Wien – Triest – Parenzana – Nizza
Am 6. August setzte ich mich auf mein Rad, um in den Süden zu fahren. Mein Plan war, mir die Parenzana anzuschauen und danach die Adria nach Westen weiterzufahren.
Ich nahm das TERN TOUR, mit dem ich bei meiner Tour an den Atlantik gefahren bin. Das Rad hat sich als pistentauglich erwiesen. Gepäck musste ich auf alle Fälle einsparen! 2018 war ich mit 52,7 kg Gesamtgewicht unterwegs! Diesmal schaffte ich es immerhin auf 43,5 kg Gesamtgewicht. Trotzdem noch viel!
6. August 2022 / Wien - Semmering:
Die heutige Strecke war eine spontane Planänderung. Statt über den Wechsel beschloss ich kurzerhand, über den Semmering in den Süden zu fahren. Die Strecke war ich schon mehrere Male gefahren, in beide Richtungen. Zuletzt bei meiner Österreichrundfahrt im August/September 2021. Ich kannte schon jede Ecke.
Um 7 Uhr 25 fuhr ich los. Meine Wetter-APP sagte starke Bewölkung und Gewitter voraus. Die starke Bewölkung bei angenehmen Temperaturen stimmte, Gewitter blieben aus. Ich suchte den kürzesten Weg zum Thermenradweg. Ab Laxenburg fuhr ich den Wiener Neustädter Kanal entlang nach Wiener Neustadt.
Nach Wiener Neustadt führte mich der Radweg die Leitha entlang und ab Haderswörth folgte ich der Schwarza bis Gloggnitz. Diese Strecke ist einfach idyllisch!
Beim Ortsbeginn von Schottwien zweigt die Adlitzgrabenstraße ab. Ich mag diese Strecke. Sie ist anspruchsvoller als die Semmeringpassstraße, man macht auch mehr Höhenmeter. Dafür ist man fast allein unterwegs und kann eine tolle Landschaft bewundern. Allerdings bin ich diese Strecke noch nie mit 43,5 kg Gesamtgewicht gefahren. Bist du g’scheit, das Gewicht hängt sich an! Ich glaub, in Graz speck ich ein bissl ab (nicht mich, sondern das Gepäck) ….
Den Ort Semmering erreichte ich um 17 Uhr, am Hotel Panhans vorbei geht es die Hochstraße hinunter zur Passhöhe.
Mein vorgebuchtes Hotel lag mitten im Ort direkt an meiner Route.
Gesamtstrecke 109,46 km
Zeit in Bewegung 7 h 28'
Gesamtzeit 10 h 23'
Temperatur in der Früh angenehm kühl bei 18 °C, im Laufe des Tages bis 26 °C.
Den ganzen Tag stark bewölkt, kein Regen, kein Gewitter, kein Wind.
Summe aller Steigungen: 845 m
7. August 2022 / Semmering – Graz:
WLAN gab es in meinem Hotel zwar nicht, Kreditkarte und Bankomatkarte war ebenfalls unbekannt. Dafür war der Vermieter sehr entgegenkommend und organisierte für mich Frühstück um 7 Uhr statt um 8 Uhr. Ich bekam ein reichhaltiges Frühstück und war wieder versöhnt :-)
Um 7 Uhr 48 fuhr ich los. Stark bewölkt, 12 °C. Uiiii, ich musste die Jacke auspacken. Bald wurde es wärmer, die Wolken blieben aber hartnäckig. Ich fuhr gleich bergab auf der Semmeringbundesstraße. Eigentlich hätte ich den Semmering-Radweg R46 nehmen wollen. Der Semmering-Radweg verläuft allerdings ab der Passhöhe Semmering größtenteils auf oder neben der Semmeringbundesstraße und ist daher wenig spannend. Nach 13 km erreichte ich Mürzzuschlag.
In Mürzzuschlag verließ ich die Semmeringbundesstraße und fuhr auf dem Mürztalradweg R5 weiter. Der Mürztalradweg beginnt in Mürzsteg und führt über Neuberg an der Mürz und Mürzzuschlag weiter entlang der Mürz bis Bruck an der Mur.
Baustellenbedingt musste ich kurzzeitig auf die Bundesstraße (bzw. den Radweg neben der Bundesstraße) ausweichen. Aber sonst ist das ein richtig netter Radweg und super ausgeschildert. Die Wolken wurden auf einmal richtig schwarz. Und ..... ähm, das ist nicht wahr. Oder??? Es begann zu tröpfeln! Eine Viertelstunde lang schaute ich die Wolken gaaaanz böse an. Und das wirkte. Es hörte auf zu regnen.
