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#1241160 - 15.10.16 23:23
Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
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Moderator
Themenersteller
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Beiträge: 13.181
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Dauer: | 20 Tage |
Zeitraum: | 25.5.2016 bis 13.6.2016 |
Entfernung: | 2700 Kilometer |
Bereiste Länder: | Deutschland Litauen Österreich Polen Slowakei (Slowakische Republik) Tschechische Republik
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VORWORT ZUM VORWORTWie schon in den letzten Jahren hatte ich bei der Planung der Tour auf die Hilfe und die Ratschläge etlicher Forumsteilnehmer zurückgreifen können. Vielen Dank an Euch alle! Meine Touren zuerst selber grob zu planen und sie dann im Forum zur Diskussion zu stellen ist eine sehr gute Idee. Bevor ich meine nächste Tourenplanung hier vorstelle, will ich aber zunächst meinen Bericht zur diesjährigen Tour erstellen. "Erstellen" ist das richtige Wort, da ich damit noch nicht fertig bin. Es wird sicherlich eine ganze Zeit lang dauern, bis der Bericht wirklich bis zum Ende hier zu lesen sein wird. Stück für Stück werde ich meinen Bericht ergänzen. Geduld ist also gefragt! VORWORTDiese Tour hatte einen ganz besonderen Hintergrund. Mein Vater wäre im September letzten Jahres 90 Jahre geworden. Er ist in der Slowakei als „Karpatendeutscher“ geboren und aufgewachsen. Da meine Oma und etliche Verwandte dort lebten, sind wir viel in der Slowakei gewesen – das erste Mal 1966. Ich wollte daher dieses Jahr all die Plätze in der Slowakei besuchen, die in diesem Zusammenhang für mich bedeutend waren. Eine Tour „nur“ durch die Slowakei sollte es aber auch nicht werden, so nutzte ich die Ryanair-Verbindungen, die von Bremen aus existierten, um als Startort Vilnius in Litauen zu wählen. Ziel sollte Passau sein, wo meine Schwester mit ihrer Familie lebt. Zuerst zog ich in Erwägung auch Stücke durch Weißrussland und die Ukraine zu fahren. Da die Gesamtstrecke aber doch recht beachtlich war und ich auch Polen mit dem Fahrrad noch nicht erkundet hatte, entschloss ich mich in Polen entlang der Grenze zu Weißrussland und der Ukraine den „Green Velo“-Radweg zu fahren, den ich dann auch in weiten Stücken bis kurz vor der Slowakei nutzte. Weiter ging es dann durch die Slowakei und schließlich nach Tschechien, wo ich nahe der Grenze zu Österreich meine Tour fortsetzte. Schließlich wechselte ich nach Österreich, um dann über den Bayerischen Wald in Deutschland an die Donau und schließlich nach Passau zu fahren. Auf der Tour hatte ich wieder mein Zelt und meine Kochausrüstung dabei. Zwischendurch habe ich aber auch immer wieder Privatunterkünfte, Pensionen und Hotels genutzt. Wild gezeltet habe ich diesmal nicht. Meine sonstige Ausrüstung hatte ich bereits letztes Jahr in meinem Reisebericht Thessaloniki - Rosenheim ausführlich beschrieben. An ihr hat sich nichts geändert. Das Fahrrad ist nun derart konfiguriert, dass ich keine großen Verbesserungsmöglichkeiten sehe. Auch dieses Jahr war ich äußerst froh, das Mehrgewicht für eine gute Federgabel und eine Thudbuster-Sattelstütze in Kauf genommen zu haben. Es waren schon eine ganze Reihe von sehr holprigen Strecken dabei, die ich mit „flexenden“ Starrgabeln und Sattelstangen deutlich weniger genossen hätte. Kurz zur Statistik für die Liebhaber von Zahlen. Meiner Meinung nach sind die Zahlen nicht wirklich relevant, wichtig war, dass die Tour mir Freude gemacht hat – und das hat sie! Dennoch … Fahrtdauer: 19,5 Tage Gesamtstrecke: 2.700 km Insgesamt bewältigte Höhenmeter:23.700 m Durchschnittliche Tagesleistung: ca. 140 km / 1.220 m Die Strecke ist bei GPSies zu finden und darf natürlich auch heruntergeladen werden. Ich habe hierbei aber lediglich die Grundstrecke (geplante Strecke, korrigiert unter Berücksichtigung der tatsächlich gefahrenen Strecke) abgelegt und nicht all die kleinen Abstecher (Zeltplatzsuche, Besichtigungen usw.) eingeschlossen. Diese zusätzlichen (über 100) Kilometer ergeben sich auf so einer Tour automatisch … DER WEG IST DAS ZIEL …… und dieser Weg ließ bzgl. seines Abwechslungsreichtums nichts zu wünschen übrig. Auf dieser Tour hatte ich so ziemlich alles dabei, was das Herz eines Radreisenden höherschlagen lässt. Entweder aufgrund der puren Freude an der Strecke oder auch, weil die Strecke den Puls zwangsläufig in eine schnellere Schlagzahl treibt. Insbesondere die Slowakei und Tschechien zeigten, dass evtl. auch Entfaltungen von weniger als 1,5 Metern nützlich sein könnten. Meine ca. 1,6 Meter waren schon an der Grenze, wenn immer wieder einmal Steigungen von deutlich über 15 % zu bewältigen waren. Stücke, bei denen man um die 20 % Steigung überwinden musste, gab es und ich konnte sie fahren, wenn der Untergrund es hergab. Nur an einer Stelle kapitulierte ich und brach frustriert sogar einen geplanten Abstecher ab, da selbst das Schieben kaum noch möglich war. Wer also die Slowakei (z. B. Slowakisches Paradies) oder Tschechien per Rad erkunden will, sollte sein Fahrrad entsprechend ausstatten. Da solche Steigungen aber in Fotos schwer eingefangen werden können, zeige ich im Folgenden nur ein paar Beispiele für die sehr inhomogene Wegqualität, die ich auf der Tour vorgefunden habe. Sie stehen aber nicht nur für unbedeutende kurze Abschnitte, sondern charakterisieren erhebliche Streckenteile. DER HOLPRIGE WEGHolprige Abschnitte gab es viele und in allen Variationen. Während die Kopfsteinpflaster, löchrigen Teerstrecken oder die Betonplattenwege ganz offensichtlich den Genuss einer kostenlosen Massage bescherten, waren doch die vielen Kilometer Wellblechpisten aus festgefahrenem Sand die ultimativen Muntermacher. Letztere sind allerdings recht fotoscheu und lassen sich nur von unseren Fachleuten erahnen. Da ich zugegebenermaßen ein Weichei bin, ließ ich die federnden Elemente meines Fahrrads einen Großteil der Schläge abfangen, die mir sonst sicherlich deutlich intensiver in Erinnerung geblieben wären. DER FAHRHEMMENDE WEGUm die Umgebung wirklich gebührend würdigen zu können, ist es manchmal vorteilhaft, wenn man die Geschwindigkeit drosselt. Hierfür gab es in Litauen und Polen die beliebte Variante der Sandpiste und dann in der Slowakei und in Tschechien auch die gern genommene Schotterstrecke. Landstraßen, die anfangs mit einem schnöden Teerbelag ihre Durchschnittlichkeit unter Beweis stellten, überraschten immer wieder mit einem abrupten Übergang in ebenso breite Überlandwege, deren Oberfläche naturnah aus Sand bestand. Dieser konnte durchgehend seine ursprüngliche lockere Konsistenz aufweisen oder er bot die Abwechslung aus den oben schon genannten holprigen Wellblechpisten und weichem Material. Letzteres führte häufig zu abrupter Entschleunigung und ermöglichte Fußmärsche, die einen von langen Sandstränden an traumhaften Küsten träumen ließen. DER FEUCHTE WEGZum Glück sind wir Europäer nicht dauernder Dürre ausgesetzt. Auch die Wege nehmen dankbar Feuchtigkeit auf. In Kombination mit gepflasterten Wegen wird dann die Feinmotorik beim Einsatz der Bremse geschult und die naturbelassenen Wege bieten den Vorzug einer effizienten Neubeschichtung von Fahrrad, Gepäck und Fahrer mit warmen Erdtönen. Auch Ultralight-Jünger werden so gezwungen, zusätzliche Pfunde auf ihr Rad zu packen, um endlich einmal ernsthaft an ihrer