Jetzt brauchen wir kaum mehr einen Wecker. Gegen halb fünf stehen wir auf. Um 5 sitzen wir auf den Rädern. 5:45 fängt der Morgen an zu grauen. Um 6:00 geht die Sonne auf. Bis gegen acht ist es mit 26- 28°C relativ kühl. Ab 8:00 wird es warm- ab 10:00 heiss und von 12:00 bis 16:00 eigentlich eher unerträglich- es sei denn man befindet sich am oder besser noch im Meer. Die Temperaturen überschreiten im Schatten eigentlich nie die 35°C, was einen Wüstenfahrer eher schmunzeln lässt. Allerdings liegt die Luftfeuchtigkeit stets bei ca 100%- gefühlten 250%! Der Körper hat keine Möglichkeit durch Verdunstungs- "Kälte" die Temperatur zu regeln. Der Schweiss tropft einfach runter. Anfangs trinken wir 7- 10 Liter pro Tag- nach einer Woche reguliert sich das dann wieder.
Eigentlich gelten die Monate von November bis März als die kühlere Trockenzeit. Im April, Mai, Juni sollten wegen der Hitze eher keine Radtouren über die Philippinen ins Auge gefasst werden. Überall wird vor Reisen in der Regenzeit von Juni bis September abgeraten. Es gibt aber wirklich schlimmere Dinge als bei 30°C durch den Regen zu radeln. Und es regnet dann auch wirklich nicht ununterbrochen. Auf Naturstrassen steckt man dann allerdings gerne mal knietief im Schlamm. Es gibt aber genügend befestigte Strassen für wunderschöne Touren.
Wir haben in diesem Jahr das zweifelhafte Vergnügen bereits im Februar in der Hitzeperiode zu fahren. Zudem fällt total ungewöhnlicherweise während der gesamten Tour keinerlei Regen. Die Bevölkerung schiebts auf "El Nino", klagt über die "beissende" Sonne und die Trockenheit. Fürs Fotografieren hätte der Regen auch gut getan. So sind die Farben ungewöhnlich matt. Es lassen sich sowieso nur von 6:30 bis maximal 9:00 Uhr und kurz vor Sonnenuntergang einigermassen ordentliche Fotos machen- gerade zu der Zeit wo man auch Radeln kann. So ist es diesmal eher ein knipsen, oftmals sogar während der Fahrt aus der Hüfte. Zudem fiel die Kamera mit der Linse auf einen Stein. Ein kleiner Riss im Objektiv führte zu den Flecken auf den Bildern. Nevertheless......
Heute- am 13. Tag- wollen wir Roxas erreichen. Wie wir hören ist die Strasse durchgehend befestigt.
Etwa 70km liegen vor uns - wie immer etwa 1000 HM incl.
Solch ein Sari Sari Shop hat einfach A L L E S . Hier bekommen wir auch unser Frühstück
es gibt sie alle paar km
Übrigens versteht natürlich kein Filipino warum die grossen, weissen Leute, die sich sogar ein Flugticket von Europa leisten können hier mit nem Fahrrad unterwegs sind und nicht wie jeder vernünftige Mensch mit Bus oder Jeepney. Wir versuchen zu erklären wie schön es ist in der Landschaft und dicht bei den Menschen zu sein. Wir sehen am Gesichtsausdruck, dass wir noch nicht die passende Erklärung geliefert haben. Filipinos sind aber nun mal freundlich und wollen irgend etwas nettes und verständnisvolles zu uns sagen. Nach langem Überlegen kommts ihnen dann. Aber auch jedem fallen die folgenden zwei Worte ein.
"GOOD EXERCISE" Mit einem breiten Grinsen
Reis wird gedroschen
die allgegenwärtigen, freundlichen Wasserbüffel
auf dem Weg zum Hahnenkampf
der Skorpion hats nicht geschafft
diese Kobra auch nicht- für Schlangenphobiker: wir sahen nicht eine lebende Schlange
Natürlich wird überall nach dem woher? und wohin? gefragt.
Beim woher? erzählen wir von den 1000km ab Cebu- City über die verschiedenen Inseln.
Darauf folgt.......... kein Kommentar.
Erklären wir aber, dass wir auf dem Weg nach El Nido sind, was vielleicht nur noch 100km entfernt ist, heisst es sofort und immer und bestimmt, das ginge natürlich überhaupt nicht.
"TOO FAR AND TOO MANY MOUNTAINS"Man kennt hier halt nur seine eigene Welt, und ob Cebu City oder London oder der Mond..... das ist einfach nur abstrakt.
unsere Strandhütte für acht Euro.
mit der wohl schönsten Fahrradgarage weltweit
Der 14. Tag -Roxas nach Taytay- bringt eine Bilderbuchstrecke durch spärlich bewohntes Gebiet, mit dichtem Dschungel beidseits der Strasse. Diese ist gerade im Bau und so haben wir teilweise nagelneue ebene Strasse, dann wieder tief zerfurchte vom Baustellenverkehr übel zugerichtete Naturstrasse. Schön alle paar km abwechselnd.
