Hallo zusammen,
unser Reiseziel für den Sommerurlaub dieses Jahr war quasi schon gesetzt. Bernd war vor 30 Jahren in Irland mit dem Motorrad unterwegs gewesen und hatte sich gewünscht, nun nach genau 30 Jahren noch mal nach Irland zu fahren, um zu sehen, wie es sich verändert hat. In seiner Erinnerung hatte der Dauerregen damals eingesetzt, als sie die Insel betreten hatten und erst aufgehört, als sie sie wieder verließen.
Meine eigene Irlanderfahrung beschränkte sich auf eine Interrail-Tour im Jahr 1991 und später nochmal eine Reise mit dem Auto in den späteren 90er Jahren. Also auch bei mir eine Weile her. Die Idee: von Cork aus die Küste entlang zu radeln und dann mal zu sehen, wie weit wir kommen. Ich hatte vorab ein paar Tracks erstellt, die letztlich aber nur zur Orientierung für Distanzen und zu erwartende Höhenmeter gedient haben. Mit der real gefahrenen Strecke hatten sie nicht viel zu tun denn wir haben viel spontan entschieden, welche Straßen wir fahren und wie weit wir die Küstenlinie ausfahren. Die Anreise erfolgte per Flugzeug nach Dublin und dann mit dem Zug weiter nach Cork.
Vorab schon mal gesagt: der ein oder andere mag das für keine „gültige Britta&Bernd“ Tour halten: wir fahren auf asphaltierten Straßen, es gab keine Ausfälle irgendwelcher Art und auch kein Unwetter, Dauerregen oder Schnee. Es war einfach ein total entspannter Sommerurlaub. Ich hoffe, es wird euch nicht langweilig.
Tag1: Von Berlin nach Dublin, 28 km Unser Flug geht gegen Mittag in Berlin ab und wir erreichen Dublin am frühen Nachmittag. Es stürmt heftig. Wir peilen für die erste Nacht den Campingplatz westlich von Dublin an. Die Hotelpreise erschienen uns außergewöhnlich hoch – selbst die Betten im Hostel-Schlafsaal sollten um die 80 Euro kosten – da war der Campingplatz für uns die bessere Variante. Vom Flughafen ist er knapp 30 km entfernt – zum Bahnhof sind es etwa 12 km.
Bei der Gepäckausgabe in Dublin erstmal große Erleichterung: alle Gepäckstücke sind vollzählig erschienen und beide Räder haben den Flug defektfrei überstanden. Es kann los gehen! Es ist sehr stürmisch draußen und wir müssen ganz schön strampeln, um vom Fleck zu kommen. Das kann ja heiter werden…
Imbisspavillion, der mit dem Wind kämpft.Wir steuern auf dem Weg einen Decathlon an, um noch eine Gaskartusche zu kaufen, erfahren aber, dass Gaskartuschen hier gar nicht im Sortiment sind.
Etwas überrascht fahren wir weiter, werden aber einige Kilometer später in einem kleinen Heimwerker-Bedarf fündig.
Den Weg zum Campingplatz hatten wir über möglichst grüne Wege gelegt – durch Parks und entlang von Kanälen – so dass wir uns gleich schon wieder mit den verschiedenen Varianten an Durchfahrsperren vertraut machen können.
Ansonsten fährt es sich eigentlich über weite Teile sehr hübsch, auch wenn wir schlappe 3 Stunden brauchen, bis wir endlich am Campingplatz ankommen. Sorgen wegen Gaskartuschen hätten wir uns jedenfalls nicht machen müssen – in der Camping-Küche stehen noch diverse angebrochene Exemplare, von denen wir auch noch eine mitnehmen.
Tag2: Von Dublin nach Garrettstown, 54 km Der Tag startet mit einem Produkttest. Wie im
Kaffee-Faden schon beschrieben kommt heute erstmalig der Tütenkaffee zum Einsatz.
Heiß-Wasser auf den Kaffee im Beutel, durch den integrierten Filter durchsickern lassen, trinken. Ich tauge als bekennende Nicht-Kaffeetrinkerin nicht dazu, ein Geschmacksurteil zu fällen, aber es hat wohl gut geschmeckt. Das ausspülen geht aber am einfachsten unter fließendem Wasser – also eher geeignet für den Campingplatz also zum Wildzelten. Die Tüte hat die kompletten drei Wochen wiederbefüllen mitgemacht, etwas fummelig war es aber schon.
