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#1469321 - 13.05.21 12:45 Carretera Austral und weiter bis Punta Arenas
uwee
Gewerblicher Teilnehmer
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 1.386
Dauer:1 Monat, 4 Tage
Zeitraum:11.3.2019 bis 13.4.2019
Entfernung:2400 Kilometer
Bereiste Länder:arArgentinien
clChile
Externe URL:http://velo-traumreise.de









Wir sind nun seit fast einem halben Jahr unterwegs.
Hier auf dem Radforum finden sich ein paar Berichte über die bisherige Reise


  Karte Welt  



  Von München einfach nur westwärts

  Von Spanien nach Brasilien

  Costa Rica und Panama

   Kolumbien

  Ecuador  

 

Wir kommen gerade zurück von den Galapagos Inseln und bleiben noch ein paar Tage in Quito.
Und nun?
Wie machen wir weiter?
Wir sind erst vor zwei Jahren durch Südamerika geradelt. Fünf Monate von Lima nach Ushuaia. Die ganze Strecke wollen wir nicht noch einmal fahren. Zudem ist es zu spät im Jahr. Bis wir den tiefen Süden erreichen ist es viel zu kalt. Und zudem wollen wir auch noch neue Länder und Landschaften kennenlernen.
Geplant hatten wir eigentlich von Quito/ Ecuador direkt nach Neuseeland zu fliegen.
Das geht uns aber jetzt aber doch zu schnell. Ein wenig Südamerika soll schon noch sein. Zumindest der äußerste Süden, der uns besonders gut gefallen hatte.








 



Wir erreichen Puerto Montt. Hier beginnt die Carretera Austral.Von Quito aus flogen wir über Lima und Santiago viele Stunden bis hierhin. Wir fühlen uns hier ein wenig wie in Skandinavien, nur ohne Mücken. Umgerechnet auf die Nordhalbkugel befinden wir uns auf dem gleichen Breitengrad wie Neapel. Aber die Antarktis ist groß und beeinflusst auch noch hier das Klima.









 

 



Die Sonne, die gerade noch im Zenit stand, befindet sich jetzt plötzlich mittags im Norden!
Und dazu ist es auch noch so ungewohnt kalt geworden.
Mittags werden kaum noch die 20 Grad erreicht. Und das soll heute sogar noch ein besonders schöner Spätsommertag sein...




 

Der Ort Puerto Montt liegt etwa 1100 km südlich von Santiago.


 




Hier im Stadtzentrum von Puerto Montt beginnt völlig unspektakulär die Ruta 7, bekannt als die CARRETERA AUSTRAL




















 


Die Carretera Austral ist eine etwa 1350 km lange Straße, die die südlichen Landesteile Chiles an den Rest des Landes anbinden soll. Bis in die 90er Jahre waren viele der Ortschaften dort unten nur  zu Fuß, mit dem Pferd, dem Schiff oder Flugzeug zu erreichen.
Als auch noch Grenzstreitigkeiten mit Argentinien dazu kamen ließ Pinochet diese Straße durch eigentlich undurchdringliche Landschaften bauen. Der Bau dieses Trampelpfades forderte immense Summen an Geld..... Und viele Todesopfer.



Karte Carretera Austral


Anfangs nur ein schmaler Matschpfad durch die Wildnis wurde die Strecke in den letzten Jahrzehnten immer besser ausgebaut.
Die erste Hälfte der Strecke bis nach Coyhaique ist inzwischen zu einem großen Teil asphaltiert.
Der Reiz für Wanderer, Motorradfahrer und besonders die Fahrradfahrer ist dennoch geblieben. Es ist eine der Traum-Straßen der Welt.
Auch wenn die alten Haudegen, in Gedenken an die alten Zeiten, nur milde lächeln können, so bleibt es weiterhin eine echte physische und psychische Herausforderung sich dieser Prüfung zu unterziehen.
Die Strecke geht zumeist durch dichten Regenwald. Dieser hat seinen Namen nicht von ungefähr.
Es gibt fast täglich heftige Schauer, nur unterbrochen von Episoden mit Dauerregen. Und dann kommt plötzlich und unerwartet doch wieder die Sonne. Die Temperaturen schwanken auch im Hochsommer zwischen 0 und 30 Grad. Und das mitunter an einem Tag. Dazu heftige Winde und Stürme, ebenso heftige Steigungen und noch immer viel, viel Matsch, Staub, Schlaglöcher und Wellblech.
Auf großen Teilen der Strecke gibt es weder Versorgung noch Telefonempfang. Man sollte schon für einige Tage Proviant mitführen.

