Jan meinte, ich solle auch einen Bericht schreiben ueber unsere Tour.
Dafuer bin ich aber zu faul, bzw. dieses Posting wird alles zu dem Thema sein. Jan hat alles sehr schoen zusammengeschrieben, es gibt da nicht viel dazuzufuegen, und das was ich gefunden habe beim Gegenlesen, habe ich ihm mitgeteilt.
Also, hier nur ein paar Punkte von mir ..
Anreise nach StuttgartJan habe ich bekanntlich erst in Stuttgart angetroffen. Los ging es bei mir am Montag abend, den 24. Januar, direkt nach bzw. ab dem Buero. Mit vier Ortliebs beladen schleiche ich also zum Notausgang zum Fahrradstaender und rollere erstmal die fuenf kilometer vom Buero bis zur Regensburger WG.
Dort muss ich noch ein paar Kleinigkeiten umpacken, ausserdem meinen Mietvertrag kuendigen, denn kurz nach dem Urlaub werde ich ausziehen, etc. etc. ...
Bei der Gelegenheit faellt mir dann ein, dass im Flieger ja die Pedale runtersollen. Mhh, dumme Sache, meine bewegen sich keinen Zehntelmillimeter, obwohl ich einen 15er Schluessel sprenge bei der Bearbeitung.
Kurz raisonieren, schnell noch Jan antelefonieren, ich weiss, 1990 nach Irland, da hatte ich auch
ein Pedal nicht abgekriegt, hat niemanden gestoert, aber diesmal, wer weiss ...
Letztlich beschliesse ich, dass ich die linke Kurbel abziehen werde, das Werkzeug dafuer nehme ich mit, und wenn ich den Lenker nach rechts drehe, dann steht der rechts dreimal soweit ueber wie das Pedal und dann soll sich bitte keiner dran stoeren. Notfalls koennte ich aber auch die rechte Kurbel abnehmen und die Kette gleich hinterher, auch den Kettensprenger packe ich ein. So sollte es funktionieren, meine ich.
Also geht es kurz vor 20:00 Uhr auf in die sternklare bayrische Vollmondnacht mit vier Grad Frost. Ueber den Sommer-Radschuhen (was soll ich in Marokko mit Winterschuhen? Naja,
dieser Gedanke war am Ende falsch ...) habe ich die dicken Shimano-Ueberschuhe, in der Hoffnung dass das reichen moege (es reichte so einigermassen, die Fuesse sind mir zwar erst eingefroren, im weiteren Verlauf der Anreise dann aber wieder aufgetaut).
Die Fahrt an sich war streckenweise richtig traumhaft. Solch eine klare Luft, so hell bei Mondlicht auf Schnee ... die Ortsnamen hatte ich zum groessten Teil auswendig im Kopf, so dass ich nirgends in meinem Routenplanerausdruck (von Langquaid nach Muenchen Flughafen, Option kuerzester Weg; bis Langquaid kannte ich den Weg, das war ich schon mal mit dem Rennrad abgefahren) nachsehen muss.
Im Anflug auf Moosburg gerate ich auf Glatteis und baue einen Sturz - ich haette gewarnt sein koennen, denn in der Gegenrichtung (bergauf) haengt ein Auto am Strassenrand und kommt nicht weiter. Danach radle ich scharf am Rand auf Schnee weiter, so leicht kann sich der Autofahrer hier nicht aus der Affaire ziehen, er haengt weiter
Hinter Freising muss man sich nach
Ismaning orientieren, das ist der Weg zum Flughafen! Die Wegweisung zum Flughafen fuehrt umstaendlich auf die Autobahn und kostet mich, bis ich es bemerkt habe, ca. zehn Bonusmeilen. Die letzten zwei Kilometer zum Flughafen laesst sich allerdings die Autobahn dann endgueltig nicht mehr vermeiden, auch mein Versuch, woanders hin zu 'fluechten' fuehrt letztlich in eine Sackgasse, so dass ich ueber den Wurmfortsatz der A92 dann zum Terminal vordringe. Ich radle noch ca. einen kilometer im Terminal weiter, bis ich mir so in etwa im klaren bin wo ich hin soll. Nach 114 km bin ich etwa um 1:30 in der Naehe meines Abflugortes.
Ein Wachmann schnauzt mich dumm an, Fahrraeder seien hier verboten, ich solle das 'draussen abstellen'. Als er weg ist, schaue ich am Eingang nach, was denn nun hier verboten ist, finde nur 'Rauchen' und beschliesse dass der Typ ein Idiot ist (naja, er hatte wohl mitgekriegt, dass ich im menschenleeren Terminal spazierengefahren war und musste mir jetzt was reinwuergen). Ca. zwei Stunden versuche ich, ein wenig zu schlafen, dann geht es los, einchecken ist angesagt. Aus unerfindlichem Grunde ist mein vorderer Schlauch einfach so kaputt gegangen, Ventilabriss
Also muss ich meinen Ersatzschlauch, den ich als unseren dritten mit eingepackt hatte, bereits vor Abflug einbauen.
