Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab?

von: Ride Worldwide

Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 13:26

Hallo Zusammen,
jetzt bin ich schon mehr als ein Jahr von meiner 3,5 Jährigen Weltreise zurück und ein Thema lässt mich nicht los. Was ist der Hauptgrund warum die meisten von uns nie auf eine lange Reise gehen? Lassen wir mal Corona beiseite. Was ist für dich das größte Hindernis.
(Hindernisse?)?

-Keine Zeit?
-Kein Geld?
-Zuwenig Informationen?
-Zweifel an sich selbst?
-Angst keinen Job mehr zu finden?
-Kariereängste?
...?

Und an die, die schon auf längeren Reisen mit dem Rad waren (sagen wir mal 3 Monate +) was waren die Gründe das du losgefahren bist? Welche Ängste hattest du? Welche haben sich bewahrheitet welche nicht?

Dann fange ich doch mal an.
Für mich war es die Neugierde neue Länder zu erleben und die Überzeugung, dass ich, wenn ich erst mal so richtig im Arbeitsleben bin, den Absprung nicht schaffen würde. Damals hatte ich bereits meine Lehre hinter mir und ein abgeschlossenes Studium und war so zusagen gerade am beginn meiner Kariere. Inzwischen Arbeite ich wieder in meinem Beruf und bin der Meinung das es der beste Schritt war, den ich hätte machen können. Ich habe einen Job gefunden und habe eine ganz andere "Reife" wie zuvor. Natürlich war nicht alles schön aber es hat mich grundlegend verändert.

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen was deine Meinung ist.

Ganz liebe Grüße
Andreas
von: ro-77654

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 14:04

Ganz schlicht: Die meisten möchten gar nicht länger als drei Monate oder gar Jahre unterwegs sein. Ich gehöre dazu - zwei bis drei Monate reichen. Mehr würde zu viele Eindrücke und Entfremdung von daheim bedeuten.

Und wenn man über 50 ist, wird es bei vielen Berufen bei der Jobsuche sehr schwer. Wir haben eine massive Altersdiskriminierung, meiner Ansict nach viel stärker als bei Geschlecht/Hauttönung/kulturellem Hintergrund
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 14:07

Also, der Betreff ist etwas irreführend. Ich hoffe, dass hier niemand ist, der die Frage beantworten kann grins

Gut, warum mache ich keine Radreise über 3 Monate: Mich reizt das gar nicht und es reizte mich auch nie, länger als drei oder vier Wochen unterwegs zu sein. Von daher vermisse ich das auch gar nicht.
von: Uli

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 14:17

Meine ganz banale Antwort: Ich habe kein (und hatte noch nie) so etwas wie Neugier auf "Menschen, Länder, Abenteuer" oder gar eine Art von "Fluchtverlangen", auch kein Interesse an solch langen Reisen, schon gar nicht auf so lange Radreisen. Urlaub und Verreisen macht mir nur Freude, wenn ich in absehbarer Zeit wieder heim kommen kann. Reisen bedeutet für mich Tapetenwechsel - "andauernd" reisen ist ebenso wenig Wechsel wie niemals reisen.

Zitat:
Mehr würde zu viele Eindrücke und Entfremdung von daheim bedeuten.

Vielleicht meint das das gleiche: Ich brauche einen Ort, an dem ich mich bei Verlangen zurückziehen kann, wohlgeborgen und mit vielen Dingen, die ich zum Wohlfühlen benötige. Das kann mir kein Ort auf einer Reise bieten, schon gar nicht für längere Zeit und ebenso wenig auf einer Radreise - das schafft nur meine "Heimatbasis". Und von Familie, etc. abgesehen habe ich noch eine Menge anderer interessanter Hobbies.

Gruß
Uli
von: Keine Ahnung

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 14:23

Es gibt verschiedene Gründe:
  • Einmal ein halbes Jahr auf Radreise zu gehen, würde mich reizen, ist aber (a) mit meinem Beruf nicht vereinbar, der kein Job ist, den man einfach wechseln kann, und (b) nicht mit der Familie vereinbar, schon alleine, weil meine Frau so etwas nicht mitmachen würde (kürzere Radreisen schon ...).
  • Auf eine richtig lange Radreise habe ich keine Lust. Nach einiger Zeit freue ich mich schon immer auf die Rückkehr, um mich danach wieder auf die nächste Radreise zu freuen. Drei bis vier Wochen hatten mir dabei eigentlich immer recht spannende Reisen beschert.
  • Berufsbedingt bin ich immer sehr viel unterwegs in vielen verschiedenen Ländern. Ab und zu nutze ich das auch, um dort mehrtägige Radtouren zu machen, aber in manchen Ländern stelle ich fest, dass mich Radfahren dort nicht ganz so reizen würde. Das Kennenlernen von exotischen oder weit entfernten Ländern ist für mich also nicht zwingend der Antrieb und inzwischen bin ich der Meinung, dass ich alleine in Europa so viel sehen kann, dass ich dafür gar nicht genug Zeit haben werde.

Meine längste Radreise war ca. 3 Monate lang. Ich war noch jung und mich hat es gereizt, länger unterwegs zu sein. Es war auch problemlos möglich, mich meist ohne Zelt irgendwo in der Landschaft zur Nachtruhe zu begeben. Auch wenn ich immer noch ab und zu "wild zelte", ist mein Komfortbedürfnis mit bald 60 schon etwas gestiegen.
von: Hardy_FRI

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 14:25

Für mich ist die Frage auch relativ einfach zu beantworten. Radreisen ist für mich Freizeitbeschäftigung, nicht Lebensinhalt. Teile der Welt habe ich durch mehrere Jahre berufliche Seefahrtzeit gesehen. Derzeit habe ich pro Jahr nicht mehr als drei bis vier Wochen Zeit für eine Radreise. Wenn ich in ein paar Jahren pensiopniert bin, will ich auch etwas längere Reisen machen, aber voraussichtlich nicht mehr als etwa sechs Wochen am Stück. Habe auch noch andere Hobbys grins


Gruß,

Hardy cool
von: Juergen

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 15:04

Während des Studiums war ich immer 6 Wochen im Sommer unterwegs.
Als Angestellter/Freelancer war mein längster Urlaub auch einmal 6 Wochen. Immerhin. Mit nem eigenen Büro schaffte ich 3 Wochen am Stück. Einmal. Seit geraumer Zeit hätte ich Zeit. Dann kümmerte ich mich um meine Eltern, dann um andere Dinge. Es kommt wie es kommt und wenn es gut kommt, dann bin ich im nächsten Jahr 2-3 Monate unterwegs. Am Stück? Vielleicht. Das reicht mir dann aber auch. schmunzel
von: snoopy-226k

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 16:34

Ich/wir konnten uns die Auszeit nehmen weil Firma (großer Konzern) das zuließ.

Ich tendiere schon immer zum großen Paket, wenn ich über ein kleines Päckchen nachdenke. Darum musste es mal Marathon, mal Ironman sein. Beim Reisen wollte ich gerne Europa von ganz oben bis ganz unten anschauen.
Mein Antrieb für die schnelle Entscheidung war: Wann, wenn nicht jetzt (Firma sagt ja, Kinder gerade erwachsen, Eltern noch nicht hilfebedürftig). Mein Alptraum war, dass ich mal mit 70+ dasitzen könnte und sagen müsste "Ich wollte doch immer mal, warum habe ich das nie versucht". Bei dem reinen Gedanken daran hatte ich schon feuchte Augen.

Und... wir sind schon angefressen, diese 7 Monate waren die Zeit unseres Lebens, definitiv. Wenn wir könnten wären wir morgen schon auf dem nächsten Halbjahres- oder Jahrestrip.
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 17:00

In Antwort auf: Ride Worldwide
Was ist der Hauptgrund warum die meisten von uns nie auf eine lange Reise gehen? Lassen wir mal Corona beiseite. Was ist für dich das größte Hindernis.
Hallo Namensvetter,
ich finde deine Aufmachung originell und zum Schmunzeln. Jetzt "muss" man schon begründen, warum man nicht dauerverreist ist lach

Ich überlege, einen Faden zu starten: was hält euch davon ab, Goldgräber zu sein. grins

Im Ernst: das Wesentliche wurde ja schon geschrieben. Ich gehöre zu den Glücklichen, die jeden Sommer 6 Wochen verreisen können - das aber ist dann auch wirklich genug. Dass man auf der Reise ist und nicht auf der Flucht, gilt in meinen Augen nicht nur bezüglich des Fahrtempos sondern auch bezüglich der Abwesenheit von zuhause. Hier warten genügend Aufgaben, die ich mir selber stelle oder die von außen gestellt werden und in deren Erfüllung ich meinen Lebenssinn erkenne.
von: martinbp

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 17:10

Früher wäre mir das gar nicht in den Sinn gekommen, mehrere Monate vereisen zu können. Beruf, die Ehefrau, Kinder, das Haus, die Eltern (im für mich deutschen Ausland), zu wenig Geld, all das haben mich gar nicht an so etwas denken lassen.

Ein paar Wochen, um auf Umwegen nach Leipzig zu radeln, und von dort noch eine Tour durch Deutschland und den angrenzenden Raum der Nachbarländer, das war jedoch möglich.

Heute als Rentner hätte ich zwar die Zeit, auch die Kinder schränken mich nicht mehr ein, aber inzwischen bin ich (nach einem Ischias auf Radreise, zum Glück nicht weit von Leipzig entfernt) skeptisch, ob ich mich allzuweit von meinem gewohnten Radius entfernen sollte. Und der Wunsch, in exotische Länder zu fahren, war bei mir nie sehr groß.

Letztes Jahr hatte ich noch einmal 2-3 Monate Frankreich geplant, dieses Jahr fange ich gar nicht erst an zu planen. traurig
von: Gepäcktour

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 17:45

Meine längsten Radreisen (oder -touren) haben 4 Wochen gedauert. Wahrend meinen 2 Ausbildungen hatte ich keine Zeit für lange Reisen. Dann wollte und musste ich Geld verdienen. Dann ging ich eine Beziehung ein, die heute noch besteht. Meine Partnerin ist, vorsichtig gesagt, nicht ganz so Radreisebegeistert wie ich. Immerhin sind wir als junges Paar einmal 2 Wochen radgereist. Weiterhin habe ich ein altes Haus renoviert und mich selbstständig gemacht. Dann wurde ich zweifacher Vater. Mit den Kindern habe ich über 10 Jahre lang jeden Sommer jeweils eine kleine Abenteuertour gemacht. Irgendwann wollten sie nicht mehr mit und ich mache nun seit 2014 jedes Jahr eine intensive ca. 12tägige Solo-Alpentour, bevor ich dann mit meiner Partnerin einen "normalen" Urlaub im Campingbus mache.
Ich bin 57 und nehme begeistert jede Möglichkeit zum Alltagsradfahren (ganzjährig zur Arbeit) und Radreisen mit. Für eine richtig große Radreise war in meinem bisherigen Leben einfach kein Platz, bzw. habe ich immer andere Prioritäten gesetzt. Das ist vielleicht schade um die Erfahrung, ich kann aber gut damit leben.
Liebe Grüße, Thomas
von: SchottTours

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 18:17

Ich war schon immer lieber öfters im Jahr unterwegs als einmal ganz lange. Die kleinen Fluchten aus dem Alltag (eine Woche) liebe ich zu sehr als dass ich diese für die eine große Reise im Jahr aufgeben würde (zumal die Zeit begrenzt ist aufgrund Familie und Beruf). Exotisch verreisen wollte ich noch nie, Europa dagegen liebe ich über alles, vor allem Skandinavien. Ich bin aber auch genauso gerne zu Hause, beim Reisen ist das nach-Hause-kommen für mich auch ein schöner Teil der Reise, den ich nicht missen möchte.

Vom Radreisen abhalten tut mich ansonsten nur das Fernwandern, meine zweite große Leidenschaft. Wenn ich eine Woche Zeit habe, wandere ich mit Zelt und Schlafsack einen Fernwanderweg. Dabei können dann schon mal 250 km in einer Woche zusammenkommen. Dabei habe ich das Glück, dass mein großer Sohn das genauso gerne macht. Alleine reisen mag ich nicht so bzw. höchstens für ein paar Tage. Man kann die Reisen hinterher einfach mit niemandem mehr persönlich teilen.
von: Job

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 18:19

schlichte Antwort: 3 Monate Radreise passen irgendwie nicht in 3 Wochen Jahresurlaub.
von: helmut50

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 18:43

Meine Frau und ich sind über 10 Jahre verteilt durch ganz Europa gereist. Sie ist glücklicherweise noch lieber auf Radreisen als ich. Solange wir noch berufstätig waren, ging das immer nur max. 4 Wochen. Wir haben uns mit 58 und 61 in so etwas wie eine Vorruhestandsregelung begeben, um auch mal länger unterwegs zu sein. Daraus sind dann 2 Reisen (3 und 6 Monate) nach Lateinamerika und dieses Jahr 2 Monate Afrika geworden. Afrika sollte eigentlich auch so 5-6 Monate lang sein, aber Corona halt. Wir lieben das Reisen auf dem Rad hauptsächlich wegen der Entschleunigung und dem damit verbundenen regen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.Insofern das wieder möglich ist, werden wir damit fortfahren, solange unsere Gesundheit das zulässt. Länger als ein halbes Jahr wollen wir aber beide nicht. Das liegt z.B. an unseren zahlreichen Kindern und Enkeln. Wir wollen da nicht den gesamten Entwicklungsprozess verpassen. Ein anderes Argument, dass hier bereits genannt wurde, teilen wir auch. Nach einem halben Jahr quellen wir förmlich über vor Eindrücken und Erlebnissen. Wir sind dann nicht mehr aufnahmefähig, die Begeisterungsfähigkeit nimmt stark ab und die Schönheit der Welt unbeachtet lassen wollen wir nicht.
von: Toxxi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 20:24

Interessantes Thema. schmunzel Länger als 4 Wochen war ich noch nicht unterwegs.

Nach dem Abitur oder während des Studiums kam mir das irgendwie nicht in den Sinn. Ich bin sehr viel Rennrad gefahren. Aber dass man mit Gepäck von A nach B fahren könnte - der Gedanke kam mir einfach nicht.

Und heute steht das im Weg, was vermutlich den meisten im Weg steht. Ich habe einfach nur begrenzt viel Jahresurlaub. Kündigen und später einen neuen Job suchen ist einfach keine Option, dafür gefällt mir meine Stelle zu gut. Auszeit nehmen dann schon eher.

Einmal war ich 4 Wochen in Chile mit Begleitung. Das war schön. Aber da gingen insgesamt schon 4 bis 5 Tage für An- und Abreise drauf. Es waren eigentlich nur 3 Wochen.

Und einmal war ich 4 Wochen alleine in Polen, Tschechien, Slowakei. Da habe ich gemerkt, dass nach 3 Wochen irgendwie die Luft raus war. Darüber habe ich selbst gestaunt, weil ich unbedingt so lange wollte und mit meinem Chef (der sehr kooperativ war) zusammen den Arbeitsplan für die Firma so gemacht, dass wir die lange Abwesenheit stemmen können. Aber es war auch eine wchtige Erfahrung für später.

Eine paar Jahre später habe ich das besser verteilt. Da war ich erst 3 Wochen wieder in PL, CZ, SK und etwas später im Jahr noch mal eine Woche in der Schweiz. Im Endeffekt haben mir zwei Radreisen insgesamt mehr gegeben als eine solche lange Aktion.

Vielleicht mag das anders sein, wenn man wirklich unendlich viel Zeit hat. Aber bei meiner doch begrenzten Anzahl an Urlaubstagen ist das keine Option mehr für mich, alles auf einmal zu verbraten und anschließend fast ein Jahr lang keine Radreise machen zu können (außer am Wochenende).

Heute merke ich auch, dass mir auf langen Touren gewissen Sachen fehlen. Insbesondere die Gitarre. Aber die mag ich nicht mischleppen. Wenn schon, dann vielleicht eine Ukulele.

Gruß
Thoralf
von: StephanBehrendt

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 20:37

Mich kann nur etwas von etwas abhalten, wenn ich etwas wollen täte. Da ich 3 Jahre nicht am Stück geradelt haben wollte, hat mich auch Nichts davon abgehalten. Ich bin von und nach der Erwerbstätigkeit jeweils drei Monate ferngereist, ansonsten in den Urlauben.
Ich hätte es auch nur machen wollen, wenn ich ohne Schnorren und unter Bezahlen der lokalen Infrastruktur die drei Jahre hätte leben können. Ein Land lernt man kennen, wenn man wie die Einheimischen lebt: in der 3. Welt als reicher Westler in der Pampa zu campieren käme mir nicht in den Sinn.
von: veloträumer

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 21:15

Darauf gibt es viele Antworten. In vielen Fällen ergibt sich die Frage ja gar nicht, weil du in familiäre Beziehungen eingebunden bist, wo nicht alle dem Radreisen verpflichtet sind. Insofern ist die Frage sehr stark auf Singles oder einander verschworene Radlerpaare mit Abenteuersehnsucht bezogen und damit schon eine Randzone unter Radreisenden. Ein Regelfall ist der Traum von der Weltreise für die Masse der Radreisenden jedenfalls nicht.

Ich nehme mal diese meine Antwort, weil sie mir am nächsten liegt: Ich muss reisen verarbeiten können, eine Zeit, wo sich Eindrücke setzen können, ich Fotos auswerten und Texte verfassen kann, die hoffentlich inspiriert sind von der Reise. Das geht nicht ohne Ruhepunkte, sonst wird die Inspiration vom Globetrotteralltag niedergetreten. Eine lange Reise müsste bei mir also auch Stationen mehrmonatiger Ruhe haben um wieder mit Lust und freien Gedanken weiterzuziehen. Ich könnte mir sogar fremde Orte vorstellen, wo ich ein oder zwei Jahre leben würde, um ein Buch zu schreiben. Ich habe aber eher Angst davor, dass mir nichts mehr anderes einfällt oder auch zugebilligt wird als Radzureisen und es keine Bindung an ein Leben mit einer Form von Ort des Rückzugs, von Heimat, von Zuhause gibt, wo auch zugeneigte Menschen auf einen warten. Die Reise wird sonst zur Flucht. Diese Angst ist derzeit sogar ein wenig real bei mir.

Erlebnisse mit Menschen zu teilen ist ein anderer Teil der Reflektion von Reisen. Das geschieht zwar heute oft in Echtzeit über Social Media, halte ich aber nicht für nachhaltig. Die neuen digitalen Nomaden hinterlassen bei mir einen unguten Beigeschmack, da sie einem unmittelbarem Vermarktungs- und Organisationsdruck folgen, der keine inspirierte Reflektion zulässt. Um die Freude zu teilen, hat man im Idealfall also Freunde in einer Heimat, die sich auch für die Reisen interessieren. Natürlich können sich Freundeskreise ändern und verlagern, auch ins Ausland, aber sie sind nur dann nachhaltig, wenn sie auch persönlich und nicht allein medial gelenkt sind oder allein durch den Zwang des Weiterziehens zerbrochen werden.

Der Globetrotter bewundert ja Menschen in der Ferne dafür, dass sie authentisch sind, ein Leben nahe an der heimischen Natur führen, Abbild von exotischen Lebensweisen sind, die nie in die weite Welt hinausziehen. Der Kosmopolit wohnt hingegen nicht in Kirgistan in der Steppe oder im Buschmannland in Namibia, sondern ist ein stets Flüchtiger zwischen New York und Kinshasa, zwischen Andenhochland und Ganges-Delta und beamt sich im Pandemiefall zurück in seine heimatlos gewordene Heimat. Er studiert die Völker, aber bleibt selbst Mensch ohne Volksbindung. Anders gesagt: Er bewundert Menschen in der Welt dafür, was er selbst nicht machen möchte oder kann - im Einklang mit seiner gegebenen, meist angeboren Umgebung zu leben.
von: Jaeng

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 21:46

In Antwort auf: Ride Worldwide
... Was ist der Hauptgrund warum die meisten von uns nie auf eine lange Reise gehen? Lassen wir mal Corona beiseite. Was ist für dich das größte Hindernis.
(Hindernisse?)?

-Keine Zeit?
-Kein Geld?
-Zuwenig Informationen?
-Zweifel an sich selbst?
-Angst keinen Job mehr zu finden?
-Kariereängste?
...
Ganz liebe Grüße
Andreas

Gegenfragen: "Wann hast du das letzte Mal mit deinen Kindern auf Fehmarn Urlaub auf einem Urlaub verbracht?
Wann hast du das letzte Mal mit deinem Sohn Fahrradurlaub auf dem Weserradweg gemacht?
Und warum sollte ich mehrere Monate auf Fahrradtour gehen und dafür meinen Beruf aufgeben? Weil du das gemacht hast?"
Jeder nach seiner Façon ...
von: globetrottel

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 22:03

Langzeitreisen bräuchte für mich den Stellenwert von etwas „ Großem“, das könnte ich zeitlich zwar vielleicht, aber inhaltlich nicht ohne zugewiesenem Stellenwert angemessen erleben. Für mich wäre der größte Motivator „Selbstfindung“ (von was auch immer), was aber auch ein ausreichendes Realdefizit voraussetzt, um daraus die notwendige Energie und Einstellung entnehmen zu können. Nur so zum Rumtingeln und Tapetenwechsel reichten mir ein paar Tage oder 3 Wochen. Ich hätte auch Schiss auf Langzeitreisen. Das physische Risiko durch Verkehr und mangelnde Schutzräume halte ich für nicht unerheblich. Ich vergleiche da Radreisen immer mit Langzeitreisen im VW Bus, was für mich auch ein hohes Reizpotential bei gleichzeitig höherer Komfort - und Schutzzone hätte.

VG Marco
von: Felix-Ente

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 15.12.20 22:42

Ich habe das große Glück, in der (für mich) schönsten Stadt der Welt zu leben. Ich mache meistens (außer 2020 ) 3 bis zu 14-tägige Radreisen (Ostern, Sommer, Herbst) und merke, dass ich nach etwa 10 Tagen beginne, "meine" Stadt zu vermissen. Und nach 12 Tagen bin ich in der Regel froh, wenn ich wieder Richtung Heimat aufbrechen kann. Mit meiner Freundin würde ich es vielleicht noch ein paar Wochen länger aushalten, aber die mag lieber Reisen ohne Rad. Aber über Monate oder gar Jahre wollte ich nicht durch die Welt ziehen, jedenfalls nicht am Stück.
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 05:42

In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: Ride Worldwide
Was ist der Hauptgrund warum die meisten von uns nie auf eine lange Reise gehen? Lassen wir mal Corona beiseite. Was ist für dich das größte Hindernis.
Hallo Namensvetter,
ich finde deine Aufmachung originell und zum Schmunzeln. Jetzt "muss" man schon begründen, warum man nicht dauerverreist ist lach


Na komm ich finde, ihr reagiert zum Teil etwas ueberallerrgisch! Es interessieren ihn halt die Gründe.

Ich habe mein Langzeitreise > 1Jahr Lateinamerika, 1x zwischen 2 Zeitverträgen gemacht, da ich einen bescheidenen Lebensstil ohne Haus/Auto/Garten etc. führe, habe ich wenig Fixkosten und dementsprechend Puffer. Ich habe nach Rückkehr improvisiert, wir haben einen Mo in einer möblierten Whg. gewohnt, ich hatte einen Kurzzeitvertrag etc. Frau und Sohn haben mitgezogen schmunzel... Die >3Mo Westafrika warn im Studium.

Für mich war das Abenteuer, richtig in eine fremde Welt eintauchen (wir haben auch da unten gearbeitet), v.a. aber dass Gefühl von völliger Freiheit und UNgebundenheit total faszinierend

War einer der besten Sachen,die ich gemacht hab und würde ich auch gerne nochmal machen (zB 6-12 Mo Transafrika)
von: scherbe

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 07:04

Ich habe das Radreisen erst relativ spät (mit ca. 40 Jahren) für mich entdeckt. Meine Familie hätte kein Verständnis gehabt, wenn ich mich auf eine mehrmonatige Tour verabschiedet hätte. Meinen Job wollte ich nicht riskieren. Insgeheim hätte mich eine mehrmonatige Tour zwar schon gereizt, aber ich konnte mich immer gut mit den Sachzwängen vor mir selbst herausreden. Wahrscheinlich war das Bedürfnis also nicht stark genug.

Mittlerweile ist das Ende meiner beruflichen Tätigkeit absehbar. Ich werde wohl aber auch dann nicht mehr auf eine mehrmonatige Radreise aufbrechen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ich nach 2-3 Wochen unterwegs einfach "satt" bin, was ja auch schon Einige geschrieben haben. Sehe ich aber auch nicht als Problem für mich. Dann lieber öfter mal und nicht ganz so lang. Ich brauche mittlerweile auch meine Regenerationsphasen und es soll ja vor allem Spaß machen. Ich muss niemanden was beweisen, also reicht es auch ne Nummer kleiner...
von: irg

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 07:23

Mei, bis zu 5 Wochen im Stück hat mir gerade gepasst. In den ersten Wochen war ich "neugierig, was hinter der nächsten Kurve ist" (Zitat von Nick Crane), am Schluss war ich neugierig, was sich inzwischen zu Hause getan hat. Als Junger war v.a. das Geld ein limitierender Faktor, dazu hätte ich mehr als die üblichen Uniferien nicht reisen können. Ich hatte ja auch etwas zu tun, neben dem Reisen.

Jetzt mit Familie habe ich sehr wenig Zeit zum Radreisen. Was ich mir frei nehme, muss meine Frau abfangen, und umgekehrt. Mit einer behinderten Tochter bedeutet das etwas anderes als mit anderen Kindern.

Wenn wir ein passendes Platzerl für unsere behinderte Tochter gefunden habe möchte ich wieder mehr mit dem Radl reisen, öfter und länger. Wie weit meine Frau mit macht, wird sich weisen. Übernachten in einem kleinen Zelt kann sie sich gar nicht vorstellen, jeden Tag mit schwerem Gepäck radeln auch nicht. Was wir zusammen sicher können: Mit unserem Mini-Wohnwagen wo hin fahren und von dort aus Tagestouren, zwischendurch auch längere Touren zu fahren.

Auf eines freue ich mich jetzt schon: Radreisen zu machen, ohne von der Zeit getrieben zu sein. Denn derzeit möchte ich die paar Tage, die ich weg kann, auch möglichst gut aus nützen. Viel Zeit für Ungeplantes oder spontane Ideen bleibt da nicht. Es ginge natürlich auch anders, aber derzeit möchte ich die karge Zeit einfach nützen!

lg!
georg
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 07:40

In Antwort auf: Ride Worldwide

Und an die, die schon auf längeren Reisen mit dem Rad waren (sagen wir mal 3 Monate +) was waren die Gründe das du losgefahren bist? Welche Ängste hattest du? Welche haben sich bewahrheitet welche nicht?



Aengste:
- Krankheiten unterwegs, v.a. mit dem Kleinen (war ok)
von: Bernie

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 08:07

Hallo!

Ich gehöre zu denen, die schonmal mehrere Monate weg waren. Einmal 2001 für 6 Monate erst Australien von Melbourne nach Darwin, dann gleich weiter nach Vancouver, Fähre nach Alaska und mit dem Rad zurück nach Vancouver. Damals hatte ich den Job im Ingenieurbüro geschmissen, um mir diese Wünsche zu erfüllen, die auf meiner Liste standen, aber kaum in einem normalen Urlaub zu machen sind. Im Anschluß habe ich (nach dreimonatiger Jobsuche) die Stelle gefunden, auf der ich heute noch sitze.

Da es bei meinem jetzigen Arbeitgeber ein Sabbaticalprogramm gibt, habe ich 2009 / 10 nochmal 5 Monate Auszeit genommen, um von Kenia nach Kapstadt zu radeln.

Gründe waren jeweils, dass die Ziele auf meiner Liste standen und ich sie quasi als "Once-in-a-Lifetime-Experience" umsetzen wollte.
Ängste hatte ich im Vorfeld natürlich schon. Gibt es in Australien genug Wasser? Wie heiß wird es? Frißt mich in Alaska der Bär? Lande ich in Afrika bei Shaka-Zulu im Kochtopf und werde danach zu Schrumpfkopf weiterverarbeitet, den dann mein Kumpel im Rahmen seines Urlaubs später auf dem Souvenirmarkt entdeckt (das ist jetzt überspitzt formuliert!)?
Fazit: Es gab entlang meiner Strecke in Australien Wasser in Tanks (nur auf der Mereenie Loop war es knapp, hatte aber genug dabei). Bären gibt es Alaska und Kanada, ich stand aber nicht auf dem Speiseplan. Und Shaka-Zulu hatte auch keinen Appetit darauf, an meinen Knochen zu nagen. Afrika war am Ende entspannt, aber super spannend.

Worauf ich aber hinweisen muß: Nach ein paar Monaten war meine Aufnahmefähigkeit eingeschränkt. Als ich in Kanada nach vielen Monaten unterwegs mit so vielen verschiedenen Eindrücken in der Birne von den Rockies durchs Okanagan nach Vancouver gefahren bin, habe ich kaum noch fotographiert. So schön die Gegend dort ist, nach all dem, was ich vorher erlebt und gesehen habe, konnte es nicht mehr mithalten. Da hat es dann gereicht. Länger hätte ich nicht unbedingt mehr gewollt.
Aus dem Grund habe ich für Afrika von vorneherein nur 5 Monate eingeplant. Aber auch dort war ich froh, als es auf der Garden Route nach Kapstadt ging und der Zielort näher kam.

Ich will nicht ausschließen, nochmal für ein paar Monate loszuziehen, dann aber eher 3 Monate oder so. Sonst kommt irgendwann die Fehlermeldung "Memory full".
Momentan habe ich kein so dringendes Bedürfnis. Derzeit komme ich mit meinen normalen Urlauben gut klar.

Es grüßt

Bernie
von: Gerhardt

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 08:17

Dass Überschrift und Eröffnungsbeitrag nicht zusammenpassen, das hat Holger schon bemerkt und braucht deshalb nicht vertieft zu werden.

Lange Radreisen habe ich nie unternommen, da mir dazu die Zeit und das Geld fehlte und ich verschiedene Verpflichtungen habe. Ein weiterer Grund ist mein Sicherheitsbedürfnis. Reiseziele wie Afrika oder Mittelasien kämen für mich nicht in Frage.

Ich gehe gerne auf Reisen und komme gerne wieder nach Hause. Für meinen Geschmack sind dabei zwei bis drei Wochen das Maximum. Der Grund ist, dass ich die Eindrücke und Erlebnisse verarbeiten will und muss. (Matthias argumentiert hier ähnlich.) So führe ich auf meinen Reisen Tagebuch, weil ich sonst nicht mehr weiß, was ich vor zwei Tagen gemacht und gesehen habe. Wenn ich nach einer Reise meine Bilder sichte und sortiere, habe ich verschiedentlich Probleme zu sagen, warum ich denn ein Bild gemacht habe. Dank der modernen Technik werden heute keine Bilder mehr geschossen sondern geballert, was das Problem sicher verschärft.

Aus dem Eröffnungsbeitrag lese ich auch Argumente wie Sozialisation oder Persönlichkeitsbildung heraus. Zweifellos ist es für einen jungen Menschen ein Gewinn, einige Zeit in einer anderen Kultur gelebt zu haben. Aber zum Begreifen einer Kultur gehört auch die Sprache. Und die lernt man nicht, wenn man jede Woche in einem anderen Land lebt.
Gruß, Gerd
von: Cruising

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 08:31

Interessante Frage schmunzel Wir waren zweimal je 9 Monate auf Tour, im Abstand von 10 Jahren und beide Male per Sabbatjahr. Das waren so mit die schönsten Etappen unseres Lebens, die wir auf keinen Fall missen wollten – einmal von New York nach Los Angeles und weiter bis Mexiko und Costa Rica, das andere Mal (grob) der südliche Teil der Panamericana, in unserem Fall von Cuba nach Feuerland.

Eine Erfahrung, die uns dabei auch sehr positiv geprägt hat, war die, dass man sich daheim immer viel zu viele Sorgen macht wegen Dingen, die durch Presse, Gesellschaftsdruck und nicht zuletzt durch eigene Einbildung das Bewusstsein dominieren. So tobte bei einer unserer Reisen gerade der Golfkrieg, bei der anderen die kriegerischen Auseinandersetzungen im zerfallenden Jugoslawien, jeweils mit viel Waffengeklirr der selbst ernannten Supermächte, und wir dachten immer voller Sorge, hoffentlich existiert Europa noch wenn wir wieder heim kommen – unterwegs stürmten dann so viele neue Eindrücke auf uns ein, dass wir nach spätestens zwei Wochen diese ganzen Sorgen völlig vergessen hatten lach

Klar war aber auch immer: Das war das Äußerste unserer Fernradel-Aktivitäten. Zum einen deshalb, weil uns nie in den Sinn gekommen wäre, unsere gemütliche Wohnung aufzugeben, wo unsere ganzen Bücher stehen, es eine perfekt ausgerüstete Küche gibt und im Keller meine ordentlich ausgestattete Fahrradwerkstatt grins Und, last but not least natürlich die Familie, die wiederzusehen immer eine große Freude war. Dazu kommt, dass uns die größere Hälfte der Welt reisemäßig schlicht und einfach nie interessiert hat, fast ganz Asien etwa und Afrika… Dies bitte nicht abwertend zu verstehen, sondern man hat halt seine Präferenzen.