Das erste Mal- vor mehr als zwei Jahren- fiel es uns schon sehr schwer...
Aber es war auch einfach wunderschön.
Eine unserer allerschönsten Reisen.
Und man vergisst auch schnell wieder. Schon wenige Tage nach Ankunft in Ushuaia hieß es: "Na ja, so schlimm war es eigentlich gar nicht...!.."
Das Ganze wollen wir nun noch einmal sehen, erleben, erfahren...
Jetzt ist es aber bereits Mitte März, eigentlich sehr spät im Jahr hier im Süden auf der Südhalbkugel. Vielleicht sogar zu spät.
Schauen wir doch Mal...
Ende offen.







Auch so präsentiert sich mitunter die Carretera. Allerdings nur ganz am Anfang.




















Auf dem Weg zur ersten Fähre.











Auch mit dem Camper kann man die Carretera erfahren. Nur nicht so weit wie wir Radler.

























An der Fährstation treffen wir ein nettes österreichisches Paar. Sie kommen von Ushuaia und sind daher fast am Ende der Carretera. Sie erkennen uns. Unser damaliger Bericht im Radforum inspirierte sie zu diesem Trip, der für die Beiden hier auch noch lange nicht enden soll.












Hier sehen wir vom Fahrrad immer wieder Delfine und Zwergwale.















Der Wind kommt von rechts. Also vom Meer. (Üblicherweise von Nordwest- wir fahren nach Südost)

















Anfangs erinnert auch die Landschaft an Skandinavien.
Die ersten vier Tage kein Regen und angenehme Temperaturen.
Ungewöhnlich aber durchaus angenehm.





































Wieder mal ein hübscher Platz um das Zelt aufzubauen.










An besonders kritischen Stellen kommen Fähren zum Einsatz.























Ein großer Teil der Strecke führt durch Nationalparks.Dort gibt es phantastische Campingplätze, z.T. mit überdachten Stellplätzen an den schönsten Stellen.Extrem saubere Sanitäreinrichtungen. Ohne Gebühren!












































































Happy Birthday bei 24 Grad.
Und als Geburtstagsmenü Kartoffelbrei aus der Tüte und Tomatensuppe.
Und eine Büchse Bier.
Echt lecker!















Wetterbericht: Die nächsten Tage Regenwahrscheinlichkeit 0%.







Fortsetzung folgt...





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#1470197 - 20.05.21 09:34 Re: Carretera Austral und weiter bis Punta Arenas [Re: uwee]
Moreau
Mitglied
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Beiträge: 47
Sehr schön!
Irrwege erhöhen die Ortskenntnis.
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#1470265 - 20.05.21 18:51 Re: Carretera Austral und weiter bis Punta Arenas [Re: Moreau]
uwee
Gewerblicher Teilnehmer
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 1.386
Danke!

Die Fortsetzung dauert noch ein wenig.
Sind erst mal - endlich wieder- auf Radreise!!!
Grüße
Uwe
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#1474401 - 13.07.21 20:47 Re: Carretera Austral und weiter bis Punta Arenas [Re: uwee]
uwee
Gewerblicher Teilnehmer
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Beiträge: 1.386

















So viel also zu Regenwahrscheinlichkeit 0%! Das Wetter lässt sich hier tief im Süden Südamerikas kaum vorhersagen. Es wechselt oft mehrmals am Tag. Man muss das beste daraus machen, gute Ausrüstung haben und sich an so netten Dingen wie unserem kleinen Gast erfreuen.
















Diese Gegend um das Städtchen Chaiten wurde im Mai 2008 vom gleichnamigen Vulkan zu großen Teilen zerstört. Angesichts der Zerstörungen und andauernder vulkanischer Aktivität hatte die Regierung 2009 die Aufgabe der Stadt und den Aufbau eines neuen Chaitén an der Küste 10 km weiter im Norden beschlossen.
Nur, die Bewohner wollten sich nicht umsiedeln lassen und bauten ihre Stadt an gleicher Stelle wieder auf.







