Radreise & Fernradler Forum
Radreise & Fernradler Forum
Wer ist online?
8 Mitglieder (SteJu, iassu, Fahrradfips, 5 unsichtbar), 270 Gäste und 895 Suchmaschinen sind im Forum unterwegs.
Details
Erweitert
Rund ums Forum
Regeln
Die Regeln für dieses Forum
Nutzungsbedingungen
Vereinbarungen für die Benutzung
Das Team
Wer steht hinter dem Forum?
Verifizierung
Offenlegung deiner Identität
Beteiligte Homepages
Radreise-Seiten, die das Forum eingebunden haben
Mach mit!
Dieses Forum für deine Homepage
RSS Feeds RSS
Eine Übersicht öffentlicher RSS Feeds
Plauderecke
Zum Unterhalten und Plauschen
Die Geschichte
Die Geschichte des Forums
Spende
Unterstütze das Forum
Radreise-Wiki
Partnerseiten
Statistik
29258 Mitglieder
97712 Themen
1534257 Beiträge

In den letzten 12 Monaten waren 2207 Mitglieder aktiv. Die bislang meiste Aktivität war am 02.02.24 17:09 mit 5102 Besuchern gleichzeitig.
mehr...
Vielschreiber (30 Tage)
Keine Ahnung 85
Juergen 70
panta-rhei 55
iassu 52
Falk 48
Themenoptionen
#782649 - 24.12.11 22:51 Re: Pyrénées Cathares-Catalán [Re: veloträumer]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 17.195
Sofern jemand heute die falschen Bücher geschenkt bekommen hat, kann er sich ja zur Not auch mit der weiteren feuchten Fortsetzung begnügen...

Nachtrag zum letzten Teil: Bei den Cascades de la Turasse handelt es ich offenbar um eine intermittierende Quelle. Das Wasser sprudelt in bestimmten, regelmäßigen Schüben und nicht kontinuierlich, was durch unterirdische Hohlräume verursacht wird und je nach Jahreszeit unterschiedlich ausgeprägt ist. Die bekannteste Quelle dieser Art in der Gegend, die Fontaine de Fontestorbes, befindet sich bei Bélesta, die ich knapp auf der Tour verfehlte. Man sagt legendenhaft, dass die Quelle pausieren müsse, weil sie ihr Wasser erst aus einer von Feen bewohnten Grotte schöpfen müsse. Das würde auch die seltsamen, spiritistisch veranlagten Gestalten an den Wasserfällen erklären. Eine Bestätigung für die besagten Cascades de la Turasse habe ich im WWW nicht gefunden, deswegen der Hinweis nur als Vermutung.

TEIL 11 Höhlen, liebliche Landschaften in Wolken und Schnecken: Feuchte Pedalwege durch das Pays de Foix und Couserans

Di 19.7. Montgaillard- Le Pont du Diable - Bompas - Pas de Souloumbrie (911m) - Verdun - Sinsat - Tarascon-s-Ariège - Vicdessos - Port de Lers (1517m) - Col d'Agnes (1570m) - Aulus-les-Bains
87 km | 11,2 km/h | 7:44 h | 1.765 Hm
W: regnerisch, nur kurz heiter, sehr kühl bis kalt, sehr windig, am Port de Lers Sturmböen
E: Tomatensalat, Ente, PF, Rw, Crêpes Chocolat, Cafe 20,70 €
Ü C Municipal 0 €

Etwas abseits unterhalb der Straße stößt man wenige Kilometer nach Montgaillard auf die Pont du Diable. Wie der Name nahe legt, hatte mal wieder der Teufel seine Hand im Spiel. Demnach wurde die Brücke im 13. Jh. zehnmal neu aufgebaut, weil Monsieur Diable in der Nacht sie immer wieder zerschmetterte. Nomen est omen begleite mich fortan wohl ein Nachkomme – im Besonderen ein Wasserteufel – durch diesen Tourabschnitt. böse Statt Panorama wabert eine geschlossene Sprühwasserschicht vor meinen Augen – es wird spontan November im Sommer.