Heute genügen uns Radreisen von 4 bis 6 Wochen völlig, manchmal auch wesentlich kürzer, und sehr oft gleich von zu Hause aus. Und das war eigentlich immer so geplant – im Alter mehr den Nahbereich und mit wesentlich mehr Komfort. Schon deshalb, weil man mit 65+ nicht mehr gerne jede Nacht 2-mal aus einem Hilleberg Staika kriecht grins

Unter dem Strich blicken wir auf ein für unsere Zwecke und Gemütslage ideales Fahrrad-Reiseleben zurück – einzig Nordbrasilien (Recife – Rio) fehlt noch dank Corona… Des krieg‘ mer aber auch noch hin lach

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de
von: cyclerps

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 08:40

Weil mein Ar... und ich nicht 3 Monate in einem Sattel sitzen wollen.
3-4 Wochen sind sind vollkommen ausreichend um die Vorzüge eines Fernsehsessels wieder zu schätzen.
von: Anonym

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 09:16

Wow, ein sehr interessanter Thread; denn genau dieses Jahr habe ich mir die Frage auch gestellt:

Warum fahren wir nicht mit dem Rad einfach mal 5-6 Monate durch Europa

Vermutlich kam der Gedanke verstärkt auf da wir im Handwerk die letzten Jahre eigentlich nur am Ackern sind; Freizeit wird immer weniger - Termindruck immer größer und dann selbst während Corona juckt es Niemanden ! Es läuft weiter nach Schema F. (von wegen Schutz, Abstand oder sonstwas - nee, der Handwerker soll ackern ... )

Ganz ehrlich; der Frust sitzt tief - Mensch 2.ter Klasse ? Nee, da hab ich langsam keine Lust mehr drauf ...

Bisher haben mich viele Dinge immer daran gehindert, aber mittlerweile bin ich fast mitte 30 und denke mir wenn ich das jetzt nicht mache, dann wohl nie mehr.

Die Hauptgründe der letzten Jahre nicht einfach mal loszufahren waren sehr unterschiedlich:

- vor 10 Jahren war es der Beruf
- vor 7 Jahren dann die Weiterbildung zum Techniker und Handwerksmeister
- und die letzten Jahre dann wieder der Beruf

Es sitzt irgendwie immer die Gedanken: "Was ist wenn Du wieder kommst, wo findest Du eine Stelle" oder das schlechte gewissen "Kann ich meinen Betrieb (da Kleinbetrieb) einfach so verlassen" usw. usf.

Aber am Ende des Tages wird sich wohl der alte Spruch:
Wo eine Tür zu geht, geht eine andere auf

Bewahrheiten und daher bin ich mittlerweile fest entschlossen einfach alles für 5-6 Monate hinter mir zu lassen um dann evtl. NEU zu starten.


Den Punkt Geld kann ich eher als Nebenschauplatz betrachten und bin froh, dass ich bisher so sparsam lebte (wir haben nur 1 Auto; nicht jeden Techn. SchnickSchnack, kein PayTV und Co.) um heute ein Polster zu haben mit dem ich auch mal 1-1,5 Jahre gar nix tun könnte.
von: Juergen

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 09:21

Glückwunsch! bravo bravo
Mit einem Meisterbrief aus unseren Landen bekommst Du, wenn Du es willst, auf der ganzen Welt einen guten Job. zwinker
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 09:45

Kurze Antwort: ich bin ein Spießbürger und stehe dazu grins

Längere Antwort: Mich hat eine Reise über mehrere Jahre tatsächlich nie gereizt. Das Konzept des Reisens als Selbsterfahrung ist mir fremd. Eine längere Reise als drei Wochen könnte ich mir durchaus vorstellen, insbesondere würde mir gefallen, nicht zu einem festen Termin wieder zu Hause sein zu müssen. Allerdings ist zu befürchten, dass unser Reisestil auf Dauer recht kostspielig wird. zwinker

Martina
von: natash

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 12:48

Servus,
ich wäre schon extrem erfreut, wenn ich sechs Wochen auf Tour gehen könnte, bei den meisten meiner Arbeitgeber hätte das aber noch nicht einmalmal der gesamte Jahresurlaub abgedeckt (Überstunden sind natürlich nicht in Urlaub umwandelbar, wir sprechen von Kleinbetrieben).
In den meisten Betrieben in denen ich bisher gearbeitet habe (meist inhabergeführte handwerkliche Dienstleistungsfirmen überschaubarer Größe) hatte ich mit den drei Wochen zusammenhängendem Sommerurlaub schon einen Sonderstatus.
Eine dreimonatige Tour war mal zu einem Jobwechsel angedacht, klappte aber aus verschiedenen Gründen doch nicht. Mehrjährige Weltreisen liegen außerhalb meiner Ambitionen, es gibt Ecken, in denen muss ich nicht gewesen sein.
In dem Alter in dem die meisten nach Studium, Ausbildung etc solche Reisen machen, habe ich andere Prioritäten gesetzt (und bereue das auch nicht).
Für das Kennenlernen von Land und Leuten finde ich einen längeren Aufenthalt mit Arbeitsalltag vor Ort sinnvoller als eine Reise (habe das auch schon gemacht).
Aktuell würde ich schon aus familiären Gründen nicht länger als ein paar Wochen verreisen.
Ich bin aber durchaus im Rahmen meiner bescheidenen Verhältnisse nicht unzufrieden. Ich mag auch die Ecke in der ich wohne und sitze die meiste Zeit meiner zugegebenermaßen spärlichen Freizeit auf dem Radl.
Gruß
Nat
von: Anonym

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 20:47

In Antwort auf: Juergen
Glückwunsch! bravo bravo
Mit einem Meisterbrief aus unseren Landen bekommst Du, wenn Du es willst, auf der ganzen Welt einen guten Job. zwinker


Besten Dank, ja die nordischen Länder wären da sehr interessant.
von: Anonym

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 16.12.20 20:51

In Antwort auf: natash
Servus,
ich wäre schon extrem erfreut, wenn ich sechs Wochen auf Tour gehen könnte, bei den meisten meiner Arbeitgeber hätte das aber noch nicht einmalmal der gesamte Jahresurlaub abgedeckt (Überstunden sind natürlich nicht in Urlaub umwandelbar, wir sprechen von Kleinbetrieben).
In den meisten Betrieben in denen ich bisher gearbeitet habe (meist inhabergeführte handwerkliche Dienstleistungsfirmen überschaubarer Größe) hatte ich mit den drei Wochen zusammenhängendem Sommerurlaub schon einen Sonderstatus.


Das kommt mir absolut bekannt vor. Kam mir teils schon wie ein Märchenerzähler vor weil viele einem sowas gar nicht abkaufen - aber es ist leider Fakt.
von: Ride Worldwide

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 08:17

Wow vielen Dank für die vielen Eindrücke und Meinungen. Offensichtlich sind die allermeisten sehr glücklich mit der Dauer von ein paar Wochen zwischendurch. Was für mich ein Problem mit Radreisen ist, ist die Anreise. Außerhalb von Europa dauert es entweder tierisch lang oder man muss fliegen. Das Fliegen finde ich dann für ein paar Wochen auch wieder vor mir nicht rechtfertigbar. Wie seht ihr das?
Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen.

Viele Grüße Andreas
von: Keine Ahnung

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 09:11

Ich bin in der "glücklichen" Situation, dass ich dienstlich auch in entferntere Regionen der Welt gelange. Dann kann es sich durchaus lohnen, auch für kürzere Touren ein Fahrrad zu leihen oder das eigene mitzunehmen, um z. B. an die Tagung noch ein wenig Freizeit anzuhängen. Innerhalb Europas kann man häufig für die Anreise zum Radreise-Start den Zug nehmen. Allerdings ist das manchmal so aufwändig, dass ich doch einen Flug gewählt habe. Am liebsten nutze ich dann den Flug, um zu einem entfernteren Ort (z. B. Thessaloniki) zu kommen und von dort fahre ich dann Richtung Heimat. Das ermöglicht mir, entweder ganz bis vor die Haustüre zu fahren oder dann mit dem Zug die deutlich kleinere Entfernung gut zurücklegen zu können. Auch ein vorzeitiger Abbruch wäre logistisch weniger kompliziert.

Dieses Jahr war eigentlich mein Plan, zu einer Konferenz nach Rom mit dem Fahrrad zu fahren (Urlaub) und nach der Konferenz von Rom heimzufliegen, mit dem Fahrrad im Gepäck. Die Strecke hatte ich Ende 2019 schon genau geplant gehabt. Dann kam Corona, die Tagung wurde abgesagt und Italien bot sich nicht so recht als Reiseland an. Kurzfristig hatte ich dann den Zug nach Wien genommen und bin von dort über die Slowakei (Heimat meines Vaters), Polen und Tschechien nach Hause gefahren. Die recht kurzfristige Planung der Strecke rächte sich ein wenig in Form von - selbst für meine Verhältnisse - sehr schwierigen Wegstücken insbesondere in der Slowakei. Schön war es aber trotzdem. Das waren dann etwas mehr als 2400 km in drei Wochen ...
von: Fricka

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 09:23

Während des Studiums sind wir jeden Sommer drei Monate unterwegs gewesen. Das war eine schöne Zeit. Nach Abschluss des Studiums war es ziemlich Mode, für ein Jahr oder länger auf Weltreise zu gehen. Bei uns klappte das nicht. Unsere Finanzmittel waren erschöpft und wir hatten beide interessante Job-Zusagen. Wir waren auch keine Anhänger einer "once-in-a-lifetime"-Reise. Wir wollten immer wieder Reisen machen.

Im Berufsleben angekommen, schafften wir es noch genau einmal für sechs Wochen auf Tour zu gehen. Noch kürzer wurden die Urlaube mit der Selbstständigkeit und der Gründung einer "kinderreichen" Familie. In vielen Jahren waren nicht mehr als 10 Tage im Jahr drin.

Nachdem die Kinder aus dem Haus waren und das Geld verdient, wurden die Urlaube wieder länger und vor allem auch mehr. Schleichend.

Allerdings bin ich auch gerne zu Hause. Ich vermute mal, dass es nicht mehr als drei Monate werden dürfen. Spätestens dann will ich meine Kinder wiedersehen, meine Aktivitäten zu Hause wieder aufnehmen, meinen Garten genießen und was es dort noch so schönes gibt.

Keinesfalls würde ich mein Haus verkaufen und in mein Auto oder auf mein Fahrrad ziehen.
von: UrbanCosmonaut

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 10:10

In Antwort auf: Ride Worldwide
Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen.
Kaum woanders als in Europa sind verschiedene Landschaften, Sprachen, Kulturen und Klimazonen so dicht gepackt. Noch mehr Abwechslung geht fast nicht.
von: Deul

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 11:09

Du kannst auch in Europa viele interessante Touren machen. Sogar Deutschland kann dich für mehrwöchige Reisen ganz schön auslasten. Wir haben hier noch lange nicht alles gesehen. Da uns Corona dieses Jahr wohl noch einschränken wird werden wir höchst wahrscheinlich wieder in D auf tour sein.

Viele Grüße
Detlef
von: natash

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 12:29

Die Anreise ist tatsächlich ein Problem.
Ich möchte die Fliegerei auch gerne vermeiden, was im Widerstreit zu dem Wunsch liegt, extrem gerne irgendwo hin zu wollen, wo ein Flug vonnöten ist.
Ich löse das für mich so, dass ich nur alle paar Jahre einmal fliege und ansonsten bevorzugt daheim losradele. Gelegentlich bemühe ich auch einmal den Zug. Hierbei kommt mir entgegen, dass ich eigentlich schon zufrieden bin, wenn es auf meiner Tour irgendwo Berge hat. Weitere Highlights brauche ich nicht unbedingt. Mein Mann würde auch ohne auskommen, solange viel geradelt wird, abgeneigt ist er meinen Planungen aber auch nicht.
Für Langstreckenflüge (zb Australien, Südamerika etc) finde ich meine drei Wochen Maximalurlaub tatsächlich überhaupt nicht angemessen. Deshalb verkneife ich mir das, gleichwohl durchaus die ein oder andere Ecke sehr lockt. Wenns mal klappt ist das schön, wenn nicht, habe ich auch so genug interessante Dinge gesehen und erlebt.

Gruß
Nat
von: veloträumer

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 14:12

In Antwort auf: Ride Worldwide
Was für mich ein Problem mit Radreisen ist, ist die Anreise. Außerhalb von Europa dauert es entweder tierisch lang oder man muss fliegen. Das Fliegen finde ich dann für ein paar Wochen auch wieder vor mir nicht rechtfertigbar. Wie seht ihr das?
Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen.

Ich fange hinten an: Die Abwechslung liegt in Europa selbst. Es gibt keinen Kontinent, der auf so kleinem Raum solch abwechlsungsreiche Landschaften bietet. Dazu kommen recht ausgeprägte in den miesten Teilen vier Jahreszeiten, die Landschaften verändern und so nur bedingt auf anderen Kontinenten ausgeprägt sind. Ich sehe auch oft Weltbilder, die bei vielen Betrachtern höchstes Jauchzen hervorrufen und "da will ich auch hin" ausrufen lassen. Ich selbst merke dann, das kommt mir irgendwie bekannt vor, weil ich Ähnliches schon gesehen habe - in Europa! Das gilt sicherlich nicht für alle Landschaften und auch nicht unbedingt für die Dimensionen, die auf Kosten der Vielfalt außerhalb Europas oft größer sind.

Fliegen/Welt: Ich bin bisher nur wenige Male über den Atlantik geflogen, davon einmal aus "dienstlichen" Gründen - allesamt aber außerhalb meiner Radreisekarriere der letzten zwei Jahrzehnte. Mich würden durchaus weitere Ziele in aller Welt interessieren. Es gibt alte Vorlieben, die ich aber radtechnisch kritisch sehe, nicht attraktiv, zuviel Aufwand für Impfungen, Visa, extreme Witterung, zu robuste Pisten usw. Dazu gehören auch Länder, in denen ich noch alte Freunde habe, die für mich aber keine guten Radreiseländer sind. Diesbezüglich haben sich auch mein Reiseprioritäten geändert, die ich meist besser in Europa erfüllt vorfinde. Ich habe mich zu vielen Zeiten weit mehr für Kulturen interessiert, als ich selbst je bereist oder beruflich beackert habe, und für die ich nicht die sprachlischen Grundlagen besitze. Es gibt vielleicht auch neue Ziele, die ich anstreben würde, wenn ich nicht an anderen Bedingungen scheitern würde (Geld, Zeit usw.).

Dazu Flüge vermeiden würde ich aber nicht. Für mich ist entscheidend wie authentisch, enthusiastisch und empathisch ich einem Reiseziel zugeneigt bin. Mich düngt leider bei vielen Lufthoppern, dass das Zählen von Flaggen von bereisten Ländern wichtiger ist als die Beschäftigung mit der Kultur des Reiselandes und eine nachhaltig Verbindung auf- oder vorzubauen (über Freunde, Sprache, Kultur etc.). Damit meine ich nicht romantisierte Blaupausen, zu denen manche Globetrotter neigen, ihre Erfahrungen verklärend mitzuteilen. Die Ex-und-Hopp-Gesellschaft für Alltagsprodukte hat längst schon auf Reisetätigkeiten und Lebenshaltungen übergegriffen - nicht selten, um damit Zuhause zu prahlen inklusive in Social Media. Es geht mehr um Hypes, um "must-haves", um das Gefühl etwas verpasst zu haben als um Überzeugungen, Hinwendung, Leidenschaft. Ob Fliegen in die Welt auch nur für ein paar Wochen sinngestaltend ist, hängt für mich von der Haltung ab, mit der man verreist. Es ist für mich daher primär keine ökologische Frage.

Fliegen/Europa: Grundsätzlich gilt das oben Gesagte auch hier, sogar für alle anderen Verkehrsmittel. Wer nur aus Langweile oder wegen eines Hypes herumreist, sollte grundstätzlich zuhause bleiben.

Allerdings gibt es in Europa mehr ökologische verträgliche Alternativen zum Fliegen als für die Restwelt. Diese ernsthaft auch einzubeziehen, halte ich heute für jeden verpflichtend gegeben - übrigens nicht nur für Veloreisende. Europa ist aber groß und es kommt darauf an, ob es zumutbare Alternativen gibt. Die europäischen Bahnen haben leider versagt, ein zukunftsweisendes Netz aufzubauen. So sind heute immer noch Mitteldistanzen wie Mittel- und Süditalien, Spanien oder weite Teile des Balkans nicht (unbedingt) zumutbar mit Bahn & Co. erreichbar. Ich halte es für gerechtfertigt, auch Flüge dahin zu nutzen. Für europäische Nahziele wie Berlin - Wien oder Frankfurt - Nizza halte ich aber Flüge für verzichtbar, wenngleich ich einräumen muss, dass es die Bahnen auch dort nicht einfach machen. Es gibt aber Hoffnung, neue Anstöße bis in die Mitteldistanzen sind bereits gegeben, beispielsweise für Spanien und Italien. Wer ohnehin schon ein Auto besitzt, kann ja auch dieses zur Anfahrt nutzen, Busse sind in der Ökobilanz ohnehin zur Bahn konkurrenzfähig, wenn auch bei mir nicht beliebt. Fährschiffe z.B. im Mittelmeer sind verträglicher als quasi alle Ökoberechnungen, weil dort oft Birnen mit Äpfel verglichen werden. Es kommt hier also noch mehr darauf an, geeignete Verkehrsmittel und Zumutbarkeit willentlich und ernsthaft abzuwägen.
von: Toxxi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 14:47

In Antwort auf: Ride Worldwide
Das Fliegen finde ich dann für ein paar Wochen auch wieder vor mir nicht rechtfertigbar. Wie seht ihr das?

Das halte ich für einen Trugschluss. Ob ich nach Südamerika fliege und dort drei Wochen radele oder drei Monate, ist für den CO2-Haushalt egal. Es sind immer zwei Transtlantikflüge.

Ich halte es ähnlich wie Natalie. Reisen mit Flug mache ich nur alle paar Jahre. Ansonsten nehme ich den Zug.

Es stimmt auch, dass Europa sehr abwechslungsreich ist. Aber die Aussage, dass das nur in Europa so ist, würde ich nicht unterschreiben. Das ist der typische Blick auf den Nationalstaat. Viele der großen außereuropäischen Staaten sind eben keine homogenen Kulturen.

Wie viele Sprachen werden in China gesprochen? Im Iran? In Indien? Die Liste lässt sich lange fortsetzen.

Gruß
Thoralf
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 16:10

In Antwort auf: UrbanCosmonaut
In Antwort auf: Ride Worldwide
Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen.
Kaum woanders als in Europa sind verschiedene Landschaften, Sprachen, Kulturen und Klimazonen so dicht gepackt. Noch mehr Abwechslung geht fast nicht.

Ich find Eurolandia auch eher langweilig...
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 16:23

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…] Das Fliegen finde ich dann für ein paar Wochen auch wieder vor mir nicht rechtfertigbar. Wie seht ihr das?

Ich kann den Gedanken nachvollziehen, aber so rein fußabdruckmäßig ist es tatsächlich wurscht, wie Toxxi schrieb.

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…] Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen. […]

Ich kenne nur Teile von Europa, daher ist das nicht aus eigener Anschauung. Aber ich denke, man muss schon ziemlich lange Suchen, bis man auf ähnlich engem Raum so viele naturlandschaftliche, klimatische, kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede findet wie etwa in einem Viereck Warschau-Athen-Sevilla-Inverness-Warschau.
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 16:26

In Antwort auf: Holger

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…] Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen. […]

Ich kenne nur Teile von Europa, daher ist das nicht aus eigener Anschauung. Aber ich denke, man muss schon ziemlich lange Suchen, bis man auf ähnlich engem Raum so viele naturlandschaftliche, klimatische, kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede findet wie etwa in einem Viereck Warschau-Athen-Sevilla-Inverness-Warschau.

Nö, gerade durch den Reichtumin Eurolandia sind die Länder via Medienkonsum, Tourismus, Werbekampagnen etc. VIEL staerker vereinheitlicht als zB Westafrika
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 16:48

In Antwort auf: Toxxi
[…]Es stimmt auch, dass Europa sehr abwechslungsreich ist. Aber die Aussage, dass das nur in Europa so ist, würde ich nicht unterschreiben. Das ist der typische Blick auf den Nationalstaat. Viele der großen außereuropäischen Staaten sind eben keine homogenen Kulturen.

Wie viele Sprachen werden in China gesprochen? Im Iran? In Indien? Die Liste lässt sich lange fortsetzen.[…]


Es geht ja nicht nur um Sprachen. Wie gesagt, so richtig kenne ich mich natürlich nicht aus auf der Welt, nur im Atlas schmunzel Aber wenn Du - ich variiere mal - ein Fünfeck Kiew-Athen-Sevilla-Galway-Oslo-Kiew nimmst, gibt es wirklich viele Regionen auf der Welt, in denen Du auf einer ähnlichen Fläche so viele Unterschiede hinsichtlich Geomorphologie, Klima, Kultur, Sprachen ... und whatever hast?
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 16:56

In Antwort auf: panta-rhei
In Antwort auf: Holger

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…] Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen. […]

Ich kenne nur Teile von Europa, daher ist das nicht aus eigener Anschauung. Aber ich denke, man muss schon ziemlich lange Suchen, bis man auf ähnlich engem Raum so viele naturlandschaftliche, klimatische, kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede findet wie etwa in einem Viereck Warschau-Athen-Sevilla-Inverness-Warschau.

Nö, gerade durch den Reichtumin Eurolandia sind die Länder via Medienkonsum, Tourismus, Werbekampagnen etc. VIEL staerker vereinheitlicht als zB Westafrika

Das stimmt schon, da gibt es sicher krassere Unterschiede. Ich meinte aber einen Mix aus allem. Also eben auch naturräumliche, nicht nur kulturelle Unterschiede. Gibt es diesen Mix auf einer ähnlich großen Fläche?

Aber letztlich ist das natürlich extrem subjektiv. Für mich reicht das, was es an Unterschieden in Europa gibt. Dass völlig andere kulturelle und natürlich auch naturräumliche Gegenden wie meinetwegen Westafrika auch ihre Reize haben, will ich gar nicht bestreiten. Und wieder subjektiv: Es ist ja nicht so, dass mich alles außerhalb Europa gar nicht interessiert. Vorderer Orient ist sicher eine Gegend, in der ich mir vorstellen könnte, radzureisen. Südamerika auch. Was mich überhaupt nicht reizt, ist etwa China oder Südostasien.
von: Friedrich

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 17:24

In Antwort auf: panta-rhei
Ich find Eurolandia auch eher langweilig...

Schreibst du das jetzt eher aus langer Weile oder aus Überzeugung? Wenn die Antwort nein lautet wäre es interessant zu wissen was dich überhaupt hier hält. Hoffentlich wird es keine langweilige Antwort vom Typ abgedroschene Phrase.
von: FordPrefect

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 20:18

Ich persönlich finde Europa sehr spannend - und Landschaften, Flora und Fauna sind so vielseitig, daß mein Leben viel zu kurz für Europa ist. Ich kann leider im Sommer keinen längeren Urlaub machen und im Winter ist ein längerer Fahrradurlaub mit Zelt und draußen auch nicht ideal (habe schon mal eine Woche mit Velo und Zelt bei Temperaturen zwischen -8 Grad nachts und +8 Grad tags gemacht - aber ich brauchte einen Anhänger für die warme Komfortausstattung).

Beim Kontakt mit den Menschen ist mir wichtig, daß ich mich einigermaßen unterhalten kann. Da ich neben Englisch und Französich auch etwas italienisch und kroatisch spreche, habe ich Länder genug, in denen ich die vielen Unterschiede zum deutschen Alltag erleben kann. Schon der Mentalitätsunterschied zwischen Deutschen und Österreichern oder Schweizern ist für mich ein spannendes und faszinierendes Erlebnis: Bei ganz ähnlichen Grundzutaten schmeckt die gesellschaftliche "Suppe" in allen drei Ländern unterschiedlich. Das gibt mir mehr persönliche Impulse, als das exotische Leben von Menschen, die unter gänzlich anderen Bedingungen leben...

Wenn ich mal ein Jahr Zeit hätte, möchte ich gerne im Herbst mit dem Zelt in den Süden Europas radeln - entweder bis Südspanien oder Sizilien, dort überwintern und im Frühjahr wieder zurück..... Aber soviel Zeit (und Einkommen ohne täglich zu arbeiten) werde ich erst in der Rente haben - und ob ich mit 67 noch so fit und motiviert bin, das durchzuziehen, will ich jetzt noch gar nicht wissen!

Bis dahin bin ich glücklich, wenn ich 2 Wochen am Stück Urlaub habe (fast jedes Jahr im September) und mit Velo oder Kajak Mitteleuropa erleben kann....

Liebe Grüße / Micha
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 20:26

In Antwort auf: Friedrich
In Antwort auf: panta-rhei
Ich find Eurolandia auch eher langweilig...

Schreibst du das jetzt eher aus langer Weile oder aus Überzeugung? Wenn die Antwort nein lautet wäre es interessant zu wissen was dich überhaupt hier hält. Hoffentlich wird es keine langweilige Antwort vom Typ abgedroschene Phrase.


Es geht hier doch um Urlaub machen? Also, was einen da in Europa halten könnte, wäre doch, hm, beispielsweise Arbeit? Familie? Freunde? Ich finde Frankfurt am Main zum Urlaub machen auch eher langweilig, käme aber nicht im Traum darauf, wegzuziehen. Zum dauerhaften Leben finde ich es nämlich ganz nett.
von: TaHi79

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 20:58

Die ersten 39 Jahre meines Lebens wäre ich nie auf die Idee gekommen, mit dem Rad auf Weltreise zu gehen... Mein Traum war es, drei Monate mit einem Bully o.ä. durch Europa zu fahren. Aber entweder fehlte die Zeit oder das Geld oder beides.
Inzwischen habe ich da keine Lust mehr zu. Um genau zu sein: Mit einem Auto so lange unterwegs zu sein.

Für nächstes Jahr habe ich die Chance 6-8 Wochen Zeit zu haben (wenn alles klappt), aber da zieht es mich nicht weit weg, denn ich kenne so viele Orte und Regionen in Deutschland noch nicht, dass ich hier mit dem Rad unterwegs sein möchte. Klar, könnte ich mir Deutschland für „später“ aufheben, aber ich habe jetzt Lust dazu.

Länger als 8 Wochen möchte ich nicht unterwegs sein, da ich wahrscheinlich irgendwann krank vor Heimweh werden würde. Heimweh meint hier das Vermissen der Menschen die ich liebe. Ach ja, und ich möchte meinen Arbeitgeber nicht überstrapazieren!
von: veloträumer

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 17.12.20 21:52

In Antwort auf: panta-rhei
In Antwort auf: Holger

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…] Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen. […]

Ich kenne nur Teile von Europa, daher ist das nicht aus eigener Anschauung. Aber ich denke, man muss schon ziemlich lange Suchen, bis man auf ähnlich engem Raum so viele naturlandschaftliche, klimatische, kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede findet wie etwa in einem Viereck Warschau-Athen-Sevilla-Inverness-Warschau.

Nö, gerade durch den Reichtumin Eurolandia sind die Länder via Medienkonsum, Tourismus, Werbekampagnen etc. VIEL staerker vereinheitlicht als zB Westafrika

Auf die landschaftlichen Unterschiede wurdest du oben ja schon verwiesen. Im Konkreten gehe ich auf deine kulturellen Thesen ein: In Westafrika gibt es Coca-Cola, Best Western Hotels und im Zweifel All Inclusive Resorts, Golfsportanlagen usw. Afirkanisches Kunsthandwerk wird von Billigimporten aus Euroopa oder China eingeebnet, verdrängt. Natürlich müssten wir hier auch noch über die unsägliche Raubkunst Afrikas in europäischen Museen diskutieren. Vielen Afrikanern sind deutsche Autos ebenso Traumvorbild wie hierzulande. Andere wollen Fußballer in europäischen Ligen werden oder zumindest Arbeit finden in Europa. Westafrikaner findest du an amerikanischen Colleges ebenso wie an deutschen Universitäten. Längst nicht alle wollen zurück. Und wenn, tragen sie oft europäische Lebensweisen mit - bis zur Businesskleidung (ein bisschen Rückbesinnnung auf tradtionelle Kleidung hat es durchaus gegeben, aber wie stark war diese Bewegung?). Neuerdings drängt der expansionistische Islam die westafrikanischen Kulturen ernsthaft zurück und ebnet ein.

Die Medienwelt ist spätestens seit Smartphone und Social Media auch nicht mehr so länderspezifisch, Sat-TV gibts schon länger. Kulturelle Konditionierung gibt es in Westafrika vor allem auch durch die ehemaligen Kolonialmächte - über Sprache, Kulturpolitik, Währungskopplung u.a.m. Ehemalige französische Kolonien sind stärker konditioniert als englische - vordergründig. Es hat allerdings auch Vorteile für die Entwicklung eigener Kultur. Unterschiedliche regionale Sprachen nutzen dir ja nichts - du kannst sie nicht sprechen und verstehen. Die Sprachen haben nicht immer Auswirkungen auf sichtbare Lebensbereiche - so ähneln sich Architektur oft über mehrere Kulturgrenzen hinweg mehr als in Europa. Das hat tradtionell klimatische, wirtschaftliche, aber auch machtpolitische Gründe. Kolonialgeschichte und moderner Internationalismus setzt sich dann nochmal drauf. Bedeutende Städte in Afrika sind heute oft Hochhaus-Abziehbilder der westlichen Welt. Das sah man schon in den 1970er Jahren in Accra in den Erdkundebüchern. Heute rate ich dir mal einen Blick nach Lagos, gehört im Business-Tourismus zu den teuersten Städten der Welt bei entsprechend einheitlichen globalen Standards.

Wenn Westafrika einen eigenen kulturellen Reichtum hat, der Europa hörbar ebenbürtig ist oder sogar übertrifft, sind es populäre Musikkulturen. Ich meine nicht reine Folklore. Davon lese ich in Radreiseberichten von Globetrottern aber so gut wie gar nichts. Eher werden Youtube-Videos mit Ramstein & Co. unterlegt. Der Musikreichtum ist aber mittlerweile auch recht gefährdet durch internationalen Hiphop & Co., Islamismus u.a.m. - die Hochzeiten lagen im letzen Jahrtausend.
von: Seniorradler

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 03:31

In Antwort auf: Deul
Du kannst auch in Europa viele interessante Touren machen. Sogar Deutschland kann dich für mehrwöchige Reisen ganz schön auslasten. Wir haben hier noch lange nicht alles gesehen. Da uns Corona dieses Jahr wohl noch einschränken wird werden wir höchst wahrscheinlich wieder in D auf tour sein.

Viele Grüße
Detlef

Dito, .....und immer wenn ich wieder in DE angekommen bin, meine ich das es kein Land mit sovielen interessanten Ecken und mit Geschichte gibt.
Diese will ich nun weiter entdecken, bis der ungebetene sich so aufdringlich verhaltende Virus andere Aktivitäten wieder erlaubt.
von: Cruising

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 07:24

In Antwort auf: Seniorradler
...und immer wenn ich wieder in DE angekommen bin, meine ich das es kein Land mit sovielen interessanten Ecken und mit Geschichte gibt.

Warst du denn überhaupt schon mal woanders, zumal per Rad, und kannst du da mitreden? listig

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de
von: irg

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 07:30

Hallo!

In Antwort auf: panta-rhei
In Antwort auf: Holger

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…] Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen. […]

Ich kenne nur Teile von Europa, daher ist das nicht aus eigener Anschauung. Aber ich denke, man muss schon ziemlich lange Suchen, bis man auf ähnlich engem Raum so viele naturlandschaftliche, klimatische, kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede findet wie etwa in einem Viereck Warschau-Athen-Sevilla-Inverness-Warschau.

Nö, gerade durch den Reichtumin Eurolandia sind die Länder via Medienkonsum, Tourismus, Werbekampagnen etc. VIEL staerker vereinheitlicht als zB Westafrika


Ich verstehe gut, was du meinst! Ich bin mir aber nicht sicher, ob du nicht manches übersiehst. Oft kannst du ein Land durchradeln oder durchradeln, und du hast jedes Mal etwas ganz anderes gemacht.

