Weitere Recherchen:
- Im Prinzip möchte ich nach Olargues im Languedoc. Iris hat dort ein kleines Haus. Ute will auch kommen.
- Dorthin den Radweg Castres - Mazamet und die Voie Verte du Haut Languedoc? Dann bin ich in einem Tag bei Iris. Ute kommt erst in 4 Tagen.
- Über die Berge? Zu steil.
- Über die Voie Verte? Zu langweilig. Und im Regen, wie weiter nördlich, beschissen zu fahren.
Abends um sieben ist die Welt dann doch wieder in Ordnung!
Zu blöde, jetzt die Voie Verte zu nehmen. Der Berg ruft.................jippi yeah! Castres . Les Salvages . Roquecourbe . Les Barris . Le Bouissas (CP)Achim Bartoschek schreibt, dass die Bahntrasse von Castres nach Brassac nur mit dem MTB zu fahren sei. Der erste Teil bis Roquecourbe sei sogar zugewachsen. Dies bestätigten mir zwei Radler in Castres.
Ich nahm zunächst die D89 und ab Roquecourbe die D55, um halbwegs moderat und doch nahe am Agout diesem folgen zu können.
Brücke bei Roquecourbe
"La méridienne verte" irgendwo im Dschungel zwischen der D55 und dem Agout
Wo bin ich?
Ist doch egal! Ich befinde mich mitten drin im
Parc naturel régional du Haut-Languedoc und werde auch einen Weg hinaus finden!
Irgendwo habe ich gelesen, dass gleich die Stelle kommen muss, an der sich drei alte Bahnlinien treffen und über zwei Brücken die Schluchten vom Agout und des
Gijou überwinden.
Es dauert nicht mehr lange und die erste Brücke wird sichtbar.
An diesen Tonnen holt mich ne Schauer und die Mahnung von nichtbefahrbaren MTB-Rumpelpisten ein.
Ich radel über die erste Brücke............
Freu mich über den alten Bahnhof im
La Vallée de Roussy ............. und den geöffneten
Campingplatz. Während das Ordnungsamt in Begleitung der Rennleitung mit Akribie das Gelände und alle Erlaubnisse kontrolliert, baue ich mein Zelt auf, trinke zwei belgische Biere und freu mich, dass Monsieur hab ich vergessen mein Fahrrad als
"selbstverständlich Bahnstreckentauglich" segnet.
Er brät mir noch 'nen Storch für'n Zehner bevor ich wohlig ruhe, während das Wetter in der Nacht abwettert.
Vorweg: Keine eine Schauer hat mich auf dem weiteren Weg genervt.
Le Bouissas (CP) . Lusières Bas . Maynadier . Brassac . Lac de la Raviège . Lixirié . La Salvetat-Sur-Agout . Fraisse-Sur-Agout . Domaine de Bélaman (CP) Der Satz:
„Gehen wir die unfahrbare befahrbare Trasse an,“ erscheint zunächst ambivalent, ist aber realer Irrsinn eines Radlers, der 8km Fahrstrecke und 250hm auf der Straße sparen will.
Außerdem hab ich mir in den Kopf gesetzt, das nächste Stück als erster aus dem Forum zu erforschen.
Zurück auf der ersten Brücke........
Blick auf die Hinweise auf das, was da kommt..........
Blick auf die zweite Brücke..........
fahrbar..........
unfahrbar ..........
fahrbar..........
unfahrbar ..........
Das ewige Auf- und Absteigen nervt mich. Das Vorderrad rutscht auf den nassen Steinen mehr weg als meine Schuhe.
Den Rest vom Schützenfest gehe ich bei 3% Steigung zu Fuß. Niemals in meinem Leben werde ich diese Piste vergessen.
Es war herrlich. So stelle ich mir Radwandern vor. Immer ein Liedchen auf den Lippen. Step for Step.
1909 wurden die Schienen abgebaut.
Brücken mit Geländer gibt es auch
unbeleuchtete Tunnels? Selbstverständlich darf hier nichts fehlen.
Irgendwo kreuzen Straßen, die einen aus dem Tal rausführen könnten.
Irgendwo gibt es auch Wasserfälle am Weg
.......... und irgendwann hat jedes Vergnügen ein Ende! Mit nassen Socken setzte ich das radeln fort.
Fazit des Tages: Ich habe 8km Straße gespart, bin 11km zu Fuß gegangen und hatte Freude ohne Ende.
Unter der Brücke in
Brassac verzehre ich mein Abendessen, führe Tagebuch, telefoniere, schreibe sms und verschiebe die nächsten Höhenmeter zum Lac de la Raviège auf Morgen.
Von den Glaubenssätzen meiner Kindheit verfolgt mich einer bis heute ins Forum. "
Du musst dich sputen...... Wisst ihr was: Ihr könnt mich alle mal!
Außerdem kommt Ute erst übermorgen nach Olargues. Für die restlichen 62km kann ich mir also zwei Tage Zeit lassen. Ein durchaus angenehmes Timing.