Und das Erstaunliche. Die Bäume, die wir vor zwei Jahren für tot hielten schlagen jetzt, 10 Jahre nach dem Ausbruch. wieder aus.
































Das Leben verläuft wieder relativ normal in Chaiten.





























Jetzt, Ende März gibt es bereits erste Schneefälle in den Bergen. Andere Radler treffen wir kaum noch. Und wenn dann sind es Chilenen, die nun auch allmählich beginnen die Carretera mit Rädern zu erkunden. Oft allerdings mit qualitativ minderwertigen Rädern. Dementsprechend viele Ausfälle gibt es.













Eine Bereicherung des Speiseplans.








Beim nächsten Dauerregen zelten wir in einer Schutzhütte.

























An manchen Orten wird Pinochet noch immer verehrt.








Mitunter flüchteten wir bei Dauerregen in eine trockene Unterkunft. Diese hier sogar mit Meerblick.













Viele Einwohner in diesem Teil des Landes haben deutsche Wurzeln. Und Namen.























Bei einem Landwirt fragten wir, ob wir hier unser Zelt aufstellen dürfen.
Und auch angeln?
Beides wurde uns erlaubt. Vor unserem Zelt laichen Lachse.
Ich war froh, dass bei mir nur Forellen anbissen. Für mehr war die dürftige Ausrüstung nicht geeignet.
















Kurz vor der Hälfte der Carretera. Der Stadt Coyhaiqui.









Coyhaique liegt rund 1650 km südlich von Santiago. Sie hat etwa 60.000 Einwohner. Das ist die Hälfte aller Menschen entlang der Carretera Austral.














Wir haben das Glück und sehen die extrem seltenen und streng geschützten Südandenhirsche (Hippocamelus bisulcus), auch Chilenischer Huemul genannt.












Bei unserer letzten Reise gefiel uns ein Seitenarm der Carretera besonders gut. Die Strecke führt über den Ort Chile Chico.














Die Stadt liegt am südlichen Ufer des riesigen Sees Lago General Carrera mündet. Die Stadt ist eine wichtige Grenzstadt zu Argentinien. Der See besitzt eine Fläche von rund 2200 km². In Argentinien, wo der größere Teil des Sees liegt heißt er Lago Buenos Aires.
Das Klima ist aufgrund der Seelage für die südliche Lage noch angenehm, man nennt die Stadt auch Ciudad del Sol. Hier wachsen sogar noch Pfirsiche und Aprikosen.










Und geschwommen ist hier nicht nur die chilenische Marine. Auch wir sprangen in die erfrischend kalten Fluten.













Ab dem Ortsende ist es dann für etliche hundert Kilometer vorbei mit Asphalt und Beton.








Und oft müssen wir nun schieben.






















Sieht schön aus. Ist aber eine sehr umstrittene Mine.


















Die atemberaubende Straße wurde auf viele Kilometer in den Fels gesprengt.
































Hier erwartet uns an exakt an der selben Stelle das Gleiche wie bei der letzten Tour.
Das Wasser des Sees scheint zu kochen. Sturm wühlt es auf und schießt es über den See.
Ein Halten gibt es für uns Radler auch am Ufer nicht. Wir stürzen beide.












Es geht nicht weiter. Wir müssen trampen. Und das bei einer Frequenz von durchschnittlich einem Fahrzeug pro Stunde...



















Die Rettung. Eine Familie aus Santiago macht eine einwöchige Reise mit dem Pickup und nimmt uns natürlich sofort mit. Wartezeit für uns nur 20 Minuten. Nach einer Fahrt von nur 10 Kilometern ist es mild und fast windstill.

























Auch wer trampt braucht viel Zeit.




[img]https://lh3.googleusercontent.com/pw/AM-...7-no?authuser=0[/img]



Das Wetter wechselt weiterhin schnell. Asphalt gibt es bis zum Ende der Carretera nicht mehr.

Jeder von uns hatnun auch noch einen heftigen Sturz. Jeweils in einer Windböe bei solch einer Abfahrt. Ergebnis: Heftige Rippenprellung.Husten und Lachen geht gar nicht mehr. Nachts im Zelt umdrehen bleibt einige Wochen ein Problem. Das Radeln geht dagegen relativ gut.








