33. Tag

Unsere Platznachbarn wollen heute bis Puente de Orbigo. Wir machen erst einmal nicht viele Pläne. Interessanterweise ist es heute praktisch windstill. Die angesagte Sturmverschärfung hat nicht stattgefunden. Gut, dass wir uns gestern nicht weiter gequält haben. An der Ortsausfahrt ist die Orientierung ein bisschen verzwickt, da ein Stück Straße fehlt. Warum auch immer. Jedenfalls kann man noch einmal auf einer Nebenstraße bis Mansilla de las Mulas fahren, bevor man sich auf den Großstadtverkehr Leons einlassen muss. Dort trifft man auf die N601, die – stark befahren – nach Leon führt.

Wir kennen das schon. Stadtein- und –ausfahrten sind so eine Sache. Eine sinnvolle Wegführung für Radfahrer ist hier meist nicht bedacht und so kämpft man sich irgendwie durch. Die N601 erweist sich als wirklich extrem befahren. Wir versuchen, so lange das irgendwie geht, Nebenstraßen zu benutzen. Und sei es schiebend. Schließlich gibt es aber keine Alternative mehr. Gut, dass wir inzwischen an solche Situation gewöhnt sind. Vorne blinken schon große Warnlampen vor einem Kreisel, von dem es in die Stadt geht.

Unsere drei Radführer beschreiben die Situation unterschiedlich. Alle drei sind allerdings der Meinung, dass man hier dem Fußweg nicht folgen kann. Die Wanderer müssen zu Fuß die Autobahn überqueren und dabei Absperrungen überqueren, die Radfahrern nicht möglich sind. Begriffe wie „Zumutung, lebensgefährlich usw.“ überbieten sich gegenseitig. Bikeline empfiehlt, auf dem Seitenstreifen der Autobahn zu bleiben, die nächste Abfahrt zu nehmen und dann die Brücke auf die andere Seite zu nehmen. Das klingt am unaufgeregtesten. Und das scheint die neueste Version zu sein. Also gut und los. Die Autobahn ist nicht als solche ausgewiesen. Es gibt kein Fahrradverbot. Aber mächtig viel Verkehr, der dort mit Hochgeschwindigkeit entlang braust. Wir brausen mit. Begünstigt dadurch, dass es ordentlich bergab geht. Vor uns fährt mit ca. 100 m Abstand ein spanischer Radfahrer, den wir schon öfter getroffen haben und der meistens wusste, wo es lang geht. So im Brausen sehen wir, wie die Wanderer fröhlich über eine schicke Brücke marschieren, die wir sicher auch hätten nehmen können, wenn wir denn von ihr gewusst hätten. Oder dort vorbeigekommen wären, wo sie ansetzt. (Man hätte am Kreisel Richtung Golpejar abbiegen müssen (wo auch der Campingplatz ist). Schade irgendwie.

Jedenfalls kommen wir bis an die Ausfahrt, fahren über die Brücke und treffen auf der anderen Autobahnseite die Fußgänger wieder. Wir folgen den gelben Pfeilen bis in die Altstadt. Nicht ohne unterwegs noch einen großen Supermarkt heimzusuchen. Sowas hat man auf dem Lande nicht. In der Altstadt angekommen, brauchen wir mehrere Anläufe, um auf den Platz vor der Kathedrale zu kommen. Die schließt gerade und wird erst um 16 Uhr wieder öffnen. Genug Zeit also, die anderen Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Vor der Kathedrale treffen wir etliche unserer niederländischen Campingplatz-Genossen, die sich überwiegend entscheiden, auf die Kathedralen-Besichtigung zu verzichten und weiterzufahren. Wir möchten das nicht.

Die Altstadt ist sehr schön, wenn jetzt auch beinahe wie ausgestorben. Wir laufen herum und finden auf Anhieb den Gaudi-Bau. Und irgendwann auch San Isidro, wo es überraschenderweise keine Siesta gibt. Sowohl Kirche wie auch Museum haben geöffnet. Der etwas morbide Charme dieses Ensembles lockt uns bis in die verstecktesten Ecken.

Nun hat auch die Kathedrale geöffnet. Ganz soviel wie in Burgos findet sich hier nicht. Dafür ist die Beleuchtung durch die vielen bunten Fenster sehr schön. Da wir noch einige Kilometer vor uns haben, machen wir uns bald wieder auf den Weg. Da dass am einfachsten ist, folgen wir den dicken gelben Pfeilen, wovon unsere Führer abraten, da man so konstant falsch rum durch die Einbahnstraßen muss. Das stört uns nicht mehr besonders. Wir sind zunehmend abgehärtet. Ein Umkehren in Richtung Golpejar erwägen wir nicht einmal. Viel zu kompliziert. So kommen wir bald auf einen großen Platz, an dem das Kloster San Marcos mit enthaltenem Parador liegt, bewundern die Fassade und fahren weiter.

Die Vororte haben es auch in dieser Richtung in sich. Vorgeschlagene Umfahrungen kommen jetzt nicht mehr in Frage, wenn wir noch bis Villadangos del Paramo auf den nächsten Campingplatz kommen wollen. Die direkte Strecke, an der auch der Weg für die Fußgänger entlangführt, ist hart. Erst einmal geht es durch ein endloses Gewerbegebiet an stark befahrener Straße steil nach oben. Im Grunde gibt es über La Virgen del Campo und Valverde de la Virgen keinerlei Lücke in Bebauung und dichtem Verkehr. Zwischen den Orten gibt es immerhin einen befahrbaren Seitenstreifen. In den Orten fällt er weg oder ist überfüllter Parkstreifen, so dass man auf die Fahrbahn muss, während der Durchgangsverkehr die Ortsdurchfahrt ignoriert und mit voller Geschwindigkeit durchbrettert. Den Lärm, die Autoabgase und den Staub kann sich vermutlich jeder vorstellen.

In Villadangos gefällt uns der Campingplatz nicht. Er sieht unter den Pappeln am Rand der Durchgangsstraße wenig einladend aus. Wir könnten doch…..bis Puente de Orbigo durchfahren und dort auch die anderen wieder treffen. Das wäre nett. Theoretisch wäre das auch nicht mehr weit gewesen. Wenn wir uns nicht bei unserem Versuch, der schrecklichen Straße wenigstens ab und zu mal auszuweichen, nicht verfahren hätten, was einen ziemlichen Umweg zur Folge hat.

Aber irgendwann stehen wir vor der unglaublich langen und bogenreichen Brücke. Und entsprechend lange schieben wir drüber, weil das Pflaster zwar historisch, aber kaum befahrbar ist. Der Platz ist schnell gefunden und schon bauen wir neben den anderen unser Zelt auf. Auch hier sind die meisten Plätze von Dauercampern belegt. Da Wochenende ist, sind sie alle anwesend und planen, wenn man so die Vorbereitungen sieht, eine größere Feier. Davon kriegen wir aber nicht mehr viel mit. Viel zu müde…..