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#323521 - 02.04.07 19:06
Kuba - eine Perle der Karibik
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Hallo, zum allerersten Mal habe ich es geschafft aus meinen Reisenotizen tatsächlich einen Reisebericht fertigzustellen. Hier im Forum erhielt ich wertvolle Tipps zur Planung der Reise erhalten. 4 Forumsmitglieder waren so freundlich die erste Version Korrektur zu lesen. Bei denen möchte ich mich hiermit nochmals recht herzlich bedanken. Ich hatte auch manchmal wirklich einen Stuss zusammengetippt Eigentlich sollte der Bericht ja ein Fotoreisetagebuch sein. Aber die technischen Voraussetzungen fehlen mir dafür leider noch. Somit gibt es nur den Text lesen. Um die Spannung zu erhöhen, gibt es ca. jeden zweiten Tag ein Update. Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch Thomas
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#323522 - 02.04.07 19:08
Warum Kuba
[Re: JohnyW]
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Kuba 04. November 2006 – 03. Dezember 2006
Warum Kuba?
Der Gedanke durch Kuba zu radeln, spukte schon lange in meinem Kopf herum. Die Insel hat fast die optimale Größe, um in vier Wochen von Ost nach West zu fahren. Eigentlich wollte ich zu dieser Zeit nach Tansania. Aber ich fand keinen Reisepartner und suchte nach einen alternativen Reiseziel. Ich hatte viele Ideen im Kopf. Costa Rica, Bolivien, Vietnam und eben Kuba gelangten in die engere Auswahl. Ausschlaggebend war der schlechte Gesundheitszustand von Fidel Castro. Neben Land und Leuten wollte ich auch den Sozialismus kennen lernen, da die deutsch-deutsche Grenze dafür zu früh fiel. Der November ist ein guter Monat, um in die Karibik zu reisen. Die Luft ist trockener und die Temperaturen sind nicht ganz so hoch. Außerdem wollte ich im Urlaub mal wieder schwimmen. Das zusammen gab den Ausschlag nach Kuba zu reisen. Im Kopf hatte ich, die Insel von Ost nach West zu durchfahren. Havanna stand somit erst gegen Ende der Reise auf dem Programm. Den vorherrschenden Ostwind kann ich so ebenfalls nutzen. Nach dem Studium der Reiseführer vergaß ich ganz schnell diese Idee. Zentralkuba ist flach und landwirtschaftlich geprägt. Kulturelle Sehenswürdigkeiten sind ebenfalls rar. So plante ich zwei Wochen im Osten der Insel zu verbringen, und dann in den Bus in Richtung Trinidad einzusteigen. Von dort durch das Landesinnere Viñales anzusteuern, um anschließend entlang der Küste nach Havanna zu fahren. Da Gabelflüge zeitlich ungünstig oder überdurchschnittlich teuer waren, kaufte ich mir ein Hin- und Rückflugticket nach Varadero. Aufgrund der späten Landung (um 21.00 Uhr) buchte ich die erste Nacht in einem All-inklusive-Hotel mit Transfer vom Flughafen in dieses. Dadurch erhielt ich die Touristenkarte zur Einreise über das Reisebüro, anstatt diese über die kubanische Botschaft zu beschaffen.
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#323523 - 02.04.07 19:09
1. Tag: Anreise
[Re: JohnyW]
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1. Tag: Anreise Eppertshausen – Varadero (3 km) Samstag, 04. November (bewölkt)
Obwohl mein Flug erst am Nachmittag ging, stellte ich mir den Wecker auf 7.00 Uhr. Neben dem Zusammenpacken der Ausrüstung stand das Aufräumen meiner Wohnung auf dem Programm. Wieder einmal hatte ich 35 Kilogramm Gepäck dabei. Ob das zuviel ist, wird die Reise zeigen. Um 10.30 Uhr war das Rad beladen und ich eierte, aufgrund der ungleichen Gewichtsverteilung die drei Kilometer zum S-Bahnhof in den nächsten Ort. Um 12.00 Uhr erreichte ich das Terminal 2 des Frankfurter Flughafens. Es war umständlich mit dem voll beladenen Fahrrad vom Bahnhof mittels Skytrain das Terminal zu wechseln. Hierfür werden fast 20 Minuten. Vor dem Check-in wollte ich den Transport für das Rad bezahlen. Der freundliche Servicemitarbeiter empfahl mir die LTU Card zu kaufen. Diese ist recht praktisch. Mit der Karte spart man 20,- EUR für den Fahrradtransport und darf außerdem 30 Kilogramm Gepäck aufgeben. Das waren zwei hervorragende Gründe, mir diese Karte zu kaufen. Der Check-in verlief problemlos. Jetzt hatte ich gute drei Stunden Zeit, bis das Flugzeug abhob. Ich aß zu Mittag und begann das erste meiner beiden Bücher („Das verlorene Labyrinth“ von Kate Moss) zu lesen. Das Essen im Flieger war mäßig und ich hatte tatsächlich vergessen, dass bei einem Charterflug Alkohol und Kopfhörer extra kosten. Aber das war mir egal, denn ich schlafe oder lese beim Fliegen. Nach einem für mich kurzen Flug, tatsächlich waren es fast 10 Stunden, landete ich in Varadero. Ich war gespannt auf die Einreiseprozedur mit der Touristenkarte, da ich die benötigten drei Hotelübernachtungen nicht vorweisen konnte. Es dauerte sehr lange, bis ich zum Schalter kam. Ohne Rückfrage wurde der Papierkram inklusive biometrischem Foto erledigt. Zuerst tauschte ich Geld. Die Sfr-Travellerschecks, ausgestellt von einem American Express Tochterunternehmen, wurden problemlos akzeptiert. Der Großteil des Gepäcks war bereits vom Gepäckband geladen, so dass ich sehr lange darauf wartete und es erst entdeckte, nachdem die anderen Touristen verschwunden waren. Mein privater Transfer vom Flughafen zum Hotel war nicht auffindbar. Ich konnte aber mit meinem Voucher in einem Bus mitfahren. Im 4-Sterne-Hotel „Playa Varadero 1920“ wusste man nichts von meiner Reservierung. Zuerst wollte man mich in ein anderes Hotel schicken, aber nach Rücksprache mit dem Manager konnte ich eine Nacht bleiben, bis sich das am nächsten Tag klären würde. Zur Sicherheit wurde meine Kreditkarte belastet, mit dem dreifachen Betrag, den ich das Hotel bezahlt hatte! Nachdem das Fahrrad im Hotelzimmer verstaut und fahrtüchtig war, wollte ich um 0.30 Uhr das All-inklusive ausnutzen. Ich ging zur Poolbar, die um diese Zeit noch geöffnet hatte, und bestellte mir ein Schinkensandwich und ein Bier. Dieses wurde stillos im Plastikbecher ausgeschenkt.Nach dem ersten Schluck durfte ich mir gleich ein neues holen, weil der starke Wind den halbvollen Becher vom Tisch geweht hatte. Da ich jetzt wenigstens etwas im Magen hatte und der erste Durst gestillt war, ging ich ins Bett.
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#323690 - 03.04.07 06:56
Re: Kuba, wirklich eine Perle zum Radfahren?
[Re: ]
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Hi ex-4158,
das siehst Du aber sehr pessimistisch. Manche Dinge die Du aufzählt, habe ich nicht im Vortrag erzählt (z.B. spiegelglatte Straßen). Das will ich hier im einzelnen nicht aufführen, kommt ja in den nächsten Tagen im Bericht.
Gruß Thomas
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Geändert von Zak (21.02.08 12:16) |
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#323698 - 03.04.07 07:17
Re: Kuba, wirklich eine Perle zum Radfahren?
[Re: ]
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Hallo ex-4158, Ist das anderswo anders? Durch Welche und wo sollte da stattfinden? Kommt doch immer darauf an, wann und zu welcher Jahreszeit man/frau dieses Land bereist. In welchen Tropischen Land ist das anders? Oder anders rum. Ist eine Radreise bei Kälte, Regen, Sturm, Sandsturm in Island angenehmer? In Kuba waren es, vom Klima her, immer nur angenehme Bedingungen. Selbst wenn es mal etwas mehr "geregnet" hat ... Tja, wo ist das nicht so? Und wer radelt, wenn Straßen viele Zentimeter hoch überflutet sind, der ist wohl selbst schuld. Ich bin dort nicht verhungert. Hat der auch erzählt wie gut oder wie schlecht die sich auf Ihr Reiseland und ihre Reise vorbereitet haben? Ist das in der Dominikan. Rep. oder in anderen trop. Ländern anders? Kommt drauf an, was man/frau "mitführen" möchte. Ah ha ... Nun, auf meinen Reisen ist mir das noch nie passiert.
