Hallo liebes Forum,

letztes Jahr habe ich hier mein erstes Rad mit eurer Hilfe aufgebaut und nun ist Zeit, eine erste längere Tour zu planen und umzusetzen. Da ich aber wenig bis keine Erfahrung in dieser Richtung habe, möchte ich euch gern um Rat fragen. Es geht mir um drei Kategorien: Routenplanung, Gepäckverteilung am Rad, Stromversorgung auf der Strecke.

Ich habe vor in einem Zeitraum von 3 Wochen in August und September von Weimar nach nach Brest (FR) unterwegs zu sein, davon ca. eine Woche Aufenthalt am Zielort. Eure Hilfe bräuchte ich hauptsächlich in der Routenplanung. Ich habe mir bei Komoot jetzt eine Route errechnen lassen. Die Strecke ist für meine Zeit zu lang und ich würde lieber einen Teil davon mit Zug fahren, anstatt mich selbst zu stressen, eine Etappe nach der anderen schnell zu schaffen. Wie geht ihr in solchen Situationen mit verschiedenen Parametern um? Campingplatzmöglichkeiten, ggf. Wildcampen, Topografie, Corona-bedingte Einschränkungen, Klima...

Das Rad hat momentan ein 40er Kettenblatt vorn und eine 11-34 Kassette hinten. Damit komme ich in der Stadt und für Touren in meiner Umgebung (Mittelthüringen, nicht sehr bergig) super klar. Denkt ihr, dass diese Kombi für die Topografie (siehe Link oben) zu schwer ist? Ich bin durchschnittlich fit, würde ich sagen. Viel Gepäck werde ich auch nicht dabei haben wollen. Entweder vorn Zelt/Isomatte/Wasser, hinten 2 Backroller oder vorn zwei kleine Frontroller und hinten Zelt/Isomatte/Wasser. Ist es problematisch das meiste Gepäck im vorderen Bereich zu haben? (z. B. wg. Abfahrten)

Einen Forumslader habe ich leider nicht, die Zeit für eine Bestellung ist auch zu knapp. Andere billige Geräte möchte ich nicht kaufen, daher für diese Tour werde ich Powerbanks mitnehmen. Welche Kapazität müssen sie denn haben? Ich habe ein Nexus 5X Handy dabei für alles.

Sonst fällt mir nur noch eine allgemeine Frage: gibt es etwas an Ausrüstung/Kleidung etc, was ihr persönlich für nötig haltet, was aber nicht jede*r mitnehmen würde?

Ich freue mich auf Anmerkungen eurerseits!
Viele Grüße aus Weimar, yellowmug

zu den anderen Dingen kann ich nicht sonderlich viel sagen. Aber statt mehrere Powerbanks mit großer Kapazität mitzuschleppen, würde ich nur 2 kleinere nehmen. Diese sollten aber über einen QuickCharge3/4-Eingang verfügen. Dazu noch ein leistungsfähiges QC-Ladegerät und du kannst bei jedem Halt an zivilisierten Orten Deine Powerbanks schnell aufladen.
Vorher am besten mal zuhause testen. Manchmal liegt es auch am USB-Kabel, wenn die nicht gut miteinander können.

Hast du die Komoot-Route bereits bearbeitet?

Im ersten Stück hast du anscheinend steile Anstiege, die man sicher auch umfahren kann.
Deine Route umfährt viele schöne Orte auf für KFZ gebauten lieblosen Umgehungsstraßen.
Manchmal führt nahe an deiner Route eine Radroute, die kaum länger zu sein scheint.

Bahnabschnitte würde ich spontan wählen, wenn der Wind stark von vorne kommt oder wenn es regnet. Ich komme alleine mit Zelt mit zwei Backpacker-Taschen und einer Lenkertasche aus.

Hallo,

den Toilettenpapierhalter:Sea to Summit Ultra-Sil Outhouse orange!!

LG
Ralf

Im ersten Teil wäre eine Option, entlang der Werra bis Hann. Münden zu fahren und dann etwas die Fulda aufwärts, um duch die Warburger Börde bis südlich von Paderborn zu kommen. Das könnte einiges an auf und ab sparen.

