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#782927 - 26.12.11 18:24 Re: Pyrénées Cathares-Catalán [Re: veloträumer]
veloträumer
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Beiträge: 17.201
Es ist soweit - endlich das Finale. schmunzel Ich hatte geglaubt, ich könne diesen Bericht bis zum 1. Advent oder Nikolaus fertigstellen, aber das war irgendwie illusorisch bei der zeitfressenden Bildbearbeitung. Nun ja, es ist immerhin noch im alten Jahr. Vielleicht versuche ich demnächst mit dem Anfang etwas länger zu warten, damit sich das nicht so lange hinzieht.

TEIL 12 Römerspuren, Pilgerorte, Erlebniswelt Mittelalter und Bäderarchitektur: Die historischen Provinzen Comminges und Bigorre

Wenngleich der Sommer nicht wirklich zurückkehrte, so stimmten die beiden letzten Tage ohne tief hängende Wolken doch versöhnlich. Landschaftlich hatte ich keine zu großen Erwartungen mehr, ging es doch nur noch durch vergleichsweise niedrige Regionen. Umso mehr begeisterte mich ein weiterer und ganz unerwarteter Höhepunkt der Reise – ein Festival der Genüsse, der Farben und der Musik nochmal und entsprechend hoffe ich über die Bilder das auch eine wenig transportieren zu können.

Sa 23.7. Antichan/St-Pé-d'Ardet - Col Bouchet (608m) - Sauveterre-de-Comminges - Barbazan - Col de Hountérède (475m) - Burs - Valcabrère - Eglise St-Just - St-Bertrand-de-Commingues - Nestier - Col de Mazouau (631m) - Hèches - Col de Luquet (659m) - Col de Coupé (720m) - Bulan - Col d'Asque (620m) - Banios - Col des Palomières (810m) - Bagnères-de-Bigorre – Gerde
88 km | 12,3 km/h | 7:10 h | 1.505 Hm
W: zunächst sonnig, später bewölkt, kühl, teils windig
B: Basilique St-Just de Valcabrère 2,50 €, Mittelaltermarkt St-Bertrand 0 €
E: Salade Chevre Chaud, Lammkot., PF, bask. Torte, Rw, Cafe 26,20 €
Ü: C Palomières ~8 €

Im Tauglitzer weckt hier eine recht schöne Landschaft – unweit vom Nachtlager ein verträumter See mit Seerosen, eine kleine Talenge und dann weite Felder, wo die Greifvögel wohl intensive Brautwerbung betreiben. Die kleinen Auf und Abs enden an der Aussichtsplattform mit Panorama ins Tal der Garonne, gegenüber mit der noch entfernt wirkenden, aber bereits das Tal prägenden Kathedrale von St-Bertrand-de-Comminges.

Es war eigentlich nicht meine Absicht, aber unten im Tal schlich ich etwas nachsinnend um eine hübsche, fast verflossene Kirche und sah eine sich aufdrängende Ausschilderung für eine weitere. Ich folgte sodenn der Straße zur Basilika St-Just, die gar nicht groß, aber wunderbar in Friedhof und Klostergarten eingbunden ist. Ebenso wie die Kathedrale von St-Bertrand ist auch diese Kirche UNESCO-Weltkulturerbe und Pilgerstätte für Jakobsweggänger, wenngleich nicht auf der getrengen Route liegend. Und da ich irgendwie ein Bedürfnis nach Besinnlichkeit verspürte nach dieser Reizflut der vergangenen Wochen, nahm ich Eintritt mit Audioguide und ließ mich mal in diese christliche Welt hinab. Die Kirche hat aber eine weltliche Besonderheit, was sie mir wohl auf Anhieb sympathisch machte: Sie wurde aus den römischen Steinen erbaut, die hier seit 72 v. Chr. umher lagen und immer noch großteils verschüttet rumliegen. (Es gibt bereits Ausgrabungsfundorte, die zwischen Valcabrère und St-Bertrand offen liegen – vor allem die römischen Thermenkomplexe.) So sind sogar die Skulpturen am Eingang römischen Ursprungs, die nur mit ein paar christlichen Reliquien ergänzt wurden (Kreuz, Bibel etc.). Das Kircheninnere ist keineswegs von barocker Fülle und gerade deswegen ein wohltuender Ort der Nachdenklichkeit, zumal gerade der Orgelspieler eine unverbindliche Kostprobe gibt.

