Es dauert ein paar Tage bis der Sturm ein wenig nachlässt und wir die Mitteilung bekommen, dass uns morgen das kleine Boot über den Lago O`Higgins übersetzt. Die Fährstation ist ein paar Kilometer von Villa O`Higgins entfernt in Bahia Bahamondez. Eine schöne, aber trotz geringerer Windstärke als in den letzten Tagen, dennoch heftige Überfahrt.
Die Tour zum Gletscher dem Glaciar O`Higgins sparen wir uns heute. Den besuchten wir bei unserer letzten Tour. Heute wollen wir noch über die Grenze nach Argentinien kommen. An den Lago Desierto.
Es sind nur etwa 21 Kilometer von der Anlegestelle in Candelario Mancilla bis zum Lago Desierto. Gegen Mittag kommen wir dort an. Außer einem sehr einfachen Campingplatz gibt es dort
nichts.
Auf den ersten 15 Kilometern von der Fährstation bis zur argentinisch/ chilenischen Grenze ist es ein Weg, wie wir ihn von großen Teilen der Carretea Austral kennen. Ausgewaschen, holprig, aber zur Not könnten hier sogar geländegängige Fahrzeuge fahren. Es sind mehr als 600 Höhenmeter, und die Steigungen sind teilweise heftig. Wir müssen immer wieder schieben, aber wir unterbieten die von
maps.me veranschlagten 4:20 Stunden um eine volle Stunde.
Dann kommt der argentinische Teil des Weges. Es sind nur 5,6 km. Dazu geht es mehr als 200 Höhenmeter herunter.
Maps.me veranschlagt 26 Minuten dafür. Wir brauchen dann aber mehr als 4 Stunden dafür... Und das ohne Pause.
Es dürfen nur Fußgänger, Reiter und Fahrradfahrer (besser Fahrradschieber, oder Fahrradträger) diesen Weg und die Grenzstation nutzen. Und man bemüht sich redlich diesen Weg für diese so schwer wie möglich zu gestalten. Immer wieder müssen wir- zu dieser Jahreszeit reißende- Bäche durchqueren, tiefe Matschpassagen durchwaten, über wie Mikadostäbe kreuz und quer im Wald verteilte Baumstämme klettern und, und, und... Und die meiste Zeit erst die Räder, dann das Gepäck transportieren.
Es ist schon dunkel als wir den Grenzposten am Lago Desierto erreichen. Es ist windig. Es ist eiskalt. Da nehmen wir gerne die Empfehlung des Grenzbeamte an, uns in einer in der Nähe liegenden, einfachen Hütte einzuquartieren. Diese ist zwar feucht und kalt, und es ist auch nicht ganz einfach den kleinen, qualmenden Ofen mit dem nassen Holz in Gang zu bringen. Aber immer noch deutlich besser als jetzt draußen bei Wind, Kälte und Dunkelheit das Zelt aufzustellen.
Das Fährboot am Vormittag fällt aus. Um diese Jahreszeit sind nur wenige Wanderer unterwegs. Aber wir können schließlich das Boot am Nachmittag nehmen.
Um diesen See gab es fast einen Krieg zwischen Argentinien und Chile. Argentinien gewann im November 1965 das Scharmützel bei dem es auf chilenischer Seite einen Tote gab. Dies war dann einer der Hauptgründe für Augusto Pinochet die Carretera Austral bauen zu lassen. Die genaue Grenzziehung war trotz eines Vertrages von 1881 in diesen schwer zugänglichen Gebieten umstritten. Und da musste man Präsenz zeigen um seine vermeintlichen Rechte zu vertreten.
Wir haben Glück. Es ist ein traumhafter Tag nach El Chalten zu radeln. Sonne, Wind von hinten und einer der seltenen Gelegenheiten den berühmten Monte
Fitz Roy ohne Wolkenschleier um den Gipfel zu betrachten.