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Diskussion mit einem Slowenien-Kenner. Er hat in Abrede gestellt dass man dort ein nennenswertes Chance hätte, Bären zu treffen, wie ich behauptet hatte. Nun, er hatte genauso recht wie ich. Wir waren teilweise in den selben Ecken unterwegs, nur war er im Siedlungsgebiet geradelt und ich in den großen Wäldern. Wir haben beide ganz andere Aspekte des selben Landes, derselben Region kennen gelernt.

Ob man ich Slowenien Bären treffen kann, ist vollkommen unwichtig. Der Punkt ist, dass man die Erlebnisse, die man sucht, ermöglichen muss. Ich konnte in vielen Jahren aus Familiengründen nur ein paar Tage im Jahr weg. Etwas abenteuerlichere Touren in der Ferne waren so nicht möglich. So habe ich das Abenteuer im Westentaschenformat nebenan gefunden. Das lässt sich natürlich nicht mit einer Altiplano-Überquerung vergleichen, Reisen außerhalb der Komfortzone ist es, und abenteuerlich mit eigener Verantwortung abseits von Vollkasko ist es auch.

Wenn dein Sinn mehr nach dem Eintauchen in anderen Gesellschaften steht, kannst du das auch in Europa machen. (Was nicht bedeutet, dass ich dir deine Fernreisen ausreden will!) Ich denke nur, wie ich im ersten Sommer nach dem Fast-Zusammenbruch Griechenlands erstmals wirklich mit griechischen Nachbarn am Campingplatz zum Reden gekommen bin. Da war die höfliche und freundliche, aber unverbindliche Distanz, die Fremden gegenüber üblich war, bei manchen Geschichte. Das war spannend.
Eine meiner Töchter hat ein halbes Jahr in Spanien in einer Familie gelebt, sie ist dort auch zur Schule gegangen. Was sie erlebt hat, hat mit dem Spanien der Costa de Brutzel nichts zu tun.

Oft ist die Ferne, das Unbekannte ganz nah. Als ich Kind war, waren wir oft bei einer Kärntner Bauernfamilie auf Urlaub, "der idealen Großfamilie" in der Sicht meiner Eltern. Wir hatten dort Familienanschluss. Und trotzdem musste ich 19 Jahre alt werden, um zu erfahren, welche Abgründe diese "ideale Großfamilie" auf wies.

lg!
georg
von: hopi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 07:31

In Antwort auf: Cruising
In Antwort auf: Seniorradler
...und immer wenn ich wieder in DE angekommen bin, meine ich das es kein Land mit sovielen interessanten Ecken und mit Geschichte gibt.

Warst du denn überhaupt schon mal woanders, zumal per Rad, und kannst du da mitreden? listig

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de
merkwürdige Frage. Ein Blick auf das von Seniorradler eingestellte Profil gibt doch einen guten Überblick über seine Radreisen außerhalb von Deutschland. Oder möchtest Du diese Angaben pauschal bezweifeln?
von: Cruising

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 09:26

Sorry, das hatte ich übersehen. Ich habe halt nur schon so oft von Leuten, die nie außerhalb Deutschlands waren, gehört, hier sei alles am besten, dass ich da genervt reagiere - in diesem Fall also voreilig. Nehme das deshalb zurück schmunzel

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 12:10

In Antwort auf: hopi
In Antwort auf: Cruising
In Antwort auf: Seniorradler
...und immer wenn ich wieder in DE angekommen bin, meine ich das es kein Land mit sovielen interessanten Ecken und mit Geschichte gibt.

Warst du denn überhaupt schon mal woanders, zumal per Rad, und kannst du da mitreden? listig

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de
merkwürdige Frage. Ein Blick auf das von Seniorradler eingestellte Profil gibt doch einen guten Überblick über seine Radreisen außerhalb von Deutschland. Oder möchtest Du diese Angaben pauschal bezweifeln?


Das ist leider garnicht merkwürdig, sondern ob der völligen Beliebigkeit der Themen vom Senior völlig verständlich.

Schau mal ein bisschen in die alten Threads auch in die mit seinem alten account (Seniorenradler-67), ich erinnere nur an die von ihm angezettelte Pseudodiskussionen zur "Seniorenweltradtour" (jaja, das hat er auch schon gebracht).

Da sind Bedenken bezüglich der Ernsthaftigkeit seiner Beiträge sehr wohl angebracht!
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 12:14

Hallo


Ich war selber schon in Lagos und glaube mir, alleine in dieser Stadt gibt es sprachlich kulturell und religiös sicher mehr Divergenz als in ganz Schweizerland. Und die von Dir genannten vereinheitlichenden Momente wie Massenkkonsum, TV, Massenmedien sind nochc lange nicht nicht derartig omnipräsent und verfügbar wie in Eurolandia.

Finde dieses Eintauchen in einer andere Welt, abseits der ausgetretenen Pfade einfach interessant: Zuletzt zB in Marokko (vielleicht erinnert sich ja jemand an unsere Präsentation) wir rauschen mit unser Kinderbande in ein kleines Nest weit weg von den Königsstaedten, die Kinder haben ein lustiges Erlebnis im Imbiss, wir haben ein nettes Gespräch, während wir Gringos essen ... klar, meine Tochter sieht dafür die Toilette einer Moschee von innen :-) und ein Hotel war echte eine schummrige Absteige, mit einemm kleinen Berberzwerg asl Inhaber, der sich als schlitzohriger 80j Auswanderer aus Italien entpuppt - aber was solls? ... alles völlig entspannt und unaufdringlich.

Sowas macht mir Laune!
von: Cruising

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 12:20

In Antwort auf: panta-rhei
Das ist leider garnicht merkwürdig, sondern ob der völligen Beliebigkeit der Themen vom Senior völlig verständlich.

Schau mal ein bisschen in die alten Threads auch in die mit seinem alten account (Seniorenradler-67), ich erinnere nur an die von ihm angezettelte Pseudodiskussionen zur "Seniorenweltradtour" (jaja, das hat er auch schon gebracht).

Da sind Bedenken bezüglich der Ernsthaftigkeit seiner Beiträge sehr wohl angebracht!

Hi Panta,

danke dir! Genau das hatte mich zum Schreiben meines Beitrags veranlasst lach

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de
von: Toxxi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 15:23

In Antwort auf: Holger
Es geht ja nicht nur um Sprachen. Wie gesagt, so richtig kenne ich mich natürlich nicht aus auf der Welt, nur im Atlas schmunzel Aber wenn Du - ich variiere mal - ein Fünfeck Kiew-Athen-Sevilla-Galway-Oslo-Kiew nimmst, gibt es wirklich viele Regionen auf der Welt, in denen Du auf einer ähnlichen Fläche so viele Unterschiede hinsichtlich Geomorphologie, Klima, Kultur, Sprachen ... und whatever hast?

Ich glaube ja.

Letztes Jahr war ich in Georgien. Das Land ist kleiner als Bayern. Du hast dort 5 verschiedene Klimazonen - subtropisch feucht, gemäßigte Wälder, Hochgebirgstundra, toskanaartig mediterran und richtige echte baumlose Steppe - auf kleinstem Raum. Und auch kulturell und sprachlich neben den georgischen auch armenische und aserbaischanische Gebiete.

Verstehe mich nicht falsch, ich will Europa keineswegs abwerten. Ich bin wirklich sehr gern in Europa unterwegs. schmunzel Und ich möchte das auch weiterhin. Aber letzten Endes, egal ob ich in Deutschland, Albanien, Weißrussland oder Finnland unterwegs war, die Kulturen sind sich in Europa schon ähnlich.

Gruß
Thoralf
von: Felix-Ente

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 16:34

Georgien sieht sich aber als europäischer Staat und ist auch politisch so zugeordnet.

Anklicken zum Enthüllen...
Ja, ich weiß auch, dass die Geografen Georgien eher bei Asien sehen... zwinker
von: Seniorradler

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 22:18

In Antwort auf: Cruising
In Antwort auf: Seniorradler
...und immer wenn ich wieder in DE angekommen bin, meine ich das es kein Land mit sovielen interessanten Ecken und mit Geschichte gibt.

Warst du denn überhaupt schon mal woanders, zumal per Rad, und kannst du da mitreden? listig

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de


Nein, natürlich nicht; wie den auch ..müsste ich mir ja erst ein Fahrrad kaufen ... mir reicht es mit dem Finger über den Globus (den ich nicht habe ) zu fahren gähn .... träume nur davon, und das spart viel Geld gähn !
von: Seniorradler

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 23:04

In Antwort auf: panta-rhei
In Antwort auf: hopi
In Antwort auf: Cruising
In Antwort auf: Seniorradler
...und immer wenn ich wieder in DE angekommen bin, meine ich das es kein Land mit sovielen interessanten Ecken und mit Geschichte gibt.

Warst du denn überhaupt schon mal woanders, zumal per Rad, und kannst du da mitreden? listig

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de
merkwürdige Frage. Ein Blick auf das von Seniorradler eingestellte Profil gibt doch einen guten Überblick über seine Radreisen außerhalb von Deutschland. Oder möchtest Du diese Angaben pauschal bezweifeln?


Das ist leider garnicht merkwürdig, sondern ob der völligen Beliebigkeit der Themen vom Senior völlig verständlich.

Schau mal ein bisschen in die alten Threads auch in die mit seinem alten account (Seniorenradler-67), ich erinnere nur an die von ihm angezettelte Pseudodiskussionen zur "Seniorenweltradtour" (jaja, das hat er auch schon gebracht).

Da sind Bedenken bezüglich der Ernsthaftigkeit seiner Beiträge sehr wohl angebracht!

Nun, meine damalige Ernsthaftigkeit ist immernoch keinem anderen Wunsch gewichen.
Die Gründe das ich eine Weltumspannende Radreise bisher nicht durchführen konnte, liegt daran das ich mein e-Fahrrad nicht transportiert bekomme, und das ich bisher keinen wie ich so verrückten Radler/in gefunden habe, und weil ich nicht alleine Unterwegs sein möchte.
Inzwischen habe ich doch viele andere Länder,Menschen und Kulturen kennen lernen können, und hatte mir eigentlich vorgenommen mein Heimatland DE erst zu beradeln wenn die körperliche Fittnes nicht mehr so dolle ist.
Mein geräumiges Zelt mit Stehhöhe für 2 Personen habe ich "trotzt" der Forums-Unterstützung gefunden, und trotz mancher freundlich-hämischer Kommentare Wochen/Monate meinem Radler-Hobby gefröhnt, und mich über andere User gefreut die ähnliches wie ich erleben durften. Als Optimist denke ich, dass man nun unter den Coronavirus-Zeiten alles nur etwas Kleiner angehen kann, wenn man wieder grenzüberschreitend Radeln darf.
Wünsche mir, dass die bevorstehende Impfung nun dahingehend uns den Weg bereitet und wir endlich wieder können was wir Können wollen.
von: sascha-b

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 23:19

In Antwort auf: Felix-Ente
Georgien sieht sich aber als europäischer Staat und ist auch politisch so zugeordnet.

Anklicken zum Enthüllen...
Ja, ich weiß auch, dass die Geografen Georgien eher bei Asien sehen... zwinker


Während ich die großen Städte trotz gelegentlicher Kühe am Straßenrand tatsächlich als eher europäisch wahrnahm, war es abseits dieser 'ne andere Kiste. Eingeprägt hat sich mir das Einstimmen der Schakale in den Gesang des Muezzins am späten Abend in Khulo. ;-)

Aber freilich, das ist eine subjektive Einordnung, die schon allein deshalb keinen Bestand hat, weil ich die Rhodopen nur durch die Fenster des Fernbusses gesehen habe und soviele Ecken Europas überhaupt noch nicht.
von: Seniorradler

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 18.12.20 23:55

schmunzel party
von: Grimbol

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 10:00

Georgien könnte man ja noch zu Europa zählen schmunzel

Generell: ich glaube, jeder Mensch richtet sich über die Jahre in seiner subjektiv wahrgenommenen Umwelt ein und findet diese dann als genau passend und „verteidigt“ diese - man will sich selbst ja ungern in Frage stellen. Daher kann niemand „wirklich“ beurteilen wie und ob eine mehrmonatige Reise , ein andere Kontinent/Land/Kultur oder ein traditionelles Arbeits/Familienleben ist oder für einen passt, der nie dort war oder sich drauf eingelassen hat. Jeder sieht alles durch die eigene Brille und diese ist durch die eigene Vorgeschichte gefärbt.

Für mich ist Europa superspannend und ausreichend. Das ändert sich in dem Moment wo ich in Dakar in Sand geröstete Erdnüsse kaufe, in Esfahan Safraneis genießen kann oder am Baikal Omul essen darf. Ich bin sehr glücklich hier und da und privilegiert einen Pass zu haben der mir erlaubt diese Freiheit zu haben.
Genauso die Zeit: 2 Wochen Transalpradtouren sind geil und irgendwie auch „Sport“. In 2-3 Monaten zum Ätna zu radeln, den ganzen Weg „erfahren“ zu können um dann auf einem qualmenden Vulkan zu stehen - wow. Ist vom Kopf, von der Zeitgestaltung etc aber immer anders: weniger Sort, weniger Event... vielmehr ein anderer Alltag und Meditation. Es ist die Freiheit sich einen eigenen Alltag geben zu können. Gleich wäre es, wenn der Vulkan am Ende auf einem anderen Kontinent steht.
Zu Hause zu sein und wissen, dass der Wein aus dem eigenen Keller gut ist - saugut. Unterwegs jeden Tag in alle Richtungen überrascht werden zu können: mal saure Plörre und mal einen goldenen Tropfen - wie geil!

Das schöne an kurzen Touren ist, dass man Sie planen und optimieren kann und das schöne an langen Touren ist, dass man da das Planen und Optimieren lassen sollte. Als ich jung war, dachte ich das Reisen soll zur Erholung beitragen damit man hinterher wieder etwas leisten kann... so ein Quatsch. Reisen ist eine Erfahrung und kann anstrengender sein als das Alltagshamsterad. Reisen, egal ob kurze Fluchten oder lange Wege sind genau die Würze, die unser Gehirn lebendig hält und lernen lässt. Das Leben ist ja nicht nur durch das aneinanderreihen von Atemzügen sondern auch durch die Moment geprägt, die einem im positiven Sinne den Atem geraubt haben.
von: Keine Ahnung

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 10:48

In Antwort auf: Grimbol
Als ich jung war, dachte ich das Reisen soll zur Erholung beitragen damit man hinterher wieder etwas leisten kann... so ein Quatsch. Reisen ist eine Erfahrung und kann anstrengender sein als das Alltagshamsterad. Reisen, egal ob kurze Fluchten oder lange Wege sind genau die Würze, die unser Gehirn lebendig hält und lernen lässt. Das Leben ist ja nicht nur durch das aneinanderreihen von Atemzügen sondern auch durch die Moment geprägt, die einem im positiven Sinne den Atem geraubt haben.


Ich stimme Dir hier voll und ganz zu. Keine meiner Radreisen war ein "Erholungsurlaub", der den wohl überwiegend akzeptierten Vorstellungen eines Urlaubs entsprechen würde. Ein Nebeneffekt ist dabei aber (auch bei längeren Wandertouren), dass in meinem Kopf Bilder über Jahrzehnte eingebrannt bleiben, die bei dem klassischen Urlaub sehr schnell verblassen. Ich kann mich an so viele Szenen und Orte meiner Radreisen erinnern und sie mir vor Auge führen, als ob ich sie erst kürzlich erlebt hätte - insbesondere, wenn sie mit großer Anstrengung verbunden waren. Vor drei Wochen kam am Wochenende meine Tochter auf die Idee, alte Dias hervorzukramen und anzusehen. Dabei waren auch Bilder einer meiner ersten großen Radtouren mit drei Freunden (1981). Ich konnte zu den Bildern meist genau erzählen, was da gerade passiert war. Was ich leider überhaupt nicht kann, ist das Einprägen von Ortsnamen und mir fehlt das Vorstellungsvermögen für geographische Details (was liegt wo auf der Karte). Das ist allerdings ein Problem, welches mich schon ein Leben lang begleitet hat.

Das genaue Planen meiner Touren ist daher durchaus vorteilhaft, hat mich auch auf durchaus tolle Routen geführt, die ich so wohl verpasst hätte, um irgend einer Landstraße entlangzufahren. Dabei spielt natürlich auch die zur Verfügung stehende Zeit eine große Rolle. Habe ich unterwegs sehr viel Zeit für längere Pausen, Neuplanungen usw., kann ich sicherlich flexibler reagieren. Leider ist aber für die meisten Menschen die Zeit berufsbedingt aber auch aus familiären Gründen beschränkt. Meine bis zu vierwöchigen Radreisen der letzten Jahre, die ich alleine durchgeführt habe, waren nur möglich, da ich eine sehr verständnisvolle Ehefrau habe. Sie teilt meine Begeisterung für Radreisen nur zum Teil und will eben auch den "Erholungsaspekt" dabei nicht aus dem Auge verlieren, was bei meinen typischen Radreisen ein Problem wäre. Daher sind unsere gemeinsamen Radreisen kürzer und weniger anstrengend.

Eine große Rolle spielt dabei sicher auch der Beruf. Während ich ein "Kopfarbeiter" bin, ist mein Frau auch viel mehr körperlich aktiv. Für mich ist körperliche Anstrengung ein Ausgleich. Sie bevorzugt dagegen mehr Ruhe. Außerdem kann ich problemlos für einige Wochen ohne allzu viele "soziale Kontakte" auskommen und für mich sein. Meine Frau ist eher ein "Sozialwesen" - sie braucht den Kontakt zu anderen Menschen deutlich mehr. Ich denke, dass solche Faktoren auch sehr viel ausmachen.

Ich möchte zwar keine Radreise über Jahre durchführen, aber ein paar Monate würde ich gerne einmal unterwegs sein. Das wird wohl erst die Rentenzeit erlauben. Ob ich dann noch fit genug dafür bin, muss ich abwarten. Ich habe aber rückblickend sehr viele tolle Touren gemacht und werde mir nicht vorwerfen müssen, die Möglichkeiten nicht genutzt zu haben.

Generell kann man nämlich sicher für den "Normalbürger" festhalten: "Man bereut rückblickend nicht so sehr das, was man gemacht hat, sondern viel mehr das, was man verpasst hat."
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 12:22

Ich sehe das ähnlich. Was ist denn eigentlich "Erholung"? Das Nichtstun? Dosierte Aktivität in den Grenzen der Wellness? Ausloten von Grenzen physischer Art?

Eine Zeit lang etwas ganz anderes zu unternehmen als was man sonst macht, das bringt einen im Allgemeinen weiter bzw erfrischt einen. Eine der typischen Fragen an den Radreisenden seitens seiner Umgebung ist ja: "Warum tust du dir das an"? Es liegt darin schon ein Körnchen Wahrheit. Was wir hier so gerne zelebrieren, ist in der Tat nicht automatisch das Wahre für alle. Auch wenn man manchmal so manchem das Glückserlebnis gönnte, vermeintliche "ich kann nicht mehr" - Grenzen doch überwunden zu haben und mal einige Tage auf diese Weise erlebt zu haben.
von: KUHmax

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 12:29

Hallo Andreas,

deine Frage:
In Antwort auf: iassu
Was ist denn eigentlich "Erholung"?
fiel mir auch ganz spontan ein.

Und dazu:

In Antwort auf: iassu
Eine der typischen Fragen an den Radreisenden seitens seiner Umgebung ist ja: "Warum tust du dir das an"?

habe ich eine nette Geschichte:

Unterwegs von München nach Memmingen zur dortigen BHV des ADFC, saß ich auf einer Treppe zu einem Kirchhof, um ein bisschen zu rasten. Da kam eine nette ältere Dame, die fragte nach dem Woher und Wohin.

"Von München nach Landsberg" (erste Etappe dieser Radtour).
"Da hätten Sie auch den Bus nehmen können, das wäre nicht so anstrengend!"

Die Frau sah durchaus so aus, als sei sie ihr Leben lang arbeitenderweise auf eigenen Füßen unterwegs gewesen. Da denkt man natürlich nicht dran, dass für Büromenschen und Kopfarbeiter die Bewegung auf dem Rad willkommene Abwechslung für den bewegungsarmen Alltag ist.
von: natash

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 13:08

Ich glaube, dass man den Begriff Erholung sehr variabel interpretieren kann.
Ich selbst finde meinen Alltag stellenweise (die Art der Tätigkeiten ist sehr unterschiedlich, was ich durchaus schätze) auch körperlich sehr anstrengend. Allerdings schwankt das stark und es gibt Wochen, an denen ich Freitags direkt nach der Arbeit um 19 Uhr ins Bett falle und 10 bis 12 Stunden durchschlafe. Danach bin ich dann wieder hergestellt, weil die Anstrengung dann doch in einem überschaubaren Rahmen blieb. Wenn ich mir diese Erholungsphasen verkneife werde ich meistens irgendwann krank.
Ich empfinde meine Radreisen dennoch als pure Erholung. Ich bin den ganzen Tag draußen, labe mich an schönen Landschaften und lasse mich treiben. Kein Lärm, keine klingelnden Telefone oder fordernde E-Mails stören dabei. Und ich kann ganz ohne schlechtes Gewissen, wegen der vielen unerledigten Dinge um acht Uhr ins Zelt krabbeln und erst zu Sonnenaufgang wieder herauskommen. Herrlich! Ein dicht besiedeltes Land, wie beispielsweise Indien, in dem man als Durchreisende kaum eine Minute in Ruhe gelassen wird, wären daher nichts für mich. Auch komplizierte Anreisen mit X- Umstiegen und langen Reisezeiten meide ich. Am entspannensten ist es tatsächlich daheim zu starten. Das finden die meisten langweilig, ich finde es entschleuningend, auch wenn wir dann oft zum schnellen Transit mehr als 150 km am ersten Tag im Sattel sitzen. Das ist für mich dennoch entspannend, auch weil es natürlich der Trainingszustand hergibt.
Andere würden das derart langeweilig finden, dass eine derartige Reise (oder Tour) gar nicht Frage käme.
Allerdings sind die Bedürfnisse verschiedener Menschen nach Erholung da sehr verschieden und stark vom Alltag abhängig.
In unserer Stammbeiz sind wir im Sommer mit einen Forstarbeiter ins Gespräch gekommen und kamen aufs Radfahren (wir waren wie immer mit dem Rad dort) zu sprechen.
Er erzählte, dass er auch gerne radelt, am Ende seines Arbeitstages aber nicht mehr genug Kraft besäße um auch noch die örtlichen Steigungen (Nordschwarzwald)in Angriff zu nehmen und deshalb über ein E-Bike nachdenke. Wir haben dann noch viel über den Alltag im Wald erfahren und ich fand sehr gut nachvollziehbar, warum jemand, der sich tagtäglich körperlich stark verausgabt, das in der Freizeit nicht auch noch dringend braucht.
Gruß
Nat
von: Uli

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 13:10

Zitat:
Daher kann niemand „wirklich“ beurteilen wie und ob eine mehrmonatige Reise , ein andere Kontinent/Land/Kultur oder ein traditionelles Arbeits/Familienleben ist oder für einen passt, der nie dort war oder sich drauf eingelassen hat. Jeder sieht alles durch die eigene Brille und diese ist durch die eigene Vorgeschichte gefärbt.

Du sprichst "jemanden" generell die Fähigkeiten ab anhand von vorhandenen Informationen und seiner Erfahrungen und seines Wissens eine Einschätzung abgeben zu können? Das sehe ich doch anders. Ich - und viele andere, wenn ich die vorherigen Beiträgen lese - sind sich sehr sicher, dass alleine die lange Abwesenheit von Zuhause ein Hindernis ist.

Zitat:
Es ist die Freiheit sich einen eigenen Alltag geben zu können.

Der Alltag auf Radreisen ging mir bislang spätestens nach drei Wochen auf den Geist. Da kenne ich andere Formen des Reisens, mit denen ich längere Zeit klar komme.

Zitat:
Als ich jung war, dachte ich das Reisen soll zur Erholung beitragen ...

Aber genau DAS passiert mir auf Reisen sehr häufig - und nicht nur im Kopf! Ich merke deutlich, dass ich danach leistungsfähiger, kreativer, mitivierter, belastbarer, ... bin.

Gruß
Uli
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 15:16

Ich kann nach wie vor nicht verstehen, warum man sich in seiner Freizeit'etwas antut'. Ich tue mir mit meinen Reisen ganz bestimmt nichts an und gestalte sie genau so, dass sie mir Freude machen. Mich wundert immer wieder, dass einem das hier im Forum ganz offensichtlich peinlich sein sollte.
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 15:27

Mir geht es genauso. Nur: ich sehe jetzt dein Problem nicht. Mein Satz gab ja nur wieder, was von radreisefremden Besuchern auf der anderen Seite des Zoozauns geäußert wird. grins
von: Grimbol

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 15:53

In Antwort auf: Uli
Zitat:
Daher kann niemand „wirklich“ beurteilen wie und ob eine mehrmonatige Reise , ein andere Kontinent/Land/Kultur oder ein traditionelles Arbeits/Familienleben ist oder für einen passt, der nie dort war oder sich drauf eingelassen hat. Jeder sieht alles durch die eigene Brille und diese ist durch die eigene Vorgeschichte gefärbt.

Du sprichst "jemanden" generell die Fähigkeiten ab anhand von vorhandenen Informationen und seiner Erfahrungen und seines Wissens eine Einschätzung abgeben zu können? Das sehe ich doch anders. Ich - und viele andere, wenn ich die vorherigen Beiträgen lese - sind sich sehr sicher, dass alleine die lange Abwesenheit von Zuhause ein Hindernis ist.


du hast mich fast verstanden, zumindest glaub ich dass zwinker
Das wichtige Wort in meinem Satz ist „wirklich“ vor dem Verstehen. Eine Einschätzung kann man geben, eine Meinung kann man haben aber das wirkliche Verstehen eines Anderen klappt dann doch nicht... mir z.B. fehlt ein wenig deiner Erfahrung um dich zu verstehen wenn du von einem Hindernis sprichst. Ich glaube das die meisten Dinge die du meinen könntest ja irgendwann selbst gewählt oder zumindest nicht abgewählt wurden. D.h. Das ist dann nichts negatives sondern ein Teil des gewählten Lebens. Aber das ist vielleicht eine sehr philosophische Diskussion.
Mein Punkt ist der: so lange wie ich nur 3 Wochen am Stück unterwegs war hatte ich nur eine Idee oder Meinung zu ner 9 Wochen Tour und die „verpasste“ Zeit daheim. Dann bin ich mal 9 Wochen unterwegs gewesen und das war dann doch insgesamt anders als ich gedacht habe. Erst jetzt weiß ich wie es ist oder sein kann. Jetzt kann ich mitreden... aber zB von ner 6Monatstour hab ich immer noch kein Plan wenn ih ehrlich bin.
von: Grimbol

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 16:16

Um nochmal dem Fragenden / Fadenersteller zu antworten:

Mehr als 9 Woche sind es nie geworden, weil
1) ich mich dann für eine Richtung hätte entscheiden müssen. So kann ich mir einbilden „Alles“ zu sehen und immer das worauf ich gerade am meisten Lust habe. ( es geht ja bald wieder aufs Neue los)
2) ich bekomme Rückenschmerzen im Zelt... d.h. Das Budget muss für feste Unterkünfte reichen und Restaurants damit ich wirkliche Landesküche kosten kann... unterwegs will ich nicht das selbe kochen, was ich auch zu hause machen würde ... d.h. das Budget muss zwischendrin immerwieder aufgefüllt werden.
3) klar hab ich auch was soziales an mir... ich seh die Menschen die mir etwas bedeuten (ist hoffentlich andersherum auch so :)) gern hin und wieder...

Andersherum vermisse ich das unterwegs sein wenn ich zu Hause bin und mochte noch selten wirklich zurückfahren in den vorgeplanten eingeengten Alltag geprägt von Statussymbolen und Prestige.

Ach ja: immer nach ca 3/4 der Reisezeit, egal wie lang, nervt die Reise und ich brauch 1-2 Tage Pause von der Reise...
von: Ride Worldwide

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 17:03

In Antwort auf: Grimbol
Georgien könnte man ja noch zu Europa zählen schmunzel

Generell: ich glaube, jeder Mensch richtet sich über die Jahre in seiner subjektiv wahrgenommenen Umwelt ein und findet diese dann als genau passend und „verteidigt“ diese - man will sich selbst ja ungern in Frage stellen. Daher kann niemand „wirklich“ beurteilen wie und ob eine mehrmonatige Reise , ein andere Kontinent/Land/Kultur oder ein traditionelles Arbeits/Familienleben ist oder für einen passt, der nie dort war oder sich drauf eingelassen hat. Jeder sieht alles durch die eigene Brille und diese ist durch die eigene Vorgeschichte gefärbt.

Für mich ist Europa superspannend und ausreichend. Das ändert sich in dem Moment wo ich in Dakar in Sand geröstete Erdnüsse kaufe, in Esfahan Safraneis genießen kann oder am Baikal Omul essen darf. Ich bin sehr glücklich hier und da und privilegiert einen Pass zu haben der mir erlaubt diese Freiheit zu haben.
Genauso die Zeit: 2 Wochen Transalpradtouren sind geil und irgendwie auch „Sport“. In 2-3 Monaten zum Ätna zu radeln, den ganzen Weg „erfahren“ zu können um dann auf einem qualmenden Vulkan zu stehen - wow. Ist vom Kopf, von der Zeitgestaltung etc aber immer anders: weniger Sort, weniger Event... vielmehr ein anderer Alltag und Meditation. Es ist die Freiheit sich einen eigenen Alltag geben zu können. Gleich wäre es, wenn der Vulkan am Ende auf einem anderen Kontinent steht.
Zu Hause zu sein und wissen, dass der Wein aus dem eigenen Keller gut ist - saugut. Unterwegs jeden Tag in alle Richtungen überrascht werden zu können: mal saure Plörre und mal einen goldenen Tropfen - wie geil!

Das schöne an kurzen Touren ist, dass man Sie planen und optimieren kann und das schöne an langen Touren ist, dass man da das Planen und Optimieren lassen sollte. Als ich jung war, dachte ich das Reisen soll zur Erholung beitragen damit man hinterher wieder etwas leisten kann... so ein Quatsch. Reisen ist eine Erfahrung und kann anstrengender sein als das Alltagshamsterad. Reisen, egal ob kurze Fluchten oder lange Wege sind genau die Würze, die unser Gehirn lebendig hält und lernen lässt. Das Leben ist ja nicht nur durch das aneinanderreihen von Atemzügen sondern auch durch die Moment geprägt, die einem im positiven Sinne den Atem geraubt haben.


Sehr schön geschrieben! Ich bin da voll bei dir!
von: Uli

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 18:13

Zitat:
du hast mich fast verstanden, zumindest glaub ich dass

Weiss ich nicht. Ich habe verstanden, dass du mir absprichst für mich urteilen zu können, ob mir eine 3-Monats-Reise Spaß machen könnte, solange ich keine gemacht habe - richtig verstanden?

Zitat:
mir z.B. fehlt ein wenig deiner Erfahrung um dich zu verstehen wenn du von einem Hindernis sprichst

Da fallen mir eine Menge Hindernisse ein, wie z.B. Familie oder Gesundheit. Die wenigsten von uns können "rücksichtlos" entscheiden, viele Entscheidungen können gravierende Konsequenzen haben und ich gehe davon aus, dass wir alle vor Entscheidungen (gut) abwägen. Eines "meiner Hindernisse" sind schon immer Lebensmittelunverträglichkeiten, die mich in einigen Ecken dieses Globus ziemlich einschränken würde. Und davon abgesehen weiß ich in meinem Alter, dass bestimmte Dinge wichtig für mein Wohlbefinden sind und längerer Verzicht dazu führt, dass ich keinen Bock auf eine Fortsetzung des Urlaubs haben werde. Wenn jemand immer nach drei Wochen brutales Heimweh hat, braucht man keine 9 Wochen-Reise starten, um zu erfahren, dass man nach drei Wochen brutales Heimweh hat.

Zitat:
so lange wie ich nur 3 Wochen am Stück unterwegs war hatte ich nur eine Idee oder Meinung zu ner 9 Wochen Tour und die „verpasste“ Zeit daheim.

Darf ich fragen was das für Dinge sind, die du glaubest zu verpassen, zu vermissen, ...? Gab es welche, die du verpasst / vermisst hattest?

Gruß
Uli
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 18:41

In Antwort auf: Grimbol
In Antwort auf: Uli
Zitat:
Daher kann niemand „wirklich“ beurteilen wie und ob eine mehrmonatige Reise , ein andere Kontinent/Land/Kultur oder ein traditionelles Arbeits/Familienleben ist oder für einen passt, der nie dort war oder sich drauf eingelassen hat. Jeder sieht alles durch die eigene Brille und diese ist durch die eigene Vorgeschichte gefärbt.