St-Bertrand verdient das Prädikat „schönste Dörfer Frankreichs“ nicht nur wegen der weithin sichtbaren Kathedrale. Zu meiner Überraschung findet just an diesem Wochenende ein Mittelaltermarkt statt. Viel Volk in alten Gewändern, bunt und farbenprächtig, traditionelle Handwerkskunst, Stände mit allen Leckereien wie Käse, Wurst und Gebäck verwöhnen den Gaumen und lassen die Düfte des prallen Lebens aufsteigen. Alsbald marschieren zwei Orientalen mit Teppich auf, legen das Knüpfgewebe aus und entpuppen sich als Musiker. Die erste Gruppe mit indischer Raga-Musik spielt auf hohem Niveau. Nebst Instrumentals sich zwei gelenke Tänzerinnen amutig und szenisch, die Geschichte der Lieder erzählend. Danach folgt eine Gruppe mit originalen Mittelalterinstrumenten, bis hin zum Spitzschuh auch authentisch gekleidet. Ich hätte hier natürlich den ganzen Tag verbringen können, aber mit Blick auf die Rückreise musste ich die letzten Planziele schon einhalten und viel zu früh von dem Treiben Abschied nehmen.

Eher unauffällig ist der nächste Abschnitt, die prähistorische Grotte Gargas muss ich schon wegen des langen Aufenthaltes in St-Bertrand liegen lassen. Die Route über Bulan nach Bagnères-de Bigorre ist durch mehrere Auf und Abs in der Summe recht anspruchsvoll – zumal ich über forciertes Tempo noch rechtzeitig vor Dunkelhet das Etappenziel zu erreichen. Neben Hügelland gibt es auch Schlucht- und Waldpassagen sowie reizvolle Dörfer und Weiler mit allerdings wenig Infrastruktur. Auch die wohl sehenswerte und erst seit 1997 öffentlich zugängliche Tropfsteinhöhle Gouffre d’Esparros muss ich ignorieren. Auf dem Col des Palomières gibt es ein größeres Ausflugsrestaurant, das wohl gut besucht wird. Wegen der aufkeimenden Kälte ziehe ich aber in der Dämmerung doch noch die Talfahrt vor. Unter mehreren Campings in Bagnères liegt der meinige knapp außerhalb der Stadtgrenze (Süd).

So 24.7. Gerde - Bagnères-de-Bigorre - la Croix de Manse (750m) - Plan Baudéan/Esquiou (1034m) - Col du Couret (1199m) - Beaudéan - Bagnères-de-Bigorre - Labassère (820m) - Fontaine Sulfureuse de Labassère/Cascade de Pan (794m) - Neuilh - Col de Lingous (575m) – Lourdes* 21:34 || via TGV || 5:58 Paris Gare Montparnasse - Paris Gare de l'Est 7:24 || via TGV || 11:04 Stuttgart
76 km | 11,6 km/h | 6:29 h | 1.330 Hm
* Etappenstrecke bis Lourdes, die Fahrstrecken in Paris und Stuttgart am Folgetag sind nicht berücksichtigt (~ 7,5 km + 3,5 km = 11 km)
W: bewölkt, etwas heiter, sehr windig, kühl, bei Abreise Gewitter
B: Fontaine Sulfureuse de Labassère 0 €
E (La Belle Epoque): Rw, Meeresfrüchtesalat, Schweinefilet, Kart.püree, Gem., Crème Caramel ~20 €

Morgens mache ich einen kleinen Rundgang im Kurgebiet mit Therme und Casino, fahre anschließend in den teils naturbelassenen Parc Thermal de Salut, der hinter dem Hotel Tivoli liegt, und eine wunderbare grüne Oase bildet. Beim Hotel Tivoli ist auch der Abzweig zum Chemin du Bédat. Diese ansteigende Wohnstraße geht irgendwann in die Route Forestière d’Esquiou über (asphaltiert, aber sehr schmal und steil). Beim Croix de Manse hat man dann die Aussicht auf die Ebene bei Tarbes und das auf einem Hügel gelegene Labassère, das ich später am Nachmittag noch passiere. Irgendwann wird aus der Straße Piste, die gut fahrbar ist. Dabei geht es etwas bergab und wieder leichter bergauf. Bei einem Waldparkplatz mit einer Lichtungsebene (Esquiou) führt eine Abzweigung ins Tal Oussouet nach Soulatgnets (hier könnte man etwa die Route abkürzen). Ich fahre aber noch eine unauffällige Schleife über den Col de Couret (meist Nadelwald), um dann nach Beaudéan durch ein wieder etwas reizvolleres Bergwiesental nach Beaudéan abzufahren. Eine weitere Runde über de Col de la Courade lasse ich ausfallen, weil ich mich ziemlich müde und energielos fühle – die Tage des dicken Wassers und der damit oft verbundene geringe Schlaf fordern ihren Tribut.

