Das schweizer Militärvelo bzw. Ordonnanzrad (Typ MO5) fasziniert mich schon seit Jahren, weil es einfach sehr gut aussieht, superrobust ist und schon einige sehr pfiffige Lösungen hat. Das fängt mit dem Rahmen an, der wirklich sehr robust ist, da er ja fürs in-Deckung-gehen gebaut wurde, also Abspringen und Fahrrad nach rechts werfen.

Die Wulstreifen kann man auch bei einem Platten noch weiterfahren, ohne dass der Reifen wie bei heutigen Felgen durch die Felgenränder beschädigt wird. Das ist sehr praktisch im Alltag, denn auf dem Weg zur Arbeit habe ich selten Zeit zum Flicken, da fahre ich notfalls mit Platten weiter.

Der Rahmen hat keine aufwändigen meist unnützen Anlötteile, sondern alles wird mit Schellen befestigt. Der Rahmen bleibt dadurch stabiler, Schellen kann man ersetzen oder auch anders platzieren und beliebig Dinge dran und abbauen.

Drei Bremsen für lange Bergabfahrten: Zwei Bremsen am Hinterrad, eine am Vorderrad.

Ließe sich da nicht eine Neuauflage machen mit ein paar Modifikationen. Den äußerst robusten Rahmen könnte man beibehalten, die Wulstreifen ebenfalls, ebenso den Sattel und die unkaputtbaren Schutzbleche. Aber vorne ein Nabendynamo mit Rollenbremse und Betätigung über Stange, hinten eine Rücktritt und zusätzlich Rollen- oder Trommelbremse, allerdings in Verbindung mit einer robusten Mehrgangnabe. Einzig sollte noch die Befestigung von Lowridern und ein Reisegepäckträger hinten vorgesehen sein.
Alle Teile am Fahrrad müssen so gestaltet sein, dass man sie mit herkömmlichen Werkzeug (Schraubenzieher, Imbusschlüssel, Maulschlüssel) zerlegen und reparieren kann.
Der niedrigste Gang sollte zum Berfauffahren mit Gepäck ausreichen, beim Höchsten Gang genügt ja normale Marschgeschwindigkeit mit Gepäck. Hauptausrichtung sind Alltagsfahrten mit Einkaufsgepäck, vollgeladenem Radanhänger, Radreisen mit Gepäck und dergleichen, aber nicht die Erzielung von Höchstgeschwindigkeiten.

Wäre so etwas machbar, wer könnte z. B. heute noch solche Rahmen bauen, wie die vom schweizer Ordonnanzfahrrad?

Moin Zouk,

ich kann deine Begeisterung für das MO 05 nachvollziehen, mit etwas mehr Platz im Keller oder einer Garage hätte ich auch eins. Die Wulstreifen sind aber ein echtes Nachschubproblem, woher bekommen und zu welchem Preis ? Die originalen Maloja Reifenwerden nicht mehr produziert. Im Bromton Forum (die haben ja auch so ein exotisches reifenmass) hab ich mal gelesen, dass sich Reifenhersteller so ab 20.000 Stück zu einer Sondergröße durchringen könnten.

Gruß Robert

Stimmt, die Reifen sind ein echtes Problem, ein schweizer Händler hat zur Zeit noch Restbestände auf Lager. In einem Forum habe ich gelesen, dass in China passende Wulstreifen hergestellt werden, weil dort noch eine größere Anzahl von ähnlichen Fahrrädern unterwegs ist.

Wenn man allerdings die Preise sieht scheint es eine richtige Nachfrage nach diesen Fahrrädern zu geben. Manches Exemplar geht trotz einem Alter von 20-30 Jahren noch für mehrere hundert Euro weg. Für kaum benutzte Exemplare, die noch 1988 gefertigt worden sind zahlt man mitunter über 1000 Euro, vor allem wenn die originale Rahmentasche und die Lenkertasche noch dabei sind.

He, gute Idee!!!! Das Wulstreifenproblem ist ja schon angesprochen worden, man darf auch nicht vergessen, dass man dafür spezielle Felgen braucht und dass diese Reifen recht schwierig zu montieren (und demontieren) sind. Warum also nicht ordentliche Hohlkammerfelgen und Drahtreifen nehmen? Bei heutigen Pannenschutzreifen sind doch die Notlaufeigenschaften der Wulstreifen ohnehin eher ein Alibi, denn es ist halt immer noch besser, einen Luftreifen als einen Plattreifen zu fahren.
Gestängebremsen kommen gut, ein Kettenkasten wäre auch überlegenswert.
Und die Rahmentasche sollte auch nicht vergessen werden.

Sollte die Lösung nicht einfach »Armeefahrrad 93« heißen? Da könnte ich mir eine Neuauflage eher vorstellen.

Falk, SchwLAbt

Kannst Du das mal näher erklären? Gruß, Ralph

Such mal nach "Militärvelo 93"
Anfang der 90er hatte Villiger sogar einen scheibengebremsten Prototypen für die Armee entwickelt, vielleicht meint Falk auch den.
Gruß Florian

Hallo !