Du sprichst "jemanden" generell die Fähigkeiten ab anhand von vorhandenen Informationen und seiner Erfahrungen und seines Wissens eine Einschätzung abgeben zu können? Das sehe ich doch anders. Ich - und viele andere, wenn ich die vorherigen Beiträgen lese - sind sich sehr sicher, dass alleine die lange Abwesenheit von Zuhause ein Hindernis ist.


du hast mich fast verstanden, zumindest glaub ich dass zwinker
Das wichtige Wort in meinem Satz ist „wirklich“ vor dem Verstehen. Eine Einschätzung kann man geben, eine Meinung kann man haben aber das wirkliche Verstehen eines Anderen klappt dann doch nicht...[…]


Wenn Du meinst, dass niemand von außen - also exklusive mir selbst (ich weiß, dass ich nicht gemeint war - sehe es aber ähnlich wie Uli) - das beurteilen kann, dann gehe ich mit. Aber ich verstehe es so, dass auch ich das selbst nicht beurteilen kann, weil ich noch keine drei-Monatstour gemacht habe. Und da gehe ich nicht mit. Natürlich kann ich nicht beurteilen, wie eine drei-Monatstour auf mich wirkt, wie ich das empfinde. Aber ich kann beurteilen, dass ich Gründe habe, warum ich so etwas überhaupt nicht machen will. Wenn ich wollte und mir dann sagte, aber es geht nicht, weil a), b), c), dann müsste ich mir in der Tat Gedanken machen, wie ich a), b) oder c) ändern kann. Aber warum sollte ich, wenn ich nicht das Interesse verspüre, drei Monate auf Reisen zu sein? Ich muss doch auch nicht ein Formel-1-Rennen vor Ort gesehen haben, um zu wissen, dass es mich nicht interessiert.
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 19:49

Das ganze ist eine ziemliche müssige Diskussion, da sich fast nur Leute melden die eh keine Lust auf Radreissen ausserhalb des 2 Wo Urlaubsrahmen haben, was sie dann auch noch überflüssigerweise lang begründen ... cool


Viel interessanter
waere es aber, wenn sich auch mal die wenigen listig Leute melden würden, die gerne mal eine Langzeitreise ausserhalb Eurolandias ausprobieren möchten (wie vielleicht der Ortenauer), es bis jetzt aber noch nicht angegangen sind.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 20:09

In Antwort auf: panta-rhei
Das ganze ist eine ziemliche müssige Diskussion, da sich fast nur Leute melden die eh keine Lust auf Radreissen ausserhalb des 2 Wo Urlaubsrahmen haben, was sie dann auch noch überflüssigerweise lang begründen ... cool

Nun ja, so habe zumindest ich die Frage verstanden. "Was ist der Hauptgrund, warum die meisten von uns nie auf eine lange Reise gehen?".

Es kommen halt so viele dieser Antworten, weil das schlicht für die meisten hier so gilt, nehme ich an.
von: Gerhardt

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 20:29

@panta-rhei
Ich finde die Stellungnahmen überhaupt nicht müßig sondern interessant und auf hohem Niveau (von wenigen und hier bekannten Einzelfällen abgesehen).

Ein Gedanke zur Frage, ob ich als Kurzzeit-Reisender eine Langzeit-Reise beurteilen kann: Um zu beurteilen, ob eine Suppe versalzen ist, muss ich kein Koch sein.

Es bleibt immer die Frage, ob ich ein Glück, einen Schmerz, einen Verlust angemessen beurteilen kann, wenn ich es nicht selbst erfahren habe.

Mein Fazit aus den bisherigen Beiträgen: Meine längste Reise dauerte 17 Tage und mehr als drei Wochen brauche und möchte ich nicht.
Gruß, Gerd
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 20.12.20 21:08

In Antwort auf: Gerhardt
[...]Ein Gedanke zur Frage, ob ich als Kurzzeit-Reisender eine Langzeit-Reise beurteilen kann: Um zu beurteilen, ob eine Suppe versalzen ist, muss ich kein Koch sein.[...]

Nee, aber du musst sie probiert haben. zwinker
von: irg

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 07:05

Hallo!

In Antwort auf: panta-rhei
Das ganze ist eine ziemliche müssige Diskussion, da sich fast nur Leute melden die eh keine Lust auf Radreissen ausserhalb des 2 Wo Urlaubsrahmen haben, was sie dann auch noch überflüssigerweise lang begründen ... cool


Viel interessanter
waere es aber, wenn sich auch mal die wenigen listig Leute melden würden, die gerne mal eine Langzeitreise ausserhalb Eurolandias ausprobieren möchten (wie vielleicht der Ortenauer), es bis jetzt aber noch nicht angegangen sind.


Na gut, dann schreibe ich, was ich gerne machen würde, wenn: Japan oder China würden mich als außereuropäische Länder sehr interessieren. Ich habe familiären Bezug dort hin. Idealer weise würde ich meinen japanischen Schwiegersohn von seiner Arbeit dafür loseisen, wenn das geht. Das ist aber sehr zweifelhaft. Dagegen steht v.a. meine behinderte Tochter, die mich nach wie vor intensiv braucht.

Wie lange ich dort gerne reisen wollte, kann ich nicht sagen. Meine längsten Radreise hat 5 Wochen gedauert, dann hatte ich genug. Wie lange Reisen mir gefallen, wenn ich endlich wieder länger weg kommen, weiß ich noch nicht. Zwischen meinem Studium mit den langen Sommerferien und heute ist ja schon ein ziemlich langes Weilchen vergangen.

Wenn ich länger nach denke, fallen mir sicher noch mehr Ecken in dieser Welt ein, die mich interessieren. Aber genau ausgetüftelte Pläne jenseits jeder Erreichbarkeit würden mich derzeit, ohne Zeitplan für meine relative Ungebundenheit, eher deprimieren.

lg!
georg
von: Hardy_FRI

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 07:24

In Antwort auf: Holger
In Antwort auf: Gerhardt
[...]Ein Gedanke zur Frage, ob ich als Kurzzeit-Reisender eine Langzeit-Reise beurteilen kann: Um zu beurteilen, ob eine Suppe versalzen ist, muss ich kein Koch sein.[...]

Nee, aber du musst sie probiert haben. zwinker


Ja, aber man muss sie nicht komplett auslöffeln, wenn man festgestellt hat, dass sie versalzen ist grins

Gruß,

Hardy cool
von: Deul

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 08:04

Ausserhalb Eurolandias kommt für mich wegen der Flugnotwendigkeit nicht in Frage. Eine mehrmonatige Reise ist in Eurolandia auch möglich, und auch mit erreichen des Ruhestandes geplant. Momentan wäre der Einschnitt in die Rentenkasse zu groß.
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 08:23

In Antwort auf: Gerhardt

Es bleibt immer die Frage, ob ich ein Glück, einen Schmerz, einen Verlust angemessen beurteilen kann, wenn ich es nicht selbst erfahren habe.


Und diese Frage lässt sich schon prinzipbedingt nicht beantworten. zwinker Denn niemand erlebt zweimal genau das selbe zweimal. Angenommen es meldet sich noch jemand, der sagt, er habe eine mehrmonatige Reise gemacht und dabei oder danach festgestellt, dass das nichts für ihn ist. Dem könnte man der Argumentation von Grimbol folgend problemlos entgegegenhalten, dass er dann eben nicht die richtige dreimonatige Reise gemacht habe oder dass die Umstände nicht gepasst haben oder whatever. Und dass er seine Meinung bestimmt ändern würde, wenn er die richtige Reise macht.

Was ich damit sagen will: darüber zu spekulieren unter welchen Bedingungen jemand seine derzeitige Meinung ändern würde ist ziemlich müßig. Natürlich kann das vorkommen. Aber ich kann immer nur über das berichten, was ich zur Zeit empfinde oder mal empfunden habe. Ich sollte zwar nicht allzu vehement darauf beharren, dass sich diese Empfindung auch niemals ändern wird, aber Kommunikation nach dem Motto 'irgendwann wirst auch du begreifen, dass du falsch liegst' ist nicht gerade die beste Basis für ein Gespräch.
von: hopi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 08:40

In Antwort auf: Deul
Ausserhalb Eurolandias kommt für mich wegen der Flugnotwendigkeit nicht in Frage. Eine mehrmonatige Reise ist in Eurolandia auch möglich, und auch mit erreichen des Ruhestandes geplant. Momentan wäre der Einschnitt in die Rentenkasse zu groß.
gehört Uruguay oder die US-amerikanische Westküste auch zu "Eurolandia"? sind in deinem Profil ausdrücklich als Reiseland genannt. Na gut, man könnte auch auf dem Seeweg anreisen, wenn man ausreichend Zeit einplant teuflisch
von: Juergen

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 08:41

In Antwort auf: Martina
Und diese Frage lässt sich schon prinzipbedingt nicht beantworten. zwinker Denn niemand erlebt zweimal genau das selbe zweimal.
Naja, das wäre vier mal dasselbe oder auch das Gleiche. Das habe ich auch noch nicht erlebt.
von: Deul

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 08:43

Horst, man wird Klüger und entwickelt sich weiter. Dass Flugreisen wegen des CO2 Fussabdrucks nicht OK sind ging mir erst später auf.
von: Grimbol

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 10:17

selbstverständlich kann jeder genau für sich entscheiden und auch beurteilen aufgrund der eigenen Vorerfahrung. Hier war ich evtl etwas unpräziese. Ich kann nicht für jemanden anders wirklich wissen was gut ist, manchmal ja noch nicht einmal sicher für mich;)

Auch wenn ich natürlich nicht von mir auf andere schließen darf möchte ich zumindest die Hypothese im beibehalten, dass jeder erst wirklich weiß wie sich eine 9 Wochentour anfühlt, wenn man sie gemacht hat... vorher sind es "nur" Erwartungen oder so... d.h. ja, so richtig wissen kannst du es erst, wenn du es gemacht hast... aber egal, ich schreibe diese Worte ja auch so, weil ich durch meine rosa-rote-Brille schaue. Vielleicht sieht die Welt ja anders aus, wenn ich eine andere besitzen würde. --> no offense!

zu deiner Frage bzgl der verpassten Dinge:
Ganz banal: meine Tomaten zB. Ich kann niemandem zumuten für 2 Monate meinen Garten zu pflegen damit ich dann im August Tomaten ernten kann. Entweder ich entscheide mich für den Garten und frage vielleicht mal für 10 Tage um Hilfe oder ich entscheide mich für die Reise...

Und was ich auf einer langen Reise wirklich vermisse ist der tiefere Austausch mit nicht-Reisegefährten. Man trifft zwar Viele, diese aber immer nur kurz und teilt noch nichtmal eine Sprache... d.h. viel Konversation ist sehr nett, aber leider nicht "tief". Das hatte ich nicht erwartet als ich mit jüngerem Körper anfing die "Welt zu erobern und Kulturen kennenlernen wollte"

Zu Sozialkontakten allgemein: auf kurzen Reisen rufe ich nie daheim an - da gibt es ne Postkarte und 1x pro Woche ne Email. Kein Whatsapp und Liveticker. Ich will ja "mal kurz ausbrechen". Auf ner langen Reise rufe ich alle 3-4 wochen mal daheim an wenn ich einen Reise-Pausentag einlege. Da will ich unterwegs sein, nicht "aus der Welt". Da gibt es dann auch mal eine längere Konversation...

Diese Dinge haben sich aber entwickelt - vor dem Start hatte ich andere Erwartungen und Bedürfnisse. Ich habe mich erst anders kennengelernt als es dazu einen Anlass gab.
von: Wendekreis

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 11:05

Ein Nano-Teilchen, namens Virus Covid-xx, hat manchen Klimawandel-Leugner dazu gebracht, von lange geplanten Flugreisen und anhängenden Radreisen abzusehen. Ich werde nie ein Fluchzeuch, Flugschiff oder Kreuzfahrtschiff besteigen.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 11:34

In Antwort auf: Grimbol
[…]Auch wenn ich natürlich nicht von mir auf andere schließen darf möchte ich zumindest die Hypothese im beibehalten, dass jeder erst wirklich weiß wie sich eine 9 Wochentour anfühlt, wenn man sie gemacht hat... vorher sind es "nur" Erwartungen oder so... […]


Das stimmt natürlich. Und doch sind die Erwartungen, die man aufgrund seiner Lebenserfahrung hat, ausreichend, um zu sagen, das möchte ich nicht machen. Das gilt ja für fast alles im Leben - niemand macht alles, was möglich ist. Und selbstverständlich hat man auch nicht alles vorher ausprobiert. Mein Formel-1-Beispiel gilt da immer noch: Ich interessiere mich nicht dafür. Und ich kann auch ohne die Erfahrung, mal vor Ort vor bei einem Formel-1-Rennen gewesen zu sein, sagen, dass ich diese Erfahrung nicht machen möchte. Vielleicht verpasse ich etwas, vielleicht fände ich es super (ich vermute, eine 3-Monats-Radreise würde mir eher gefallen ;)) - aber das ist doch völlig normal. Man kann ja nur einen Bruchteil der Dinge machen, die man machen könnte. In jeder Hinsicht.
von: Anonym

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 12:00

Hallo zusammen,

das finde ich nun einmal einen sehr interessanten Thread. Die vielen Meinungen haben mich veranlasst, auch mich zu reflektieren. Wenn ich zur Ursprungsfrage von Andreas zurückkomme, stelle ich für mich fest, es kommt stark auf die Lebensumstände an. (Das vermute ich auch bei vielen Schreiberinnen und Schreibern...)

Zit.: "Was ist für dich das größte Hindernis?" - Früher/in jungen Jahren:
Keine Zeit? - Ja / Kein Geld? - Ja / Zuwenig Informationen? - Nein / Zweifel an sich selbst? - (diesbezüglich) Nein.

Heute stehe ich in Altersteilzeit kurz vor der Pension. Und ein Naturell meinerseits ist es, Dinge, die mich interessieren, so weit zu treiben, bis sie mir zu viel werden bzw. wo mein Mut endet. So ging es mit den Bergen - immer höher/weiter, bis es genug war. Oder bei Schitouren. Oder auf dem Rennrad. Oder mit dem Motorrad. (Die Aktivitäten sind geblieben, aber sie steigern sich nicht mehr.)

Was heißt das für meine Rennradreisen? Immer wieder gab es in den letzten 10 Jahren kleine Touren - meist 4-5 Tage. Corona brachte meine bisher längste Reise: 17 Tage am Stück. Jetzt habe ich auch mehr Zeit und mehr Geld. Also entstand in den letzten 2 Jahren der Traum, einmal 2-3 Monate in (West-)Europa unterwegs zu sein. Aber da "schleiche ich mich an" cool : Das nächste Projekt lautet 4-6 Wochen in Frankreich eine Runde drehen. Nur Corona (und die Gesundheit) kann das im Sommer verhindern. zwinker Dann schaue/fühle ich nach, wie das für mich so ist. Und dann sehe ich weiter, ob mein Sehnsuchtsziel noch gilt, oder ob ich mit dieser Dimension genug habe.

Außerhalb Europas ist für mich aus mehreren Gründen kein Thema. Aber da gibt es das Wörtchen "noch". Ich muss nicht alles sofort entscheiden.
von: hopi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 13:02

In Antwort auf: Deul
Horst, man wird Klüger und entwickelt sich weiter. Dass Flugreisen wegen des CO2 Fussabdrucks nicht OK sind ging mir erst später auf.
Dann sind wir letztlich doch einer Meinung. Flugreisen dürfen durchaus kritisch gesehen werden und gegen ehrliches Bemühen, den eigenen negativen Einfluss auf unsere Umwelt möglichst gering zu halten, habe ich keinerlei Vorbehalte. Mir gelingt das jedoch nur völlig unzureichend. Ich habe zwar heute den Einkauf alter Obstsorten von lokalen Streuobstwiesen umweltfreundlich mit einer mittleren Fußwanderung verbunden, aber für den nächsten Grog oder ähnlichen Unfug greife ich wieder auf cubanischen Rum zurück. lach
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 13:26

In Antwort auf: hopi
Na gut, man könnte auch auf dem Seeweg anreisen, wenn man ausreichend Zeit einplant teuflisch


Ich muss ja gestehen, dass ich es durchaus attraktiv fände, per Schiff den Atlantik zu überqueren. Ob der ökologische Fußabdruck der Queen Mary aber wirklich so viel besser ist als der einen Fluges wage ich zu bezweifeln...

Ach ja und auch ich habe leider noch keine Quelle für deutsche Bananen oder Ananas gefunden.
traurig
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 13:38

In Antwort auf: Martina
[…] Ach ja und auch ich habe leider noch keine Quelle für deutsche Bananen oder Ananas gefunden.
traurig


Man könnte doch zunächst mal auf den ökologischen Fußabdruck pfeifen, CO2 in Massen emittieren und dann könnte man vielleicht dank Klimawandel auch deutsche Bananen kaufen - wäre dann gut für den ökologischen Fußabdruck grins

Was mich aber ernsthaft wundert, ist, dass ich hier in Deutschland noch keine Bananen aus der EU gesehen habe - es mag sie zwar geben, aber nicht großflächig. Das ist zwar klimamäßig relativ wurscht, dennoch würde ich die eher kaufen als des US-Multis aus Mittel- und Südamerika.
von: Keine Ahnung

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 14:05

In Antwort auf: Martina

Ach ja und auch ich habe leider noch keine Quelle für deutsche Bananen oder Ananas gefunden.


Wenn Ozeanriesen und Flugzeuge wieder richtig in Fahrt kommen, arbeiten wir uns klimatisch auch in Deutschland an für diese "Südfrüchte" ideale Bedingungen heran - das schont dann die Umwelt zwinker .
von: Gerhard O

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 14:19

In Antwort auf: Holger
Was mich aber ernsthaft wundert, ist, dass ich hier in Deutschland noch keine Bananen aus der EU gesehen habe - es mag sie zwar geben, aber nicht großflächig. Das ist zwar klimamäßig relativ wurscht, dennoch würde ich die eher kaufen als des US-Multis aus Mittel- und Südamerika.
In Spanien wachsen Bananen und auf Kreta! Die sind aber nur vor Ort zu bekommen. Warum sie bei uns nicht verkauft werden, ist mir rätselhaft.
von: Seniorradler

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 14:27

In Antwort auf: Martina
In Antwort auf: Gerhardt

Es bleibt immer die Frage, ob ich ein Glück, einen Schmerz, einen Verlust angemessen beurteilen kann, wenn ich es nicht selbst erfahren habe.


Und diese Frage lässt sich schon prinzipbedingt nicht beantworten. zwinker Denn niemand erlebt zweimal genau das selbe zweimal. Angenommen es meldet sich noch jemand, der sagt, er habe eine mehrmonatige Reise gemacht und dabei oder danach festgestellt, dass das nichts für ihn ist. Dem könnte man der Argumentation von Grimbol folgend problemlos entgegegenhalten, dass er dann eben nicht die richtige dreimonatige Reise gemacht habe oder dass die Umstände nicht gepasst haben oder whatever. Und dass er seine Meinung bestimmt ändern würde, wenn er die richtige Reise macht.

Was ich damit sagen will: darüber zu spekulieren unter welchen Bedingungen jemand seine derzeitige Meinung ändern würde ist ziemlich müßig. Natürlich kann das vorkommen. Aber ich kann immer nur über das berichten, was ich zur Zeit empfinde oder mal empfunden habe. Ich sollte zwar nicht allzu vehement darauf beharren, dass sich diese Empfindung auch niemals ändern wird, aber Kommunikation nach dem Motto 'irgendwann wirst auch du begreifen, dass du falsch liegst' ist nicht gerade die beste Basis für ein Gespräch.


Glaube, dass man die selbe Reise sehr subbjektiv durchaus unterschiedlich wahrnimmt. Ist es Einer/m zu kalt und der Wind ekelig, kann es der/m Anderen voll Spaß machen, weil er die Sonnenschutzcreme nicht auftragen muss und man weniger ins Schwitzen kommt.
Hat man 14 Tage oder Wochen Regenwetter abbekommen wird man die Radreise weniger habby schildern, als wenn man Sonne ,25 Grad und passend geöffnete Biergärten angetroffen hat.
Hat dann sicherlich großen Einfluß darauf ob es die Letzte war oder man sich schon ungeduldig auf die Nächste freut.
Das Wetter kann man nicht exakt planen, aber den in der Vergangenheit optimalen Fahrradwetter-Zeitraum recherchieren und in die Vorplanung einfliesen lassen..,und wenn dann es klappt wie gewünscht ist das fasst so ähnlich wie ein Lottogewinn.


von: Juergen

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 14:50

In Antwort auf: Gerhard O
In Spanien wachsen Bananen und auf Kreta! Die sind aber nur vor Ort zu bekommen. Warum sie bei uns nicht verkauft werden, ist mir rätselhaft.
Wenn Du fürs Kilo 5,- Euro zahlst, dann kannst Du dir die Bananen kostenlos von den Kanaren schicken lassen. träller
https://delicado48.com/de/187-141-platano-canaren-bio.html#/8-weight-5_kg
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 14:59

In Antwort auf: Holger

Was mich aber ernsthaft wundert, ist, dass ich hier in Deutschland noch keine Bananen aus der EU gesehen habe - es mag sie zwar geben, aber nicht großflächig. Das ist zwar klimamäßig relativ wurscht, dennoch würde ich die eher kaufen als des US-Multis aus Mittel- und Südamerika.


Vor vielen Jahren gab es als Gegenbewegung zu den Multis tatsächlich sogenannte 'EU-Bananen' sogar in Bio zu kaufen. Allerdings kamen die aus den französischen Überseegebieten und hatten daher keinen anderen ökologischen Fußabdruck als die der Multis.
von: Seniorradler

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 15:01

In Antwort auf: Martina
In Antwort auf: hopi
Na gut, man könnte auch auf dem Seeweg anreisen, wenn man ausreichend Zeit einplant teuflisch


Ich muss ja gestehen, dass ich es durchaus attraktiv fände, per Schiff den Atlantik zu überqueren. Ob der ökologische Fußabdruck der Queen Mary aber wirklich so viel besser ist als der einen Fluges wage ich zu bezweifeln...

Ach ja und auch ich habe leider noch keine Quelle für deutsche Bananen oder Ananas gefunden.
traurig


Wenn sich viele Radler dafür entscheiden, würde die Passage bestimmt eher ins Programm aufgenommen, preiswerter, und man könnte die Akku transportiert bekommen.
Mal eine wirklich sonnengereifte Banane essen kann man dann auch tun/erleben wollen.
Sollte es uns (im Moment widererwartend)möglich sein hinaus in die Welt zu radeln, werde ich gezielt nach einheimischen Früchten schauen.
Die Kokusnuß-Milch in Brasilien hat zwar meinen Durst gelöscht, aber der Geschmack... man kann sich ja daran gewöhnen müssen, ist nach meinem subbjektivem Geschmack aber ... eher ekelig, und ich würde klares Wasser vorziehen.
Gehört auch zum Erlebenis auf Reisen, wie und wo es riecht und schmecket.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 15:08

In Antwort auf: Martina
In Antwort auf: Holger

Was mich aber ernsthaft wundert, ist, dass ich hier in Deutschland noch keine Bananen aus der EU gesehen habe - es mag sie zwar geben, aber nicht großflächig. Das ist zwar klimamäßig relativ wurscht, dennoch würde ich die eher kaufen als des US-Multis aus Mittel- und Südamerika.


Vor vielen Jahren gab es als Gegenbewegung zu den Multis tatsächlich sogenannte 'EU-Bananen' sogar in Bio zu kaufen. Allerdings kamen die aus den französischen Überseegebieten und hatten daher keinen anderen ökologischen Fußabdruck als die der Multis.


Die meinte ich - und deshalb "klimamäßig relativ wurscht". Habe auf Guadeloupe mal so Bananenplantagen besichtigt. Aber - Gerhard hat recht - spanische von den Kanaren sind ein wenig besser in Sachen Transportweg. Und die gibt es in Spanien auch zu kaufen, ebenso wie die aus Guadeloupe in Frankreich.

Jetzt sind wir aber arg weit wech - weder die Kanaren noch Guadeloupe wären für mich Ziele für eine mehrmonatige Radreise. Wenn ich dochmal Lust auf so etwas bekomme - ausschließen kann ich gar nichts - dann aber sicher auf größeren Landmassen.
von: Seniorradler

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 15:13

Ernährungsfragen können auch einen Grund sein auf Radreisen. Man könnte ja die leckeren Äpfel aus dem Alten Land, oder Tirol, oder.. geniesen wolllen, und die kann man wunderbar auf dem Rad transportieren. Werden nicht faul/matschig, und man kann mit dem Schweizer Messer diese mundgerecht porzionieren.
Dazu einen Handkäse, oder Kekse ergibt einen Energieschub, und macht auch noch gute Laune... .
von: Seniorradler

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 15:27

In Antwort auf: Wendekreis
Ein Nano-Teilchen, namens Virus Covid-xx, hat manchen Klimawandel-Leugner dazu gebracht, von lange geplanten Flugreisen und anhängenden Radreisen abzusehen. Ich werde nie ein Fluchzeuch, Flugschiff oder Kreuzfahrtschiff besteigen.

Wie die Zeiten sich doch gravierend ändern: Früher haben wir gesungen "Heute gehen wir auf die Reise....bleib nicht sitzen in Deim Nescht; Reisen ist das aller-best!" Damals haben wir dabei ans Fahrrad gedacht, weil kaum einer hatte schon ein Auto.
Vielleicht sollten wir darüber nachdenken wieder mit der Postkutsche zu reisen, wenn wir Monate Zeit haben ? schmunzel lach
Wo kann man den Kutscher-Schein machen ?
Fahrräder sind natürlich dabei!
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 15:40

Die Bananen aus Malia/Kreta sind deutlich kleiner als hier üblich und zählen zum Leckersten, was ich an Bananen gegessen habe.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 15:48

In Antwort auf: iassu
Die Bananen aus Malia/Kreta sind deutlich kleiner als hier üblich und zählen zum Leckersten, was ich an Bananen gegessen habe.

Das sind einige der auf Guadeloupe auch. Dort wird da ein Zirkus beim Verkauf veranstaltet wie in Frankreich beim Käse grins "Wann wollen Sie die essen? Wozu? ..."

Waren aber tatsächlich auch extrem lecker.
von: Grimbol

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 18:45

In Antwort auf: Holger
In Antwort auf: Grimbol
[…]Auch wenn ich natürlich nicht von mir auf andere schließen darf möchte ich zumindest die Hypothese im beibehalten, dass jeder erst wirklich weiß wie sich eine 9 Wochentour anfühlt, wenn man sie gemacht hat... vorher sind es "nur" Erwartungen oder so... […]


Das stimmt natürlich. Und doch sind die Erwartungen, die man aufgrund seiner Lebenserfahrung hat, ausreichend, um zu sagen, das möchte ich nicht machen. Das gilt ja für fast alles im Leben - niemand macht alles, was möglich ist. Und selbstverständlich hat man auch nicht alles vorher ausprobiert. Mein Formel-1-Beispiel gilt da immer noch: Ich interessiere mich nicht dafür. Und ich kann auch ohne die Erfahrung, mal vor Ort vor bei einem Formel-1-Rennen gewesen zu sein, sagen, dass ich diese Erfahrung nicht machen möchte. Vielleicht verpasse ich etwas, vielleicht fände ich es super (ich vermute, eine 3-Monats-Radreise würde mir eher gefallen ;)) - aber das ist doch völlig normal. Man kann ja nur einen Bruchteil der Dinge machen, die man machen könnte. In jeder Hinsicht.


Volle Zustimmung !
man muss nicht alles selbst ausprobieren und man verpasst auch nie etwas, wenn man sich gegen etwas entschieden hat. Man macht halt nur anstelle der nicht gemachten Erfahrungen andere. Diese wiederum beeinflussen die Erwartungen bzgl der nächsten „Entscheidung“... und nichts ist verwerflich daran.
Btw auch wenn ich auch nicht glaube beim F1 etwas zu verpassen oder verpasst zu haben, vielleicht wäre ich dem Partner des Lebens begegnet, No one knows... Bin jedoch mit der aktuellen Partnerwahl sehr zufrieden schmunzel
.Für mich gesprochen bin ich trotzdem dankbar, dass ich manche reisetechnischen „Wagnisse“ eingegangen bin und ich heute aus diesem Erfahrungen meine Inspiration ziehen kann. Auch wenn ich manchmal Menschen ehrlich beneide, die aufgrund von weniger „Wagnissen“ in der Vergangenheit sich einbilden können genauer zu wissen was richtig und gut ist... (durch meine Brille gesehen)
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 20:20

In Antwort auf: Holger
In Antwort auf: panta-rhei
Das ganze ist eine ziemliche müssige Diskussion, da sich fast nur Leute melden die eh keine Lust auf Radreissen ausserhalb des 2 Wo Urlaubsrahmen haben, was sie dann auch noch überflüssigerweise lang begründen ... cool

Nun ja, so habe zumindest ich die Frage verstanden. "Was ist der Hauptgrund, warum die meisten von uns nie auf eine lange Reise gehen?".

Ne lies mal den Eingangsbeitrag:
Es ging um die Sachen, die einen davon abhalten, obwohl man dazu Lust hätte.
Ganze 2 Leute habn das aufgegriffen (Ortenauer und Irg), der Rest einfach nur OT (ZB das sie dass ja eh nie gewollt haben ....)
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 20:25

In Antwort auf: panta-rhei
[…]Ne lies mal den Eingangsbeitrag:
Es ging um die Sachen, die einen davon abhalten, obwohl man dazu Lust hätte.[…]


Ich habe ihn gelesen. Eben nochmal. Und genau das rot markierte steht da eben nicht. Sonst hätte ich hier nichts geschrieben.
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 20:28

In Antwort auf: Holger
In Antwort auf: panta-rhei
[…]Ne lies mal den Eingangsbeitrag:
Es ging um die Sachen, die einen davon abhalten, obwohl man dazu Lust hätte.[…]


Ich habe ihn gelesen. Eben nochmal. Und genau das rot markierte steht da eben nicht. Sonst hätte ich hier nichts geschrieben.

Ja, aber es ging ihm ausdrueklich um ""Hindernisse" und nicht um "eh keine Lust"
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 20:33

Der Betreff ist "Was hält Dich vom Radreisen ab?" - die Frage vor den Hindernissen "Was ist der Hauptgrund warum die meisten von uns nie auf eine lange Reise gehen?". Für mich noch immer nicht erkennbar, dass "keine Lust" nicht gilt. Wie gesagt, wenn mir das klar gewesen wäre, hätte ich nix geschrieben.

Soweit für mich dazu, schon wieder off-topic. Wenn Du antwortest, lese ich es noch, antworte aber nicht mehr zwinker Es sei denn, Du überzeugst mich noch.
von: veloträumer

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 20:53

In Antwort auf: Holger
In Antwort auf: iassu
Die Bananen aus Malia/Kreta sind deutlich kleiner als hier üblich und zählen zum Leckersten, was ich an Bananen gegessen habe.

Das sind einige der auf Guadeloupe auch. Dort wird da ein Zirkus beim Verkauf veranstaltet wie in Frankreich beim Käse grins "Wann wollen Sie die essen? Wozu? ..."

Waren aber tatsächlich auch extrem lecker.

Ich zweifle aber, dass man die adäquat so in Frankreich-Festland bekommt. Dazwischen liegen ja Transportwege, sodass optimal gereifte Früchte nie den Atlantik queren, die müssen ja immer nachreifen und deswegen finden eher robustere Sorten den Weg hierhin, die besten bleiben drüben. Manches bekommt man eben nur vor Ort. Das gilt sogar für weniger verderbliche Waren wie Wein, Käse, Gewürze usw. - man bekommt auch nicht alle Sorten aus allen Frankreich-Regionen überall in Frankreich und schon gar nicht von den Inseln (gilt auch für korsische Spezialitäten). Ich habe jedenfalls nie wieder solche Bananen gegessen wie in Guadeloupe. Übrigens habe ich dort auch das beste Imbisshähnchen aller Zeiten gegessen. Es wäre schon fast eine Reise wert.
von: nachtregen

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 21:37

Mittlerweile kommt das aus einer Vielzahl von Gründen nicht mehr in Frage, z.B. gesundheitliche, finanzielle etc. - vor ca. 20 Jahren als es die o.g. Gründe noch nicht gab, habe ich mal drüber nachgedacht: Was es letztlich für mich unattraktiv gemacht hat, ein halbes Jahr unterwegs zu sein, war die Vorstellung halt ein halbes Jahr mit niemand sprechen zu können abgesehen von oberflächlichen Kontakten unterwegs.
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 21.12.20 22:32

In Antwort auf: panta-rhei
Ne lies mal den Eingangsbeitrag:
Es ging um die Sachen, die einen davon abhalten, obwohl man dazu Lust hätte.
Das steht da nirgends. man kann das vielleicht so interpretieren, aber es bleibt unklar. Denn so, wie der Beitrag formuliert ist, setzt er voraus, daß jeder, der hier mitliest, prinzipiell gerne Fernreisen über längere Zeit unternehmen würde, aber verhindert ist:
In Antwort auf: Ride Worldwide
Hallo Zusammen,
jetzt bin ich schon mehr als ein Jahr von meiner 3,5 Jährigen Weltreise zurück und ein Thema lässt mich nicht los. Was ist der Hauptgrund warum die meisten von uns nie auf eine lange Reise gehen? Lassen wir mal Corona beiseite. Was ist für dich das größte Hindernis.
(Hindernisse?)?