Ich finde in Beaudéan den Händler wieder, der direkt an der Straße gute Regionalprodukte verkauft, darunter auch ein leckerer gateau de myrtille – gerade geeignet, um noch die kulinarischen Souvenirs aufzustocken. schmunzel Den eigentlichen Stadtrundgang in Bagnères mache ich nun in der Mittagszeit bei Zweitdurchlauf. Bagnères hat es geschafft neben dem Kurbetrieb sich ein belebtes, abwechslungsreiches Bild zu geben, den Charme der Bäderarchitektur mit den filigranen Gardinengiebeln mit moderner Geschäftigkeit zu verbinden – dazu zählt auch die Bedeutung des Ortes für die Tour de France mit dem nahegelegen Tourmalet als legendhafter Mythos der Tour.

Ich selbst habe diesmal bewusst auf die Querung des Tourmalet nach zwei Überfahrten bisher (Ost-West und West-Ost) verzichtet, um einmal die Alternativroute im Norden auszuloten. Zweifellos ist diese Route weit weniger anspruchsvoll, wenngleich noch hügeliger als die weiteren Alternativen noch nördlicher. Über den Hochpunkt bei Labassère gelangt man zu einem scharfen Straßenknick, an dem eine enge Stichstraße (ziemlich steil) zu einem Parkplatz führt, von dem aus man den Cascade de Pan auf einem verwunschenen, überwucherten Moospfad erreichen kann. Ist viel Wasser in Bergbach, muss man auch schon mal die Schuhe ausziehen, um dem Weg folgen zu können.

Nach der flotten Fahrt durch das Oussouet-Tal folgt wieder ein scharfer Knick als Abzweig auf die D 26, die gut ausgebaut ist. Es folgt nunmehr eigentlich nur noch ein leichter Anstieg, oben teils mit weitem Panorama in die Ebene bei Tarbes, das weit am Horizont zu erkennen ist. Im Tal der Neez entwickelt sich das Hochgebirgspanorama nach Süden und in Fahrtrichtung, eine letzte Engstelle an einem bröseligen Schieferberg vorbei und die mir bekannten Bergkuppen bei Lourdes fallen in mein Auge. Ich hatte glücklicherweise im letzten Teil noch Tempo machen können, was mir Gelegenheit zu einem wohlschmeckenden Komplettmenü vor der Zugabfahrt gab. Kaum stand ich unter der Bahnsteighalle, schüttete ein Gewitter nieder, dass es im Zelt heute Abend einem Bange werden müsste. Vielleicht war es sogar heiliges Wasser. grins Aber die Zeit des Zeltens war jetzt vorbei – im Zug sollte es ja trocken genug bleiben. schmunzel

Empfohlene Musiken zur Bilduntertützung:

Musik 1 für Landschaft und Kirche: Rabih Abou-Khalil (3:50 min.)

Musik 2 für St-Bertrand mit Marktständen: Arany Zoltán (3:15 min.)

Musik 3 für Konzert und Tanz Indien/Pakistan: Najma Ahktar (6:45 min.)

Musik 4 für Konzert Mittelaltergruppe: Untitled Dance 13th century (1:51 min.)

Musik 5 für den Rest: Richard Galliano (4:52 min.)

Zur Bildergalerie TEIL 12 (folgendes Bild anklicken):



Nachtrag 1

Die einzige für mich akzeptable Reisemöglichkeit war dieser TGV, der die Nacht über nach Paris fährt. Nachteil: Die Sitze lassen sich kaum verstellen und auch die Lichter nicht abdimmen. So ist es sehr schwierig trotz geringer Belegung, wirklich beide Augen geruhsam zuzudrücken. In Paris hatte ich für den Bahnhofswechsel 1 ½ Stunden Zeit. Das ist weit genug ausreichend, obwohl ich immerhin gut eine Stunde gebraucht habe. Allerdings hatte ich Orientierungsprobleme im Dunkeln am Gare Montparnasse – es war schwierig überhaupt Straßenschilder zu finden. Fragen ist in den frühen Morgenstunden schwierig. Die meisten, die zu der Zeit arbeiten, sind keine echten Pariser – meist Einwanderer aus Afrika – und die kennen sich nicht wirklich aus.

