Hallo,
ich bin neu hier und das ist mein erster Beitrag, deswegen eine kurze Vorstellung bevor ich zu meiner Frage komme.
Mein Name ist Hubert und ich bin 44 Jahre alt. Vor fünf Jahren habe ich, zunächst eher mit gebremstem Schaum, wieder begonnen Rad zu fahren, nachdem ich es im Alter von 14 Jahren zugunsten eines Mofas und vieler folgender Benzinfresser aufgegeben hatte. Inzwischen ist es als Transportmittel für mich erste Wahl, auch wenn mitunter der Bequemlichkeit halber doch noch das Auto obsiegt, aber das werde ich auch noch in den Griff bekommen. Benzinverbrennen als erfüllende Freizeitbeschäftigung findet jedenfalls nicht mehr statt.

Mein Radportfolio besteht aus einem Rotwild RCC03 aus der Jahrtausendwende, das ich nicht ganz originalgetreu wieder aufgebaut habe, einem Wheeler 424 Trekkingrad, das ich vor dem Schrottcontainer gerettet habe und das nach einer neuen Speiche, einem Tretlager und einer Kette samt Komplettzerlegung und Neuaufbau ein sehr dankbares Alltagsrad ist und einem alten Hercules Saragossa, das ein eher ungeliebtes Dasein fristet und ausser gut aussehen nicht viel kann. Daneben träume ich von einem Liegerad, was aber finanziell wohl eher hinten anstehen muss.
Nun zu meinem Anliegen: Als Vater von vier Kindern muss man denen ja auch was bieten und eine Radreise steht sowieso ganz oben auf der To-do-Liste. Mein -vorläufiger- Plan sieht eine eher gemässigte Reise nach Frankreich vor, eher ohne viel Steigungen. Ich würde, da mein angetrauter Widerspruch samt zweier Kinder dafür eher nicht zu begeistern ist, zwei meiner Söhne mitnehmen, einer ist 12 und ziemlich zäh, der andere 8 und klettert wie Pantani. Dazu ich mit (jetzt nur noch) 15 kg Übergewicht. Wir würden gerne eine reine Campingangelegenheit daraus machen, auch um das Budget nicht zu überspannen. Angepeilter Zeitraum ist 10-14 Tage.
Welche Routen sind empfehlenswert (wir wohnen übrigens im östlichsten Zipfel Baden-Württembergs)? Wieviel Training vorher ist empfehlenswert? Mit welchen Kosten muss man ungefähr kalkulieren? Ist das überhaupt realistisch?
Viele Anfängerfragen, ich hoffe, Ihr lacht da nicht drüber. Ich sauge jeden Rat dankbar auf.

Grüß Dich Hubert,
und willkommen im Forum.
Vielleicht dient Dir ja diese Tour hier als Anregung.
Der Einstieg ist von Euch aus nicht so arg weit weg.
Ihr hockt Euch in die Bahn nach Karlsruhe (oder, wenn Ihr ein paar km weniger wollt, nach Offenburg), fahrt nach Frankreich rüber und düst den Rhein runter bis ins Südelsass und dann in den Sundgau.
Am Kanal fährt sichs dann am flachsten.
Alternativ kann man auch ab Straßburg den Rhein- Marne Kanal in Richtung Saverne nehmen. Wäre dann natürlich eine andere Tour in andere Regionen.
Vorher schon ein paar km geradelt zu sein erhöht den Fahrspass sicherlich, dann sind Steigungen auch erheblich einfacher.
Gruß
Nat

Hi
Markus und ich sind die Typen, die den von Natasch zitierten Reisebericht verfasst haben. 4 kids davon 2 im Anhänger.

Danke!

Viel Spass, erzähl mal wies geworden ist.

Moin Hubert,
das wichtigste ist: anfangen.
Und den ersten Planungsschritt oder -beschluss hast Du ja schon unternommen.

Ich fand immer, dass die Bahnfahrten der anstrengendste Teil einer /Familien) Radtour waren. Je nach Zugbauart und Direktverbindung gehts vielleicht auch entspannt, aber ich würde das nicht unterschätzen.

