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Off-topic #325747 - 12.04.07 16:08 Re: Wert vorhandener Fahrradkomponenten? [Re: Jan M.]
Uli
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 14.857
Zitat:
Als Beispiel: EK 150,-- Euro netto, VK 799,-- Brutto. Ihr dürft nicht von Euren Rädern ausgehen, das Hauptgeschäft wird in einem anderen Segment gemacht, nämlich zwischen den Baumarkt- und den High-End-Rädern.

Stimmt, mein HdgM würde gerne "schönere" Räder verkaufen, aber gefragt ist zum weitaus größten Teil die Preisklasse zwischen 300 und 600 Euro. Der "normale" Radhändler ist aber nicht auf Auslaufmodelle, Restposten, ... spezialisiert, sondern auf eine reguläre Angebotspalette, im Gegensatz zu dem von Dir genannten Beispiel. Und "reguläre" 800 Euro-Räder bekommt man im Einkauf nicht für 150 Euro.

Zitat:
Wenn sich mein Radhändler aber nur noch durch den höheren Preis von Internetangeboten unterscheidet

Auch da bin ich ganz bei Dir, möchte aber auch hier deutlich differenzieren. Der Unterschied zum Internethandel ist der "Service". Darunter fallen z.B. Beratung, Probefahrten / Verleih, das Angebot individueller Anpassungen (aber nicht deren Durchführung) und Inspektionen nach dem Kauf, alles Dinge die ein Internethändler prinzipiell nicht oder nur eingeschränkt bieten kann. "Service" heisst aber nicht kostenlose Werkstattleistungen. Ansonsten müsste der Händler den Zeitaufwand hierfür in den VK der Teile einrechnen. Damit schneidet er sich aber ins eigene Fleisch, da dann die Preisunterschiede zum reinen Verkaufshandel sehr groß werden.

"Das bei vielen Kunden mittlerweile sehr hohe Anspruchsdenken ist ein grosses Problem des Handels." (sinngemäßes Zitat eines gut befreundeten Einzelhändlers aus einer anderen Branche)

Gruß
Uli
"Too much smoke, too much gas. Too little green and it's goin' bad!". "So sad", Canned Heat, 1970

Dear Mr. Putin, let’s speed up to the part where you kill yourself in a bunker.
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Off-topic #325889 - 12.04.07 21:37 Re: Wert vorhandener Fahrradkomponenten? [Re: Uli]
Jan M.
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 962
Daran, dass das Anspruchsdenken sehr hoch geworden ist, ist der Fachhandel aber auch nicht unschuldig. Man hat sich eine Zeit lang mit kostenlosen Serviceleistungen überboten, um sich vom Wettbewerb abzuheben. Ich möchte mal ein wenig ketzerisch werden: wenn ich ein Rad für teureres Geld als möglich kaufe, anschließend noch die Wunschkomponenten teurer, als es möglich wäre, dann muss der Einbau doch nicht auch noch voll berechnet werden, oder? Ansonsten könnte ich mir doch beides günstiger im Internet besorgen und anschließend nur die Werkstattleistung des Händlers in Anspruch nehmen.

Zitat:
Der "normale" Radhändler ist aber nicht auf Auslaufmodelle, Restposten, ... spezialisiert, sondern auf eine reguläre Angebotspalette, im Gegensatz zu dem von Dir genannten Beispiel. Und "reguläre" 800 Euro-Räder bekommt man im Einkauf nicht für 150 Euro.


Ich kann Dir auf Anhieb drei nennen, die das so machen. Nach Gesprächen, die ich mit Außendienstlern der Branche abends "beim Bier" hatte, ist das auch keine Seltenheit. Natürlich werden auch immer Vorordern auf die aktuellen Modelljahre getätigt, aber die oben beschriebene Praxis scheint durchaus verbreitet zu sein. Dass ein reguläres 800-Euro-Rad nicht für 150,-- Euro im EK zu bekommen ist, ist klar. Die meisten Händler scheinen ihre Margen aber durch eine Art Mischkalkulation aufzubessern.