-Keine Zeit?
-Kein Geld?
-Zuwenig Informationen?
-Zweifel an sich selbst?
-Angst keinen Job mehr zu finden?
-Kariereängste?
...?


Insofern stimmt das auch nicht mit dem offtopic:
In Antwort auf: panta-rhei
Ganze 2 Leute habn das aufgegriffen (Ortenauer und Irg), der Rest einfach nur OT (ZB das sie dass ja eh nie gewollt haben ....)
Denn "Hindernisse" können durchaus prinzipieller Natur sein, nicht nur im konkreten Einzelfall. Und was heißt schon "keine Lust"? Das klingt negativ. Dazu paßt dann mein erster Beitrag im Faden:
In Antwort auf: iassu
.... Jetzt "muss" man schon begründen, warum man nicht dauerverreist ist lach

Ich überlege, einen Faden zu starten: was hält euch davon ab, Goldgräber zu sein. grins

M.a.W.: mich hält meine gewollte Lebensplanung von solchen Reisen ab. Ob es dann, wenn das anders wäre, wirklich auf solche Reisen hinauslaufen würde, oder ob davor noch andere Projekte zur Ausführung kämen (Goldgräberei, Briefmarkensammeln, Frauenheld werden, xyz...), die an sich erstmal ebenso nicht im Rahmen der Lebensplanung liegen, ist dann trotzdem noch nicht auszuschließen. Sodaß selbst dann das Fernradreisen nicht zwangsläufig an oberster Stelle stehen müßte.
von: Ride Worldwide

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 12:26

Ich bin begeistert! Danke für die vielen Eindrücke.
Mir stellen sich jetzt sogar noch mehr Fragen
Warum solle man keine tiefen Gespräche haben können auf Reisen? Dies kam mehrmals auf und ist für mich nicht nachzuvollziehen. Unterwegs hatte ich unglaublich tiefe Gespräche mit Leuten, die ich vorher nicht gekannt habe. Zum Teil aus anderen Kulturkreisen und mit völlig anderen Ansichten. Das konnte ich hier in Deutschland im Alltag in der Form nie erleben. Bestimmt liegt es auch viel an den gleichen Interessen. Ich habe einen großen Unterschied empfunden bei Reisenden, die länger als ein Jahr unterwegs waren und welche die ein paar Monate unterwegs waren. Wer Leute wie Dorothee Fleck (erste Frau allein um Afrika und mehr), Heike Pirngruber (Pushbikegirl), Mirijam Wouters(Cyclingdutchgirl erst seit kurzem daheim), Klaus und Irmgard Kapraun (zig Jahre mit einem MAN unterwegs) , Fabian Pickel (7 Jahre mit dem Bully um die Welt) und viele Mehr persönlich kennenlernen durfte merkt schnell, dass sie eine gewisse Aura verbreiten. Ich kam mir selbst wie ein Held vor als ich die erste 3 Monatige Tour geschafft hatte und dachte ich weis jetzt alles über das Radreisen. Was ich dann aber bei den 3,5 Jahren erleben durfte war eine ganz andere Liga. Es passieren Dinge, die einfach unfassbar sind. Ich lernte Menschen kennen die unglaublichen Geschichten zu erzählen haben. Tauchte in Kulturen ein, die ich mir vorher nie vorstellen konnte und verschob mein Limit immer weiter. Am Anfang der Tour hatte ich so eine Idee wie es werden könnte und habe, ob ich wollte oder nicht gewisse Erwartungen und jetzt kommt der Punkt. Die Erwartungen wurden um ein Zigfaches übertroffen. Ich hätte mir niemals ausgemalt das ich irgendwann auf 5200m Höhe Radele oder in der Arktis bei -30°C. Oder das ich jemanden kennenlerne und einen 12-Jährigen helfe sein erste 100 Meilen (ca. 161 km) Hundeschlittenrennen zu bestreiten.

Wo hört bei dir ein Radurlaub auf und fängt eine Reise an?
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 13:00

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…]Warum solle man keine tiefen Gespräche haben können auf Reisen? Dies kam mehrmals auf und ist für mich nicht nachzuvollziehen.[…]

Für mich auch nicht. Obwohl ich es nicht darauf anlege, haben sich bei mir gute Gespräche selbst auf Reisen in Westeuropa - und sogar in diesem Jahr in Deutschland ergeben. Warum auch nicht? Warum das in entfernteren Regionen anders sein sollte, glaube ich nicht, eher, dass man halt noch deutlich andere Eindrücke bekommt. Vielleicht ist einfach was anderes gemeint gewesen mit "tiefen Gesprächen", etwa mit Freunden oder Familie.

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…]Wo hört bei dir ein Radurlaub auf und fängt eine Reise an?

Jetzt wieder die Antwort eines nur maximal 3 Wochen reisenden zwinker
Das ist für mich kein Unterschied, der in der Dauer liegt. Ich benutze das Wort "Urlaub" nicht für eine Reise mit dem Rad. Selbst die zehn Tage Deutschland-Nord-Süd oder die nur wenig längere Weltreise durch Deutschland sind für mich Radreisen gewesen.

Der Unterschied zwischen Urlaub und Reise ist für mich der, dass beim Urlaub die Erholung, die Entspannung und das Abschalten vom Alltag im Vordergrund stehen. Beim Reisen eher das Kennenlernen von Neuem, das Entdecken etc. - die Grenzen sind fließend, klar. "Radurlaub" ist für mich eine Woche mit dem Rennrad auf Mallorca. Ich bin gerne dort, kenne es aber inzwischen recht gut. Hier steht der Sport, die Erholung im Vordergrund, nicht das Kennenlernen, das Entdecken. Anders etwa meine Weltreise durch Deutschland im September. Auch wenn es Deutschland war, war vieles für mich neu. Schleswig-Holstein kannte ich kaum, als Beispiel. Das gilt natürlich erst Recht für Regionen der Welt, die weiter entfernt sind und natürlich noch ganz andere neue Eindrücke bieten.
von: Ride Worldwide

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 13:21

In Antwort auf: Holger
In Antwort auf: Ride Worldwide
[…]Warum solle man keine tiefen Gespräche haben können auf Reisen? Dies kam mehrmals auf und ist für mich nicht nachzuvollziehen.[…]

Für mich auch nicht. Obwohl ich es nicht darauf anlege, haben sich bei mir gute Gespräche selbst auf Reisen in Westeuropa - und sogar in diesem Jahr in Deutschland ergeben. Warum auch nicht? Warum das in entfernteren Regionen anders sein sollte, glaube ich nicht, eher, dass man halt noch deutlich andere Eindrücke bekommt. Vielleicht ist einfach was anderes gemeint gewesen mit "tiefen Gesprächen", etwa mit Freunden oder Familie.

Hallo Holger, da hast du bestimmt recht was die Frage tiefe Gespräche angeht. Das ist wohl Definitionsfrage. Ich empfinde jedenfalls das es unglaublich ist wie nahe du einem Menschen kommen kannst in einer unglaublich kurzen Zeit (meist wenige Tage sogar Stunden). Wenn das Bauchgefühl stimmt, habe ich auch viele tolle Gespräche führen können, die weit entfernt von dem typischen Oberflächlichkeiten waren.

Deine Definition von Reisen vs. Urlaub ist absolut nachvollziehbar. Offensichtlich denkst du nicht das erste Mal darüber nach ;-)
von: veloträumer

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 13:42

Du machst hier eigentlich wieder ähnliche fehlgeleitete Annahmen, wie schon in deinem ersten Post.

In Antwort auf: Ride Worldwide
Warum solle man keine tiefen Gespräche haben können auf Reisen? Dies kam mehrmals auf und ist für mich nicht nachzuvollziehen. Unterwegs hatte ich unglaublich tiefe Gespräche mit Leuten, die ich vorher nicht gekannt habe. Zum Teil aus anderen Kulturkreisen und mit völlig anderen Ansichten. Das konnte ich hier in Deutschland im Alltag in der Form nie erleben.

Das lag dann an deinem Alltag in Deutschland, evtl. fehlendem Interesse. Ich habe in Deutschland mehr Gespräche und Kontakte zu anderen Kulturen etc. gehabt als auf Reisen, wenn ich das mal summiere. Dazu kam eigentlich immer einer Globalinteresse an fremden Kulturen, allerdings auch sehr spezifisch und nicht einfach mal so, weil es "exotisch" ist. Der Vorteil liegt auch darin, dass man meistens dann eine gemeinsame Sprache beherrscht. Ohne gemeinsam beherrschte Sprache bleiben Gespräche irgendwo stecken. Ein weiterer Voteil ist, dass du die Beziehungen hier besser pflegen kannst, weil sich Ausländer hier ja auch für länger aufhalten und man nicht ständig wieder aufbricht. Du kannst auch Reisekontakte pflegen, das wird aber schwierig, vor allem wenn man nicht häufig an selbe Orte zurückkehrt, sondern ständig Neues kennen lernen "muss".

"Tiefe" Gespräche würde ich ja nicht bestreiten, aber ich würde mit dem Begriff auch vorsichtig umgehen. Das wird schnell eine Worthülse. Man könnte auch noch andere Begriffe wie "emotionale Nähe" erörtern, die die Tiefe eines Gesprächs angibt, das müssen ja nicht intellektuelle Inhalte sein. Insofern schwer zu bewerten, aber viele Kontakte bleiben zwangsläufig auf Nomadenreise durch die Zeitbegrenzung der Begegnung "unvertieft".

In Antwort auf: Ride Worldwide
Wer Leute wie ... persönlich kennenlernen durfte merkt schnell, dass sie eine gewisse Aura verbreiten.

Wer eine Aura verbreitet, hängt mehr vom Betrachter ab und ansonsten noch von Persönlichkeit. Je mehr du solche Menschen bewunderst, desto größter die Aura. Ich glaube, da gehst du völlig fehl, dass die eine natürliche Aura haben. Wenn ein Mensch tatsächlich eine kaum betreitbare Aura hat (weil er auf viel Menschen so wirkt), dann hat das nichts mit einer speziellen Profession oder Tätigkeit zu tun. SOlche Menschen gibt es in allen Bereichen des Lebens und effektiv selten. Ich habe jedenfalls noch keinen Veloweltreisenden kennengelernt, die auf mich eine besondere Aura ausgestrahlt haben. Es gab sehr wohl schon andere Menschen, wenn auch das unterschiedliche Wahrnehmungen waren, je nachdem, in welchem Alter ich war und wie man Personen kennenlernt, ggf. auch mit welcher Vorgeschichte oder welchem Wissen.

Dazu noch ein Erlebnis: Ich habe in einer Jugendherberge in Girona mal einen weltreisenden Franzosen kennengelernt (Liegeradler, Rentner), der ein sprudelnden Fass an Reiseerlebnissen öffnete. Ich fand das schnell langweilig, weil mich auf einer Reise in Katalonien nicht unbedingt interessiert, was jemand in Australien erlebt hat. Hinzu kommt, dass solche "Erzähler" oft vergessen, eine Kommunikation aufzubauen, weil sie von ihren eigenen Reisen und Erlebnissen doch sehr selbstherrlich und eitel überzeugt sind, sodass es die Außenwelt unbedingt erfahren muss (nicht auszuschließen, dasss ich selbst dieser Gefahr erliegen könnte). Es sind daher oft keine "Gespräche", sondern mehr Vorträge. Nicht selten ist das Thema Ausrüstung und Velotechnik. Insofern finde ich manche Reiseradlerbegnung unterwegs nur bedingt interessant, grundsätzlich schätze ich mehr die Gespräche mit einem Gastwirt, Hotelier, Museumsbetreuer oder Dorfbewohner in der bereisten Region.


In Antwort auf: Ride Worldwide
Die Erwartungen wurden um ein Zigfaches übertroffen. Ich hätte mir niemals ausgemalt das ich irgendwann auf 5200m Höhe Radele oder in der Arktis bei -30°C.

Die Verschiebung der Leidensgrenze streben viele Menschen nicht an. Das solltest du eigentlich aus den o.a. Reaktionen bereits entnommen haben. Ferner gibt es dafür auch physische Grenzen. Wenn du empfindlich gegenüber Höhenkrankheit bist, musst du dich damit abfinden, nicht in beliebige Höhen reisen zu können. Ähnliches gilt für Impforgien, sofern die dich damit riskanten Nebenwirkungen aussetzt, z.B. als Allergiker etc.


In Antwort auf: Ride Worldwide
Wo hört bei dir ein Radurlaub auf und fängt eine Reise an?

Auch sehr müßig darüber zu diskutieren. Sofern es dir überhaupt gelingen wird, für den Unterschied zwischen Urlaub und Reisen einen Konsens zu finden (ich glaube, man kann das unterscheiden, aber glaube nicht, dass das konsensfähig ist), so ist das keine Zeitfrage. Wieviel "Reiseidee" in deiner Tour liegt, hängt von der Intensität und Neigierde ab, mit der du dich mit deiner Umgebung beschäftigst, nicht von der Dauer. Kann also sein, dass eine Wochenendreise im Schwarzwald mehr Reisecharakter hat als ein Globetrottertrip auf der Seidenstraße. Natürlich ist eine Kurzreise auch immer ein Hindernis, für länger in einen Reisemodus zu kommen (wie ich das nenne), weil du ja kurz nach Antritt der Reise schon wieder an die Rückkehr denken musst. Ich bin aber auch immer wieder verwundert, wieviel "Reise" in einer schlichten 5-Tagetour liegen kann.
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 13:44

In Antwort auf: Holger

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…]Wo hört bei dir ein Radurlaub auf und fängt eine Reise an?

Jetzt wieder die Antwort eines nur maximal 3 Wochen reisenden zwinker
Das ist für mich kein Unterschied, der in der Dauer liegt. Ich benutze das Wort "Urlaub" nicht für eine Reise mit dem Rad. Selbst die zehn Tage Deutschland-Nord-Süd oder die nur wenig längere Weltreise durch Deutschland sind für mich Radreisen gewesen.


In meinem aktiven Wortschatz existiert das Wort 'Radreise' ehrlich gesagt gar nicht, das kenne ich nur hier aus dem Forum. Für mich ist das alles Urlaub, den ich halt vorzugsweise per Rad verbringe.
von: Keine Ahnung

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 13:51

Ich habe es manchmal sehr bedauert, dass ich die jeweilige Landessprache nicht beherrscht habe. Ab und zu konnte ich mir mit dem Google Übersetzer (mit Spracheingabe) ein wenig behelfen; der erlaubt natürlich keinen tiefgreifenden Gedankenaustausch. Allerdings habe ich in vielen Ländern auch mit Englisch (und manchmal sogar mit Deutsch) ganz gut Gespräche führen können. So war ich z. B. in den abgelegensten Dörfern Albaniens immer wieder von Kindern angesprochen worden, die ihre Englischkenntnisse testen wollten. Die sind dann auch für die rasch hinzugeströmten Erwachsenen als Dolmetscher eingesprungen. Aber auch "non-verbale" Kommunikation funktioniert.

In Mazedonien bin ich einmal von einem heftigen kurzen Gewitter überrascht worden, als ich gerade an einem Haus vorbeifuhr. Der Besitzer winkte mich zu sich und lud mich "mit Händen und Füßen sprechend" ein, mit ihm auf der überdachten Terrasse den Regenguss abzuwarten. Ich bekam etwas zu trinken und durch Aufzählen verschiedener Orte entlang meiner zurückgelegten bzw. geplanten Route konnte ich ihm darlegen, wo ich unterwegs war - er war durchaus begeistert. Nach einer guten halben Stunde verabschiedete ich mich von ihm und hatte das Gefühl, mit ihm richtig gesprochen zu haben.

In Montenegro kämpfte ich mich gerade bei hohen Temperaturen einen ziemlich steilen Anstieg hinauf, als mich ein Traktor (einrädrige Zugmaschine mit zweirädrigem Anhänger) überholte. Der Fahrer - ein absolut uriger Typ - lud mich ein, mich am Anhänger festzuhalten. So sind wir am Ende ein ganzes Stück nach oben bis zu seinem "Haus" (einem Wohnanhänger mitten auf einer Wiese) gelangt. Sein Anhänger war beladen mit Flaschen selbst angesetzter Alkoholika. Er bot mir dann auch von der Schnapsflasche an, die er während der Fahrt immer wieder angesetzt hatte. Ich konnte ihn überzeugen, dass ich wegen "Sports" (das Wort verstand er) nichts trinken wollte. Auch hier funktionierte Kommunikation, wobei er auch einige Brocken Englisch und Deutsch einstreuen konnte.

Derartige Erlebnisse hatte ich viele bei meinen Radreisen und auch wenn ich seit vielen Jahren alleine auf solche größeren Touren gehe, sind mir diese "Gespräche" wichtig.
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 13:57

In Antwort auf: veloträumer
Du machst hier eigentlich wieder ähnliche fehlgeleitete Annahmen, wie schon in deinem ersten Post.
Ich könnte mir denken, daß die Motivation des TO für diesen Faden aus einem Bedürfnis entsprungen sein könnte, die Intensität, Romantik, den Ausnahmecharakter und die Freiheit des Fernreisens jetzt, da er nicht mehr unterwegs ist, noch einmal aufleben zu lassen, bevor ein wie immer gearteter Normal-All-Tag beginnt, das verblassen zu lassen und peu a peu zuzudecken. Ich könnte das recht gut nachvollziehen. Aber vielleicht ist das auch Quatsch.
von: Ride Worldwide

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 14:01

In Antwort auf: veloträumer
Du machst hier eigentlich wieder ähnliche fehlgeleitete Annahmen, wie schon in deinem ersten Post.

In Antwort auf: Ride Worldwide
Warum solle man keine ...



Bitte nicht unnötig komplette Beiträge als Zitat wiederholen!

Hey Veloträumer, eine interessante Auffassung hast du. Was genau ist dein Antrieb?
von: Ride Worldwide

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 14:26

In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: veloträumer
Du machst hier eigentlich wieder ähnliche fehlgeleitete Annahmen, wie schon in deinem ersten Post.
Ich könnte mir denken, daß die Motivation des TO für diesen Faden aus einem Bedürfnis entsprungen sein könnte, die Intensität, Romantik, den Ausnahmecharakter und die Freiheit des Fernreisens jetzt, da er nicht mehr unterwegs ist, noch einmal aufleben zu lassen, bevor ein wie immer gearteter Normal-All-Tag beginnt, das verblassen zu lassen und peu a peu zuzudecken. Ich könnte das recht gut nachvollziehen. Aber vielleicht ist das auch Quatsch.

Hallo Andreas, nein so ist es nicht. Das ich wieder reisen werde steht außer Frage. Geplant war für diesen Winter Jordanien. Ich würde gerne verstehen, warum viele Menschen sich schlussendlich aufhalten lassen ihren Träumen zu folgen. Die Meisten, die hier geantwortet haben sind, die Urgesteine dieses Forums. Die Allermeisten die diesen Faden lesen werden sich allerdings nie melden. Hier ein paar Zahlen das Thema wurde bislang 6923 mal gelesen und es gab 123 Antworten. Bei den lesenden werden mit Sicherheit viele dabei sein die durchaus darüber nachdenken eine lange REISE zu machen und nicht nur Urlaub. Die Frage ist nur was hält diese davon ab. Aus den 123 Antworten würde ich wohl zum Schluss kommen, das es nicht Wert ist, eine gewisse Zeit seines Lebens seinen Horizont massiv zu erweitern in einem Maß wie es nur den allerwenigsten im Alltag möglich ist. Natürlich sind die meisten glücklich zu Hause und freuen sich, wenn sie eine geregeltes einkommen haben und ihre Freunde und Familie um sie herum, aber es gibt eine kleine Anzahl von Menschen die neugieriger sind und mehr von unserer Welt sehen wollen. Es werden Ängste geschürt, wo es keinen Grund dazu gibt. Beispiel Altersvorsoge, Krankenkasse, Job, soziales Umfeld usw.
Ist Reisen jetzt der Heilige Gral? Nein aber eine Facette im Leben die es bunter macht und meine Motivation liegt darin den Menschen, die sich unsicher sind und zu sehr beeinflusst werden vielleicht sogar den ein oder anderen Zweifel nehmen zu können. Dazu ist es mir nur wichtig zu verstehen was die Hauptgründe /Zweifel derjenigen die mit dem Gedanken spielen, sind.
Es gibt 100 gute Gründe loszufahren und 1000 dagegen. zwinker
von: Friedrich

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 14:50

Die Fragestellung im Betreff war und ist für mich auch irreführend.

Ich habe mit 13 Jahren während den Sommerferien meine erste längere Radreise mit zwei Freunden gemacht. Der sehr bescheidenen Ausrüstung und den noch bescheideneren zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln (Schüler aus einfachen Arbeiterfamilien) standen die sehr bescheidenen Ansprüche gegenüber und der Wunsch selbstständig, aus eigener Kraft und ohne Aufsicht und Bevormundung zu reisen. Neben den Fahrrädern ohne Gangschaltung aber mit Stempel- und Rücktrittbremse gehörte zur "Luxusausstattung" ein Jägerrucksack, ein billiger Regenmantel und eine alte Pferdedecke aber kein Zelt und keine Schlafmatte. Auf dem Speiseplan stand neben dem riesigen, von daheim mitgenommenen geräucherten Stück Speck mit Zwiebeln, Paprika, Gurken und Tomaten; "ghiveci" oder Schweinerippchen mit Bohnen in der Dose auf dem Speiseplan. Nach so einer Reise ist das Thema Geldsorgen und Selbstzweifel passé. Der Wunsch irgend welche Abenteuer zu erleben oder das Bedürfnis die eigenen Grenzen kennen zu lernen, wie man oft lesen kann, hatte keiner von uns, doch seither ist Radreisen ein wichtiger Teil unseres Lebens aber keineswegs Lebensinhalt.

Später, als Schichtarbeiter mit einer 6 Tage-Woche und 18-21 Tagen Urlaub waren lange Fahrradreisen reinste Utopie. Behelfen konnte man sich indem man unbezahlten "Studienurlaub" der einem bestimmten Teil des sozialistischen Proletariats zustand in Anspruch nahm (gab es auf Antrag und gegen Vorlage des Abiturzeugnisses). Schaut aber ganz blöd aus wenn man während des "Studienurlaubs" einen schweren Fahrradunfall hat und anschließend 3 Monate arbeitsunfähig ist. In meinem ganzen Berufsleben war ich einmal 3 1/2 Monate am Stück verreist (dabei recht wenig mit dem Fahrrad unterwegs weil diese Reise einen ganz anderen Grund und Zweck hatte). Damals habe ich zum Jahreswechsel 6 Wochen alten und 6 Wochen neuen Urlaub mit 2 Wochen unbezahltem Urlaub zusammengelegt. Ein zweites mal hätte ich wegen einer heiklen privaten Angelegenheit bei deren Lösung mir der Arbeitgeber sehr entgegengekam 6 Wochen regulären Urlaub mit 3 Monaten unbezahltem Urlaub kombinieren können. Bei einer mehrmonatigen Radreise hätte es dieses Entgegenkommen nicht gegeben.

Laut Betriebsvereinbarung (vermutlich) waren 3 Wochen Urlaub am Stück sicher - ich habe meistens 4 Wochen am Stück nehmen können, manchmal sogar 5. Wenn man ledig ist oder einen radbegeisterten Partner hat kann man leicht eine mehrwöchige Radreise unternehmen, ansonsten wird es vermutlich problematisch, die Beziehung leidet darunter oder geht kaputt. In meinen letzten 4 - 5 Arbeitsjahren habe ich es jährlich, inklusive 32 Tagen Urlaub, meistens auf etwa 80 arbeitsfreie Tage gebracht. Leider gab es keine Möglichkeit diese zusammenhängend frei zu nehmen.

Wenn man mehrsprachig in und mit unterschiedlichen europäischen Kulturen aufgewachsen ist (es gab und gibt da wo ich aufgewachsen bin 18 anerkannte Ethnien / Minderheiten) sollte der Wunsch in fremde Sprachen und Kulturen einzutauchen bis zu einem bestimmten Maß befriedigt sein.

Meinen Job einfach hinschmeißen, Wohnung aufgeben und ein paar Jahre reisen wäre mir nie eingefallen aber nicht aus finanziellen Gründen. Zu den Chancen ab einem bestimmten Alter nach mehrjähriger Unterbrechung einen ähnlich sicheren und vernünftig bezahlten Job zu finden möchte ich mich nicht äußern. Wie es in den kleinen, vom Inhaber geführten Betrieben zugeht wurde weiter oben geschildert. Ich kenne das aus eigener Erfahrung weil ich mir das "nebenberuflich" angetan habe (auch um mir ein Bild zu machen).

Ich war über 6 Jahre aus politischen Gründen (auf die ich nicht näher eingehen möchte) von meinen Eltern, Großeltern und Geschwistern getrennt, von meiner langjährigen Freundin und von meinen Freunden. Mir Ähnliches wegen einer, zwar wann immer abbrechbaren, mehrjährigen Fahrradreise antun? Wirklich nicht.

Exotische Radreiseziele? Das Exotischste wäre für mich Z.B. Pacific Coast Highway, Great Divide MTBR oder Rußland. An anderen exotischen Radreisezielen besteht meinerseits geringeres Interesse. Europa hat landschaftlich und kulturell so phantastisch viel zu bieten daß ein Reiseradlerleben vermutlich nicht ausreicht um das alles zu erkunden - vorausgesetzt man stellt nicht so hohe Ansprüche wie manch versierter Timbuktufahrer den Eurolandia langweilt. Was der wohl von einem Reiseradler hält der durch das Allgäu, den Bayerischen Wald, durch die Pyrenäen, Tschechien oder durch das Salzkammergut tourt? Fragen wir lieber nicht.

Die Erfahrung daß die Aufnahmefähigkeit nach einer bestimmten Zeit arg nachlässt wurde schon angesprochen und ist mir nicht fremd.

Zu behaupten "die Angst fährt immer mit" wäre arg übertrieben aber ich habe einen schweren, fremdverschuldeten Fahrradunfall im "zivilisierten" Europa mit Krankenhausaufenthalt und "Heimflug nur mit ärztlicher Begleitung" als nicht besonders angenehm in Erinnerung.

Obwohl ich jetzt zeitlich und finanziell unabhängig, bzw. abgesichert bin würde ich keine Radreise die länger wie 4 - 5 Monate dauert unternehmen.

Kurz zusammengefasst waren bei mir die Hauptgründe beruflich bedingter Zeitmangel sowie soziale und familiäre Bindungen und Verpflichtungen, gefolgt von der Sorge um einen einigermaßen sicheren und vernünftigen Arbeitsplatz mit dezentem Einkommen, nachlassender Aufnahmefähigkeit und fehlendem Interesse für bestimmte Länder und Gegenden dieser Erde. Geld, Selbstzweifel, fehlende Informationen, Lebensmittelunverträglichkeit oder Karierreängste haben in meinem Fall keine Rolle gespielt (ist vermutlich bei den Meisten so ähnlich). Ich hoffe hiermit deine Fragen einigermaßen zufriedenstellend beantwortet zu haben.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 14:57

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…]Ich würde gerne verstehen, warum viele Menschen sich schlussendlich aufhalten lassen ihren Träumen zu folgen.[…]

Hättest Du das gleich so formuliert - ich hätte nicht geantwortet in diesem Thread. Da es nicht mein Traum ist, mehrere Monate wegzufahren. Die Eingangsfrage war eben sehr geprägt von Deinem Verständnis. Wenn es davon abhängt, dass es eine Radreise ist, wie lange man unterwegs ist - dann verstehe ich auch den BEtreff besser. Hier haben wir das typische Sender-Empfänger-Problem, Kommunikation geht halt in zwei Richtungen. Und "Radreisen" sind für die überwiegende Mehrzahl der Forumsmitglieder auch ein- bis dreiwöchige Radreisen. Stünde im Betreff "Was hält Dich davon ab, mehrere Monate auf Radreise zu gehen" und wäre dann noch im Beitrag klar formuliert gewesen, dass diejenigen gemeint sind, die eigentlich diesen Wunsch haben - dann wären die Antworten hier a) deutlich weniger gewesen und hätten b) besser zu Deinem Anliegen gepasst, denke ich. Kein böser Wille, auf beiden Seiten nicht, schlicht ein anderes Verständnis der Worte.

In Antwort auf: Ride Worldwide
[…]Hier ein paar Zahlen das Thema wurde bislang 6923 mal gelesen und es gab 123 Antworten. Bei den lesenden werden mit Sicherheit viele dabei sein die durchaus darüber nachdenken eine lange REISE zu machen und nicht nur Urlaub.[…]

Zum einen ist das völlig üblich, dass viel mehr Leute lesen als schreiben - da würde ich nichts hineininterpretieren. Zum anderen empfinden es möglicherweise nicht alle so, dass eine Reise lang ist und ein Urlaub kurz. Das lese ich hier so raus.


In Antwort auf: Ride Worldwide
[…]Die Frage ist nur was hält diese davon ab. Aus den 123 Antworten würde ich wohl zum Schluss kommen, das es nicht Wert ist, eine gewisse Zeit seines Lebens seinen Horizont massiv zu erweitern in einem Maß wie es nur den allerwenigsten im Alltag möglich ist. Natürlich sind die meisten glücklich zu Hause und freuen sich, wenn sie eine geregeltes einkommen haben und ihre Freunde und Familie um sie herum, aber es gibt eine kleine Anzahl von Menschen die neugieriger sind und mehr von unserer Welt sehen wollen. Es werden Ängste geschürt, wo es keinen Grund dazu gibt. Beispiel Altersvorsoge, Krankenkasse, Job, soziales Umfeld usw.[…]

Und hier komme ich wieder auf das oben geschriebene. Die Art der Antworten hängt davon ab, wie man die Frage versteht. Meine Antwort der 123 Antworten will überhaupt keine Ängste schüren, im Gegenteil, ich bewundere diejenigen, die monatelang auf Reise gehen. Nicht, weil ich es selbst machen wollte, sondern weil es ein großer Schritt ist. Ich habe nur auf die Frage geantwortet, wie ich sie verstanden habe. Und ich verstand Sie so, dass ich zu miener Einschätzung gefragt wurde und nicht nach Ratschlägen für andere.
von: veloträumer

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 15:03

In Antwort auf: Ride Worldwide
Hey Veloträumer, eine interessante Auffassung hast du. Was genau ist dein Antrieb?

Pedal, Kette, Hollowtech-II-Lager, Kettenschaltung 27fach, mit Dreifach-Kranz. zwinker

Mal ehrlich, ich dachte du führst tiefgründige Gespräche (nur unterwegs?), also: andere Erfahrungen teilen, zuhören, auch unbequeme Argumente aufgreifen und ggf. diese begründet widerlegen und hier mit deinen Überzeugungen durch einen erwartbar schwierigen Diskurs zu führen, den du selbst mit deinen Fragen öffentlich ausgelegt hast. Übrigens: Reisen und Kulturkunde interessiert mich, auch in sehr unterschiedlichen Kontexten, über das Radfahren hinaus - hast du im Radreiseforum und von mir was anderes erwartet?
von: Wendekreis

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 15:36

In Antwort auf: Keine Ahnung
Ich habe es manchmal sehr bedauert, dass ich die jeweilige Landessprache nicht beherrscht habe...

Für mich galt immer: Soviel Respekt muss sein, um sich die Landessprache zumindest in Grundkenntnissen anzueignen. Bei alltäglichen Unterhaltungen mit Eingeborenen blieb es. Zu meinem Repertoire gehören Englisch, Französisch, Italienisch und Griechisch, als Folge einer humanistischen Ausbildung. Fremdsprachen nahm ich als Wahlkurse. Bei slawischen Sprachen habe ich eine Ladehemmung. Über Bitte, Danke, Auf Wiedersehen kam ich selten hinaus.
von: StephanBehrendt

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 16:00

In Antwort auf: Ride Worldwide
Ich würde gerne verstehen, warum viele Menschen sich schlussendlich aufhalten lassen ihren Träumen zu folgen.
Ich zumindest kenne die Träume meiner Mitmenschen nicht. Ich glaube aber, für Viele ist der Traum Familie mit Kind und Haus.

Vielleicht fragst du mal anders herum nach den Gründen, warum viele Menschen eine große Radreise unterwegs abgebrochen haben, weil sie krank geworden sind, sich psychisch überfordert sahen oder schlicht pleite waren. Ich weiß von Einigen. Covid-Abbrüche meine ich nicht. Auf Kosten Anderer zu leben ist nicht Jedermanns Sache.