Der Weg über den Pas de Souloumbrie eröffnet eine Panoramastraße, die Route des Corniches, die man komplett gefahren mit dem Col deMarmare bzw. Col de Chioula verbinden kann. Ich nehme sie nur als Teilroute, weil ich ja die anderen Pässe bereits gefahren bin. Der bessere Aussichtsteil dürfte im nichtgefahrenen Bereich liegen, trotzdem lohnt auch dieses Teilstück. Dank eines kurzen Sonnenintermezzos kann ich sogar die Abfahrt genießen, an deren Fuße ich bei einer mächtig aufsteigenden, zum Klettern beliebten Felswand mein Mittagspicknick einnehme und ich mit einem Paar aus Solothurn ins Gespräch komme, die gerade bei ihrer in Foix lebenden Tochter zu Besuch sind. Bei Gesprächen über die Schweiz geht es natürlich immer ums Geld und sie weisen mich darauf hin, dass nicht jeder Schweizer Krösus heißt. Als Beweis soll das durchaus bescheidene Auto dienen und ihr Selbstversorgerpicknick. Ich hoffe, dass sie nicht zu stark in Frankreich darben mussten. unsicher

Nur kurz mache ich einen Abstecher nach Tarascon zwecks Foto vom stadtprägenden Uhrenturm – vor drei Jahren musste ich hier Tabletten gegen eine kritische Erkältung kaufen. Irgendwie feiert auch das Wetter ein Wiedersehen mit mir. böse Im Tal von Vicdessos unterlasse ich diesmal jeden Versuch, die Grotte de Niaux zu besichtigen. Das ist quasi nur per Voranmeldung möglich und schon 2008 scheiterte ich an einem Spontanbesuch der weltbekannten Höhlenmalereien. Passt nicht wirklich in eine Radtour rein. traurig

Das recht liebliche Tal war mal eine wichigte Eisenregion, die jedoch zu starker Abholzung führte (Holzkohle). Heute wieder aufgeforstet, finden sich aus der Minenzeit noch etliche Relikte, so auch typische Bergarbeiterhäuschen an der Route zum Port de Lers. Ein Spezialladen für Honigprodukte in Vicdessos liefert nochmal süße Verführung, danach grollt am anspruchsvollen Passanstieg der Hiummel bitter und öffnet kleine Brauseköpfe. Schönes Wasser hingegen lässt einer großer Wasserfall an der Strecke den Fels herunter. Auf den offenen Bergwiesen am Port de Lers peitscht ein stürmischer Wind durch alle Glieder. Auf der Passhöhe muss ich aufpassen, dass es mir die Kamera nicht aus der Hand reißt. Vorwärts fahren ist selbst abwärts nur noch schwer möglich, der Wind frisst das Gefälle auf. Mir kommen drei Rennradler entgegen – in sommerlichen Trikots, zwei müssen ihren offenbar völlig entkräfteten Kumpel anschieben. Dabei können sie ja noch auf Rückenwind bauen.

Im Tal liegt ein See, an dem es urplötzlich völlig windstill wird. Aber nicht nur diese Mulde ist windgeschützt, auch am nächten Pass, dem Col d’Agnes, bleibt es windarm. Dafür sinkt die Sichtweite, Wolke ist überall. Die Passhöhe ist mit ein paar schmalen Felspitzen ein Stück weit schöner als die vom völlig kahlen Port de Lers. Es folgt Bibberabfahrt. Auf der Straße sind noch frische Schriftzüge für die Tour-de-France-Helden (?) aufgemalt – die Tour war wenige Tage zuvor hier hinauf gefahren. Obwohl Kurort, ist das gastronomische Angebot in Aulus-les-Bains bescheiden. Die Thermen sind heute mehr medizinische Spezialabteilung als ein allgemeines Spaßbad mit Wellnessangeboten. Entsprechend ist hier weniger typischer Kurtrubel zu beobachten als vielmehr ein Basisort für bescheidenere Wandertouristen.

