Eine Rundtour durchs Ländleoder
Reisen um die eigene Haustür6,5 Tage, ca 650km Höhenmeter ca 10 000
Start und Ziel: KarlsruheReisende: mgabri und natash
Übernachtung: Zelt , 2x Gasthof // Räder: reisetaugliche Mountainbikes älteren Baujahrs mit sehr abgespecktem Camping - Gepäck
Schön hier, aber waren sie schon einmal in Baden-Württemberg?Dieser Spruch prangte vor etlichen Jahren auf zahlreichen deutschen Fernverkehrzügen. Zweifellos sollte er dazu dienen das ein wenig angestaubte Image des Ländles aufzupolieren, hatte aber eher zu Folge, dass manch einer eher peinlich berührt war, wegen der betont großkotzigen Art mit der ein salopp gemeinter Spruch dann doch eher halb verklemmt daherkam.
Jetzt weiß ich zwar aus eigener Anschauung, immerhin lebe ich in diesem Bundesland, dass es hier ganz nette Ecken gibt, aber expliziert geurlaubt habe ich hier noch nie, zumindest nicht, wenn man keine Wochenendtouren berücksichtigt.
Und weil 2016 unser Jahr der Einwochentouren wird, hegen wir die Absicht in dieser Woche verschiedene Regionen Baden-Württembergs abzuradeln und das auf möglichst verkehrsarmen Wegen.
Vorweg mag zudem gesagt sein, dass das sogar in einem Bundesland möglich ist, dessen Bevölkerung überwiegend von der Automobilindustrie lebt und die ihrem eigenen Blechhaufen mit großer Hingabe die bestmögliche Verehrung zukommen läßt.
Allerdings muß man gelegentlich asphaltierte Routen verlassen.
Der Start ist wie so oft vor der eigenen Haustür, was unschätzbare Vorteile mit sich bringt. Man muß auf keinen Zug hetzen, sich in kein überfülltes Mehrzweckabteil quetschen, was ohne unfreundliche Drohgebärden ja nur selten in zufriedenstellendem Ausmaß klappt- kurzum: Man spart sich diesen ganzen Vorurlaubsstreß, der das Reisen oftmals eher unerfreulich macht.
Pfinztal-Ittersbach-Schwann-Dobel-Hohloh-Besenfeld-Freudenstadt-Schiltach Zu Tourbeginn geht es dann direkt in den (Nord-) Schwarzwald. Der liegt praktischerweise quasi vor der Haustür und die Strecke hügelt sich, wenn man, wie wir von Norden kommt, allmählich nach oben. Natürlich fahren wir hier häufig herum, jedoch ist es einmal ein ganz neues Gefühl als Tourist mit beladenen Rädern das ganze mal als “Fremder” zu begutachten.
Nachdem das Wetter wochenlang mit Hitzerekorden geprotzt hat, verkündet der Wetterbericht nun einen Wetterumschwung, der mit starken Sturmböen einhergehen soll. Das gilt vor allem für den Schwarzwald.
Wir halten dennoch unbeirrt an unserer Route fest und nähern uns der Schwannner Warte bei starkem Seitenwind, der mich fast absteigen läßt. Hier geht es dann in den Wald und den Schutz der Bäume. Die Äste sitzen gottlob noch an Ort und Stelle.
Am Dobel, fängt es leise an zu nieseln. Als wir kurz darauf den Weithäusleplatz, eine Art Kreuzung verschiedener Waldwege auf der Höhe, erreicht haben, nimmt der angekündigte Sturm ordentlich Anlauf, was die umliegende Vegetation zu einer Schieflage veranlasst. Schon vom Zusehen werde ich seekrank.
Wir verziehen uns in die dortige Schutzhütte und verzehren unser Vesper, während sich um uns herum Bäume biegen und Äste umherpoltern. Die Temperatur fällt um etliche Grad und macht das Anlegen einer Jacke erforderlich. Wer hätte das vor einigen Tagen noch gedacht, als jeder noch vor Hitze stöhnte?