Planung:
Wenn ihr es wirklich entspannt angehen wollt, dann macht eine ganz grobe Route mit nur wenigen Highlights.
Den Rest einfach kommen / rollen lassen. Rückfahrpunkte / Exit-Bahnstationen mit einplanen.

Training:
Ich würde empfehlen, probezupacken und auch mit den Kindern eine Runde mit vollbepackten Rädern drehen lassen.
Hat erstens den Vorteil, dass ihr noch mal Gepäck abspecken könnt und zweitens das Fahrgefühl mit Gepäck + Gewicht geübt wird. Fitness steigt dann unterwegs ganz von alleine.

Übernachten:
Ich empfehle die Campingplatz-App von Archies. In Frankreich hat es zudem viele günstige kommunale Campings.

Gut ausgeschilderte Fernradwege und/oder Navigation sind hilfreich, wenn die Kinder ungnädig bei Umwegen / Sackgassen sind.

Essen: Immer reichlich Energie / Schoko / Nüsse / Obst als Reserve haben. Hungrige Kids haben selten gute Laune, wenn noch Strecke zu machen ist.

Viel Spaß!

Falls ihr im südliche Teil der Ostalb (Heidenheim) wohnt: von Ulm gibt es einen direkten IRE nach Basel. Das ist für mich die unkomplizierteste und schnellste Möglichkeit aus dieser Ecke mit Zug und Rad nach Frankreich zu kommen.

Exakt in dem Kreis sind wir zuhause. Das mit dem IRE checke ich mal.

Hallo Hubert!

Vielleicht noch ein kleiner Beitrag: Plane nicht zu viel. Ich meine damit, plane, damit ihr eine gute, kinderfreundliche Route radeln könnt, mit passenden Attraktionen, sofern die Kids solche auch mögen. Und dann lass auf euch zu kommen, was kommt. Manche Kids hauen sich hinein und radeln bis zum Abwinken, anderen wird schnell langweilig. Dann wieder radeln sie vielleicht los wie wild und verlieren nach einer gewissen Zeit wieder die Lust. Da kannst du erfahrungsgemäß nur flexibel darauf reagieren, planen lässt sich das nicht. Auch hier gilt die Erfahrung: Weniger ist meistens mehr. Deine Kids sagen dir schon, was sie freut, und wenn es sie freut, machen sie auch weiter!

lg und viel Spaß beim Radeln!
georg

Zu möglichen Strecken: Von Basel aus bietet sich der EuroVelo 6 an. Flach und überwiegend auf eigener Trasse abseits des Straßenverkehrs. Etwas eintönig, dafür hat man nicht den Stress, immer auf den Verkehr achten zu müssen. Es gibt in Frankreich viele verkehrsarme Straßen, wo man auch mit Kindern problemlos fahren kann, aber man landet immer wieder mal auf viel befahrenen Straßen, für die es keine Alternative gibt.

Entlang des EV6 gibt es genügend Camping-Plätze, nur zwischen Mulhouse und L'Isle-sur-le-Doubs gibt es direkt am Weg nichts. Will man nicht auf einen der Plätze abseits des EV6 ausweichen, kann man entweder erst in Montbéliard starten oder eine Teilstrecke mit dem Zug überbrücken. Zwischen Mulhouse und Montbéliard kann man an mehreren Stellen auf den Zug umsteigen. HDH-Montbéliard ist an einem Tag mit dem Zug zwar machbar, aber mit den zwei Kleinen vielleicht etwas anstrengend.

Regionalzug mit dem Fahrrad ist in Frankreich grundsätzlich unproblematisch. Eine Option wäre daher, den EV6 soweit zu fahren, wie ihr kommt, und dann mit dem Zug zurück zu fahren. Auch da gilt: ist an einem Tag mit Regionalzügen machbar, kann aber stressig werden, wegen vielem Umsteigen auf Bahnhöfen ohne Aufzüge. Da könnte man eine Übernachtung einplanen, z.B. auf dem Campingplatz in Hunningue, ein paar km vom Badischen Bahnhof in Basel entfernt.