In Bruck fuhr ich rechts - links - rechts - links - rechts (oder so ähnlich) zum Ufer der Mur, um nun dem Murradweg zu folgen. Der Murradweg verläuft vom Lungau durch das Murtal bis in die Südsteiermark und weiter nach Slowenien und Kroatien.
Einige Abschnitte des Murradweges kannte ich bereits. Den Abschnitt bis Graz bin ich schon mehrere Male gefahren. Mittagessen gab es in Pernegg bei einem Radltreff.
Gesamtstrecke 127,93 km
Zeit in Bewegung 6 h 29'
Gesamtzeit 8 h 51'
Temperatur in der Früh 12 °C, tagsüber bis zu 24 °C.
Anfangs stark bewölkt, um die Mittagszeit sonnig aufgrund meines bösen Blicks, am Nachmittag wieder bewölkt, bis auf ein paar kleine Regentropfen kein Regen.
Summe aller Steigungen: 423 m
8. August 2022 bis 12. August 2022 / PAUSE in Graz: (Family)
Ich arbeitete ein bissl an der Gewichtsreduktion. Bei Duschgel und Shampoo reduzierte ich gleich drastisch, NeoCitran Brausepulver reduzierte ich auf 2 Sackerln (ich werd eh nicht krank) und bei Salben und Cremen nahm ich eine Mengenverkleinerung vor.
Kartenmaterial? Ich hab ein Navi und mein Handy ... also weg damit. Immerhin kam ich auf minus 3 kg und hatte ein Gesamtgewicht von 40,5 kg statt 43,5 kg.
Ich stellte fest, dass man mit dem Handy tatsächlich telefonieren kann! Echt wahr! Erstaunlich! Ich fand über booking.com und über google keine Quartiere für die Parenzana nächste Woche und begann herumzutelefonieren. Die Etappen bis Triest ließ ich offen. Das wird sich finden. Hauptsache die Parenzana war unter Dach und Fach. :-)
Ansonsten machte ich Relaxing und Familienausflüge in Graz.
13. August 2022 / Graz – Maribor:
Meine Wetter-APP meldete mir schon seit Tagen 100% Regen für heute mit Wetterbesserung erst am Abend. Umprogrammieren? Eine andere Wetter-APP suchen? Ignorieren? Pfeif drauf ....
In der Nacht hatte es geschüttet, in der Früh ging der Regenschauer in Tröpfeln über bei einer Temperatur von 14 Grad. M. kam um 9 Uhr vom Dienst heim, sodass ich um 9 Uhr 18 losstarten konnte. Einmal links, einmal rechts, noch einmal links und noch einmal rechts. Und ich war auf dem Murradweg Richtung Süden. Das Tröpfeln hörte auf, die starke Bewölkung blieb. Für mich war dieser Teil des Murradweges unbekanntes Terrain. Teilweise fuhr ich unmittelbar neben der Mur, teilweise wiederum sah ich die Mur gar nicht, kreuzte immer wieder Bäche oder Nebenflüsschen der Mur und fuhr durch Auenlandschaften oder auch durch kleine Ortschaften durch. Ab Neudorf ob Wildon blieb ich schließlich am Ufer der Mur und konnte immer wieder einen Blick auf die Mur aus der Nähe werfen. Richtig schön und abwechslungsreich!
Ab Gralla, knapp 20 km vor Spielfeld, begann es leider wieder zu tröpfeln, und aus dem Tröpfeln wurde bald ein penetranter Regen. Allein war ich trotzdem nicht auf dem Radweg. Auf der Strecke traf ich ähnlich wie auf dem Donauradweg immer wieder Radfahrer, teilweise genauso bepackelt wie ich. Bei einer Radwegbrücke kam ich mit einem Radfahrer ins Gespräch. Er begann, mir seine Lebensgeschichte zu erzählen. Im Detail. In Straß in Steiermark überquerte ich die Mur und erreichte Spielfeld, noch immer mit der Lebensgeschichte im Schlepptau.
Ich fand mich auf einem Radweg unmittelbar neben der Fahrbahn der Bundesstraße 67 wieder. Aus war's mit der Idylle. Da der Radfahrer mit seiner Lebensgeschichte noch immer nicht durch war, lud er mich kurz vor der Grenze auf einen Kaffee ein.
Kurz nach Spielfeld passierte ich die Grenze nach Slowenien.
Aaaah in Slowenien heißt der EuroVelo 9 nun Radroute 1 und ist ebenfalls ausgeschildert - neben der Bundesstraße 437. Örks ....
Der Regen hielt bis Maribor an. Die Stadtgrenze von Maribor erreichte ich um 13:59 Uhr. Auf dem Weg zum Hotel gönnte ich mir bei einer Tankstelle noch ein trockenes Weckerl, da mein Mittagessen ausfiel, und erreichte mein vorgebuchtes Hotel im Zentrum um 14 Uhr 44.