Das Unwetter zieht ohne größere Zwischenfälle weiter und wir schwingen uns wieder auf unsere Räder und weiter nach oben, auf bekannten Wegen zum Hohlohmoor.
Hier ist der höchste Punkt des Tages mit knapp unter 1000 m erreicht und wir fahren nach Besenfeld ab,verlieren hier irgendwann den Radweg nach Freudenstatdt und landen auf der Bundesstraße.
Ein versuchter Abstecher endet im Schlammm
aber wir werden nach wenigen Kilometern auf der stark befahrenen Straße von dem rechts auftauchenden Radweg erlöst, der zwar lediglich ein schottriger Waldweg ist, aber dafür sind unsere Räder ja ausgelegt.
Kurz vor Freudenstadt bekomme ich tatsächlich wackelige Knie - ich habe zu wenig gegessen und die ganze Steigungen auf Schotterwegen sind mit Gepäck eben doch anstrengender als ohne.
Ein auf dem Weg liegendes Café schafft jedoch schnell Abhilfe und wir verlassen Freudenstadt frisch gestärkt bergauffahrend.
Statt des Radwegs, den ich bei anderer Gelegenheit wenig attraktiv empfand, wählen wir eine Route durch den Wald und kommen im Kleinen Kinzigtal heraus, das ich sehr beschaulich finde.
Manchmal scheint hier auch die Zeit in den 70ger Jahren stehen geblieben zu sein
Etwas später erreichen wir dann über das Kinzigtal Schiltach, wo wir uns auf dem Campingplatz einquartieren.
Schiltach-Wolfach-Moosenmättle-Hornberg-Silberberg-Schonach-Furtwangen-Hochberg-Schwärzenbach Am nächsten Morgen geht es weiter nach Wolfach und von dort auf sehr beschaulicher Strecke
aufwärts zum Moosenmättle, wo wir lediglich einen ambitioniert fahrenden Milchtransporter treffen, der so um die Kurve prescht, dass ich kurz überlege lieber in die Wiese auszuweichen.
Die Strecke ist langalthaltend eher steil und mit einem beladenen Tourenrad für mich gerade so eben noch ganz gut fahrbar. Sie gefällt mir aber ausgesprochen gut - hier lohnt sich jeder Schweißtropfen.
In Hornberg nehmen wir ein Frühstück mit Bärenblick ein
und kommen noch an einer luxeriösen Wasserentnahmestelle entlang: Neben der Brauerei Ketterer ,die ich zunächst unberechtigterweise mit ihrer weniger schmackhaften Namensschwester in Pforzheim verwechsele, befindet sich eine Quelle inmitten eines kleinen Parks.
Bier sprudelt uns hier leider keines entgegen, aber auch das Wasser ist uns gerade sehr willkommen. Während des Wasserzapfens wird man von beruhigenden Musikmeldodien eingelullt und kann so gestärkt, dem nächsten Anstieg ins Auge sehen, der dem vorhergehenden in Nichts nachsteht.
Das Schild verkündet 16% über mehrere Kilometer und da trifft es sich günstig, dass wir vorher gut gegessen haben, zumal wir die letzten Kilometer wieder auf unbefestigte Waldwege abbiegen.
Das ist sehr hübsch, aber auch relativ zeitraubend, Geschwindigkeitsrekorde brechen wir heute sicherlich keine.
Später rollen wir durch Furtwangen, dass wir jedoch eine Schwarzwälder Kirschtorte später wieder verlassen, um am Abend, wie geplant am Titisee unser Zelt aufstellen zu können.
Es geht ausnahmsweise einmal wieder bergauf, durch Wald und Wiesen zu einer Anhöhe, auf der wir einen schönen Rundumblick haben.
Hochberg steht auf dem Schild und weil das Wetter stark eintrübt, versuchen wir uns schnellstmöglich an die Abfahrt zu machen.