Mi 20.7. Aulus-les-Bains - Col de Latrape (1111m) - Ustou - Seix - Ost - Col de Sareille (942m) - Massat - Biert - Col de la Crouzette (1241m) - Col de Portel (1485m) - Col de Péguère (1375m) - Col de Jouels (1247m) - Col de Marrous (990m) - La Mouline - St-Martin-de-Caralp - Col del Bouich (599m) - La Bastide-de-Sérou
108 km | 13,2 km/h | 8:01 h | 1.855 Hm
W: teils heiter, meist Wolken, kühl
E: Entenlebersalat m. Melone, Fleischspieß, Kart., Gem. Rw, Crème brulée, Cafe 20 €
Ü: C l’Arize 11,50 €

Der Col de Latrape ist ein bemerkenswert schöner Pass, vor allem durch das Vallée d’Ustou auf der Nordwestseite mit artenreichen Blumenwiesen. Auf den waldreichen Kehren der Südflanke finden sich mehrere Wasserfälle – einer der schönsten der Pyrenäen, der Cascade d’Ars, ist aber leider nur per langem Fußmarsch zu erwandern, den ich mit Blick auf die andauernden Wetterkapriolen aber nicht in den Zeitplan einbinden kann – gleiches gilt für die angedachte Stichstraße zum Port d’Aula – ein Über-2000er, der über eine schlechte, aber landschaftlich sehr beeindruckende Straße erreichbar sein soll.

In Seix gibt es nicht nur die im Prolog bereits erwähnte herausragende Käserei, auch sonst platziert sich dieser Ort ganz vorne unter den kleinen Perlen in abgelegenen Landstrichen. Neben dem guten Angebot an weiteren Spezialitäten, denen man nur schwer widerstehen kann, hat sich hier auch ein kleines Zentrum an Künstlern und Kunsthandwerkern etabliert.

Der Col de Saraillé gehört sicherlich zu den echten Nischenpässen – ist aber auch landschaftlich ein Hochkaräter. Manche Passagen muten an Urwald an, insbsondere auf der Ostseite. Im Westen schälen sich aus eigentümlichen Busch- und Baumensembles Bergbauernhäuser mit Steinstufengiebeln vor einer eindrücklichen Bergkulisse heraus. Dann wieder Blumenwiesen, gartenähnlich, Wald, Abwechslung. Die Ostseite sollte man in der Länge nicht unterschätzen, mit kleinen Zwischenanstiegen ist sie extrem verschlungen.

Nahe Massat, ein Ort zum Verpflegen, aber ohne eine Besonderheit, fahre ich erneut an [url= http://www.lesdeuxvelos.com/]Les Deux Velos[/url] vorbei. Vor drei Jahren prosteten mir dort im Garten sitzende Radler mit Rotwein zu als ich an den blau bemalten Rennradeingangstor vorbei fuhr – in Radlerkreisen mittlerweile zu einem Kultfotomotiv geworden. Diesmal ist weniger los, nur ein Mann säubert gerade Armaturen an einem Außenwaschbecken. Ich halte an, um nochmals ein Foto zu machen und unterhalte mich mit dem Niederländer, der diese Pension seit drei Jahren leitet, die sich explizit an Radfahrer richtet. Geboten wird nicht nur eine Unterkunft, sondern auch ein Abendessen mit Gemüsen aus eigenem Anbau sowie ein ordentliches Radlerfrühstück, wie es in Frankreich wohl selten sein dürfte. Ich frage ihn nach den wirtschaftlichen Perpektiven und warum er in Frankreich sich selbstständig gemacht hat. Seine Antwort ist, dass es in Frankreich wesentlich unbürokratischer sei, eine solche Einrichtung zu führen und selbstständig zu werden. Und mit fremden Sprachen haben die Oranjes ja bekanntermaßen ohnehin keine Berührungsängste. Wer in der Gegend Radurlaub mit Festunterkunft plant, sollte hier mal anklopfen.

Die nächste Passage bedeutet harte Pedalarbeit – allerdings nur bis zum Col de la Crouzette. Ein halbwegs lichter Wald mit viel Kastanie begleitet hinauf, nahezu ohne Panorama. Es folgt ein eher weicher Anstieg bis zum höchsten Punkt- Sodann rollt man durch eine unauffällige, ziemlich unberührte Waldlandschaft bei meist niedrigem Gefälle hinab – nicht zufällig als Route Verte bezeichnet. Oben ist das vielfach eine fast flache Höhenstraße, die wechselweise Panoramablicke nach Süden oder Norden zulässt – allerdings zu meiner Beradlung gerade etwas eingetrübt. So mag auch meine Bewertung für diese Route etwas schwächer ausfallen als es vielleicht bei guter Fernsicht der Fall wäre – eine schöne, ruhige Route aber allemal.