Lang hält das schöne Wetter leider nicht. Schon am Nachmittag regnet es heftig bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt...
Zum Glück gibt es im sehr touristischen Ort El Chalten genügend wohltemperierte Hotels und Kneipen. Im Sommer sind meist sämtliche Zimmer und Campingplätze belegt. Um diese Jahreszeit verschlägt es allerdings nur noch sehr wenige Touristen hierher.
Am nächsten Morgen. Es hat geschneit! Schneematsch! Nicht die reine Freude für Fahrradfahrer...
Es sind 230 Kilometer von El Chalten nach El Calafate- Der Wind kommt die meiste Zeit heftig von hinten. Wir schaffen die Strecke an einem Tag. Die längste Tagesetappe der gesamten Reise.
Nun folgt zur Abwechslung mal ein richtig touristisches Programm.
Wir haben in El Calafate eine Tagestour per Bus und Boot zum berühmten
Gletscher Perito Moreno gebucht.
Eine neue Erfahrung...
Der Perito Moreno Gletscher ist einer der größten Gletscher des
Campo de Hielo Sur, dem südlichen Eisfeldes von Südamerika. Die Länge dieses Gletschergebiets in Nord-Süd-Richtung, beträgt ca. 350 km, die Breite bei etwa zwischen 35km. Die Fläche beträgt ungefähr 13.000 km². Es ist das viertgrößte Gletschergebiet weltweit. Größere gibt es nur in der Antaktis, der Arktis und in Grönland.
Übrigens ist der Perito Moreno Gletscher einer der wenigen Gletscher weltweit der sich nicht zurückzieht.
Wikipedia: Der Perito Moreno Gletscher Es war eine Abwechslung mit so vielen Menschen einen ganzen Tag zusammen zu sein. Das haben wir die letzten Wochen nicht mehr erlebt.
Es waren aber einige sehr interessante Typen in unserer Gruppe.
Wir versuchen von El Calafate nach Puerto Natales zu radeln. Wie bei unserem letzten Besuch hat der Wind hier wieder Orkanstärke. Beim letzten Mal hatten wir bei solch heftigem Rückenwind Rekordstrecken zurückgelegt. Aber diesmal ist es kein reiner Rückenwind. Er kommt meist eher von der Seite aus westlichen Richtungen. Solche Windböen sind sehr unangenehm und gefährlich.
Einige Streckenabschnitten führen gen Westen. Da kommt der Wind auf heftig von vorne. Da kommen wir selst schiebend kaum voran.
Die Anzahl der Guanakos hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt. Wir sehen tausende von diesen grazilen Tieren. Sie gehören zu den Neuweltkamelen, wie die Lamas, Alpakas und Vicunjas.
Irgendwann geht nichts mehr!
Der Orkan ist zu stark für uns! Wir können die Räder nicht mehr festhalten.
Mit viel Glück finden wir einen Wasserdurchlass unter der Straße in dem wir die Räder und das Gepäck verstecken können. Und uns in relativer Windstille ein wenig sammeln und erholen.
Gegen jede Erfahrung in Südamerika gestaltet sich das Trampen zurück nach El Calafate als sehr, sehr mühsam und frustierend. Die Argentinier nehmen anscheinend nicht sehr gerne Anhalter mit. Auch nicht hier in dieser gottverlassenen, einsamen Gegend. Es flossen in dieser scheinbar hoffnungslosen Lage sogar einige Tränen.
Schließlich erbarmt sich ein amerikanisches Paar und befreit uns aus dieser misslichen Lage. Sie machen sogar noch einen Umweg um uns nach El Calafate zu bringen.
Räder und Gepäck holen wir später mit einem Taxi ab.
Bereits am nächsten Morgen fahren wir mit dem Bus bis an die argentinisch/chilenische Grenze bei Cerro Castillo. Die Fahrradmitnahme ist in argentinischen Bussen meist ausdrücklich verboten. Wir haben diesmal aber Glück und haben keinerlei Schwierigkeiten die Räder zu verstauen.