Die Heizung konnte ich erfolgreich ausschalten! Sie war auf 29 Grad eingestellt ...
Ich spazierte am Abend ein bissl durch die Innenstadt und fand ein uriges Beisl für mein Abendessen. Sehr gut und sehr preiswert.
Gesamtstrecke 69,97 km
Zeit in Bewegung 3 h 56'
Gesamtzeit 5 h 24'
Temperatur in der Früh 14 °C, tagsüber bis zu 22 °C.
Den ganzen Tag über stark bewölkt, teilweise Tröpfeln, teilweise Regen.
Summe aller Steigungen: 148 m
14. August 2022 / Maribor – Celje:
Der Regen war am Abend schon vorbei. In der Früh schien die Sonne bei blauem Himmel. Und auch der Wetterbericht meldete Sonne pur für den ganzen Tag. Perfekt. Das Frühstück war eher dürftig, der Kaffee durchsichtig. Ich war mir zuerst gar nicht sicher, ob Tee oder Kaffee in der Kanne war.
Bei angenehmen 17 °C fuhr ich los und verließ rasch die Stadt.
Anfangs fuhr ich (wieder) auf dem Radweg neben der Bundesstraße. Aber bald war ich eigentlich mehr auf der Straße als auf Radwegen unterwegs. Somit konnte ich auch die Infrastruktur der Straßen nutzen - Tankstelle zum Kauf eines etwas "g'scheiteren" Kaffees, eines Müsliriegels, sanitäre Einrichtungen - und fuhr immer wieder durch kleine Ortschaften.
Die Bundesstraße 430 war die Devise :-) Es dauerte nicht lang und es begann hügelig zu werden. Ich muss ja ÜBEN für die noch bevorstehenden Anstiege. Und in der Ebene kann man nicht üben. Also auffi auf den ersten Berg.
Ob bergauf oder bergab, angeschrieben waren 10 %, 12 %, 14 %, 15 %, 18 %. Die 18 % bezweifle ich. Mein Navi zeigte mir maximal 15 % an. Die Anstiege waren allerdings nie lang, immer nur kurz und knackig. Der "Berg des Tages" hatte einen Anstieg von 150 Höhenmetern und führte zu einem netten Lokal, das sich mir buchstäblich in den Weg legte. Und was sich in den Weg legt, sollte man beachten. Richtig?
Nachdem der offizielle EuroVelo 9 immer nur auf der Straße oder neben der Straße verlief, beschloss ich kurzerhand, ein ganzes Eck abzuschneiden, so dass ich meine Gesamtstrecke auf 63,38 km (statt 91 km) verkürzte. Nachdem die morgige Etappe wieder um die 100 km sein wird, war mir der Abschneider ganz recht. Ab der Mittagspause ging's somit nur noch bergab bis Celje.
Ähm.... Moment. STOPPPPP! Was ist das denn?
Mir hat einmal ein Radfahrer, den ich auf einer Fähre traf, gesagt: "mit dem Rad ist man schnell genug, um voranzukommen, und langsam genug, um sich etwas anzusehen." Und genau so ist es! Wenn man mit dem Rad unterwegs ist, sieht man während der Fahrt die Landschaft, Flüsse, Bäche, Wiesen, Felder, Wälder, man sieht Ortschaften, ländliche Wohnhäuser, bröckelnde Hausfassaden, winzige Gassln, Kapellen, Kirchen und sogar Eidechsen am Wegesrand.
Der letzte Abschnitt bis Celje war noch einmal richtig schön. Viel Wald, ab und zu eine Ortschaft. Und dazu das perfekte Wetter.
Celje erreichte ich um 13 Uhr 37, das vorgebuchte Hotel an der Savinja um 13 Uhr 58. Nachdem meine Haare trocken waren, machte ich mich auf die Pirsch und erkundete die Stadt :-) Abendessen war ich in einem der Lokale in der Fußgängerzone. Nicht billig, aber seeeeeeehr gut!
Was das wohl ist ….
Gesamtstrecke 63,38 km
Zeit in Bewegung 3 h 50'
Gesamtzeit 5 h 47'
Temperatur in der Früh 17 °C, tagsüber bis zu 28 °C.
Den ganzen Tag über Sonne pur bei angenehmen Temperaturen.
Summe aller Steigungen: 488 m
15. August 2022 / Celje – Ljubljana:
Kaiserwetter. Wie sagt man so schön? Wenn Engel reisen. Kaiserlich war auch mein Frühstück. Heute hat wirklich nichts gefehlt. Mir fällt zumindest nichts ein. Brot in verschiedenen Varianten, Weckerl von dunkel bis hell, verschiedene Käsesorten, Mozzarella, Wurstsorten, Schinkensorten, Lachs, Rohkost, eingelegte Paprika, Eier hart oder weich gekocht und als Eierspeis, Marmelade, Obst, Obstsalat, Müsliecke, Joghurt in allen Varianten, Mehlspeisen, Topfencreme und ich weiß nicht was noch alles. Sogar der Kaffee war passabel. Und der Orangensaft frisch gepresst. Was will man mehr.