Kondition arbeiten zu können. DER NATURWEGWer meine bisherigen Berichte gelesen hat, weiß, dass ich keine Umwege scheue, um der Natur näher zu sein. So gibt es von Wald- und Wiesenwegen zu „Single-Trails“ alle Varianten, die einen die Zivilisationsnähe kurzzeitig vergessen lassen. DER UNVOLLSTÄNDIGE WEGNicht jede Sackgasse ist als solche gekennzeichnet – das wäre ja auch zu langweilig, man möchte doch ab und zu überrascht werden. Als Radfahrer erkennt man hier ganz klar den Vorzug des leichten zweirädrigen Gefährts, welches man zur Not auch einmal über Hindernisse hinweg tragen kann (zwischen den Aufnahmen liegen übrigens viele Kilometer – und ich hätte noch mehr Beispiele …). DER GUTE WEGJa, den gibt es auch. Er machte sogar den deutlich größten Teil der Tour aus. So können die anderen Streckentypen als „Würze in der Suppe“ gesehen werden, wobei zum Teil kräftig am Geschmack gearbeitet worden war. Die auch von Autos viel genutzten Varianten kamen selten vor, was der sorgfältigen Planung des „Tracks“ geschuldet werden kann. DER ERSTE TAG (25.05. – 88 KM / 720 M)Bereits einige Tage zuvor hatte ich das Fahrrad für den Flug verpackt. Zusammen mit dem Zelt kam es in einen E-Bike-Radkarton, den ich mir von einem Radhändler habe schenken lassen. Da ja immer gerne diskutiert wird, wie so ein Fahrrad am besten verpackt werden sollte, hier ein paar Bilder. So gut verpackt hatte mein Fahrrad bisher die Flüge immer gut überstanden. Auch diesmal kam Karton und Fahrrad intakt in Vilnius an. In der Gepäckhalle konnte ich alles zusammenbauen und mir wurde sogar vom Personal angeboten, den Karton doch gleich dort zu lassen. Draußen empfing mich sonniges Wetter. Vilnius selber gefiel mir recht gut. Es ist die erste baltische Stadt, die ich besucht habe. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Stadt zu besichtigen. Ich hatte hierfür bereits bei der Planung meinen Track entlang der Sehenswürdigkeiten gelegt, so dass ich nicht lange suchen musste. Das „Tor der Morgenröte“ war der Startpunkt und gleichzeitig Anziehungspunkt für viele einheimische und ausländische Touristen. Während das Tor an sich dies wohl nicht rechtfertigt, ist die „Ikone der Barmherzigen Muttergottes“ die eigentliche Attraktion. Überhaupt sind die verschiedenen Kirchen prägend für die Stadt. Hierbei nimmt natürlich die „Kathedrale St. Stanislaus“ einen zentralen Platz ein (im wahrsten Sinne des Wortes). Und noch ein paar Eindrücke von der Stadt … Schon wie ich oben beim Gediminas-Turm angekommen war, vielen einzelne Regentropfen und der Himmel verfinsterte sich zusehends. Ich konnte aber noch eine ganze Zeit lang dem Regen entfliehen und zwischendurch auch viel blauen Himmel sehen. Die Ausfallstraße war recht befahren, aber es gab einen einigermaßen passablen Radweg, den ich dankbar nutzte. Sehr schnell hatte ich dies aber hinter mir gelassen und die Natur, die ich Städten eindeutig vorziehe, empfing mich. Die flache, leicht wellige Landschaft gefiel mir ganz gut. Vorbei ging es an der Inselburg bei Trakai – ein Abstecher der sich lohnt. Am Ilgai-See hatte mich der Regen wieder eingeholt und er war richtig heftig, begleitet von Blitz und Donner. Dennoch genoss ich die schöne Umgebung mit kleinen Ortschaften, in denen Holz beim Bau der Häuser eine dominierende Rolle spielte. Als ich schließlich Aukštadvaris erreichte regnete es erbärmlich und der Campingplatz, den es ein paar Kilometer entfernt geben sollte, verlor ganz klar seinen Reiz. Am See traf ich ein paar junge Leute, die dort in überdachten Stellplätzen eine Party feierten und fragte sie nach einer Unterkunft. Sehr hilfsbereit telefonierten sie bei Bekannten an, die mir tatsächlich eine Ferienwohnung für die Nacht anboten. Die Wohnung war an sich sehr luxuriös mit Schlafzimmer, Wohn- und Kochbereich, an dem ein großer – allerdings mit einer Folie abgedeckter – Swimmingpool anschloss, und Bad. Mein Fahrrad durfte ich direkt neben dem Pool abstellen, was ich als alles andere als selbstverständlich erachtete, da es ja ziemlich nass geworden war. Es gab aber ein Problem, wie ich etwas später herausfand. Das Wasser in Bad und Küche wurde mit einer Pumpe, die im Bad untergebracht war, aus irgendeinem Loch gepumpt. Es kam aber eindeutig aus keinem Trinkwasserbrunnen, sondern stank erbärmlich. Es kostete mich einiges an Überwindung mit diesem Wasser zu duschen. Zum Glück hatte ich eine große Flasche Wasser dabei, womit ich dann kochen konnte. Fortsetzung folgt ...Bitte teilt mir mit, falls Ihr irgendwelche Bilder nicht sehen könnt. Das war bei meinem ersten Versuch, den Bericht einzustellen offensichtlich der Fall. Ich habe die Links nun geändert, aber ...
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) |
Geändert von Keine Ahnung (16.10.16 08:17) |
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#1241168 - 16.10.16 03:54
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Moderator
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............ nach: "Und noch ein paar Eindrücke von der Stadt …" scheinen 2 Bilder zu fehlen. Das erkenne ich aber erst über die Zitierfunktion und ist ganz schön aufwändig zu recherchieren.. Da lese ich doch lieber deine köstlichen Wegbeschreibungen und freu mich auf die Fortsetzung deines Berichtes. Lieben Gruß Jürgen, der erstmal über das Verhältnis von Zeit zu Hm und Km meditieren muss
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° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° Reisen + | |
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Off-topic
#1241203 - 16.10.16 08:21
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Juergen]
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Lieber Jürgen, offensichtlich war in den beiden Links jeweils ein Leerzeichen zu viel, welches gestern noch nicht da war. Kaum hatte ich diese Links ausgebessert, fehlten andere Bilder und auch dort war plötzlich ein Leerzeichen im Link entstanden. Das wiederholte sich ein weiteres Mal. Sehr rätselhaft . Ich hoffe, dass nun alle Bilder konstant erscheinen werden. Danke für den Hinweis!
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Gruß, Arnulf
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#1241207 - 16.10.16 08:33
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Schön! Litauen ist bei mir auch noch ein weißer Fleck. Es scheit dort einigermaßen hügelig zu sein? Mein Fahrrad durfte ich direkt neben dem Pool abstellen, was ich als alles andere als selbstverständlich erachtete, da es ja ziemlich nass geworden war. Liegt es nicht in der Natur eines Pools, dass es dort nass ist? Gruß Thoralf
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#1241267 - 16.10.16 13:14
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Toxxi]
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Wie man an den Höhenmetern sieht, ist es auf jeden Fall nicht völlig flach. Es ist aber auch kein Mittelgebirge. Auch für Leute, die nur ungern Berge fahren, ist das alles gut zu machen. Einzig anstrengend sind die Sandpisten - da kann man seine Kondition und sein Durchhaltevermögen stählen . Ich würde aber dennoch den von mir gefahrenen Track empfehlen wollen. Man muss eben nur wissen, dass man nicht durchgehend auf glattem Asphalt rollen kann. Beim Pool hätte mir weniger das Wasser, welches vom Fahrrad getropft ist, Sorgen gemacht, als das, was im Wasser noch gelöst, suspendiert und emulgiert war .