Gebe es zu, Du wolltest nur etwas pos. herausfordern ... um evtl. mal selbst eine Reise dorthin zu planen. Meine Meinung ... tue es nicht, es ist viiiiiiel zu gefährlich dort! Im Landesinneren, dort wo die noch unter sich sind, hast Du noch viel mehr Probleme als die von Dir genannten. Da geht es erst richtig los mit Problemen. Radfahren wir da schier zu einem Abenteuer Tu es Dir NICHT an! Du weißt garnicht, was da im Landesinneren so auf Dich zukommen kann! Außerdem , wie willst Du dort radeln, ohne Quellen für Ersatzteile
hasta pronto und Liegende Grüße Roland
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Geändert von Zak (21.02.08 12:18) |
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#323701 - 03.04.07 07:22
Re: Warum Kuba
[Re: JohnyW]
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Hallo JohnyW. Der Gedanke durch Kuba zu radeln, spukte schon lange in meinem Kopf herum. Die Insel hat fast die optimale Größe, um in vier Wochen von Ost nach West zu fahren. Vier Wochen! Allein "Der Westen" ist es wert, dort 4 Wochen und länger zu verbringen. Bin mal gespannt auf den Bericht Deiner Hatz durch ein gesamtes Land. Liegende Grüße Roland
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#323705 - 03.04.07 07:42
Re: Warum Kuba
[Re: roll_b]
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Hi Roland, Bin mal gespannt auf den Bericht Deiner Hatz durch ein gesamtes Land Gut das wollte ich erreichen Allerdings hetzte ich nicht (mache aber keine Ruhetage) Gruß Thomas
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#323922 - 03.04.07 19:17
2. Tag: Touristenparadies Varadero
[Re: JohnyW]
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2. Tag: Touristenparadies Varadero Varadero – Holguín (25 km) Sonntag, 05. November (diesig)
Der Wind hatte über Nacht nicht an Stärke verloren. Bevor ich mich um meine fehlgeschlagene Buchung kümmerte, ging ich erst mal frühstücken. An dem reichhaltigen Frühstücksbuffet schlug ich mir so richtig den Bauch voll. Man weiß ja nie, wann es wieder etwas zu essen gibt. An der Rezeption hatte sich alles geklärt und die Kreditkartensicherung wurde vernichtet. Am Vormittag wollte ich baden gehen und suchte den Hotelstrand auf. Dort wehte mir eine steife Brise ins Gesicht und ich sah die rote Flagge im Wind tanzen. Mein Alternativprogramm war das Kennenlernen der Hotelanlage. Diese bestand aus zahlreichen Fressbuden und Sportanlagen. Nach 20 Minuten hatte ich die komplette Anlage abgelaufen. Da ich unbedingt schwimmen wollte, begab ich mich zum schönen großen Pool des Hotels. Ich schwamm meine Runden und wollte die restliche Zeit in Ruhe lesen. Kaum schlug ich die Seiten des Buches auf ,begann das lautstarke Animations- und Entertainmentprogramm. Mit der Ruhe war es vorbei und anstatt zu lesen, beobachtete ich ein paar Gäste, die Wasserball spielten. Der Poolbereich füllte sich mehr und mehr mit Menschen, die einfach auf einer anderen Wellenlänge ticken. Ich fühlte mich irgendwie deplaziert. Ich gönnte mir noch zwei Schinkensandwichs an der Poolbar und packte anschließend meine Sachen. Um Punkt 12.00 Uhr checkte ich aus. Ich nahm das Gepäck gleich mit, anstatt dies noch für ein paar Stunden im Hotel aufzubewahren. Auf der Autobahn „Autopista Sur“ fragte ich mich, ob dies eine gute Idee war, denn es ging voll gegen den Wind. Mein erstes Ziel die Höhle „Cueva de Ambrosio“ war nur fünf Kilometer entfernt, aber ich musste auf das kleine Kettenblatt schalten, um überhaupt vorwärts zu kommen. An der Höhle angekommen war die Ticketbude nicht besetzt. Ich kramte meine Taschenlampe heraus und gönnte mir noch eine kleine Pause, bevor ich die Höhle besichtigte. In der Höhle war es drückend warm, man merkte den fehlenden Wind. Nach wenigen Metern entdeckte ich den Führer und schloss mich der Gruppe an. Zuvor bin ich achtlos an zahlreichen Taíno-Zeichnungen vorbeigelaufen. Beeindruckender als diese Zeichnungen sind die Fledermäuse, die zu Hunderten die Höhle bewohnten. Aufgescheucht vom Licht der Taschenlampe flogen diese um einen herum. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich so viele Fledermäuse. Nach der Führung unterhielt ich mit dem Führer, um mein Spanisch ein wenig zu verbessern. Danach kämpfte ich mich weiter gegen den Wind zum Naturreservat „Reserva Ecológica Varahicacos“. Am Eingang bot mir der Wärter ein kühles Blondes an. Weil der Wind mich bisher genervt hatte, griff ich zu. Dort gibt es einen kurzen Wanderweg durch die ursprüngliche Vegetation der Halbinsel. Der dichten Pflanzenbewuchs erinnerte mich ein wenig an das australische Buschland. Am Anfang war der Weg gut ausgeschildert. Je weiter ich vorwärts kam desto seltener stieß ich auf Hinweisschilder. Es wachsen in diesem Busch neben den Büschen sehr viele Kakteen. Der Weg wurde zum Trampelpfad und ich folgte diesem zurück zum Ausgangspunkt. Hier gibt es die Hauptattraktion zu sehen, einen riesigen Kaktusbaum. Ich hoffte, dass der Himmel aufreißen möge, um ein vernünftiges Foto machen zu können, aber das glückte mir leider nicht. Ich schaute mir noch den Strand „Playa Calaveras“ an, von dem ich allerdings enttäuscht war. Es gab dort nur ein paar lieblose Sonnenschirme als Palmenersatz. Anstatt einer Badepause fuhr ich weiter. Jetzt ging es zurück und mit Rückenwind kam ich sehr gut voran, bis mir eine hintere Satteltasche vom Rad fiel. Ein bisschen erstaunt war ich schon, wie die mir vom Rad fallen konnte. Nachdem ich sie wieder ordnungsgemäß am Rad befestigt hatte, fuhr ich mit mehr als 30 km/h über die „Autopista Sur“ zum Busbahnhof. Es lief so gut, dass ich neun Blöcke über das Ziel hinaus schoss. Die musste ich mich wieder gegen den Wind zurückkämpfen. Am Busbahnhof kaufte ich mir die Fahrkarte für heute Abend nach Holguín. Diese kostete mich 41 Pesos Convertibles (CUC). Kuba ist ein Land mit einer Doppelwährung. Aufgrund mangelnder Devisen wurde der US Dollar als zusätzliche Währung eingeführt. 25 Pesos Cubanos entsprachen einem US-Dollar. Durch das Embargo der Vereinigten Staaten von Amerika wurde der US Dollar knapp. Kurzerhand verbot die Regierung den US Dollar und druckte als Ersatz eine eigene Devisenwährung, den Peso Convertible (CUC). Das Umtauschverhältnis von 1:25 zum Peso Cubano ist fix. Bei der Einführung des Peso Convertible war der Wechselkurs 1:1 zum US Dollar. Im Jahr 2006 hatte 1 CUC fast genau den Wert eines EUR. Es gibt Bestrebungen den EUR auch zur offiziellen Währung zu erklären. Im Zentrum von Varadero, das es eigentlich gar nicht gibt, kaufte ich Vorräte für die nächsten Tage. Nachdem ich meine Notration aus Cola, Brot und Gebäck beschafft hatte, traf ich einen deutschen Langzeittouristen, der mir ein paar Tipps zur Lebensmittelbeschaffung gab. Die übrige Wartezeit, immerhin noch gut fünf Stunden, nutzte ich, um mich an den Strand zu legen. In einem Restaurant stärkte ich mich für die anstehende Busfahrt von immerhin zwölf Stunden. In der Busstation las ich und wartete auf den Bus. Beim Beladen musste ich noch zusätzlich 3 CUC (ca. 3 EUR) Fahrradgebühr, die es offiziell nicht gibt, bezahlen. Das ist meine Form der Entwicklungshilfe. Als alles verladen war und der Bus losfuhr, machte ich es mir bequem und ich schlief ein wenig.
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#323980 - 03.04.07 21:33
Re: Kuba, wirklich eine Perle zum Radfahren?
[Re: ]
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Deine Anspielungen habe ich einem Kollegen zum Lesen gegeben. Der hat sich bald nicht mehr eingekriegt, wie auch, er verbringt jedes Jahr mindestens 4 Wochen in Kuba im Hinterland. Und dass er verhungert wiederkommt kann man beileibe (wie passend ...) nicht behaupten. Kuno
PS: Seine mildesten Kommentare waren dazu: "Der sollte vielleicht mal selbst hinfahren und nicht nur vom Hörensagen berichten."
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#324017 - 04.04.07 06:54
Re: Kuba, wirklich eine Perle zum Radfahren?
[Re: Kuno]
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Unterwegs in Deutschland
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Mis bicicletteros,
mal abgesehen von den Kontroversen politischen Einstellungen zwischen Havanna und Washington D.C. ist Kuba sehr zu emfpehlen. Ich glaube ich hatte dort den schönsten Urlaub mit´m Radl überhaupt.
Und an den Heidelberger Genossen ex-4158, den ich sonst sehr schätze muss ich sagen, dass da von Sextourismus, sowohl in Havanna wie auch den Touristenhochburgen, die ich nur gestreift habe, keine Spur.
Grüsse, Jakob
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Ich glaube, dass Gott uns in diese Welt gesetzt hat, um glücklich zu sein und uns des Lebens zu freuen. (Lord Robert Baden-Powell)
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Geändert von Zak (21.02.08 12:21) |
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#324121 - 04.04.07 14:01
Re: Kuba, wirklich eine Perle zum Radfahren?
[Re: borstolone]
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Und an den Heidelberger Genossen ex-4158, den ich sonst sehr schätze muss ich sagen, dass da von Sextourismus, sowohl in Havanna wie auch den Touristenhochburgen, die ich nur gestreift habe, keine Spur.
Wie überall im Sozialismus werden solche Dienste in dieser Art von Hotels oder auch hier angeboten. Du mußt nur nach einem 5 Sterne Haus Ausschau halten. Es ist zwar alles illegal, aber eine Hand wäscht die andere. Da drücken die Ordnungshüter schon mal ein Auge zu, wenn die Kasse stimmt. Unsereins wird allerdings selten die Gelegenheit haben, in diesen Herbergen zu nächtigen. Bernd Edit: Links zu den Hotels entfernt. Bitte vorsichtig sein mit solchen Behauptungen. Ich könnte mir vorstellen, dass die verlinkten Hotels davon wenig begeistert sind und das als üble Nachrede ansehen. atk
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Geändert von Zak (21.02.08 12:22) |
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#324123 - 04.04.07 14:22
Re: Kuba, wirklich eine Perle zum Radfahren?
[Re: Velomade]
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Unterwegs in Deutschland
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Als ich da war, war zumindestens in Havanna, wie auch in Varadero "kommunikationsverbot" zwischen Einheimischen und Touristen unter Gefängnisstrafe, weil die Behörden jegliche Form von Sextourismus unterbinden wollten.