Ich weiß auch nicht ob ich meinen Horizont erweitert habe, als ich in einsamer Landschaft von Sonnenaufgang bis Untergang auf dem Rad saß und dann nachts alleine im Zelt schlief. (Zumindest ersteres tat ich in meiner jugendlichen Sturm-Und-Drang Zeit.) Ich weiß auch nicht, ob es meinen Horizont erweitert hat, als ich mit bekifften Israelis in einem nordindischen Cannabistal in einer Herberge saß. Zu den Einheimischen sind die Kontakte ja meist sehr oberflächlich und man lernt auch häufig nur Menschen aus den Dienstleistungsgewerben kennen, die dann auch noch keine kompatible Sprache sprechen.

Fremde Kulturen habe ich kaum auf einsamen Pisten und bei den üblichen Treffen mit anderen Travellern kennengelernt. Thailand habe ich kennengelernt, da wir mit einer thailändischen Freundin unterwegs waren und in Ihrer Familie länger gewohnt haben und sie übersetzt hat. Nur wenn ich längere Zeit an einem festen bewohnten Ort verweilte, ergaben sich tiefere Kontakte.

Stark beeindruckt hat mich vor über 40 Jahren auf meiner ersten Fernreise in Marokko die Erkenntnis, dass Deutschland und Europa nicht überall als Nabel der Welt betrachtet werden - auch wenn die Butter aus dem VEB Rathenow kam.
von: Tom11

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 16:18

Was mich vom Radreisen abhält? Erstmal garnix. Aber wenn dann: Meine Faulheit. Meine Gesundheit. Meine Feigheit.
Eine Mischung aus alledem. Ausgenommen davon sind mehrwöchige Radreisen innerhalb Deutschlands. Ausgenommen der ultimative Höhlenexpeditionstrip nach Slowenien mit dem Fahrrad. Man war jung...
von: Michaela

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 18:06

Hallo Zusammen,

das grösste Hindernis nie auf lange Reisen zu gehen? Nie stimmt in meinem Fall nicht, da ich schon längere Reisen gemacht habe. Meine erste Radreise war eine Jahr lang. Die Zweitlängste 2 Monate. Dann gab es noch eine Reise mit 6 Wochen und ein paar mit 4 Wochen. Die mit Abstand meisten Radreisen sind jedoch zwischen 1 und 3 Wochen lang.

Tatsächlich habe ich schon lange den Wunsch wieder einmal länger auf Reise zu gehen, vielleicht so 6 Monate oder wieder ein Jahr. Mir haben die längeren Reisen sehr gefallen, unter anderem auch weil man sich spontaner treiben lassen kann, während ich kürzere Reisen meist viel genauer Durchplane, um am Ende pünktlich an einem gewissen Zielort sein zu können. Das ist nicht per se ein Nachteil und kann auch Spass machen, aber ich möchte diese andere, freiere Art des Reisens gerne wieder einmal erleben.

Bei mir gibt es vor allem zwei Gründe, dass es bis jetzt zu keiner weiteren derart langen Reise gekommen ist. Der erste ist beruflicher Natur. Noch längere Urlaube als die genannten (und mit denen kann ich mich wahrscheinlich schon glücklich schätzen, wenn ich lese wie es anderen in der Hinsicht geht) lagen bis jetzt jobtechnisch einfach nicht drin und ich weiss, dass wenn ich mich heute für eine längere Auszeit entscheiden würde, ich dafür in Kauf nehmen müsste, danach wahrscheinlich nicht gleich wieder eine vergleichbar gute Anstellung zu finden.

Dann habe ich eine kranke Mutter und würde mich nicht gut dabei fühlen, wenn ich sie nicht in halbwegs regelmässigen Abständen sehen könnte oder vielleicht weit weg unterwegs wäre und wüsste, dass ich sie nicht so einfach besuchen könnte wenn etwas wäre.

Weitre "Probleme" längerer Reisen, die sich aber sicher irgendwie lösen lassen würden, sind eher organisatorischer Art. Zum Beispiel wer kümmert sich in der Zeit um Haus und Garten?

Vielleicht ändern sich die Umstände in der Zukunft. Bis dahin geniesse ich die „kürzeren“ Reisen, welche mir zum Glück auch sehr viel Spass machen :-)

Ich finde übrigens gut was Grimbol weiter oben geschrieben hat – „man muss nicht alles selbst ausprobieren und man verpasst auch nie etwas, wenn man sich gegen etwas entschieden hat. Man macht halt nur anstelle der nicht gemachten Erfahrungen andere“.

Liebe Grüsse

Michaela
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 20:04

In Antwort auf: Ride Worldwide
Aus den 123 Antworten würde ich wohl zum Schluss kommen, das es nicht Wert ist, eine gewisse Zeit seines Lebens seinen Horizont massiv zu erweitern in einem Maß wie es nur den allerwenigsten im Alltag möglich ist.
Das ist es, was ich meine. Du gehst - unhinterfragt? - von der Prämisse aus, daß durch Fernreisen der Horizont (und das sicher nicht nur im räumlichen Sinne gemeint) "massiv" erweitert wird, du aber feststellst, daß bei diesen 123 Anwortenden eine andere Bewertung vorzuliegen scheint. Irgendwie scheint da dann aber hindurch, daß du der Meinung bist, daß eine solche Bewertung falsch ist und daß es "jedem" gut täte, mal über längere Zeit seinen Horizont massiv zu erweitern. Anders kann ich mir den Duktus deiner Fragestellungen nicht erklären.

Dazu paßt auch, daß du Hindernisse für die Verwirklichung siehst, die bei näherem Hinsehen keine sind und die du ausräumen möchtest:

In Antwort auf: Ride Worldwide
Es werden Ängste geschürt, wo es keinen Grund dazu gibt. Beispiel Altersvorsoge, Krankenkasse, Job, soziales Umfeld usw.....und meine Motivation liegt darin den Menschen, die sich unsicher sind und zu sehr beeinflusst werden vielleicht sogar den ein oder anderen Zweifel nehmen zu können


Ich mache seit fast 50 Jahren kleinere und größere Ausflüge über mehrere Tage mit dem Fahrrad, Radreisen über 6-7 Wochen inbegriffen. Ich mache das aus Freude und weil ich in der Tat meinen Horizont, im räumlichen und im übertragenen Sinne erweitern kann. Aber das hat Grenzen. Die liegen dort, wo aus solchen Unternehmungen eine Flucht wird, bzw wo ein zu großer Fluchtbeigeschmack dazu kommt.

Und ich bin durchaus nicht der Ansicht, daß Leben in Familie, Beruf und sozialem Umfeld, vor allem aber Arbeiten für andere, in einem Betrieb oder selbständig, nur Zwang ist, von dem man sich durch bessere Aufklärung losmachen kann. Auch deine Bemerkung, daß es für Bedenken bez Arbeit, Versicherungen etc "keinen Grund" gibt, ist ja erkennbar unzutreffend.

Ein möglicher gegenüberliegender Pol zur Bereicherung durch Horizonterweiterung scheint mir die Flucht zu sein. Es gibt schließlich jede Menge durchaus nachvollziehbarer Gründe, Lebenssituationen aus dem Weg gehen zu wollen. Flucht hat nur gelegentlich die Eigenschaft, daß man dadurch das verlassene Terrain nicht ändert und beim Zurückkommen unverändert oder schlimmer denn je vorfindet.

Mehr kann verallgemeinernd ja nicht gesagt werden. Genaueres kann ja nur jeder bei und für sich feststellen. Ich wehre mich nur gegen eine Vorstellung, die glaubt, daß man andere, vielleicht sogar "jeden" nur dazu bringen muß, endlich seinen Horizont durch lange Fernreisen "massiv" zu erweitern um einen großen Gewinn im Leben zu erzielen. Das scheint zunächst erstmal deine eigene Lebensplanung zu sein.
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 22.12.20 21:36

Hi Ride Worldwide

In Antwort auf: Ride Worldwide
Aus den 123 Antworten würde ich wohl zum Schluss kommen, das es nicht Wert ist, eine gewisse Zeit seines Lebens seinen Horizont massiv zu erweitern in einem Maß wie es nur den allerwenigsten im Alltag möglich ist.


Naja, die Mehrheit sieht es halt so, dass eine Langzeitreise für sie nicht lohnt. Die Meisten sind hier halt "Spätbekehrte", die in deinem Alter sicher nicht gross per Rad verrreist wären...

Aber für die wenigen, die hier mitlesen und vielleicht mal mit dem Gedanken spielen, eine Langzeitradreise zu machen:
Macht es einfach, meine 15Mo Lateinamerika waren einer der Besten Sachen, die ich im Leben gemacht habe (und ich habe schon viele andere Sachen erreicht cool ) - die Probleme sind alle loesbar!
von: irg

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 07:53

In Antwort auf: Ride Worldwide
Ich würde gerne verstehen, warum viele Menschen sich schlussendlich aufhalten lassen ihren Träumen zu folgen. Bei den lesenden werden mit Sicherheit viele dabei sein die durchaus darüber nachdenken eine lange REISE zu machen und nicht nur Urlaub. Die Frage ist nur was hält diese davon ab. Aus den 123 Antworten würde ich wohl zum Schluss kommen, das es nicht Wert ist, eine gewisse Zeit seines Lebens seinen Horizont massiv zu erweitern in einem Maß wie es nur den allerwenigsten im Alltag möglich ist. Natürlich sind die meisten glücklich zu Hause und freuen sich, wenn sie eine geregeltes einkommen haben und ihre Freunde und Familie um sie herum, aber es gibt eine kleine Anzahl von Menschen die neugieriger sind und mehr von unserer Welt sehen wollen. Es werden Ängste geschürt, wo es keinen Grund dazu gibt. Beispiel Altersvorsoge, Krankenkasse, Job, soziales Umfeld usw.
Ist Reisen jetzt der Heilige Gral? Nein aber eine Facette im Leben die es bunter macht und meine Motivation liegt darin den Menschen, die sich unsicher sind und zu sehr beeinflusst werden vielleicht sogar den ein oder anderen Zweifel nehmen zu können. Dazu ist es mir nur wichtig zu verstehen was die Hauptgründe /Zweifel derjenigen die mit dem Gedanken spielen, sind.
Es gibt 100 gute Gründe loszufahren und 1000 dagegen. zwinker


Hallo!

Das Entweder-oder stört mich ein wenig in der Argumentation. Es gibt genauso sowohl-als auch. Versteh mich bitte nicht falsch, für dich ist das so, und das ist gut so, aber es gibt auch andere Herangehensweisen.

Dazu kommen noch andere Punkte, die ich anders sehe:
Ich bin, was das Eintauchen in fremde Kulturen an geht, immer etwas misstrauisch. Auf der einen Seite habe ich heraus gefunden, dass Eintauchen nicht gleich Eintauchen ist. Dazu habe ich weiter oben geschrieben. Dein Eintauchen auf einer Reise ist ein ganz anderes als das von jemandem, der lange in der Entwicklungshilfe arbeitet, oder der dauerhaft unter den Leuten lebt, vielleicht sogar mit Familienanschluss.
Mir fällt auch immer wieder auf, dass Fernreisende, die tief eingetaucht sind, zwar von den lebensverändernden und bereichernden Erfahrungen berichten, aber zu Hause zeigt sich nicht der geringste Niederschlag dieser Erfahrungen. Im Alltag tragen sie die selben ungelösten Konflikte mit sich herum, und reagieren auf Probleme nicht besser als davor. Diese Beobachtung betrifft natürlich nur manche Fernreisende und ist keine Generalisierung.

Ich denke, wir alle müssen oder sollten wenigstens versuchen, das zu leben, was uns entspricht. Für die einen bedeutet das, mehr oder weniger ungebunden herum zu ziehen, für andere ein sehr geborgenes, ruhiges, überschaubares Leben zu Hause. Ich bin irgendwo zwischen diesen Polen zu finden: Für mich ist meine Familie die Hauptaufgabe und ich erlebe gerne Forderndes. Da gibt es kein Entweder-oder. Ich klettere gerne, auch Touren wie durchs schwedische Fjell auf Langlaufschiern, mit Biwaks tun mir gut. Am Morgen los zu radeln, ohne zu wissen, wo ich am Abend mein müdes Haupt bette, passt zu mir. Dafür meine Familie im Stich lassen würde mir nie einfallen. Ich muss halt beides unter einen Hut bekommen, was mit einer behinderten Tochter kaum zu machen ist. Ein unverbindliches Leben, heute hier, morgen dort, wäre gar nicht meines.
Wie weit bedeutet unverbindliches Leben eigentlich unwichtig zu sein, Unwichtiges zu tun?

Wertvolle und bereichernde Lebenserfahrungen können wir hier und dort machen. Auf Reisen und im ach so banalen Alltag im Kleinen. Wichtig ist, sie zu machen. Die erste Überquerung des XY-Passes mit dem Rad kann eine besondere Erfahrung sein, oder nur ein weiteres Hakerl unter "Ich bin der Größte". Ein Kind groß zu ziehen kann belastend sein, weil sich die Kröte (glücklicherweise!) nicht in die elterlichen Wünsche pressen lässt, oder eine spannende Reise mit ihm, ein Beitrag zur Entwicklung seiner Persönlichkeit.

Mein Großonkel war Weltreisender, weil er das sein musste. Er ist in Kanada im Outback einsam gestorben. Ich lebe ein sehr kleines Leben, aber sicher nicht abenteuerlos. Ins Outback zu ziehen, ohne zu wissen, ob man lebend wieder heraus kommt, ist ein Abenteuer, mit einem kleinen Kind ins Krankenhaus zu gehen, ohne zu wissen, wie es wieder heraus kommt, etwas ganz anderes. Ich hätte viel lieber eine riskante Klettertour gemacht, als so etwas mit meinem Kind erleben zu müssen. Ich kämpfe lieber an einer Eisflanke mit miserabler Ausrüstung zwischen Schneerutschen um mein Leben, als meinem kleinen Kind nicht helfen zu können, wie es um seines kämpft.

Wir können nicht alles zugleich und in vollem Ausmaß machen. Wir müssen uns entscheiden. Wenn die Entscheidungen halbwegs stimmen, stimmt auch das Leben, das wir führen. Richtig oder falsch ist dabei immer individuell. Und ja, die Sehnsüchte nach dem, das wir umständehalber nicht ausleben können, die gehören auch zu einem gelungenen Leben.

lg!
georg
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 08:26

In Antwort auf: panta-rhei
[…] Die Meisten sind hier halt "Spätbekehrte", die in deinem Alter sicher nicht gross per Rad verrreist wären...[…]

Wie kommst Du darauf? Ich habe hier im Thread mehrfach gelesen, dass während des Studiums geradreist wurde, der Rekord liegt bei Start mit 13 Jahren. Ich habe nichts dergleichen beschrieben - ich mache Radreisen, seit ich 16 Jahre alt bin. Den Wunsch, mehrere Monate unterwegs zu sein, hatte ich auch in jungen Jahren nicht. Vielleicht kommt es im ALter noch, ausschließen kann ich das natürlich nicht.

Mein subjektiver Eindruck hier im Forum, gewonnen in knapp 20 Jahren Mitgliedschaft hier, ist, dass schon recht viele in jungen Jahren begonnen haben. Natürlich nicht alle, aber dass die Meisten "Spätbekehrte" sind, das ist weder im Forum noch hier im Thread mein Eindruck.
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 09:21

In Antwort auf: Holger
In Antwort auf: panta-rhei
[…] Die Meisten sind hier halt "Spätbekehrte", die in deinem Alter sicher nicht gross per Rad verrreist wären...[…]

... ch mache Radreisen, seit ich 16 Jahre alt bin. Den Wunsch, mehrere Monate unterwegs zu sein, hatte ich auch in jungen Jahren nicht. Vielleicht kommt es im ALter noch, ausschließen kann ich das natürlich nicht.


Für mich gilt das selbe außer dass ich etwas später angefangen habe (mit 24) und dass ich berichten kann, in meiner Jugend *noch* weniger 'abenteuerlustig' gewesen zu sein als heute. Ich war lange Jahre überzeugte Nur-Deutschland-Urlauberin und eine lange Reise wäre das letzte was ich damals gewollt hätte. Ich war in dieser Hinsicht wohl tatsächlich schon immer ein Spießbürger. Das gibt es. Und ist m.E. auch nicht schlimm.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 09:26

In Antwort auf: irg
[…]Ich bin, was das Eintauchen in fremde Kulturen an geht, immer etwas misstrauisch. Auf der einen Seite habe ich heraus gefunden, dass Eintauchen nicht gleich Eintauchen ist. Dazu habe ich weiter oben geschrieben. Dein Eintauchen auf einer Reise ist ein ganz anderes als das von jemandem, der lange in der Entwicklungshilfe arbeitet, oder der dauerhaft unter den Leuten lebt, vielleicht sogar mit Familienanschluss.[…]


Das sehe ich ähnlich. Ziemlich sicher bin ich mir, dass man auf einer mehrmonatigen Radreise viel kennenlernt. Und klar, mehr als bei zwei Wochen. Aber wie tief das dann in eine "eintauchen" mündet, das hängt stark von der Persönlichkeit ab, von der Offenheit für neue Eindrücke, für neue Kulturen etc. Krasses Beispiel jener vom "Welt"reisenden zum Regisseur mutierten, dessen filmisches Ergebnis seiner "Welt"reise ein nicht allzu tiefes eintauchen vermuten ließ...

Aber der war ein Extrembeispiel auf der einen Seite. Ich bin sicher, dass viele mit offenen Augen und Ohren reisen. Nur bin ich dann auch immer skeptisch, wenn aus dem "Eintauchen" ein "Kennen" wird. Also, wenn man behauptet, dass man ein Land etc. "kennt" aufgrund einer Reise. Man kennt immer nur einen Teil. Das ist ja schon in der Heimat so. In Frankfurt am Main gibt es Milieus, die sind mir unendlich fremd. Da kenne ich nix. Dieses Buch hat zwar nichts mit Radreisen zu tun, zeigt aber eindrücklich, wie unterschiedlich es in einem Land zugeht. Der Autor wuchs in einem extrem bildungsfernen und armen Milieu im Norden Frankreich auf und "entkam" diesem dann, studierte etc. Er ist also inzwischen Bildungsbürger und kennt doch dieses andere Milieu aus eigener Erfahrung - das gibt es selten. Und es ist eine derart weit entfernte Welt.
von: hopi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 09:48

In Antwort auf: Martina
In Antwort auf: Holger
In Antwort auf: panta-rhei
[…] Die Meisten sind hier halt "Spätbekehrte", die in deinem Alter sicher nicht gross per Rad verrreist wären...[…]

... ch mache Radreisen, seit ich 16 Jahre alt bin. Den Wunsch, mehrere Monate unterwegs zu sein, hatte ich auch in jungen Jahren nicht. Vielleicht kommt es im ALter noch, ausschließen kann ich das natürlich nicht.


Für mich gilt das selbe außer dass ich etwas später angefangen habe (mit 24)
ich habe noch viel später meine ersten Radreisen unternommen. Habe ich deshalb wirklich etwas verpasst? Es soll dem Vernehmen nach noch viele andere Möglichkeiten geben, das eigene Leben oder die eigene Freizeit zu gestalten. Über einige Jahrzehnte hat beispielsweise der Segelflug mit "allem drum und dran" meine Freizeit sehr stark geprägt. Vermisst habe ich in dieser Lebensphase Radreisen sicherlich nicht. Und dann kam irgendwann nahezu parallel zu infolge zunehmender Sehschwäche nachlassende fliegerischer Aktivität ein sich fast einschleichender Übergang zu vielen schönen auch mehrmonatigen Radreisen. Ich könnte jetzt auch sagen, der Segelflug hat mich lange von Radreisen abgehalten oder gar daran gehindert. Aber so ganz richtig ist das nicht. Während meiner Zeit als aktiver Segelflieger war ein Fahrrad für mich nur ein Transportmittel um kurze Distanzen zum bzw. vom jeweiligen Flugplatz zu überbrücken. Das war's. Verlustgefühle hatte ich nicht. schmunzel
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 09:59

In Antwort auf: hopi
In Antwort auf: Martina
In Antwort auf: Holger
In Antwort auf: panta-rhei
[…] Die Meisten sind hier halt "Spätbekehrte", die in deinem Alter sicher nicht gross per Rad verrreist wären...[…]

... ch mache Radreisen, seit ich 16 Jahre alt bin. Den Wunsch, mehrere Monate unterwegs zu sein, hatte ich auch in jungen Jahren nicht. Vielleicht kommt es im ALter noch, ausschließen kann ich das natürlich nicht.


Für mich gilt das selbe außer dass ich etwas später angefangen habe (mit 24)
ich habe noch viel später meine ersten Radreisen unternommen. Habe ich deshalb wirklich etwas verpasst? […]


Nein, natürlich nicht. Das hat ja auch niemand behauptet. Mein Einwand bezog sich auf die Feststellung, dass hier die Meisten erst spät mit dem Radreisen angefangen hätten. Da schrieb ich, dass ich einen anderen Eindruck habe. Beides, mein Einwand und die Feststellung, sind völlig ohne Wertung, schlicht als eine Art Zustandsbeschreibung.
von: Juergen

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 10:02

In Antwort auf: Holger
In Frankfurt am Main gibt es Milieus, die sind mir unendlich fremd. Da kenne ich nix. Dieses Buch hat zwar nichts mit Radreisen zu tun, zeigt aber eindrücklich, wie unterschiedlich es in einem Land zugeht.
Danke für den Link, auch weil ich nicht in aber neben sehr ärmlichen Ecken groß geworden bin.

Frohes Fest und bleibt gesund.
Jürgen
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 10:20

In Antwort auf: hopi
Habe ich deshalb wirklich etwas verpasst?


Nein, so war das überhaupt nicht gemeint. Es ging lediglich darum, der Aussage pantas, dass der fehlende Wunsch nach einer langen Reise etwas mit dem Spätberufensein zu tun hat konkrete Gegenbeispiele entgegenzusetzen.

Martina
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 10:35

In Antwort auf: Martina
In Antwort auf: hopi
Habe ich deshalb wirklich etwas verpasst?


Nein, so war das überhaupt nicht gemeint. Es ging lediglich darum, der Aussage pantas, dass der fehlende Wunsch nach einer langen Reise etwas mit dem Spätberufensein zu tun hat konkrete Gegenbeispiele entgegenzusetzen.

Martina


Wobei ich wiederum glaube, dass der Wunsch nach einer langen Reise tatsächlich im höheren Alter weniger ausgeprägt ist als in jüngeren Jahren - also, nicht bei einer Person, sondern im Schnitt aller. Weil schlicht mehr Punkte mit in die Abwägung einfließen, Job, Familie etc., was hier alles genannt wurde.

Dass das alles nicht von einer langen Reise abhalten muss, ist unbestritten. Jeder Mensch hat genausoviel Zeit, es ist eine Frage der Prioritäten, wie er sie nutzt. Und die Prioritäten liegen durchschnittlich in höherem Alter eher anders, vermute ich.
von: Felix-Ente

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 10:36

Kann ich bestätigen - wir haben früher Badeurlaub in Zeeland gemacht und so mit 10-11 Jahren war ich erstmals neidisch auf die einheimischen Kinder, die die Noordzeeroute nach Den Helder und Sluis vor der Nase hatten und gefühlt den ganzen Tag auf ihren Rädern saßen. Außerdem konnten die ins Ortszentrum von Oostkapelle fahren, während wir laufen mussten.
von: Fricka

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 10:40

Eigentlich gibt das Rentenalter viel Spielraum für lange Reisen. Tatsächlich kenne ich auch viele Ältere, die planen, das Alter zu nutzen, um noch einmal so richtig auf Tour zu gehen.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 10:41

In Antwort auf: Fricka
Eigentlich gibt das Rentenalter viel Spielraum für lange Reisen. Tatsächlich kenne ich auch viele Ältere, die planen, das Alter zu nutzen, um noch einmal so richtig auf Tour zu gehen.

Ja, das war missverständlich ausgedrückt. Ich meinte vor Eintritt in das Rentenalter. Also ältere Berufstätige.
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 10:43

In Antwort auf: Holger

Wobei ich wiederum glaube, dass der Wunsch nach einer langen Reise tatsächlich im höheren Alter weniger ausgeprägt ist als in jüngeren Jahren - also, nicht bei einer Person, sondern im Schnitt aller.


Kommt drauf an, ob man auf Mallorca oder den Kanaren überwintern als lange Reise zählt oder nicht. zwinker
von: Uli

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 10:57

Es wurde schon viel geschrieben, das ich nicht wiederholen muss. Deshalb nur eines:

Zitat:
Ich habe einen großen Unterschied empfunden bei Reisenden, die länger als ein Jahr unterwegs waren und welche die ein paar Monate unterwegs waren. Wer Leute wie [...] kennenlernen durfte merkt schnell, dass sie eine gewisse Aura verbreiten.

Das ist *deine* Wahrnehmung und Empfindung. *Mir* würde das Wort "Aura" niemals in den Sinn kommen, wenn wir von "solchen Leuten" (nicht abwertend gemeint) sprechen. "Jeder Jeck ist anders!"

Gruß
Uli
von: Philueb

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 11:01

Hallo,

ich antworte hier einfach mal auf den letzten Beitrag:

Also eine längere Radreise kann sicherlich sehr schön sein! schmunzel

Ich finde allerdings der finanzielle Aspekt (sowohl die Finanzierung der konkreten Reise als auch die Finanzierung nach der Reise) geht hier teilweise etwas unter, bei einigen Beiträgen habe ich fast das Gefühl, als müsse er gar nicht berücksichtigt werden.

Ich bin Anfang/Mitte 30 und jung wie alt sind sich einig, dass sich die Arbeitswelt in den letzten ein, zwei Jahrzehnten stark verändert hat (davor sicherlich auch, kann ich jedoch nicht aus eigener Erfahrung beurteilen). Der Spruch unserer Eltern: "Wenn du das Abi in der Tasche hast, brauchst du dir um nichts Sorgen zu machen" ist so sicherlich nicht mehr zutreffend.

Die meisten in meinem Freundeskreis sind sehr gut ausgebildet mit (dualem) Studium, teils Promotion, dennoch waren einige davon zeitweise arbeitslos und sind, wenn angestellt, gemessen an ihrer Qualifikation deutlich unterbezahlt. Einige haben auch gute Jobs mit gutem Lohn, diesen dann für ein 'Abenteuer' aufs Spiel zu setzen ist nicht jedermanns Sache. Macht einen so ein Abenteuer einer längeren Weltreise dann wirklich langfristig glücklich, wenn im Anschluss lange Jahre der Arbeitslosigkeit/im Geringverdienermilieu in suboptimaler Wohnsituation mit einem teils entfremdeten Freundeskreis die Folge sind? Ich polemisiere hier etwas, um die Stoßrichtung zu verdeutlichen. Nachdem ich nach dem Abi acht Monate unterwegs war, während meine Freunde Zivi oder Ausbildung/Studium gemacht haben, musste man sich erstmal wieder annähern, die Lebenswelten waren doch sehr unterschiedlich.

Eine längere Reise während des Studiums (während der Ausbildung sowieso nicht) ist ohne Studienbezug auch nicht unproblematisch. Entgegen dem, was von Arbeitgeberseite häufig öffentlichkeitswirksam proklamiert wird. Ich habe z.B. einen Dipl.Ing.-Maschbau-Freund mit guten Abschlussnoten, der u.a. wegen eines zu langen Bachelor-Studiums dauernd Absagen auf Bewerbungen erhält (die lange Studienzeit als Grund wurde ihm auf Nachfrage unter der Hand zweimal so mitgeteilt). Eine andere, superfitte und kompetente Freundin von mir hat aufgrund zwei Schlenkern im Lebenslauf ebenfalls das Gefühl, beruflich keinen Fuß mehr auf den Boden zu bekommen und bekam diese Einschätzung in mehreren Bewerbungsgesprächen so auch zurückgespiegelt. Und ja, es gibt sicherlich Bereiche, wo dies nicht so problematisch ist. Mit einem Medizinstudium oder einem Meisterbrief im Handwerk sieht das ggf. anders aus. Diese unterschiedlichen Grundvoraussetzungen sollten aber berücksichtigt werden.

Rückblickend würde ich sagen, nicht auf meiner Reise nach dem Abi noch während des Auslandssemesters in Krakau habe ich die wertvollsten und eindrücklichsten Erfahrungen gemacht, sondern in meiner Arbeit neben dem Studium in einer Einrichtung für Alkoholabhängige.
-> Das heißt nicht, dass (siehe oben zwinker ) eine längere Reise nicht schön, erkenntnisreich, aufregend, erweiternd, usw. sein kann. Sie ist aber sicher nicht der einzige und für viele auch nicht richtige Weg zu Freude, Erkenntnis, Schlüsselerfahrungen, usw., etc.

Wünsche allen hier schonmal ein frohes Fest und angenehme Feiertage!
von: Philueb

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 11:10

Ergänzend noch zum letzten Beitrag: Ich bin dennoch sehr froh, die Reise ins Ausland und das Auslandssemester gemacht zu haben! Einige nette, immer noch bestehende Kontakte haben sich daraus ergeben. Die mir mit Abstand wichtigsten Menschen sind aber diejenigen, die mich seit zwanzig Jahren und mehr (dreißig, wenn ich meine lieben Eltern dazuzähle zwinker ) hier in Deutschland auf meinem Weg begleitet haben.

In Spanien habe ich mit Anfang 20 einmal einen Franzosen getroffen, der nach gut zwei Jahren Weltreise nun wieder kurz vor dem 'Wiedereintritt' in die Heimat stand. Er wirkte auf mich sehr müde und 'abgebrannt'. Er sagte zu mir: "I was traveling to find myself. But I realised, the more I traveled, the less I found my myself." Das hat mich damals total schockiert und ernüchtert. Heute verstehe ich das, glaube ich, etwas besser.
von: HeinzH.

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 11:39

Moin moin!
In Antwort auf: Ride Worldwide
Hallo Zusammen,
jetzt bin ich schon mehr als ein Jahr von meiner 3,5 Jährigen Weltreise zurück und ein Thema lässt mich nicht los. Was ist der Hauptgrund warum die meisten von uns nie auf eine lange Reise gehen? Lassen wir mal Corona beiseite. Was ist für dich das größte Hindernis. (....)
Ich betrachte die Gründe, keine monatelange Fahrradreise/n zu unternehmen nicht als Hindernisse und liste in aller Kürze auf...

-Traumberuf/e
-Wahlämter
-Pflichtamt: Ehrenamtlicher Sozialrichter
-politsches Engagement
-partnerschaftliche Familienarbeit (bei früheren Soloreisen, eine Tochter, drei Söhne)
-andere erfüllende Hobbys, z.B. RC-Modellflug(-zeugbau), Technik- und andere Historie.
-Kontaktpflege: Verwandte (auch in Übersee), Freunde usw., neuerdings auch Betriebsrats-Veteranen
Mit Fahrradreisen von sieben bis acht Tagen, inklusive einigen Badetagen an der Nordsee auch vierzehn Tagen, bin ich mehr als zufrieden.

Bis denne,
HeinzH.
von: Uli

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 11:43

Muss mich korrigieren, einen habe ich doch noch ...

Zitat:
Ich empfinde jedenfalls das es unglaublich ist wie nahe du einem Menschen kommen kannst in einer unglaublich kurzen Zeit (meist wenige Tage sogar Stunden). Wenn das Bauchgefühl stimmt, habe ich auch viele tolle Gespräche führen können, die weit entfernt von dem typischen Oberflächlichkeiten waren.

Ein Grund dafür, dass ich gerne (alleine) Radreisen mache, ist, dass ich Unterhaltungen mit anderen Menschen problemlos aus dem Weg gehen kann. Radreisen heißt für mich vor allem auch "meine Ruhe haben". Gleichzeitig ist das - "(alleine)" - aber auch ein Grund für die Freude am Heimkommen, wenn auch überwiegend aus "profaneren" Bedürfnissen ...
Gruß
Uli
von: Jaeng

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 12:24

In Antwort auf: HeinzH.
Moin moin!
In Antwort auf: Ride Worldwide
Hallo Zusammen,
jetzt bin ich schon mehr als ein Jahr von meiner 3,5 Jährigen Weltreise zurück und ein Thema lässt mich nicht los. Was ist der Hauptgrund warum die meisten von uns nie auf eine lange Reise gehen? Lassen wir mal Corona beiseite. Was ist für dich das größte Hindernis. (....)

...
Mit Fahrradreisen von sieben bis acht Tagen, inklusive einigen Badetagen an der Nordsee auch vierzehn Tagen, bin ich mehr als zufrieden.
Bis denne,
HeinzH.


bravo
von: martinbp

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 12:59

Mit der Einschränkung, dass (ich spüre es selbst, etwa ab dem Alter von 55) immer mal wieder kürzere Perioden auftreten, wo man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr radeln und kaum gehen kann, ohne dass es wirklich ernsthafte, lebensbedrohliche Krankheiten wären.