Nach einer Kippe auf der Brücke,
.......... .......... gehe ich die 240hm und 2,5 km zum Stausee gemütlich an.
am Lac de la Raviège sind die Strapazen vergessen
.......... am Lac de la Raviège blühen die Blumen
.......... vor La Salvetat blüht der Rost
.......... hinter La Salvetat blühen Tulpen und Rosen
.......... in Fraisse-Sur-Agout bekomme ich Frühlingsgefühle
.......... hinten Fraisse-Sur-Agout bekomme ich Hunger
.......... "Guten Tag", flötete ich durchs Telefon,
"kann ich bei euch heute Abend zelten?" "Ja, das geht. Möchtest Du auch was essen?" Für 29,- Euro gibt es einen schönen Platz für mich und mein Zelt und ein wahrhaft sauleckeres 4-Gang Menu.
Iris & Markus haben mit ihrer
Domaine de Bélaman einen wirklich feinen und empfehlenswerten Platz kreiert. Chapeau!
Mit sechs Leuten sitzen wir in der Küche, trinken, essen und erzählen Heldengeschichten, denn die letzten Kilometer aus dem Dorf nach hier waren heftig.
Domaine de Bélaman . Fraisse-Sur-Agout . Col de Fontfroide . OlarguesBis zur
Source de l'Agout sind es ca. 19km. Nun gut, nun habe ich noch einen Grund, wieder zurück zu kommen, denn das Frühstück...............
Fahren wir erstmal runter nach Fraisse
.......... Schauen aufs Dorf
.......... Schauen aufs Wasser
.......... und letzmalig aufs Dorf
.......... Oben am Col de Fontfroide befindet sich ein Denkmal für die Résistance.
Seit Vichy befinde ich mich auf meiner Radtour in der sogenannten unbesetzten Zone.
Vichy-Regime Aber auch von hier wurden Menschen in die Konzentrationslager verschleppt und bestialisch ermordet.
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Das Handy klingelt.
"Hi Jürgen, wann bist Du denn hier?""Hi Iris, ich bin oben am Col und wer...." Weiter kam ich nicht!
"Dann bist Du ja in 20 Minuten hier in Olargues."Warum müssen Frauen eigentlich immer hetzen, denk ich mir und murmel was von einer Stunde oder so.
Erstmal muss ich noch meinen Kaffeekocher einpacken, sowie das obligatorische Passphoto knipsen lassen.
Die Abfahrt ist gigantisch, immer wieder halte ich an und staune
.......... ..........staune auch noch in Olargues
..........und pausiere und pausiere gefühlt stundenlang.
Iassu schrieb Jürgen, richtig, richtig schön ist es dort, wo du unterwegs warst, ja ohne Zweifel. Aber diese Berge. Diese dauernden Anstiege. Wäre es nicht angemessen, auf deine alten Tage zwischen den An- und den Abreisetag 20 bis 30 Ruhetage am Strand bzw der Uferpromenade einzulegen? Offenbar bin ich zwei entscheidende Jahre jünger, aber so langsam könnte sich mein Motto verändern: Radreise ist dort, wo ich schwarzwäldere, tsatsikiere und bratwurste. Lassen wir doch die jungen Wilden sich ihre Höhenmeter abquälen. Cappuccino und Eisbecher sind doch mindestens so handhabbar wie Schmerzmittel...............
Nun ja, Iris kocht für mich zum Mittag einen Eintopf, am Abend gibt es ne super Pizza im Dorf. Morgen kommt Ute und gibt es kalte Platte, übermorgen Bratwurst, überübermorgen ne Radtour
und kalte Platte und überüberübermorgen nix. Überüberüberübermorgen kochen wir zusammen und braten Schweinefilet.
Also, ich koche eigentlich gar nicht. Spülen ist da eher mein Ding.
Da sitze ich nun und lasse es mir gutgehen.
Olargues . Gorges d'Heric . OlarguesKommen wir zunächst nach überübermorgen, denn wir sind ja schließlich hier in einem Rad-Forum und nicht im Kochkurs.
Die Mädels machen einen Ausflug in die Berge und ich mach mich auf den Weg über die
Voie Verte du Haut Languedoc Richtung Gorges d'Heric..........
aller Anfang ist leicht
.......... es sind wenig Touristen unterwegs
.......... die Badetümpel sind noch leer
.......... langsam wird es anstrengend
.......... ganz oben ist dann vermeintlich Schluss
.......... Am Ende des Tales führt ein
Trampelpfad über Stock und Stein ins Nachbartal nach
Bardou. Zwei Holländer machen sich auf den Weg und schultern ihre leichten Räder.
Ich fahr nach zwei Cappus wieder runter
.......... schau mir die Brücke in Olargues von unten an
.......... und bin immer wieder und mehr von diesem blauen Himmel begeistert
.......... Mit einem letzten Blick auf die
Pont du Diable (Olargues) .......... .......... beende ich hier und jetzt die Berichterstattung des ersten Teils einer faszinierenden Radreise.
Vielen lieben Dank für eure Aufmerksamkeit
Jürgen
~~ Fin de la première partie ~~ps: Über den zweiten Teil der westlichen Schluchtentour durch die Cevennen und zur Ardeche berichte ich, wenn ich dort lang geradelt bin.