Grüsse, Jakob
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#324190 - 04.04.07 20:16
3. Tag: Ankunft in Kubas Osten
[Re: JohnyW]
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3. Tag: Ankunft in Kubas Osten Holguín – Gibara (42 km) Montag, 06. November (bewölkt)
Kurz vor 10.00 Uhr kam der Bus endlich in Holguín an. Im Gegensatz zum Flug schlief ich recht unruhig, so dass ich etwas gerädert aus dem Bus stieg. Während ich das Fahrrad belud, umringte mich eine Menschentraube. Ehe ich mich versah hielt ich eine Visitenkarte für eine Pension in Gibara in den Händen. Das Fahrrad wurde genau inspiziert. Den Nabendynamo fanden die Kubaner das interessanteste Teil am Fahrrad, nachdem sie den Scheinwerfer, aber keinen Dynamo entdeckten. Ich verabschiedete mich von den Leuten und fuhr ins Zentrum von Holguín. Dieses fand ich nicht auf Anhieb, aber nach einer kleinen Stadtrundfahrt kam ich dann doch zum „Parque Calixto Garcia“. Ich schob mein Rad auf den Platz, um es im Blick zu haben, während ich ein paar Fotos machte. Ein Passant wies mich darauf hin, dass Fahrräder auf dem Platz verboten sind. „Ach was“ dachte ich und zog mit der Kamera los. Wieder am Fahrrad, kam eine Straßenkehrerin auf mich zu und erzählte mir dieselbe Geschichte. Dann kam die Polizei. Okay, ich rauchte noch fertig, packte meine Trekkinghose ein und verschwand. Genervt machte ich mich auf den Weg nach Gibara. Straßenschilder waren Mangelware. An einer Tankstelle nutzte ich die Gelegenheit, Luft in die Reifen zu pumpen. Kuba ist das erste Land, in dem man für dieses Service bezahlen muss. Sicherheitshalber fragte ich nach dem Weg. Die Aussage war so widersprüchlich, dass ich erstmals meine Position feststellte. Ich war instinktiv zweimal falsch abgebogen. Gut, dass es im Lonely Planet Stadtpläne gibt. Man sollte häufiger in den Reiseführer hineinschauen, das hilft. Nach zehn Kilometer war ich auf der richtigen Straßen und verließ Holguín. Der Wind hatte heute nicht nachgelassen. Wieder kämpfte ich gegen den Wind. Obwohl es leicht bergab ging, kam ich überhaupt nicht vom Fleck. Ich hatte keine Ahnung, ob dies am Wind, am Wetter, an der Müdigkeit oder an mangelnder Fitness lag. Ich erreichte den Ort Floro Perez und es begann zu regnen. Ich machte spontan eine Pause und sondierte das Warenangebot der Geschäfte. Außer Rum und Zigaretten gab es dort nicht viel. Ich kaufte mir ein Packet filterlose Zigaretten für 7 Pesos (28 Cent). Was für ein Kraut! Da muss ich noch andere Zigaretten finden, die hauen einem ja dermaßen die Lunge weg. Entkräftet trat ich die letzten Kilometer nach Gibara. Kaum war ich im Ort sprach mich Jugendliche auf deutsch an, ob ich nicht ein Zimmer bräuchte. Ich versuchte diese zu ignorieren und steuerte den Malecón an. An der befestigen Uferpromenade unterhielten wir uns ca. eine Viertelstunde. Ich machte mir dabei Gedanken, wie ich den Nachmittag verbringen könnte. Ursprünglich wollte ich noch 20 Kilometer zum Strand „Playa Caletones“ fahren, aber bei dem bewölkten regnerischen Wetter machte das keinen Sinn. Im Laufe der Unterhaltung boten die Jungs mir ein Zimmer in einer Casa Particular für 15 CUC an. In Kuba ist es Touristen nur gestattet in lizenzierten Unterkünften zu übernachten. Zur Auswahl stehen Hotels oder Privatpensionen (Casa Particular = besonderes Haus). Die Lizenz für eine Casa Particular ist recht teuer. Auch wenn keine Touristen in einer Pension übernachten, muss ein monatlicher Betrag von bis zu 200 CUC an den Staat abgeführt werden. Der Betrag variiert von Region zu Region. In den Casa Particulares werden auch Mahlzeiten zubereitet. Die Preise für die Mahlzeiten sind teuer, aber aufgrund der fehlenden Restaurants und Lebensmitteln, vor allem in den kleineren Städten, ist hier wenigstens die Versorgung gesichert. Durch die Lizenz gibt es einen Mindeststandard, der meist aus einem privaten Bad besteht. Ich nahm das Angebot an und bezog das Zimmer. Am Nachmittag wollte ich mir die Sehenswürdigkeiten von Gibara ansehen. Zuerst steuerte ich die Festung „El Cuartón“ an. Außer den Ziegelbögen war nicht viel zu sehen. Wenige hundert Meter weiter findet man die Festung „Fuerte Fernando VII“. Von dieser ist sogar noch weniger zu sehen, aber man hat von hier oben einen schönen Ausblick auf Gibara, den Hafen der Provinzhauptstadt Holguín. Ein Souvenirverkäufer schenkte mir eine Halskette, obwohl ich ihm klar machte, dass es von mir nichts gibt und er doch lieber die Kette behalten sollte. Anschließend ging ich ins Zentrum von Gibara. Ich lies mich durch die Straßen treiben und war überrascht, dass nahezu jedes Gebäude baufällig war. Das ist mir in Holguín nicht so extrem aufgefallen. Läuft man durch eine menschenleere Straße, sieht die verfallenen Häuser, dazu noch der Wind und der bewölkte Himmel, da kommt eine richtig morbide Stimmung auf. Ich lief weiter zum zentralen „Parque Calixto Garcia“ mit der Kirche „Iglesia de San Fulgenio“. In einem Geschäft komplettierte ich meine Vorräte. Es gibt in Kuba zwei Arten von Geschäften. In den Bodegas erhält man Grundlebensmittel. Dort kann man mit Pesos Cubanos bezahlen. Hier werden auch die Lebensmittelrationskarten eingetauscht. In den restlichen Geschäften kann nur mit Pesos Convertibles eingekauft werden. In diesen winzigen Miniwarenhäusern werden Luxusprodukte, wie Seife, Nudeln, Kleidung und sonstige Güter des täglichen Lebens verkauft. Die Auswahl ist dort eingeschränkt und die Produkte sind sehr teuer. Ein T-Shirt gibt es für 15 CUC, ein Packung Nudeln für 1,8 CUC und Fischkonserven für 2-3 CUC. Nach ca. zwei Stunden war ich zurück im Zimmer. Ich nutzte die Zeit, um meine Schaltung zu justieren, die doch etwas unruhig lief. Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit lesen. Das Abendessen, Fisch mit kreolischer Soße, war recht gut. Am späten Nachmittag traf noch ein holländisches Pärchen ein. Wir unterhielten uns den ganzen Abend und tauschten Reiseerfahrungen aus.
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#324198 - 04.04.07 20:42
Re: Kuba, wirklich eine Perle zum Radfahren?
[Re: borstolone]
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Wie hat sich denn das ausgewirkt? Ich war zwar nur in der Gegend von Santiago, aber Kontaktverbote sind mir nicht aufgefallen. Schwierigkeiten machten nur gewisse sprachliche Eigenheiten. Das ging soweit, dass ich mich in Palma Soriano überhaupt nicht verständigen konnte. Die Polizei jedenfalls hat sich für mich überhaupt nicht interessiert, bzw. nur einmal, das lag aber an meinem seinerzeit neuen Rahmen mit einem auffallenden und freundlichen Feuerwehrfarbton. Den wollte man mir aber mehrere Male abkaufen (ich wollte ihn behalten, das habe ich bis heute nicht bereut). Falk, SchwLAbt
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#324237 - 05.04.07 06:09
Re: Kuba, wirklich eine Perle zum Radfahren?
[Re: Falk]
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Unterwegs in Deutschland
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Hi Falk,
Falk, Du zweifest an der Richtigkeit meines Statements, ok. Aber das Kommunikationsverbot lag nicht bei Touristen sondern bei Kubanern, die Kommunikation mit Touristen aufbauten.
Grüsse, Jakob
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Ich glaube, dass Gott uns in diese Welt gesetzt hat, um glücklich zu sein und uns des Lebens zu freuen. (Lord Robert Baden-Powell)
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#324242 - 05.04.07 06:45
Re: Kuba, wirklich eine Perle zum Radfahren?
[Re: borstolone]
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Hi,
eigentlich wollte ich auf die "Diskussion" erst am Ende antworten. Aber bevor ihr Euch streitet.
Kubaner ist es nicht erlaubt Ausländer anzusprechen. Werden sie aber vom Touristen angesprochen ist die Kommunikation kein Problem. Das wird aber nicht bestraft, denn ansonsten gäbe es bedeutend weniger Schlepper. In nicht touristischen Gegenden sind die Leute zurückhaltend (vorsichtig?). Ist der erste Kontakt hergestellt ändert sich das abrupt.
Gruß Thomas
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#324348 - 05.04.07 14:47
Re: Kuba, wirklich eine Perle zum Radfahren?
[Re: borstolone]
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Du zweifest an der Richtigkeit meines Statements, Um Himmels willen, natürlich nicht, ich war ja nicht dabei. Ich habe es nur eben anders erlebt und was ist nicht alles verboten. In Deutschland z.B. Steuerhinterziehung und AnyDVD, vielleicht auch demnächst singen in der Badewanne... Falk, SchwLAbt
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#325212 - 10.04.07 20:37
4. Tag: Die Radreise beginnt
[Re: JohnyW]
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4. Tag: Die Radreise beginnt Gibara – Banes (83 km) Dienstag, 07. November (sonnig/regnerisch)
Um 7.00 Uhr bestellte ich das Frühstück, da die Fähre über die Bucht von Gibara um 8.00 Uhr ablegen sollte. Das Frühstück war gut, konnte allerdings mit der Vielfalt des Hotels in Varadero nicht mithalten. Ich unterhielt mich mit den anderen wartenden Personen. Das Spanisch, das in Kuba gesprochen wird, unterscheidet sich ein wenig von dem Spanisch, das im Mutterland gesprochen wird. Ich musste mich erst an die verkürzten Wörter und die zum Teil sehr schnelle Sprechweise gewöhnen. Um 8.30 Uhr kam das Boot endlich an. Ein Bauer zeigte mir einen Skorpion im Glas, und dabei heißt es, dass es in Kuba keine gefährlichen Tiere gibt. Die schaukelnde Überfahrt dauerte fast eine halbe Stunde. Um 9.30 Uhr stand das Rad abfahrbereit auf der anderen Seite der Bucht. Jetzt begann eigentlich erst die Tour. Die ersten Kilometer ging es auf einer verkehrsarmen Schotterstraße entlang, rechts und links nette Hütten. Die Straße war mit Hühnern und Hausschweinen gesäumt. So fuhr ich fast neun Kilometer und erreichte den Ort Frey Benito. Während ich an einer Kreuzung ich eine kleine Pause machte, wurde ich von einem älteren Kubaner auf deutsch angesprochen. Nach einer kurzen Unterhaltung über seinen Aufenthalt in der ehemaligen DDR fuhr ich weiter. Ich hatte immer noch leichten Gegenwind. Endlich kam die Sonne heraus und stach vom Himmel. Heute war es mit 42°C auf dem Rad ein paar Grad kühler als in Sri Lanka. Aber im Gegensatz zur meiner letzten Reise machte mir heute die Hitze zu schaffen. In ein bis zwei Tagen sollte ich akklimatisiert sein. Am Ortseingang von Rafael Freyre stand zur Begrüßung eine alte Dampflok. Bisher war ich recht fotofaul, aber diese musste abgelichtet werden. Endlich fand ich Wasser, mit dem ich mich abkühlen konnte. Danach ging es mir gleich besser. Eigentlich wollte ich zum Strand „Playa Esmeralda“ fahren, aber an der Kreuzung gab es nur ein Schild zu einem All-inklusive-Hotel. Nach vier Kiulometer kam plötzlich die Abzweigung zum Strand „Playa Guardalavaca“. Jetzt holte ich den Reiseführer raus. Ich hätte dem Wegweiser zum Hotel folgen sollen, um zum Strand „Playa Esmeralda“ zu gelangen. Damit war dieser Strand gestorben. In Guardalavaca wollte ich eine längere Badepause einlegen. In einem Restaurant fragte ich einen Kellner, ob er auf mein Rad aufpassen könne, solange ich schwimmen gehe. Aber dieser musste erst seinen Manager fragen, der gerade nicht im Restaurant weilte. Also trug ich mein Rad die Treppen zum Strand hinunter und entdeckte dort ein nettes Strandrestaurant. Ich bestellte mir etwas zum Essen und fragte, ob die Besitzer das Rad im Auge behalten könnten. Als Antwort erhielt ich nur, dass Fahrräder am Strand verboten wären. Ja super, fängt das schon wieder an? Während des Essens begann es kurz zu regnen, was mich beim Schwimmen gar nicht störte. Ich wartete bis ich abgetrocknet war und die Sonne für ein paar Bilder, des wirklich sehr schönen Strandes, herauskam. Nachdem die Fotos im Kasten waren, trug ich mein Gepäck und das Rad die Treppe hinauf. Vorbei an den Hotels fuhr ich durch den total touristischen Ort und musste anschließend eine kleine Hügelkette in Richtung Banes überwinden. Auf der Strecke gibt es kurz hinter Guardalavaca eine Abzweigung zum Museum „Museo Chorro de Maita“. Ein nachgebautes Dorf der Taíno-Indianer, die zur Zeiten von Kolumbus in der Karibik lebten. Dieser zweieinhalb Kilometer lange Abstecher machte mich fertig. Die Straße war verdammt löchrig und die letzten 400 Meter waren extrem steil. Durch den Regen war es sehr schwül, da hieß es mal wieder 50 Meter fahren, verschnaufen, 50 Meter fahren. Das Museum ist ein Nachbau von Hütten der Taíno Indianer. Mit lebensgroßen Terrakottafiguren werden Szenen des alltäglichen Lebens gut dargestellt. Nach diesem lohnenswerten Abstecher machte ich mich auf den Weg nach Banes. Bis zum Sonnenuntergang hatte ich nicht mehr viel Zeit. Ich versuchte möglichst viele Kilometer mit Tageslicht zu schaffen. Die Strecke war ziemlich wellig und mich erwischte erneut ein kurzer Regenschauer. Über diesen war ich sogar froh, da mir die Abkühlung gut tat. Vier Kilometer vor Banes war es dann Nacht. Ich verlangsamte mein Tempo und begann mit der Suche einer Casa Particular. Mit einem Schlepper fuhr ich fünf Pensionen an, alle waren ausgebucht. Die Besitzer der Casas konnten telefonisch auch keine freie Unterkunft ausmachen. Ein Freund von dem Schlepper kannte eine illegale Unterkunft. Sie befand sich in einem Plattenbau, der von außen ziemlich marode aussah. Die kleine Wohnung war sehr schön mit antiken Möbeln eingerichtet. Das Badezimmer hatte keine Tür und eine Dusche gab es auch nicht. Zum Duschen erhitzte der Besitzer einen großen Wassereimer mit einem Tauchsieder, was ausreichend war. Das Abendessen war gut und bis 22.00 Uhr unterhielt ich mich mit dem Besitzer der Unterkunft. Er und seine Frau sind arbeitslos und versuchen mehr recht als schlecht über die Runden zu kommen. Ein Hauptkritikpunkt am Sozialismus ist für sie der fehlende Wohlstand. Mit einem monatlichen Einkommen von ca. 500 Pesos Cubanos (20 EUR), die ein Arzt verdient, kann man sich fast nichts leisten. Obwohl das kostenlose Gesundheitssystem recht gut ist, reist er mit seiner Frau einmal im Jahr nach La Habana. Denn nur dort gibt es Fachärzte, die seiner erkrankten Frau helfen können. Ein schöner, interessanter, aber anstrengender Tag ging zu Ende.
