Hallo!

Zurück von meiner heurigen Reise kann ich euch ein bisschen berichten, der eine oder andere Punkt wird Stöberern im Tread weiter helfen. (Ein richtiger Bericht mit Fotos & Co geht sich bei mir nicht aus.)

Bahnfahren mit Rad ist in Spanien, soweit ich es erlebt habe, wirklich nur mehr auf den langsamen Zuckelzügen möglich.
Auf der Strecke Barcelona-Tortosa gibt es fast im Stundentakt Züge, da ist gut weiter zu kommen.
Ab Tortosa habe ich den Radweg auf der stillgelegten Bahntrasse benützt, eine selten schöne Strecke für FreundInnen von stillen bis eher rauen Landschaften. Anfangs funktioniert die Tunnelbeleuchtung, wo nötig, später wurden die Solaranlagen dafür von Einheimischen zur eigenen Verwendung abmontiert. (So schade das ist, verstehe ich die Leute, die das machen, bis zu einem gewissen Grad. Wer die bittere Armut Mancher in den Bergen gesehen hat, kann verstehen, dass sie es wichtiger finden, selbst einmal ein bisschen elektrisches Licht zu haben, statt dass kaum befahrene Tunnel für Touristen damit beleuchtet werden. Für die gesamte Region ist das natürlich ein handfester Schaden, wenn dadurch sanfter Tourismus behindert wird!)
In den beiden längsten Tunnels mit Kurven an beiden Enden wurde ein Orientierungssystem mit kleinen roten Led-Lampen an den Wänden montiert, das zum Stehlen uninteressant ist, das dürfte wohl erhalten bleiben. Zum Tunnel-Durchqueren hat mir die kleine Stirnlampe (Tikka?) locker ausgereicht, zweimal habe ich halt im Mittelbereich ein paar Minuten geschoben. Eine Stirnlampe mit zu haben empfiehlt sich auch für Leute mit Nabendynamo o.Ä., falls einmal abgestoppt werden muss, um dann nicht völlig im Dunkeln zu stehen. Der Belag des Radweges ist Spritzasphalt mit Rollsplitt, gut zu fahren, wenn er auch höheren Rollwiderstand als normaler Asphalt hat.
Ich bin dem Radweg bis über Alcaniz hinaus (bis Puigmoreno) gefolgt. Unterwegs einkaufen war übrigens ein bisschen schwierig, untertags waren die Geschäfte zu, so hatte ich bald einen kalorienmäßig kargen Tag. Zwischen Valjunquera und Valdeagorfa endet der Radweg, und die Bahntrasse wird zur geschotterten Gemeindestraße.
Dann bin ich süwestl. durch weite Weizenfelder nach Andorra abgebogen. Ab Andorra ändert die die Landschaft, die Straße über Oliete und Muniesa führt durch immer höhere Berge (Höhepunkt: Puerto di Segura und Segura, ein Dorf, wo noch handgeschnitzte Schlösser Türen verschließen), viel Meseta, dazwischen Felder, die sich, als hätte sie Van Gogh gemalt, hineinschmiegen, weiche, runde Formen um kantige Felsen. Ich mag solche Landschaften. Zwischen Cortez de Aragon und Vivel del Rio Martin wird die Szenerie noch einmal alpiner. (Das war ein Tag, bei dem ich aus den untersten Gängen kaum herausgekommen bin: entweder langsamer Anstieg oder frei rollende Abfahrt)
Der dritte Tag wurde deutlich leichter: durch das nette Tal von Vivel nach Calamocha und über einen kleinen Pass zu den Lagunas, alles ziemlich flach und gut zu fahren. Am Ende gabs die schöne Abfahrt nach Nuevalos beim Monasterio di Piedra mit Campingplatz.
