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#960241 - 28.07.13 09:29 ein Radreiseneuling auf dem Weserradweg
Seghal
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abwesend abwesend
Beiträge: 1.085
Dauer:6 Tage
Zeitraum:20.7.2013 bis 25.7.2013
Entfernung:452 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
Externe URL:https://plus.google.com/u/0/photos/115716584501864148932/albums/5905310670605336241

Das Vorgeplänkel:
In diesem Jahr hatte es sich bei mir festgesetzt, dass ich auch mal eine Radreise unternehmen möchte. Bisher hatte ich nur Tagestouren mit einer maximalen Streckenlänge von 65 km im extrem platten Terrain hier unternommen und auch nur selten mal zwei Tage in Folge. Also habe ich das Internet durchforstet nach Informationen, vor allem das Radreise-Wiki und dieses Forum. Für den Anfang sollte es etwas sein, was nicht allzu weit von zu Hause entfernt ist und etwas, von dem man wenn es nicht gut klappt, schnell mal mit dem Zug wieder zurück reisen kann. Die Wahl viel dann schließlich auf den Weserradweg, und zwar flussaufwärts ab Bremen. Dafür habe ich mir dann auch noch den Bikeline-Führer besorgt. Gezeltet habe ich seit meiner Jugend nicht mehr und die ist ja auch schon ein Weilchen her, aber ich habe mir dann ein Zelt von einem Bekannten geliehen. Der war auch schon öfter mal auf Radreise mit seiner Familie und hat daher auch ein kleines leichtes von Wechsel. Bei dem anderen Equipment brauchte ich nur wenig aufrüsten, vieles hatte ich schon, auch leichte, schnell trocknende Funktionsbekleidung. Kochen wollte ich nicht, die Strecke ist dicht genug besiedelt und touristisch erschlossen, dass es genug Einkaufsmöglichkeiten gibt und nicht allzu teure Möglichkeiten für eine warme Mahlzeit. Also habe ich dann alles was mir wichtig schien eingepackt. Das hat dann auch alles gut in meine Backroller und mein Rackpack gepasst. Das Gewicht habe ich nicht gewogen, aber es war schon recht ordentlich.

Tag 1: Oldenburg – Daverden
Für den ersten Tag hatte ich gleich ein festes Ziel, nämlich den Besuch bei meinem Vater in meinem alten Heimatdorf. Außerdem gibt es keinen durchgängig beschilderten Radfernweg auf der Route. Ich wollte zudem ab Bremen auf dem Weserradweg einsteigen, so dass ein kleiner Umweg von ca. 10 km auch noch sein musste. Also habe ich mir per GPSies mit Hilfe der OCM eine Route von knapp 94 km gebastelt und mich dann von meinem Handy mit OSMand navigieren lassen.
Morgens um 9.00 Uhr war das Rad schließlich bepackt und ich fahre bei etwas kühler Witterung erst auf einer ruhigen Nebenstrecke durch die fast leere Stadt. Beim Anblick des Verkehres in der Innenstadt denke ich mir dann, dass ich auch an der Hauptstraße hätte fahren können. Da fallen mir dann aber auf dem weiteren Weg die Bordsteinabsenkungen ein, da ich hier einige überwinden muss. Das schwere Rad ist anfangs recht ungewohnt, vor allem in Kurven, fährt sich aber sehr stabil und das Mehrgewicht merke ich nur beim Anfahren. Unterwegs merke ich dann, dass ich nicht immer eine gute Wahl getroffen habe, was die Wege angeht. Einige erweisen sich als schmale Waldwege oder recht holprige Feldwege entlang eines Kanals.

Kurz vor Hude gibt es den verzeichneten Weg durch ein Waldstück dann zur Krönung gar nicht und ich umfahre den Wald dann auf dem Radweg an der Hauptstraße. Unterwegs sind mir hier und da auch Hinweisschilder auf den Radfernweg Groningen-Oldenburg-Bremen begegnet. Westlich von Oldenburg sind die mir noch nie begegnet. Trotz aller Widrigkeiten komme ich dann aber gut in Hude an und gucke mir dort kurz die Klosterruine an. (Ich hätte natürlich ab dem Oldenburger Stadtrand auch der Radweg-Beschilderung Richtung Hude folgen können, aber ich bin ja manchmal auch Stur, wenn ich mir was ausgedacht habe.) Zwischendurch ist es angenehm warm geworden, so dass ich etwas Kleidung ablege.

Hinter Hude wird die Strecke dann auch ein klein wenig welliger, aber nichts, was mich vor Probleme stellt. Da die Ortsdurchfahrt von Delmenhorst echt gruselig ist, hatte ich mir eine Umgehung am nördlichen Rand ausgedacht. Mit der habe ich einen Volltreffer gelandet. Es geht durch einige nette kleine Dörfer und auf guten Wegen durch ein paar Wälder. Hier macht es richtig Spaß zu fahren. Das Stück durch Bremen dann ist nicht sonderlich schön. In Huchting geht es noch einigermaßen, aber ich fahre halt weite Strecken entlang einer Hauptstraße. In Grolland wird dann zwar der Verkehr weniger, aber dafür ist es dank Gewerbegebieten und schlechter Wege deutlich schlimmer zu fahren. Hier bemerke ich dann ein kratzendes Geräusch hinten, kann das zunächst aber nicht genauer lokalisieren. Etwas später weiß ich dann, was es ist, als sich der Gepäckträger nach hinten verabschiedet. Ich lade also das ganze Gepäck ab und gucke mir das Problem genauer an. Die Muttern am Gespänge zum Rahmen haben sich gelöst und ich habe natürlich genau den dazu passenden Maulschlüssel nicht dabei. Ich versuche den Gepäckträger also wieder raufzuschieben und zumindest noch etwas weiter zu kommen. Nach wenigen 100 Metern rutscht er aber wieder ab. Genervt lade ich also wieder ab und schiebe das Ding wieder rauf. Diesmal aber mit deutlich mehr Schmackes, so dass er auch deutlich stärker klemmt. Am Mittag erreiche ich schließlich das Zentrum von Bremen und mache auf der Weserpromenade meine Mittagspause mit Broten, die ich mir morgens zu Hause noch geschmiert hatte. Ich überlege mir, ob ich nicht noch einen Fahrradschrauber aufsuchen soll und suche mir schon mal einen per Schlaufon raus. Da sich das Teil aber auf den letzten paar Kilometern nicht mehr bewegt hat, bin ich mutig und fahre so weiter.