Von Dublin ging es zunächst mal mit dem Zug nach Cork. Der starke Wind hat glücklicherweise nachgelassen und unsere Tasche mit dem ganzen Verpackungsmaterial für den Flug (Fahrradtaschen, Polsterfolie und Schaumstoff) können wir netterweise für die drei Wochen am Campingplatz lagern. Hier nehmen wir zum ersten Mal wahr, wie unkompliziert vieles in Irland ist. Auf die Frage, ob sie die Tasche für uns aufbewahren können kommt ohne Zögern ein: Ja klar, stellt sie ruhig da hinten hin. Ob sie noch einen Namen von uns brauchen oder wir die Übernachtung am Ende schon mal reservieren sollen – nö, nicht nötig. Wir könnten ja dann online reservieren, wenn es soweit ist.
Auf dem Weg zum Bahnhof: eines von vielen Plakaten zur mentalen und körperlichen Gesundheit, auf die wir im Lauf der Tour immer wieder treffen:
Im Zug gibt es reichlich Platz für die Räder und es ist eine sehr entspannte Fahrt.
Wir verlassen Cork und folgen kleinen Nebenstraßen direkt nach Süden. Wie kleine Nebenstraßen es auf den britischen Inseln oft an sich haben, sammeln sie ordentlich Höhenmeter und es geht nicht wirklich schnell voran. Unterwegs kommt uns eine deutsche Familie entgegen, mit der wir uns eine Weile unterhalten. Sie sind die Küste im Gegen-Uhrzeigersinn abgefahren und sind jetzt auf den letzten Kilometern. Von Cork und den ersten Kilometern zur Küste gibt es leider so gut wie keine Bilder. Der Verschluss des SD-Kartenfachs unserer Kamera, die zugegebenermaßen bei uns schon einiges mitgemacht hat, ist nicht mehr ganz in Ordnung. Da hatte sich die Karte gelöst und all die schönen Aufnahmen konnten nicht gespeichert werden.
Insofern hier nur einzelne Eindrücke der Handykamera die bestätigen, dass wir in Irland angekommen sind:
Einen Platz für das Zelt finden wir auf dem Campingplatz Garrettstown. Vor allem ein Caravan-Platz der aber auch einen kleinen separaten Bereich für Zelte und Campingbusse hat. Am heutigen Sonntagabend gibt es als besondere Attraktion von acht bis neun Uhr abends ein „Auto-Bingo“. Die Feriengäste bilden auf dem Parkplatz einen Auto-Kreis und statt „Bingo“ zu rufen wird gehupt. Was die Kinder, die hier mit ihren Eltern ihre Ferien verbringen mit riesiger Begeisterung machen. Wir bekommen es auf dem etwas separierten Platz glücklicherweise nicht ganz so doll mit, sind aber trotzdem froh, als dann um neun Ruhe einkehrt.
Tag3: Von Garrettstown nach Skibbereen 70 km Von Garrettstown wenden wir uns nach Westen. Wir folgen jetzt wo immer möglich den küstennahen Straßen. Kleine Sträßchen die nicht mit Höhenmetern geizen, aber viel Aussicht aufs Meer bieten.
Die Landschaft ist lieblich, hügelig und es ist sommerlich warm. Und die kleinen Straßen sind allesamt gesäumt von Brombeerhecken, die voll sind mit reifen Beeren. Wenn es nicht die Hügel sind, die uns ausbremsen, dann sind es all die Beeren um uns rum, die darauf warten, gegessen zu werden.
Man merkt, dass noch Schulferien sind. Durch die kleinen Orte, die wir zwischendurch passieren, schieben sich die Autokolonnen. Auf den Nebenstraßen ist es dagegen ziemlich leer und wir sind fast allein unterwegs.
Selbsthilfewerkstatt in Clonakilty:
Wir folgen nicht immer strikt den ausgeschilderten Radrouten, deswegen ist der Bodenbelag nicht immer ganz optimal. Aber das links und rechts sind alles Brombeeren!!!
Die Strecke ist insgesamt noch recht unspektakulär, aber trotzdem sehr schön.
Wir passieren ein ausgesprochen nettes Café mit leckerem hausgemachten Stiel-Eis und lassen uns für die Nacht auf dem kleinen Campingplatz in Skibbereen nieder.
Tag4: von Skibbereen nach Dunbeacon (Mizen Peninsula) 76 km Auch von Skibbereen weiter bleiben wir auf kleinen Nebenwegen bis wir wieder auf den EV1 treffen. Es geht weiter mit ordentlich vielen Höhenmetern. Das erlaubt aber immer mal wieder schöne Aussicht auf die Buchten mit ihren Muschelbänken.
