Hallo Rolf,

ursprünglich wollte ich einen bebilderten Bericht über meine Reise schreiben. Letztlich fehlt mir dazu aber offenbar die Lust. Deine Frage ist immerhin Anlass, doch noch einen Kurzbericht zusammen zu stellen. Eindrücke meiner Reise kannst Du im Picas Webalbum gewinnen, das weiter oben verlinkt ist.

Ich kann die Strecke sehr empfehlen, auch wenn ich Pech mit dem Wetter hatte. Gleichwohl denke ich, dass der Mai eigentlich eine gute Reisezeit ist.

Ich wünsche Dir viel Spaß beim Planen.

Viele Grüße

Udo

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Kurzbericht:

Reisezeit:

Mai 2008

Ausrüstung:

Rad: Scott MTB, ausgestattet als Trekkingrad mit Gepäckträger u. Schutzblechen, Lowrider, je 2 Gepäcktaschen vorn und hinten, Ortlieblenkertasche, Plastiktasche von Ikea für Schlafsack (bei Regen leicht undicht). Luftpumpe, Ersatzschlauch, Multitool-Werkzeug, IQ-Fly Licht

HiTech: CicloSport HAC4Pro Tacho inkl. Höhenmesser u. Protokollierung, Magellan Crossover Navi, Royaltek Data-Logger, Asus eeePC, Mobiltelefon, Digitalkamera

Hat sich alles super bewährt, alles funktioniert, Werkzeug, Schlauch etc. nicht benötigt, kein Schaden.

In Spanien gab es oft offenes WLAN, also Internetzugang und Skype-Telefonie, Fotos hochladen möglich.

Kleidung: Funktionswäsche, nahtfreie Unterhosen, Fahrrad- und Regenkleidung, Sonnenschutz, Helm, Fahrrad- und Winterhandschuhe, Fahrradschuhe für Clickpedalen, Sneakers, 1x Stadtkleidung (Jeans etc.)

Anreise:

Hinflug Hamburg-Madrid: Problem mit der Lufthansa, weil der zunächst online gebuchte Flug mit zu kleiner Maschine durchgeführt wird, sodass Fahrradmitnahme nicht garantiert werden kann. Viele Telefonate mit Hotlines, bis Problem geklärt war.
Fahrrad in Karton vom Fahrradhändler verpackt, im Vorabend-CheckIn aufgegeben, bei Ankunft alles ok.
Transfer Madrid-Salamanca mit Mietwagen, ohne Probleme. Navi sehr nützlich.

Rückreise:

Transfer Santiago Stadt-Flughafen mit dem Bus, Mitnahme des Rades kein Problem, Flug Santiago – Hamburg über Madrid und Ffm ohne Probleme, Fahrradkarton in Santiago für 5€ von Spanair, Montageplatz im Flughafen, sehr freundlicher Service, bei Ankunft alles ok.

Die Strecken:

In der Ebene zunächst 60 – 70km/Tag, später in den Bergen und wegen Knieproblemen eher die Hälfte. Eigentlich wollte ich den Weg der Fußpilger fahren, hab das aber angesichts des dauernden Regens aufgegeben, nachdem das Rad gleich am ersten Tag mit Schlamm zugesetzt war. Bin dann weitgehend Nationalstrasse gefahren, was etwa ab Zamora bis ca. Silleda kaum ein Problem darstellt, weil dort meistens sehr wenig Verkehr herrscht.

Die Strecke beinhaltet keine schwierigen Etappen, auch die 2 Tunnel an den Pässen Padornelo bzw. A Canda sind entgegen manchen Darstellungen in Reiseführern ungefährlich. Die Pässe selbst waren für mich als Flachlandradler in der Vorstellung die größte Herausforderung, tatsächlich vorort aber weniger schlimm, als ich erwartet hatte. Die Folge war eine gewisse Selbstüberschätzung, sodass ich gleich die beiden Höhen hintereinander genommen habe, weil’s ja so gut ging. Als Quittung gab es dann Probleme mit dem Knie.

Die Städte:

Salamanca, Zamora, Puebla de Sanabria, Ourense, Santiago sind alle so sehenswert, dass man überall mehrere Tage bleiben könnte, was ich auch z.T. gemacht habe. Ich hatte ausreichend Zeit eingeplant.

Verpflegung:

Dieses Thema war eine große Sorge von mir vorher, weil ich gelesen hatte, dass es durch einsame Gegenden geht, verlassen und menschenleer, wenig Möglichkeiten zur Proviantierung. Also hatte ich Mengen von Müsliriegeln mit, um nicht irgendwo völlig unterzuckert liegen zu bleiben. Tatsächlich war es aber überhaupt kein Problem, in passenden Abständen immer wieder wenigstens eine Bar zu finden, in der es mindestens Tapas gab. Das mag daran liegen, dass ich nicht den vielleicht etwas abgelegeneren Fußpilgerweg, sondern die Nationalstrasse gefahren bin (obwohl die nie weit voneinander entfernt sind, man also als Radler immer schnell kleinere Orte erreicht, selbst wenn man den Fußpilgerweg fahren sollte). In den Städten gibt es dann ja ohnehin die tollsten Sachen zu essen und hervorragenden Wein. Und die Müsliriegel habe ich fast alle wieder mitgebracht…