Als ich weiter fahre, fällt mit dann nach ein paar Metern schlagartig ein, dass samstags ja immer Flohmarkt auf der Promenade ist. Ich steige als ab und schiebe etwas Missmutig mein Rad durch die Menschenmassen. Nachdem ich oben auf der Rampe hoch von der Promenade ankomme, kann ich auch endlich wieder aufsteigen und nach einem kurzen Stück über die Erdbeerbrücke wieder die linke Weserseite erreichen. Danach dann noch über die Ampel und dann bin ich endlich wieder auf einem Radweg abseits der Straße. Hier fährt es sich dann richtig toll auf dem Deich an der Weser auf tollem Untergrund und mit tollem Ausblick. Zwischendurch bin ich nur einmal kurz verwirrt, als wegen wenigen Metern Feinschotter ein Hinweisschild auf schlechte Wegstrecke auftaucht. Bei uns in Oldenburg sind die Feinschotterwege normal und auch in keinem so guten Zustand wie dort und dafür werden nicht extra solche Schilder aufgestellt.
Als ich Bremen verlasse fällt mir dann zum ersten Mal so richtig der Gegenwind auf. Was ich noch nicht weiß, aber ahne: Dieser wird mein ständiger Begleiter auf der ganzen Tour werden. Hier fahre ich dann längere Zeit hinter dem Deich lang, bis die Strecke schließlich kurze Zeit später nicht mehr jede Flusswindung mitmacht und sich etwas weiter von diesem entfernt. So richtig schön ist der größte Teil dieser Strecke allerdings nicht, man entgeht auch nicht immer dem Verkehr. Als ich Thedinghausen erreiche merke ich dann auch inzwischen die bisher geleistete Strecke und mache am Erbhof nochmal wieder etwas länger Pause.

Es sind allerdings keine 20 km mehr bis zum Tagesziel, so dass ich dann auch bald weiter fahre. Den Schlenker des Weserradweges über Achim und Verden hatte ich schon von vornherein nicht eingeplant. Da ich in der Gegend aufgewachsen bin, kenne ich das ja alles in und auswendig. Ich fahre also eine Abkürzung und nicht in Achim, sondern erst eine Brücke weiter in Intschede über die Weser. Außerdem ist der Aufstieg die Geestkante hoch nach Achim schon ziemlich steil und auch länger als der von mir angepeilte. An der Abzweigung nach Achim denke ich dann, dass das wohl grundsätzlich eine gute Wahl war, die Brücke ist nämlich gesperrt wegen Baumaßnahmen um den Übergang hochwassersicher zu machen und an den Schildern kann man kann man nicht erkennen, ob Fahrräder die Strecke passieren können. (Am nächsten Tag erfahre ich dann, dass man mit dem Rad da lang kommt.) Etwa 15 km vorm Ziel geht es mir dann richtig schlecht und ich schleppe mich nur noch langsam voran. Auch die zusätzlichen Pausen zur Flüssigkeitszufuhr (mache normalerweise alle 30 Min. eine Trinkpause) ändern da nicht viel dran und an den Süßkram in meinen Taschen denke ich komischerweise nicht. Netterweise gibt es hier auch kilometerweit überhaupt keinen Schatten. Bis zur einspurigen Brücke und auf diese hinauf quäle ich mich dann irgendwie. Die Pause dort oben wegen roter Ampel kommt mir dann wie gerufen. Als diese umspringt auf grün lasse ich erst mal die vielen Autos vorbei (die andere Brücke ist ja gesperrt) und halte dann noch etwas den Gegenverkehr auf. Die Abfahrt ist leider sehr kurz und danach folgt gleich wieder ein Aufstieg zur nächsten Brück über einen Kanal. Der Anstieg geht noch einigermaßen, aber das schlimmste steht mir ja noch direkt am Schluss bevor: Der kurze, aber knackige Anstieg hinauf ins Dorf. Bei dem bin ich dann schon so fertig, dass ich vorne aufs kleine Blatt gehen muss. Oben angekommen rolle ich dann die letzten paar hundert Meter zu meinem Tagesziel. Dort bin ich dann froh, dass ich gleich gut versorgt werde mit Zuckerbrühe, einer Dusche und später mit einem ordentlichen Abendbrot. Das ist halt der Vorteil, wenn man einen seiner nächsten Verwandten besucht.

Tagesstrecke: 98 km
Fahrtzeit: irgendwas knapp über 5:30 h (hatte kein Tracking aktiv und das nicht vom Tacho abgeschrieben)
Wetter: heiß, sonnig, teilweise Gegenwind
Pannen: 2 (Gebäckträger)
Übernachtungskosten: €0,00 (Verwandtschaft)