Um das noch mal klar zu stellen, ich habe nichts dagegen und bin gerne bereit, den Händler vor Ort aufzusuchen, solange der Service passt. Ich möchte aber auch noch einmal zwei Negativbeispiele anführen, die ich in jüngster Vergangenheit erlebt habe: Beim Versuch, einen 602 Ergolux (ca. 80,-- Euro) zu kaufen wurde mir gesagt, den führe man nicht, könne ihn auch nicht besorgen. Ich solle doch stattdessen lieber Sattel XY nehmen, der sei eh viel besser. Die Krönung war, in seinem Regal lagen Sättel von SQ-Lab, er wollte nur nichts für mich extra bestellen. Letztendlich verwies er mich sogar aufs Internet.

Zweites Beispiel, anderer Laden: Ich suchte einen Lenkeraufbau von Syntace (ca. 120,-- bis 140,-- Euro), den ich hier im UR2-Thread gesehen hatte. Der Laden war leer, aber man hatte nicht die Zeit (oder Lust), für mich die Kataloge zu wälzen, obwohl ich direkt "mit einem Auftrag drohte" und auch im Voraus bezahlt hätte. Stattdessen sollte ich mir den Aufbau im Internet raussuchen und mit der Bestellnummer wiederkommen, dann würde man mir das Teil besorgen. Hallo??? Dann kann ich doch auch gleich über Ebay kaufen, oder nicht?

Zum Schluss noch eine absolut positive Erfahrung: Im Bike-Center Harburg (TrengaDE) fragte ich nach einem Anhänger für mein Delite. Da weder der Verkäufer noch ich wussten, welche Spezifikationen in Frage kommen, hat er für mich alle Daten recherchiert und mir anschließend einen Hänger empfohlen. Es war nebenbei einer, den er selber nicht führt und nicht besorgen kann. Also empfahl er mir nach einer einstündigen Beratung, genau diesen Hänger bei Globi zu kaufen, was ich auch tat. Seitdem habe ich das Jugendrad meiner Tochter (wo kostenlos noch ein Tacho montiert wurde), einen Helm der gehobenen Preisklasse und diverse Kleinteile (Ständer, Taschen etc.) dort gekauft. Das ist der Service, den ich erwarte und wo ich mich als Kunde wohl fühle. Da bin ich auch gerne bereit, die von ihm geforderten Preise zu zahlen.

LG Jan
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Off-topic #325925 - 13.04.07 06:25 Re: Wert vorhandener Fahrradkomponenten? [Re: Jan M.]
Flo
Gewerblicher Teilnehmer
abwesend abwesend
Beiträge: 4.635
Bei Dir klingt das irgendwie so, als ob jeder Fahrradhändler, nach der Arbeit in seinen dicken Benz steigen würde um dann in sein 200qm Einfamilienhaus fahren würde. Bei den Margen und dem Gewinn ist das doch allemal drin. Wenn Du Dich da mal nicht irrst - mensch, ich würd sofort das Konstruieren sein lassen und nen Laden aufmachen.
Blöderweise sterben die kleinen Händler derzeit und die großen Ketten werden größer und größer.

Natürlich kann man sich mit einem Vorjahresmodell ein Schnäppchen holen, schließlich ändert sich von Jahr zu Jahr derzeit recht wenig. Die großen Innovationssprünge - grade in der Holzklasse - gibt es derzeit eher nicht. Ich kenne aber nur wenige Händler die ihren Preisvorteil nicht auch zumindest teilweise weitergeben.


In Antwort auf: Jan M.

Zum Schluss noch eine absolut positive Erfahrung: Im Bike-Center Harburg (TrengaDE) fragte ich nach einem Anhänger für mein Delite. Da weder der Verkäufer noch ich wussten, welche Spezifikationen in Frage kommen, hat er für mich alle Daten recherchiert und mir anschließend einen Hänger empfohlen.


