Die Reiseplanungen des Winters hatten ergeben, dass wir in diesem Frühjahr eine Runde in den (oder auch um die) Cevennen drehen wollten. Wir wollten nicht fliegen, es sollte aber schon warmes Wetter geben. So kam ich dann auf die Cevennen und wir haben das nicht bereut. Es wurde eine echte Geniessertour.
Diesmal ging es mit den Räder auf dem, günstig bei E-Bay erstandenen, Thule-Heckträger mit dem Auto los gen Südfrankreich.
Auf dem Weg dahin hatten wir uns als Zwischenstation das schöne Örtchen Chateau-Chalon ausgesucht. Hier waren wir auf einer früheren Fahrradtour durch Jura vorbeigekommen und hatten dort vorzüglich gegessen.
Leider war das diesmal ein Reinfall. Wir waren am Freitagabend die einzigen Gäste, das Essen war in Ordnung, mehr aber auch nicht und es war vollkommen überteuert. @Jürgen: gut dass ihr euch den steilen Anstieg nach Chateau-Chalon auf eurer letzten Jura-Tour gespart habt.
Der Ort selber ist allerdings wunderhübsch.
Weiter ging es dann am nächsten Tag mit dem Auto nach St. Martin d´Ardeche.
Hier hatte ich uns etwas außerhalb des Ortes im Les Volets Bleus für eine Nacht eingemietet. Julotte, eine Schriftstellerin, betreibt dieses ländliche sehr hübsche Chambre d´hotes. Bei ihr konnten wir auch das Auto für die nächsten zwölf Tage stehen lassen.
06.05.2018; St. Martin d´Ardeche – St-Jean-deMaruejols-et-Avejan
Eigentlich wollte ich ja den Gorges de l´Ardeche entlangfahren, aber in Anbetracht der schon sommerlichen Temperaturen wollte wir uns diese schattenlose und durchaus anspruchsvolle Strecke am ersten Tag unserer Tour nicht zumuten.
So ging es erst einmal von St. Martin über Aigueze hinüber an die Cèze.
An der Cascade du Sourtadet gab es ein Mittagspicknick.
Weiter ging es über das schöne La Roque sur Cèze nach Goudarges, was auch das Venedig des Gard genannt wird. Na ja, es gibt einen Kanal der etwa zweihundert Meter lang ist. Aber es ist ein schönes Örtchen mit vielen hübschen Restaurants und Cafes am Kanal. Hier gönnten wir uns im Schatten eine Cola.
In Montclus gerieten wir in ein sehr hippiemässiges Dorffest und es gab handgeschnitzte Pommes und Bio-Fruchtsaft.
Am Rande von St. Jean de Maruejols et Avejan übernachteten wir dann in einem Neubaugebiet in einem nagelneuen Zimmer. Es wirkte alles etwas steril, aber das Bett war hervorragend, die Aussicht schön, das Frühstück sehr gut und die Wirtin sehr nett. Leider war die Pizza am Abend im Dorf fürchterlich.
07.05.2018; St-Jean-deMaruejols-et-Avejan – Vialas
Am Morgen ging es durch schöne Landschaft hinüber nach St. Ambroix.
Von hier ging es wieder an der Cèze entlang in die Cevennen hinein hinauf bis Génolhac.
In Génolhac warteten wir dann etwa zwei Stunden auf unser Mittagessen. Die arme Frau die das Restaurant betrieb war anscheinend komplett alleine und musste alles selber machen. Das Lammragout war dann aber sehr lecker. Während der langen Wartezeit hatte es auch ordentlich geregnet. Als wir weiterfuhren gab es nur noch ein paar einzelne Tropfen. Also war doch alles bestens getimet.
Nun ging es auch nur noch wenige Kilometer, aber zum Teil steil bergauf, in das hübsche Berdorf Vialas. Hier hatten wir uns über AirBnB ein Zimmer gemietet. Wir hatten die Gastgeberin auch gefragt , ob das Restaurant im Ort geöffnet hätte, da wir nicht noch extra Vorräte kaufen wollten.
Das Restaurant hatte dann, trotz gegenteiliger Mitteilung doch geschlossen. Unsere Gastgeber, ein pensioniertes Paar aus Belgien, hatten sich im Wochentag vertan. So wurden wir dann von ihnen zum Abendessen eingeladen. Dies wurde ein sehr schöner Abend mit tollen Gesprächen auf englisch, Deutsch und Französisch. Er ist Schriftsteller und Sie war in Brüssel bei der EU. Solche Begegnungen sind ja mit das Schönste auf Reisen.
08.05.2018; Vialas – Le Pont-de-Montvert
Nach einem guten Frühstück mit unseren Gastgebern fuhren wir hoch zum Col de la Croix de Berthel (1088 m). Ich hatte heute das gesamte Gepäck übernommen und war dann doch froh oben anzukommen.