Der Rio Baker ist der wasserreichste Fluss Patagoniens. Und eines der teuersten Angelgewässer weltweit. Für Radler aber kostenlos.



















Mit Heiligenschein

































Zwei Tage Dauerregen!








Wir dürfen in einem Schuppen schlafen und bekommen sogar Brot, Eier, Bier und Wein.















Ein letzter schwerer Anstieg zur letzten Fähre der gesamten Carretera. Ich schiebe 2/3 des Anstiegs. Isabel ist deutlich besser in Form.







Aber mitunter schiebt auch sie.










Hier bewundern und verwöhnen uns Mitreisende. Das genießt man dann schon.
















In einer der wenigen Nothütten finden wir Schutz vor Kälte und Nässe. Zum Glück haben wir noch genügend Benzin um das nasse Holz zu entzünden.
Spätabends erreicht auch noch ein völlig durchfrorener Ire unsere Unterkunft und freut sich über das Feuer und die angebotene Verpflegung.









Jetzt ist auch noch die letzte Kamera gestorben. Ab hier also nur noch Bilder vom alten IPhone.
Ersatz gibt es erst in Auckland.









Müssten wir hier wie in China bei jedem Wasserfall 20 $ Eintritt für jeden Wasserfall zahlen würden wir arm werden.






1.350 Kilometer fuhren wir seit Puerto Montt auf der Carretera Austral.
Sie endet hier im sympathischen Ort Villa O`Higgins.












Wir gönnen uns eine gemütliche Hütte mit Kaminofen














und genießen täglich ein heißes Bad.









Fortsetzung folgt




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#1474633 - 16.07.21 12:55 Re: Carretera Austral und weiter bis Punta Arenas [Re: uwee]
jochenfranke
Mitglied
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Beiträge: 525
Hallo,

vielen Dank für den Bericht und vorallem für die schönen Bilder.
Diese Strecke wird wohl für mich ein ewiger Traum bleiben.

Gruß Jochen
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#1475137 - 22.07.21 20:43 Re: Carretera Austral und weiter bis Punta Arenas [Re: uwee]
Hansflo
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 4.009
Hallo,

vielen Dank wieder einmal für den intensiven Bericht. Gemütlich schaut diese Reise nicht gerade aus, umso beeindruckender finde ich sie.

Hans
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#1476131 - 04.08.21 16:15 Re: Carretera Austral und weiter bis Punta Arenas [Re: uwee]
uwee
Gewerblicher Teilnehmer
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abwesend abwesend
Beiträge: 1.386






Es dauert ein paar Tage bis der Sturm ein wenig nachlässt und wir die Mitteilung bekommen, dass uns morgen das kleine Boot über den Lago O`Higgins übersetzt. Die Fährstation ist ein paar Kilometer von Villa O`Higgins entfernt in Bahia Bahamondez. Eine schöne, aber trotz geringerer Windstärke als in den letzten Tagen, dennoch heftige Überfahrt.
Die Tour zum Gletscher dem Glaciar O`Higgins sparen wir uns heute. Den besuchten wir bei unserer letzten Tour. Heute wollen wir noch über die Grenze nach Argentinien kommen. An den Lago Desierto.







Es sind nur etwa 21 Kilometer von der Anlegestelle in Candelario Mancilla bis zum Lago Desierto. Gegen Mittag kommen wir dort an. Außer einem sehr einfachen Campingplatz gibt es dort nichts.