In einer Serpentine passiert es dann: Mit einem leisen “Pling” fegt ein Metallteil an meinem Gesicht vorbei und kurz darauf gibt es einen lauten Knall, der meinem geplatzten Hinterreifen zu verdanken ist. Die Kuh, die neben mir auf der Weide grast gibt Fersengeld und trabt entrüstet davon.
“Wer hat geschossn” wollen vier muntere Buben wissen, die eiligst angerannt kommen und mich empört mit schönstem allemannischen Zungenschlag darauf hinweisen, dass ich die Kühe erschrecke.
Beim genaueren Beäugen der Hinterradfelge, entlarvt sich der Übeltäter- ein Stück meiner Felge ist abgesplittert. Nun fehlt ein viertel Rund in der Felge deren scharfe Abrisskante meinen Schlauch zur Aufgabe gebracht hat.
Eine Weiterfahrt ist so nicht möglich.
Während einer der Jungen auf seinem elterlichen Hof nachfragt, ob wir da zelten dürfen, begutachten die anderen unter fachmännischen Kommentaren mein Hinterrad.
Die elterliche Hofwiese entpuppt sich als Steilhang und weil es anfängt zu regnen, erinnernern wir uns an einen Gasthof ein paar Kurven höher, der sich als Tourenfahrerstandort für Motoradfahrer empfahl. Vielleicht nimmt der auch Radfahrer auf.
Wir laufen also nach oben, erhalten eine positive Nachricht und während der Himmel seine Schleusen öffnet, sitzen wir bei einem schmackhaften Abendmahl.
Neustadt-Rötenbach-Göschweiler-Ewattingen-Uttenhofen-Tengen-Mühlhausen-Orsingen-Ludwigshafen-Überlingen Die Nacht und der nächste Morgen bringen einen satten Sommersturm, der hier in den Höhenlagen in beängstigendem Umfang bläst. Während wir in geselliger Motoradfahrerrunde ein vorzügliches Frühstück einnehmen, befindet sich die aus dem Fenster sichtbare Pflanzenwelt in der Horizontalen und wir sind recht froh kein Zelt festhalten zu müssen.
Der Wirt kann übrigens nicht nur gut kochen, sondern ist auch sonst ein zuvorkommender Mensch. Nachdem wir unsere Misere geschildert haben, bietet er an, uns samt den Rädern zum nächsten Fahradladen nach Neustadt zu kutschieren. Bei der Fahrt erfahren wir außerdem, dass es sich bei dem hilfsbereiten Jungen um seinen Neffen gehandelt hat, der schon jetzt in zarten Alter von 10 Jahren ein großartiger Traktorlenker ist. Wir können uns das zweifelsfrei vorstellen und äußern lobende Worte, während wir in Neustadt einfahren. Ein passendes Hinterrad ist schnell gekauft, was den Wert meines Fahrrads in Minutenschnelle verdoppelt und eine halbe Stunde später können wir unseren Weg in Richtung Bodensee fortsetzen. Das haben wir allein der Hilfsbereitschaft unseres Wirts zu verdanken und wir sind froh, dass unser kleines Malheur so schnell aus der Welt geräumt ist und einer genußvollen Weiterfahrt nichts mehr im Wege steht.
Über schottrige Waldwege, Feldwege und kleine Straßen geht es nun weiter Richtung Osten, in die uns ein immer noch stürmischer Westwind nun oft im Rücken voranschiebend begleitet.
Wir queren die Wutach
in deren Schlucht einer der berühmteren örtlichen Wanderrouten verläuft und pausieren später in hügeligem Geläuf bei einer Grenzsteinsammlung, die unauffällig am Waldrand ein abgeschiedenes Dasein fristet.
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Später verlassen wir den Schwarzwald und können kurz in die Schweiz herüberspähen.
Wir kommen durch schmucke Orte
und eine liebliche Landschaft
die, je näher wir dem Bodensee kommen mehr und mehr ausgedehnten Obstanbaugebieten Platz macht.