Hey,

unabhängig von deiner Frage meine Meinung bzgl. der Distanz:
Wenn ich es richtig verstanden habe, planst du die 1500 km in 14 Tagen zu fahren, da du ja eine Woche vor Ort in Brest sein möchtest, korrekt?

Bei 14 Tagen komme ich auf eine tägliche Kilometerleistung von ~110km (ohne Umwege, falls die Campingplätze nicht direkt auf der Tour liegen).

Ich plane für meine erste Tour 70-80 km pro Tag ein. Vielleicht bist du auch fitter als ich oder ich zu konservativ. Aber bei der ersten Tour kann immer was schief gehen und man muss die Kilometer ja auch jeden Tag fahren

Bzgl. Powerbanks, da gibt es auch Modelle mit zwei USB-Eingängen zum Laden, da ist die Ladezeit nur noch halb so lang. Mit entsprechendem Ladestecker ist diese dann bei 20.000 mAh in 4,5h geladen. Ich habe so eine Easy Acc mit 20.000 mAh. Ob es auch eine 5.000 mAh Variante mit zwei Eingängen gibt, weiß ich aber nicht.

Wenn du mit Handynavigation fährst, würde ich zwei kleinere Powerbanks mitnehmen, die jeweils so 3x das Handy nachladen können. Jeweils am Campingplatz dann ne Gelegenheit suchen um sie zu laden. Wenn sich nichts ergibt, dann hast du noch genug Puffer um am nächsten Tag am nächsten Tag zu laden.
Und außerdem, falls eine Powerbank unerwartet geklaut wird, hast du bei mehreren kleineren immernoch Ersatz

Mein Iphone saugt extrem Akku beim eingeschalteten Display und Komoot. Ich kann mir vorstellen, dass auch ein Nexus 5X nach 8h radfahren mind. eine Akku-Ladung aufgebraucht hat.
Ich nutze Komoot daher nur per Lautsprecheransage und höre dann, wann ich abbiegen muss.

Viele Grüße
Patrick

Die Routenplanung hängt von deine Präferenzen ab,
1. Ort oder Gegenden, die möglichst auf der Strecke liegen sollen (wäre meine erste Präferenz)
2. Minimieren der Höhenmeter
3. Minimieren der Kilometer
4. Campingplätz (einschließlich alternaticCP an oder in der Nähe der Route
5. Minimieren der unasphaltierten Abschnitte

Um genauer zu planen ist für mich das Mittel der Wahl die Kombination von caminaro.com und Archiescamping. Bei Archeiscamping lassen sich alle CPs eines Landes in einen gpx-file herunterladen, die kann man in Caminaro hochladen. Parallel mache ich die eigentliche Routenplanung mit Brouter, da kann ich zwischen Tourenrad und Rennrad umschalten (und bekomme immer noch 3 Alternativstrecken), kann in etwa abschätzen, wie schwer ein Abschnitt wird, un das Runterladen ist selbsterklärend. Der unter der Karte ersichtliche relative Kostenfaktor gibt da einen schnellen Anhaltspunkt. Geht bei Caminaro alles auch, wird aber für mich dann zu unübersichtlich.
Die gesamte Strecke in einem Ritt zu planen, mache ich für die erste Annäherung, würde mich aber nie damit zufriedengegen.

Meistens schaue ich mir auch die Seite von Achim Bartoschek an, die die Bahntrassenradwege enthält. Die sind meistens nicht steil, so max. 3 %, eher weniger, von kurzen Abschnitten mal abgesehen. Gerade quer durch Hessen kann man von Philipsthal an der Werra bis kurz vor Frankfurt auf aufgelassenen Bahntrassen radeln, auch in Frankreich gibt es da einige.

Ob du mit deiner Übersetzung glücklich wirst, habe ich so meine Zweifel, mit Gepäck brauchst du wenigstens ein-zwei kleiner untersetzte Gänge als ohne. Allerdings würde ich im Weimarer Raum mit einer Übersetzung wie deiner schon schieben müssen (Hetschburg, Mellingen-Umpferstedt), du bist da sicher besser trainiert. Ich bin oft froh, vorn 22 und hinten 42 zu haben.