Auf den ersten 15 Kilometern von der Fährstation bis zur argentinisch/ chilenischen Grenze ist es ein Weg, wie wir ihn von großen Teilen der Carretea Austral kennen. Ausgewaschen, holprig, aber zur Not könnten hier sogar geländegängige Fahrzeuge fahren. Es sind mehr als 600 Höhenmeter, und die Steigungen sind teilweise heftig. Wir müssen immer wieder schieben, aber wir unterbieten die von maps.me veranschlagten 4:20 Stunden um eine volle Stunde.
Dann kommt der argentinische Teil des Weges. Es sind nur 5,6 km. Dazu geht es mehr als 200 Höhenmeter herunter. Maps.me veranschlagt 26 Minuten dafür. Wir brauchen dann aber mehr als 4 Stunden dafür... Und das ohne Pause.
Es dürfen nur Fußgänger, Reiter und Fahrradfahrer (besser Fahrradschieber, oder Fahrradträger) diesen Weg und die Grenzstation nutzen. Und man bemüht sich redlich diesen Weg für diese so schwer wie möglich zu gestalten. Immer wieder müssen wir- zu dieser Jahreszeit reißende- Bäche durchqueren, tiefe Matschpassagen durchwaten, über wie Mikadostäbe kreuz und quer im Wald verteilte Baumstämme klettern und, und, und... Und die meiste Zeit erst die Räder, dann das Gepäck transportieren.
Es ist schon dunkel als wir den Grenzposten am Lago Desierto erreichen. Es ist windig. Es ist eiskalt. Da nehmen wir gerne die Empfehlung des Grenzbeamte an, uns in einer in der Nähe liegenden, einfachen Hütte einzuquartieren. Diese ist zwar feucht und kalt, und es ist auch nicht ganz einfach den kleinen, qualmenden Ofen mit dem nassen Holz in Gang zu bringen. Aber immer noch deutlich besser als jetzt draußen bei Wind, Kälte und Dunkelheit das Zelt aufzustellen.














Das Fährboot am Vormittag fällt aus. Um diese Jahreszeit sind nur wenige Wanderer unterwegs. Aber wir können schließlich das Boot am Nachmittag nehmen.







Um diesen See gab es fast einen Krieg zwischen Argentinien und Chile. Argentinien gewann im November 1965 das Scharmützel bei dem es auf chilenischer Seite einen Tote gab. Dies war dann einer der Hauptgründe für Augusto Pinochet die Carretera Austral bauen zu lassen. Die genaue Grenzziehung war trotz eines Vertrages von 1881 in diesen schwer zugänglichen Gebieten umstritten. Und da musste man Präsenz zeigen um seine vermeintlichen Rechte zu vertreten.






















Wir haben Glück. Es ist ein traumhafter Tag nach El Chalten zu radeln. Sonne, Wind von hinten und einer der seltenen Gelegenheiten den berühmten Monte Fitz Roy ohne Wolkenschleier um den Gipfel zu betrachten.








Lang hält das schöne Wetter leider nicht. Schon am Nachmittag regnet es heftig bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt...







Zum Glück gibt es im sehr touristischen Ort El Chalten genügend wohltemperierte Hotels und Kneipen. Im Sommer sind meist sämtliche Zimmer und Campingplätze belegt. Um diese Jahreszeit verschlägt es allerdings nur noch sehr wenige Touristen hierher.








Am nächsten Morgen. Es hat geschneit! Schneematsch! Nicht die reine Freude für Fahrradfahrer...











Es sind 230 Kilometer von El Chalten nach El Calafate- Der Wind kommt die meiste Zeit heftig von hinten. Wir schaffen die Strecke an einem Tag. Die längste Tagesetappe der gesamten Reise.
Nun folgt zur Abwechslung mal ein richtig touristisches Programm.


















Wir haben in El Calafate eine Tagestour per Bus und Boot zum berühmten Gletscher Perito Moreno gebucht.
Eine neue Erfahrung...


Der Perito Moreno Gletscher ist einer der größten Gletscher des Campo de Hielo Sur, dem südlichen Eisfeldes von Südamerika. Die Länge dieses Gletschergebiets in Nord-Süd-Richtung, beträgt ca. 350 km, die Breite bei etwa zwischen 35km. Die Fläche beträgt ungefähr 13.000 km². Es ist das viertgrößte Gletschergebiet weltweit. Größere gibt es nur in der Antaktis, der Arktis und in Grönland.
Übrigens ist der Perito Moreno Gletscher einer der wenigen Gletscher weltweit der sich nicht zurückzieht.


Wikipedia: Der Perito Moreno Gletscher


















































Es war eine Abwechslung mit so vielen Menschen einen ganzen Tag zusammen zu sein. Das haben wir die letzten Wochen nicht mehr erlebt.
Es waren aber einige sehr interessante Typen in unserer Gruppe.