An einem Gemeindehaus kommen wir an diesem Schild vorbei. Da schlägt mein Herz gleich höher. Auch wenn ich jetzt schon ein paar Jahre nicht mehr im Boot gesessen habe – mehr als 30 Jahre Rudern vergisst man nicht so einfach.
Mehr als die Höhenmeter bremsen uns aber auch hier die Unmengen an Brombeeren aus, die hier links und rechts des Weges wuchern.
Streckenrekorde brechen wir so wirklich nicht. Das ist möglicherweise das ein oder andere Mal auch der Tatsache geschuldet, dass ich bei der Vorbereitung zu Hause am Rechner immer wieder hübsche kleine Nebenwege ausgesucht habe die mit den dicken Ortliebs nicht ganz optimal zu fahren sind.
Allerdings bleiben solche Abschnitte diesmal wirklich die Ausnahme. Und wie schon anfangs gesagt: sehr bald lassen wir die Planung Planung sein und entscheiden spontan welche Straßen wir fahren.
Wir steuern jetzt den südlichsten „Finger“ der südwestlichen Küste Irlands an. Die Landschaft ist hübsch aber insgesamt immer noch nicht wirklich aufregend.
Je weiter wir aber zur Spitze des Fingers kommen, desto attraktiver wird es.
Seifenverkauf am Wegesrand:
Wir erstehen eine als Mitbringsel für zu Hause und schaukeln die die nächsten drei Wochen mit uns rum. Was zur intensiven Parfümierung der Ortliebs führt.
Campingplätze zu finden ist bisher gar kein Problem - auch diesen Abend findet sich wieder pünktlich zum Abend ein netter Platz. Und einen Rotwein, den wir – ihr ahnt es wahrscheinlich – ausschließlich wegen des Etiketts gekauft haben, gibt’s auch.
Tag 5: Von Dunbeacon nach Bantry (Sheep’s head peninsula) 74 km Ich gebe zu, wir sind im Trödelmodus. Bisher haben wir es noch keinen Tag geschafft, vor halb 10 den Campingplatz zu verlassen (und daran wird sich auch den Rest der Reise nicht viel ändern). Und auch Zweit- und Dritt-Frühstücke werden immer mehr zur Gewohnheit.
Heute steht die Fahrt zum Sheep’s Head an, der Spitze der nächsten Halbinsel.
Zunächst noch recht flach, zieht sich die Straße dann hinter dem Örtchen Kilcrohane langsam bergan. Wir sind kaum aus dem Ort raus, als Bernd plötzlich laut flucht: Der Schaltzug fürs Schaltwerk ist gerissen und ein Ersatzschaltzug ist nicht an Bord („wir sind ja nicht in der Wüste unterwegs…“). Als wir den Schaden begutachten, passiert uns ein britisches Radlerpärchen das wir in den letzten Tagen immer mal wieder getroffen haben. Einen Schaltzug haben sie aber auch nicht im Gepäck. So wird erstmal improvisiert und das Schaltwerk auf dem größten Ritzel mit einem Stein fixiert. Für die nächsten Bergwertungen müssen die Kettenblätter vorne ausreichen.
Was Bernd ganz nebenbei eine willkommene Entschuldigung liefert, auch weiterhin fröhlich Beeren zu futtern.
Es geht rauf zum Sheep’s head und dann in rasanter Abfahrt mit gigantischem Ausblick wieder runter.
Mehr und mehr zeigt Irland, dass es doch auch ganz schön spektakuläre Landschaft zu bieten hat. Mir gefällt’s immer besser. Eine Familie, die auf Rennradausflug ist, empfiehlt uns dann, es doch mal beim Fahrradladen in Bantry zu versuchen. Gesagt getan – aber nicht ohne vorher noch eben ein paar Beeren…. (ich sag nichts mehr
)
Gegen vier erreichen wir die Ortschaft Bantry. Der Radladen ist klein aber fein und die Kollegen dort sehr hilfsbereit. Dickes Dankeschön nochmal an dieser Stelle: Obwohl eigentlich schon geschlossen ersteht Bernd noch einen Schaltzug und bekommt das nötige Werkzeug geliehen, um den gerissenen Zug aus dem Schifter zu fummeln.
