Nunja, Wanderschuhe und Radfahren ist per se eine schwierige Kombination. Ich fahre seit immer mit Haken und Riemen. Die ursprüngliche Idee aus dem Rennradbereich: querliegende Kante am Pedal in eine Nut um Schuh einfügen und das Ganze dann mit dem Riemen festziehen, habe ich dabei als Maximalunfug für mich ausgeschlossen. Von diesem Image ist das Haken-Riemen-Pedal nie weggekommen, noch heute dient das als Killerargument dagegen.
Ich nutze diese Technik anders: meine Pedale haben so wenig Oberflächenreibung wie möglich, Pins und Kanten werden von mir entfernt. Ich kann auf diese Weise mit fast jedem Schuh fahren. Der Riemen ist so locker und fest gespannt, daß ich jederzeit rückwärts aus dem Pedal komme, das hat sich ebenso automatisiert wie das blinde Reinfahren nach dem Ampelstart.
Vorteil: ich habe mit dem Fuß in alle Raumesrichtungen außer rückwärts Halt im Pedal, dabei aber gleichzeitig eine Bewegungsfreiheit, die kein Klicksystem dieser Welt anbieten kann. Der Schuh hat eine enorme Drehfreiheit und kann gleichzeitig auchmal mehrere cm vor- oder zurück geschoben werden, ohne daß man den Halt verliert. Ziehen ist ebenfalls möglich, es kommt eben auf die passende Einstellung des Riemens an. Für mich eine ideale Kombination aus Freiheit und Gefangenschaft.
So nutze ich im Sommer Sandalen meines Gefallens, ohne an die ekelhaften Plastikexemplare gebunden zu sein, die Klickschuhhersteller anbieten. In der Übergangszeit fahre ich mit irgendwelchen Sneakern, gerne bequemes Leder und im Winter tun es dann warme Schuhe mit mehr Sohle und Fütterung.
Richtiggehende Wanderschuhe? Nö. Zu klobig, zu schwer, zu unhandlich. Wenn man die Riemen aber weit genug stellt und die Haken nicht zu klein sind, geht es schon.
Passende Pedale zu finden, wird aber nicht leichter mit der Zeit. Die typischen Wellgo-Varianten erwiesen sich bei mir durch die Bank als Kinderspielzeug. Die sündteuren MKS haben bei mir nie lange gehalten, meist trat nach weniger als 1000 km Wackeln ein. Die guten alten Suntour XC Pro Grease Guard sind entweder Geschichte oder Bestandteil wohlbewachter Vitrinen.
Gute Erfahrungen habe ich mit umgebauten XT Kombipedalen gemacht, bei denen ich den Klickmechanismus entfernt und die andere Seite plan geschliffen habe. Mit ein bißchen Geschick kann man die Haken und Riemen montieren, ggf braucht es für ausreichende Schuhlänge ein paar Distanzstücke. Sollte je mal Wackeln auftreten, kann die ganze Achseinheit kostengünstig getauscht werden. Fast so gut wie Grease Guard.
Fertiglösungen screw-n-drive kenne ich keine, Basteln ist immer nötig. Ich rate dringend zu Kunststoffhaken mit zweifacher Riemenführung. Bei einfacher Riemenführung neigen die Riemen zum Verheddern, Metallhaken rosten schneller als Roheisen im Salzwasser.
Auch wenn gefühlt 120% aller Radreisenden auf Klickies schwört: Ich habe die nach einem Tag wieder abmontiert gehabt und bin seither abstinent. Meine Knie danken mir die Haken-Riemen-Pedale und an der Ampel nicht rausgekommen bin ich nur 3x im Leben: einfach weil ich koordinationsmäßig Mist gebaut hatte. Richtige Stürze resultierten daraus nur einer.