Das Klima:

War schlecht, fast die ganze Zeit Regen, auf den Pässen sehr kalt, z.T. 8 Grad, was nass geregnet und bei schneller Fahrt bergab gefühlt noch viel kälter ist. An den Regen selbst habe ich mich schnell gewöhnt, bin dann einfach gefahren. Im Grunde förderte der Regen eine Art meditatives Vorsichhinfahren ohne Nachdenken. Aber schöner wäre es gewesen, wenn man sich mal hätte ins Gras setzen und die Landschaft genießen können. Die Sonnencap mit Nackenschutz habe ich also nicht gebraucht, dafür aber nahezu permanent Regenhose und –jacke, manchmal warme Handschuhe.

Die Unterkünfte

Geplant war eigentlich weniger Pilgerherberge als Hotel oder Pension. Tatsächlich war ich dann doch oft in Herbergen.

Salamanca: Die ersten Tage im Ibis, ganz ok. War aber irgendwie Normal-Touri-Gefühle, deshalb

Zamora: Pilgerherberge, scheint mir eine der schönsten des Weges zu sein, ganz neu, super gelegen oberhalb des Duero, keine großen Schlafsäle, moderne Sanitärräume in jedem Zimmer.

Santa Croya de Tera: Private Herberge, nette Wirtsleute, die auch einfaches Essen anbieten, große Schlafsäle, gute Sanitärräume, Hilfe dabei, das Rad vom Schlamm zu reinigen.

Puebla de Sanabria: Hotel Carlos V., Sonderpreis bei Zimmer und Menü für Pilger, einfach, aber gut (30€ inkl. Frühstück).

A Gudina: Kommunale Pilgerherberge, moderne raue Betonarchitektur, große Schlafsäle, Heizung mit Ölradiatoren (war wegen Kälte und zum Trocknen der regennassen Kleidung gut)

Verin: Hotel Lugano, auch einfach und gut, sowohl Zimmer, wie auch Restaurant (15€ Zimmer, 8€ Menu del dia). Fahrrad in Garage abgestellt. War vorher bei der Herberge, eigentlich ganz schön, liegt aber quasi Souterrain an einer lauten Kreuzung, kaum Fenster, bin deshalb nicht da geblieben, aber sehr netter Service in der damit zusammenhängenden Touristeninfo. Hatte mich nach dem Consultorio Medical erkundigt, wo ich am nächsten Tag wegen meines Knies war, hab da dann übrigens Schmerzmittel bekommen und die Diagnose Überbeanspruchung (das hatte ich nun von meinem Übermut an den Pässen…)

Sandias: Herberge mit ansprechender moderner Architektur, gut ausgestattet, Schlüssel gibt’s irgendwo im Ort, hatte sie komplett für mich allein. Im Ort komplett nichts los.

Orense: Schön gelegene Herberge im ehem. Convento de San Francisco, netter Service, am nächsten Tag ins Hostal Candido (22€) gewechselt, auch einfach und gut, zentral gelegen, Fahrrad im Keller abgestellt. Kniepflege in den Thermen am Rio Mino – super!

Silleda: Erst keine Unterkunft gefunden, Pilgerherberge in Laxe leider verpasst, weil zu weit gefahren. Dann in Bar gefragt und Zimmer in einer möblierten, aber völlig leer stehenden Wohnung in einem Neubau-Etagenhaus bekommen, sehr gepflegt, aber schon etwas merkwürdig (20€), gehörte irgendwie zur Bar. Fahrrad in der Bar abgestellt, dort auch Frühstück.

Santiago: Hostal Barbantes, sehr gut gelegen neben der Kathedrale, moderne, gut ausgestattete Zimmer (http://www.libredonbarbantes.com/eng/eng_fotogaleria.php)

Die Pilger:

Insgesamt waren auf dieser Strecke wenige Pilger unterwegs. Insofern war die Übernachtungslage überall sehr entspannt. Auch die z.T. großen Schlafsäle waren deshalb eigentlich kaum ein Problem. Allerdings brechen Fußpilger gern früh auf, so ab 5.00 Uhr fängt es hier und da an zu ruscheln und zu rascheln, Schlafsackreißverschlüsse, Packgeräusche usw.. Das ist etwas nervig, wenn man wie ich gern etwas länger schlafen würde.

Lediglich in Orense war es wegen eines örtlichen Festes schwieriger, ein Zimmer zu finden, und in Santiago ist es wohl immer ziemlich voll.

Man kann unterwegs überall Leute kennen lernen, allerdings sind die Kontakte bei Radpilgern eher auf den einen Abend beschränkt, weil man ein anderes Tempo hat als die Fußpilger. Manchmal trifft man sich irgendwann später wieder. Gut sind natürlich eine gewisse kommunikative Kompetenz und Sprachkenntnisse können auch nicht schaden. Allerdings habe ich auch eine Pilgerin kennen gelernt, die schon mehrere Wochen allein unterwegs gewesen war, ohne ein einziges Wort Spanisch zu können.

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