Tag 2: Daverden – Nienburg
Da gestern die Strecke ja doch etwas zu lang für mich war, habe ich mir dann für diesen nur ca. 60 km bis Nienburg vorgenommen. Außerdem ist ja Sonntag und da ich bei meinem Vater übernachtet habe, will ich ja auch gemütlich mit denen frühstücken. Nach dem Frühstück repariere ich dann noch vernünftig meinen Gepäckträger (der übrigens auf dem Restweg gestern gut gehalten hat). Die beiden Haltemuttern waren doch sehr lose. Den passenden Maulschlüssel nehme ich zur Sicherheit mit. Mein Vater hat da eh noch zwei weitere von. Um 11.00 Uhr sitze ich dann schließlich auf dem Rad. Heute will ich dann auch nur auf dem Weserradweg fahren und mich an den Schildern orientieren. Das Navi aktiviere ich also nicht, dafür aber das Tracking. Zunächst nehme ich aber eine kleine Abkürzung über Intschede und Amedorf. Nach Verden muss ich nicht, da bin ich schließlich 7 Jahre zur Schule gegangen und ich spare so rund 5 km. Ich rolle also gleich am Anfang den Abhang hinunter, auf den ich mich gestern Nachmittag herauf gequält hatte. Das macht dann doch gleich mehr Spaß. Auf der Brücke ist am Sonntagmorgen auch deutlich weniger los, so dass ich heute da kein Verkehrshindernis darstelle. Ab Oiste bin ich dann auch auf dem regulären Weserradweg und auch in richtig unbekanntem Terrain, südlich davon war ich nämlich noch nie mit dem Fahrrad. Über die Dörfer rollt es sich auf kleinen Nebenstraßen angenehm dahin. Die Beschilderung des Weserradweges ist hier wirklich hervorragend, nie kommen irgendwelche Fragen auf, wo man denn hin müsste. Schatten ist in der Marschlandschaft leider wieder Mangelware. Der Gegenwind ist auch wieder da, stört aber nicht sehr stark.

Zur Mittagszeit bin ich in Hoya. Als ich dort an einem Schild ‚Fahrradrastplatz‘ vorbei komme, entscheide ich mich dort anzuhalten und mein Mittag einzunehmen, mein wieder am Morgen geschmiertes Brot. Dort begegnet mir auch die erste nennenswerte Zahl an Reiseradlern auf der Tour. Der Rastplatz gehört zu einem Eiscafé und liegt etwas erhöht direkt an der Weser. Ein Sonnensegel bringt auch etwas Schatten in der Mittagssonne. Endlich kann ich den Fluss auf mal etwas betrachten. Es tuckern ein paar Binnenschiffe vorbei und ich habe direkten Blick auf das Schloss.

Diesmal mache ich auch etwas länger Pause. Danach geht es dann quer durch Hoya unter anderem an der Hauptstraße entlang. Hinter dem Ort geht es aber wieder über sehr ruhige Nebenstraßen. Nur wenige Kilometer weiter mache ich in Bücken die nächste kleine Pause. In die Kirche komme ich allerdings nicht rein, wegen Renovierung geschlossen.

Im Weiteren geht es dann ähnlich weiter mit wenig Schatten, vielen Feldern und Wiesen und nur ganz selten so nah an die Weser ran, dass man sie erahnen kann. Ab Sebbenhausen geht es dann entlang eines Schleusenkanals. Die Streckenqualität ist da leider nur mäßig, es geht ein paar Mal an Straßen leicht auf und ab und die Auf- und Abfahrten sind mit grobem Kopfsteinpflaster versehen. In Marklohe lotst einen die Beschilderung dann einmal quer durch das ganze Dorf. Das fällt mir aber erst beim Blick auf die Karte auf. Die benötige ich nämlich, da am Ende des Dorfes plötzlich die Beschilderung des Weserradweges fehlt. Ich finde dann aber den richtigen Weg und etwas weiter ist dann zumindest Nienburg ausgeschildert. Jetzt geht es über geschotterte Wege mit vielen Abzweigungen durch die Felder und Wiesen. Landschaftlich nicht sonderlich spektakulär, aber doch etwas schöner als vorher. Irgendwann geht es dann in einen Wald. Dort ist es wirklich schön und auch trotz Waldweg gut zu fahren. Ich bin dann auch endlich mal wieder an der Weser gelandet. Als ich an der ersten Weserbrücke dann Nienburg erreiche, ist auch endlich wieder der Weserradweg ausgeschildert. Nach wenigen gewerblichen Gebäuden erreiche ich dann die Innenstadt von Nienburg. Es ist mitten am Nachmittag also entscheide ich mich in ein Café zu gehen. Direkt vor der Fußgängerzone lockt mich ein nett aussehendes, unter vielen Bäumen gelegenes und ich genehmige mir dort ein Eis und ein Malzbier. Ich rolle dann noch durch die schöne Altstadt zum direkt am Weserradweg gelegenen Naturfreundehaus. Ich hatte ursprünglich vorgehabt, dort mein Zelt aufzuschlagen. Aber als ich dann von den sehr günstigen Preisen höre entschiede ich mich spontan ein Zimmer zu nehmen und auch das Frühstück. Frisch geduscht fahre ich dann am Abend noch mal in die Stadt rein um noch ein Fotos zu machen und auch was zu essen. Als ich den Hinweis zum großen gelben M sehe, entscheide ich mich da hinzufahren. Am Naturfreundehaus ist der UMTS-Empfang sehr schlecht und beim M gibt’s ja schließlich WLAN. Das erweist sich jedoch als Trugschluss, trotz Hotspot-Hinweis-Aufklebern findet mein Tablett dort kein WLAN. Aber immerhin ist dort der UMTS-Empfang ganz ordentlich. Am Ende des Tages sitze ich noch draußen auf der Terrasse des Naturfreundehauses und plane meine Strecke für morgen. Ich fühle mich heute Abend auch richtig gut. Dort komme ich dann noch ins Gespräch mit einem anderen Radreisenden, der mit seinem Sohn unterwegs ist. Überhaupt sind sehr viele Radreisende dort. So klingt der Abend nett aus.