Früher bin ich ohne jegliche Medikamente losgefahren, heute habe ich einen ganzen Beutel dabei, für verschiedene Beschwerden. Und bin dann dann froh, wenn ich innerhalb eines Tages mit dem Zug nach Hause fahren kann.

Aber die Vorstellung, ein paar Tage allein im Zelt irgendwo im Nirgendwo, ohne Versorgung verbringen zu müssen, ist (neben allen anderen Genannten) der Hauptgrund, warum der Wunsch nach länger dauernden Reisen trotz Rentnerdasein nicht mehr relevant ist.

Insofern ist das Planen für die Zeit nach dem Renteneintritt zwar sehr schön (habe ich ja auch gemacht), ob man es dann noch realisieren kann und will, eine andere Frage.

VG aus Budapest
Martin
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 13:08

In Antwort auf: martinbp

Früher bin ich ohne jegliche Medikamente losgefahren, heute habe ich einen ganzen Beutel dabei, für verschiedene Beschwerden.


Kommt mir sehr bekannt vor. Bei meinem letzten Arztbesuch war ich schon ein bisschen geschockt als meine Ärztin meinte, es gäbe ja in der Akte noch gar keinen Medikamentenplan für mich, den müsste sie jetzt schleunigst erstellen. wirr

Zitat:

Aber die Vorstellung, ein paar Tage allein im Zelt irgendwo im Nirgendwo, ohne Versorgung verbringen zu müssen, ist (neben allen anderen Genannten) der Hauptgrund, warum der Wunsch nach länger dauernden Reisen trotz Rentnerdasein nicht mehr relevant ist.


Wobei eine längere Reise ja nicht zwingend in diesem Stil ablaufen muss. Ich stell mir die Reise natürlich durchaus rentnergerecht mit Hotelübernachtungen und vielen Cafe-Pausen vor. zwinker

Martina
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 13:17

In Antwort auf: Philueb
Er sagte zu mir: "I was traveling to find myself. But I realised, the more I traveled, the less I found my myself." Das hat mich damals total schockiert und ernüchtert. Heute verstehe ich das, glaube ich, etwas besser.
So kann es gehen, muß aber natürlich nicht. Ein (un-)schönes Beispiel für das, was ich hier meinte:
In Antwort auf: iassu
Ein möglicher gegenüberliegender Pol zur Bereicherung durch Horizonterweiterung scheint mir die Flucht zu sein. Es gibt schließlich jede Menge durchaus nachvollziehbarer Gründe, Lebenssituationen aus dem Weg gehen zu wollen. Flucht hat nur gelegentlich die Eigenschaft, daß man dadurch das verlassene Terrain nicht ändert und beim Zurückkommen unverändert oder schlimmer denn je vorfindet.
Denn zum verlassenen Terrain zählt natürlich nicht nur die Außenwelt.
von: hopi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 14:23

In Antwort auf: Martina
In Antwort auf: hopi
Habe ich deshalb wirklich etwas verpasst?


Nein, so war das überhaupt nicht gemeint. Es ging lediglich darum, der Aussage pantas, dass der fehlende Wunsch nach einer langen Reise etwas mit dem Spätberufensein zu tun hat konkrete Gegenbeispiele entgegenzusetzen.

Martina
Meine Frage, ob ich etwas wirklich verpasst habe bezieht sich eher auf den Titel dieses Fadens "Was hält dich vom Radreisen ab" als auf deinen oder Holgers Beitrag.

Bei den für die meisten Mitteleuropäer vielfach bestehenden Möglichkeiten das eigene Leben oder die eigene Freizeit zu gestalten kann man doch eh' nicht alle Optionen ziehen, selbst wenn man alles nur sehr oberflächlich macht.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 14:37

In Antwort auf: Uli
[…]Ein Grund dafür, dass ich gerne (alleine) Radreisen mache, ist, dass ich Unterhaltungen mit anderen Menschen problemlos aus dem Weg gehen kann. Radreisen heißt für mich vor allem auch "meine Ruhe haben". […]

Das geht mir übrigens ganz genauso. Ich bin da ziemlich gerne alleine unterwegs. Dennoch passiert es manchmal, dass ich angesprochen werde grins Okay, manchmal spreche ich auch jemanden an, auf dem Campingplatz, wenn da andere Radreisende sind. Dann ist das auch ganz nett, sich auszutauschen. Und manchmal verlassen solche Gespräche auch die Oberflächlichkeit - finde ich jetzt auch nicht schlimm, wenn es nicht überhand nimmt. Hatte mal auf der Rückfahrt aus der Bretagne im TGV nette Gesellschaft einer Radreisefamilie, das war sehr interessant.
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 15:02

In Antwort auf: StephanBehrendt
In Antwort auf: Ride Worldwide
Ich würde gerne verstehen, warum viele Menschen sich schlussendlich aufhalten lassen ihren Träumen zu folgen.
.... für Viele ist der Traum Familie mit Kind und Haus.
und Auto.

Das ist denke ich, der Rahmen, in dem sich Traeume abspielen und das beisst sich zB halt mit längeren Auszeiten. So einfach ist es.

PS: Aber ich PERSOENLICH hätte sicher was verpasst wenn ich mir diese AUszeit nicht genommen hätte ... teuflisch andere sicher nicht, so what?
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 15:07

In Antwort auf: hopi
Meine Frage, ob ich etwas wirklich verpasst habe bezieht sich eher auf den Titel dieses Fadens "Was hält dich vom Radreisen ab" als auf deinen oder Holgers Beitrag.


Ah ok, so hatte ich das tatsächlich nicht aufgefasst. Macht aber nichts, denn in diesem Fall kann ich dir erst recht mit einem 'nein, natürlich nicht' antworten.

Zitat:

Bei den für die meisten Mitteleuropäer vielfach bestehenden Möglichkeiten das eigene Leben oder die eigene Freizeit zu gestalten kann man doch eh' nicht alle Optionen ziehen, selbst wenn man alles nur sehr oberflächlich macht.


Eben. Und selbst wenn man objektiv nur sehr wenig 'macht', heißt das noch lange nicht, dass man etwas verpasst hat.
von: martinbp

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 17:52

Hier ist der Bezug zum anderen Thema: Luxus auf Radreisen. Für mich sind das Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche
von: BvH

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 19:43

Wieso rentnergerecht? Ich bin auch auf diese Art unterwegs (okay, nur ein Café pro Tag), bis zur Rente dauert es aber noch.

Bettina
von: Biotom

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 23.12.20 21:02

Ich mag's dem Fadenersteller von Herzen gönnen, dass er auf seiner Reise offensichtlich tolle Erfahrungen machen konnte.

Zwischendurch habe ich auch sehr Lust auf eine lange Reise, aber witzigerweise war das Bedürfnis nie da, wenn's zeitlich und finanziell gut gegangen wäre - vielmehr kommt das Bedürfnis in folgenden Situationen:
* Viel los beim Job etc. > da möchte ich all die Verantwortung und den Stress abschütteln und abhauen.
* Irgendwelche inneren Drachen sind unangenehm am Fauchen > löst bei mir einen Fluchtreflex aus.
* Man kann wegen Familie oder Job nicht weg > ich möchte einfach aus Prinzip wegkönnen, nur damit ich die Option habe. Wenn ich dann wirklich wegkönnte, würde ich wohl meine Tage gemütlich mit ein paar alkoholfreien Bier an einem Bergbach oder auf einer Alp im Wallis verbringen schmunzel

Ein paar Beiträge in diesem Faden greifen m.E. sehr intelligent ein paar beachtenswerte Punkte auf; besonders der Beitrag von irg gefällt mir sehr gut (in meinem Geiste habe ich irg nach der Lektüre mit einem Fähnchen mit der Aufschrift "weiser Mann" markiert zwinker ).

Eine Motivation für eine lange Reise wäre für mich die persönliche Entwicklung. Lange Zeit ging ich davon aus, dass weites und langes Reisen ziemlich automatisch mit der Entwicklung von Eigenschaften einhergeht, die ich als wichtig und erstrebenswert erachte. Ich stelle aber immer wie mehr fest, dass diese Werte und Eigenschaften bei Langzeitreisenden nicht überproportional gut entwickelt sind. So habe ich z.B. noch keinem der Weitgereisten in diesem Forum das Fähnchen "weiser Mann" oder "weise Frau" angehängt zwinker Ich frage mich daher, ob inwieweit ich von einer Weitreise wirklich profitieren würde.
von: Grimbol

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 24.12.20 10:55

Gute Punkte. Diese Fluchtreflexe sind mir auch nicht unbekannt:)

Ich hab noch einmal über das Thema „tiefe Gespräche“ nachgedacht. So sehr es mich immer wieder in die „weite“ Welt hinauszieht fehlen dann zwar nicht unbedingt die anspruchsvollen Gespräche (wenn es eine gemeinsame Sprache gibt) sondern vor allem solche, in denen sich niemand „beweisen“ oder „präsentieren“ muss. Mit guten Freunden oder dem Teil der Familie mit dem man gute Beziehungen hat, darf man einfach sein. Man kann einfach da weiterreden wo man aufgehört hat, man muss sich nicht verstellen. Man muss auch keine Monologe oder Selbstdarstellungen der anderen Seite hören (oder selbst welche halten), man kommt nie in den „mein Haus, meine Jacht, meine Reise, meine Wowabenteuer“ Vergleich oder Wettbewerb. Klar, auch da wird viel erzählt und geträumt. Aber da spüre ich ein ehrliches Gönnen dem anderen Gegenüber bei gleichzeitigem Interesse. So etwas fehlt meistens bei flüchtigen Reisebekanntschaften oder ist zumindest sehr selten wirklich beidseitig... (mit Sicherheit trage ich in solchen Gesprächen auch zum Teil bei das am Ende das fehlt, was ich beschreibe)
von: Fricka

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 24.12.20 13:30

Ich habe sowohl das eine wie das andere erlebt. Und auch unterschiedlichen Bedarf. Also würde ich da keine harte Trennlinie ziehen wollen.

Alleine durch die Wüste hat nicht so unbedingt "tiefe Gespräche" zur Folge. Zu mehreren verbringt man viel Zeit am Lagerfeuer. Auf dem Jakobsweg gibt es jeden Abend einen Stuhlkreis, an dem viel erzählt wird, was man wohl in der gewohnten Umgebung gar nicht austauschen würde.

Die Sprache spielt mehr oder weniger eine Rolle. Meine Fremdsprachenkenntnisse sind nicht schlecht. Und tatsächlich befasse ich mich immer mit den Sprachen der Länder, in denen ich unterwegs bin. Besonders der Donau-Radweg war da durchaus eine Herausforderung. Mit dem Fahrrad kommt man häufig sehr auf Augenhöhe auf Menschen zu. Und ist auch entschleunigt unterwegs.

Allerdings komme ich generell mit Menschen schnell ins Gespräch. Mein Ehrenamt erfordert das sowieso. Ich bin also geübt.
von: Martina

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 24.12.20 16:51

Das war mehr im übertragenen Sinn gemeint, bei mir dauerts auch noch, ich reise trotzdem heute schon so, aber halt höchstens 4Wochen am Stück.
von: Dieter Schütt

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 00:40

Auf die Idee, einen Job zu schmeißen nur um radeln zu können, käme ich nicht. Ich plane meine Radreisen immer nach dem selben Schema: In die Richtung will ich, möglichst weit und dann irgendwie (am liebsten mit der Bahn) nach Hause.
Einzige Ausnahme: Meine Reise vom Düxer Dom (Köln, Rechtsrheinisch) zum Kölner Dom ohne den Rhein zu überqueren. Aber selbst da habe ich die Rückreise (gut 1 km) mit der Straßenbahn zurückgelegt.

30 Urlaubstage habe ich im Jahr. Ein paar Tage brauche ich für sonst irgend etwas (z.B. Behördengänge, Weihnachten). Bleiben übrig fünf (oder weniger) Wochen. Davon ziehe ich ab, eine Woche Zeitpuffer und Rückreise, bleiben übrig 4 Wochen.
Pro Woche 1.000 km. Das heißt: In Europa kann ich alles erreichen, das war's aber auch.

Noch 1.315 Tage und dann verdrücke ich mich in Rente. Bis dahin müssen entfernte Ziele noch auf mich warten.
von: Juergen

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 06:39

In Antwort auf: Dieter Schütt
Einzige Ausnahme: Meine Reise vom Düxer Dom (Köln, Rechtsrheinisch) zum Kölner Dom ohne den Rhein zu überqueren.
Verzäll mal. lach

Frohes Fest
Jürgen
von: BeBor

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 10:31

In Antwort auf: Juergen
In Antwort auf: Dieter Schütt
Einzige Ausnahme: Meine Reise vom Düxer Dom (Köln, Rechtsrheinisch) zum Kölner Dom ohne den Rhein zu überqueren.
Verzäll mal. lach

Wenn man Europa nicht verlassen will, müsste man entweder den Großen Sankt Bernhard umfahren oder das Rhein-Maas-Delta. Letzteres ist mit dem Fahrrad nicht ganz einfach.

Bernd
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 12:36

In Antwort auf: BeBor
In Antwort auf: Juergen
In Antwort auf: Dieter Schütt
Einzige Ausnahme: Meine Reise vom Düxer Dom (Köln, Rechtsrheinisch) zum Kölner Dom ohne den Rhein zu überqueren.
Verzäll mal. lach

Wenn man Europa nicht verlassen will, müsste man entweder den Großen Sankt Bernhard umfahren oder das Rhein-Maas-Delta. Letzteres ist mit dem Fahrrad nicht ganz einfach.

Bernd

Nee, nicht St Bernhard. Oberalp muss umfahren wrrden und das Hinterrheintal. Also etwa östlich am Bodensee vorbei und dann auf der rechten Rheinseite bis Chur, Lenzerheide, Julier, Maloja und dann Comer See, Luganer See und über den Gotthard.
von: Gyttja

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 13:07

... oder in Köln durch einen Düker grins

https://www.youtube.com/watch?v=xH32Cq_i7OY
https://www.youtube.com/watch?v=DtYlk4dIJiQ
von: Dieter Schütt

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 15:52

Glück gehabt! Auf der Suche nach den alten Bildern hätte ich fast meine Dropbox gekillt. weinend
Aber ich habe die Bilder gefunden und werde einen kleinen Reisebericht unter "Reisebericht abliefern. Kurzfassung: Deutz-Wiesbaden-Spessart-Rosenheim-Inn-Maloja-Simplon-Lausanne-Basel-Strassbourg-Wesseling-Dicker Pitter.
Frohes Fest! Mögen die Grenzen 2021 alle wieder offen sein!
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 16:00

In Antwort auf: Dieter Schütt
Deutz-Wiesbaden-Spessart-Rosenheim-Inn-Maloja-Simplon-Lausanne-Basel-Strassbourg-Wesseling-Dicker Pitter.


Creative Idee - wie lang hast Du gebraucht?
von: dhomas

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 18:59

In Antwort auf: Philueb
In Spanien habe ich mit Anfang 20 einmal einen Franzosen getroffen, der nach gut zwei Jahren Weltreise nun wieder kurz vor dem 'Wiedereintritt' in die Heimat stand. Er wirkte auf mich sehr müde und 'abgebrannt'. Er sagte zu mir: "I was traveling to find myself. But I realised, the more I traveled, the less I found my myself." Das hat mich damals total schockiert und ernüchtert. Heute verstehe ich das, glaube ich, etwas besser.


Mal salopp übersetzt - das mit der "Selbstfindung" ist ein wenig Augenwischerei. Ich bin mal ein ganzes Jahr auf Achse gewesen. Ich habe viel erlebt, aber am Ende musste ich dann doch entscheiden wie es jetzt daheim weitergehen soll. Das Umfeld hat auch schnell genug von den Abenteuererzählungen, und schon ein paar Wochen nach der Rückkehr ist man wieder der Alte.
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 21:05

In Antwort auf: dhomas
In Antwort auf: Philueb
In Spanien habe ich mit Anfang 20 einmal einen Franzosen getroffen, der nach gut zwei Jahren Weltreise nun wieder kurz vor dem 'Wiedereintritt' in die Heimat stand. Er wirkte auf mich sehr müde und 'abgebrannt'. Er sagte zu mir: "I was traveling to find myself. But I realised, the more I traveled, the less I found my myself." Das hat mich damals total schockiert und ernüchtert. Heute verstehe ich das, glaube ich, etwas besser.


Mal salopp übersetzt - das mit der "Selbstfindung" ist ein wenig Augenwischerei. Ich bin mal ein ganzes Jahr auf Achse gewesen. Ich habe viel erlebt, aber am Ende musste ich dann doch entscheiden wie es jetzt daheim weitergehen soll.
?
Naja man kann sicher keine Probleme zu Hause damit loesen ... mir hat eine erste Westafrike Radreise schon auch geholfen, mir über dass was ich wollte klarer zu werden (Studiumabschluss, mal in einem Entwicklungsproject arbeiten, Führerschein nachholen grins ). Eine bedonders wichtige Erfahrung war, Unterdrückung und Ausbeutung hautnaher erlebt zu haben und mir des geradzu obszönen Privilegs des Mitteleuropäers bewusster zu werden. Hat mich sehr geprägt. Allerdings kannte ich vor Reisebeginn bereits eine Menge in politischer und sprachlicher Hinsicht, was mir den Zugang sicher erleichtert hat.

...nach meiner längsten Reise war allerdings nach meiner Rückkkehr lange noch von der Reise geprägt und konnte mit dem Alltag in Europa eher weniger anfangen. Am Schwierigsten fand ich, die Erlebnisse und Gedanken nicht wirklich mit Leuten hier teilen, den Menschen hier vermitteln zu können. Hatte einfach zu lange in einem ganu anderen Bezugsrahmen gelebt ... das hat viele Monate gebraucht...
von: indomex

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 21:07

In Antwort auf: panta-rhei
Naja man kann sicher keine Probleme zu Hause damit loesen ... ich war allerdings nach meiner Rückkkehr lange noch von der Reise geprägt und konnte mit dem Alltag in Europa eher weniger anfangen. Am Schwierigsten fand ich, die Erlebnisse und Gedanken nicht wirklich mit Leuten hier teilen, den Menschen hier vermitteln zu können. Hatte einfach zu lange in einem ganz anderen Bezugsrahmen gelebt ... das hat viele Monate gebraucht...

dito
von: dhomas

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 25.12.20 22:19

In Antwort auf: panta-rhei
...nach meiner längsten Reise war allerdings nach meiner Rückkkehr lange noch von der Reise geprägt und konnte mit dem Alltag in Europa eher weniger anfangen. Am Schwierigsten fand ich, die Erlebnisse und Gedanken nicht wirklich mit Leuten hier teilen, den Menschen hier vermitteln zu können. Hatte einfach zu lange in einem ganu anderen Bezugsrahmen gelebt ... das hat viele Monate gebraucht...


Ging mir auch so. War sehr befremdlich - jeder lebt halt in seiner eigenen Realität und nur die wenigsten wollen sich auf eine Sache einzulassen die jemand anderes erzählt. Die Intimität der Eindrücke, die einem viel bedeuten, kann man auch nur schwer teilen. Wie man damit umgeht und dazu steht, das ist vermutlich wirklich eine charakterbildende Erfahrung.

Ich hatte aber nie das Gefühl, eines Tages mit neuem Sinn aufzuwachen. So wird Selbstfindung ja oft romantisiert.

Naja, aber augenscheinlich habe ich mich ja viel damit beschäftigt, sodass ich noch zum heutigen Tag darüber grüble. Also vielleicht können wir es doch gelten lassen zwinker
von: Dieter Schütt

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 00:58

Ich habe jetzt unter "Reiseberichte" was geschrieben. Obwohl ich jetzt in der schönsten Stadt Deutschlands wohne, eigentlich bin ich ein Norddeutscher und kann nicht verzällen, sondern nur vertellen.
Ich dachte schon, die Daten wären alle weg, da mir einmal die Festplatte abgeschmiert ist. Einige Fotos habe ich aber doch noch gefunden und plötzlich war die ganze Story wieder da.
von: Juergen

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 06:02

In Antwort auf: Dieter Schütt
Obwohl ich jetzt in der schönsten Stadt Deutschlands wohne, .............
Bist Du neuerdings umgezogen? grins

Danke für den Reisebericht. Leider musste ich dir ein paar Bilder verlinken. Die, die zu groß sind, kannst Du gerne überschreiben und mir die neuen Links schicken. Ich ändere das dann.

Lieben Gruß
Jürgen
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 08:53

Nu ja, wenn es bei Dir nicht so war – dann kann es doch bei anderen anders gewesen sein. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man bei einer längeren Auszeit über sich nachdenken kann und auch in der Folge einiges in seinem Leben ändert. Kann sein, muss nicht. Es aber pauschal als Augenwischerei zu bezeichen, weil die eigenen Erfahrungen andere sind, das halte ich für etwas egozentrisch.
von: UrbanCosmonaut

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 09:13

In Antwort auf: Holger
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man bei einer längeren Auszeit über sich nachdenken kann und auch in der Folge einiges in seinem Leben ändert.
So etwas gelingt nur den Wenigsten - leider. Oft ist der Mensch alleine nicht in der Lage, sich selbst von Grund auf neu zu erfinden, was auch Ursache dafür ist, dass die meisten Menschen mit Depressionen sich nicht selbst heilen können.
Das Wahrscheinlichste ist m.E. eher, dass sich durch den veränderten Alltag und die Eindrücke veränderte Verhaltensweisen oder (Lebens-)Einstellungen einschleichen und/oder man über etwas hinwegkommt bzw. lernt zu vergessen.
von: Toxxi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 13:14

In Antwort auf: Ride Worldwide
In Antwort auf: Holger
[zitat=Ride Worldwide][…]Warum solle man keine tiefen Gespräche haben können auf Reisen? Dies kam mehrmals auf und ist für mich nicht nachzuvollziehen.[…]

Für mich auch nicht. Obwohl ich es nicht darauf anlege, haben sich bei mir gute Gespräche selbst auf Reisen in Westeuropa - und sogar in diesem Jahr in Deutschland ergeben. Warum auch nicht? Warum das in entfernteren Regionen anders sein sollte, glaube ich nicht, eher, dass man halt noch deutlich andere Eindrücke bekommt.

Da habe ich einen ganz gewichtigen Grund - nämlich die Sprachbarriere. Wirklich fließend kann ich an Fremdsprachen nur Englisch, und Polnisch und Russisch mit Einschränkungen. Halbwegs verständlich machen kann ich mich auch noch in ein paar mehr Sprachen.

Ich versuche auch immer, einen Grundstock an Vokabeln und Phrasen zu lernen. Aber das reicht nicht für tiefergehende Gespräche.

In Rumänien traf ich auf Menschen, die hervorragend Englisch sprachen und mit denen tiefere Gespräche über die Welt wirklich möglich waren. Aber das war wirklich eine seltene Ausnahme.

Gruß
Thoralf
von: Toxxi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 13:23

In Antwort auf: Ride Worldwide
Es werden Ängste geschürt, wo es keinen Grund dazu gibt. Beispiel Altersvorsoge, Krankenkasse, Job, soziales Umfeld usw.

Ich finde schon, dass das nachvollziehbare Gründe sind.

Ich bin sehr neugierig auf Neues, auf fremde Länder und andere Kulturen. Ich möchte nicht mein ganzes Leben nur an Geld und Arbeit festmachen. Völlig egal ist mir das aber auch nicht. Dazwischen gibt es eine ganze Menge Spielraum, die mit Augenmaß zu nutzen ist. Das muss letzten Endes jeder für sich selbst entscheiden.

Für jemanden, der einen Allerweltsjob hat, mag das noch einfacher sein als für jemanden, der sehr spezialisiert ist.

Gruß
Thoralf
von: irg

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 14:21

Es ist ein Lotteriespiel: Mein weltreisender Großonkel hatte "Glück" und wurde von den Wölfen an geknabbert, bevor er eine Pension gebraucht hätte. Wenn man das Glück nennen kann. Ich würde das anderes sehen. Ich erreiche in knapp 5 Jahren die Pensionsgrenze und denke noch lange nicht daran, ab zu treten. Die Vorstellung, ich müsste dann ad infinitum weiter arbeiten wäre mir gar nicht angenehm. (Das ist übrigens gar nicht so selten. Viele müssen noch ewig über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus arbeiten, bis sie einen Anspruch erwerben.)

Aber das ist die individuelle Entscheidung jedes einzelnen. Blöd dabei ist, dass eventuelle Folgen einer Entscheidung in jungen Jahren oft erst sehr spät auf treten, wenn sie kaum noch zu korrigieren sind. Dann kann man sie nur mehr mit Fassung tragen.

lg!
georg
von: irg

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 14:24

In Antwort auf: Toxxi

Da habe ich einen ganz gewichtigen Grund - nämlich die Sprachbarriere. Wirklich fließend kann ich an Fremdsprachen nur Englisch, und Polnisch und Russisch mit Einschränkungen. Halbwegs verständlich machen kann ich mich auch noch in ein paar mehr Sprachen.

Gruß
Thoralf


Hast du ein Glück! Ich spreche nur steirisch, also erste Fremdsprache Deutsch grins, dann Englisch. Latein und Altgriechisch habe ich vergessen. König Nestor spricht nicht mehr mit mir, und der Papst wird eh nicht mit mir reden wollen. So bleiben meine Fremdsprachenkenntnisse sehr überschaubar.

lg!
georg
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 14:50

In Antwort auf: Toxxi
In Antwort auf: Ride Worldwide
Es werden Ängste geschürt, wo es keinen Grund dazu gibt. Beispiel Altersvorsoge, Krankenkasse, Job, soziales Umfeld usw.

Ich finde schon, dass das nachvollziehbare Gründe sind.

Ich bin sehr neugierig auf Neues, auf fremde Länder und andere Kulturen. Ich möchte nicht mein ganzes Leben nur an Geld und Arbeit festmachen. Völlig egal ist mir das aber auch nicht. Dazwischen gibt es eine ganze Menge Spielraum, die mit Augenmaß zu nutzen ist. Das muss letzten Endes jeder für sich selbst entscheiden.

Für jemanden, der einen Allerweltsjob hat, mag das noch einfacher sein als für jemanden, der sehr spezialisiert ist.



Spezialisiert im Sinne von: "kann nur in einer Firma arbeiten" ist sicherlich ein Nachteil, "Spezialisiert" im Sinne von "hochqualifiziert" ist aber eher ein Vorteil: solche Leute gibts nicht wie Sand am Meer, muss man auch nehmen, wenn sie einen Knick im Lebenslauf haben listig , ausserdem sind diese Jobs auch eher hochbezahlter als "Allerweltjobs", was die Flexibilität ebenfalls erhöht cool ...

Letztendlich ist es schlicht eine Frage, was man höher gewichtet:
Sicherheit oder aussergewöhnliche (ganz neutral gemeint) Erfahrung.
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 21:27

In Antwort auf: panta-rhei
Letztendlich ist es schlicht eine Frage, was man höher gewichtet:
Sicherheit oder aussergewöhnliche (ganz neutral gemeint) Erfahrung.
Und du denkst wirklich, das sind die wesentlichen, also entscheidenden ("letztlich") Kriterien?
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 21:49

In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: panta-rhei
Letztendlich ist es schlicht eine Frage, was man höher gewichtet:
Sicherheit oder aussergewöhnliche (ganz neutral gemeint) Erfahrung.
Und du denkst wirklich, das sind die wesentlichen, also entscheidenden ("letztlich") Kriterien?

Natuerlich, denn es war konkret bezogen auf Toxxis Beitrag, der sich um die Frage drehte wie das berufliche Risiko bei einer Langezeitreise zu bewerten ist. Es ging Toxxi (und mir) in diesem Beitrag NICHT um die Frage, OB man überhaupt besondere Erfahrungen in Form einer Langzeitreise sucht. Das ist ja hier eh schon mehrheitlich nicht der Fall. schmunzel
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 21:55

Selbst wenn man Thoralfs Beitrag in erster Linie als auf dieses Risiko bezogen verstehen möchte: was ist eigentlich zB mit jemandem, der seinen Beruf gerne ausübt, darin einen großen Teil seines Lebenssinns sieht und sowohl von seiten des beruflichen Umfelds als auch bezogen auf einen selbst keine derart langen Unterbrechungen einbauen will?
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 26.12.20 22:45

In Antwort auf: iassu
Selbst wenn man Thoralfs Beitrag in erster Linie als auf dieses Risiko bezogen verstehen möchte: was ist eigentlich zB mit jemandem, der seinen Beruf gerne ausübt, darin einen großen Teil seines Lebenssinns sieht und sowohl von seiten des beruflichen Umfelds als auch bezogen auf einen selbst keine derart langen Unterbrechungen einbauen will?


Dann ist das doch schön! Hat aber nix mit Toxxis und meinem Beitrag (und letztlich auch nix mit der Intention des TE) zu tun.

Ich bezog mich nicht auf die "nicht-willer" - fuer die macht die Betrachtung über die Grösse des Jobrisikos eh keinen Sinn! So what?

Du kannst Dich natürlich auf den Standpunkt stellen "Thema und Kontext is eh egal" ... und jetzt anfangen, über Rohloff vs Scheibenbremsen oder sowas zu diskutieren ..... teuflisch
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 00:33

In Antwort auf: panta-rhei
In Antwort auf: iassu
Selbst wenn man Thoralfs Beitrag in erster Linie als auf dieses Risiko bezogen verstehen möchte: was ist eigentlich zB mit jemandem, der seinen Beruf gerne ausübt, darin einen großen Teil seines Lebenssinns sieht und sowohl von seiten des beruflichen Umfelds als auch bezogen auf einen selbst keine derart langen Unterbrechungen einbauen will?
Dann ist das doch schön! Hat aber nix mit Toxxis und meinem Beitrag (und letztlich auch nix mit der Intention des TE) zu tun.
Ich fasse den Startbeitrag, Folgebeiträge des TO und auch teilweise deine Beiträge so auf, daß ihr irgendwie voraussetzt, daß eine Auszeit wie angesprochen für eine Fernreise jedem gut tun würde, auch wenn er bislang noch nicht zu dieser Erkenntnis gekommen sein sollte und daß alle angenommenen Hindernisse nicht zwingend sind und ausgeräumt werden können. Gegen letzteres hatte sich auch Thoralf teilweise ausgesprochen und so manch andere auch.

Und eben diese Voraussetzung halte ich für irrig. Eine interkontinentale Fahrrad-Fernreise über mehr als ein halbes Jahr oder gar mehrere Jahre ist in meinen Augen definitiv nicht für jeden eine Bereicherung und würde ihn weiterbringen. So gesehen halte ich auch die allgemeingültige Ausgangsformulierung für sinnfrei, was einen davon abhält.
von: Alexander Ausserstorfer

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 07:39

Weil man nicht so viel Urlaub hat. Weil man anders viel schneller ans Ziel kommt. Weil die Welt nicht fürs Radfahren gemacht ist. Weil es anstrengend ist. Weil man unterwegs nur Probleme hat.
von: Cruising

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 08:04

In Antwort auf: Alexander Ausserstorfer
Weil man unterwegs nur Probleme hat.

Du vielleicht - ich nicht omm Und Millionen andere auch nicht, sonst würden nicht so viele eine Radreise machen.

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de
von: Anonym

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 08:32

In Antwort auf: dhomas

Mal salopp übersetzt - das mit der "Selbstfindung" ist ein wenig Augenwischerei.


Ich denke, "Selbstfindung" richtet sich nach innen, der Charakter prägt sich. Da kann meiner Meinung nach eine große (Welt-)Reise sehr wohl Anreize schaffen, um sich selbst zu hinterfragen, sich "zu prägen". Ereignisse dazu kann es genug geben. Allerdings kann das selbstverständlich auch zuhause geschehen. Prägende Augenblicke/Erlebnisse liegen überall herum (besonders wenn man auf der Suche ist).

Nun denke ich, kommt es sehr auf das Alter bzw. die Reife des Menschen an, ob neue Prägungen stattfinden bzw. sich der Charakter erst ausprägt. Da sind Erzählungen von jüngeren Reisenden sicher immer wieder stimmig.

Bei reiferen Menschen, wenn sie denn einen "ausgereiften Charakter" gefunden haben, könnte ich mir vorstellen, dass sich die Geschichte eher umdreht: Solche Menschen suchen sich ihre Reiseziele nach ihren Bedürfnissen, und werden so weniger (neu) geprägt.