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#325518 - 11.04.07 19:23
5. Tag: Die Hitze schlägt zurück
[Re: JohnyW]
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5. Tag: Die Hitze schlägt zurück Banes – Rio Cabonico (86 km) Mittwoch, 08. November (sonnig)
Der Kubaner, welcher mir die Unterkunft vermittelt hatte, erschien zum Frühstück. Weil ich mich gestern Abend für die Ureinwohner von Kuba interessierte und schenkte mir ein Buch über die Taínos. Anschließend begleitete er mich zum Museum „Museo Indocubano Bani“. Dieses öffnet um 8.00 Uhr morgens. Allerdings gibt es Führungen erst ab 9.00 Uhr. Ohne Führer schlenderte ich durch die Ausstellung und betrachtete die zum Teil recht schönen Exponate. Unter anderem gab es eine kleine Goldfigur zu sehen, eines von 20 Goldfundstücken in Kuba. So eine Figur musste damals die Goldgier der spanischen Entdecker geweckt haben. Um 8.45 Uhr war ich back on the road und hatte auf den ersten 20 Kilometer Gegenwind. Dieser, die schlechte Straße und die Hitze machten mich fertig. An der Kreuzung nach Moa entdeckte ich eine Zuckerrohrsaftbude. Hier erfrischte ich mich mit Zuckerrohrsaft. Aus der Fünf-Minuten-Pause wurde schnell eine halbe Stunde. Aber richtig fit fühlte ich mich auch danach nicht. Auf dem Weg nach Moa, das nächste Etappenziel, war eine alte Diesellok ausgestellt. Ich quälte mich dort hin. Anstatt der Umgehungsstraße zu folgen, fuhr ich ins Zentrum, um dort essen zu gehen. Ich fand keinen Pizzastand, geschweige denn ein Restaurant. Aber ich entdeckte einen Geschäft, in dem man mit CUC bezahlen konnte. Dort kaufte ich mir kühle Getränke. Nudeln und Tomatensoße gelangten auch in die Packtaschen. Dadurch war ich ab sofort von der seltenen Gastronomie unabhängig. Der Einkauf dauerte eine halbe Stunde. Der Laden war gut gefüllt, an der Kasse wartete man ewig, weil im Vier-Augen-Prinzip die Barcode-Nummern auf der handschriftlichen Rechnung vermerkt wurden. Ja, so ist Sozialismus. Das Essen ließ ich ausfallen und im Schatten eines Baumes machte ich eine längere Pause, bis es mir etwas besser ging. So erreiche ich mein Tagesziel nicht, aber im „Lonely Planet Cycling Guide“ war ein Campingplatz vor Moa erwähnt. Dieser Campismo wurde mein neues Tagesziel. Nach zwei Stunden brach ich auf. Die 30 Kilometer sollte ich in drei Stunden schaffen. Die vielen Steigungen in der prallen Sonne taten meiner angeschlagenen Physis nicht gut. Ich war richtig fertig, sozusagen stehend k.o. Ich versuchte, die Steigungen nach Möglichkeit in einem Rutsch hochzufahren, aber meist brauchte ich ein, zwei Verschnaufpausen. Schließlich erreichte ich um 16.30 Uhr den Campismo Rio Cabonico. An der Rezeption hieß es: Ausgebucht! Ich solle nach Moa fahren, dort gäbe es ein Hotel. Dazu hatte ich weder Kraft noch Lust. Ich fragte, ob es nicht möglich sei auf dem Parkplatz zu campieren. Um mir dies zu erlauben, musste erst der Manager gefragt werden. Eine halbe Stunde wartete ich auf diesen, aber der ließ nichts von sich hören. Ein sehr freundlicher Wachmann sprang in die Bresche. Er erlaubte es mir, vor der Rezeption zu campen, aber erst nach 20.00 Uhr. Nachdem dies geklärt war, zog ich mir meine Badehose an und nahm ein erfrischendes Bad im Fluss. Das war wirklich notwendig, um meinen überhitzten Körper abzukühlen. Kaum stieg ich aus dem Wasser, da war es auch schon dunkel. Ich gesellte mich zu den anderen Gästen des Campingplatzes. Schnell kam ich mit diesen ins Gespräch und wurde am Kreisen der Rumflasche beteiligt. Kurz nach 19.00 Uhr kam der Wachmann und führte mich ins Restaurant. Dort wurde mir ein nicht schmackhaftes Abendessen serviert. Als ich nach der Rechnung fragte, hieß es, das Essen wäre umsonst. Da es noch nicht 20.00 Uhr war, ging ich zu meinen neuen Freunden und um 21.00 Uhr war ich so todmüde, dass ich das Zelt aufbaute. Von dem Wachmann war nichts mehr zu sehen. Ich hätte ihm noch gerne etwas Geld für sein Engagement zugesteckt.
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#325821 - 12.04.07 19:45
6. Tag: Gereizt
[Re: JohnyW]
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6. Tag: Gereizt Rio Cabonico – Nationalpark Alexander von Humboldt (110 km) Donnerstag, 09. November (sonnig/bewölkt)
Bei Sonnenaufgang wachte ich auf und packte meine Sachen zusammen. So kam es, dass ich schon um 6.30 Uhr auf dem Rad saß. Die ersten fünf Kilometer waren recht heftig. In dem hügeligen Gelände ging es gleich mal 100 Höhenmeter bergauf. Wenn das so weitergeht, hätte ich nach 100 Kilometer ca. 2000 Höhenmeter auf dem Buckel. Aber nach den ersten fünf Kilometer legte sich dies und die nächsten 20 Kilometer lief es richtig gut. Dann brach ich ein. Was ist denn in diesem Land los? Meine vermeintliche Rettung hieß Sagua de Tánamo. In diesem Ort sollte es laut dem „Lonely Planet Cycling Cuba“ Geschäfte geben. Ich hoffte, hier etwas zum Frühstücken zu finden. Ich fand einen Obststand und deckte mich mit Bananen ein. Allerdings gab es auch nichts anderes als Bananen oder Yuca. Auf Rückfrage sagte man mir, dass es in diesem Ort nichts zum Essen gäbe. Am Ortsausgang entdeckte ich doch noch einen Laden und stärkte mich mit belegten Brötchen, die überhaupt nicht schmeckten. Also nahm ich die 35 Kilometer nach Moa mit fast leerem Magen in Angriff. Es ging immer noch hoch und runter, aber lange nicht mehr so extrem, wie am Anfang. Direkt am Ortseingang von Moa gab es eine Tankstelle. Jetzt war ich gespannt, was der Tipp wert war, den ich in Varadero erhielt, dass man am Besten in Tankstellen einkauft. Hier entdeckte ich das bisher umfangreichste Warenangebot. Es gab sogar Bocadillos, die in der Mikrowelle erwärmt wurden. Davon gönnte ich mir gleich mal eins. Außerdem deckte ich mich mit Rum und Cola ein. Cola ist für mich der Zaubertrank aus Asterix und Obelix. Durch die vielen Kalorien ist das der beste Energiedrink, der zusätzlich gegen Magenverstimmungen hilft. Am Liebsten trinke ich sie brühwarm ohne Kohlensäure. Für viele ist das höchstwahrscheinlich ziemlich ekelig. Aber so decke ich den Großteil meines Flüssigkeitsbedarfes. Wasser dagegen schmeckt mir nur kühl. Wenn ich nur warmes Wasser dabei habe dehydriere ich. In Zimbabwe habe ich nach drei Tagen ohne Cola festgestellt, dass ich abhängig von dieser Limonade bin. Für mich ist es schlimm keine dabei zu haben. Coca Cola bekommt man aufgrund des Embargos recht selten. Die lokale Tukola schmeckt aber sehr ähnlich. Um im Notfall kochen zu können, brauchte ich noch Benzin. An der Zapfsäule schenkte mir ein Kubaner den Sprit, nachdem ich ihm erklärte, wozu ein Radfahrer Benzin benötigt. Sprit kriegt man umsonst, Luft muss man bezahlen, ein komisches Land. Für mich war dies die beste Tankstelle in Kuba. Die Wolken gewannen nun die Oberhand über die Sonne, was mir ausnahmsweise sehr recht war. Auf der Umgehungsstraße umfuhr ich das Zentrum von Moa und kam am Hafen vorbei. Hier sieht und spürt man den Fortschritt des Sozialismus. Die Abgase eines Chemiewerks brannten in der Lunge, so dass man nicht frei atmen konnte. Als ich dieses hinter mir ließ, kam die riesige Nickelfabrik in Sicht. Diese wäre ein schönes Fotomotiv gewesen, aber an die Schilder „Fotografieren verboten“ sollte man sich halten. Am Straßenrand häuften sich die „tollen“ sozialistischen Parolen, dem Pendant zur der westlichen Werbung. Nach 15 Kilometer ließ ich das letzte Kraftwerk hinter mir und die Landschaft wurde idyllisch. Aber idyllische Landschaften erkauft man sich meist mit den entsprechenden Höhenmetern. Jetzt gab es schöne, unbewohnte Flusstäler zu queren. Der Lonely Planet Cycling Guide weist jede bedeutende Steigung aus, aber auf diesem Teilstück wurden die zwei steilsten Steigungen einfach unterschlagen. Das kostete natürlich Zeit und nachdem ich zwei dieser schönen Flusstäler passierte, reifte der Gedanke, am nächsten zu campieren. Frischwasser ist ausreichend vorhanden und an der nahen Flussmündung kann man im Meer schwimmen. Allerdings war das nächste Flusstal besiedelt und zum Nationalpark waren es nur noch drei Kilometer. Da man dort eventuell campen könnte, steuerte ich das Besucherzentrum an. Es wurde gerade dunkel und einige Kubaner zeigten mir, wo genau das Besucherzentrum war, denn die Schilder konnte man schon nicht mehr lesen. Ich fragte den Wärter, ob dies das Besucherzentrum sei. Erst verneinte er und sagte, dies sei kein Fahrradzentrum. Also, so schlecht ist mein Spanisch wirklich nicht. Als die Kubaner näher kamen, fragte ich diese nochmals nach dem Besucherzentrum. Sie schauten mich komisch an, da ich mich ja schon mit dem Wärter unterhielt. Ich fragte, ob ich im Besucherzentrum campen könnte. Das wäre nicht möglich, ich solle nach Baracoa fahren und mir entsprechende Papiere besorgen. Das war der Zeitpunkt an dem meine Nerven endgültig blank lagen. Halbwegs höflich erkundigte ich mich nach dem Direktor. Der wäre nicht da und wohne irgendwo drei Kilometer entfernt. Und ohne Papiere oder Zustimmung des Direktors käme ich hier nicht rein. Ich hatte noch nie so etwas Unflexibles erlebt. Gegenüber dem Eingang gab es ein kleines Stück Wiese. Dort baute ich das Zelt auf. Im Dunkeln hatte ich Probleme die neue Isomatte hart aufzupumpen. Unzählige Male rutschte mir der Pumpsack vom Ventil und die Luft entwich. Obwohl der Wärter daran nun wirklich keine Schuld hatte, warf ich ihm deutschen Flüche an den Kopf. Irgendwie war ich so richtig angefressen, was vielleicht auch daran lag, dass mir seit Moa die Zigaretten ausgegangen sind. Nach 45 Minuten war dann genug Luft in der Isomatte. Im Dunkeln hatte ich keine große Lust, mir etwas zum Essen zu machen. Nach den 110 Kilometer, von denen ich 80 auf dem Zahnfleisch fuhr, war körperlich total am Ende.