Irgendwo auf Halbhöhenlage gibt es sogar ein Restaurant – allerdings folgt auf den nächsten 25 Kilometern nichts mehr – nicht gerade eine touristische Hochburg. In La Mouline gibt es zwar einen Camping – allerdings ohne sonstige Versorgung. Ein alter Mann dort meinte, dass es in St-Martin-de-Caralp ein Restaurant gäbe – was aber nicht zutrifft. Die einfachste Möglichkeit wäre natürlich, nach Foix abzufahren, was mich aber im Zeitplan noch weiter zurückgeworfen hätte – zumal ich schon eine schlechter werdende Wetterlage ahnte. Ohne die Hoffnung auf ein Essen in St-Martin wäre es von La Mouline natürlich klüger gewesen, gleich über die D 21 nach La Bastide zu fahren – aber ich hatte ja keine Glaskugel dabei.

Die sehr kleine und kurvige Straße mit mehreren leichten Auf und Abs zwischen La Mouline und St-Martin ist aber sehr schön zu fahren – eine bäuerliche Landschaft mit Weilern, Weiden, Streuobstbäumen und Panorama nach Osten. Die Strecke zwischen dem Col del Bouich und La Bastide auf der D 117 hingegen ist vergleichsweise langweilig, ein gerader, flacher Strich – ein Eldorado für Kilometerfresser. Der recht komfortable Camping in La Bastide befindet sich etwas abseits des Ortes – Straße am östlichen Ortseingang nach Süden abzweigen und ca. 2 Kilometer weiter. Obwohl ich recht spät nach dem Essen dort eintraf, lief noch musikalische Kinderanimation in den Räumen bei der Rezeption. Der gute Platz konnte aber nicht vermeiden, dass ich am nächsten Morgen nahezu im Schlamm steckte. verärgert

Do 21.7. La Bastide-de-Serou - Allières - Le Mas-d'Azil - Le Saret - Col de la Rouge (485m) - Rimont - Col des Vignes (636m) - Col de Rille (938m) - Rivèrenert - St-Girons - St-Lizier
73 km | 11,8 km/h | 6:18 h | 1.075 Hm
W: mehrfach Regen, sonst nieselig, sehr kühl
E: Salat m. Lachs/Avocado/ Grapefruit, Entrecôte Sauce Roquefort, PF, Cafe Gourmand 27,50 €
Ü: C wild 0 €

Bei kräftigem Landregen ein Zelt einpacken gehört nicht zu meinen Genusstaten – immerhin konnte ich unter einem Vordach der Sanitäranlagen die Sachen in die Taschen stopfen und ein wenig die Nässe abreiben – eine Trockenphase konnte ich an diesem Tag kaum erwarten. Das mittelalterliche La Bastide zeigt sich trotz des Regenschleiers in charmant liebenswürdiger Weise, die Bewohner haben Sinn für Details und Humor, wie manches Accessoire am Haus belegt. Von den einst vier Toren ist nur noch eines gut erhalten. Auf dem Markt pflegt man die nachbarschaftlichen Kontakte recht unbeeindruckt vom kühlen Nass umher.

In einer Hügellandschaft gelangt man über Allières zu der berühmten Grotte in Mas-d’Azil. Sie ist eine Besonderheit, weil sie nicht nur zu Fuß oder per Boot, sondern sogar per Auto zu durchqueren ist, denn die D 119 führt hier mitten durch. Die Höhle ist über 400 m lang und bietet ein imposantes Gewölbe über dem Kopf. Mitten in der Höhle kann man per Eintritt die Höhle samt Führung besichtigen, bekommt so einen Eindruck der prähistorischen Funde (nicht gemacht). Die Höhle diente zu unterschiedlichsten Zeiten als Schutzraum, nicht nur den Frühmenschen, sondern auch wiederum den Katharern. Bemerkenswert gutes Kunsthandwerk bietet ein Keramikerin kurz nach der Durchfahrt, noch bevor man den Ort nördlich der Grotte erreicht. Auch der Ort besticht mit lieblichem Charme und würde sich als Übernachtungsort empfehlen.