Gepäckverteilung: Ich finde es gut vorn auch ein wenig Gepäck zu haben, hinten macht es ja dein eigener Körper. Allerdings bin ich noch nie so gefahren, dass vorne mehr Masse wäre als hinten.

VG aus Budapest
Martin

Die theoretische Planung macht Spaß und ist sicher auch sinnvoll. Aber mir hat am meisten geholfen, das Fahrrad mit der geplanten Ausstattung einmal zu beladen und damit drei, vier Tage eine kürzere Tour zu radeln. Wenn man "Glück" hat, ist ein Tag mit Regen dabei, einer mit Gegenwind, einer mit einer Panne und ein schöner, optimaler Sonnentag

Dann weiß man auch, wie sich das Rad mit der Beladung auf Dauer fährt, wie lange die Powerbanks reichen, welche Tagesstrecke längerfristig realistisch ist, was fehlt und was man ggf. doch lieber nicht mitnimmt etc.




Alles was vorne ist, musst du bei jeder Lenkbewegung mit bewegen. Bei mir sind geschätzt nicht mehr als ein Drittel des Gewichts des Gepäcks vorne, der Rest hinten.




Hängt davon ab, ob du mit dem Handy navigieren willst oder nicht. Im Navigationsmodus komme ich mit meinem Handy mit einer 10.000 mAh Powerbank etwa zwei Tage aus. Ohne Navigation reicht eine Ladung für die ganze Reise, sofern man das Handy zwischenzeitlich auch mal ausstellt.



Gruß,

Hardy

Hallo!

Ich kenne deine Fitness nicht, rate dir aber beim Übertragen deiner Radelleistungen bei Ausflügen auf die auf Tour zum Tiefstapeln. Dazu kommt, dass du mehr Kilometer fahren wirst, als die Route ausmacht. Dafür brauchst du dich nicht einmal verfahren.

Du kannst ohne Weiteres (der überarbeiteten Route folgend, siehe Vorschläge oben) einfach einmal los fahren. Ich würde mir nur vor der Tour etwas Gedanken machen, wo du mit dem geringsten Verlust an schönen Kilometern einmal mit der Bahn auf holen kannst. Das nimmt Stress und erleichtert die Entscheidung. Nicht, dass du dann am Schluss fest stellen musst, dass dir für das schönste Schlussstück die Zeit fehlt. Das wäre schade. Dann hast du so zu sagen die faden Kartoffeln alle gegessen, und die Torte am Schluss kannst du nur mehr sehnsüchtig an schauen.

lg!
georg

Machs genau umgekehrt: Fahrt (Bahn?) zum Zielort, zurück per Rad. Dann kannst du problemlos nach 21 Tagen in den Zug steigen, egal wo du bist. Hat auch den Vorteil, dass du die exotischen Gegenden genpóssen hast, die Umgebung daheim kennst du ja sicher sowieso schon. Und du kannst so einen günstigen Tarif buchen samt Stellplatzreservierung fürs Rad.

Wie andere schon schrieben: 2 Taschen hinten und ggf. Sack reichen im Sommer dicke. So sparst du dir das Gewicht des zweiten Gepäckträgers.

Handy kannst du auch unterwegs mal ne Stunde im Café oder so aufladen. Dann aber unbedingt eine Erinnerung daran z.B. am Lenker befestigen, damit du es nicht vergisst (Wäscheklammer auf Schaltgriff oder so).

Ein kleines dickes Bürogummiband kann noch praktisch sein; damit kann man im Zug die Bremsen des Velos fixieren falls es keine Fixierung am Stellplatz hat. Das Velo rollt dann weniger davon.
Und natürlich eine Badehose
Gute Reise!

Vielen Dank für eure Anmerkungen!

QC-Powerbanks und -Ladegerät sind gute Tipps. Danke. Ich schaue mich um...

