ÜbersichtTeil 1 Tübingen-Zürich-Como-Bologna-Ancona-Igoumenitsa-Thessaloniki-Kavala
Teil 2 Limnos
Teil 3 Leswos
Teil 4 Samos
Teil 5 Paros-Naxos-Mykonos
Teil 6 Peloponnes-Italien-Schweiz-Tübingen"Lesbosstadt" ist eine typisch deutsche Kopfgeburt. Die Insel und als pars pro toto auch der Hauptort heißen bei den Griechen Mytilini. Da in vielen Sprachen phonetisch das B gerne zum W mutiert, heißt der Buchstabe B im griechischen nicht Beta, wie die deutschen Humanisten vor Jahrhunderten zusammenfantasiert hatten, als das Griechentum wieder hip wurde, sondern Wita. Der Name Lesbos wird daher "Léswos" gesprochen, ist aber nicht so gebräuchlich.
Mytilini empfängt mich im milden Morgenlicht:
Die wiederum unkonventionell verbrachte Nacht findet in diesem Jugendstilcafé
hiermit
und damit
eine Art zielführenden Ausgleich. Der Blick nach neben mir offenbart, daß die moderne gemeinsam-einsame Kommunikationsweise auch hier längst etabliert ist (die teilverdeckten Personen links und rechts befinden sich ebenfalls im Geräteabsorptionsmodus). Nebenbei: wer findet den Fehler?
Ein erster Städtchenbummel erweist sich als keineneuigkeitenoffenbarend, war vor 6 Jahren das erstemal hier. Immerhin kann ich zwei Arten von Eindrücken hier vermitteln. Erstens:
und zweitens:
Zwei Nachmittagsrundfahrten und eine größere Inselrundfahrt habe ich gemacht. Zuerst rund um die Landzunge südlich der Stadt:
Les....ähm, Mytilini hat zu großen Teilen sehr viel Grün zu bieten:
Wenn auch hier leider die anscheinend unvermeidlichen Hochtemperaturbereinigungen ihre Spuren zeigen:
Zwei heimwärts orientierte Badegäste:
fuhren mir voraus:
Die Panoramastraße bewegt sich auf Höhen von 3 - 200 m:
Keine Zischfrucht sondern Fischzucht:
Nicht alles, was hier läuft, sieht romantisch aus:
Wieder zurück:
Am nächsten Tag erfolgt eine eher weiträumige Umrundung der Flüchtlingslager in Mória, welche ich aber nicht aufgesucht habe.
Interessanterweise erinnerte ich mich noch an eine längere Schotterstraße und dachte insgeheim, vielleicht, vielleicht könnte die ja inzwischen asphaltiert sein. Ich hatte nur teilweise richtig geahnt. Sie war nicht nur asphaltiert, es war eine halbe Autobahnschneise geschlagen worden. Für mich zum Hochfahren nicht so schlecht, fürs Auge ein großer Verlust.
Danach aber auch hier alles grün:
Zwischenhalt in Pijí, einem wiedermal fast menschenleeren Dorf. Drei Kafenia scharen sich um den zentralen Platz. Als ich da reinradle, erschallt vom links gelegenen gleich die Stimme der Wirtin (ca 70), die mir klar machen will, daß man nur bei ihr sitzen könne. Gegenüber (bei den zwei Opas) ist noch ein weiteres Etablissement, welches mir aber doch allzu abgewrackt aussieht und die hübsche junge Bedienung, die ich eben noch vor dem dritten sah (rechts im Bild), hat sich versteckt. Also doch die Alte.
Den überall, also ich meine fast überall erhältlichen frisch gepreßten Orangensaft kann ich hier nicht requirieren, wahrscheinlich hat man das hier noch nie so gemacht, und will auch garnicht wissen, wie schnell die Welt untergeht, wenn das alles so machen würden. So bleibt es bei einer Fanta, einer Cola und einem Neráki, einem Wässerchen, will sagen 0,5 l Plastikfrische. Blick auf das modernste Gerät des Ortes, wenigstens für 30 Minuten:
Unterwegs dann wieder dieses Bild. DIE sind jedenfalls durch jahrhundertealte Erfahrung nicht an Waldbränden schuld. Ein Köhler setzt den neuen Haufen auf. Wenn der fertig ist, wird er mit einer dicken Lehmschicht bedeckt, die einige Löcher zur Sauerstoffsteuerung beinhaltet und dann bei "kleiner Hitze langzeitgegart":
Wieder an der Ostküste angekommen, bietet sich diese nur leicht verunmodernte Liegenschaft zum Bewundern dar:
Ein britischer Teilnehmer an der Grenzschutzflotte hat zwei Dutzend Bootsflüchtlinge aufgebracht:
Sie werden in einem abgetrennten Teil des Hafens zu einem bereitstehenden Bus geleitet:
...der aber erst am Morgen nach 5 Stunden weiterfährt und sie ins Lager bringt.
Die größere Rundfahrt, für die ich aufgrund der doch erheblichen Entfernungen Fremdhilfe in Anspruch nehme, zeigt mir zuerst das Matterhorn Mytilinis, der Prophet Elias, Profitís Ilías, 800 m:
Dann an der großen Lagune die erhofften Flamingos:
und weiter das Städtchen Kalloní:
Ein Kloster am Wegesrand. Trotz des vielen Grüns erkennt man auch hier, daß 2017 in GR ein überaus trockenes Jahr ist, die Tendenz zu Dürre ist manchmal beklemmend, es war sozusagen viel zu viel richtig Sommer hier:
Auch kleinere Hörner strecken die Nase in die Luft:
Die Badefrische Gávvathas aus der Höhe:
Kurz davor ein Betonwerk:
Und dann der Strand:
Mit dem typischen Lilienschmuck im Sand:
Vom Essen unter unkompliziert zusammengezimmerter Abschattung berichte ich hier nichts, es war lecker. Der junge Wirt ist offenbar befreundet mit dem jungen Obstverkäufer, der gleich mit seinem Pickup angefahren kommt und per Lautsprecher schon von weitem den Rest dieses Teils Europas über sein Angebot informiert hat. Hier strömen tatsächlich einige Leute vom Strand und aus den Häusern zusammen und kaufen Melonen, Trauben und Pfirsiche. Der Motor bleibt währenddessen laufen, die Fahrertür offen, das Radiogedudel ungestört und für den anschließenden Kaffeeplausch mit dem Wirt ändert sich an dieser Situationen nichts, vorbei will da auf der Straße niemand, nix weiter los hier.
Dieses Kloster thront weithin sichtbar auf einem Kegelberg und erregt meine Neugierde.
Vollends im Nordwesten angekommen, ist von der Vegetation so gut wie nichts mehr übrig geblieben. Den sinnlosen Abstecher zum "Versteinerten Wald" erspare ich uns hier, das sind einige braune Brocken, die Baumstümpfe gewesen sein sollen.....
In Sigri angekommen, schafft die Unvergänglichkeit deutscher Wertarbeit Neuvertrauen in den Gang der Welt:
Gleichmütig beäugt von den ortsansässigen Eingeborenen:
Das Mondlandschafteln geht unterdes weiter:
Und wird später erneut durch die Flamingopopulation abgelöst, die da friedlich im Flachwasser herumstakst:
Mit diesem Verlegenheitsbild endet Leswos und Teil drei.