Für die nächste versteckte Route fahre ich zunächst von der D 119 ab und folge weiter der Arize. Kurz vor dem Talknick zweige ich über ein kleines Sträßchen zum Col de la Rouge ab (ein Schild zu dem Pass gibt es nur im Tal auf der anderen Seite). Bei der Auffahrt (kleiner Teil ist steil) kann man kurz einen Blick auf das Château von Durban-s-Arize werfen, die eigentliche Zufahrt wäre unten von Durban aus erst nach dem Talknick möglich. Auch hier haben sich zeitweise Katharer niedergelassen. Nach der Abfahrt ab La Grausse folgt eine nur leicht ansteigende Route nach Rimont. In dem Ort gibt es eine kleines „Musée pyrénées de la Résistance et de la Libération“ – doch hat es aus mir nicht erschließbaren Gründen keine öffentlichen Besuchszeiten mehr.

Mich selbst überfällt nach den erschöpfenden Wetterkapriolen große Müdigkeit – ich hätte auf einer Bank einschlafen können und traute mich schon gar nicht in eine Bar hinein für einen Kaffee – im Warmen wäre ich erst recht eingeschlafen. Wieder musste ich entscheiden, in die gehobene Bergwelt auf knapp 1000 m samt Wolke hineinzufahren, oder lieber hier bei leichter Abfahrt einen einfachen Weg nach St-Girons zu suchen. Ich reiße mich schließlich zur Bergfahrt zusammen, habe Glück, dass die Wolke trocken bleibt bis zur Passhöhe am Col de la Rille. (Hier kann man die Route an die des Vortages über den Col de la Crouzette anschließen). Die Müdigkeit verfliegt wieder bei der Talansicht. Ein dichtes Geflecht an Büschen und Bäumen, mit viel Springkraut erinnert an entlegene Schwarzwaldtäler. Weiter unten steht ein Märchenhäuschen mit verspieltem Garten aus Teichen, Naturholzbrückchen und einem ganzen Universum aus pastellfarbenen Hortensien. Nur wenig weiter folgt ein Dorf, in dem man der Blumenbracht nicht nachstehen möchte und in alle freien Ritzen Orangegelb gepflanzt.

Fr 22.7. St-Lizier - Montjoie - Lara - Les Baudis - Barjac - Col du Cap Blanc (519m) - Mercenac - Prat Bonrepaux - Saleich - Rouede - Lannes - Col des Pérès (438m) - Barat - Col de Larrieu (704m) - Col de Lauzet (~680m) - Aspet - Izaut-de-l'Hotel - Col du Bech (715m) - Col des Ares (797m) - Antichan/St-Pé-d'Ardet
99 km | 12,0 km/h | 8:10 h | 1.755 Hm
W: nebelig, wolkig, teils Niesel, auch Regen, kühl
B: L'Escargotière Barjac 0 €
E (La Palombière): Rw, Schnecken, Forelle m. Mandeln, Reis, Gem., Lammkotelett, PF, Cafe 30 €
Ü: C wild 0 €

Ich hatte des Abends in St-Girons gut gespeist, aber der durch die Papierindustrie recht ausgedehnte Ort hat direkt anbei keinen Camping, ich hätte wieder 5 Kilometer zurückfahren müssen. Die geplante Bergroute über 1000 m mit dem Col de la Core und dem Vallée de Bethmale musste ich aber spätestens mit dem Blick des Morgens ausfallen lassen, weil die Berge tief, nahezu undurchdringlich in den Wolken hingen. So gesehen war die Entscheidung richtig, mich in Richtung flacheres Land zu bewegen, wenngleich der Tag auch dort noch genügend Nässe brachte. Nur gibt es in St-Lizier – etwas über dem Goldfluss Salat (geringste Mengen Gold, Schatzsucher bleiben lieber daheim zwinker ) gelegen – ebenso wenig einen Camping und der historische Ort ist ziemlich vermauert im Hang gelegen. Der furchtlose und übermüdete Radler aber stellt sein Zelt auch auf dem örtlichen Picknickplatz auf – direkt bei der historischen Kirche und bewacht oben womöglich vom Schlossfräulein. schmunzel Das Bäumchen bietet sogar ein Trockenzone im Nebelland, wobei es aber nachts und morgens nicht regnet.