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Gruß, Arnulf
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#1241308 - 16.10.16 16:17
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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... und schon kommt der zweite Teil (Tag 2 - Tag 6) ...DER ZWEITE TAG (26.05. – 160 KM / 690 M) Frühstück war bei meiner Unterkunft nicht inklusive und den Wohnungsschlüssel sollte ich einfach unter die Fußmatte vor die Tür legen, so dass ich bereits um 7 Uhr auf dem Fahrrad saß. Das entspricht so meiner bevorzugten Tageseinteilung: Früh losfahren – nach ca. 2 Stunden etwas zu Frühstücken suchen (meist kaufe ich mir gleich schon etwas für das Mittagessen ein – um etwa 13 Uhr ein Plätzchen für das Mittagessen suchen – abends am Zeltplatz das Abendessen kochen oder den dekadenten Luxus einer festen Unterkunft und eines Restaurants genießen. Die Sonne schien und die Landschaft sah sogar noch schöner aus als am Vortag. Die ganze Strecke war recht wellig, so dass auch in diesem eher flachen Gebiet einige Höhenmeter zustande kamen. Einige längere Abschnitte führten mich in die Kunst des Wellblechreitens und des Sand Durchpflügens ein und verschafften mir auch ab und zu die Freude kurzer Schiebeabschnitte, wo dann nicht nur das Fahrrad, sondern auch ich selber im Sand zu versinken drohte. Es folgen einige Eindrücke … Ich folgte in Litauen auch der LT1-Radroute. Schon bei der Vorbereitung hatte ich mich gewundert, warum diese bei Milioniškės in der OSM-Karte unterbrochen erschien. Mühsam hatte ich aus den Satellitenaufnahmen erkannt, dass es doch dort einen verbindenden Weg geben würde. Den hatte ich dann auch eingeplant. Ich war aber schon vorgewarnt und tatsächlich, die Verbindung war ein feinkörniger Sandweg durch dichten Wald. Ausweichen unter die Bäume ging nicht, fahren gar nicht und schieben fast auch nicht. So beschloss ich doch wieder die Hauptstraße zu nehmen. Danach war der LT1 wieder gut fahrbar. Dies ist übrigens eine der Aktionen, die die gut 100 km zusätzlichen Fahrweg im Vergleich zum abgespeicherten Track erklären. Die Landschaft ist schön, die Wälder endlos – die Bilder können das nur ungefähr wiedergeben. Am Nachmittag war es dann längere Zeit stark bewölkt und nicht sehr warm. Zum Glück entschied sich die Sonne gegen Spätnachmittag, ein Comeback zu versuchen. Vor Druskininkai machte ich – wie geplant – einen Abstecher zum Grutas-Park, in dem ein Geschäftsmann einen sehr interessanten Park errichtet hat. „Stalin im Streichelzoo“ hat der Spiegel diesen Park einst tituliert. Statuen, Grenzelemente und Politparolen sind inmitten von Tiergehegen aufgestellt worden – eine sinnvolle Verwertung des ganzen Schrotts. Der Besuch lohnt sich! In Druskininkai ging es dann schließlich auf den Zeltplatz – auch der ist zu empfehlen! DER DRITTE TAG (27.05. – 161 KM / 1353 M) Wieder ging es um 7 Uhr in der Früh los. Zuerst besichtigte ich Drushkininkai, ein recht netter Ort, der einen Besuch wert ist. Ich denke, dass die Fotos einen ganz guten Eindruck vermitteln können. Entlang der Memel verließ ich Drushkininkai und folgte weiter dem LT1, der zunächst recht gut zu fahren war. Die Sonne schien, aber es war noch kühl. Tagsüber wärmte es auf und abends wurde es richtig warm. Obwohl man das von der Gegend dort nicht erwartet, gab es doch einige Steigungen zu überwinden. Über die Nieda ging es weiter durch blühende Wiesen, eingerahmt von blühenden Fliederbüschen, vorbei an kleinen Seen Richtung Polen. Die letzten 20 km vor der Grenze war der LT1 allerdings eine reine Sandpiste. Die ersten 10 km bewältigte ich mit vielen Schiebepassagen. Hier war ich froh über die Rohloff-Schaltung, die mir bei den abrupten Fahrstopps erlaubte, immer wieder zurück in den niedrigsten Gang zu schalten, um überhaupt noch anfahren zu können. Die letzten 10 km wich ich dann auf eine Straße aus, die mich mit etwas Umweg zur Grenze brachte. Offensichtlich wurde in der Grenznähe weniger in den Straßenbau investiert. Die Straße erwies sich zum Teil als Teststrecke für meine Federung, aber ich musste zumindest nicht schieben. In Polen nutzte ich – wie oben schon erwähnt – in weiten Teilen den Green-Velo-Radweg. Ich kann ihn nur empfehlen. Auch auf ihm müssen ab und zu sandige und schlechte Strecken überwunden werden, aber die Wegführung durch die schöne Landschaft und interessante Ortschaften ist hervorragend. Zum Teil verläuft er auch auf neu angelegten Strecken und er hat alle paar Kilometer Raststätten, die häufig auch Toiletten und immer überdachte Bänke und Tische anbieten. Der einzige Geldautomat am Weg war leider defekt. So musste ich einen Umweg über Swietego machen. In Bryzgiel bin ich schließlich auf den sehr gut ausgestatteten Campingplatz gefahren. Vom Zelt aus hatte ich einen tollen Blick auf den darunterliegenden See. DER VIERTE TAG (28.05. – 153 KM / 357 M) Und wieder schönes Wetter! Um 6:30 saß ich auf dem Fahrrad („Der frühe Vogel …“). Der Green-Velo-Radweg bot erneut den Wechsel zwischen schlechten sandigen Pisten und hervorragenden Sträßchen oder Radwegen mit Autobahn-Belag. Auch dieser Teil – wie eigentlich der ganze Radweg – führte durch schöne Natur und kleine Ansiedlungen. Entlang des netten Flüsschens Netta ging es zu seiner Einmündung in die Biebrza, deren Umgebung den Biebrza-Nationalpark bildet. Da Wochenende war, gab es dort etliche einheimische Radfahrer, die Tagesausflüge machten. Auf der ganzen Tour (2700 km) ist mir kein einziger „Reiseradler“ begegnet, wenn ich von dem kurzen Stück entlang der Donau absehe. Das war bei meiner letztjährigen Tour durch den Balkan anders. Im Biebrza-Nationalpark findet man eine ursprüngliche Flusslandschaft, die es sicher wert ist, geschützt zu werden. An solchen Punkten findet man auch mit großer Sicherheit einen der tollen Rastplätze, bezeichnet mit MOR (Miejsce Obsługi Rowerzystów), wo meist Informationstafeln auch in Englisch Auskunft über Sehenswürdigkeiten der Umgebung geben. Ein Campingplatz war nicht in Reichweite und wild Zelten wollte ich bei dieser Tour nicht. Leider waren am Wochenende auch die meisten Pensionen und Zimmer von Einheimischen belegt, so dass ich schließlich froh war, von meinem Navi an der Hauptstraße das Hotel „Atlas“ angezeigt zu bekommen. Naturromantik wurde dort nicht geboten, aber ich konnte zumindest schon einmal meine Sachen waschen und bis zum Morgen trocknen. DER FÜNFTE TAG (29.05. – 156 KM / 707 M) Erneut ein sonniger und warmer Tag – womit habe ich das verdient? Nach einem Frühstück im Hotel, bei dem mich der Kellner aufforderte, doch gleich eine Brotzeit mitzunehmen. Das habe ich auch gerne angenommen und so war das Mittagessen schon gerettet. Um 7:20 saß ich wieder auf dem Fahrrad. Bzgl. der Wege kann nichts Neues berichtet werden. Der übliche Wechsel zwischen gut und herausfordernd – aber, das muss man betonen, die gute Wegqualität überwiegt ganz klar. Und auch das bleibt – die Wegführung ist top und die Natur kann man in vollen Zügen genießen. So kam nun schon der nächste Nationalpark, der seinen Namen vom Fluss Narew hat. Auf der Strecke durch Polen entlang der Weißrussichen und später ukrainischen Grenze wurde man aber auch immer wieder daran erinnert, dass diese Gebiete in der Zeit vor und während des zweiten Weltkriegs schwer zunächst unter der willkürlichen Okkupationsspolitik Stalins und Hitlers und danach die Kampfhandlungen gelitten haben. Soldatenfriedhöfe hatte ich sehr viele gesehen und es gibt sie auch von noch früheren Kriegen, die Polen zu überstehen hatte. Aufgrund der historischen Bedeutung fand ich einen Abstecher in die Stadt Białystok interessant. Dieser Ort, der eine nennenswerte Minderheit an deutscher und jüdischer Bevölkerung aufwies, ist ein typisches Beispiel für die willkürliche Inbesitznahme polnischer Gebiete durch Deutsche und Russen. Leider ist er auch ein Beispiel für das Unglück, welches den Juden insbesondere während des zweiten Weltkriegs widerfahren ist. Ich musste leider feststellen, dass der Ort ansonsten kein lohnenswerter Abstecher war. Auf einem Radweg mit interessanten Motiven ging es wieder in die Natur. Der nächste Naturhöhepunkt stand auf dem Programm, der Białowieża-Nationalpark. Ach so, die Ursache für die Vogelmotive … Einige Impressionen der folgenden Strecke, die mich schließlich zum Campingplatz des Nationalparks führte, möchte ich noch geben. DER SECHSTE TAG (30.05. – 122 KM / 414 M) Und, was soll ich sagen, es war bis zum Abend sonnig. Die etwas reduzierte Kilometerleistung deutet darauf hin – diesmal war es sehr anstrengend. So mancher Küstenstrich würde sich über die Menge und lockere Qualität des Sands freuen, der heute die Grundlage etlicher Wege war. Die für den ambitionierten Radfahrer eher ungewohnte Fortbewegung auf zwei Beinen stellte schon eine gewisse Herausforderung dar, der ich mich natürlich stellte. Die Umgebung im Nationalpark und auch danach entlang der weißrussischen Grenze entschädigten aber locker für die Anstrengungen. Leider hatte ich Wisente (zumindest echte), die ja dort leben sollen, nicht entdecken können, obwohl ich wieder recht früh losgekommen bin. Und auch für Falk habe ich etwas in Czeremcha gefunden … Nach ein paar weiteren Sehenswürdigkeiten unterwegs wollte ich eigentlich einen Zeltplatz ansteuern, 5 Kilometer vor Mielnik brach aber ein heftiges Gewitter los, dessen Ende nicht abzusehen war. So entschloss ich mich, in der Pension „Hotel Florian“, die unmittelbar über der Feuerwehr ihre Zimmer offerierte, ein trockenes Quartier zu nehmen – in der Hoffnung, dass es nicht gerade in dieser Nacht einen Feueralarm geben würde, was dann auch nicht der Fall war. Fortsetzung folgt ...