Tagesstrecke: 68 km
Fahrtzeit: 3:45 h
Wetter: heiß, sonnig, Gegenwind
Pannen: 0
Übernachtungskosten: €21,00 inkl. Frühstück (Naturfreudehaus Nienburg)

Tag 3: Nienburg – Porta Westfalica
Heute geht es deutlich früher los. Beim offiziellen Frühstücksbeginn um 8.00 Uhr bin ich dann auch unten und um 9:15 Uhr sitze ich dann auch schließlich auf dem Rad. Nach den Erfahrungen der letzten beiden Tage habe ich mir vorsichtig vorgenommen, bis Minden zu kommen und dann mal zu gucken, ob es noch weiter geht. Allerdings gibt es zwischen Petershagen und Porta auf ca. 30 km keinen Campingplatz und bis zu ersterem ist es mir mit rund 50 km die Strecke doch deutlich zu kurz. Da wäre ich dann ja schon mittags. Ich bin schnell aus Nienburg raus, allerdings auch gleich wieder recht weit von der Weser weg. Ich rolle wieder auf flacher Strecke an Wiesen und Feldern (hier viel Spargel) vorbei und auch mal durch kleinere Waldstücke und kleine Dörfer. Alles aber weiterhin recht unspektakulär. In Leeseringen lege ich dann eine kleine Ehrenrunde ein, weil der Weserradweg an einer Kreuzung mehrfach ausgeschildert ist und ich zu blöd bin auf die normalen Fahrradwegweiser zu gucken. In Estorf gucke ich mir dann noch kurz das historische Scheunenviertel an. Kulturhistorisch wohl etwas Besonderes, aber architektonisch entspricht das dem üblichen Stil für Scheunen an der Mittelweser (zur Erinnerung: Ich bin an der Mittelweser aufgewachsen).

Auf das ehemalige Kloster Schinna habe ich keine Lust und fahre nicht in den Ort hinein sondern weiter auf der Hauptroute des Weserradweges. Der Umweg wäre allerding nur sehr klein gewesen. Unterwegs komme ich der Weser sogar ein paar Mal recht nahe. Allerdings muss ich auf der Rückseite des Deiches bleiben. Dort gibt es dann öfter mal Windschatten. Dummerweise fällt da dann auch die leichte Kühlung des Windes weg. Dann doch lieber wieder den Gegenwind. So stark ist der dann ja auch nicht und als Norddeutscher ist man den eh gewöhnt. Am Ortsrand von Schlüsselburg gibt es dann das nächste Scheunenviertel. Aber das ist dem vorherigen natürlich sehr ähnlich.

Was mir auf dem Weg heute vor allem auffällt, sind viele Kieswerke und Kraftwerke. Einmal geht es sogar direkt unter den röhrenden Förderbändern hindurch. Petershagen ist dann schließlich der nächste erwähnenswerte Ort. Dort ist es tatsächlich ganz nett und es ist auch zumindest ein bisschen was los. Ich gucke auf die Uhr. Es ist kurz vor zwölf und ich denke mir, dass ich dann wohl in Minden Mittag essen könnte. Die 20 km sind ja in einer Stunde zu schaffen.

Kurz hinter Petershagen komme ich dann endlich mal wieder richtig an die Weser. Die Strecke verläuft dort über mehrere Kilometer bis zum Wasserstraßenkreuz direkt am Wasser. Das ist wirklich sehr schön zu fahren dort. Kurz vor Minden bekomme ich dann allerdings dann noch einen kleinen Hungerast. Morgen werde ich dann also früher essen. Aber nun hat es keinen Zweck mehr. Es gibt es in der Stadt wieder was zu futtern und so fahre ich mit etwas verminderter Kraft bis da hin. Dort stelle ich mein Fahrrad in die Tiefgarage am Dom und darf mein Gepäck beim Aufsichtspersonal lagern. In der Stadt dauert es natürlich etwas, bis ich was gefunden habe, wo ich was essen möchte. Ich esse schließlich einen Döner, der sich aber als sehr mächtig heraus stellt. Nach dem Essen schlendere ich dann schließlich gemütlich durch die schöne Innenstadt. Gut dass ich das ohne Fahrrad mache, die ist nämlich sehr hügelig und es gibt auch einige Treppen.

Ich nutze schließlich noch die dortigen Einkaufsmöglichkeiten, um mich für den Abend zu versorgen. Ich trinke auch noch deutlich mehr als gestern und führe auch mehr Kohlenhydrate zu. Die Mittagspause lasse ich heute auch recht lang werden. Ich fühle mich nach der Pause noch recht fit und werde also noch bis zum Campingplatz in Porta weiter fahren. Ich steuere immer in Wassernähe auf den Weserdurchbruch zu. Nach oben zum Denkmal fahre ich allerdings nicht, dafür fehlt mir als Flachländler die Kraft und der Tag ist ja auch schon etwas älter.

Am Bahnhof von Porta verlasse ich über die dortige Brücke schließlich die Hauptroute. Der Bahnhof hat übrigens auch eine recht interessante Lage direkt am Fels. Die Nebenroute ist da dann aber auch wieder sehr gut ausgeschildert, so dass die Orientierung kein Problem ist. Nach ein paar Kilometern lande ich dann schließlich am direkt am Weg gelegenen Campingplatz. Dieser ist ziemlich modern ausgerüstet und zu ihm gehört auch ein Freizeitbad an einem See. Dementsprechend rennen da auch sehr viele Ausflügler im Eingangsbereich rum. Ich bekomme eine Parzelle zugewiesen in dessen Bereich auch noch ein paar andere Radler sind. Diese liegt in der prallen Sonne und ich komme beim Zeltaufbau doch noch etwas ins Schwitzen. Der Aufbau gelingt aber doch recht Problemlos, vor allem wenn man bedenkt, dass ich das seit 25 Jahren nicht mehr gemacht habe. Ich bemerke dann aber gleich, wie schnell sich so ein Zelt doch in der Sonne aufheizt. Also werden erst mal alle Lüftungsmöglichkeiten geöffnet und ich verziehe mich zum Ausruhen mit meiner Matte auf die gegenüberliegende, völlig leere und im Schatten liegende Parzellenreihe. Ein älteres Pärchen aus den Niederlanden hat sich auch dahin verzogen, aber ein richtiges Gespräch mag nicht aufkommen. Die anderen Radler sind grad nicht da, ich vermute die sind im Schwimmbad (dies wird sich später bestätigen). Ich habe keine Lust zum Schwimmen. Es wird da sicherlich auch extrem voll sein. Ich gehe also Duschen und bekomme beim Betreten des Sanitärgebäudes erst mal einen Hitzeschlag. Dort ist es nochmal deutlich wärmer als draußen (da sind es 35°C). Die Lüftungsanlage hat große Mühe das zu bewältigen, da muss wohl an der Isolierung ganz gut gespart worden sein. Ansonsten ist der Sanitärbereich aber top. Es ist alles ziemlich neu, sehr sauber und es gibt reichlich Dusch- und Waschkabinen. Die Abrechnung erfolgt hier minutengenau elektronisch über eine Karte, die ich bei der Anmeldung bekommen habe. Da ich nicht so übermäßig lange dusche, sind es bei mir am Ende €0,67 dafür. Durch die Hitze habe ich keinen großen Hunger, so dass ich nur eins der zwei gekauften Brötchen runter bekomme. Aber ich habe noch Durst und gucke mich noch nach etwas Kühlem um. Die Gaststätte hat leider am Montag (also heute) Ruhetag und beim Kiosk ist auch keiner zu sehen. Aber über die Rezeption soll man laut Aushang da doch noch einkaufen können. Dummerweise ist da auch gerade keiner. Nach einer Weile Beine in den Bauch stehen taucht dann aber doch noch jemand auf und ich versorge mich mit flüssigen Kohlenhydraten. Die anderen Radler direkt neben mir sind inzwischen auch am Zelt und meines liegt inzwischen im Schatten. Die beiden sind sehr mit kochen und sich selbst beschäftigt. Da kommt dann also auch kein Gespräch auf. Ich lasse den Abend dann also mit lesen und Musik hören ausklingen und verziehe mich als es dunkel ist dann in mein Zelt.