Den Bodensee erreichen wir bereits am frühen Nachmittag, was wir mit einem erfrischendem Bier auf einer schönen, warmen Sonnenterasse sitzend, gebührend feiern.
Kurz darauf sind wir schon in Überlingen, bummeln durch die Stadt und beschließen, statt wie geplant direkt ins Hinterland abzubiegen, uns einen Zeltplatz direkt am See zu suchen und noch in Ruhe schwimmen zu gehen.
Das ist gar nicht so einfach, weil, auch wenn die Ferienzeit in Baden-Württemberg noch nicht begonnen hat, die Campingplätze gut gefüllt sind.
Beim zweiten Platz haben wir jedoch Erfolg, obwohl es sich um eine sehr kleine Einrichtung handelt.
Wir quetschen uns also auf den letzten freien Zipfel der Zeltwiese und springen ins Wasser, wo man schöne Ausblicke genießen kann
und genießen später unser schnell gekochtes Abendessen auf den bereitgestellten Sitzgelegenheiten, die für meinen Geschmack viel zu selten auf Campingpätzen angeboten werden.
Das haben wir uns nach der Aufregung des gestrigen Tages auch redlich verdient
Überlingen-Markdorf-Oberteuringen-Ravensburg-Weingarten-Wolfegg-Hauerz-Rot an der Rot-Bonlanden-Kircherg an der IllerAm nächsten Morgen verlassen wir gut ausgeruht den Bodensee zugunsten des leicht hügeligen Hinterlands.
Wir kommen durch hübsche Orte und ausgedehnte Obstanbaugebiete. Und weil das Obst auch an Ort und Stelle angeboten wird, können wir uns manch charmanter Werbung am Straßenrand nur schlecht entziehen,
so dass einem zweiten, eher fruchtigen, Frühstück nichts im Wege steht.
Eigentlich wollten wir einen Schlenker in Richtung Wangen /Allgäu machen, aber in dieser Richtung ziehen schwarze, unheilverkündende Gewitterwolken auf , weshalb wir uns an das hilfsbereite Hinterrad eines einheimischen Radlers klemmen, der uns den Weg nach Ravensburg weist.
Von hier aus geht es dann weiter in den geschichtsträchtigen Ort Weingarten, wo wir Klosteranlage und Basilika einen Besuch abstatten.
Auch die kleine Altstadt ist ganz hübsch.
Wieder einheimischen Empfehlungen folgend, begeben wir uns bergan und kommen an interessant beschilderten Wegen vorbei
in ein Waldstück, dessen aufgeweichte Wege nur ein sehr schwerfälliges Fortkommen möglich machen, bis wir in den grünen Hügeln des Allgäu wieder auf kleinen Straßen herauskommen.
In der Ferne locken die Berge, was sich jedoch von dem dort hängenden Wetter weniger ausgeprägt sagen läßt, weil hier eine Schlechtwetterfront im Anmarsch ist
Wir bleiben also im trockeneren Hüggelland, wo wir durch eine beschauliche Kulturlandschaft kommen. Auch der hier herrschende Verkehr ist sehr übersichtlich
Und weil diese Region für eines meiner liebsten Nahrungsmittel berühmt ist, sind wir hocherfreut an einer kleinen Käserei vorbeizufahren
wo wir uns nach ausgiebiger Einkehr noch mit kleinen Köstlichkeiten für unterwegs eindecken
Später gelangen wir dann in das weit auslaufende Illertal
wo wir zum Abend in einem Campingplatz unterkommen, der eine freizeitähnliche Entsprechung zu einer zubetonierten Wohnsiedlung am Stadtrand ist.
Wir werden jedoch freundlich aufgenommen und einen bierausschenkenden Kiosk gibt es auch. Mit Blick auf einen Wohnwagen, der von einer großen russischen Fahne sowie in Reih und Glied stehenden Vorgartenzwergen geziert wird, fallen wir alsbald in den Schlaf.