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Gruß, Arnulf
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#1241401 - 17.10.16 05:50
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Hallo Arnulf! Eine wahrlich tolle Tour!!!! Ganz lustig dabei: kannst du dich noch an die zwei österr. Motorradfahrer in der Slowakei (am Südrand der Tatra, genau südlich von Zakopane - auf deinem GPS track sieht man sogar genau die Stelle wo du kurz Halt gemacht hast.) erinnern? Einer davon war ich. :-) LG Markus
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#1241409 - 17.10.16 06:10
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Hallo!
Du hast wirklich eine tolle Tour gemacht, und einen tollen Reisebericht auch!
Diverse weniger locker zu fahrende Straßen kenne ich aus Slowenien auch, wenn auch so gut wie keine sandigen. (Wenn es dort schwer befahrbar wird, sammeln sich eher loses Geröll und/oder Schlamm auf der kaum befahrenen Straße. Die normalen Landstraßen sind sehr gut im Stand, das nebenbei.)
Die Regionen, durch die du geradelt bist, interessieren mich auch. Leider komme ich familienbedingt noch lange nicht hin. Vielleicht werden bis da hin manche Wege etwas leichter zu beradeln, dann könnte ich sogar das Liegeradl dafür in Betracht ziehen. Für die Pisten, die du gefahren bist (oder geschoben hast), wäre es nicht geeignet. Aber wenigstens deinen Reisebericht kann ich genießen!
lg! georg
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#1241420 - 17.10.16 07:03
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: varadero]
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Ganz lustig dabei: kannst du dich noch an die zwei österr. Motorradfahrer in der Slowakei (am Südrand der Tatra, genau südlich von Zakopane - auf deinem GPS track sieht man sogar genau die Stelle wo du kurz Halt gemacht hast.) erinnern?
Hallo Markus, daran kann ich mich sogar noch gut erinnern! Dass da aber ein Mitglied unseres Fahrradforums dabei war, auf die Idee wäre ich bei den doch etwas schwereren Zweirädern nicht gekommen . Es wird noch ein wenig dauern, bis ich zu diesem Teil meiner Tour kommen werde. Ich habe leider keine Foto von dieser Begegnung gemacht. Vor ein paar Jahren bin ich am Colle di Tenda zwei Motorradfahrern begegnet, die oben vergeblich versucht haben, mit ihren Maschinen durch den Restschnee zu fahren. Gemeinsam haben wir zu dritt jeweils eine Maschine hinübergeschoben. Das gab mir genug Zeit für Fotos . Ich hoffe, Ihr hattet noch eine schöne weitere Tour. Die Fotos deuten darauf hin!
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Gruß, Arnulf
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#1241424 - 17.10.16 07:14
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: irg]
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Diverse weniger locker zu fahrende Straßen kenne ich aus Slowenien auch, wenn auch so gut wie keine sandigen. (Wenn es dort schwer befahrbar wird, sammeln sich eher loses Geröll und/oder Schlamm auf der kaum befahrenen Straße. Die normalen Landstraßen sind sehr gut im Stand, das nebenbei.)
Die Regionen, durch die du geradelt bist, interessieren mich auch. Leider komme ich familienbedingt noch lange nicht hin. Vielleicht werden bis da hin manche Wege etwas leichter zu beradeln, dann könnte ich sogar das Liegeradl dafür in Betracht ziehen. Für die Pisten, die du gefahren bist (oder geschoben hast), wäre es nicht geeignet. Aber wenigstens deinen Reisebericht kann ich genießen!
Hallo Georg, diese familienbedingte Pausenzeit kenne ich - meine Kinder sind aber nun so alt, dass die dauerhafte Anwesenheit der Eltern nicht unbedingt erwünscht ist . Ich bin mit meinem Schwager vor einem Jahr mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Er mit dem Liegerad, ich mit meinem "normalen Reiserad". Sandige oder schottrige Abschnitte, die ich noch gut fahren konnte, machten ihm große Probleme. Inwieweit sich der Green-Velo-Radweg weiterentwickeln wird, kann ich nicht sagen. Ich denke aber, dass es weitere Verbesserungen geben wird. Einige der Sandpisten wurden ganz offensichtlich erst kürzlich mit einem Teerbelag für die Radfahrer ausgestattet. In Litauen würde ich mir weniger Hoffnung machen. Die Leute scheinen es gewohnt zu sein, dass eine Landstraße unvermittelt den Belag wechselt. In Slowenien hatte ich bisher Glück gehabt. Es hängt aber sicher davon ab, durch welchen Teil man fährt. Der Vorteil der bergigen Regionen ist, dass dort häufig fester Untergrund vorherrscht. Das ist dann holprig, aber man bleibt meist nicht völlig stecken, wie das bei Sand der Fall ist. Dort müsste man wohl eher mit einem "Fatbike" ankommen.
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Gruß, Arnulf
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#1241458 - 17.10.16 09:17
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Klingt gut. Ich habe die Gegend wegen der Abwesenheit von Bergen bisher immer gescheut. Flachland ist mir schlicht zu langweilig, das habe ich hier schon genug. Aber es scheint ja doch ganz abwechslungsreich zu sein. Leider werden wir beide niemals zusammen fahren können: ... nach ca. 2 Stunden etwas zu Frühstücken suchen... Ohne Frühstück uafs Rad geht überhaupt nicht! Da wäre ich sowas von ungenießbar, dass wir uns nach spätestens drei Tagen heillos zerstritten hätten... Gruß Thoralf
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#1241469 - 17.10.16 09:43
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Toxxi]
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Beiträge: 13.181
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Richtig flach war es nur sehr kurzzeitig in Polen - abzulesen an den täglichen Höhenmetern - der Bericht für die folgenden Tage kommt ja noch. Ich stimme Dir auf jeden Fall zu. Flach geht bei mir nur kurzzeitig, das habe ich um Bremen herum genug. Wenn ich hier bei uns 50 Meter über Meeresspiegel erklimmen will, muss ich schon einen längeren Ausflug machen. Manchmal können aber auch flache Abschnitte spannend sein. Wenn es z. B. in Moorlandschaften geht oder abwechslungsreiche Vegetation vorhanden ist. Generell wird aber in hügligem oder gar bergigem Gebiet mehr geboten.
Nächstes Jahr werde ich nach bisheriger Planung wohl auch einen Teil durch Ungarn fahren. Da habe ich das Problem mit flacher Landschaft sicherlich. Aus diesem Grund werde ich diesen Teil dann der Donau folgen, was etwas mehr Abwechslung bieten sollte.
Ich kann sehr gut längere Zeit ohne Frühstück fahren. Offensichtlich haben sich genügend Reserven über Nacht für einen Abruf in ihre Startpositionen begeben. Fahre ich z. B. Mittags los, so passiert es mir häufig, dass ich schon wenige Stunden nach dem Mittagessen Unterzucker verspüre und ganz zittrig werde.
Generell glaube ich aber, dass die Touren, so wie ich sie hier fahre, besser alleine bewältigt werden. Es fehlt einfach die zeitliche Flexibilität, um sich auf einen Partner einstellen zu können. Fahre ich mit anderen zusammen, so sehen sowohl die Planung als auch die Durchführung anders aus. Kompromisse sind dann essentiell, sonst kann der Frieden nicht lange aufrecht erhalten werden. Für mich selber kann ich immer sehr gut abschätzen, welche Strecken möglich sind, ohne dass ich dabei den Spaß verliere.