Von hier ging es dann noch etwa zehn Kilometer hinab nach Le Pont-de-Montvert, unserem heutigen Etappenziel. Hier kamen wir schon am Mittag an und quartierten uns in einer einfachen Pension mit gutem Essen ein (La Truite Enchantée). Der Ort Ausgangspunkt von vielen Wanderungen und wird auch vom Stevenson-Wanderweg gequert. Hier ist vor genau 140 Jahren R.L. Stevenson (Die Schatzinsel) mit seinem Esel entlanggewandert und hat darüber auch ein Buch verfasst. Wir machten auch einen Spaziergang über Berghänge auf denen wundervoll der Ginster blühte.
Das Abendessen in der Pension war dann wirklich gut und reichhaltig. Die gebratenen Forellen waren köstlich.
09.05.2018; Le Pont-de-Montvert – Florac
Nun waren wir am Tarn, denn wir die nächsten Tage hinab fahren sollten.
Rechtzeitig zum Mittagessen trafen wir im schönen Städtchen Florac ein.
So gerade ergatterten wir noch einen Platz im kleinen Restaurant „Le Camisard“.
Für 14 € erhielten wir ein vorzügliches Menu. Der Laden war proppevoll und der Kellner war am Ende nassgeschwitzt. Der Schwerpunkt unserer Reise verlagerte sich mal wieder mehr aufs Essen als aufs Radeln. Na ja, es gibt schlimmeres.
Nach fast drei Stunden verließen wir das Lokal und fuhren nur noch wenige Kilometer aus Florac hinaus. Diesmal hatten wir uns ein Zimmer auf einem Campingplatz gebucht. Als wir ankamen waren die Betreiber überrascht, dass Gäste kommen. Es waren junge Leute, die den Platz wohl erst vor Kurzem übernommen hatten. Der Campingplatz selber schien auch gar nicht in Betrieb zu sein. Es dauerte dann etwa eine Stunde, bis das Zimmer bereit stand. Dort mussten wir erst einmal ca. 50 Fliegen töten. Meine Bewertung auf booking.com war entsprechend. Weil alles so lange gedauert hatte kriegten wir allerdings das Frühstück umsonst.
Am frühen Abend drehten wir noch eine kleine Runde entlang des Tarn.
10.05.2018; Florac - Millau
Heute ging es dann durch den wirklich spektakulären Gorges du Tarn.
In Les Vignes kehrten wir dann in das wunderschöne Restaurant „Le Parisien“ ein und wurden bestens bewirtet. So stellt man sich das in Frankreich vor!
Weiter ging es den Gorges hinab. Etwas nervig an diesem Sonntag war, dass viele Automobilclubs den Tag nutzten um eine Ausfahrt in den Gorges zu machen. So dröhnten Kolonnen von Morgans, Triumphs, Corvettes und ähnlichen Gefährten mit meist betuchten älteren Herren am Steuer und Ihren oft gelangweilt dreinschauenden Gattinnen daneben durch den Gorges.
Wir schafften es noch bis Millau, wo wir ein schönes Zimmer hatten und ich mit am Abend tatsächlich in einer Brasserie noch mal den Bauch voll schlug.
11.05.2018; Millau – Brousse le Chateau
Das Tal des Tarn war nun nicht mehr so spektakulär, aber immer noch sehr schön und einsam.
Kurz hinter Millau fuhren wir unter dem beeindruckenden Viaduc de Millau hindurch.
Die Strecke führt nicht immer am Fluss entlang sondern beinhaltet immer wieder ordentliche Steigungen. Eine extra Bergwertng verschafften uns zwei aggressive Hunde. Ich war gerade noch so an der Einfahrt vorbeigefahren aus der die beiden Hunde herausgeschossen kamen und mich ein kurzes Stück verfolgten. Anna hatte vorher angehalten und fuhr ein Stück zurück. Die Hunde blieben auf der Straße. Wir waren nun getrennt und außer Sichtweite. Anna hat panische Angst vor Hunden und ich bin da auch nicht der mutigste. Per Handy verständigten wir uns, dass sie einen Umweg fahren sollte. Das bedeutete aber 400 Höhenmeter extra. Aus Solidarität fuhr ich ihr von der anderen Seite entgegen hinauf nach Montjaux.
Erschöpft kamen wir am späten Nachmittag im sehr hübschen Brouse le Chateau an. Hier haben wir uns erstmal für zwei Tage einquartiert.
Das Hotelrestaurant war erstaunlich gut.
12.05.2018; Brousse le Chateau
Heute ließen wir es ruhig angehen, besichtigten den schönen Ort und machten eine kurze Wanderung hoch in einen sehr schönen privaten Garten, den man nach Anmeldung besichtigen kann.
Der Weg dort hoch ist gesäumt von riesigen Buchsbäumen, die leider fast komplett vom Zünsler kahlgefressen waren bzw. gerade wurden. In den nächsten Jahren wird der Buchsbaum wohl komplett aus Süd- und Mitteleuropa verschwinden.
Der Garten aber war sehr schön.