekannt, die Lackierung ist augenscheinlich im alten Stil mit der Hand gemacht. Der Rahmen ist nicht besonders schwer und es fallen v.a. die profilierten Rohre des Hinterbaus auf. Ich habe den Rahmen einzeln gefunden, die Gabel gehört eher in den Rennsportradbereich der 80iger Jahre. Auffällig sind die sehr schräg stehenden Rohre, so ähnlich kenne ich es von einem Bild eines Opel Rennrades von 1936. Aber ansonsten habe ich keinen Vergleich. Ich vermute, dass er kurz vor oder nach dem Krieg gebaut wurde

Etliche Teile, die ich angebaut habe, habe ich von dem Radladen, kenne aber weder Herkunftsjahr noch weiß ich welche Teile in der Zeit verbaut wurden. Über Informationen bezüglich der Teile würde ich mich sehr freuen. Die Kurbel kommt allerdings von einem alten Viktoria Rad (vermutlich aus den 50igern welches ich auch noch habe), sehr schön ist die "versteckte" 3. Verschraubung des Kettenblattes. Dieses ist leider ziemlich fertig und kann nur noch umgedreht betrieben werden.

Als Bremse habe ich einen Satz Weinmann 730. Das Hiinterrad habe ich seber aufgespeicht, da ich zwei heile Holzfelgen jeweils als Vorderrad hatte, aber leider nur ein Hinterrad mit einer kaputten Holzfelge. Verbaut habe ich die originalen Doppeldickendspeichen, die ziemlich dünn sind. Der Hersteller der Hinterradnabe ist mir unbekannt, typisch ist die Ausführung mit einem zweiten Gewinde für einen starren Kranz, zum Umdrehen des HInterrades bei Bedarf (z.B. eine andere Veranstatung. 3 Gang Kettenschaltung war wohl normal , das Schaltwerk ist von Huret, vermutlich aber 60iger Jahre.



Der Sattel ist nicht mehr ein Genuss für das Gesäß, aber man sieht ihm die Jahre gut an. Es kann sein, dass ich ihn dem Radballrad entnommern habe, welches ich in Teilen noch herumliegen habe.
Hier der Namensaufkleber am Steuerohr, selbiges gibt es auch am Sitzrohr. Man kann den Schaltgriff von Simplex gut erkennen eine vermutlich wirklich alte Ausführung.
Noch einmal die Steuerrohransicht, die Campagnolo Bremzughalten sind zwar bestimmt nicht original, aber inzwischen eine Rarität. Der Vorbau und die Lenkerform könnte altersmäßig vielleicht hinkommen, als Bremsgriffe habe ich Mafac Racer Griffe genommen, die gehören aber eher in die 60 /70iger Jahre.


Leider habe ich vergessen die Weco Vorderradnabe zu photografieren sowie die V-förmige VR Holzfelge mit dem original Reifen,mit dem ich sie gefunden habe.
Dieses Rad wiegt in dem Zustand, wenn ich mich recht erinnere, etwa 11 kg und ist damit nicht besonders schwer. Allerdings ist das Fahrverhalten ziemlich unbequem, da ist ein moderneres Rennrad vom Handling her deutlich angenehmer. Man muss es förmlich in die Kurven drücken, obwohl es beim Geradeauslaufen recht unruhig verhält. Ich vermute, dass das auch auf die schrägen Rohre zurückzuführen ist.

Sollte jemand von euch etwas über den Gustav Koeping (gegoogelt habe ich bisher noch nicht) wissen, oder zu den einzelnen Bauteilen würde ich mich über Infos sehr freuen.

Grüße

Dittmar