Kirchberg/Iller- Oberkirchberg-Neu-Ulm-Unterelchingen-Langenau-Lonetal-Giengen an der Brenz-Nattheim-Neresheim-Bopfingen/IpfIn der Nacht hat es kräftig geregnet und der Morgen empfängt uns eher trüb und kühl.
Wir folgen dem (teils unbefestigten) Illerradweg mit Blick auf den Fluß
würgen uns durch den Großraum Ulm und dabei durch bayrisches Hoheitsgebiet, um dann später hinter Langenau auf die von Süden her sanft ansteigende Albhochfläche zu gelangen.
Gelegentlich gibt es ländlich inspirierte Kunstwerke am Straßenrand.
Wir durchfahren, den schön verlaufenden Radweg nehmend, das Lonetal
das nicht nur landschaftlich, sondern auch seiner
frühgeschichtlichen Bedeutung wegen eine Reise wert ist.
Wir pausieren, einen kleinen Regenschauer abwartend, just vor der Höhle,
in der eines der ältesten menschlichen Kunstwerke gefunden wurde, der Löwenmensch.
Wer will, kann in der Gegend noch weitere interessante Ausgrabungsstätten besuchen, was, auch für Kinder, zu einem spannenden Ausflug werden kann.
Weil das Wetter jedoch langanhaltend schwächelt, zieht es uns weiter, durch schöne Landschaft
die oft von kleinen Felsen und gelegentlich auch ausladenden Wacholderbüschen geziert wird.
In Giengen besuchen wir nicht etwa das Steiff-Museum, dem Plüschtiertalter sind wir zumindest vorübergehend entwachsen, sondern ein Kaffeee, um uns aufzuwärmen und trocken zu legen, weil der Regen hier noch einmal an Intensität zunimmt.
Feuchte, aber schöne Routen nehmend, erreichen wir am späten Nachmittag den Riesort Bopfingen, wo wir uns im nächsten Gasthaus einquartieren. Hier lässt sich auch das immer noch nasse Zelt bis zum nächsten Einsatz vorzüglich trocknen.
Den Abend verbringen wir in der Gasttube mit den Herren des Stammtischs plaudernd, in kurzweiliger Runde.
Ein aus dem Hessischen stammender Monteur, der mit am Tisch sitzt, rühmt den Lammbraten des Wirts und will wissen, warum er für diesen Leckerbissen keine Werbung mache, es sei hier nun nicht gerade viel Betrieb.
“Weil ich doch gar nicht soviele Lämmer habe”, grummelt der Wirt und welche zuzukaufen, käme nun wirklich nicht in Frage
Bopfingen-Baldern-Halheim-Wört-Lautenbach-Fichtenau-Crailsheim-Kirchberg/Jagst-Braunsbach Das Frühstück kann mit dem Abendessen nicht mithalten und wir hätten vielleicht besser darauf verzichtet. Immerhin gibt es reichlich Kaffee.
Bopfingen liegt am Rande des Nördlinger Ries, einer von oben fast künstlich erscheinenden kreisrunden Ebene, die wie eine Vertiefung starke 100 Meter tiefer als die umliegende Hügelandschaft liegt. Verantwortlich für diese interssante Landschaftsform ist ein Meteoriteneinschlag vor schätzungsweise ca 14 Millionen Jahren. Bei der Abfahrt am gestrigen Abend ins Ries war der eigentümlich erscheinende Übergang von Alb zum Ries selbst im Nieselregen auch im Jahr 2015 noch gut sichtbar.
Heute morgen jedoch zieht es uns auf den Ipf
ein kegelförmiger Berg am Riesrand, der von einer kargen Heidelandschaft bewachsen ist und einst frühkeltischer Fürstensitz, wie Ausgrabungen nachweisen. Weil hier nur Wander- und Feldwege hochgehen, wird es etwas holpriger, bevor es uns weiter in das Hügelland der Ostalb zieht.