Wir versuchen von El Calafate nach Puerto Natales zu radeln. Wie bei unserem letzten Besuch hat der Wind hier wieder Orkanstärke. Beim letzten Mal hatten wir bei solch heftigem Rückenwind Rekordstrecken zurückgelegt. Aber diesmal ist es kein reiner Rückenwind. Er kommt meist eher von der Seite aus westlichen Richtungen. Solche Windböen sind sehr unangenehm und gefährlich.
Einige Streckenabschnitten führen gen Westen. Da kommt der Wind auf heftig von vorne. Da kommen wir selst schiebend kaum voran.







Die Anzahl der Guanakos hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt. Wir sehen tausende von diesen grazilen Tieren. Sie gehören zu den Neuweltkamelen, wie die Lamas, Alpakas und Vicunjas.






Irgendwann geht nichts mehr!
Der Orkan ist zu stark für uns! Wir können die Räder nicht mehr festhalten.
Mit viel Glück finden wir einen Wasserdurchlass unter der Straße in dem wir die Räder und das Gepäck verstecken können. Und uns in relativer Windstille ein wenig sammeln und erholen.
Gegen jede Erfahrung in Südamerika gestaltet sich das Trampen zurück nach El Calafate als sehr, sehr mühsam und frustierend. Die Argentinier nehmen anscheinend nicht sehr gerne Anhalter mit. Auch nicht hier in dieser gottverlassenen, einsamen Gegend. Es flossen in dieser scheinbar hoffnungslosen Lage sogar einige Tränen.
Schließlich erbarmt sich ein amerikanisches Paar und befreit uns aus dieser misslichen Lage. Sie machen sogar noch einen Umweg um uns nach El Calafate zu bringen.
Räder und Gepäck holen wir später mit einem Taxi ab.
Bereits am nächsten Morgen fahren wir mit dem Bus bis an die argentinisch/chilenische Grenze bei Cerro Castillo. Die Fahrradmitnahme ist in argentinischen Bussen meist ausdrücklich verboten. Wir haben diesmal aber Glück und haben keinerlei Schwierigkeiten die Räder zu verstauen.
Die Fahrt von der Grenze über Cerro Castillo bis nach Puerto Natales ist zeitweise stürmisch aber durchaus aushaltbar. Und es macht sogar wieder richtig Spaß. Es sind auch nur noch 70 Kilomter bis wir Puerto Natales erreichen.






















Puerto Natales ist ein nettes kleines Städtchen mit allem was das Herz begehrt. Gute Unterkünfte, Restaurants, Geschäfte und sogar Mietwagenverleih.
Sie ist die Hauptstadt der Provinz Ultima Esperanza, was übersetzt bedeutet: Provinz der letzten Hoffnung...
Sie hat nur etwa 20.000 Einwohner, ist aber mit etwa 50.000 qkm die flächenmäßig größte Gemeinde Chiles. Die Bevölkerungsdichte beträgt laut Wikipedia: 0 Einwohner pro Quadratkilometer- ist aber eventuell abgerundet...







Wir lassen die Räder in der Stadt, mieten uns einen Wagen und fahren damit in den Nationalpark Torres del Paine .
Er ist der wohl bekannteste chilenische Nationalpark. Der Name bedeutet in der Sprache der Aonikenk-Indianer "Türme des blauen Himmels".
Er liegt etwa 140km entfernt von Puerto Natales und weist ein Fläche von 2.500 qkm auf.
Die „Torres del Paine“ sind das Wahrzeichen des Nationalparks. Dabei handelt es sich um drei nadelartige Granitberge, die zwischen 2600 und 2850 m hoch sind. Die Berge liegen etwa in der Mitte des Nationalparks.

Mehr Infos hier:
Wikipedia: Torres del Paine

Schon der Weg dorthin bringt viele schöne Ansichten, Aussichten und Begegnungen.



















Die Tiere - hier Guanakos - kennen keine Angst. Man kann sich ihnen bis auf wenige Meter nähern.

















Ein schöner und für hiesige Verhältnisee sehr günstiger Campingplatz mit Aussicht.
Knapp außerhalb des Parks.
Wildcampen im Nationalpark ist strengstens verboten und wird sehr hart bestraft!






































Der Park ist selbst jetzt im Herbst sehr gut besucht. Es dürfen aber nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern pro Tag den Park besuchen.
In der Hauptsaison muss man Monate zuvor buchen und bereits bei der Buchung auch schon angeben, wo man wann übernachten wird. Es ist in jedem Fall kein günstiger Urlaub. Alles hier im Park ist teuer! Hotels, Zeltplätze, Restaurants, Gebühren...
Andererseits lohnt sich der Besuch aber trotzdem auf alle Fälle.


