Start im kühlen Frühnebel.
Einer der unzähligen Hunde.
Übrigens alle gut ernährt und auch erzogen. Keine einzige unangenehme Situation!
nett, wg. des Staubes wird die Strasse sogar gewässert- und der Fahrer lässt uns duschen!
In Taytay beschliessen wir auf eine Insel zu fahren und den Rest dieses und den ganzen nächsten Tag zu relaxen und zu schnorcheln.
Hier im Bild die Iglesia Isabella von Taytay.
ist doch gar nicht sooo schlecht, oder? Es gibt nur 2 Bungalows am ganzen Strand.
Das Fischerdorf auf der Insel
Es folgt die eigentlich letzte Etappe von Taytay nach El Nido. 16. Tag .Wenn es einen Ferienort auf Palawan gibt dann dieses El Nido. Hier gibt es viele kleine Hotels, Guest- Houses, Bars und sogar so etwas wie ein Nachtleben- sonst total unbekannt auf Palawan.
Was das Nordkap für den Skandinavienfahrer ist El Nido für den Philippinen- Radler.
Die Strasse von Taytay nach El Nido ist noch "naturbelassen" und hat uns schon sehr angestrengt, zumal wir wegen Problemen mit dem Schiffsmotor leider erst verspätet von unserem Inselchen loskamen. Noch einmal Natur vom feinsten!
Die Strasse soll etwa 2012 fertiggestellt sein.
Rückblickend sind wir beide uns einig. Die Inseln Guimaras, Cuyo und Palawan haben uns am besten gefallen. Möchten gerne einmal länger hierhin kommen.
das einzige befestigte Stück, dafür mit heftiger Steigung
Es ist mal wieder mittags und unaushaltbar heiss. Der eine geht so damit um.
Die andere so!
Man beachte: Isabel hat auf den Philippinen das `Aus- Der- Flasche- Trinken` gelernt.
Anfangs bat sie stets um ein Glas- am Ende der Reise lehnte sie ein solches entrüstet ab.
geschafft
So jetzt haben wir ein Problemchen. Palawan hat auch ein Weltkulturerbe- den Underground River, der km- weit unter einer Bergkette hindurchfliesst. Das einzige "Must Go" auf Palawan. Um dorthin zu kommen können wir entweder fast die gesamten 300km zurück fahren. Oder wir sitzen acht Stunden im holpernden Bus. Isabel hasst lange Busfahrten. Das ergibt einen verlorenen Urlaubstag! Oder......
Sie hat morgen Geburtstag und mir fiel eh bisher nichts Tolles ein.
Wie wäre es.....?
Gemacht! Getan!
Sie bekommt eine 150km Bootsfahrt geschenkt, mit Stopps zum schnorcheln, eine Übernachtung an einem einsamen Robinson Crusoe Strand mit BBQ und eisgekühltem Weisswein. Sie ist glücklich. Tolles Geschenk! (Und mir macht es natürlich auch Spass)
Die Kalkklippen von El Nido.
Vor 30 Jahren sah es auf Ko Samui und Phuket auch noch so aus.
Hoffentlich sieht El Nido nicht bald auch so aus.
Die Taucher wunderten sich ein wenig über unsere Räder. Wir erklärten Ihnen mit ernster Miene, dies seien die neuen Unterwasserräder mit Blei in den Mänteln. Underwater- Cycling sei in Australien bereits heute die neue Trendsportart.
unser Traumstrand
stilvolles Geburtstagsessen
wunderschöne Tour!!!
Palawan war für uns ein Traum. Wir kommen sicher wieder und bereisen dann den kaum erschlossenen Süden dieser 400km langen etwa 40 km breiten Insel mit noch steinzeitlich lebenden Stämmen, viel unberührtem Urwald und etlichen endemischen Tier- und Pflanzenarten.
Es gibt noch keine 400km befestigte Strassen auf der gesamten Insel. Ein Paradies für Off Road Freaks!
Wir fliegen Donnerstag mittag zurück nach Cebu. 20. Tag. Räder- wie immer unverpackt- kosten 15 € das Stück. Insgesamt der Flug für uns beide, mit Rädern 100€.
Haben dann noch 2 Tage bis zum Rückflug nach München und entscheiden uns noch schnell auf Cebus Nachbarinsel
Bohol zu fahren.
Dort gibt es die Tarsier, die kleinsten Primaten der Welt mit riesigen Augen, in der Grösse einer Ratte, die nur noch auf wenigen Inseln und hauptsächlich hier auf Bohol leben.
(Habe leider keine annehmbaren Fotos von den possierlichen Tierchen, da wir sie bei Morgengrauen besuchten und man kein Blitzlicht verwenden sollte, woran ich mich als Tierarzt natürlich auch hielt)
Weiterhin ist Bohol berühmt für die eigenartigen
Chocolate Hills.
Dies sind mehr als eintausend 20- 50 Meter hohe Hügel, die in der Trockenzeit schokoladenbraun rumliegen und dann an Konfekt erinnern.
Über die Entstehung streiten die Fachleute noch immer erbittert.....