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#326601 - 16.04.07 19:47
7. Tag: Unverhoffter Badetag
[Re: JohnyW]
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7. Tag: Unverhoffter Badetag Nationalpark Alexander von Humboldt – Baracoa (36 km) Freitag, 10. November (sonnig/bewölkt)
Um kurz vor 6.00 Uhr stand ich auf und packte moskitogeplagt die Ausrüstung zusammen. Eine halbe Stunde später betrat ich das Besucherzentrum. Der trottelige Wächter von gestern Abend war nicht mehr anwesend und sein Ersatz sehr hilfsbereit. Als erstes stellte ich das Rad ab und ging hinunter ans Meer. Ich schwamm morgens in der schönen, mangrovengesäumten Bucht. Ganz allein, das Meer war spiegelglatt und angenehm warm. Es war wirklich herrlich und och fühlte mich wieder sauber. Körperlich war ich noch ziemlich angeschlagen, vielleicht würde mich ein kräftiges Frühstück aufbauen. Ich hatte noch zwei von den guten Kuchen aus Varadero und etwas Brot. Ich biss herzhaft in den ersten Kuchen und der kam postwendend wieder heraus. Dieser war mittlerweile verdorben. Der zweite war genießbar, aber das Brot war hinüber. So verzehrte ich einen kleinen Kuchen mit einer Dose Sardinen. Um 9.00 Uhr begann, nach langer Wartzeit auf den Führer, meine Wanderung. Ich entschied mich für die drei Kilometer lange Runde durch den Nationalpark. Viele Gebiete sind nur Wissenschaftlern zugänglich. Touristen steht der Park für Tagesausflüge zur Verfügung. Die Hütten im Besucherzentrum stehen Forschern zum Übernachten zur Verfügung. Ich trottete „scheintot“ hinter dem Führer her. An vielen Pflanzen hielt dieser an und er erklärte mir deren Besonderheiten, wie Kiefern mit drei anstatt zwei Nadeln oder Pflanzen in denen sich Wasser sammelt. Der Nationalpark zeichnet sich dadurch aus, dass er die Heimat für sehr viele endemische Pflanzen bildet, die teilweise nur hier oder in Kuba vorkommen. Man sieht viele Eidechsen und ab und zu entdeckt man einen Vogel. An einem Fluss machten wir 15 Minuten Pause, die ich schon herbeisehnt hatte. Das kühle Flusswasser weckte ein paar Lebensgeister in mir. Entlang des Flusses, den wir vier Mal durchqueren mussten, ging es zurück zum Ausgangspunkt. Da ich kein Barfussläufer bin, behielt ich einfach meine Schuhe an. Die werden schon wieder trocknen. Nach der letzten Furt gab es im Fluss einen tiefen natürlichen Pool und ich schwamm ein wenig. Diese Abkühlung tat mir richtig gut. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Obststand vorbei. Ich kaufte mir ein paar grüne, kernreiche Orangen, die trotz des ungewohnten Äußeren süß schmecken. Sie halten aber dem Vergleich mit denen in Marokko nicht stand. Nach drei Stunden waren wir wieder im Besucherzentrum des Nationalparks. Da waren wir extrem schnell vorwärts gekommen. Mit zehn CUC ist der Eintritt kein Schnäppchen. Das Geld kommt nicht dem Nationalpark zu gute, sondern dient ausschließlich der Devisenbeschaffung der kubanischen Regierung. Das nächstes Ziel war das Hotel an dem Strand „Playa Maguana“. Ich hoffte, dort endlich etwas zu essen zu bekommen. Diese Hoffnung trieb mich an. Hügel gab es mittlerweile keine mehr und die Straße führte entlang Kalkfelsen, schöner Flussläufe und wilder Strände nach Baracoa. Auf halber Strecke erreichte ich den Strand „Playa Maguana“. Dort wurde meine Hoffnung jäh zerstört, denn das Hotel war geschlossen. Eine Frau kam auf mich zu und fragte, ob ich am Strand ein Mittagessen wünsche. Ich bestellte einen Fisch. Sie versprach mir außerdem Cola, Bier und Zigaretten beschaffen zu können. Das hob meine Stimmung. Als erstes sprang ich ins Wasser und schwamm ein paar Runden. Das Wasser hatte Badewannentemperatur, also genau richtig für mich. Natürlich musste ich diesen schönen, wilden Strand fotografisch festhalten. Ich machte die Bekanntschaft mit einem deutschen Pärchen, dass mit einem Mietwagen die Insel erkundete. Nach einer Stunde wurde mir mein Mahl serviert. Der Fisch war sehr schmackhaft und lockte einen Hund an, der mich mit seinen mitleidigen Augen anstarrte, in der Hoffnung, auch etwas von dem Mahl abzukriegen. Mir schmeckte das Essen aber so gut, dass fast nichts davon übrig blieb. Die Reste, vornehmlich die Gräten, aß mir der Hund direkt aus der Hand. Ich wollte diese nicht auf den feinsandigen Strand legen und ging das Risiko ein. Dann stieg ein Harpunenfischer aus dem Meer und breitete seinen Fang am Strand aus. Ein Kubaner kaufte ihm die Languste für zehn Pesos Cubanos ab. Zuvor hat er dem deutschen Pärchen eine Languste für zehn CUC angeboten, immerhin 25 Mal so teuer. Kurz vor 16.00 Uhr brach ich auf. Die Strecke verlief weiterhin flach zwischen den skurrilen Kalksteinfelsen und der Küste. Auf diesem Teilstück überquerte ich den Fluss Río Toa, dem drittlängsten und wasserreichsten Fluss auf Kuba. Fünf Kilometer vor Baracoa gab mir ein Mann in Uniform einen handschriftlichen Zettel mit einer Adresse einer Casa Particular. Ich traf diesen Mann wieder am Ortseingang von Baracoa. Er führte mich im Stechschritt zu der Pension und er war tatsächlich der Sohn des älteren Besitzerehepaares. Das Zimmer war nicht das schönste, hatte aber eine Klimaanlage. Meine Vermieter waren sehr freundlich, so dass ich mich entschied dort zu bleiben. Das Essen war recht gut und wir unterhielten uns den ganzen Abend. So erfuhr ich unter anderem, dass Kubaner jährlich einen zweimonatigen Militärdienst absolvieren müssen. In Baracoa wird die gute kubanische Schokolade produziert, die hier probieren konnte. Aufgrund meiner schlechten körperlichen Verfassung brauchte ich heute einfach viel zu viele Erholungspausen. Daher musste ich heute die vierstündige Besteigung des Tafelfelsen El Yunque streichen. Das war der erste Höhepunkt der Reise, den ich verpasste. Wirklich schade.