Mit der Übersetzung werde ich diese Woche das eine 40er KB durch zwei 46/30 ersetzen und schauen, wie es ist damit in der Stadt (flach) und außerhalb (etwas hüglig) zu fahren.

Mit der Routenplanung finde ich die tools ziemlich spannend und hilfreich. Besonders mit der Karte aller Campingplätze Europas. Danke auch dafür. Gerade habe ich damit angefangen, die Route vom komoot zu bearbeiten bzw. anpassen. Was ist eigentlich mit dem Kostenfaktor gemeint?

Ich würde gar nicht soviel durch planen, sondern eine grobe Strecke ausarbeiten, um zu schauen, ob das realistisch ist ( ich plane immer mit 100 km pro Tag ( bei nicht mehr als 1-2000 hm im Tagesmittel) auf überwiegend Asphalt minus 2 Tage Puffer. Bei Pisten entsprechend weniger. Da weiß ich, dass das hinhaut. Für mich. Für den Anfang würde ich eher so 70 km am Tag planen. Wenn Du Dich übernimmst, macht es keinen Spaß, aufstocken kannst Du eh immer.
Die Gepäckverteilung ist auch radabhängig, manche Räder flattern bei zuviel Gewicht an der Gabel. Das musst Du ausprobieren.
Um das Laden meiner Elektronik (Garmin und Mobilfon) habe ich mich noch nie groß gekümmert. Abends bei Gelegenheit laden hat gelangt. Fürs Garmin habe ich Ersatzbatterien dabei, das Telefon brauche ich nur gelegentlich, um zu schauen, wo man übernachten kann. Es geht aber auch ohne (ging ja früher auch, man fährt dann halt anders, meist das was einfacher zu finden ist, sowohl Strecke als auch Übernachtungsplatz). Wenn Du bereit bist, wild zu zelten, bist Du flexibeler.
Tja und dann einfach losfahren. Du fährst vermutlich hier und da ohnehin anders als geplant, also stört das nicht, wenn Deine Planungen anders ausschauen als Deine reelle Route. Du bist ja immerhin im Urlaub.
Und: Nimm analoge Karten mit, die gehen auch ohne Strom und sind zur Übersicht gut.
Ansonsten: Ich habe meine ersten Touren auch mit mieser Übersetzung gemacht und hatten trotzdem Spaß. Am Sonntag sind wir im Schwarzwald an einer langen Steigung zwei jungen Niederländern begegnet, die mit Flachlandschaltung und Gepäck in Richtung Donauquelle und von da dann nach Ungarn unterwegs waren. Das Mädel hat gleich am Beginn der Steigung geschoben, sie waren dennoch guter Dinge.
Gehen tut also viel, wenn man das will.
Ich selbst habe lieber was berggängiges unterm Hintern, bin aber auch nicht mehr so arg jung.
Einfach ausprobieren. Eine Probewochenende in der Umgebung mit geplantem Gepäck erhellt da vielleicht auch.
Gruß
Nat
Ps: für Übernachtungsmöglichkeiten, Quellen, Schutzhütten und Wander- und Radwege fand ich die Offline- Karten von Mapy.cz hilfreich

Der Kostenfaktor bei Brouter bedeutet in etwa, um etwa wieviel kilometer du mehr fahren müsstest, wenn die Strecke eben und glatt wäre. Eine solche hätte den Kostenfaktor 1,0.

Für mich sind Tagesabschnitte mit 1,15-1,2 noch gut machbar, da sind dann zwar Steigungen dabei, aber erträglich. Allerdings bin ich nicht so der Kletterer.
Habe gerade mal meine schon oft gefahrene Standardstrecke Großbreitenbach-Kranichfeld-BBerka-Mellingen-Lehnstdt-Apolda-Naumburg-Leipzig ausprobiert, da komme ich auf 1,22. (Aber diese Strecke ist bei mir der Abschluss einer Tour, da will ich nichts mehr besichtigen, habe am Abend ein warmes Abendessen und ein Bett garantiert, normal sind die 160 km für mich nicht).

VG aus Budapest
Martin