In Halheim besichtigen wir die Spuren eines Römerkastells. Hier ist jedoch außer einer viereckigen Grasnarbe und einem Kastellminiaturnachbau nicht viel zu sehen, ebenso wie an vielen anderen Stellen des Obergermanisch-Rätischen Limes, einer Befestigungsanlage, die das römische Herrschaftsgebiet vor selbstständig einfallenden Völkern schützen sollte.
Am Limesmuseum in Aalen kommen wir diesmal leider nicht vorbei, da ließe sich das Thema etwas genauer begutachten.
Wir fahren stattdessen weiter Richtung Norden und treffen bei Walxheim auf die Jagstquelle
die man sicherlich nicht unbedingt besuchen muss, es sei denn man möchte sein Grillgut bei den benachbarten Feuerstellen in die Glut legen.
Wir bewegen uns weiter durch eine ruhige, einsame Hügellandschaft, in der das Verkehrsaufkommen sehr bescheiden ist, was vermutlich auch daran liegt, dass Fahrzeuge aus dem Ostalbkreises überall sonst anzutreffen sind, sogar in der Tatra trafen wir schon welche.
Unsere Mittagspause halten wir in einem Waldstück ab, das schon im Übergang von der Alb zur Hohenlohe liegt.
Hier findet sich vor allem eine üppiges Heidelbeervorkommen, so dass für einen nahrhaften Nachtisch direkt vor Ort gesorgt ist
und wir bald darauf wohl gesättigt in Crailsheim einfahren
Von hier verfransen wir uns ein wenig auf der Suche nach dem Jagst-Radweg, der für einen der beliebtesten Radwege Baden -Württembergs ein paar vollkommen unnötige Schlenker im Programm hat, die vermutlich zu jedem echten Prädikatsradweg dazugehören. Immerhin kommen wir an keiner Kläranlage vorbei. Dafür kommen wir durch eine schöne Landschaft mit vielen grünen bewaldeten Hügeln hübschen Orten.
Wir treffen hier erstmals am Tag andere Radfahrer, die jedoch allesamt auf Pedelecs unterwegs sind und einige Altersstufen über uns liegen.
In Kirchberg klären wir unseren weiteren Wegverlauf und beschließen von der Jagst zum Kocher zu wechseln, weil hier in wenigen Kilometern ein Campingplatz lockt, der sehr hübsch gelegen ist.
Eine Zeltwiese direkt mit Flußzugang gibt es auch und sie ist mit 3 Zelten keineswegs überbelegt.
Ein Schwäbisch-Haller Löwenbräu und das leise Gluckern des Kocher wiegen uns sanft in den Schlaf.
HIER GEHTS WEITER
Braunsbach-Künzelsau-Neuenstadt/Kocher-Neckarsulm-Leingarten-Nordheim-Hausen an der Zaber-Bönnigheim-Löchgau-Bietigheim Heute abend werden wir in Bietigheim im unteren Enztal zu einer Familienfeier erwartet, ansonsten hätten wir uns nun dem Odenwald zugewendet.
Ursprünglich wollten wir auch nicht dem Kocher-Radweg folgen, weil aber die von uns anvisierte, bergwärts führende Straße gesperrt ist, überlegen wir es uns anders und weil es dann auf dem Radweg so gut rollt, bleiben wir auch dort.
Wir kommen durch eine schöne, ruhige Landschaft und altehrwürdige Orte
was die Beliebtheit dieses Radwegs nun durchaus verständlich macht. Allerdings begegnet uns an diesem Freitagmorgen kaum ein Mensch.
Zum Frühstück sind wir bereits in Künzelsau auf dem Marktplatz und genießen in einem örtlichen Café vorzügliche Backwaren.
So gestärkt geht es weiter durch hübsche Ortschaften
und fahren dann just zur Mittagszeit in ´Neckarsulm ein, was ein sehr zweifelhaftes Vergnügen ist, weil unsere Route direkt am Audi-Werk vorbeiführt.