Gesättigt und gestärkt fuhr ich bei angenehmen 17 °C los. Meine Route war gleich ums Eck, und ich konnte auf dem gewohnten Radweg neben der Straße die Stadt verlassen. Und schon war ich auf einem wirklich schönen Radweg! Keine Straße mehr, kein Pseudo-Radwegstreifen neben der Hauptstraße, sondern ein richtiger Radweg entlang der Savinja. Entweder fuhr ich direkt am Wasser entlang, oder der Radweg führte mich durch einen Waldabschnitt und durch Wiesen. Bis Globoko (fast 20 km) konnte ich auf diesem Radweg fahren und genoss die Landschaft. Wirklich toll!
Die Natur und ihre Wunder ...
Nur in Lasko schickte mich der Radweg kurz durch den Ort. Leider war auf dem Platz, wo sonst ein Markt sein sollte, gähnende Leere. Schade.
In Rimske Toplice verließ ich die Savinja und fuhr über den Berg des Tages. Ich wählte die Alternativroute über die Landesstraße 221, die so gut wie nicht befahren war, anstelle des steileren und höheren Anstiegs über den offiziellen EuroVelo 9 durch den Wald. Ich hatte nur 220 Höhenmeter. Nix Aufregendes. Vor allem ging es nur moderat bergauf.
Von nun an ging's bergab :-) Bis zum Ufer der Save! Ich erreichte die Save in Podkraj und überquerte sie gleich.
Für's erste musste ich die Save auf der Bundesstraße 108 entlangfahren. Das war weniger spannend. Kein Fahrradstreifen, ich musste auf der Straße fahren, die doch relativ stark befahren war.
17,5 km musste ich auf der B 108 bleiben, bevor ich in Sava die Seite wechseln konnte und mich der EuroVelo 9 wieder auf verkehrsarme Straßen schickte. Dieser Abschnitt war wieder richtig schön. Wälder, Wiesen, Weiden, Dörfer. Und immer wieder Blick auf die Save. Richtig schön!
Meine Mittagspause gönnte ich mir in Litija in einem Café an einer Brücke über die Save. Ham and Eggs mit viel Fett, dazu Weißbrot. Zum Abschluss sehr guten Kaffee. Kurz nach Litjia ging der brüchige Asphalt in eine frisch geteerte Straße über. Ich staunte!
Wenn es denn nur beim Asphaltieren geblieben wäre ...
Ich bin diese Etappe und auch die morgige bereits im letzten Jahr im Herbst gefahren. Allerdings bei Regen, so dass ich meine Tour abgebrochen habe. Auf diesem Abschnitt war letztes Jahr eine riesengroße Baustelle, ich musste mein Rad über die Schotterhalde und Schutthaufen schieben und heben. Das ist nun das vollendete Werk:
Ich finde es ja in Städten gut, dass Fahrradwege, Fußwege, Zebrastreifen mit roten und weißen Markierungen und Symbolen gekennzeichnet werden. Aber mitten im Wald? Das haut den ganzen Blick in die Natur z'sam. Muss das sein?
Um 15 Uhr 10 erreichte ich die Stadtgrenze von Ljubljana. Bis ich beim Hotel war, fuhr ich aber zuerst noch auf Radwegen die Ljubljanica entlang und durch Parkanlagen der Stadt. Richtig idyllisch!
Um 16 Uhr 20 erreichte ich mein vorgebuchtes Hotel, wobei ich das Gebäude zuerst 3 Mal umkreiste, weil ich mir nicht sicher war, ob DAS mein Hotel war? Da stand Fitness Center, Sauna, Gymnastik Center ... brauch ich das jetzt? Bis ich bei meiner vierten Runde ganz klein die Zeile "Sport Hotel Ljubljana" entdeckte. JAAAA! Das ist wirklich mein Hotel. Fitness lass ich aus, die Snack Bar im Haus werde ich allerdings aufsuchen.
Bis auf die B 108 war die heutige Etappe richtig schön! Landschaftlich schön, abwechslungsreich und gut zu fahren. Anspruchsvoll war sie auch.
Gesamtstrecke 97,37 km
Zeit in Bewegung 6 h 10'
Gesamtzeit 8 h 32'
Temperatur in der Früh 17 °C, tagsüber bis zu 29 °C.
Den ganzen Tag über sonnig mit meist angenehmen Temperaturen, da ich meistens im Schatten fahren konnte.
Summe aller Steigungen: 739 m
to be continued ...