Genau das ist der Service, wegen dem man zum Händler geht und gehen sollte. Überleg mal, er ist vielleicht ne Stunde dagesessen und hat dafür keinen Pfennig bekommen. Sein Gehalt soll der Mitarbeiter aber dennoch bekommen, oder würdest Du umsonst arbeiten? Ich fürchte nicht, also muß - in dem Fall Trenga De - die Kosten umverteilen.
Versteh mich nicht falsch, natürlich ist es nett und toll, wenn ein Händler mal was kostenlos macht, aber es ist einfach eine Sache des Umfangs der Arbeit. Mal in 10 Minuten nen Computer montieren: OK - wenn Du aber eine V-Brake demontierst und ne HS33 draufschraubst, kann das im ungünstigsten Fall wie gesagt eine ganz schöne Pfiemelei sein. Bestes Beispiel ist, wenn Du die Schläuche öffnen mußt, weil Du durch geschlossene Ösen durch mußt. Eine falsche Bewegung und Du hast Luft im System und darfst gleich noch komplett entlüften. Das Ganze mal 2 und Du bist noch nicht fertig und die erste Stunde ist schon rum.
Jetzt hast Du für das Rad schon ne Halbe oder Dreiviertelstunde beraten, das Rad vorher schon ne Stunde fertigmontiert, dann beißt Du Dir irgendwann in den A****, weil Du schon wieder ein Geschäft gemacht hast, an dem Du so gut wie nix verdient hast.
Florian
Fahrradhändler und Entwicklungsingenieur
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Off-topic #325948 - 13.04.07 08:31 Re: Wert vorhandener Fahrradkomponenten? [Re: Jan M.]
Uli
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 14.857
Hallo Jan,
wir sind mit unseren Meinungen gar nicht so weit voneinander entfernt. Aber es kommt von Dir so rüber, als ob das genannte Positivbeispiel genauso selbstverständlich sein muss, wie das erwähnte kostenlose Bremsenmontieren. Und das ist ebenso extrem, wie die genannten Negativbeispiele (über die würde auch ich mich ärgern), bloss in die andere Richtung.
Gruß
Uli
"Too much smoke, too much gas. Too little green and it's goin' bad!". "So sad", Canned Heat, 1970

Dear Mr. Putin, let’s speed up to the part where you kill yourself in a bunker.
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Off-topic #326012 - 13.04.07 13:09 Re: Wert vorhandener Fahrradkomponenten? [Re: Uli]
Jan M.
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 962
Hallo Uli,

ob der beschriebene Service selbstverständlich sein muss oder nicht, empfinde ich in der Diskussion eigentlich als sekundär. Solange es Händler gibt, die solch einen Service anbieten, wird man als Kunde immer wieder zu diesem Händler gehen, sobald man ihn einmal gefunden hat. Als kleine Randinfo: das Bike-Center ist 55 km von mir entfernt, es gäbe nähere Händler, aber da gab es die oben beschriebenen Negativerfahrungen.

@ Flo

Du hast mit Deinen Ausführungen nicht unrecht. Wenn unvorhergesehene Probleme auftreten, und der Arbeitsaufwand unverhältnismäßig ansteigt (solange nicht durch den Monteur selbstverschuldet), kann der Händler ja auch gerne etwas berechnen. Ich hatte anfänglich ja auch geschrieben, der Threadstarter solle versuchen, den Einbau kostenlos zu bekommen. Wenn ein "symbolischer" Betrag gefordert werden würde, wäre das für mich auch in Ordnung. Was ich aber nicht tollerieren würde wäre, wenn ich nach Kauf von Rad und Zubehör auch noch die vollen Werkstattstundensätze bezahlen müsste. Denn, wie oben bereits ketzerisch erwähnt, könnte ich Rad und Zubehör sonst auch günstiger aus dem I-Net besorgen und nur von der Werkstatt montieren lassen. Die Beratungsqualität in den meisten Radläden empfinde ich übrigens als suboptimal und oftmals viel zu stark betriebswirtschaftlich beeinflusst. Bei meinen angeführten Negativbeispielen kann man z.B. in meinen Augen nicht von Beratung sprechen, das war für beide Seiten verschenkte Zeit.

Dass einige kleine Händler von der Schließung bedroht sind würde ich übrigens in vielen Fällen anders begründen. Falsche betriebswirtschaftliche Entscheidungen, fehlender Anpassungswillen (das haben wir schon immer so gemacht, das machen wir auch weiter so), mangelnder Service, zu hoher Fremdkapitaleinsatz, fehlende Vorausschau, falscher oder schlechter Standort, schlechtes Marketing (warum bin ich besser als die grosse Kette), falsches oder zu kleines Portfolio usw. dürften oftmals eher die Gründe sein. Nicht alle Faktoren sind vom Händler beeinflussbar, aber doch zumindest einige. Die Margen sind denke ich eher das kleinere Problem.