Frankreich is auf jeden Fall ein schönes Revier für Radtouren, auch mit Kindern.
Wenn ihr aber bisher keine Erfahrung damit habt, mit Gepäck unterwegs zu sein, würde ich nicht gleich mit einer Tour mit komplexer Zuganfahrt starten.
Ich weiss ja nicht, wie alt deine vier Kinder sind, aber die Vorstellung, vier Kinder mit Gepäck in einen Zug zu bekommen und möglicherweise auch noch umsteigen zu müssen, ist mir ein Graus.
Ich habe das mehrfach mit dreien gemacht und glaube zu wissen, wovon ich rede.
Wie wäre es für den Anfang mit einer Tour an der Donau entang? Dürfte ja nicht so weit von dir entfernt sein. Vielleicht auch nur mal als Testballon übers Wochenende.

Ansonsten, falls es doch Frankreich sein soll, als mit Kindern bewährtes Beispiel:
* Von Karlsruhe aus den EV15 Richtung Strasbourg.
* Dann den Rhein-Marne-Kanal quer durch die Vogesen, bis er auf den Saar-Kohle-Kanal stösst (ungefähr bei Sarrebourg).
* Dem dann bis nach Saarbrücken folgen
* Mit dem Zug von Saarbrücken aus zurück, oder weiter der Saar entlang

Der EV6, wie schon erwähnt ist auch eine einfache und zumindest durch die Jura-Ausläufer schöne Strecke, hier hat man dann aber das Thema, wieder mit dem Zug zurückfahren zu müssen (s.o.).
Es gäbe zwar auch schöne Schleifen durch die Berge zurück (Jura oder Vogesen), das ist aber eher nicht kindertauglich.

Ich denke mittlerweile auch, dass das Ziel Frankreich für eine erste grosse Tour wahrscheinlich eine Nummer zu hoch gegriffen ist. Testtouren an aufeinanderfolgenden Tagen haben dann doch gezeigt, dass da noch etwas Training nötig sein könnte. Die Möglichkeit, zunächst mehrere Tage auf dem Donauradweg zu verbringen kam mir auch schon und ist in der näheren Auswahl ziemlich weit oben, zumal er, wie vermutet, fast direkt vor unserer Tür einen Einstieg bietet (so ca. 15 km entfernt).

Lieber Kollege,

ich komme gerade von meinen 10 Tagen mit "nur" 2 Kids, 12 und 4 Jahre alt.
Ende der Tour war -leider- ein Lagerfresser im Innenlager eines Rades. OK, 2 Tage vor dem geplanten Ende ist das verschmerzbar.

Wir sind überwiegend mit dem Zelt (2 Stück) unterwegs, plus Kocher, plus 2 Helinox-Stühle (dazu natürlich Isomatten, Schlafsäcke). ABER: Nach 2 Regentagen steigen wir auch problemlos ins Hotel, wenn die Stimung "unter 0" sinkt. Da spielen Kosten -zum Glück- keine Rolle.
Denn: Wir haben Urlaub. Also habe ich nix davon, meine Kids zu irgendwas anzutreiben, was nur die Stimmung kippen läaast. Somit sind wir pro Tag zwischen 15 und 55 km gefahren.

Trainiert habe ich vorher gar nicht, weil ich sowieso alltags mit dem Rad unterwegs bin. Natürlich, das fahren mit Beladung (reichlich) und FollowMe (für das kleinere Kind) ist die ersten 2 Tage Gewöhnung und dann läuft es aber. Bei größeren Kindern, können die auch mit Beladung fahren, das relativiert die individuellen Unterschiede an Kraft, Ausdauer, etc. dann schon.

Deshalb planen wir auch nur grob und unter folgender Prämisse: Es sollten genug Campingplätze in passabler Entfernung vorhanden sein und die Rüclreise sollte ohne Kampf innerhalb eines Tages jederzeit möglich sein. Wir fahren Zug und wollen nicht 10x umsteigen.
Daher sind wir -wohnortbedingt- derzeit viel in NL und NRW unterwegs. Mit zunehmendem Alter werden die Tagesetappen länger.

Kosten: Die meisten Campingplätze liegen im Bereich 15-35 Euro für 1-2 Zelte mit 3-5 Köpfen. Dazu kommt Futterversorgung für den Tag über, das können schon einmal 30-60 Euro pro Tag sein, je nach Anspruch, Gegend, etc. Für uns sind die Kosten nicht entscheidend, wir fahren aus Vergnügen und zelten aus Vergnügen.