Saint-Lizier mag verschlafen wirken, war aber ca. 1300 Jahre Bischofssitz (bis 1801). Das vermeintliche Burgfräulein – sollte es das geben – würde im ehemaligen Bischofspalast, dem Palais de Evêques, residieren und wäre eine wohl reiche Dame der Neuzeit, denn das erst kürzlich renovierte Gebäude ist nunmehr Hotel- und Appartmentanlage, Seminarkomplex und Nobelrestaurant. Seit April diesen Jahres gibt es auch ein Museum, das vielseitig von der gallo-römischen Archäologie über Religionskunst, Heimatgeschichte, Textilwesen bis zu anfassbarer Naturwissenschaft informiert. Nicht anders zu erwarten, dass ich auch hier zu früh war um auf eine Besichtigung zu warten.

Die folgende Route wäre sicherlich sehr reizvoll bei guter Sicht, denn die Petites Pyrénées sind eine typische Pyrenäenlandschaft mit grünen Wiesenhügeln – nur auf niderigem Niveau gelegen – also ein Empfehlung, die es nicht so mit hohen Bergen mögen. Mehrere Auf und Abs sind unterschiedlich von einfach bis zu kurzen Steilrampen. Die Wegführung ist unübersichtlich mangels ausreichender Ausschilderung. Den Hunden sollte man hier nicht trauen: Als ich in Lara in einer immerhin sauberen öffentlichen Toilette saß, hörte ich das Knacken, das wie ein Gebiss auf hartem Gegenstand klang. Die Tür aufgestoßen, musste ich sehen, dass sich einer der rumlungernden Hunde an die Tasche mit den vermeintlichen Leckereien heran gemacht hatte. Dazu hatte er angefangen die Plastikschnalle samt Textilriemen durchzubeißen. Da musste der veloträumer ähnlich wie einst Archimedes aus der Badewanne heraus alles Vergessen und eiligst mit wildem Flüchen das vierbeinige Gesindel vertreiben, der aber keinerlei Schuldbewusstsein zeigte. verärgert böse Erst gewichtige Steinwürfe ließen den Dorfstreuner den Rückzug antreten.

Es mag kaum besseres Wetter geben als die Attraktion von Barjac zu besichtigen: Die Schneckenfarm. Leider ist das Museum mit einer Sammlung von Schneckengehäusen aus aller Welt und eine Besichtigung mit Vorführungen (Schneckenrennen) an schmale Öffnungszeiten oder Voranmeldungen gekoppelt. Marc Mage, ausgezeichneter Schneckenzüchter und Präsident der Schneckenverbandes Midi-Pyrénées, gibt mir eine Blitzführung durch das Zuchtgelände. Es gibt zwei Schneckenarten, die verwendet werden. Diese tummeln sich zu Hunderttausenden unter feuchten Brettern, aber auch Schnecken aus der Umgebung werden gesammelt. Im Laden gibt es natürlich auch Schnecken zu kaufen, auf der nett gemachten Homepage gibt es auch ein paar Rezepte und auch Links zu einigen ausgewählten Kunsthandwerkern der Region, darunter auch Jean Marie Mathon („pyrenoust“ anklicken) aus Moulis, den ich vor drei Jahren in seinem Atelier besucht hatte und der tolle (Klein-)Figuren kreiert, darunter Tätige ausgestorbener Berufe aus den Pyrenäen oder so eine Kuriosität wie ein Schachspiel mit Pilzen, bei denen die guten (Esspilze) gegen die bösen (Giftpilze) antreten. Nebenbei modelliert er auch einige der Tour-de-France-Helden. (Ich erwähne das hier gerne nochmal, steht aber auch bereits im Bericht zur „Vuelta Verde“ hier im Forum).