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#326701 - 17.04.07 08:24
Re: 7. Tag: Unverhoffter Badetag
[Re: JohnyW]
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... nach langer Wartzeit auf den Führer ... Heute abend 20:45 Uhr auf arte: "Fidel Castro - eine Ära geht zu Ende" Gruß Dietmar, mit Spannung auf die Fortsetzungen wartend
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#326858 - 17.04.07 18:43
8. Tag: La Farola
[Re: JohnyW]
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8. Tag: La Farola Baracoa – Cajobabo (55 km) Samstag, 11. November (sonnig/Regen/sonnig)
Direkt nach dem Frühstück begann ich mit der Besichtung der kleinen netten Stadt Baracoa. Ich dachte, dass die Unterkunft weit weg vom Zentrum liegt, aber ich stellte schnell fest, dass sich diese mitten im Zentrum befindet. Mein erstes Ziel war eher zufällig das „Centro de Veteranos“. Der Eintritt war kostenlos und es gab ein paar interessante Fotografien von der Revolution zu sehen. Als nächstes steuerte ich die Kathedrale „Catedral de Nuestra Señora de la Asunción“ an. Mich interessierte das Holzkreuz, dass angeblich Christoph Kolumbus aus Europa mitgebrachte. Die Kirche war verschlossen. Ich schlenderte durch die Gassen und zog ein wenig vom Flair der Stadt in mich auf. Im Gegensatz zu Gibara fand ich es angenehm, dass doch einige Gebäude restauriert wurden und prachtvoll aussahen. Dennoch sind viele Gebäude in einem sehr erbärmlichen Zustand. Am Malecón wurde sehr viel Wohnraum in Form von Plattenbauten für die Kubaner geschaffen. Die salzhaltige Luft greift die Gebäude sichtlich an, so dass sie für Ihr Alter von maximal 40 Jahren nicht sehr einladend wirkten. Entlang des Malecón gelangte ich zur Festung „Fuerte de la Punta“. Von dieser hatte ich insgesamt mehr erwartet, aber es sind nur ein paar Mauern zu sehen. Interessanter war da schon das Wrack, das in der Bucht von Baracoa, so langsam vor sich hin rottet. Über die Bucht, in der sich kleine Fischerboote tummelten, hat man einen sehr schönen Blick auf den 569 Meter hohen Felsen „El Yunque“. Dessen Besteigung wäre bestimmt gut gewesen. Als letzte touristische Attraktion stand die Festung „Fuerte Matachín“ am anderen Ende der Stadt auf dem Programm. Eine kleine Festung, die wenigstens wie eine Festung aussah. Weil ich schon mal da war, besuchte ich das städtische Museum, das halbwegs interessant war. Auf dem Rückweg zu der Unterkunft kam der erste Regenschauer. Wegen der zentrale Lage erreichte ich diese ohne besonders nass zu werden. Als ich das Rad beladen wollte, stellte der Sohn des Besitzers fest, dass mein Vorderreifen platt war. Okay, dann wechseln wir kurz den Schlauch. Ich hatte ja drei Ersatzschläuche mit. Er baute das Vorderrad aus, und ich begann meine Luftpumpe zu suchen. Eigentlich kein Problem, da ich seit Jahren das gleiche Packsystem verwende. Aber ich fand sie nicht. Hatte ich die doch woanders hingepackt? Nervös begann ich alle Taschen auszupacken. Meine Vermieter beäugten neugierig, was der Radreisende so alles in seinen Taschen transportiert. Aber die Luftpumpe war nicht zu finden. Jetzt rauchte ich eine Zigarette und begann nachzudenken. In Varadero hatte ich die Pumpe im Hotelzimmer zum letzten Mal benutzt, dieses Zimmer hatte ich genau durchsucht, ob ich etwas liegengelassen hatte. Also nochmals die Tüten mit dem Werkzeug untersucht und da kam die verdammte Pumpe zum Vorschein. In einer Tüte hatte die noch nie was zu suchen! Aber mir fiel ein Stein vom Herzen. Mir reichte die Erfahrung von Griechenland, als mir meine Pumpe gestohlen wurde. Der Sohn wechselte den Schlauch und pumpte meinen Vorderreifen auf. Er kam richtig ins Schwitzen, als ich im erklärte, dass da mindestens dreieinhalb bar rein müssten. Ich packte derweil mein Gepäck zusammen. Beim Beladen stellte ich fest, dass der Helfer das Dynamokabel herausgerissen hat und die Vorderradbremse total verstellt war. Trotz meiner begrenzten technischen Fähigkeiten gelang mir die Reparatur . Die Lösung war nicht optimal, aber funktionierte. Eine Stunde später als geplant nahm ich die Gebirgsstrecke „La Farola“ in Angriff, deren Passhöhe sich immerhin auf 525 Meter befindet. Nach einer längeren ebenen Strecke ging es endlich nach oben. Um 11.30 Uhr begann es zu regnen. Ich rechnete mit einem halbstündigen, tropischen Regenschauer und war sogar froh über den Regen. Nach einer halben Stunde regnete es aber immer noch. Jetzt störte mich der Regen. Da fährt man durch herrliche Gebirgslandschaften und sieht nichts. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ ist ein wirklich blöder Spruch. Unterwegs entdeckte ich ein paar Holzgefährte, mit denen die Jugendlichen auf Kugellagern, die Hänge hinuntersausen. Heute hatte anscheinend niemand Lust dazu. Um 12.30 Uhr schüttete es mehr denn je. Ich gab die Hoffnung auf eine vernünftige Aussicht auf. Körperlich hatte ich heute keinerlei Probleme, sicherlich trugen die kühlen Temperaturen durch den Regen dazu bei. Ich empfinde es mental viel angenehmer einen Berg zu erklimmen, anstatt das häufige Auf und Ab der letzten Tage. Um 12.45 Uhr hörte es endlich auf zu regnen. Dann erreichte ich die Passhöhe und steuerte direkt das kleine Café an. Außer lauwarmen Kaffee, der fast nichts kostete, gab es nichts zu kaufen. Ich wartete dort oben über eine halbe Stunde, aber die Wolken gaben die Aussicht nicht frei. Etwas frustriert setze ich den Helm auf, denn die Abfahrt auf den nassen, rutschigen Betonplatten könnte gefährlich werden. Ich hatte keine Hektik und bremste mich langsam den Berg hinunter. Immer wieder waren Straßenverkäufer zu sehen, die regionale Spezialitäten verkauften. Zum einen Schokolade, die aber bei Hitze irgendwann zu unförmigen Klumpen wird. Zum anderen Dulce de Coco. In einem Palmenblatt, dass wie eine Eiswaffel gefaltet wird, befindet eine wohlschmeckende sehr süße Kokosnusspaste. Ich kaufte ein Dulce de Coco. Während der Abfahrt kam mehr und mehr die Sonne heraus und ich konnte die Aussicht doch noch genießen. In Cajobabo musste ich mich entscheiden, ob ich weiterfahre oder versuche hier zu übernachten. Obwohl mir es heute zum ersten Mal richtig gut ging, brach ich hier ab. In einem Geschäft versuchte ich Getränke zu kaufen. Das scheiterte daran, dass ich keine Pesos Cubanos hatte. Ein Passant tauschte mir einen CUC zu 20 Pesos und behielt sich fünf Pesos Cubanos Kommission. Aber ich war froh, mir wieder eine Cola kaufen zu können. Der Campismo direkt am Strand, akzeptierte keine Ausländer. Aber der Wärter erlaubte es mir am nahegelegenen Strand zu zelten. Ich hatte nur noch eine Stunde Sonnenlicht, und in dieser muss alles Hand in Hand gehen. Eine schöne Stelle zum Campen gefunden, das Zelt aufgebaut, den Kocher vorgeheizt, die Isomatte aufgepumpt und Nudeln aufsetzt. Während die Nudeln vor sich hinkochten, badete ich kurz im Meer. Mein Abendessen, den Klassiker Nudeln mit Tomatensoße, konnte ich noch bei Tageslicht verzehren. Anschließend genoss ich den malerischen Sonnenuntergang. Jetzt war ich wirklich im Urlaub angekommen.
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#327207 - 18.04.07 20:51
9. Tag: Bier zum Frühstück
[Re: JohnyW]
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9. Tag: Bier zum Frühstück Cajobabo – Guantánamo (101 km) Sonntag, 12. November (sonnig)
Kurz nach Sonnenaufgang packte ich zusammen. So nett der Strand auch war, in meinem Gepäck hat sich bestimmt ein halbes Kilogramm Sand angesammelt. Die nächste Ortschaft war das 20 Kilometer entfernte Imías. Dort wollte ich mir etwas zum Frühstücken besorgen. An der Südküste war die Landschaft deutlich trockener, als an der Ostküste. Gesäumt von Kakteen verlief die Strecke flach entlang der Küste. Rechter Hand erhoben sich Berge und das alles bei strahlendem Sonnenschein. Drei Kilometer vor Imías gab es ein kleines Strandrestaurant. Der Hunger entschied, da zumindest mal vorbei zu schauen. Ich fragte, ob es hier etwas zu essen gäbe. Man könnte mir frittiertes Hähnchen mit frittierten Bananen in 20 Minuten zubereiten. Ich überlegte kurz und gab die Bestellung auf. Ich wollte auch noch etwas Kühles dazu trinken. Hier war von Auswahl keine Rede, es gab nur Bier. Im Nachhinein war mir das sogar lieber als ein normales Frühstück. Die Innenstadt von Imías war für den Verkehr gesperrt, da das Zentrum als Festplatz mit zahlreichen Buden und Kinderkarussells hergerichtet war. Ich konnte ja nicht wissen, dass ich hier an den Buden morgens um 9.00 Uhr etwas zum Essen bekommen konnte. So füllte ich nur meinen Getränkevorrat auf. Nach Imías war die Strecke entlang der Küste recht interessant. Teilweise ging es schnurgeradeaus, links eine Felsküste mit glasklarem Wasser, rechts der Kakteenbewuchs. Die Luftfeuchtigkeit war hier deutlich geringer als in Baracoa, aber dafür zeigte das Thermometer 44°C während des Fahrens in der Sonne an. Es gab zwei weitere Strandrestaurants entlang der Küste, die ich kurz aufsuchte, um mal zehn Minuten im Schatten auszuruhen. Dann verließ die Straße die Küste und führte durch das Inland zur Provinzhauptstadt Guantánamo. Aufgrund der US-amerikanischen Militärbasis ist eine Weiterfahrt entlang der Küste nicht möglich. Die Militärbasis ist ein Überbleibsel aus dem Unabhängigkeitskampf von Kuba. 1898 explodierte das Kriegsschiff Maine in der Bucht von Havanna und die Vereinigten Staaten erklärten den Spaniern den Krieg. In der Bucht von Guantánamo errichteten die Amerikaner einen Flottenstützpunkt. Nach erfolgreichen Kriegsende erlangte Kuba die formale Unabhängigkeit, im Gegensatz zu Guam, Puerto Rico und den Philippinen. Kuba blieb zunächst unter US Besatzung und pachte 120 km² Land für jährlich 4085 USD. Kuba löste bis heute aus Protest den Scheck nie ein. Einen bleibenden Eindruck hat das letzte Stück bis Guantánamo nicht hinterlassen. Um 16.30 Uhr erreichte ich die Stadt und begab mich auf Zimmersuche. Die Zeit bis zum Sonnenuntergang sollte noch für die Stadtbesichtigung reichen. Dann sprach mich Josu, ein spanischer Radreisender, an. Wir unterhielten uns ein wenig und ich zog in dieselbe Casa Particular wie Josu. Gemeinsam gingen wir in ein Paladar, ein Privatrestaurant mit maximal drei Tischen, essen. Während des sehr guten Essens unterhielten wir uns über unsere bisherige Reiseroute. Seit Holguín war diese identisch. Da es in dem Paladar keine Getränke zu kaufen gab, besorgte sich Josu einen Sojajogurt und ich mir ein Bier. Danach saßen wir am „Parque Martí“, dem zentralen Platz, und setzten unsere Unterhaltung fort. Auf dem Platz gaben verschiedene Musikgruppen, die immer dieselben Lieder zum Besten gaben. Wir genossen die Stimmung und nachdem die letzte Gruppe ihre Musikdarbietung eingestellt hatte, gingen wir ebenfalls nach Hause. Ich wechselte zum selbstgemixten Cuba Libre und wir quatschten noch bis spät in die Nacht. Mindestens bis Santiago wollten wir gemeinsam fahren.
