Hallo Martin, war grad ein paar Tage offline, daher sehe ich Deine Antwort erst jetzt. Ich war paddeln, Große Umfahrt, wo ich übrigens auch durch die von Dir erwähnten Orte Prieros und Fürstenwalde durchgekommen bin. Ich fang mal bei Deinem Ende an: Das mit dem Mountainbike geht mir genauso. Die halsbrecherischen Wege, die andere da z.T. fahren, dazu bin ich nicht gut genug. Mountainbike ist bei mir nur noch eine kleine Extension zum Gravelbike. A) wenn es lange zu steil ist, dann reicht mir einfach das Zweifachkettenblatt des Gravelbikes nicht mehr (z.B. Bayerischer Wald), und B) wenn die Kieswege sehr rauh werden, dann fühl ich mich auf dem Mountainbike deutlich besser. Mehr Kontrolle durch breitere Reifen und breiteren Lenker. Aber alles mit Wurzeln, Gras, extrem steil, usw., das ist was für Könner, nix für mich.
Und in dem Zusammenhang: Solche Pläne wie Du in der Dübener Heide, nämlich in den Wäldern rund um Berlin mal alle in Papierkarten angegebenen Waldwege abzufahren und dann auch gleich in der Papierkarte die Beschaffenheit zu notieren (sozusagen analoges Open Street Map nur für mich), hab ich auch immer. Hab mir sogar für dieses Vorhaben manche Papierkarten doppelt gekauft, eine "für gut", und eine zum drin rum schmieren. Aber ich komm immer nicht dazu. Naja, man muss ja noch Pläne haben....

Aber was so auf meinen üblichen Gravelbike-Touren liegt, da fahr ich schon mal vom Weg ab und probier' was aus durch den Wald, um mal neue Streckenvarianten zu finden. Mit Deiner Bemerkung, dass diese Kieswege aus wirtschaftlichen Gründen angelegt werden, erklärst Du für mich bisher unerklärliche Phänomene. Ich bin da teilweise super Kieswege in den Wald reingefahren, die genau die Richtung hatten, dass ich dachte, es sei eine Abkürzung durch den Wald zum nächsten Ort, und ich könnte die Autostraße, die aussen herum geht, dadurch vermeiden. Die Qualität des Kiesweges war super, man hätte mit dem Gravelbike 35 Sachen fahren können. Und plötzlich hört der gute Weg ca. 2km vor Erreichen des Dorfes auf. Die letzten paar Meter waren schwer zu fahrender Sandweg, das wollte ich mir nicht antun. Die Regeln, wonach der Forst solche Wege anlegt, und sie dann irgendwo im Nichts enden läßt, sind für mich schwer zu durchschauen. Gutes Durchkommen für Radfahrer gehören jedenfalls nicht zu den Regeln. Insofern wären natürlich Openstreetmaps, die die Qualität der Waldwege verzeichnen, ein Traum, aber dazu bräuchte es wohl mehr Aktivisten wie Dich.

Und interessant, dass man in Ungarn vor allem Strava nimmt. Strava ist meines Wissens in Deutschland vor allem eine Plattform für Rennradler. Die nutzen das tatsächlich intensiv. Vielleicht sollte ich mich damit auch mal auseinandersetzen. Vielleicht nutzen das ja auch Mountainbiker. Bisher habe ich mich nicht Sportler genug gefühlt, um auf Strava zu gehen. Bei Strava geht es, soweit ich das mitbekommen habe, nicht nur um dem Austausch von Touren, sondern vor allem auch um den Austausch von Leistungsdaten. Also so eine Art Online-Wettkampf-Plattform als Ersatz/Erweiterung für analoge Rad-Marathons.

Mit Kopfsteinpflaster meinte ich Verbindungsstraßen zwischen zwei Orten. Also richtig lang, mehrere Kilometer lang, teils zweistellig. So was gibt es in Brandenburg und Mecklenburg noch mehr als genug. Da sind dann meine Geduld-Ressourcen irgendwann wirklich erschöpft. Sowas kann man nur mit vollgefederten MTB oder wenigstens Hardtails fahren. Über Ortsdurchfahrten rede ich schon gar nicht mehr, die nehme ich natürlich hin, sonst könnte man im Osten ja gar nicht radfahren. Ich versuch dann meist den Bürgersteig zu nehmen, aber oft ist der auch nicht viel besser.
Und Sandwege, das ist vielleicht im Märkischen der allergrößte Fluch. Für die gilt das Gegenteil wie das, was Du für die Wege beschriebst, die Du probiert hast, als Du MTB-Routen nachgefahren bist. Je mehr es geregnet hat, je mehr es in Richtung Winter und Vorfrühling geht, desto besser sind die zu fahren. Im Sommer sind sie oft komplett unfahrbar, jedenfalls keine ich keine Fahrtechnik, wie man da durchkommt. Ich habe dann auch Angst, mit meinen Klickpedalen hinzufliegen. (man würde immerhin weich fallen, nämlich in Sand). Sowas müßte man mal mit einem Fatbike probieren, aber ich habe leider keinen Platz mehr für noch mehr Fahrräder.

Mein Traum wäre es ja, zum einen Strecken zu haben, wo man eigentlich durchweg nur Wald und Feldwege hat, so dass das Mountainbike sich lohnt, und auf der anderen Seite Strecken zu haben, die perfekt auf Gravelbike und Rennrad zugeschnitten sind. Letzteres kann man natürlich haben, wenn man bereit ist, Autoverkehr zu akzeptieren, aber Routen, die durchgängig unbefestigt sind, das wird immer schwerer zu finden. Ich finde es immer ein bisschen frustrierend, mit MTB-Stollenreifen glatten Asphalt zu radeln, wo man weiß, man wäre jetzt hier mit Gravelbike oder Rennrad deutlich flüssiger unterwegs.
Aber noch gäbe es in Brandenburg einige Ecken, wo man ziemlich durchgängig unbefestigte Strecken fahren könnte, vieles davon sind allerdings ehemalige Truppenübungsplätze (von den Russen bzw. damals noch Sowjets hinterlassen). Ob man sich da so hineintrauen sollte, weiß ich nicht so richtig...

Im Westen scheint manches besser ausgewiesen zu sein, und manchmal (Bayerischen Wald) muss man unbefestigte Forstwege regelrecht suchen. Aber ich mag ja das Abenteuer des Ostens und so allein wie hier ist man sonst nirgends in Deutschland. Auch die E-Bike-Welle ist hier noch viel schwächer als im Westen.
Ach so, noch 'ne Frage, Du schriebst, "auf diversen Karten kann man sich die Klassifizierung von Mountainbike-Routen anschauen". Was meinst Du damit? Papierkarten? Oder auch digitale Karten? Und falls letzteres, welche? Bei Komoot gibt es nur die Klassifizierung leicht, mittelschwer und schwer, soweit ich gesehen habe.
Grüße
Christoph