Georgien könnte man ja noch zu Europa zählen schmunzel

Generell: ich glaube, jeder Mensch richtet sich über die Jahre in seiner subjektiv wahrgenommenen Umwelt ein und findet diese dann als genau passend und „verteidigt“ diese - man will sich selbst ja ungern in Frage stellen. Daher kann niemand „wirklich“ beurteilen wie und ob eine mehrmonatige Reise , ein andere Kontinent/Land/Kultur oder ein traditionelles Arbeits/Familienleben ist oder für einen passt, der nie dort war oder sich drauf eingelassen hat. Jeder sieht alles durch die eigene Brille und diese ist durch die eigene Vorgeschichte gefärbt.

Für mich ist Europa superspannend und ausreichend. Das ändert sich in dem Moment wo ich in Dakar in Sand geröstete Erdnüsse kaufe, in Esfahan Safraneis genießen kann oder am Baikal Omul essen darf. Ich bin sehr glücklich hier und da und privilegiert einen Pass zu haben der mir erlaubt diese Freiheit zu haben.
Genauso die Zeit: 2 Wochen Transalpradtouren sind geil und irgendwie auch „Sport“. In 2-3 Monaten zum Ätna zu radeln, den ganzen Weg „erfahren“ zu können um dann auf einem qualmenden Vulkan zu stehen - wow. Ist vom Kopf, von der Zeitgestaltung etc aber immer anders: weniger Sort, weniger Event... vielmehr ein anderer Alltag und Meditation. Es ist die Freiheit sich einen eigenen Alltag geben zu können. Gleich wäre es, wenn der Vulkan am Ende auf einem anderen Kontinent steht.
Zu Hause zu sein und wissen, dass der Wein aus dem eigenen Keller gut ist - saugut. Unterwegs jeden Tag in alle Richtungen überrascht werden zu können: mal saure Plörre und mal einen goldenen Tropfen - wie geil!

Das schöne an kurzen Touren ist, dass man Sie planen und optimieren kann und das schöne an langen Touren ist, dass man da das Planen und Optimieren lassen sollte. Als ich jung war, dachte ich das Reisen soll zur Erholung beitragen damit man hinterher wieder etwas leisten kann... so ein Quatsch. Reisen ist eine Erfahrung und kann anstrengender sein als das Alltagshamsterad. Reisen, egal ob kurze Fluchten oder lange Wege sind genau die Würze, die unser Gehirn lebendig hält und lernen lässt. Das Leben ist ja nicht nur durch das aneinanderreihen von Atemzügen sondern auch durch die Moment geprägt, die einem im positiven Sinne den Atem geraubt haben.