Fährfahrt Cebu- Bohol
22. Tag
Schade die letzte Fähre (19.Bootsfahrt) wartet. Eine wunderschöne komplikationslose und pannenfreie Tour geht zu Ende.
Abends startet die Qatar über Doha zurüch nach München.
Und so empfängt uns München am nächsten Morgen. Wegen zu viel Glatteis und zu wenigen Mützen und Handschuhen können wir noch nicht einmal mit den Rädern vom Flughafen nach Hause radeln, sondern fahren den Grossteil der Stecke mit der S- Bahn. Kein einziges "Hey Joe" mehr auf dem ganzen Weg! Schade!
Die Philippinen sind ein wirklich leicht zu bereisendes Land mit- zumindest ausserhalb der Rotlichtviertel- extrem freundlichen und ehrlichen Bewohnern. Mir wurde 2 X die Brieftasche, 1 X die Kreditkarte zum Teil durch die halbe Stadt hinterhergetragen, und ich wurde anfangs mehrmals darauf hingewiesen dies sei ein 50 Pesoschein und nicht ein zwanziger, den ich gegeben hätte.
Man zahlt grundsätzlich die gleichen Preise wie die Einheimischen. Es wird praktisch nirgendwo gebettelt.
Fast jeder spricht englisch.
Flüge und Fähren verkehren häufig, und sind nicht unpünktlicher als unsere Bahn.
Die Preise sind selbst für Asien sehr günstig.
Schöne Landschften, tolle Vulkane, romantische, einsame Strände und Inseln.
Visum für 21 Tage frei bei der Einreise, relativ leicht bis zu 24 Monate zu verlängen.
Übrigens als Antwort auf das allgegenwärtige "Hey Joe" eignet sich gut "High Pino" (Kurzform für Filipino) auch "Bugoy" für böser Bube oder Vagabund wurde mit einem Lachen quittiert.
Apropos Ansprechpartner für geführte Touren, Buchungen oder auch nur einfach für Informationen:
Jens Funk
www.bugoybikers.com
Dort gibt es auch den sehr guten(englischsprachigen) Radreiseführer- oder als Vorbestellung bei Amazon.
Der beste Reiseführer ist eindeutig der von
Jens Peters.
Reichlich Fotos unserer Tour in zwei Teilen:
Teil 1: Mactan, Cebu, Negros, Sipaway, Guimaras, Panay, Cuyohttp://picasaweb.google.com/uweellger/Bi...ayasUndPalawan#Teil 2: Palawan , Boholhttp://picasaweb.google.com/uweellger/Bi...564644484527122Und unsere mit Garmin aufgezeichnete Strecke:
http://www.gpsies.com/viewTracks.do?file...nzajxgkrtxhdeogEtwas genaueren Track mit etwa 80 Waypoints maile ich bei Bedarf gerne zu.
Diese Tour war sehr schön, führte über etliche total unterschiedliche Inseln und Landschaften. Für diese Tour sollte man sich mindestens 21 Tage Zeit lassen. Nach oben ist die Anzahl der Reisetage offen.
Im Nachhinein betrachtet hätte ich nur Bohol an den Anfang gesetzt.
Die Insel ist noch sehr zivilisiert, und man hat nur kurze Distanzenzu bewältigen, schöne Strände, gute Unterkünfte, Walbeobachtungen. Einfach gut zum akklimatisieren.
Überlassen wir diese schöne Inselwelt der über 7000 Inseln nicht kampflos den Sextouristen und Tauchern!
Bike The PhilippinesIsabel und Uwe
Ach einen habe ich doch noch
George might be not at home
Am Ende eines harten, heissen Radltages freut man sich doch sehr auf das eine oder andere kühle Getränk. Wie steht es doch so schön im guide book?
"If you are very happy- you will get a cold beer"
"If you are happy- you will get a beer"
"If you are not that happy- you will get a warm coke"
In einem -zugegeben etwas älteren- Reiseführer gibt es den Geheimtipp. Bei George: kleine, günstige, gemütliche Unterkunft mit angeschlossenem Restaurant an einem Traumstrand. Nicht so leicht zu finden.
Besser im Ort fragen.
Wir fragen. Uns wird der Weg zu George gut und genau erklärt.
Der Tonfall hätte einen stutzig lassen werden können.
"George might be not at home"Hat uns aber nicht stutzig gemacht! Nur noch 5km. Dummerweise auf sehr schlechtem Pfad 200 Höhenmeter nach unten. Hoffentlich müssen wir das nicht wieder hoch.
Wir kommen unten an.
Der Strand ist wirklich traumhaft.
Von den Hütten kann man das beim besten Willen nicht behaupten.
Im Restaurant bekommen wir von der verschlafenen Bedienung nur eine warme coke und die Information, dass George vor 5 Jahren verstarb.
So sind die Filipinos. Er wollte uns nicht schockieren. Wir könnten ja gute Freunde von George sein. Erst mal langsam drauf vorbereiten.
One of the few days we were not that happy!
Von diesen Tagen gab es zum Glück nur sehr wenige.