Übrigens gibt es ein sehr schönes Buch, in dem speziell auf das Thema Service in Deutschland eingegangen wird und der betriebswirtschaftliche Nutzen von Serviceleistungen am Kunden beschrieben wird: "Servicewüste Deutschland?". Dort werden Beispiele aus Deutschlend und anderen Ländern beschrieben, wo Unternehmen durch konsequente Serviceleistungen groß geworden sind. Das diese Leistungen betriebswirtschaftlich tragbar sein müssen, steht außer Frage.

Zum Abschluss: Ich liebe es, in einem Fahrradladen zu stöbern und neue sinnvolle und unsinnige Teile (In Fragen der Definition sind meine Frau und ich leider oftmals uneins zwinker )zu entdecken und zu kaufen. Daher bin ich auch bereit, die meist höheren Preise im Gegensatz zum Versandhandel zu zahlen. Wenn mir aber kein "Mehrwert" mehr geboten werden würde, gäbe es für mich auch keinen Grund mehr, den Händler vor Ort aufzusuchen. Wie gesagt, immer getreu dem Motto: "Leben und leben lassen!"

LG Jan

P.S.: Der von Dir angesprochene Mercedes war übrigens in einem mir bekannten Fall ein Porsche... grins
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#330591 - 03.05.07 09:33 Re: Wert vorhandener Fahrradkomponenten? [Re: Jan M.]
a.freienberger
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 3
Also zunächst möchte ich mich für die zahlreichen Diskusionen bedanken! Mein Strada 600 ist vor etwa 1 Woche beim Radhändler angekommen. Er hat mich gleich erstmal eine Testfahrt mit den Anfangskomponenten machen lassen. Auf die Frage wann ich wieder zurück sein soll, meinte er: "Hauptsache vor Ladenschluss, also um 6" Der hatte nicht einmal meinen Ausweis, wusste meinen Namen nicht usw. Ich war überrascht über das große Vertrauen, was mir der Händler entgegengebracht hat. Gut, dann hab ich eine ausgiebige Testfahrt gemacht und bin hoch zufrieden eine viertel Stunde vor Ladenschluss wieder beim Radhändler vorbei gekommen. Er nahm das Fahrrad erstmal entgegen und hat mir dann bis zum nächsten Tag meine Bremsen drauf montiert. Bei der Abrechnung hat er von sich aus die vorhanden Komponenten abgezogen, undzwar sehr großzügig! Die vorhandenen Shimanobremsen hat er insgesamt für 50€ eingestuft und den vorhandenen Sattel für 25€. Gut. Er hat allerdings für die neuen HS33 189€ verlangt, die meines wissens nach mittlerweile günstiger sind, hab ich aber nichts zu gesagt, wenn der schon so großzügig war. Zum Schluss hat er mir noch 3% Rabatt auf alles gegeben, so dass der Preis bei etwa 935€ lag. Dann wollte ich mir noch einen Fahrradcomputer holen. Da stand 15 € drauf, die ich ihm dann auch gegeben hab. Er warf mir den 5er Schein wieder zurück und meinte: "ach, Studentenrabatt". Also insgesamt gesehen bin ich sehr zufrieden mit dem Händler, er war auch total witzig drauf. Naja und mit dem Rad, was natürlich das wichtigste ist, bin ich auch sehr zufrieden. Ich hab auch schon eine 135 Km lange Testfahrt hinter mir. Den Fahrradhändler kann ich also nur empfehlen! Falls jemand in der Nähe wohnt: Fahrrad Müller in Eberswalde.

Viele Grüße, Andi
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#330661 - 03.05.07 12:07 Re: Wert vorhandener Fahrradkomponenten? [Re: a.freienberger]
Koriander
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 1.341
Hallo Andi,

na, siehste! SO einem Händler bleibst du sicher treu, gell? Viel Freude an deinem neuen Rad wünscht

Christiane
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