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Gruß, Arnulf
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#1241600 - 17.10.16 18:17
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Hallo Markus, daran kann ich mich sogar noch gut erinnern! Dass da aber ein Mitglied unseres Fahrradforums dabei war, auf die Idee wäre ich bei den doch etwas schwereren Zweirädern nicht gekommen . Es wird noch ein wenig dauern, bis ich zu diesem Teil meiner Tour kommen werde. Ich habe leider keine Foto von dieser Begegnung gemacht. Vor ein paar Jahren bin ich am Colle di Tenda zwei Motorradfahrern begegnet, die oben vergeblich versucht haben, mit ihren Maschinen durch den Restschnee zu fahren. Gemeinsam haben wir zu dritt jeweils eine Maschine hinübergeschoben. Das gab mir genug Zeit für Fotos . Ich hoffe, Ihr hattet noch eine schöne weitere Tour. Die Fotos deuten darauf hin! Hallo Arnulf, ich kann mich noch erinnern, das ich mir damals schon dachte: " DER ist sicher im Radreise Forum"! Dass ich jetzt hier zufällig den Bericht finde aber sicher nicht. :-) Für ein Foto von/mit Dir hat es bei mir aber leider auch nicht gereicht. Unsere Reise war insgesamt sehr gut, sollte aber eigentlich "rund um" Tschechien (durch das Erzgebirge und den Bayerischen Wald und durch Passau) zu Ende gehen. Leider hatte mein Freund mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, und so haben wir uns 2 Tage vor dem gelpanten Ende entschlossen über Prag nach Linz ins Krankenhaus zu fahren und das abzuklären - Gott sei Dank war alles ok. So konnte ich mich dafür wieder früher aufs Fahrrad schwingen. ;-) LG Markus
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#1241606 - 17.10.16 18:42
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: varadero]
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Wirklich schade, dass ich das Fahrradforum nicht erwähnt habe - ich mache sonst immer "Schleichwerbung" dafür, wenn ich andere Radler treffe. Allerdings dachte ich bei Eurer Ausstattung eher an ein Biker-Forum . Schade, dass Ihr früher abbrechen musstet, aber auch gut, dass offensichtlich keine schwereren Probleme die Ursache waren.
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Gruß, Arnulf
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#1241609 - 17.10.16 18:53
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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... und nun der dritte Teil (Tag 7 - Tag 11) ...DER SIEBTE TAG (31.05. – 166 KM / 476 M)Das Gewitter des Vorabends brachte etwas feuchteres Wetter mit sich. Diesen Tag erlebte ich bis etwa 17 Uhr immer wieder einmal – zum Glück nur kurze, aber heftige – Regengüsse. Eine Nacht am Zeltplatz wäre aber sicher nicht so schön gewesen. Kein Grund zur schlechten Laune! In Mielnik gab es eine Fähre über den Bug, aber warum schon hier über den Fluss, wenn es 11 km weiter in Niemirów direkt vor der weißrussischen Grenze noch eine gab. Dazwischen lag zwar ein spürbarer Hügel, aber so etwas hat mich noch nie geschreckt. Die Fähre war dann auch bald in Sicht, sie lag am Ufer und schien nur darauf zu warten, mich über das Wasser zu bringen. Es war aber verdächtig ruhig und als ich an der Schranke ankam, bemerkte ich einen Zettel. Schon bevor ich meinen Google Translator befragen konnte, ahnte ich schon, was da geschrieben steht. So war es dann auch … in etwa: „Der Andrang ist uns zu gering, da haben wir keinen Bock, die Fähre in Bewegung zu setzen …“. Na toll. Also wieder zurück über den Berg nach Mielnik. Dort gab es eine baugleiche Fähre und die Motivation der Fährfahrer war wohl etwas höher … Wieder mit ca. 20 km mehr auf der Umwegeliste, aber immerhin drüben, konnte ich die Reise fortsetzen. Wie man schon an den geringen Höhenmetern sieht, die sich an diesem Tag akkumuliert haben, war die Fahrt entlang der Bug und damit der Grenze zu Weißrussland eher flach. Die Fahrt war zwar nicht langweilig, aber auch nicht nervenaufreibend spannend. Es sollen auch hier ein paar Impressionen nicht fehlen. Wie man an den diversen Kreuzen und Kirchen unterwegs bemerken konnte, waren hier durch die Nähe Weißrusslands russisch-orthodoxe und katholische Christen gleichermaßen eifrig am Werk. Die rege besuchten Gottesdienste und Andachten legten davon ebenfalls Zeugnis ab. Mein Ziel war der Campingplatz am Biale-See, den ich dann auch am späten Nachmittag erreichte. Es war offensichtlich noch nicht Hauptsaison, weshalb ich gleich von der ganzen Besitzer-Familie begeistert empfangen wurde. Sie meinten, dass es in der Nach regnen sollte und boten mir für den gleichen Preis wie den Zeltplatz eine kleine Wohnung in einem Ferienhaus an. Für etwa 7 Euro erschien mir das Angebot doch sehr verlockend und ich nahm an. Alles wirbelte umher, um die Wohnung auf Vordermann zu bringen. In der Nacht regnete es tatsächlich und als ich auf der überdachten Terrasse mein Abendessen zu mir nahm, bemerkte ich auch einen anderen Vorzug der Wohnung. Am See gab es verdammt viele Mücken, die offensichtlich auch schon sehnsüchtig auf Touristen warteten. DER ACHTE TAG (01.06. – 142 KM / 1280 M)Schon so viel vorweg – es war ein sehr interessanter aber auch verdammt anstrengender Tag. Kurz vor 7 Uhr ging die Tour los. Mein Übernachtungsort war nicht weit vom Konzentrationslager Sobibór entfernt und der Green-Velo-Radweg führt dort wohl auch ganz bewusst vorbei. Vom Lager ist bis auf die Laderampe, die mit dem Wissen darüber, was dort passiert ist, schon bedrückend genug war, nichts mehr übriggeblieben. Eine Gedenkstätte informiert und erinnert an die Gräueltaten, die die Nazis dort verübt haben. Bis Chełm waren die Wege recht gut. Die Stadt selber fand ich nicht so interessant. Nachdem ich auf dem Weg nach Chełm schon fast gefürchtet hatte, dass ich ohne gebührenden Abschied die Sandwege hinter mir gelassen hätte, meldeten sie sich zum Glück erneut zurück. Auch ein paar nette Schiebepassagen waren wieder dabei. Gegen 14 Uhr kündigte sich ein Gewitter an. Ich konnte gerade noch eine MOR-Raststelle erreichen, als es anfing, wie aus Kübeln zu regnen. Ich nutzte dieses Naturschauspiel, um unter Dach ein spätes Mittagessen zu mir zu nehmen. Bei leichtem Regen fuhr ich weiter. Über die Straßen flossen noch Sturzbäche von Regenwasser. Schließlich erreichte ich eine der naturbelassenen Pisten. Hier merkte ich, dass ich leider keine reine Sand-Strecke vor mir hatte. Der Boden war lehmig und nach wenigen Metern hatten die Reifen mehr Gewicht zugelegt, als einer flotten Fahrt guttun konnte. Notgedrungen musste ich das Fahrrad die ganze Strecke mitten durch die angrenzenden Felder schieben. Zum Glück hatten die Bauern gerade keine Lust, durch den Dreck zu stapfen, sonst hätte ich mit größter Wahrscheinlichkeit neue Freunde in Polen dazugewonnen. Nach dieser Schlammschlacht fand ich ein Haus mit einem größeren Hof. Dort klingelte ich und fragte nach einem Wasserschlauch, um wieder alle Teile des Fahrrads sehen zu können. Der 16-jährige Sohn wurde zur Hilfe abgestellt. Er war bereits Austauschschüler in Winterlingen gewesen und hatte daher gar keine Abneigung, mit mir ins Gespräch zu kommen. Eine halbe Stunde brauchte ich, um den hervorragend haftenden Dreck von Fahrrad, Packtaschen und meinen Gamaschen zu entfernen. Nass war ich ja sowieso schon. Zufrieden mit dem recht guten Aussehen des Fahrrads fuhr ich weiter. Nur wenige Kilometer später fiel mir auf, dass das Hinterrad irgendwie unwuchtig war. Doch noch Dreck an den Reifen? Eine kurze Inspektion führte zu einem vernichtenden Urteil. Der noch recht neue Schwalbe Mondial hatte in der Flanke einen langen