Moin,Die Situation ist schon eine Weile her und es faellt mir schwer, sie so wiederzugeben, wie ich sie empfunden habe. Mir hatte sie zumindest einen gehoerigen Schrecken eingejagt und mir sehr klar verdeutlicht, wie verletzlich man doch im Strassenverkehr ist und wie sehr man auch vom Wohlwollen anderer abhaengig ist, gerade als Radfahrer.
Ja, da bleibt einem in der Tat nur zu hoffen, daß so ein aufgeregter Kraftfahrzeugführer wenigstens vor vorsätzlicher Körperverletzung zurückschreckt und seinen Führerschein behalten will. Meistens ist es ja glücklicherweise auch so. Und das ist ein weiterer Grund, sich selber so zu verhalten, daß man die Situation wenigstens nicht noch aufheizt.
Im Nachhinein habe ich mich ueber meine eigene Reaktion geaergert, weil ich dabei die Beherrschung verloren habe.
Naja, in einer gefährlichen Situation schießt Adrenalin ins Blut. Das, kombiniert damit angefeindet zu werden, läßt einen normalerweise eben nicht ruhig bleiben. Da ruhig zu bleiben muß man regelrecht üben. Gelegenheit zum Üben bekommt man ja ab und zu.
Kommt es zu einem Wortgefecht mit einem anderen Verkehrsteilnehmer, lege ich inzwischen meine Aufgebrachtheit in Ironie und bleibe in der Wortwahl höflich, zumindest versuche ich das.
Andererseits versuche ich schon nach Möglichkeit, diverse Unflätigkeiten mir gegenüber (Anhupen wenn ich vorschriftsmäßig eine Fahrspur wechsle, Bedrängen, riskantes Überholen ...) nicht auf mir sitzen zu lassen. Sofern möglich, gebe ich zu verstehen, was ich davon halte. Erstens bin ich keine Ablage für den Streß Anderer, also nehme ich ihn nicht an sondern gebe ihn zurück, zweitens muß der andere Verkehrsteilnehmer merken, wenn was schief läuft, z.B. er offensichtlich mit seiner Meinung, ich dürfe nicht zum Abbiegen auf die linke Spur wechseln, alleine ist. War letztens mal wieder so. (Typische Situation: ich fahre auf dem Radweg, 60 Meter bis zur Ampel, ich will zum Abbiegen auf die linke Fahrspur, mich überholt ein Auto welches dabei schon abbremsen muß wegen Rot, ich halte die Hand raus schau über die Schulter, 20 Meter Lücke bis zum folgenden Auto, ich fahre rüber, der Fahrer des folgenden Autos hupt, (also der typisch typische Fall, 50 Meter vor einer roten Ampel noch Vollgas fahren wollen und sich dabei von dem Vorhandensein eines Radlers auf der Straße gestört fühlen, ich liebe es!), wegen immer noch Rot stehe ich ein paar Meter später links neben ihm, er kurbelt die Scheibe runter und sagt: "Sie leben aber ganz schön gefährlich!" Ich sage: "Bei Autofahrern wie ihnen schon"
Schluß aus, Fall erledigt.)
Das ist mir einfach auch wichtig, mich nicht als Fußabtreter für vermeintliche Stärke-Überlegenheits-Gefühle Minderwertigkeitskomplexgeplagter Verkehrsteilnehmer mißbrauchen zu lassen.
Interessanterweise gibt es solchen Streß auch nie mit Taxi- Pizza- Kurierfahren und auch seltener mit Fahrern wirklich großer Limousinen
MfG