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#327483 - 19.04.07 20:01
10. Tag: Nicht mehr alleine
[Re: JohnyW]
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10. Tag: Nicht mehr alleine Guantánamo – Santiago de Cuba (92 km) Montag, 13. November (sonnig)
Um 6.00 Uhr, das war Josus Vorschlag, der auch mir recht war, gab das bisher beste Frühstück in ganz Kuba. Der höhere Preis von dreieinhalb CUC war gerechtfertigt. Ich wollte die Sehenswürdigkeiten von Guantanamo fotografieren, bevor wir uns auf den Weg machten. Die Stadt ist recht überschaubar. Fast alle interessanten Gebäude befinden sich in der Nähe des „Parque Martí“. Beim Verlassen der Stadt besichtigten wir das Denkmal „Monumento de Heroes“. Nachdem ich meine Bilder im Kasten hatte, gelangten wir ruckzuck auf eine sehr verkehrsarme Autobahn. Anstatt Werbeplakate gab es sozialistische Parolen zu lesen. Wir konnten ohne Probleme nebeneinander fahren, denn die Autobahn war sehr breit und es gab weniger Verkehr als auf einer normalen Landstraße. Uns kam eine größere Rennradgruppe entgegen. Ich hätte nicht vermutet, dass es kubanische Rennradfahrer gibt. Ein kubanischer Rennradfahrer, der nicht zu der Rennradgruppe gehörte, schloss auf uns auf. Francisco gewährte uns einen Einblick in die kubanische Rennradszene. Er ist ein Amateurrennradfahrer, der früher bei der Kubarundfahrt mitgefahren ist und heute bei deren Organisation mithilft. Den Großteil der Kommunikation übernahm Josu. Ich war eher der stille Zuhörer, aber ich verstand alles. Wir gewannen einen Einblick in das kubanische Leben und erfuhren eine Menge über den Radsport in Kuba, dessen größtes Problem, die Beschaffung von Rädern und deren Ersatzteilen ist. Nach gut 25 Kilometer war die Autobahn leider zuende. Die Straße war weiterhin von guter Qualität. Ich musste meine Mitradler ab und zu mal bremsen, um das eine oder andere Foto zu schießen. Bei einer Pause luden wir Francisco zu einer kühlen Limonade ein. Er revanchierte sich später, in dem er uns unbekannte Früchte an einem Obststand probieren ließ. Nach 30 Kilometer trennte sich Francisco von uns und wir fuhren alleine weiter. Im Dorf Yerba wollten wir uns etwas zum Essen kaufen. Josu fragte nach einer Möglichkeit, aber es gab mal wieder nichts. Ich versuchte derweil Getränke zu kaufen. Der Verkäufer wollte einfach nichts verkaufen. Ich wartete zehn Minuten bis ich an der Reihe war. In diesem Moment kam frische Ware und die Kasse musste abgestimmt werden. Nach weiteren zehn Minuten gab ich auf. Wir machten noch eine kurze Pause. Josu ist ein ganz anderer Typ Mensch als ich. Er spricht einfach jeden an. In der Pause, unterhielt er sich mit einem ehemaligen Boxer und zwei jungen Sozialarbeiterinnen. Als wir aufbrachen, sah ich wie Ladenverkäufer seine Bude verschloss, obwohl noch fünf Kunden etwas kaufen wollten. Das ist also der real existierende Sozialismus, den ich erleben wollte. In der Sonne zeigte mein Thermometer 49°C an. Im nächsten Ort La Maya versuchten wir etwas zum Essen zu bekommen. Ich hatte heute wahnsinnigen Appetit auf Pizza. In La Maya gab es eine Filiale der Restaurantkette „El Rapido“. Hier schlugen wir uns den Bauch mit Pizzen voll. Nach einer längeren Pause nahmen wir die letzten Kilometer nach Santiago in Angriff. Es ging zum größten Teil bergab und wir passierten den wahrscheinlich einzigen Tunnel auf Kuba. Die letzten 15 Kilometer waren die angenehmsten. Auf einer Autobahn, diesmal mit moderatem Verkehr, konnten wir fast ohne zu treten bis ins Zentrum von Santiago de Cuba rollen. Ich überließ Josu die Zimmersuche, da er ein geringeres Budget als ich hatte. Die erste Casa Particular war ausgebucht und die zweite fand Juso in Ordnung und mit 25 CUC inkl. Frühstück und Abendessen auch im finanziellen Rahmen. Also nahmen wir diese. Die Casa Particular hatte nur einen entscheidenden Nachteil, sie befand sich im dritten Stock. Das Treppenhaus war so eng, dass man mit dem Rad fast nicht hochkam. Nachdem ich mein komplettes Gepäck oben hatte, beschloss ich, in Kuba kein Zimmer mehr zu nehmen, welches sich im dritten Stock befindet. Abends unterhielten wir uns mit Tanja, der Besitzerin der Pension über das schwere Leben in Kuba. Josu machte nebenbei das Entertainmentprogramm für die Kinder des Hauses. An diesem Abend kristallisierte sich heraus, dass sich unsere Wege wieder trennen werden. Josu blieb zwei Nächte, ich dagegen drei, obwohl wir fast identische Routen hatten. Ich wollte am nächsten Tag unbedingt den Gran Piedra bezwingen, aber Josu war dafür nicht zu begeistern. Er entschied sich für die Stadt zu besichtigen und wollte am darauffolgenden Tag entlang der Südküste nach Niquero fahren. Sehr zum Unwillen von Tanja bestellte ich das Frühstück auf 6.00 Uhr. Auf dem Balkon ließen Juso und ich den Abend ausklingen.
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#327484 - 19.04.07 20:02
11. Tag: Ein perfekter Tag
[Re: JohnyW]
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11. Tag: Ein perfekter Tag Santiago de Cuba – Gran Piedra – Santiago de Cuba (102 km) Dienstag, 14. November (sonnig)
Um kurz vor 7.00 Uhr saß ich schon im Sattel. Ohne Gepäck ging ich die ersten zehn Kilometer recht sportlich an. Als die Strecke hügeliger wurde, reduzierte ich ein wenig das Tempo, denn ich werde meine Kräfte heute noch brauchen. Ab Kilometer 16 begann die Steigung zum ersten Ziel am heutigen Tage. Gran Piedra, der 1234 Meter hohe Aussichtsberg von Santiago de Cuba. Jetzt ging es zehn Kilometer nur noch steil bzw. sehr steil nach oben. Die durchschnittliche Steigung müsste elf Prozent betragen. Der Asphalt war winterfest, das heißt er war extrem rau. Eigentlich fahre ich auf Asphalt alles. Ich war doch etwas überrascht, dass ich einmal 50 Meter weit schieben musste. Auf diesem Teilstück zeigte mein Radcomputer 30 Prozent Steigung an. An einem Bach füllte ich meine Wasserflaschen auf. Es war fahrlässig mit leeren Wasserflaschen loszufahren, aber das Problem war jetzt gelöst. Die letzten fünf Kilometer waren sehr schwer, aber ich musste weiter, denn ab 10.00 Uhr ziehen gewöhnlich Wolken auf. Ich wollte die Aussicht von dort oben genießen und die ersten Wolken waren schon im Anmarsch. Ab und zu gab es flache Passagen, an denen ich meine Kräfte sammeln konnte und dann erreichte den Parkplatz. Die letzten 100 Höhenmeter zum Gipfel muss man zu Fuß erklimmen. Für den Wanderweg mit 454 Stufen darf man einen CUC Gebühr bezahlen. Mit 45 Minuten Verspätung, ich wollte ja um 10.00 Uhr oben sein, erreichte ich den Gipfel. Dort vesperte ich und genoss die Aussicht. Mit den Wolken hatte ich am heutigen Tage Glück. Beim Abstieg nahm ich den Wanderweg und dessen Vegetation wahr. Im Restaurant bestellte ich einen Teller Spaghetti, total touristisch, denn Nudeln können sich Kubaner nicht leisten. Wer denkt, dass ich jetzt eine tolle Abfahrt vor mir hatte, ist auf dem Holzweg. Man benötigt 100%iges Vertrauen in seine Bremsen. Außerdem spürt man den rauen Asphalt und die Strecke ist auch nicht schlaglochfrei. Als ich die zehn Kilometer geschafft hatte, konnten sich meine Arme wieder erholen und die Beine auf der flachen Strecke so richtig Gas geben. Ich wollte mir als nächstes das Revolutionsmuseum des Bauernhofes „Granjita Siboney“ ansehen, war aber nicht enttäuscht, dass dieses wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Durch das Tal der Vorgeschichte „Valle de la Prehistória“ führt eine Parallelstraße. In diesem Tal haben Gefangene lebensgroße Dinosaurier aus Beton modelliert. Ich fand das sehr interessant, vor allem wie winzig klein ein Mensch gegen diese Urzeitriesen ist. Ein afrikanischer Elefant ist dagegen ein wirklich unbedeutendes Tier. Im Café wurde ich zum Dominospielen eingeladen. Die Regeln habe ich nicht ganz verstanden, es hat aber trotzdem Spaß gemacht. Insgesamt war dieser kleine Ausflug gelungen und hat mich positiv überrascht. Wenige Kilometer später erreichte ich das Museum „Museo Nacional de Transportes“. Hier sind einige alte Fahrzeuge ausgestellt, die nett anzusehen sind. Am meisten beeindruckten mich die Kuriositäten, wie das Miniauto oder der Strandbuggy, das erste Touristenfahrzeug auf Kuba. Es ist eine Schande, dass die Autos hier zwar ausgestellt sind, aber sich niemand gegen deren Verfall kümmert. Das Dach, unter dem die Autos stehen, lieben Vögel, die wiederum die Autos vollkacken. Es fühlt sich anscheinend niemand dafür verantwortlich, den Kot von den Autos zu entfernen. Außerdem gab es einen Schauraum, in dem Spielzeugautos chronologisch nach Jahreszahl ausgestellt wurden. Eine einfache Idee, die durch die Anordnung und Vielzahl der Autos, einen guten Überblick über die Entwicklung des Automobils vermittelt. Auf dem Rückweg nach Santiago, den Gran Piedra immer zur Rechten, machte ich einen kleinen Abstecher zum Strand „Playa Siboney“. Dieser und die Stimmung am Strand hatten mir nicht gefallen und nach einer Zigarette fuhr ich weiter. Schließlich erreichte ich den letzten Höhepunkt des heutigen Tages, die Festung „Castillo de San Pedro del Morro“, ein Unesco Weltkulturerbe. Ich stiefelte durch jeden Raum, sah mir die Ausstellungsstücke an, aber das Beste war der Ausblick mit dem Kontrast zwischen Festungsmauern und Landschaft. Dazu hatte ich gutes Licht zum Fotografieren. So blieb ich dort fast eine Stunde und jagte einen Film durch. Die Aussicht auf die Bucht von Santiago, die Küste sowie den Gran Piedra war wirklich toll. Unterhalb der Festung genoss ich noch den Sonnenuntergang. Jetzt musste ich mich sputen, die 15 Kilometer zurück nach Santiago noch in der Dämmerung zu schaffen. Am Anfang war die Tourismusstraße „Carretera Turística“ sehr interessant. Entlang der Bucht ging es hoch und runter. Nach sieben Kilometer holte mich die Nacht ein, aber ich verpasste nichts, da die „Carretera Turística“ mitten durch ein Industriegebiet führte. Ein paar mal fragte ich nach dem Weg und an einer Tankstelle kaufte ich für den Abend ein. Aber es gab keine Cola. Ich nahm an, dass ich diese problemlos in der Altstadt kaufen könnte. Dort fand ich aber keinen Laden, wurde aber laufend angesprochen, ob ich ein Zimmer oder Restaurant suche. Ein älterer Herr kriegte das mit und fragte mich, was ich denn suche. Er gab Wegbeschreibungen zu Geschäften in denen ich Cola kaufen konnte. Das zweite hatte tatsächlich geöffnet. Ich blieb immer in der Tür stehen, um auf mein nicht abgeschlossenes Rad aufzupassen und wartete bis ich bedient wurde. Die Schlange war aber recht lang. Ein Kunde fragte mich, ob er auf mein Rad aufpassen solle, solange ich einkaufe. Das fand ich sehr zuvorkommend. Er wollte nicht einmal etwas dafür haben, obwohl ich ihm Geld angeboten hatte. Jetzt stand nur noch die größte Herausforderung des Tages auf dem Programm. Das Rad in den verdammten 3. Stock zu tragen. Nach dieser Schwerstarbeit gönnte ich mir erst mal ein Bier, dann kam auch schon Josu. Wir tauschten unsere Tageserlebnisse aus und unterhielten uns über die vergangene Fußball-WM. Josu bestellte das Frühstück für morgen um 6.00 Uhr, wieder zum Unwillen von Tanja. Das war ein perfekter Tag.