Riss, so dass es nicht lange dauern konnte, bis sich der Schlauch mit einem lauten Knall den Weg in die Freiheit erkämpfen würde. Ich ließ etwas Luft ab und fuhr vorsichtig zum nächsten Ort. Nach mühsamer „Konversation“ mit einigen Einwohnern, wurde ich zu einem Hotel an der Schnellstraße geschickt. Das waren noch etwa 20 km, während derer sich der Zustand des Mantels verschlechterte. Er hielt aber durch. Im Hotel konnte ich meinen „Notmantel“ aufziehen. DER NEUNTE TAG (02.06. – 140 KM / 917 M)Den defekten Reifen konnte ich direkt vor dem Hotel am nächsten Tag an sehr passender Stelle zurücklassen. Im Internet hatte ich in Zamoścacute; einen Fahrradladen (Hermes) entdeckt. Ich wollte eigentlich nicht nach Zamosc, aber einen Fahrradladen brauchte ich schon. Bei der Werkstatt war ich um 8:30 Uhr, um 9:00 Uhr sollte sie öffnen und um 8:45 kam jemand, der mir zum einen sehr billigen Reifen verkaufte (der aber dann hervorragend durchhielt) und zum anderen Werkstatt und Werkzeug zur Verfügung stellte. Ich musste also mein eigenes Werkzeug nicht einmal auspacken und konnte den Reifen schnell montieren und mit dem Kompressor bequem beide Reifen auf den Wunschdruck bringen. Die schnelle Lösung des Problems freute mich, aber ganz besonders erfreulich fand ich, dass die Stadt durchaus einen Besuch wert war. Nicht umsonst wird die Stadt auch als „Padua des Nordens“ bezeichnet und ist zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden. Nach Zamość fuhr ich wieder auf den Green-Velo-Radweg zurück. Es ging in den Roztoczański-Nationalpark und es wurde hügeliger. Immerhin überfuhr ich die 300 Meter-Marke. Dadurch wurde die Gegend gleich abwechslungsreicher. Das Wetter war besser geworden, dennoch entschied ich mich abends auch in Ermangelung eines Campingplatzes für eine Pension in Horyniec-Zdrój, wo ich wohl der einzige Gast war. DER ZEHNTE TAG (03.06. – 128 KM / 1037 M)Das Wetter wurde besser, schon am Vortag hatte es kaum noch geregnet. Das Gleiche galt für die Wege. Nur einmal war ein ziemlich schlimmes Sandstück dabei. Die Gegend nahm mehr und mehr Mittelgebirgscharakter an, was man an einigen steilen Anstiegen merkte. Die 400-Metermarke wurde überschritten. Zunächst ging es aber noch recht flach bis nach Przemyśl. Przemyśl im Karpatenvorland und nicht weit von der ukrainischen Grenze war eine Stadt, die sicher schon einmal bessere Zeiten gesehen hat. Schöne Hausfassaden waren zum Teil ziemlich heruntergekommen. Gegen 16 Uhr entdeckte ich einen Wegweiser zum Kalvarienberg Kalwaria Pacławska. Im Internet entdeckte ich, dass es dort eine Pilgerunterkunft geben sollte. Warum nicht ein wenig pilgern? Es wäre ja nur ein Umweg von knapp 4 km. Nun, dieser Kalvarienberg musste hart erkämpft werden. Mehr als 20 % Steigung auf zum Glück guter Straße brachten mich doch kräftig ins Schwitzen. Ein Franziskaner-Mönch wies mir ein Vierbettzimmer mit Bad zu, das ich alleine für mich hatte. Der Abendgottesdienst wurde mit Lautsprechern über das ganze Gelände verbreitet. So konnte ich dann auch gleich direkt dorthin gehen. Die Aussicht von dem Berg war beeindruckend und die Atmosphäre sehr angenehm. DER ELFTE TAG (04.06. – 110 KM / 1715 M)Der elfte Tag begann sonnig und blieb so – der Besuch des Pilgerortes hatte wohl geholfen. Leider erkennt man ja auf Fotos Steigung nicht – vielleicht kann man sie erahnen. Die Strecke nach unten erforderte fest angezogene Bremsen, so dass dann eine kleine Pause bei einer der Kapellen willkommen war. Die Krypta war stockfinster und erst mit Blitz erkannte ich den Inhalt. Um diese Zeit (kurz nach 7:00 Uhr) waren die Kerzen der Pilger nicht mehr bzw. noch nicht an. Der Kellerraum war kalt und auch draußen war es noch recht kühl, so dass ich froh war, unten angekommen wieder treten zu können. Der Kalvarienberg war nur der Vorbote vieler weiterer Hügel und Berge, die mich von nun an bis zur Donau erwarteten. Ich freute mich, da ich hügelige Landschaften doch irgendwie bevorzuge. Allerdings war die Tour bislang auch alles andere als langweilig. In der folgenden Serie habe ich nun auch einmal ein „Selfie“ eingebaut … Die Hügel kamen nicht nur immer näher, es gab auch die ersten heftigen Steigungen. Einige Passagen mit mehr als 10 % führten über Schotterpassagen, die zum Glück recht festgefahren waren, sodass ich sie ganz gut fahren konnte. Mittag machte ich am Fluss Sa(a)n. Die Gegend wurde auch etwas touristischer, was sich auch durch das Wochenende bemerkbar machte. Ich traf immer wieder auf Wanderer und Radfahrer, die die besonders schöne Natur beim schönen Wetter nutzen wollten. Im Ciśniańsko-Wetliński Landschaftsschutzpark steuerte ich am späten Nachmittag den Campingplatz an, der zum Ort Ciśna am Fluss Solinka gehört. Der Platz war mit sehr einfachen Sanitäranlagen ausgestattet. Geduscht habe ich kalt, was bei dem guten Wetter kein Problem war. Der Besitzer bot mir an, die Wäsche in seiner Waschmaschine zu waschen, was ich dankbar annahm. Fortsetzung folgt ...
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Gruß, Arnulf
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Geändert von Keine Ahnung (19.10.16 19:47) Änderungsgrund: Link korrigiert |
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#1241637 - 17.10.16 20:34
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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in Polen nutzte ich – wie oben schon erwähnt – in weiten Teilen den Green-Velo-Radweg. Ich kann ihn nur empfehlen. Auch auf ihm müssen ab und zu sandige und schlechte Strecken überwunden werden, aber die Wegführung durch die schöne Landschaft und interessante Ortschaften ist hervorragend. Zum Teil verläuft er auch auf neu angelegten Strecken und er hat alle paar Kilometer Raststätten, die häufig auch Toiletten und immer überdachte Bänke und Tische anbieten.
Inwieweit sich der Green-Velo-Radweg weiterentwickeln wird, kann ich nicht sagen. Ich denke aber, dass es weitere Verbesserungen geben wird. Einige der Sandpisten wurden ganz offensichtlich erst kürzlich mit einem Teerbelag für die Radfahrer ausgestattet. Hallo Arnulf, die Erfahrungen bzw. Einschätzungen zum Green-Velo-Radweg kann ich bestätigen. Auf meiner Masuren-Ostseetour bin ich einen Teil des entgegengesetzten Abschnitts bis zu seinem Ende in Elblag gefahren. Auch wenn die Wegequalität einiger Abschnitte noch verbesserungswürdig ist, ist die Infrastruktur - mit Rastplätzen - und Wegweisungen - Schilder alle 500m - perfekt. Gruß Horst
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#1241640 - 17.10.16 21:05
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Horst14]
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Ich denke auch, dass man diesen Radweg empfehlen kann. Wer ein paar schwierigere Wegstücke in Kauf nimmt, hat auf jeden Fall eine sehr schöne Tour vor sich. Ich arbeite gerade am vierten Teil meines Berichts. Es ist ein ganz schöner Aufwand. Ich hoffe, morgen am Abend so weit zu sein, dass ich den vorletzten Teil (bis einschließlich Tag 16) hier einstellen kann. Dann steht nur noch ein kürzerer abschließender Teil aus. Es sind viele Bilder und auch einiger Text. Die trübe Jahreszeit naht aber - da kann man das ja als Lektüre nutzen
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Gruß, Arnulf
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#1241674 - 18.10.16 05:32
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Muss eine schöne Tour gewesen sein. Wenn ich aber so manche Pisten sehe tun mir die Beine weh ohne dabei gewesen zu sein.
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Gruss Markus Forza Victoria !