Hier scheint gerade Schichtwechsel zu sein und die Straßen sind vollgestopfter als die Cannstatter Mercedesstraße zu einem VfB-Spiel.
Wir würgen uns mühsam an den Blechlawinen vorbei und müssen kurz hinter der Stadt eine Bundesstraße queren. Ein aussichtsloses Unterfangen, ist doch niemand bereit in seinem mühsam erkämpften Platz in der Autoschlange eine Lücke zuzulassen.
Die Rettung naht in Form eines portugisischen LKW-Fahrers, der uns generös über die Straße winkt, während hinter ihm das Hupkonzert brüllt.
Wir haben es geschafft und streifen kurz den Neckerradweg mit seinen lieblichen Ausblicken
bevor wir uns angenehmeren Ansichten zuwenden. Wir radeln nun nämlich durch das größte Weinanbaugebiet Württembergs, die Stromberg-Heuchelberg-Region und geradewegs auf den Heuchelberg zu
was auf den bestens ansphaltierten Weinbergwegen sehr komfortabel vor sich geht. Nur die Beschilderung ist etwas anders als beispielsweise auf der Ostalb
In Hausen an der Zaber bewundern wir die
Jupitersäule , eine der Spuren, die die Römer in der Region hinterlassen haben. Nebenan kann direkt ähnlich benannter Wein verkostet werden
was darüber hinwegtrösten kann, dass am späten Mittag in den schmucken Fachwerkorten
nur schwer ein geöffneter Biergarten zu finden ist. Wir wollen uns nämlich bei einem solchen kurz die Zeit vertreiben , weil wir sonst viel früher als angekündigt am Zielort eingetroffen wären.
In Bönnigheim werden wir fündig und erreichen gut erfrischt kurz darauf Bietigheim um uns dort für die späteren Festivitäten in Schale zu werfen. Es bleibt noch Zeit für einen kleinen Rundgang durch die Gassen.
Die Abreise erfolgt dann am Folgetag unspektakulär auf uns bereits sattsam bekannten Wegen quer durch den Kraichgau über die Route
Bietigheim-Sachsenheim-Horrheim-Gündelbach-Zaisersweiher-Maulbronn-Bauschlott-Stein-Remchingen-Pfinztalwieder nach Hause, wobei man den Stromberg-Rücken in voller Pracht passiert.
Insgesamt haben wir da eine sehr hübsche Tour hinter uns gebracht, bei der wir wir versucht haben vor allem Ecken zu erradeln, die wir weniger gut kennen, wie beispielsweisedie östliche Ostalb, Teile des südlichen Schwarzwalds und die Bodenseeregion. Das haben wir nicht bereut und werden, die nicht mehr “geschafften” Strecken im Odenwald und Tauberfranken (wo ich noch nie gewesen bin)ein andermal unter die Räder nehmen, ebenso das Allgäu, das wir ja nur gestreift haben, gleichwohl dort ein Abstecher ins bayrische Ausland fällig werden wird. Möglichkeiten gibt es noch viele und wir werden sie sicherlich noch wahrnehmen, wenn einmal wieder ein paar seltene freie Tage auf dem Programm stehen.
Baden-Württemberg-Neulingen würde ich außerdem die uns bereits gut bekannten Regionen Kraichgau (hügelig-lieblich), Schwäbisch-Fränkischer Wald (steil und einsam)und den westlichen Albtrauf (Höhlen, Burgen, Wacholderheiden)ans Herz legen.
Selbst in relativ großer Nähe zu den Ballungsräumen an Rhein und Neckar finden sich ruhige und einsame Ecken sofern man sich nicht auf vorgegebene Radrouten festnageln und sich von gelegentlichen Abstechern in unbefestige Untergründe nicht schrecken läßt.
Auch die Bevölkerung ist deutlich offener als ihr Ruf erahnen läßt und gelegentlich spricht auch jemand Hochdeutsch