Ein Zimmer hier kostet mehrere hundert US$ pro Nacht.
Selbst die fest montierten Zelte bei einzelnen Hütten sind teurer als anderswo schöne Hotelbetten.

















Diese nette Hütte erinnert an Alpenvereinshütten.
Und bietet ähnliche Speisen und Getränke.











Vielen der Wanderer merkt man an, dass sie nocht nicht viele Bergtouren zu Fuß zurückgelegt haben. Zumindest die Ausrüstung ist aber gut und neuwertig.









































Nandus sind die flugunfähigen Laufvögel Südamerikas, die man hier im tiefen Süden häufig zu Gesicht bekommt. Bei dieser Tierart brütet der Mann und lässt sich von verschiedenen Damen Eier in sein Nest legen. Er führt später auch alleine die Jungnanduschar aus.











Auf der ein wenig tristen, windigen und kühlen Fahrt von Puerto Natales nach Punta Arenas beschließen wir nun endgültig, dass wir von Punta Arenas aus den Weiterflug antreten werden. Eigentlich hatten wir geplant gehabt erneut bis nach Ushuaia zu fahren, aber die Kälte, der Wind und die kurzen Tage ließen uns die Pläne abändern. Glücklicherweise bekommen wir auch anstandslos einen Flug.





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#1476132 - 04.08.21 16:31 Re: Carretera Austral und weiter bis Punta Arenas [Re: uwee]
uwee
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Ankunft in Punta Arenas. Man kann erkennen aus welcher Richtung der Wind gewöhnlich bläst...











Dort liegt die Fähre rüber zum chilenischen Teil von Feuerland.








Punta Arenas gilt in Chile als die südlichste Stadt der Welt. Ushuaia zählt man hier nicht als Stadt, sondern eher als ein Dorf...
Punta Arenas liegt an der Magellanstraße, hat etwa 125.000 Einwohner und ist die Hauptstadt des südlichsten Teiles von Chile, der Region de Magallanes y de la Antártica Chilena.
Die Anzahl der Sehenswürdigkeiten ist überschaubar. Die Stadt ist aber ein gutes Sprungbrett für die Erkundung von Feuerland und den Inseln der Umgebung, teils mit einer spektakulären Tierwelt. Auch der südlichste Punkt von Festland- Amerika liegt ganz in der Nähe. Wird aber touristisch- anders als z.B. das Nordkap in Norwegen- kaum vermarktet.















































Auf dem Weg zum Flughafen, der dummerweise im Norden der Stadt liegt. Und der Wind kommt hier grundsätzlich aus dem Norden. So wird unser Abschied von Amerika noch einmal richtig anstrengend. Aber der Flug wird lang, und wir finden wohl die Zeit zum Regenerieren.



































Hier noch ein Blick auf das Campo de Hielo Sur, also das Südliche Eisfeld Chiles mit seinen Bergen und Gletschern.



Es war ein anstrengender und fordernder Trip von Puerto Montt bis nach Punta Arenas. Wir würden es aber glatt auch noch ein drittes Mal machen. Allerdings zu einer anderen Jahreszeit mit längeren Tagen, höheren Temperaturen und eventuell etwas geringeren Windstärken. Die Landschaften und die Natur sind einzigartig und machen süchtig.
Leider stammt der Großteil der Aufnahmen vom IPhone, da sich sämtliche mitgeführten Kameras wegen Stürzen und klimabedingt verabschiedet haben. Das mindert natürlich die Qualität des Bildmaterials.




Ich denke die deutlich schöneren Aufnahmen erschienen in den Berichten von unserer ersten Südamerika - Reise.

DIE CARRETERA AUSTRAL 2016/2017




Zudem auch noch ein Bericht vom Besuch in und auf Feuerland.

Bis ans Ende der Welt / Fin del mundo/ Ushuaia 2017




Grüße
Uwe


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#1476156 - 04.08.21 20:26 Re: Carretera Austral und weiter bis Punta Arenas [Re: uwee]
thomas56
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Irre Tour. bravo Hab ich mir für´s nächste Leben vorgemerkt.
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