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#1241675 - 18.10.16 05:36
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Es war aber verdächtig ruhig und als ich an der Schranke ankam, bemerkte ich einen Zettel. Schon bevor ich meinen Google Translator befragen konnte, ahnte ich schon, was da geschrieben steht. So war es dann auch … in etwa: „Der Andrang ist uns zu gering, da haben wir keinen Bock, die Fähre in Bewegung zu setzen …“. Au weia, damit tust du dem Fährpersonal aber arg Unrecht. Dort steht: Wegen des niedrigen Wasserstandes ist die Fähre bis zur Erhöhung außer Betrieb.Also mitnichten Faulheit. Aber "niedrig" bzw. "gering" kommt schon drin vor.... Gruß Thoralf
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#1241683 - 18.10.16 06:51
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Toxxi]
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Da sieht man einmal, wie sehr man sich auf den Google Translator verlassen kann . Allerdings muss ich zu dessen Ehrenrettung sagen, dass ich ihn den abfotografierten Text habe übersetzen lassen - vielleicht hatte er auch Probleme mit der Handschrift. Das Ergebnis war für mich allerdings das gleiche und den Teil mit dem "Nichtfahren" hat er ja korrekt wiedergegeben . Ansonsten bin ich etwas skeptisch, was den "Wasserstand" angeht. Der schien nämlich ziemlich normal zu sein, es sei denn, dass das Gras in Polen normalerweise unter Wasser wächst . Aber letztendlich ist das auch egal.
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Gruß, Arnulf
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#1241807 - 18.10.16 15:30
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Hallo Arnulf, ich gratuliere schon mal zur gelungen Struktur des Berichtes! Vor allem die Wege-Einleitung ist mal ein neuer und launiger Einfall eine Tour zu charkaterisieren. Ich wäre allerdings weitgehend auf deienen Pfaden nicht dabei - mag ich mal ähnlich schlimme Wege erleben, suche ich alsbald bessere Auswege. In diesem Sommer habe ich auch das eine oder andere Mal mir gesagt: "Du musst nicht jeden Berg fahren, nur weil er da rum steht." Damit war natürlich in erster Linie die Steilheit gemeint, aber auch häufiger quälender Schotter. "Quaeldich.de ist nicht deine Domain", sagte ich mir (und traf prompt Leute von dem Pässeportal ). Zumindest erweckst du den Eindruck, dass die Reise einen erklecklichen Anteil an schlechtesten Wegestrecken hatte. Mir eist da auch rästelhaft, wie man mit solchem Untergrund soviel Strecke machen kann. Wie groß schätzt du den Anteil Schotter:Asphalt auf deiner Tour, bzw. wieviel Prozent waren insgesamt sehr schlecht fahrbar? Du wirst mir verzeihen müssen, dass ich deine Anfangsachse für mich als wenig interessant einordne, auch wenn es natürlich da Stimmungsbilder gibt, die Lust machen. Ich erwarte mit gewisser Spannung die Slowakei, neben Tschechien und dem südlichen Bergland Polens vielleicht noch ein gut denkbares Ziel für mich, wobei ich die schlechte Beradelbarkeit der Hohen Tatra immer wieder bejammere. Meine Wanderexkursionen auf Touren sind hingegen von einer gewissen Erfolglosigkeit geprägt. Was ich jetzt auch nicht so ganz verstanden habe: Konntest du die bisher genannten Nationalparks beradeln, oder bist du nur am Rande vorbeigeschlichen?
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#1241839 - 18.10.16 18:05
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: veloträumer]
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Wenn Du nach dem Verhältnis guter Strecke zu ganz schlimmer Wegqualität fragst, würde ich 5 % grenzwertige (und darüber hinaus) Wegstrecke schätzen. Wenn es um das Verhältnis geteerter Strecke zu Strecke mit nicht-festem Untergrund geht, so würde ich 20 % annehmen, bei der die Reifen nicht durch mehr oder weniger guter Teeroberfläche verwöhnt wurden.
Obwohl ich generell Deine Vorliebe für die Berge teile, muss ich sagen, dass bis auf kleine Abschnitte auch der "flache Teil" eben nicht wirklich flach war. Du siehst es an den Höhenmetern. Ich bin hier sehr angenehm überrascht werden. Wie schon geschrieben, muss man eine gewisse Liebe für "naturnahe" Strecken haben. Aber insgesamt ist doch der größte Teil o.k. Allerdings sind vielleicht um die 500 km ungeteerter Oberfläche auch nicht zu verachten. Mir hat es nicht zu viel ausgemacht und die Steigungen sowieso nicht.
Es folgt nun sofort der nächste - sehr lange - Teil, den Du Dir gewünscht hast. Und ja, ich bin durch die Nationalparks (soweit möglich) gefahren und nicht daran vorbei. Bei der Hohen Tatra ist dies allerdings nur eingeschränkt möglich. Man ist meistens auf die Straßen angewiesen, wenn man nicht MTB-Touren machen will. Das gilt teilweise auch für das Slowakische Paradies, wo die schönsten Stücke besser erwandert werden.
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Gruß, Arnulf
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#1241853 - 18.10.16 18:39
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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... und nun der vierte, persönlichste und längste Teil (Tag 12 - Tag 16) ...DER ZWÖLFTE TAG (05.06. – 131 KM / 1433 M)Bis auf 10 Minuten direkt vor dem Grenzübergang zur Slowakei gab es nur Sonne. Zum Glück regnete es nur kurz – offensichtlich waren die Wolken über Polen traurig darüber, dass ich nun in die Slowakei wechselte. Die gut 130 km waren nicht ohne, da die Steigungen es ebenfalls nicht waren – aber ich genoss es. In der Nacht war es sehr kalt und feucht durch den Nebel, der sich am Fluss gebildet hatte. Aufgestanden bin ich um 5:15 Uhr und losgefahren kurz nach 6 Uhr. Die Karpatenlandschaft kam mir doch recht vertraut vor – ob man Heimatgefühle in die Gene programmiert bekommt, weiß ich nicht. Zumindest war ich schon als Kind so oft in dieser Gegend, dass ich mich dort eben irgendwie zuhause fühle. Die ersten typischen Holzkirchen, die ich so gut aus der Slowakei kannte, verstärkten das Gefühl. Ja, und hier ist auch gleich ein weiteres Beispiel für kleine Auflockerungen der Strecke im Jasliski Landschaftsschutzpark. Eine Umgehung bedeutete die Nutzung einer zum Glück flachen Furt – alle Lager blieben oberhalb der Wasserlinie. Der Magura-Nationalpark (ob der Name etwas mit meinen Bremsen zu tun hat?) in den Niederen Beskiden kündigte schon den Übergang in den slowakischen Teil der Karpaten an. Für Liebhaber schöner Mittelgebirgslandschaften ist das auf jeden Fall ein lohnendes Ziel. Nach diesem Bild ging es verdammt steil bergab. Der Weg war so holprig, dass ich eine mit meinem Zelt verzurrte Wasserflasche verlor, ohne es zu bemerken. Kurz vor der Grenze bei Ozenna besuchte ich noch einen Soldatenfriedhof. Der Ort hieß bezeichnender Weise „Grab“. Auf dem Friedhof lagen mehr als hundert österreichisch-ungarisches und ein paar wenige russische Soldaten. Am Grenzübertritt in die Slowakei nun auch ein echtes „Selfie“. Feucht war mein T-Shirt nicht nur vom Schweiß, sondern – wie schon geschrieben – von dem kurzen Regenschauer, für den ich meine Regenklamotten gar nicht erst hervorgeholt habe. Nach einigem kräftigen Auf und Ab ging es schließlich lange bergab bis nach Bardejov (Bartfeld), wo ich mir eine Pension suchte und eine riesige Pizza mühelos verzehrte. DER DREIZEHNTE TAG (06.06. – 145 KM / 1900 M)Sonnenschein und leichter Rückenwind unterstützten mich ein wenig bei diesem Abschnitt, der mich bis nach Spišská Nová Ves (Zipser Neudorf) führen sollte – der Stadt, in dessen Umgebung mein Vater geboren wurde und wo meine Großeltern lebten und beerdigt sind. Ganz klar, dass diese Strecke doch einige Emotionen weckte. Ich