Die Fahrt von der Grenze über Cerro Castillo bis nach Puerto Natales ist zeitweise stürmisch aber durchaus aushaltbar. Und es macht sogar wieder richtig Spaß. Es sind auch nur noch 70 Kilomter bis wir Puerto Natales erreichen.
Puerto Natales ist ein nettes kleines Städtchen mit allem was das Herz begehrt. Gute Unterkünfte, Restaurants, Geschäfte und sogar Mietwagenverleih.
Sie ist die Hauptstadt der Provinz
Ultima Esperanza, was übersetzt bedeutet: Provinz der letzten Hoffnung...
Sie hat nur etwa 20.000 Einwohner, ist aber mit etwa 50.000 qkm die flächenmäßig größte Gemeinde Chiles. Die Bevölkerungsdichte beträgt laut Wikipedia: 0 Einwohner pro Quadratkilometer- ist aber eventuell abgerundet...
Wir lassen die Räder in der Stadt, mieten uns einen Wagen und fahren damit in den Nationalpark
Torres del Paine .
Er ist der wohl bekannteste chilenische Nationalpark. Der Name bedeutet in der Sprache der Aonikenk-Indianer "Türme des blauen Himmels".
Er liegt etwa 140km entfernt von Puerto Natales und weist ein Fläche von 2.500 qkm auf.
Die „Torres del Paine“ sind das Wahrzeichen des Nationalparks. Dabei handelt es sich um drei nadelartige Granitberge, die zwischen 2600 und 2850 m hoch sind. Die Berge liegen etwa in der Mitte des Nationalparks.
Mehr Infos hier:
Wikipedia: Torres del Paine Schon der Weg dorthin bringt viele schöne Ansichten, Aussichten und Begegnungen.
Die Tiere - hier Guanakos - kennen keine Angst. Man kann sich ihnen bis auf wenige Meter nähern.
Ein schöner und für hiesige Verhältnisee sehr günstiger Campingplatz mit Aussicht.
Knapp außerhalb des Parks.
Wildcampen im Nationalpark ist strengstens verboten und wird sehr hart bestraft!
Der Park ist selbst jetzt im Herbst sehr gut besucht. Es dürfen aber nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern pro Tag den Park besuchen.
In der Hauptsaison muss man Monate zuvor buchen und bereits bei der Buchung auch schon angeben, wo man wann übernachten wird. Es ist in jedem Fall kein günstiger Urlaub. Alles hier im Park ist teuer! Hotels, Zeltplätze, Restaurants, Gebühren...
Andererseits lohnt sich der Besuch aber trotzdem auf alle Fälle.
Ein Zimmer hier kostet mehrere hundert US$ pro Nacht.
Selbst die fest montierten Zelte bei einzelnen Hütten sind teurer als anderswo schöne Hotelbetten.
Diese nette Hütte erinnert an Alpenvereinshütten.
Und bietet ähnliche Speisen und Getränke.
Vielen der Wanderer merkt man an, dass sie nocht nicht viele Bergtouren zu Fuß zurückgelegt haben. Zumindest die Ausrüstung ist aber gut und neuwertig.
Nandus sind die flugunfähigen Laufvögel Südamerikas, die man hier im tiefen Süden häufig zu Gesicht bekommt. Bei dieser Tierart brütet der Mann und lässt sich von verschiedenen Damen Eier in sein Nest legen. Er führt später auch alleine die Jungnanduschar aus.
Auf der ein wenig tristen, windigen und kühlen Fahrt von Puerto Natales nach Punta Arenas beschließen wir nun endgültig, dass wir von Punta Arenas aus den Weiterflug antreten werden. Eigentlich hatten wir geplant gehabt erneut bis nach Ushuaia zu fahren, aber die Kälte, der Wind und die kurzen Tage ließen uns die Pläne abändern. Glücklicherweise bekommen wir auch anstandslos einen Flug.
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