Zur Salat zurück komme ich nur durch eine dicke Wasserschicht, das Panorama hier bleibt eine Fiktion. Immerhin wird es nachmittags trocken, die Wolken steigen ewas nach oben und so kann man die leichte Hügellandschaft hier etwas genießen. Es gibt unterschiedliche Steigungsgrade, aber keine längeren Anstiege bis zum Col de Larriau von Barat hinüber nach Aspet. Während bis dato offene Landschaften dominierten, so ist die von Izaut-de-l’Hôtel zum Col des Ares dichter bewaldet. Die Nebenstrecke zunächst hat auch eine steile Passage, von Cazaunous aus fährt sich der Ares-Pass aber sehr flott bei sehr mäßiger Steigung und glatter Straße. Auf der Passhöhe gäbe es Gelegenheit zum Camping mit einem einfachen Restaurant/Hotel, aber hier sind die Köche schon gegangen. So fahre ich ins Tal und verbleibe mit Duldung des Hotel/Restaurants auf dessen Parkplatzgelände zur Nacht, nachdem ich zuvor statusgemäß für diesen Tag natürlich u.a. eine Portion Schnecken verzehre. schmunzel

Zur Bildergalerie TEIL 11 (folgendes Bild anklicken):



Fortsetzung folgt
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen

Geändert von veloträumer (12.02.19 19:32)
Nach oben   Versenden Drucken


Alle Beiträge zum Thema
Betreff von verfasst am
Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 27.11.11 21:46
Re: Pyrénées Cathares-Catalán LudgerP 28.11.11 16:24
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 28.11.11 17:10
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Juergen 28.11.11 19:15
Re: Pyrénées Cathares-Catalán bep 28.11.11 19:43
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 28.11.11 20:45
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Falk 29.11.11 18:56
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 29.11.11 22:41
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 02.12.11 20:24
Re: Pyrénées Cathares-Catalán HelmutHB 03.12.11 15:59
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 03.12.11 16:32
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Tom72 03.12.11 19:10
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Oktoberkind 04.12.11 17:00
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 04.12.11 18:00
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 07.12.11 20:21
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 07.12.11 20:41
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Juergen 08.12.11 07:23
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 10.12.11 20:17
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 13.12.11 19:12
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Bremerin 13.12.11 22:21
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 14.12.11 22:20
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 15.12.11 23:36
Re: Pyrénées Cathares-Catalán trike-biker 16.12.11 11:11
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 16.12.11 13:30
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 16.12.11 21:02
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 19.12.11 01:14
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Bremerin 19.12.11 13:24
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 19.12.11 13:38
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Juergen 19.12.11 17:47
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 20.12.11 13:40
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 21.12.11 19:53
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 24.12.11 22:51
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 26.12.11 18:24
Re: Pyrénées Cathares-Catalán natash 27.12.11 20:11
Re: Pyrénées Cathares-Catalán StefanS 27.12.11 21:22
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 27.12.11 22:20
Re: Pyrénées Cathares-Catalán chema 28.12.11 14:46
Re: Pyrénées Cathares-Catalán k_auf_reisen 29.12.11 08:34
Re: Pyrénées Cathares-Catalán SuseAnne 29.12.11 16:21
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 29.12.11 17:15
Re: Pyrénées Cathares-Catalán Tom72 01.01.12 22:22
Re: Pyrénées Cathares-Catalán  Off-topic bep 01.01.12 23:48
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 20.03.19 21:27
Re: Pyrénées Cathares-Catalán indomex 21.03.19 04:58
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 29.12.11 16:51
Re: Pyrénées Cathares-Catalán StefanS 19.12.11 20:54
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 09.12.11 07:56
Re: Pyrénées Cathares-Catalán veloträumer 04.12.11 18:19
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 29.11.11 16:07
Re: Pyrénées Cathares-Catalán bep 03.12.11 23:13
Re: Pyrénées Cathares-Catalán iassu 28.11.11 19:58
Re: Pyrénées Cathares-Catalán kettenraucher 29.11.11 16:19
www.bikefreaks.de