Ziel für heute dann der Campingplatz etwas nördlich von Bantry. Ein riesiger Platz voll mit Wohnmobilen, allerdings mit einem Logenplatz direkt am Meer nur für uns alleine:
Tag 6: von Bantry nach Allihies (Ring of Beara Teil 1) 66 km Auch heute ist es bereits halb 10 bis wir aufbrechen. Schon nach wenigen Kilometern kreuzt sich unser Weg wieder mit dem des britischen Radlerpaares, das wir in den letzten Tagen immer wieder mal getroffen haben. Wir radeln eine Weile gemeinsam, an einem längeren Anstieg muss aber zumindest ich die beiden (teilmotorisiert) ziehen lassen. Heute geht es auf die Beara-Halbinsel und sind uns noch unschlüssig, ob wir auch diese Halbinsel komplett ausfahren oder die Abkürzung über den Healy Pass nehmen. Da wir aber bisher jeden Küstenzipfel mitgenommen haben entscheiden wir uns für die Ringstraße.
Zunächst mal erscheint mir die Strecke nicht sonderlich spektakulär, es geht über sanft hügeliges Auf und Ab die Küste entlang. Letzter größerer Ort vor der Spitze der Halbinsel ist Castletownbere. Gelegenheit zu umfangreicher sportlicher Betätigung am öffentlichen Fitness-Gerät.
Leider trübt es sich im weiteren Tagesverlauf auch ziemlich ein und kaum dass wir den Ort verlassen bricht ein heftiger Landregen los. Es weht und fegt uns den Regen ins Gesicht, und auch die Landschaft wird, je weiter wir an die Spitze der Halbinsel kommen, immer karger und schöner. Sieht fast ein bisschen aus wie in Norwegen. Fotos gibt’s von diesem Abschnitt allerdings leider keine, da abermals die SD-Karte nicht korrekt saß und wir das bei dem strömenden Regen aber auch erst zu spät gemerkt haben. Am Strand in Allihies ziemlich am Ende der Halbinsel sehen wir einen kleinen Kaffeewagen. Mit Kaffee, Waffel und Kakao hocken wir uns in den Regen und schauen den anderen Urlaubern beim Baden im Meer zu. Gleich neben dem Strand gibt es eine große Wiese mit einigen Wohnwagen und Campingbussen. Die Kaffeeverkäuferin bietet uns dann an, uns doch im nebenliegenden Schuppen unterzustellen. Sie erzählt uns, dass der Farmer hier einen kleinen Campingplatz betreibt. Duschen und Toiletten gebe es auch. Hm, eigentlich wollten wir noch weiter fahren und eigentlich ist es auch erst halb fünf. Andererseits regnet und stürmt es immer noch und zieht es uns auch nicht so wirklich weiter… Die Entscheidungsfindung dauert nicht lang:
Tag 7: Allihies bis hinter Kenmare (Ring of Beara Teil 2) 88 km Der Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein und auf einmal sehen wir auch die schönen Berge um uns herum, die gestern noch in den Wolken festgesteckt haben. Wir begrüßen den Tag landesgemäß mit einem Teller Bohnen und einem Bad im Meer.
Schon nach wenigen Kilometern wird uns klar, dass es die goldrichtige Entscheidung war gestern nicht mehr weiterzufahren. Das was sich uns jetzt bietet ist rückblickend zweifellos einer der schönsten Abschnitte der ganzen Tour. Der Straßenverlauf ähnelt zwar einer Achterbahnfahrt, aber die Landschaft und die Ausblicke sind einfach nur spektakulär.
Sollte es euch also auch hierher verschlagen, dann sei euch dieser Abschnitt von Allihies bis Eyeries ganz besonders ans Herz gelegt!
Aber auch hinter Eyeries bleibt die Strecke traumhaft.
Je weiter wir wieder Richtung Osten kommen, desto flacher wird die Landschaft.
Und immer öfter werden wir jetzt von knatternden Oldtimer-Motorrädern überholt. Des Rätsels Lösung findet sich, als wir an einer Ausflugsgaststätte an einer kleinen Bucht ankommen. Wir sind mitten in einem Oldtimer-Treffen gelandet – quasi Forumstreffen mit alten Motorrädern. Bernd ist hin und weg von all den alten Schätzchen und so kehren auch wir hier auf ein Guinness ein und bestaunen das Spektakel in aller Ruhe.
Das Bier ist geschlürft und die Motorräder bestaunt und wir brechen wieder auf in Richtung Kenmare. Und je näher wir Kenmare kommen, desto mehr wird es an Verkehr.