Tagesstrecke: 80 km
Fahrtzeit: 4:15 h
Wetter: sehr heiß, sonnig, Gegenwind
Pannen: 0
Übernachtungskosten: €15,17 (Campingplatz Großer Weserbogen)


Tag 4: Porta Westfalica – Bodenwerder
Trotz nächtlicher rein-aus-dem-Schlafsack-rein-in-den-Schlafsack-Wechselei wache ich morgens ausgeruht auf. Neben mir wird schon eingeräumt, aber die anderen Radler sind auch nicht viel weiter als ich. Zum Frühstück gibt es das übrig gebliebene Brötchen von gestern und den Rest Limo. Das Abbauen und einpacken geht dann recht flott. An der Rezeption muss ich noch etwas warten, bis meine Abrechnung erledigt wird (hier bezahlt man am hinterher). Um neun bin ich dann schließlich wieder unterwegs. Für heute habe ich mir eine Taktik mit mehreren Endpunkten zurecht gelegt, an der Oberweser gibt es ja reichlich CPs. Bad Oeynhausen hatte ich gestern aus fahrttechnischen Gründen links liegen gelassen, aber auch heute habe ich keinen Drang nochmal ein Stück zurück zu fahren. Kurz nach dem Start lande ich irgendwie auf einer etwas hügeligen Nebenroute. Das ist dann gleich am Morgen etwas anstrengender. Ich lande dann aber schlussendlich doch wieder auf der normalen Strecke und fahre gemütlich meist etwas weg von der Weser lang, aber manchmal sehe ich auch das Wasser. Als ich in Rinteln einrolle ist die perfekte Zeit für ein zweites Frühstück. Inzwischen kommen mir auf der Strecke auch reichlich Radler entgegen. Am Anfang der Fußgängerzone ist auch gleich ein Bäcker. Bei dem versorge ich mich mit Kakao und einem Apfelberliner und verschlinge beides genussvoll auf einer der zahlreichen Sitzgelegenheiten in der Nähe. Anschließend schiebe ich mein Rad noch etwas durch die schöne Altstadt. Man darf dort zwar auch mit dem Rad fahren, aber es ist schon recht viel los dort und zum Fotografieren ist auch praktischer, wenn man nicht ständig absteigen muss.

Auf dem folgenden Stück kommt man auch wieder sehr häufig direkt ans Wasser, was mich sehr freut. Hessisch Oldendorf (welches nicht in Hessen liegt) lasse ich links liegen und lande schließlich an der Stiftskirche in Fischbeck.

Da es 12.30 Uhr ist gehe ich in das direkt danebengelegene Café. Ich will ja nicht schon wieder zu spät essen. Heute bestelle ich mir ein paar Nudeln. Diese laufen unter kleine Gerichte, stellen sich dann später aber als normal große Portion heraus. Nachdem ich bestellt hatte, fallen mir diverse auf der Karte genannte Zusatzstoffe auf. Bei meinem bestellten Gericht stehen zwar keine, aber mir schwant böses, was die Kochkünste in dem Laden angeht. Die Befürchtungen bestätigen sich leider. Es schmeckt sehr nach irgendeinem Fix-Produkt. Dabei ist es doch so einfach, eine Bolognese ohne den Quatsch zu kochen. Nach der kulinarischen Enttäuschung fahre ich weiter ins nicht weit entfernte Hameln, auch wieder zum großen Teil am Wasser. Dort fallen mir die Fahrradboxen auf. Nur nützen die mir nichts, da ich kein Bügelschloss dabei habe. Nach etwas Geschiebe mache ich schließlich das gleiche wie die meisten anderen Radtouristen. Ich stelle meine Fuhre einfach an einem geeigneten belebten Platz ab. An dem schweren Ding wird sich schon keiner vergreifen. So flaniere ich also ganz entspannt durch die schönste Stadt dieser Tour. Am Ende genehmige ich mir dann schließlich einen Eiskaffee und decke mich mit Vorräten ein. Dabei fällt mir auf, dass die Preise für Eis hier doch eine ganze Ecke niedriger sind als bei mir zu Hause in Oldenburg.

Nach der längeren Pause am frühen Nachmittag fahre ich schließlich weiter. Der Tag ist noch jung und ich fühle mich gut, also wird es wohl der übernächste oder sogar erst der überübernächste CP werden. Die folgende Strecke ist echt schön. Sie führt sehr viel am Wasser entlang und die Berge kommen auch immer näher. Nach einer Weile komme ich schließlich am AKW Grohnde vorbei.