Drei Taschen und das Fahrrad checke ich ein, die vierte will ich als Handgepaeck mitnehmen. Das funktioniert auch alles ganz gut und als ich das Grobzeug los bin, marschiere ich die ca. zwei kilometer bis zum Personen-Check-In. Beim 'Filzen' wird mein Leatherman und mein Faltwerkzeug, was ich im meinem Bauchtaeschchen habe, moniert. Ich bekomme noch den schlauen Rat, die Sachen koenne ich 'am Fundbuero abliefern und nach dem Urlaub wieder abholen' (Vollidioten), ich renne aber lieber zurueck zum Gepaeck-Check-In und gebe meine vierte Tasche, in die ich die 'Mordwaffen' packe, auch noch ab und versuche mein Glueck danach nochmal. Naja, ich flieg halt nicht viel (das letzte Mal davor war mit einer zehnsitzigen 'Beechcraft' von Manching bei Ingolstadt nach Ostrava und zurueck, Projektmeeting in der Tschechei ...), bin mit dem ganzen Brimborium nicht vertraut und mir steht es jetzt bereits bis sonstwohin. Mann ist das kompliziert
(bitte keine Kommentare)
Nun, sei's drum, jetzt darf ich also in's Flugzeug.
Selbiges wird dann noch lang enteist und danach geht es kurz nach Stuttgart. Dort treffe ich auf Jan, der laengst da ist, da in HH offensichtich nichts enteist werden musste.
Rueckreise von StuttgartNachdem wir uns in Stuttgart getrennt hatten, irre ich erst etwas im Suttgarter Flughafen umher, wo hier die Mietautoschalter sind, steht nirgends. Da wir aber zum Weiterflug nach Stuttgart gekommen sind, befinde ich mich auf der Abflugebene, muss also einen Stock tiefer zur Ankunft, und dort finde ich dann auch den Sixt-Schalter.
Zum Freundschaftstarif gibt es einen A170 und unwillkuerlich muss ich an die Werbung denken: Willkommen zuhause - Mercedes-Benz
Meinen Geko brauche ich nicht auspacken, den Weg zum Leonberger Dreieck finde ich ohne Probleme, und von dort ueber die A81 und A6 zum Burger King bei Ansbach .. nach einer kleinen Staerkung geht es weiter bis nach Erlangen
Was ich gelernt habe bzw. was das naechste Mal anders sein mussEine ganz banale Sache, von der ich nichtsdestotrotz sehr erstaunt war, ist die enorme Standfestigkeit von Jans Hinterbaustaender. Mangels Baeumen ist so ein Staender in Marokko auch sehr ratsam, ich war sonst immer in Laendern unterwegs, wo man sein Rad ueberall anlehnen kann und keinen braucht.
Jeden Abend musste ich mein Rad mehrmals umwuchten um jeweils an die andere Seite ranzukommen, was ziemlich zeitraubend und umstaendlich war, da waere so ein Staender schon sehr vernuenftig gewesen.
Die Vorbereitung war von meiner Seite nicht optimal, das hatte natuerlich mehrere Gruende. Zunaecht einmal war da die Grundschwierigkeit, dass ich mein staendig im harten Einsatz befindliches Regensburger Stadtfahrrad als Marokko-Rad auwaehlen
(quasi) musste, denn es musste ein reisetaugliches 559er Rad her. Mein normales Reiserad ist bekanntlich ein sogenannter
Randonneur, also ein rennradaehnliches Aspalt-Reiserad - nichts fuer Atlas-Pisten- und Wuesten-Etappen.
So ein Stadtfahrrad hat immer irgendwelche Verschleiss-Macken und es ist sehr schwierig, es so gut in Schuss zu halten, dass es als Reiserad taugt. Nun ja, ich will es nicht ueberdramatisieren, die angeknackste Felge hat ja gehalten bis ins Ziel - trotzdem haette man sowas vor der Tour feststellen und beheben muessen. Erschwerend kam in meinem Falle auch noch hinzu, dass ich das Regensburger Rad ja am Wochenende nicht zu Wartungsarbeiten heranziehen kann, weil ich dann nicht in Regensburg bin! - und das Erlanger Stadtrad hat nur Dreigang ...
Obendrein war da noch die grosse Unsicherheit - bis kurz vor Start wusste ich noch nicht mal, ob ich ueberhaupt nach Marokko aufbrechen wuerde, und wenn ja, mit wem. Dann kam der 'last call' von Jan, nach ein paar Tagen bloed schauen entschloss ich mich zum Mitmachen, schnell wurden noch Bremskloetze erneuert, eine verlorene Schraube am Kettenblatt ersetzt, ein Magura Service-Kit fuer unterwegs besorgt, etc. etc. .. und schon ging es los
Symptomatisch waren ja z.B. auch die am Abreisetag festgestellten, gefressenen Pedale. Sowas
kann einfach nur per Salzfrass an einem Stadtfahrrad vorkommen.
Ansonsten wuerde ich mir fuer Marokko gerne eine groessere Zeitspanne vornehmen, das Verhaeltnis zwischen Anreiseaufwand und tatsaechlicher Radtour ist bei nur 1 1/2 Wochen im Reiseland einfach zu sehr in Richtung 'unrentabel' verschoben.
Dass die Temperaturen hinten und vorne nicht gepasst haben, daran werden wir hoffentlich bald alle nicht mehr denken ... wenn denn die Erkaeltungskrankheiten einmal ausheilen moegen