Und Geisterräder gibt’s hier leider auch:
Kenmare selbst ist dann ein einziger Verkehrskollaps.
Wir steuern einen Campingplatz östlich des Ortes an, der aber, wie wir dann einmal dort angekommen feststellen, leider nicht mehr existiert.
So rollen wir noch ein paar Kilometer weiter auf den Ring of Kerry bevor wir uns an einem kleinen Seitensträßchen einen Platz fürs Zelt suchen.
Übrigens: rundum umgeben von:
Tag 8: Der Ring of Kerry bis zu den Kerry Cliffs 85 kmHeute steht eine der Top-Touristenattraktionen Irlands auf dem Programm: der Ring of Kerry. Ich muss gestehen, dass ich aus meinen früheren Irlandbesuchen kaum Erinnerung an den Ring of Kerry habe. Bernd entsinnt sich vor allem an sintflutartige Regenfälle. Ein bisschen Sorge haben wir, dass der Verkehr nerven könnte. Die erweist sich aber als recht unbegründet denn der hält sich überraschenderweise in Grenzen.
Abgesehen davon sind die Autofahrer heute für Radfahrer sensibilisiert denn offensichtlich findet hier auch eine Rennradveranstaltung statt. Im Laufe des Tages treffen wir auf Rennradler und Rennradlerinnen die mit unterschiedlichster Fitness und Geschwindigkeit unterwegs sind.
Die Strecke ist zweifellos schön, kann aber aus meiner Sicht mit dem gestrigen Tag nicht ansatzweise mithalten.
In dem kleinen, von Touristen recht stark frequentierten Örtchen Waterville überlegen wir sogar kurz, ob wir den äußersten Bogen der Halbinsel links liegen lassen – entscheiden uns aber dann doch für die Küstenstraße.
Eine gute Wahl, denn hier wird es nochmal richtig schön.
In dem Zusammenhang hier ein paar Eindrücke zum Thema wildzelten in Irland:
Auch hier im Forum wurde ja die Frage diskutiert, ob wildzelten in Irland gut oder schlecht zu machen sei. Unser Eindruck: Auch wenn wildcampen in Irland offiziell verboten sein sollte – es scheint wirklich keinen Iren zu kümmern. Mehrfach bekamen wir Tipps für gute Plätze zum Wildzelten und nicht nur einmal sahen wir Zelte am Strand quasi neben dem „Camping verboten“ Schild stehen. Campingbusse stehen sowieso überall rum wo es ein bisschen nett ist.
Auch das hier auf dem Bild war so ein „inoffizieller“ Campingplatz, auf den wir vom Kaffeebudenbesitzer hingewiesen wurden als wir ihn nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragten.
Auch die 3-köpfige Radler-Familie, die wir direkt am ersten Tag trafen, erzählte uns, dass sie die komplette Reise ausschließlich wild gezeltet hätten. Es ist also durchaus machbar, auch wenn es vielleicht etwas mehr Aufwand an Platzsuche und rumfragen erfordert als in z.B. Finnland oder Norwegen. Wir selbst haben hier trotzdem vor Allem auf Zeltplätzen übernachtet – einfach weil es die in so üppiger Auswahl und quasi überall gab, dass ich Skrupel gehabt hätte wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt nach einem guten Wildzeltplatz zu fragen. Aber selbst das hätte vermutlich keinen Iren verwundert.
Wir entscheiden uns aber heute erstmal fürs Weiterfahren. Und das heißt, es geht nochmal richtig stramm nach oben. Zunächst noch moderat, dann aber wirklich steil. Wer genau schaut kann den Straßenverlauf im Bildhintergrund schon erkennen.
Blick auf die Skellig-Inseln:
Kurz und knackig wie der Anstieg ist auch die Abfahrt auf der anderen Seite des Passes. In Schussfahrt geht es zu den Kerry Cliffs. Die liegen auf Privatgelände und sind nur gegen Eintritt zu besichtigen. Der Eigentümer ist recht geschäftstüchtig da er neben dem Zugang zu den Aussichtspunkten außerdem eine Campingmöglichkeit an den Klippen anbietet. Als wir noch überlegen, ob wir die 5 Euro Eintritt zahlen wollen, treffen wir auf einen australischen Radreisenden, der sich die Klippen grade angeschaut hat und meint es wären die best-investierten 5 Euro seiner Reise gewesen. Naja, also dann – nix wie hin. Inzwischen ist es kurz vor Sieben und wir nehmen gleich auch noch das Angebot wahr, unser Zelt direkt am Aussichtspunkt aufzustellen. Der kleine rote Punkt da im rechten Bild-Drittel:
Oder hier etwas deutlicher, der große rote Punkt im Bild.