Etwas weiter komme ich auch mitten durch einen der in Erwägung gezogenen CPs. Aber ich fühle mich noch fit, der Platz sieht nicht besonders toll aus und weniger als 3 km vom AKW nächtigen muss ja auch nicht sein. Am Ende lande ich dann schließlich auf dem Campingplatz am Ende von Bodenwerder. Der liegt sehr schön direkt an der Weser. Man kann sich für sein Zelt einfach irgendeinen freien Platz suchen. Ich entschiede mich für einen zwischen einer kleinen Kirsche und einem anderen Radler. Mit den gegenüberliegenden (Dauer?-)Campern entsteht auch gleich ein nettes Gespräch. Der Zeltaufbau läuft heute noch etwas flotter und auch etwas perfekter als gestern. Auf diesem Platz sind auch wieder viele Radler.
Ich gehe danach zunächst einmal am Kiosk / an der Gaststätte was trinken. Sitzen kann man da nur draußen oder in Pavillons, aber das stört bei dem Wetter ja kein Bisschen. Schließlich ist es auch Zeit zu duschen. Der Spaß läuft hier über Marken und kostet €1 für 10 Minuten. Für mich reicht die Zeit. Am Abend habe ich noch weniger Hunger als gestern und esse zunächst gar nichts. Ich setzte mich ans Wasser und komme mit dem neben mir campierenden Radler ins Gespräch. Der ist schon sehr erfahren und schafft auch Kilometerleistungen, von denen ich nur träumen kann. Wir unterhalten uns sehr lange über meine Ansätze und seinen Erfahrungsschatz. Als die Sonne weg ist, begeben in unsere Zelte. Mir fällt da noch auf, dass meine Wäsche leider noch sehr feucht ist. Durch einen direkt gegenüberliegenden Berg liegt der CP nämlich sehr früh im Schatten. Jetzt habe ich doch noch etwas Hunger und esse zwei Müsliriegel und trinke einen halben Liter Milch.


Tagesstrecke: 81 km
Fahrtzeit: 4:42 h
Wetter: heiß, sonnig, Gegenwind
Pannen: 0
Übernachtungskosten: €11,00 (Campingplatz an der Himmelpforte)


Tag 5: Bodenwerder – Oedelsheim
Morgens ist es ziemlich bewölkt und die Wäsche ist natürlich auch nicht trockener geworden. Zum Frühstück gibt es eine ordentliche Portion von dem seit Oldenburg mitgeschleppten Müsli (muss ja auch mal weg) und den anderen halben Liter Milch (ebenfalls seit OL an Bord).

Abbauen und einräumen geht wieder recht schnell. Diesmal muss ich auch nicht lange an der Rezeption rumstehen, habe ja schon gestern bezahlt. Zeitlich ist wieder alles ähnlich wie an den vorherigen Tagen. Allerdings ist es recht kühl, so dass ich nach gut einer halben Stunde anhalte und mir ein Unterhemd unterziehe. Irgendwie läuft es auch etwas zäher und ich sehne mich nach der Hitze der letzten Tage. Beim Umziehen hat sich dann auch noch ein nettes Gespräch mit einem Elektroradler-Paar ergeben.

Pünktlich zum zweiten Frühstück lande ich in Holzminden. Die Stadt sagt mir trotz einiger Fachwerkbauten nicht sonderlich zu und so hole ich mir sogleich bei einem Bäcker am Markt wieder eine ähnliche Verpflegung wie gestern und konsumiere diese draußen auf Stühlen von denen. Nach der kleinen Enttäuschung fahre ich schnell weiter immer direkt am Fluss entlang zum nicht weit entfernten Kloster Corvey. Dieses entschädigt dann gleich wieder.

Weiter geht es auf einem promenadenartig ausgebauten Weg ins Nahe Höxter. Dort fahre ich rauf in die erhöht gelegene Altstadt. Aber diese ist auch nicht viel attraktiver als die von Holzminden.

Also geht es auch hier bald weiter, wiederum immer sehr flussnah. Mittags komme ich am Fährhaus in Wehrden an und kehre dort zum Essen ein. Die Karte ist recht rustikal. Aber das Essen, in meinem Fall Ofenkartoffel mit Matjes und Salat, ist frisch zubereitet und richtig lecker. Also das genaue Gegenteil im Vergleich zu gestern. Nach einer ausgiebigen Pause fahre ich weiter nach Beverungen. Dort Ort ist wieder ganz nett, allerdings auch völlig tot.

Vorbei am nächsten AKW, diesmal allerdings einem stillgelegten, geht es Richtung Bad Karlshafen. In Herstelle nutze ich weder die Brücke noch die Fähre und lande dadurch schließlich auf dem Radweg an der stark befahrenen Bundesstraße. Als ich nach Hessen rein komme, fällt mir dann gleich auf, daß die Beschilderung des Weserradweges fehlt. Es gibt nur die Bundeslandeigenen. (Dies wird leider auch im gesamten hessischen Abschnitt so bleiben.) In Bad Karlshafen schaue ich mich wieder ein wenig um und mache Pause in einem Eiskaffee. Dabei fällt mir auf, dass die Preise hier wieder noch ein Stück niedriger sind.