Bitte "alt und jung" bzw. "reif und weniger reif" nicht ins gleiche Boot werfen. Ein junger Mensch kann einen reifen Charakter haben, ein alter Mensch ein Suchender sein... schmunzel
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 10:24

In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: panta-rhei
In Antwort auf: iassu
Selbst wenn man Thoralfs Beitrag in erster Linie als auf dieses Risiko bezogen verstehen möchte: was ist eigentlich zB mit jemandem, der seinen Beruf gerne ausübt, darin einen großen Teil seines Lebenssinns sieht und sowohl von seiten des beruflichen Umfelds als auch bezogen auf einen selbst keine derart langen Unterbrechungen einbauen will?
Dann ist das doch schön! Hat aber nix mit Toxxis und meinem Beitrag (und letztlich auch nix mit der Intention des TE) zu tun.
Ich fasse den Startbeitrag, Folgebeiträge des TO und auch teilweise deine Beiträge so auf, daß ihr irgendwie voraussetzt, daß eine Auszeit wie angesprochen für eine Fernreise jedem gut tun

Noe bei mir definitiv nicht, war fuer mich gut, nicht mehr und nicht weniger.

Aber: Der TE möchte garnicht seine Idee, das eine Langzeitreise eione tolle Sache ist, diksutieren, SONDERN die Gründe, die einen davon abhalten könnte. Das willst Du nicht versstehen.

Mach doch einen neuen Thread auf: "Langzeitradreisen sind doof"
von: Toxxi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 13:27

In Antwort auf: panta-rhei
Spezialisiert im Sinne von: "kann nur in einer Firma arbeiten" ist sicherlich ein Nachteil, "Spezialisiert" im Sinne von "hochqualifiziert" ist aber eher ein Vorteil: solche Leute gibts nicht wie Sand am Meer, muss man auch nehmen, wenn sie einen Knick im Lebenslauf haben listig , ausserdem sind diese Jobs auch eher hochbezahlter als "Allerweltjobs", was die Flexibilität ebenfalls erhöht cool ...

Hmmm... jein.

Ich möchte nicht in einem Job versauern, der mir nicht ein Mindestmaß an Spaß macht. Dazu verbringe ich zu viel Lebenszeit auf Arbeit. Es geht mir nicht nur um das bloße Finden eines Jobs. Spaß an der Arbeit hat bei mir sehr viel mit Arbeitsklima zu tun. Ich möchte ein vernünftiges Arbeitsklima zu vernünftigen Arbeitsbedingungen haben. Und das ist alles andere als einfach zu finden. Das weiß man auch vorher nicht, sondern bekommt es nur durch Trial and Error heraus.

Im Moment habe ich eine solche Arbeit. Noch mal von vorn durch diese Ochsentour der Suche zu gehen - darauf habe ich wenig Lust.

Aber du hast natürlich völlig recht, was die Bezahlung angeht. Ein gut bezahlter Job, in dem ich bei einer Vollzeitstelle deutlich mehr Geld verdiene, als ich brauche, erlaubt es, die Arbeitszeit zu reduzieren (bei natürlich reduziertem Gehalt). Das gibt zusätzliche Flexibilität. schmunzel

Ich habe das mit meinem Chef für 2021 so ausgehandelt. lach Ob ich allerdings die gewonnene Freizeit für eine lange Radreise, mehrere kurze Radreisen oder anderweitig benutze, ist mir selbst noch nicht klar. Vermutlich werden er eher mehrere kürzere zusätzliche Reisen werden. Und irgendjemand schrieb schon mal, dass es auch noch andere Hobbies gibt. Bei mir ist das zum Beispiel, Gitarre zu spielen. Oder schlicht und ergreifend mehr Zeit für Freunde und Familie zu haben.

In Antwort auf: panta-rhei
Letztendlich ist es schlicht eine Frage, was man höher gewichtet:
Sicherheit oder aussergewöhnliche (ganz neutral gemeint) Erfahrung.

Auch wieder jein. zwinker Wenn man die Arbeit als bloßes Geldverdienen betrachtet, um Wohnung, Essen und Radreisen zu bezahlen, dann stimme ich dir zu.

Für mich meine Arbeit aber mehr als nur bloßes Geldverdienen und eben mehr als nur "Sicherheit".

Gruß
Thoralf
von: panta-rhei

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 13:47

In Antwort auf: Toxxi
In Antwort auf: panta-rhei
Spezialisiert im Sinne von: "kann nur in einer Firma arbeiten" ist sicherlich ein Nachteil, "Spezialisiert" im Sinne von "hochqualifiziert" ist aber eher ein Vorteil: solche Leute gibts nicht wie Sand am Meer, muss man auch nehmen, wenn sie einen Knick im Lebenslauf haben listig , ausserdem sind diese Jobs auch eher hochbezahlter als "Allerweltjobs", was die Flexibilität ebenfalls erhöht cool ...

Hmmm... jein.

Ich möchte nicht in einem Job versauern, der mir nicht ein Mindestmaß an Spaß macht. Dazu verbringe ich zu viel Lebenszeit auf Arbeit.


Stimmt, insofern gehts natürlich nicht nur um die Jobsicherheit vs. Langzeitreiseerfahrung. Es hängt halt immer von den jeweiligen Prioritäten ab, mit denen man sich auseinandersetzen muss, WENN man eine Langzeitreise in Betracht zieht, da gibts viele Aspekte. Mit hat sicher auch geholfen, dass eh ein Stellenwechsel anstand und die Stellen in meinem (hochqualifizierten) Bereich sowieso häufig nur Zeitverträge umfassen.

In Antwort auf: Toxxi

Ich habe das mit meinem Chef für 2021 so ausgehandelt. lach Ob ich allerdings die gewonnene Freizeit für eine lange Radreise, mehrere kurze Radreisen oder anderweitig benutze, ist mir selbst noch nicht klar.


Auf jeden Fall setzt Du Dich mit der Frage auseinander ... wünsche Dir die Weisheit für eine gute Entscheidung.
von: Grimbol

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 15:42

Interessante Gedanken...

Ich möchte einmal eine andere Perspektive auf die Diskussion anbieten: die unseres Gehirns und seine Neuronen. Das Hirn als solches ist glaub ich als sehr energie-effizientes Etwas zu sehen. Es verwendet immer nur soviel Energie wie nötig. Zum Beispiel sind bekannte Situationen oder Gegenden, Speisen oder Kontakte „einfacher“ zu verarbeiten... d.h. Da muss es mit weniger Überraschungen klarkommen. Bei Neuem wird mehr Energie für die Einordnung und Verarbeitung benötigt... das Gehirn wird also viel Aufwand betreiben (müssen) um das Unbekannte zu untersuchen und für den nächsten Kontakt mit etwas Vergleichbarem vorbereitet zu sein... eine schnelle Verarbeitung könnte ja überlebenswichtig sein. Und, beim nächsten Mal möchte es ja nicht schon wieder soviel Energie aufwenden müssen, v.a. wenn zB der Alltag schon voller energiehungriger Dinge ist.
Nun unterscheiden sich Menschen und Ihre Hirne in Bezug auf Prädispositionen (wieviel Neues brauchen wir um unsere innere Neugier zu befriedigen?) und Erfahrungen (schon „alles“ erlebt?) sowie unter der „Arbeitslast“ die notwendig ist um den Alltag zu bewältigen. Auch sind die Hirne in einem unterschiedlichen „Trainingszustand“, d.h. ein daran gewöhntes Hirn welches ständig Neues einordnet tut sich einfacher, wie eines das untrainiert plötzlich etwas Neues verarbeiten muss (analog zum Muskel... der kann auch je nach Zustand mehr oder weniger Freude an einem Gewicht haben).

Übertragen auf die Diskussion hier: ich beobachte unterschiedliche Charaktere, welche ihre Lust auf Neues (=neue Erinnerung und Erfahrungen, aber auch Risiken) schon durch einen fordernden Alltag oder einen reichen Erfahrungsschatz gestillt sehen oder solche, die sich bewusst aus der Komfortzone herauswagen wollen. Beide Wege (und alle Zwischentöne) führen immer dann zu einer neuen / erweiterten Prägung des Charakters, wenn etwas Überraschendes, vielleicht sogar bedrohliches gemeistert und in die Erinnerungen einsortiert wurde. Jedoch wird es als Entspannung „abgebucht“ wenn wir aufregungsarm etwas „sicheres“ und vorhersagbares erleben konnten.
Ich glaube, alle Hirne hinter den Usern hier wollen energieeffizient durch das Leben kommen mit einem gesunden Mix aus Prägung und Entspannung, der sich im Laufe des Älterwerdens bei den meisten von anfänglich mehr Prägung durch das Zulassen von Überraschungen hin zu etwas mehr Sicherheit durch geplante Erwartbarkeit / Entspannung verschiebt. Was dann individuell zu dem Einen oder Anderen gehört... das ist dann die Prädisposition und die schon gemachte Erfahrung. Damit wäre ich dann wieder bei RRträumer und der „Reife“. Vermutlich brauchen manche aufgrund von unterschiedlichen Prädispositionen unterschiedliche Mengen an Prägungen um zu reifen und manche sind auch im alten Zustand immer noch unreif... oder sind so „trainiert“, dass sie einfach nicht in den Augen der schon reiferen Weggefährten ausreifen wollen, trotz einem Leben voller Überraschungen....

ob das jetzt alles für jeden Sinn macht ... keine Ahnung, hängt vermutlich von der Lust des lesenden Hirns ab sich auf eine andere, vielleicht überraschende und ungewöhnliche Weise Dinge zu betrachten, einlassen zu wollen zwinker

Anyway, ich wünsche allen Mitlesenden genau die persönliche richtige Mischung aus prägender Überraschung und entspannter Sicherheit für die individuellen Radkilometer in 2021!
von: irg

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 16:25

Da hast du sicher einen wichtigen Punkt erwischt!

Ich vermute auch, dass unsere Gehirne nicht nur aus Gewohnheit, sondern auch aufgrund ihrer Struktur sehr unterschiedlichen Bedarf nach Abenteuern haben. Mein älterer Bruder z.B. hat lange sehr gerne mit durchaus sehr ernstem Risiko gespielt, etwa, indem er in mögliche Lawinenhänge eingefahren ist. Mit wäre das nie ein gefallen.

In manchen Bereichen lässt sich unterschiedlicher Bedarf recht gut nach weisen: Meine Frau kann z.B. Schi fahren nicht ausstehen, auf Felsen würde sie nur steigen, wenn sie dazu gezwungen wäre. Ich bin da ganz anders. In unserem Fall spricht einiges dafür, dass sie vestibulär überempfindlich ist, ich dagegen bis unterempfindlich. Was mein Gehirn gerade erst in Schwung bringt (starke vestibuläre Reize), ist ihrem Gehirn zu viel.

lg!
georg
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 16:52

In Antwort auf: Grimbol
ob das jetzt alles für jeden Sinn macht ... keine Ahnung, hängt vermutlich von der Lust des lesenden Hirns ab sich auf eine andere, vielleicht überraschende und ungewöhnliche Weise Dinge zu betrachten, einlassen zu wollen zwinker

lach Für mich nicht. Für mich ist das das Pferd vom Schwanz aufgezäumt. Den Bock zum Gärtner gemacht. Das physische Gehirn betrachte ich als Werkzeug, dessen sich Seele und Geist bedienen und das sie brauchen um ihre Impulse physisch verwirklichen zu können. Ich halte es für eine seltsamen Glauben an eine phantasievoll vorgestellte Allmacht der Materie, zu glauben, das Gehirn sei Urheber der Inhalte, mit denen es sich beschäftigt.

Wenn jemand den Wunsch hat zu verreisen, ist das ein seelischer Vorgang, der dann seine Abdrücke bis ins physische macht. Ohne den physischen Leib geht es natürlich nicht. Andersherum aber auch nicht. Ohne Seele und Geist wird die Materie willenlos und ein Fetisch. Materie existiert von Geistes Gnaden, nicht umgedreht. Letzteres ist der eigentliche Aberglaube unserer Zeiten.

In Antwort auf: Grimbol
Anyway, ich wünsche allen Mitlesenden genau die persönliche richtige Mischung aus prägender Überraschung und entspannter Sicherheit für die individuellen Radkilometer in 2021!
Ebenfalls, Dankeschön! schmunzel
von: Toxxi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 27.12.20 17:03

In Antwort auf: RR-Träumer
Bei reiferen Menschen, wenn sie denn einen "ausgereiften Charakter" gefunden haben, könnte ich mir vorstellen, dass sich die Geschichte eher umdreht: Solche Menschen suchen sich ihre Reiseziele nach ihren Bedürfnissen, und werden so weniger (neu) geprägt.

Interessante Gedanken... bravo Ich glaube, das stelle ich an mir auch fest. Ich habe auch ein konkretes Beispiel.

2018 wollte ich eigentlich auf den Balkan - Griechenland, Nordmazedonien, Bulgarien. Als mir dämmerte, welchen organisatorischen Aufwand das wieder bedeutet (Flugtickets buchen, Rad anmelden bei der Airline, Radverpackung für den Hinflug besorgen, Radverpackung für den Rückflug vor Ort besorgen, Kocherpatrone am Startort besorgen, zum festgesetzten Zeitpunkt nicht zu früh und nicht zu spät am Rückflugort sein ...), sank meine Lust immer mehr. Zumal ich beruflich schon die ganze Zeit nur noch am Organisieren und Recherchieren war.

Irgendwann habe ich entschieden, dass ich das abblase und einfach durch Polen und die Slowakei fahre. Da brauche ich nur eine Zugfahrkarte für die Hinfahrt (Rückfahrt spontan vor Ort kaufen), muss das Rad nicht zerlegen sondern nur in den Zug zu stellen, da kann ich die Sprache, da weiß ich, wie alles funktioniert, da bekomme ich im Schadensfall auch Ersatzteile - sprich: Ich muss mich vorher um nichts weiter kümmern außer einer einzelnen Zugfahrkarte.

Wobei das gesagte nicht unbedingt gegen Langzeitreisen an sich spricht. Bei einer Langzeitreise sinkt nämlich der relative Organisationsaufwand im Verhältnis zum Reiseerlebnis.

Gruß
Thoralf
von: irg

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 28.12.20 06:36

Ein kleines Jein möchte ich anmerken:

Natürlich ist das Gehirn sehr vereinfacht gesagt die Hardware, auf die unser Grips geladen wird. Aber Hard- und Software hängen in diesem Fall eng zusammen. Mit einer schwachen Hardware kommt auch der beste Geist nicht weit, und umgekehrt. Dagegen hilft gute Förderung (also nicht die mit dem pädagogischen Vorschlaghammer!), komplexe Hirnstrukturen, die sich besser an Schwierigkeiten anpassen können, zu entwickeln.

Interessant dabei ist, dass sich Lernen und Verhalten gut in der Struktur der Hardware nach weisen lässt. So haben junge Leute, die viel am Handy kommunizieren, ein weit größeres Hirnareal, das für die Fingermotorik zuständig ist, als Alte. (Bei uns wird das Areal, das fürs Rad fahren zuständig ist, größer sein als üblich. grins)

lg!
georg
von: nachtregen

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 28.12.20 10:06

In Antwort auf: Ride Worldwide

Warum solle man keine tiefen Gespräche haben können auf Reisen? Dies kam mehrmals auf und ist für mich nicht nachzuvollziehen. Unterwegs hatte ich unglaublich tiefe Gespräche mit Leuten, die ich vorher nicht gekannt habe.

Das hat was mit Persönlichkeit etc. zu tun. Es gibt Menschen, die in der Lage sind, schnell andere Menschen kennenzulernen und andere, denen das nicht so liegt.
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 28.12.20 12:21

Sehe ich genauso.
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 28.12.20 12:26

In Antwort auf: irg
Interessant dabei ist, dass sich Lernen und Verhalten gut in der Struktur der Hardware nach weisen lässt. So haben junge Leute, die viel am Handy kommunizieren, ein weit größeres Hirnareal, das für die Fingermotorik zuständig ist, als Alte. (Bei uns wird das Areal, das fürs Rad fahren zuständig ist, größer sein als üblich. grins)
Nun, da gibt es offenbar auch gewisse Kollateralschäden: auweia.... Zur Förderung nicht nur der Hirnstrukturen der motorischen Fähigkeiten sondern der gesamten Organisation der Menschen gleich welchen Alters fallen mir als Musiker natürlich spontan noch ganz andere Tätigkeiten ein als Monitorglotzen.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 28.12.20 13:14

In Antwort auf: Toxxi
[…]
In Antwort auf: panta-rhei
Letztendlich ist es schlicht eine Frage, was man höher gewichtet:
Sicherheit oder aussergewöhnliche (ganz neutral gemeint) Erfahrung.

Auch wieder jein. zwinker Wenn man die Arbeit als bloßes Geldverdienen betrachtet, um Wohnung, Essen und Radreisen zu bezahlen, dann stimme ich dir zu.

Für mich meine Arbeit aber mehr als nur bloßes Geldverdienen und eben mehr als nur "Sicherheit".[…]


Das kommt aber wieder ein bisschen darauf an, wie man Sicherheit definiert. Ich sehe es ähnlich wie panta - und würde mich auf die Sicherheitsseite setzen. Derzeit, kann sich alles ändern. Aber für mich zählt unter Sicherheit eben mehr als bloßes Geldverdienen. Das, was Du oben schreibst, was für Dich im Job wichtig ist - das gilt für mich ähnlich. Und einen solchen Job zu haben, an dem ich Spaß habe, bei dem es ein - großteils - gutes Arbeitsklima gibt, das ist für mich elementarer Bestandteil von "Sicherheit". Nicht nur das Geld.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 28.12.20 13:28

In Antwort auf: UrbanCosmonaut
In Antwort auf: Holger
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man bei einer längeren Auszeit über sich nachdenken kann und auch in der Folge einiges in seinem Leben ändert.
So etwas gelingt nur den Wenigsten - leider. Oft ist der Mensch alleine nicht in der Lage, sich selbst von Grund auf neu zu erfinden, was auch Ursache dafür ist, dass die meisten Menschen mit Depressionen sich nicht selbst heilen können. […]

Eine Krankheit selbst zu heilen ist auch nicht so einfach.

Ich meinte auch nicht, dass man sich "von Grund auf" neu erfindet, sondern "einiges in seinem Leben ändert". Also schon etwas mehr als etwa eine Zeitung zu abonnieren. Aber beispielsweise aufgrund von Eindrücken, die man gewonnen hat, anzufangen, vegetarisch zu leben. Das ist nur ein Beispiel, das nicht unbedingt auf eine Radreise passen muss. Aber dass man sich ändern kann, davon gehe ich aus. Oder man sucht sich einen neuen Job, weil man merkte, dass der alte nicht passt - das ist keine Änderung "von Grund auf", sondern ein mehr oder weniger tiefer Einschnitt. Da muss keine Radreise der Auslöser sein - aber sie kann es natürlcih sein.
von: irg

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 29.12.20 07:08

Hallo!

In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: irg
Interessant dabei ist, dass sich Lernen und Verhalten gut in der Struktur der Hardware nach weisen lässt. So haben junge Leute, die viel am Handy kommunizieren, ein weit größeres Hirnareal, das für die Fingermotorik zuständig ist, als Alte. (Bei uns wird das Areal, das fürs Rad fahren zuständig ist, größer sein als üblich. grins)
Nun, da gibt es offenbar auch gewisse Kollateralschäden: auweia.... Zur Förderung nicht nur der Hirnstrukturen der motorischen Fähigkeiten sondern der gesamten Organisation der Menschen gleich welchen Alters fallen mir als Musiker natürlich spontan noch ganz andere Tätigkeiten ein als Monitorglotzen.


Da gebe ich dir vollkommen recht! Es ist zwar nicht alles Teufelszeug, was digital auf unsere Kinder zu kommt, pädagogisch ist es eine Herausforderung, der viele nicht gewachsen sein werden.

So sehe ich den finnischen Ansatz, Kinder von Anfang an nur mehr digital schreiben zu lassen, als ein sehr zweifelhaftes Experiment. Wir lernen weniger durch passives Aufnehmen als durch eigenes Tun. Wenn sich das Tun über weite Strecken nur mehr im Drücken von Tasten erschöpft, muss das starke Auswirkungen auf das Lernen und das Integrieren der Inhalte haben. Ob diese positiv sind, zweifle ich stark an. Stellt euch vor, ihr müsstet das Radfahren ausschließlich mit einem Lernprogramm am Bildschirm lernen.

Positiv ist dagegen die Möglichkeit, digital Freundschaften zu halten. Zwei Töchter von mir bleiben mit FreundInnen in aller Welt in Kontakt, obwohl sie in weiter Entfernung leben. Das hätten wir, als wir jung waren, so nicht machen können. Auch die Möglichkeit, sich selbst unbürokratisch Informationen zu holen, ist ein echter Fortschritt. Sie braucht halt auch die Reife, diese sinnvoll ein zu setzen und Informationen zu bewerten.

Aber das ist alles schon weit offtopic.

lg!
georg
von: Toxxi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 29.12.20 12:46

In Antwort auf: Ride Worldwide
Warum solle man keine tiefen Gespräche haben können auf Reisen? Dies kam mehrmals auf und ist für mich nicht nachzuvollziehen.

Hallo Andreas, dazu habe ich schon was geschrieben, es kam bisher keine Antwort. Ich hätte aber gern noch eine.

Wie umgehst du die Sprachbarriere? Welche Fremdsprachen sprichst du so gut, dass tiefergehende Gespräche möglich sind? Mit wem unterhältst du dich unterwegs tiefergehend? Mit Einheimischen? Mit anderen Reiseradlern?

Gruß
Thoralf
von: Ride Worldwide

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 29.12.20 18:51

Hallo Thoralf,
eine Sprachbarriere ist nicht zu umgehen wobei es nicht nur in einer "Fremd" Sprache diese "Bariere" gibt. Wenn du dir generell Kommunikation anschaust, ist die Sprache nur ein recht kleiner Teil bei unserem Konstrukt Kommunikation. Tiefergehende Gespräche habe ich in den verschiedensten Ländern führen dürfen sowohl mit einheimischen als auch mit Reisenden. So habe ich im Kosovo mit einer Besitzerin eines Sportwarengeschäfts ein sehr eindrückliches Gespräch haben dürfen oder auch mit einem Mullah im Iran und zig mehr.
Ehrlich gesagt wundert mich deine Frage sehr. Laut deinem Profil bist du ja schon ganz schön rumgekommen. Hast du nie solche Erfahrungen machen dürfen?
Grüße Andreas
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 29.12.20 19:47

Vielleicht gibt es unterschiedliche Definitionen von "tiefgehend". Was verstehst Du darunter?
von: Rennrädle

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 29.12.20 20:19

Genau das habe ich mich auch gefragt.

Zu sagen, dass die Sprache für ein tiefergehendes Gespräch nur für einen kleinen Teil wichtig wäre, kann ich nicht nachvollziehen und gilt für mich definitiv nicht.

Ausnahme ist vielleicht die Gebärdensprache? Da kenne ich mich jedoch nicht aus.

Rennrädle
von: Toxxi

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 29.12.20 20:36

In Antwort auf: Ride Worldwide
Tiefergehende Gespräche habe ich in den verschiedensten Ländern führen dürfen sowohl mit einheimischen als auch mit Reisenden. So habe ich im Kosovo mit einer Besitzerin eines Sportwarengeschäfts ein sehr eindrückliches Gespräch haben dürfen oder auch mit einem Mullah im Iran und zig mehr.

Und in welcher Sprache? Lass dir doch bitte nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. schmunzel

In Antwort auf: Ride Worldwide
Ehrlich gesagt wundert mich deine Frage sehr. Laut deinem Profil bist du ja schon ganz schön rumgekommen. Hast du nie solche Erfahrungen machen dürfen?

Nie ist falsch. Aber so besonders häufig ist das auch nicht. Besonders dann nicht, wenn ich die Sprache gar nicht kann, und anstrengend, wenn ich die Sprache nur bruchstückhaft beherrsche. Wobei es sicherlich unterschiedliche Bedeutung von "tiefgehend" gibt. Smalltalk ist für mich nicht tiefgehend.

Wie schon in meinem vorherigen Beispiel - in Rumänien mit Leuten auf dem Zeltplatz (rumänische Touristen), die sehr gut Englisch sprachen. Mit denen wirklich über Gott und die Welt. Wir haben uns über die nächsten Tage immer wieder auf dem nächsten Zeltplatz getroffen.

Im Kosovo sprach gefühlt jeder zweite fließend Deutsch. Interessante Gespräche hatte ich, zum Beispiel was das persönliche Verhältnis zur serbischen Bevölkerung und zum Staat Albanien angeht. Aber ob das wirklich tiefgehend war?

In Weißrussland mit einem Pärchen junger Russen, die uns zum Grillen einluden. Mit meinem Russisch war es leicht holperig. Aber das ging es von der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin übder das internationale Bild der Russen bis hin zur Luftverschmutzung im Ural (auf meine Frage, wie man dort Radreisen könne). Sehr interessant.

Und mit den weißrussischen Radfahren, die hervorragend englisch sprachen (und auf ihr aktuelles politisches System gar nciht gut zu sprechen waren). Wir haben uns dann bei einem abends getroffen und in einem wilden Gemisch aus Deutsch, Englisch, Rusisch und Polnisch palavert.

Aber so viel mehr Beispiele, bei denen es nicht nur beim Smalltalk blieb, fallen mir spontan nicht ein. Mit anderen Reiseradlern oder (Rucksack-)Touristen, die entweder gut deutsch oder englisch sprachen, blieb es auch meistens beim Smalltalk.

Und dann gelegentlich solche Beispiele:

Tschechien in einer Imbissbude mit zwei Samstag vormittags schon betrunken Tschechen über das Verhältnis von Tschechen, Österreichern und Deutschen zueinander. Mein Tschechisch ist wirklich extrem holperig und bruchstückhaft, und Fremdsprache konnten die nicht.

Ich fand das einerseits interessant, aber andererseits auch sehr anstrengend. Wollte eigentlich ein bisschen vor dem Starkregen flüchten und mich trocknen. Wenn ich dann ständig nach Worten suchen muss und selbst bloß die Hälfte verstehe, dann kommt irgendwann doch nicht mehr viel rum.

Gruß
Thoralf
von: iassu

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 29.12.20 20:53

In Antwort auf: Holger
Vielleicht gibt es unterschiedliche Definitionen von "tiefgehend". Was verstehst Du darunter?
Das ist meine (Nach-)Frage ebenfalls zu diesem Aspekt. Andreas´ Darstellung interpretiere ich so, daß er die Begegnungen mit anderen Menschen als teilweise sehr intensiv erlebt und daß für ein solches Sozialerlebnis Sprache nicht unbedingt erforderlich ist weil für ein solches Begegnen Reden nicht unbedingt Voraussetzung sein muß. Das kann ich nachvollziehen.

Wirkliches tiefgründiges Unterhalten ist in meinen Augen aber nochmal was anderes. Das könnte vielleicht auch zu Themen sein, die diese Menschen naturgemäß viel angehen, wie die politische Lage in ihrem Land oder sonstige Vergleiche. Aber mal ehrlich: tiefgehend finde ich als Option bei solchen Themen grundsätzlich nicht allzu erwartbar, wenn überhaupt möglich.

Tiefgehend würde ich jetzt eher in seelischen, also zB biografischen Bereichen oder auf geistigem Gebiet ansiedeln. Also ernsthafte Fragen wie man sein Leben gelebt hat, also innerlich betrachtet, zum Menschsein allgemein zB, was ist vielleicht die Signatur unseres Zeitalters, geradezu Philosophie, Religion usw. Und hier dürfte es ohne (quasi-)muttersprachlichen Fähigkeiten nicht allzu tief werden, wenn man auf Reise ist.
von: Holger

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 30.12.20 08:01

In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: Holger
Vielleicht gibt es unterschiedliche Definitionen von "tiefgehend". Was verstehst Du darunter?
Das ist meine (Nach-)Frage ebenfalls zu diesem Aspekt. Andreas´ Darstellung interpretiere ich so, daß er die Begegnungen mit anderen Menschen als teilweise sehr intensiv erlebt und daß für ein solches Sozialerlebnis Sprache nicht unbedingt erforderlich ist weil für ein solches Begegnen Reden nicht unbedingt Voraussetzung sein muß. Das kann ich nachvollziehen.

Das könnte ich auch nachvollziehen. Also, nicht nachvollziehen im Wortsinne, denn ich empfinde nicht so.

In Antwort auf: iassu
Wirkliches tiefgründiges Unterhalten ist in meinen Augen aber nochmal was anderes. Das könnte vielleicht auch zu Themen sein, die diese Menschen naturgemäß viel angehen, wie die politische Lage in ihrem Land oder sonstige Vergleiche. Aber mal ehrlich: tiefgehend finde ich als Option bei solchen Themen grundsätzlich nicht allzu erwartbar, wenn überhaupt möglich.

Ja, das sehe ich ähnlich. Das ist auch immer wieder eine Frage, was man unter "tiefgehend" versteht. Über Politik, Geschichte, Geographie, Fußball oder Kommunikation könnte ich auch mehr oder weniger fundierte Gespräche führen, die nicht nur an der Oberfläche bleiben (jeweils nur Teilbereiche dieser Gebiete natürlich). Dagegen kann ich zu Musik (sorry zwinker ) von mir aus meist nicht mehr sagen als "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht". Da bin ich blutiger Amateur. Off-topic im Off-topic: Da kommt natürlich noch eine von Mensch zu Mensch unterschiedliche Wahrnehmung seiner eigenen Kenntnisse dazu. Wobei ich mich bei Musik sicher nicht täusche, auch im Fremdbild.


In Antwort auf: iassu
Tiefgehend würde ich jetzt eher in seelischen, also zB biografischen Bereichen oder auf geistigem Gebiet ansiedeln. Also ernsthafte Fragen wie man sein Leben gelebt hat, also innerlich betrachtet, zum Menschsein allgemein zB, was ist vielleicht die Signatur unseres Zeitalters, geradezu Philosophie, Religion usw. Und hier dürfte es ohne (quasi-)muttersprachlichen Fähigkeiten nicht allzu tief werden, wenn man auf Reise ist.

Ja, auch das sehe ich ähnlich. Und auch hier ist es, wie nachtregen schon zum Thema Kennenlernen anderer Menschen schrieb, individuell sehr unterschiedlich, wie offen man mit unterschiedlichen Themen umgehen kann. Ich bin da sehr zurückhaltend, je persönlicher es wird. Manche Themen würde ich auf einer Reise mit mir fremden Menschen nicht einmal besprechen wollen.
von: Fricka

Re: Umfrage: Was hält dich vom Radreisen ab? - 30.12.20 08:31

Zu einem tiefergründigen Gespräch brauche ich die nötigen Sprachkenntnisse und ein längeres Beisammensein. Zum Beispiel habe ich einen Teil meiner Kindheit in Frankreich verbracht, so dass ich mich auf Französisch genauso gut unterhalten kann wie auf Deutsch. Französisch ist in Nord- und Westafrika sehr nützlich. Aber auch in Rumänien.

Dort haben wir mal einen Mann nach einer Übernachtungsmöglichkeit in seinem Ort gefragt, der uns daraufhin in die örtliche Kneipe einlud, wo wir sehr intensiv ins Gespräch kamen und erfuhren, dass er der Bürgermeister sei. Er bot uns das Rathaus zum Übernachten an. Wir landeten mit ihm, verschiedenen anderen Ortsansässigen und einem belgischen Ehepaar am Tisch im Ratssaal und quatschten die Nacht durch. Die Polizei kochte für alle aus unseren Vorräten zu Essen. Praktischerweise gab es sogar eine Dusche.

Am nächsten Morgen wurden wir gefragt, ob wir noch bleiben wollten. Der Bürgermeister war sehr stolz auf den von ihm organisierten Infrastrukturausbau, verfrachtete uns in einen Landrover zwecks ausführlicher Besichtigungsrundtour. Wir erfuhren viel über die Folgen des EU-Beitritts, die neue Schule, den Transport der Schulkinder, den Bau des Wasserleitungsnetzes und immer wieder über den Straßenbau. Es war schwer, irgendwann wieder abzureisen. Jedenfalls eine sehr intensive Begegnung.

Neben solchen Fahrtunterbrechungen, die auf kürzeren Touren gar nicht möglich sind, ergaben sich sehr intensive Gespräche sonst eher durch das gemeinsame Reisen. Da habe ich heute noch Kontakte nach Afrika und Asien. Facebook macht es heutzutage leichter. Früher wurden Briefe geschrieben.

Tiefgehende Erlebnisse lösen häufig tiefgehende Gespräche aus. Und können natürlich auch Auswirkungen auf sich ändernde Sichtweisen haben, die sich zu Hause vielleicht nicht ergeben hätten. Die Wiedereingliederung zu Hause wird dadurch erschwert. Die Effekte verlieren sich aber mit der Zeit. Man ist eben doch noch derselbe. Und die Lebensumstände zu Hause auch.

Man muss dazu natürlich auf Augenhöhe unterwegs sein. Wenn man mal tagelang gemeinsam geschaufelt hat, hinter einem Mäuerchen den Kopf eingezogen hat, weil darüber die Kugeln pfiffen - da tut sich schon was.