Es ist zugegebenermaßen schon ziemlich schön, den Ort am Abend so ganz für sich allein zu haben – aber dabei bleibt es leider nicht. Denn obwohl wir hier direkt am Klippenrand im Wind stehen, haben wir das erste Mal auf der Tour ein richtiges Mückenproblem: Wolken von Kribelmücken die vor allem Bernd im Laufe des Abends in einen ausgewachsenen Streuselkuchen verwandeln.
Tag 9: Ring of Kerry 2. Teil: Kerry Cliffs bis Glenbeigh 52 kmAuch am Morgen umschwirren uns die Mückenwolken und wir blasen bald zum Aufbruch. In den letzten Tagen hat mein Knie wieder leicht angefangen zu zwicken – die kurzen steilen Anstiege machen sich doch bemerkbar. Drum wollen wir es heute etwas ruhiger angehen lassen. Heißt: Unsere erste Kaffeepause läuten wir schon nach 2 Kilometern am Hafen von Portmagee ein. Einem hübschen kleinen Ort, von dem wir über die Brücke nach Valentia-Island rüberfahren.
Valentia-Island ist entspanntes Fahren durch unaufgeregte Landschaft und üppiges Grün.
Wieder auf dem Festland geht es weiter durch ein Bilderbuch-Irland zum Campingplatz in Glenbeigh.
Und nein, das hier ist kein Unfall sondern: klar, Brombeersaft!
Tag 10: Glenbeigh nach Dingle 85 kmZiel für heute ist die nächste Halbinsel: die Dingle-Halbinsel. Zunächst trödeln wir auf Nebenstraßen langsam voran. Jeder kleiner Küstenzipfel wird mitgenommen.
Früh übt sich…Wir passieren Castlemaine und biegen ab in Richtung Dingle.
Die ersten Kilometer auf der Dingle-Halbinsel sind gelinde gesagt ätzend zu fahren. Die Straße ist schnurgrade und zur Hauptstraße gibt es keine Alternative. Ein bisschen Abwechslung gibt’s dennoch ab und zu.
Warum man aber mit dem Auto bis auf den Strand fahren muss, erschließt sich mir beim besten Willen nicht.
Erst ab Annascaul, etwa auf halber Strecke der Halbinsel haben wir wieder die Möglichkeit von der Hauptstraße abzufahren. Es geht wieder an die Küste und wird auch gleich wieder
steiler schöner.
Ziel für heute ist der Garten des Rainbow-Hostels in Dingle wo wir das Zelt aufschlagen und im nahen Städtchen zu Fish&Chips einkehren.
Tag 11: Von Dingle nach Banna-Beach 73 kmHeute steht als erstes der Conor-Pass auf dem Programm. Über fünf Kilometer zieht es sich mit sanften 6-7% nach oben.
Die Auffahrt lohnt sich und nach der schnellen Abfahrt finden wir uns erneut in einer Werbelandschaft für irische Butter wieder. Kühe über Kühe beäugen uns interessiert.
Damit es uns auf der Straße nicht zu langweilig wird, biegen wir ab und legen einen Teil der Strecke am Strand zurück. Natürlich mit Badepause im Meer – ist ja Urlaub!
Am Strand geht es leider nicht ewig weiter, aber auch die nächsten Kilometer können sich sehen lassen.
Leider lässt es sich irgendwann nicht mehr vermeiden und auf den letzten 10 Kilometer in Richtung Tralee bleibt uns keine andere Wahl als der N 86 zu folgen. Ziemlich voll und nicht schön zu fahren biegen wir schon vor Tralee am Ende der Bucht wieder ab und fahren weiter entlang der Küste.
Zunächst auf einem Wanderweg mit den damit einhergehenden kleinen Hürden aber schöner Aussicht.
Später dann weiter auf kleinen Straßen durch eine plötzlich komplett veränderte Landschaft.
In Ermangelung eines Campingplatzes schlagen wir unser Nachtlager direkt am Strand auf. Die Nacht soll trocken bleiben und das Zelt bleibt in der Tasche. Die Spaziergänger, die am Abend noch vorbeikommen gratulieren uns zu dem schönen Schlafplatz und wünschen uns eine gute Nachtruhe.
gleich geht's weiter...