Nach der Pause suche einen Markt, um mich zu versorgen. Ich sehe am anderen Flussufer auf einer Anhöhe ein paar Hinweisschilder und radle da hinauf. Als ich aus dem Markt hinaus komme, fängt es gerade an zu donnern und zu blitzen und wenig später setzt auch schon der Regen ein. Ich warte unter dem Unterstand, unter dem ich mein Rad zum Einkaufen geparkt hatte und komme kurz mit einem radelnden Paar aus den Niederlanden ins Gespräch. Das Paar fährt schließlich weiter trotz Gewitter und ich überlege, ob ich auf den direkt am Markt gelegenen Campingplatz gehe. Das Gewitter scheint nicht näher zu kommen und ich entscheide mich, weiter zu fahren. Ich streife also die Regenjacke über und rase dank Rückenwind (der erste der ganzen Tour) und Gefälle mit hoher Geschwindigkeit durch den Regen. An der kurzen Extremsteigung in Gewissenruh steige ich dann mal ausnahmsweise ab und schiebe den Berg hoch. Oben angekommen denke ich aber, dass ich das wohl doch geschafft hätte. In Gieselwerder ist das Gewitter doch wieder recht nahe und ich nutze einen größeren Unterstand, an dem sich schon einige einheimische Radler versammelt haben. Ich denke wieder darüber nach, den Campingplatz vor Ort anzusteuern oder aber den nächsten, 4 km weiter. Im Gespräch mit den anwesenden erfahre ich schließlich, dass der in Oedelsheim wohl gut sein soll und fahre, als das Gewitter nachlässt, im Regen weiter. Am Ortseingang finde ich dann sogleich den direkt am Weg gelegenen CP. Der sieht tatsächlich gut aus und der nächste wäre dann auch erst 15 km entfernt. Auch hier wird gleich bei Anmeldung bezahlt und mir wird dann eine der drei Zeltwiesen zugewiesen. Ich darf hier direkt am Wasser campieren und habe auch noch Bank und Tisch nebenan. Da es noch regnet warte ich erst mal etwas ab und nach kurzer Zeit tröpfelt es nur noch und ich mache mich an das Aufbauen. Die anderen ankommenden Radler werden komischerweise auf andere Teile des Platzes geschickt. Aber ich komme noch mit anderen Campern dort ins Gespräch.


Tagesstrecke: 88 km
Fahrtzeit: 4:34 h
Wetter: warm, bewölkt, Gewitter, meist Gegenwind
Pannen: 0
Übernachtungskosten: €11,00 (Campen am Fluss)


Tag 6: Oedelsheim – Hann. Münden
Der Tag beginnt nebelig und damit auch etwas kühl. Das Morgenritual habe ich inzwischen gut drauf und fahre wie in den Tagen zuvor los. Die Strecke heute Morgen erweist als sehr hügelig. Auf dem relativ kurzen Stück nach Hann. Münden sammle ich mehr Höhenmeter als in allen Tagen zuvor zusammen. Aber es geht auch immer wieder steil hinab, wo ich dann richtig schnell werde. Auch scheint es mir, als wenn es in der Gegenrichtung noch etwas anspruchsvoller wäre. An einem starken Gefälle steht auch ein Schild, dass Radfahrer absteigen sollen. Ich komme dem nach und schiebe mein Rad hinunter. Unten erweist sich das als durchaus richtig. Der Abhang endet nämlich in einer sehr rutschigen Kurve. Ein paar Kilometer und Hügel weiter begegne ich einer Familie, die teilweise auf Hollandrädern unterwegs ist und denke mir, dass die bestimmt noch ihren Spaß haben werden. In Hann. Münden angekommen will ich erst mal zum Weserstein. Die Wegführung dahin erweist sich als etwas umständlich und auch teilweise nicht gerade verkehrsarm. Aber gut ausgeschildert ist sie.

Danach betrachte ich mir noch die schöne Altstadt und genehmige mir wieder ein zweites Frühstück bei einem Bäcker.

Am Mittag begebe ich mich dann zum Bahnhof und trete die Bahnreise nach Oldenburg mit Umstiegen in Göttingen und Hannover an. Zuvor kämpfe ich aber noch mit dem Fahrkartenautomaten. Der steht nämlich genau so in der Sonne, dass man das Display nur schwer ablesen kann.

Tagesstrecke: 30 km
Fahrtzeit: 1:48 h
Wetter: warm, Gegenwind
Pannen: 0
Fahrtkosten: €27,00 (Niedersachsenticket + Fahrradkarte)

Gesamtfazit:
Nachdem ich mir am dritten Tag dann endlich einen guten Tagesrhythmus zurecht gelegt hatte, lief es sehr gut. Ich weiß jetzt, wie man so was am besten angeht. Das Zelten war auch gut, ich fand es sogar besser als im Zimmer. Es ist luftiger und passt irgendwie besser zum Reiseansatz. Aber ich will da auch nicht zu dogmatisch werden. Es kann ja auch mal das Wetter richtig mies sein. Insgesamt war mir die Reise allerdings auch etwas zu kurz. Ich hätte wohl noch ein paar Tage länger fahren können. Aber ohne Vorbereitung wollte ich das auch nicht wagen. Zudem hat das Rad auch noch einen Werkstatttermin. Es hat sich auch bestätigt, was ich im Prinzip schon wusste: Große Hitze macht mir nichts aus. Ganz im Gegenteil, mein Körper, vor allem die Muskulatur, ist ab 25°C aufwärts erst so richtig zufrieden. Ich habe mich und meinen Körper auch mal so richtig kennen gelernt. Außerdem konnte ich sehr gut abschalten und den Alltag hinter mir lassen, viel besser als zu Hause.
Der Weserradweg hat sich als sehr gute Wahl für einen blutigen Anfänger wie mich herausgestellt. Er ist sehr gut ausgebaut und beschildert. Es gibt auch reichlich Gaststätten, Bäckereien und Einkaufsmöglichkeiten. Man begegnet vielen anderen Radreisenden, mit denen man sich dann austauschen kann. Die kleinen Steigungen waren für mich schon sehr ungewohnt, aber nichts, was man nicht mit einem vernünftigen Rad bewältigen kann. Der Gegenwind hat mir zwar nicht viel ausgemacht, er war ja auch nicht sonderlich stark. Allerdings sollte man bei solchen hochsommerlichen Wetterlagen doch lieber flussabwärts fahren. Der Wind weht dann nämlich immer aus südlichen Richtungen (was mir dann am zweiten Tag auch eingefallen ist). Der Blick auf die Berge flussaufwärts war aber was Schönes.
An Ausrüstung habe ich ein klein wenig zu viel mitgenommen. Ich hatte mich aber auch darauf eingestellt, dass es eventuell kälter oder regnerischer wird. So richtig viel zu viel habe ich jedenfalls nicht mitgenommen. Gefehlt hat auch kaum was. Da hat sich das Informieren doch ganz gut bezahlt gemacht.
Inzwischen überlege ich schon, ob ich nächste Woche nicht noch für Tage noch mal los fahre. Ich habe nämlich noch ein paar Tage Urlaub. Nächstes Jahr darf es dann weiter in den Süden gehen und auch etwas länger dauern. Bis dahin kann ich auch noch etwas an meiner Ausrüstung und am Rad feilen und auch die Anreise gut planen (dieses Mal war es etwas zu kurzfristig für Fernzüge etc.).
In Aurich ist's schaurig, in Leer noch mehr. (norddeutsches Sprichwort)

