Hatte ich schonmal irgendwo gepostet, meine Gedanken zum Thema:
Da sich die Fragen in letzter zeit gehäuft haben und die Randonneusen auch hier im Forum mehr Anklang finden, dachte ich mir, dieser Sticky wäre sinnvoll.
Vom Umbau auf Rennlenker, bzw. von einem Trekkingrad mit Rennlenker kann man sich einiges versprechen: Eine sportliche und windschnittige Sitzposition, viele Griffpositionen und dadurch entspanntes Langstreckenfahren. Es gilt allerdings einige Klippen zu umschiffen, auch der finanzielle Aufwand darf nicht unterschätzt werden.
1. Sitzposition/ "Rahmengeometrie"
Um nicht auf einer Streckbank zu landen, muss ganz am Anfang schon eine Sache geklärt werden. Durch den Rennlenker wird das Rad auf jeden Fall tendenziell „länger“. Die Griffposition am seitlichen Oberlenker, bzw. an den Bremsgriffen schiebt sich je nach Lenker bis zu 10cm nach vorne. Das kann teilweise durch einen steileren, bzw. kürzeren "Stummelvorbau" (60-80mm) ausgeglichen werden, evtl. auch durch in Vorschieben des Sattels. Letztlich ist das auch ein gewisser Unsicherheitsfaktor, der bis zu ersten Probefahrt Spannung garantiert. Aber auch ein „Probehalten“ im Laden macht hier Sinn. Bei einem fertig konfigurierten Rad stellt sich dieses Problem dann nicht, da diese speziellen Räder schon mit einer angepassten Oberrohrlänge aufgebaut sind.
2. Will ich STIs ?
Ist der Rahmen (und der Fahrer) für den Umbau geeignet, sollte der nächste gedankliche Schritt in Richtung der Brems-Schaltgriffe gehen, da diese Entscheidung eine wichtige Weichenstellung für den weiteren Aufbau bedeutet. STIs (von Shimano) bzw. Ergopower (von Campagnolo) sind Bremsgriffe mit integrierter Schaltfunktion. Eine Zusammenstellung der Vor- und Nachteile erfolgt zum Schluss, da das ganze System von dieser Wahl beeinflusst wird.
2.1 Lösung mit STI
Generell ist zu beachten, dass man bei STI Vorrichtungen treffen muss, um die Feinjustierung von Bremse/Schaltung zu ermöglichen.
2.1.1 Schalten
Geschaltet wird dann über die integrierte Schaltfunktion. Benötigt werden dazu neue Schaltzüge und idR auch neue Hüllen. Die Ansteuerung des Schaltwerks bereitet bei Shimano keine Schwierigkeiten. Unterstellt, man nutzt die trekkingtypischen 8/9x Komponeten, dann gibt’s „hinten“ keine Kompatibilitätsprobleme. Anders sieht das beim Umwerfer aus. Ist eine MTB/Trekkingkurbel verbaut mit passendem Umwerfer, dann stellt sich ein weiteres Problem: Die Seilwege und Geometrie für die RR und MTB/Trekking Umwerfer sind unterschiedlich. In den Griff kann man dieses Problem mit einem Umklemmen des Zuges, eine Bastellösung. Anleitungen finden sich in Foren, z.B. hier:
http://forum.tour-magazin.de/archive...p/t-66355.html oder die Verwendung eines RR Umwerfers. Hier gilt (leider): Probieren geht über Studieren.
2.1.2 Bremsen
Und wie kommt das nun aerodynamische und perfekt schaltende Rad zum Stillstand. Wohl in den seltensten Fällen mit Rennbremsen. Denn diese lassen keine dicken Reifen durch, an einem „Trekker“ nicht zu montieren. Für die STI bieten sich verschieden Lösung an:
-Cantilever Bremse:
Der Klassiker ist die Cantibremse, die in dieser Kombination auch im Rennsport verwendet wird. Sie ist recht einfach zu installieren und zu warten. Zu beachten bleibt, dass Gegenhalter benötigt werden, die es für das Steuerrohr und die Sattelklemme einzeln zu erwerben gibt.
-V-Brake mit Umlenkerolle
Vorneweg: Es handelt sich wieder um eine Bastellösung. Denn die Umlenkrolle sorgt dafür, dass die unterschiedlichen Seilwege von V-Brakes und Cantilever/Rennbremse angeglichen werden. Zu beachten bleibt, dass die Rolle hinten in Konflikt mit den Gepäckträgerstreben kommen kann. Meine persönlichen Erfahrung mit der „Rolle“ fällt eher negativ aus, kein guter und definierter Druckpunkt, Verschmutzung des Zuges und ständiges Verstellen der Bremsen.
-Mini V-Brake
Die Mini-V ist ein Zwitter aus den beiden oben genannten Modellen. Vom Funktionsprinzip eine V-Brake, aber mit so kurzen Schenkeln ausgerüstet, dass die Übersetzung wieder passt. Zu beachten bleibt, dass eine sehr genaue Einstellung der Bremse nötig ist, um Schleiffreiheit zu garantieren. Außerdem kann es zu Konflikten mit breiten Reifen und Schutzblechen geben.
-Scheibenbremse
Die Avid BB7 Road als mechnische Scheibenbremse ist auch mit passender Übersetzung für STI zu haben. Zu beachten ist, dass Rahmen und Naben für den Einsatz der Scheibenbremsen vorbereitet sind.
2.2. Lösung ohne STI
Wählt man eine Lösung ohne STI, dann bleiben einem für die Kettenschaltung Lenkerendschalter oder Rahmenschalthebel (falls Aufnahme vorhanden).
2.2.1 Schalten
Geschaltet wird „rechts/hinten“ ohne Probleme (vgl. oben). Der Umwerfer lässt sich problemlos schalten, da der linke Lenkerendschalter stufenlos zu bedienen ist.
2.2.1. Bremsen
Hier kann man den Bremshebel frei wählen, da die Schalfunktion ja durch die Lenkerendschalter erfüllt wird. Damit kommen alle oben genannten Alternativen in Frage PLUS:
-V-Brake
Die „normale“ lang V-Brake kann mit Hilfe der passenden Hebel montiert werden. Diese gibt es als Solo Bremshebel, eben nicht mit STI Funktion.
-Magura HS 66/77
Die HS 66/77 wird nicht mehr gebaut und ist nur noch bei eBay, bzw. einschlägigen Foren zu bekommen, bzw. bei einigen Herstellern iVm. Dem Kauf eines Rahmens.
2.3 Fazit
Wenn die STI Lösung gewählt wird, dann müssen mehr technische Hürden genommen werden, das ist klar geworden.
Vorteile STI :
-Komfortables Schalten
-Dick gepolsterte Griffgummis
-Rennsport Feeling
Vorteile ohne STI:
-Preiswert zu realisieren
-9/8x verfügbar
-Kein Umwerferkratzen mehr
-Gute und feinfühlige Bremsen ohne große Bastelei verfügbar
Ich persönlich habe die Lösung ohne STI gewählt. Mir waren sehr gute Bremsen wichtiger als die integrierte Schaltfunktion.
3. Lenker/Vorbau
Zu beachten ist hier insbesondere, dass die Lenkerdurchmesser unterschiedlich sind. Hin und wieder sind auch Lenker mit 25,4mm Klemmung zu finden. Oversized 31,8mm gibt es auch im Rennradbereich.