Dem Stausee entlang zum Jalon (schöner als die direkte Fahrt nach Calatayud) gibts laufend schöne Ausblicke, die Weiterfahrt nach Calatayud ist wegen der Autobahn kein Problem. Generell fahren die SpanierInnen für ÖsterreicherInnen überraschend friedlich und rücksichtsvoll, das bin ich gar nicht mehr gewöhnt. Bald nach Calatayud beginnt ein echtes Highlight der Route, der Durchbruch des Jalon zum Ebro. Auf einer fast menschenleeren Straße gehts durch eíne Schlucht, Adler kreisen oberhalb in Massen, für diese Landschaft lasse ich die Wachau, so schön sie ist, gleich ein paarmal stehen. (Und niemand kennts, kein reiseführer erwähnts...) In Morata de Jalon muss die Schlucht verlassen werden. Ein Stück nach dem Unterqueren der Autobahn ist die alte Überlandstraße erreicht, die nach La Almunia führt. Das aktuelle Problem dabei: Sie ist derzeit wegen des Tunnelbaues für die Hochgeschwindigkeitseisenbahn unterbrochen, wer ihr folgt, landet auf der Baustelle. Am Samstag konnte ich diese gut durchqueren, die Sache hat nur einen Haken: Es wird dort gesprengt. Wer hier in der nächsten Zeit durch will, riskiert also einiges an Ärger (Sprengmeister fürchten zu Recht Leute, die sich unkontrolliert in ihrem Bereich herumtreiben) bis Trümmern am Kopf, bei denen auch der Radhelm nichts mehr nützt.
Der Rest des Jalon zum Ebro war nett, aber nach dem bisher Durchquerten sowohl für Geist und Körper v.a. zum Ausrasten.
Bei Grisen war der Kanalbegleitweg gut zu finden. Er hat nur einen Haken: Er ist vom Jalon unterbrochen. 3 Möglichkeiten zum Weiterfahren nach Zaragoza bieten sich an: Wie ein Katzl am Viadukt des Kanals entlang zu balanzieren, mit ausgesprochen unerfreulichen Absturzmöglichkeiten auf beiden Seiten (der Viadukt ist hoch!), das Umfahren über Alagon (das ich gemacht habe, geht gut, ist aber nicht sonderlich lukrativ), oder, wahrscheinlich die beste Variante, das Verlassen von Grisen nach Osten, da gibt es laut einer lokalen Wanderkarte eine Brücke, von der aus der Kanal gefunden werden sollte. Die Weiterfahrt nach Zaragoza ist einfach und stressfrei, die Landschaft nicht eben aufregend.
Von Zaragoza bin ich in die Los Monegros abgebogen, aber nicht sonderlich weit gekommen. Aufgrund eines leichten Infektes habe ich Nasenbluten bekommen, das ich in der herrschenden Hitze nicht stoppen konnte, so musste ich zurück nach Zaragoza zum Krankenhaus radeln. Das hat meinen ganzen Plan natürlich über den Haufen geworfen. In diesem etwas fragilerem Zustand wollte ich nicht durch die sehr dünn besiedelten Monegros radeln und musste den Zug nach Lleida/Lerida nehmen.
Die Ebene östl. der Stadt ähnelt der Po-Ebene in vielem, so war ich froh, bald südöstl. in die Berge (im Bereich der Sierra de Montsant und S. de Roquetes) flüchten zu können. (Die Nase und die Infektion hatten sich wieder beruhigt.) Vom Monasterio de Poblet gings nach Osten über Montblanc nach El Pont d´Armentera und das folgende Tal nach Santa Coloma di Queralt hinauf, immer wieder Gegensteigungen, dafür ruhige, einsame Landschaften, wie ich sie mag. Von Santa Coloma bin ich östl. weiter durch die Berge nach Sant Sadurni geradelt, erst am Schluss war der Großraum Barcelona langsam zu spüren.
Über Avinyonet und Begues bin ich ganz ruhig und landschaftlich großteils schön nach Gava geradelt, von dort war es nicht mehr weit zum Campingplatz am Meer nahe dem Flughafen.
Die (etwa 20 Jahre alte) Michelin-Karte 1 : 400 000 hat übrigens gut ausgereicht, nur für einzelne knifflige Stellen habe ich aus Viamichelin kleine Kartenstücke am PC ausgedruckt, aber kaum gebraucht.

Vielleicht findet sich ja die eine oder andere Anregung für eigenen Planungen in meiner Beschreibung. Ich kann leider keine Fotos einfügen, derzeit habe ich sie noch nicht (ich fotografiere nach wie vor Dias, und diesmal hat mit der Dolm im Geschäft sogar nur Negativfilme angedreht, was ich mangels aufgesetzter Lesebrille erst in Spanien entdeckt habe. Aber da war ja vor mir sicher!). Fotos in den Text einfügen kann ich ja auch nicht.

liebe Grüße! georg