Die von mir ausgedruckte Route von Google Maps war absolut unbrauchbar, weil man sich mit einem solchen Stückwerk nicht wirklich orientieren kann, insbesondere wenn man nicht an jeder Kreuzung sich von den Straßennamen überzeugen kann. Ein vernünftiger Stadtplan wäre sinnvoller. GPS-Anwender sind hier natürlich klar im Vorteil. Auch ist Paris wider manchem Klischee alles andere als eine Stadt mit lauter markanten Gebäuden, an denen man sich orientieren kann. Im Gegenteil: Durch die flache Lage und die einheitliche, stiltreue Bauweise verschwimmen alle Straßenfluchten zu einem Einerlei. Für Fußgänger gibt es aber viele kleine Hinweisschilder zu versteckten Sehenswürdigkeiten. Die kann man als Standortbestätigung gut verwenden, sofern man über einen ordentlichen Stadtplan verfügt. Ich habe mich schließlich nicht auf kürzestem, aber sichersten Wege über die Bahnhöfe vorgetastet – es ist immer nur der jeweils nächste ausgewiesen. Beim Gare de Lyon (von hier aus kannte ich den Weg ja einigermaßen) gab es unterschiedliche Richtungswegweiser für Autos und Räder. Ich bin dem Velohinweis gefolgt – bitte nicht tun! Man macht einen größeren Umweg und verliert sogar ggf. die Orientierung. Gefühlsmäßig wollte ich eigentlich dem Autowegweiser folgen. Mal wieder also „typische“ Radwegplanung. verärgert

Nachtrag 2

Die Nachbearbeitung der Tour war wohl schweißtreibender als die 170 Pässe, die ich bewältigt habe – aber es gab nun mal sehr viel dazwischen zu sehen. Natürlich möchte ich auch von kompetenter Seite hören, ob ich die Route gut gewählt habe sowie Land und Leute halbwegs treffend beschrieben habe. Da gibt es niemand bessere als die Möwe von Cerbère, die ich zu Ende meiner Reise 2008 im Hafen von Cerbère traf und der ich hier im Forum versichert habe wiederzukehren.



Diese Möwe hat die gesamte Côte Vermeille im Blick und ist zudem Botschafterin für das gesamte Hinterland, dass ich beradelt habe. schmunzel Nun habe ich ja Wort gehalten, allerdings die Möwe nicht wiedergetroffen. traurig Somit habe ich Trasgu beauftragt, Kontakt mit der Möwe aufzunehmen. Die Möwe hat nun mitteilen lassen, dass sie auf mich in Banyuls am Meer gewartet habe, aber ich sei ja – wie zu lesen sei – dort nicht ans Meer gekommen. Abends habe sie dann nochmal in Collioure vorbei geschaut, wäre aber wegen Gezänk mit anderen Möwen spät eingetroffen und da sei ich dann auch schon wieder auf dem Inlandsweg gewesen statt mal entspannt dort zu speisen. Der Bericht sei soweit okay, aber ich häbe doch gewaltige Lücken gerissen und sei manchmal doch arg ungeduldig unterwegs gewesen. Es wäre schade, wenn ich da nicht nochmal vorbeischauen würde – mit einer Spur mehr Muße unterm Pedal. Ich solle auch mal eine neues Foto von ihr machen, denn sie habe mittlerweile alle Federn quasi runderneuert und wäre noch viel schöner geworden. Und ihre Kinder solle ich auch mal begrüßen, die wären schon alle verheiratet und hätten ihr jede Menge Enkel beschert.

Nun, liebe Möwe von Cerbère, ich werde wieder mal ein paar Jahre brauchen, um das anzugehen – aber ich verspreche dir hier erneut: Ich werde nochmal wiederkommen!
verliebt

Wohl auf keiner Reise bisher habe ich mich so reingefressen, so die Hintergründe beleuchtet, so das Wesen der Regionen nachgefühlt und die Geschichte mitgelitten. Umso mehr bricht der Widersinn hervor: Auf der einen Seite diese überbordende, blendend schöne Natur, die majestätischen Berge, die Felsen in allen Form, ein Stück blaues Meer, die Farbenfülle der Blumen, das satte Grün der Bergweiden, die vermoosten Urwälder, die Fauna vom Murmeltier über den Apollofalter, den Wiedehopf bis zu den Geiern, Landschaft gewordene Architektur wie die Burgruinen, die malerischen Dörfer, die Künste, die Menschen und ihre Traditionen bis hinein ins Mittelalter, die Kultur des Essens und des Weines oder einfach die hörbare Stille der Bergwelt – ja sogar in Regenschleiern traten die Schönheiten hervor – besänftigten, heilten die Wunden des Leidens in Kälte, Wind und Wolken. Auf der anderen Seite gemahnten die Spuren der Vertreibung, der Flucht, der Resistance gegen die Franco-Faschisten und gegen die Hitler-Nazis, der sinnlosen Vernichtung des Lebens, dem Verbrennen von Menschen im Mittelalter und in der jungen Geschichte nicht minder. Eine Route des Grauens und doch noch mehr der einnehmenden Schönheit.