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#332904 - 09.05.07 20:48
12. Tag: Kultur pur
[Re: JohnyW]
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12. Tag: Kultur pur Santiago de Cuba – El Cobre – Santiago de Cuba Mittwoch, 15. November (sonnig)
Nach dem Frühstück verließ ich mit Josu die Casa. An der Moncada-Kaserne verabschiedeten wir uns. Er fuhr nach Niquero. Ich wollte am Vormittag die Kathedrale von El Cobre ansehen und am Nachmittag Santiago erkunden. Ich dachte, dass ich Josu eventuell nochmals wiedersehen würde, denn obwohl er weniger Gepäck dabei hatte, fuhr ich etwas schneller als er. Aber das würde sich noch zeigen. Die Strecke nach El Cobre war leicht. Es galt ein paar kleine Hügel zu überwinden und schon war ich dort. Die Kathedrale „Basílica de Nuestra Señora del Cobre“ thront über dem kleinen Ort. Man folgt den zahlreichen Verkaufsständen mit christlichen Devotionalien, um direkt zur Kirche zu gelangen. Das Anziehen einer langen Hose und eines Sweatshirts hätte ich mir sparen können, denn kaum war ich in der Kathedrale, betrat ein anderer Radler im grellbuntem Radlerdress die Kirche. Auch die männlichen Kubaner hatten keine Scheu, die Kirche in kurzen Hosen zu betreten. Wirklich interessant waren eigentlich nur die zwei Schreine mit den Votivgaben, zum Dank für Wunder, für die die Jungfrau Maria verantwortlich sei. Die Kathedrale sieht recht hübsch aus, aber man muss sie nicht unbedingt gesehen haben. Ich gönnte mir zum Abschluss der Besichtigung eine Kokosnuss. Es ist ein Fehler nicht vorher nach dem Preis zu fragen. 1 CUC durfte ich für die magere Kokosnuss bezahlen. Total überteuert, aber ich hatte keine Lust lange rumzudiskutieren. So zahlte ich recht mürrisch. Zurück in Santiago entschied ich spontan den Friedhof „Santa Ifigenia“ zu besichtigen. Um an keinem der interessanten und sehr schönen Gräber achtlos vorbeizulaufen, nahm ich mir einen Führer. Nachdem mir die prachtvollen Gräber gezeigt wurden, ging es zur Hauptattraktion, dem Grab von José Martí. Der Journalist und Schriftsteller war die herausragende Figur der kubanischen Unabhängigkeitsbewegung. Jedes Detail des Mausoleums hat eine Bedeutung. Die halbstündliche Wachablösung an seinem Grab zählt ebenfalls zu den Attraktionen des Friedhofes. Ich fotografierte noch ein wenig und fuhr zurück zur Pension. Um 13.00 Uhr begann ich mit der Besichtung von Santiago. Mein erstes Ziel war die Cadeca Filiale, um Geld zu wechseln. Cadeca Filialen sind staatliche Wechselstuben. Hier kann problemlos Geld bzw. Travellerschecks getauscht werden. In größeren Städten haben diese Filiale auch sonntags geöffnet. Kubaner können hier auch Pesos Cubanos in Pesos Convertibles tauschen, um sich die Waren zu kaufen, die nur in der Devisenwährung erhältlich sind. Ausländer haben eine eigene Warteschlange, so dass die Abwicklung recht zügig erfolgt. Danach klapperte ich die Sehenswürdigkeiten der Stadt ab. Ich passierte, den in der Mittagshitze menschenleeren Platz „Plaza de Martí“, um zur Moncada-Kaserne zu gelangen. Hier begann am 26. Juli 1953 die Revolution. Der Putsch einiger Rebellen, unter ihnen Fidel und Raul Castro, gegen den Diktator Batista endete mit einer Niederlage. Die Gebrüder Castro wurden gefangen genommen und inhaftiert. Der Bergriff „Bewegung des 26. Juli“ ist heute ein Synonym für die Revolution. Die Kaserne besichtigte ich nur von außen und ließ das angeschlossene Revolutionsmuseum aus. Ich suchte mir einen Weg über kleine Nebenstraßen in das historische Zentrum von Santiago. In der Altstadt fand ich zum ersten Mal eine richtige Einkaufsstraße. Aber Einkaufen stand nicht auf dem Programm. Ich schlenderte statt dessen lieber über den schattigen Platz „Plaza Dolores“. Dieser Platz ist gesäumt von vielen Bars und Restaurants und sicherlich die erste Adresse, wenn man abends ein Lokal sucht. Ich gelangte zum sehr schönen „Palacio Provincial“, dem Sitz der Provinzregierung. Im Museum „Municipal Ernesto Barcadí“ dreht sich nichts um Rum, sondern hier werden Kunstgegenstände und viele Gemälde ausgestellt. Für den doppelten Eintrittspreis, durfte man durfte drei Ausstellungsstücke ablichten. Was für ein Nepp! Das Museum war nicht ganz mein Fall, obwohl interessante Gegenstände und schöne Gemälde ausgestellt wurden. Vor dem Museum spielte eine Musikcombo Son (kubanische Musik). Kuba, wie man es sich vorstellt. Das Karnevalmuseum, dem ich anschließend einen Besuch abstattete, fand ich sehr interessant. Man gewinnt einen Einblick in die karibische Karnevalskultur und spürt förmlich die Freude der Menschen, bei solch einer Veranstaltung. Da ich mir jeden Abend einen selbstgemixten Cuba Libre gönne, durfte ein Besuch im Rummuseum natürlich nicht fehlen. Endlich mal keine Fotografiergebühr! Eine individuelle deutsche Führung. sowie eine Kostprobe eines vernünftigen Rums rundeten den Besuch ab. Ich notierte mir die Marke des Rums „Ron Anejo de Santiago“, denn ich musste mir ja ein Souvenir aus Kuba mitbringen. Mit den Kenntnissen der Rumherstellung im Kopf machte eine Pause. In einem netten Café trank ich ein Malzbier, für mich der kubanische Energiedrink. Durch kleine Nebenstraßen, in denen man den einen oder anderen Oldtimer sieht, schlenderte ich zum Platz „Parque Céspedes“, mit der dominierenden Kathedrale „Catedral de Nuestra Señora de la Asunción“. Ich betrachtete die schön restaurierten Gebäude am Platz. Unter anderem das Rathaus „Ayuntamiento“, von dem am 1. Januar 1959 Fidel Castro den Erfolg der kubanischen Revolution verkündete. Hier sieht man die ganze Pracht der Kolonialbauten. Geht man allerdings zwei Blöcke weiter, entdeckt man extrem baufällige Gebäude. Ein ziemlich starker Kontrast. Ich wendete mich aber weiterhin den schönen Gebäuden zu und besichtigte das sehenswerte „Casa de Velázquez“. Das älteste Gebäude auf Kuba, vermittelt einen guten Eindruck, wie die spanischen Herren in der Neuen Welt lebten. Diese alten Kolonialbauten hatten mir schon in Santo Domingo (Dominikanische Republik) recht gut gefallen. Am Parque Céspedes, dem touristischen Zentrums von Santiago, kann man sich ein Oldtimer-Taxis oder ein Coco-Taxi nehmen, um auf diese Art die Stadt zu erkunden. Aber ich lief lieber und fotografierte die hübschen Fahrzeuge. So langsam bekam ich Hunger und mit dem Stadtplan des Lonely Planets steuerte ich die nächste Pizzeria an. Für ein paar Pesos Cubanos stillte ich meinen Hunger und suchte den Balkon „Velázquez“ auf. Von dort hat man eine gute Sicht auf die Bucht von Santiago. Allerdings kämpfte ich am späten Nachmittag mit dem Gegenlicht. Jetzt stand nur noch eine Sehenswürdigkeit auf dem Programm, das Museum „Museo de la Lucha Clandestina“. Über die Stufen der „Padre Pico“ gelangte ich dorthin, aber dieses Museum wurde zur Zeit renoviert. Als Alternativprogramm stellten sich die Schulkinder zur Verfügung, die unbedingt fotografiert werden wollten. Von der „Padre Pico“ hat man einen schönen Überblick über Santiago. Damit endete mein Besichtigungs-Programm. In der letzten Stunde mit Tageslicht schlenderte ich durch die Gassen, auf der Suche nach ein paar netten Fotomotiven, wie z.B. alten Autos. Ich wollte nebenbei meinen Nudelvorrat auffüllen, denn auf den nächsten Tagesetappen sind die Ortschaften recht rar gesät. Aber es gelang mir nicht. Nach Einbruch der Dunkelheit suchte ich die Telefongesellschaft auf, um ein erstes Lebenszeichen per Internet aus Kuba zu senden. 6 CUC pro Stunde für eine lahme Modemverbindung war verdammt viel Geld. In der Casa gab es zum Abendessen Reis mit Bolognesesoße. Tanja wies mich daraufhin, dass die Soße Rindfleisch enthält. Rindfleisch gibt es für die kubanische Bevölkerung fast gar nicht. Kuba hat keine Devisen, um Milch zu importieren. Um Kinder und alte Menschen mit Molkereiprodukten versorgen zu können, versucht Kuba die Milchwirtschaft autark zu betreiben. Daher wird das Schlachten einer Kuh höher bestraft, als z.B. ein Mord. Rindfleisch bekommt man normalerweise nur in Touristenhotels und dient Kuba somit zur Devisenbeschaffung. Nach dem Abendessen las ich mein Buch zu Ende.
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#332905 - 09.05.07 20:49
Re: 11. Tag: Ein perfekter Tag
[Re: Silberkarausche]
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Sorry,
war hatte die letzten 2 Wochen viel um die Ohren. Wenn das Wetter so bleibt komme ich in den nächsten Tagen sicherlich gut voran.
Gruß Thomas
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