Bei Velo Zürich gibt es solche Räder als Occasion (Gebrauchtrad). Interessant sind die ausführlichen Fotos:
http://www.velo-zuerich.ch/?/velo-zuerich/velo/militaervelos/militaervelo.htm

Wenn ich an meinem Wohnort eine rückwärts eingesprungene Grätsche mache, stehe ich mit einem Bein in Holland (...Königreich der Niederlande heißt das natürlich korrekt). Hollandräder jedweder Coleur haben hier eine alte Tradition. Von z. B. Junckers, Quickrun (existieren leider beide nicht mehr), Batavus oder Gazelle gibts mit ein wenig Spürsinn immer noch sehr gute gebrauchte Räder zu kaufen, die konzeptionell den Militärrädern nicht unähnlich sind.

Für praktizierende Milchvieh-Bauern gab es übrigens (gänzlich unmilitärisch) spezielle Anbauteile, an die man Milchkannen anhängen konnte.

Bernd

Wie wärs mit dem Katz Reif?

Zeitgemässes Design für ein Reise- und Pendlerrad, finde ich. Gekapselter Antrieb, Rohloff, Disc, Nabendynamo, geschützt verlegte Kabel, keine Federung.

Insgesamt auf geringen Wartungsaufwand ausgelegt. Mir gefällts. Hat zwar nicht den Charme des Oldtimers....

Dieter

Na das Katzrad hat ja nun mit dem eingangs beschriebenen Rad nun gar nix mehr gemein.
Wenns denn durchaus was martialisches sein soll, dann wär vielleicht das (ebenfalls blockfreie) Militärcykel was: http://stigsmcmuseum.com/db/offentlig/visaSak.php?id=91
Gibt es auch neu zu kaufen in einer Zivilversion (Kronan: http://www.kronan.com/Cykel).
Die sind aber dann nicht mehr "made in sweden".
Gruß Florian

Hm, aber 559 mm-Felgen sind auch mit 54 mm breiten MTB-Reifen kein idealer Ersatz für die originalen 590 mm-Wulstreifen-Felgen/Reifen, die ja selber schon eher "zu klein" aussehen - man kann bequem zwischen Reifen und Schutzblech durchfassen ... Und 622 mm passen halt leider nicht. Ich versuch's jetzt gerade mal mit 584 mm (650 B), aber angesichts der "Seltenheit" dieser Rad-/Reifengröße ist das natürlich keine "realistische Option" für ein Reiserad.
Und: Ich find's zwar absolut bewundernswert, mit einem 24 Kilogramm schweren Rad ohne Gangschaltung auf weite Reisen zu gehen, aber nachmachen wollt' ich es wohl doch lieber nicht...

Schöne Grüße

Matthias

Moin,

26" Hollandräder haben (hatten) auch 590mm Felgen, aber vermutlich gibt es da auch nur (Edel)stahlfelgen, aber immerhin für Drahtreifen.

Gruß Robert

Hallo Schnellschalter,

kommt halt immer drauf an, was man damit machen will. Für die Stadt und einwöchige Touren sollte man alles so lassen, wie es ist.
Selbst der große abstand zw. Rad und Schutzblechen hat sich auf Jörgs Rußlandtour mehrmals zugesetzt (Schlamm).

Also um die Originalität zu wahren sollte man nicht dran ändern, Maloya-Wulstreifen bzw. die chinesischen Pendants sind ja noch erhältlich.

Das der Thread aber mit dem Thema Neuauflage Ordonnanzrad in Verbindung mit Radreise eingeläutet wurde, habe ich eine (in meinen Augen) Schwachstelle genannt - bzw. einen Verbesserungvorschlage gemacht.

Thomas

Hallo Thomas,
- ich seh' das differenziert: Ich hab' ein 1955er Exemplar, das natürlich im Originalzustand bleibt bzw. sogar "rekonstruiert" wird (das Rad ist von einer Brücke geworfen worden, etwa 7 Meter Fallhöhe auf gefrorenen Boden - München ist ein hartes Pflaster ...), aber dann gibt es da eben auch noch ein unkomplettes 1988er, das lange vandalisiert (eingetretene Speichen), geplündert und ohne Sattel im Freien gestanden hat (es gluckerte beim in-den-Keller-tragen so komisch im Rahmen - beim Umdrehen kam ein guter halber Liter (Regen)Wasser heraus ), und ein 1987er, das bei eBay preiswert zu haben war, weil ihm die Laufräder gestohlen worden waren (Berlin ist auch ein hartes Pflaster ... :D) - was soll man nun mit solchen "Halb-Leichen" machen ? Sie sind relativ "jung", also historisch definitiv noch nicht wertvoll, eine "originalgetreue" Rekonstruktion lohnt derzeit absolut nicht - aus meiner Sicht ist das doch eher "Bastelmaterial", und deswegen bekommt das eine nun schwarze Sachs-Trommelbremsnaben (gab es nur in Holland) mit Dreigang und schöne "altmodische" Rigida-650 B-Felgen (schwarz mit güldenen Zierlinien :)) - das wird dem "Charakter" des Rades schon gerecht und behebt drei Schwächen auf einmal: die beschränkte Reifenauswahl, die eher symbolische Bremsleistung der vorderen Reifenbremse , und die doch etwas problematische "Ganglosigkeit" In 650 B habe ich dann sogar noch schöne (NOS) Nokia-Spikesreifen (44 mm breit) ergattert - und voíla, fertig ist das Winterrad D.h.: fertig muss es erst noch werden, wie das immer so ist ...

Schöne Grüße

Matthias

Aber wiegt das gute Stück nicht weit über 20 kg? Die Militärvelos gibts immer wieder mal auf Fahrradbörsen, vielleicht auch in der Brockenstube (Trödelladen).

Viele Grüsse

Martin