Nirgendwo deutlicher wurde der Gegensatz als in den Blicken am Tour de Madeloc weit über die Weinberge hinweg über das Meer in den nicht abgrenzbaren Horizont, vorgelagert der Bucht bei Banyuls-sur-Mer, der im doppelten Sinne malerischen Côte Vermeille auf der einen Seite und der Vorstellung an die Holocaust-Flüchtenden in diesen Meerbergen, an den vielen die Freiheit schenkenden Mut Lisa Fittkos, aber auch an die vielen Gescheiterten wie etwa Walter Benjamin. Dieses Bild der unschuldigen Schönheit der Natur mit den Tränen der Geschichte – das ging mir nicht mehr aus dem Kopf und suchte nach etwas, was dieser kleine Bericht nicht leisten kann. So arbeitete ich im Nachhinein – mit Trasgus Unterstützung selbstverständlich zwinker – am konzentrierten Wort, welches schließlich in einem Gedicht mündete, das abschließend gesagt sein will – wie auch die Möwe von Cerbère es wünscht:

Das Meer weint (Banyuls)

Der Weg durch Reben hinauf
mit Schweiß – ich schnauf’
von Sonne verführt
zu Tränen gerührt
der Sinn im Gedicht
vom Licht, das bricht
ein Gemälde im Dunst
fürwahr ist Kunst
spiegelt die Bucht
doch erinnert an Flucht
das Gedächtnis der Schande
der Mensch geraubt dem Lande
das Meer schluckt schwer
mit Rauschen einher.



===========
FIN – ENDE schmunzel
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen

Geändert von veloträumer (12.02.19 19:33)
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Betreff von verfasst am
Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 27.11.11 21:46
Re: Pyrénées Cathares-Catalán LudgerP 28.11.11 16:24
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 28.11.11 17:10
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Juergen 28.11.11 19:15
Re: Pyrénées Cathares-Catalán bep 28.11.11 19:43
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 28.11.11 20:45
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Falk 29.11.11 18:56
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 29.11.11 22:41
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 02.12.11 20:24
Re: Pyrénées Cathares-Catalán HelmutHB 03.12.11 15:59
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 03.12.11 16:32
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Tom72 03.12.11 19:10
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Oktoberkind 04.12.11 17:00
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 04.12.11 18:00
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 07.12.11 20:21
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 07.12.11 20:41
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Juergen 08.12.11 07:23
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 10.12.11 20:17
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 13.12.11 19:12
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Bremerin 13.12.11 22:21
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 14.12.11 22:20
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 15.12.11 23:36
Re: Pyrénées Cathares-Catalán trike-biker 16.12.11 11:11
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 16.12.11 13:30
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 16.12.11 21:02
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 19.12.11 01:14
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Bremerin 19.12.11 13:24
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 19.12.11 13:38
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Juergen 19.12.11 17:47
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 20.12.11 13:40
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 21.12.11 19:53
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 24.12.11 22:51
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 26.12.11 18:24
Re: Pyrénées Cathares-Catalán natash 27.12.11 20:11
Re: Pyrénées Cathares-Catalán StefanS 27.12.11 21:22
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 27.12.11 22:20
Re: Pyrénées Cathares-Catalán chema 28.12.11 14:46
Re: Pyrénées Cathares-Catalán k_auf_reisen 29.12.11 08:34
Re: Pyrénées Cathares-Catalán SuseAnne 29.12.11 16:21
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 29.12.11 17:15
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Tom72 01.01.12 22:22
Re: Pyrénées Cathares-Catalán  Off-topic bep 01.01.12 23:48
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 20.03.19 21:27
Re: Pyrénées Cathares-Catalán indomex 21.03.19 04:58
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 29.12.11 16:51
Re: Pyrénées Cathares-Catalán StefanS 19.12.11 20:54
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 09.12.11 07:56
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 04.12.11 18:19
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 29.11.11 16:07
Re: Pyrénées Cathares-Catalán bep 03.12.11 23:13
Re: Pyrénées Cathares-Catalán iassu 28.11.11 19:58
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 29.11.11 16:19
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