Geändert von Seghal (28.07.13 09:30)
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#960385 - 28.07.13 18:14 Re: ein Radreiseneuling auf dem Weserradweg [Re: Seghal]
JensDecker
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Hallo,

für mich als ebenfalls Radreise Neuling ein sehr schöner Bericht. Ich bin Ende Juli zum Start der Sommerferien von Bremen aus als Erstlingstour die Weser langgefahren und dann weiter die Fulda bis Gersfeld und durch die Rhön nach Schweinfurt zu einem Familienbesuch bei meinen Eltern und Schwester. 7 herrliche Tage auf dem Rad. In Nienburg habe ich auch bei den Naturfreunden übernachtet und der Wind kam zumindest wenn es richtig warm war auch von Süden cool. Da die Landschaft und der Fluß so rum für meinen Geschmack immer reizvoller wird, würde ich es aber nicht andersrum fahren wollen. Zelt und was dazu gehört, hatte ich auch dabei, aber dann doch nur einmal genutzt, da ich inbesondere in Nienburg und hessisch Oldendorf (dort in einem schön hergerichten alten Bauernhof mit einem wirklich liebevollen Frühstück) für unter 25 Euro und ohne Umwege übernachten konnte. Was das Einkaufen anging hatte ich als alleinreisender "Frischling" auch erst Bedenken (Rad abschließen, was machst Du mit all den Taschen ...), aber konnte mich dann bestens statt bei Lidl, Rewe & Co in netten kleinen Tante-Emma Läden und Bäckereien versorgen. Die Fußgängerzone in Rinteln war da auch genial. Ich habs leider (noch) nicht geschafft, selber einen Bericht zu schreiben, muß noch sehen, wo ich meine Bilder unterbringe, nachdem ich meinen Google-Account gelöscht habe.

Grüße,
Jens
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#960574 - 29.07.13 08:56 Re: ein Radreiseneuling auf dem Weserradweg [Re: Seghal]
winoross
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Moin Sascha,

danke für deinen schönen Bericht. Das Weserquartier zwischen Bad Oeynhausen und Höxter ist landschaftlich wirklich sehenwert und abwechslungreich. Der Abschnitt gehört regelmäßig zu meinen Wochenend-Tagestouren und ist mir bisher nicht langweilig geworden.

Hessisch Oldendorf solltest du besser nicht links liegen lassen. Hier gibt es für einen klitzekleinen Umweg in der Fußgängerzone empfehlenswertes Eis. Wie JensDecker richtig festgestellt hat, liegen die Übernachtungensmöglichkeiten direkt am Radweg und sind günstiger als in Hameln oder Rinteln.
Beste Grüße, Peter
Die Schildkröte sieht mehr vom Weg als der Hase
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#960667 - 29.07.13 12:47 Re: ein Radreiseneuling auf dem Weserradweg [Re: Seghal]
lytze
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Danke Dir, ein schöner, anschaulicher und lebendiger Bericht.
Nachdem bei der Einstiegsfahrt alles gut geklappt hatte, ist ja zu erwarten, dass dann noch weitere folgen werden. Ideen dafür bekommst Du hier ja genug. Wir sind gespannt...

Viel Spaß bei den weiteren Planungen
lytze
Wer schnell fährt, kann auch schnell schreiben...
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#960672 - 29.07.13 13:12 Re: ein Radreiseneuling auf dem Weserradweg [Re: winoross]
JensDecker
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Wenn es einem nicht auf Bremen ankommt, weil man da einen Abstecher in die Stadt
machen will, würde ich es auch des Eises wegen nördlich auf einer der Routen des grünen Rings

http://www.gruener-ring-region-bremen.de...000129&bez=

umfahren. In Fischerhude, einem liebenswerten, kleinen Ort, der als (ehemalige) Künstlerkolonie zum Glück nicht so touristisch überlaufen ist wie Worpswede und am Deich im Blockland gibts geniales Eis.
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#962850 - 05.08.13 12:58 Re: ein Radreiseneuling auf dem Weserradweg [Re: JensDecker]
Schnoop
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Schöner Bericht und sehr schöne Fotos. Bei so einem Wetter macht das Radeln richtig Spaß!!

Bin selber vor 3 Jahren auch auf dem Weserradweg unterwegs gewesen, allerdings von Hannoversch Münden nach Bremen kommend. Das Stück von H' Münden bis zur Porta ist dabei wirklich das schönste; bis Bremen fährt man eher selten direkt an der Weser. Damals kam der Wind allerdings mehr aus Nordwest ;-)

Wenn du demnächst weiter im Süden fahren möchtest, müsstest du dich allerdings auf ein paar mehr Hügel einstellen, sofern du nicht direkt am Fluss fährst. Aber auch da kann es im welligeren Süddeutschland auch an solchem hoch und drunter gehen.
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#1470684 - 25.05.21 14:48 Re: ein Radreiseneuling auf dem Weserradweg [Re: Seghal]
Seghal
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Ich habe aus dem Bericht jetzt auch noch ein Video gemacht:
https://youtu.be/uAjCb9XL510
In Aurich ist's schaurig, in Leer noch mehr. (norddeutsches Sprichwort)
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