war in der Heimat meines Vaters und in einer Vielzahl der folgenden Orte hatten Vorfahren und Verwandte von mir gelebt. Dass für diesen Tag mehr Bilder als sonst erscheinen, ist dieser Tatsache geschuldet. Es war aber auch ohne das ein Tag mit vielen Sehenswürdigkeiten. Was ich nicht fotografiert habe, sind die Roma-Ansiedlungen, die in praktisch allen ehemals von Deutschen besiedelten Orten entstanden sind. Viele Häuser der vertriebenen Deutschen wurden gezielt mit Roma belegt. Es gibt sicherlich verschiedene Gründe, warum diese Teile zum Teil extrem elend sind und mich an Bilder erinnern, die ich aus Indien im Kopf habe. Ich möchte aber darum bitten, keine Diskussion zu diesem Thema hier zu starten. Ich hatte nur angenehme Begegnungen mit dieser Volksgruppe gemacht. Einem half ich, den Reifen seines klapprigen Fahrrads zu flicken. Er war überglücklich und wollte mich zu einem Becherovka einladen – ich lehnte dankend ab … Ich verließ die Pension Hradby in Bardejov früh morgens nach einem guten Frühstück und besichtigte die schöne Stadt, in der noch nicht viel los war. Ein Besuch lohnt sich! Der Weg weiter nach Prešov (Preschau) zeigte schon, dass hier ohne Steigungen nichts mehr ging. Aber darüber werde ich mich sicherlich nicht beschweren. Auch Prešov hat eine schön hergerichtete Innenstadt. Das erste Bild ist übrigens aus Fintice (Finzitze) kurz vor Prešov. Der Straßenzug in der Stadt ist durchaus sehr typisch für die Orte in der Ostslowakei. Auch der „reale Sozialismus“ hat seine Spuren hinterlassen – das sich in den Fenstern spiegelnde Gebäude auf der anderen Straßenseite gefiel mir aber besser … In meiner Planung hatte ich einen „naturnahen“ Weg bewusst eingeplant. Den „Single Trail“ konnte bis auf ein etwa 20 Meter langes Stück fahrend (keuchend) bewältigt werden. Die 20 Meter musste ich eben schieben – da hatte ich wohl doch eine Wasserflasche zu viel aufgeladen gehabt. Auch wenn ich die ersten beiden Bilder oben schon gezeigt hatte, kommen sie noch einmal … Schließlich war schon Spišská Nová Ves angezeigt. Ich folgte der Straße aber geradeaus, um in das Tal der Hnilec (Göllnitz) zu kommen – das Tal meiner Vorfahren. Ich überquerte den Fluss Hornád. Wer gerne wandern will, dem lege ich den Hornád-Durchbruch im Slovenský raj (Slowakisches Paradies) ans Herzen. Einfach wunderschön! Bald erreichte ich die Hnilec (Göllnitz) und kurz darauf auch den Ort Gelnica (Göllnitz) der zur Region Zips gehört. Meine Oma lebte dort längere Zeit. Das Wappen deutet darauf hin, was diese Region bestimmte – Bergbau. Das zog im Mittelalter Leute aus anderen Ländern an – so kamen meine Vorfahren zum Teil aus der Gegend um den Comer-See in Oberitalien. Weitere Orte folgten, in denen auf den Friedhöfen für mich bekannte Namen zu finden sind – die alten Grabsteine wurden nie beseitigt. Švedlár (Schwedler) ist so ein Ort. Die Fotos sind (inkl. dem Suchbild für die, die mich näher kennen) aus Nálepkovo (Wagendrüssel). Die erste Aufnahme zeigt die typischen Häuser mit großen Eingangstoren – es sollten ja nicht nur Menschen dort hinein. Das Haus in der Mitte gehörte meiner Großtante und ihrem Mann, einer der Schwestern meiner Oma, die noch 10 weitere Geschwister hatte. Schließlich erreichte ich Hnilčík (Eisenbach) am gleichnamigen Bächlein. Der Ortsteil „Bindt“ ist schließlich der Geburtsort meines Vaters. Die deutschen Einwohner sprachen von „auf der Bindt“, wobei man zwar erst einmal 12 % hochfahren muss, um den Hügel zu überwinden, über den das kleine Sträßchen dorthin führt, aber dann geht es mit ebenfalls 12 % steil hinab ins Tal. Um schließlich weiter nach Spišská Nová Ves zu fahren, musste ich die 12 % wieder hoch – aber was tut man nicht alles … Die letzte Aufnahme zeigt das Geburtshaus. Anstatt die Landstraße zu nutzen, hatte ich mich bei der Planung entschlossen, eine weitere Geländetour einzubauen. Zunächst ging es durch den Wald und schließlich zu den Feldern und Wiesen oberhalb von Spišská Nová Ves mit einem wunderschönen Blick auf die Stadt und die entfernt liegenden Berge der Hohen Tatra. In Spišská Nová Ves gönnte ich mir die teuerste Unterkunft auf der ganzen Tour. Im Hotel Metropol bekam ich weit oben ein Eckzimmer mit Blick über Spišská Nová Ves hin zur Hohen Tatra, die man allerdings abends nur erahnen konnte, und zurück dorthin, wo ich kurz zuvor hergekommen war. Das Fahrrad bugsierten wir in die Kofferablage der Rezeption, wo wahrscheinlich nur selten so ein Gefährt gestanden haben dürfte. DER VIERZEHNTE TAG (07.06. – 111 KM / 1570 M)Frühstück gab es im Hotel schon ab 6:30 Uhr, so dass ich um 7:00 zur „Besichtigung“ der mir sehr wohl bekannten Stadt starten konnte. Die Stadt ist übrigens durchaus sehenswert. Am Schluss stand noch ein Besuch am Friedhof und dann ging es weiter Richtung Hohe Tatra. Es war wieder durchgehend sonnig, aber in der Früh recht kühl. Weiter ging es nach Levoča (Leutschau), eine der schönen Städte in der Zips, die bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörten. Die „Karpaten-Deutschen“ sprachen daher im Wesentlichen deutsch und ungarisch und verwendeten Slowakisch nur im Geschäftsleben. Die vielen Juden, die in der Zips lebten, ereilte während des Dritten Reiches zum großen Teil das gleiche schlimme Schicksal wie den anderen Juden Europas zu dieser Zeit. Interessant war, dass auch die restliche Bevölkerung – zum Teil unbewusst – Bräuche und Gewohnheiten der Juden übernommen hatten. So war es meiner Oma immer ein Graus, wenn wir als Kinder ein Wurstbrot zusammen mit einem Glas Milch verspeist hatten. Fleisch und Milch, das verträgt sich doch nicht! Levoča sollte man bei einem Besuch der Slowakei durchaus auch auf das Programm setzen. Nicht umsonst ist die Stadt UNESCO-Weltkulturerbe. Als nächstes stand Kežmarok (Käsmark) auf dem Programm. Als Weg dorthin hatte ich mir einen unbefestigten Pass (> 800 m) ausgesucht. Er ist gut zu fahren und deutlich schöner als der Weg auf der Landstraße. Kežmarok ist ebenfalls eine sehr schöne Stadt, die unter der Zeit vor der Grenzöffnung recht gelitten hatte. Damals mussten viele Hausfassaden mit Balken vor dem Umkippen auf die Straße abgestützt werden. Das wurde zum Glück nun behoben und auf einer Tour durch die Ostslowakei sollte diese Stadt auf dem Programm stehen. Berühmt ist die evangelische Holzkirche aus dem 17-ten Jahrhundert. Sie war leider diesmal geschlossen – ich hatte sie schon häufig besucht, aber hätte gerne eine Innenaufnahme hier gezeigt. Direkt bei der Holzkirche steht auch das ehemalige evangelische Lyzeum und Gymnasium, wo mein Vater seine „Matura“ gemacht hatte. Das erste Bild zeigt das Thököly Schloss – der ungarische Einfluss wird deutlich … Normalerweise versuche ich, gegen 13 Uhr eine Pause für das Mittagessen einzulegen. Diesmal hatte ich mir aber vorgenommen, bis Poprad zu fahren, dort zu essen und dann den Einstieg in die Hohe Tatra anzugehen. Also fuhr ich mit einem Müsliriegel im Magen die Strecke nach Poprad, wo ich dann gegen 14 Uhr die verspätete Kalorienzufuhr bewerkstelligte. Unterwegs kamen die Berge der Hohen Tatra immer näher und ich war froh, so klare Sicht zu haben. Auch Poprad ist eine schöne Stadt, in der schon der Tatra-Tourismus zu spüren ist. Man beachte die Radfahrstreifen im zweiten Bild. Tourenfahrern begegnet man hier eher selten, aber Mountainbikes sind doch recht populär, bei den Einheimischen und Touristen. Und dann war ich endlich in der Hohen Tatra. Leider sind dort „Naturwege“, die auch Reiserad-tauglich sind, eher selten. Anfang Juni war der Verkehr aber zum Glück kein Problem, was ich bei den zum Teil recht steilen Anstiegen bis etwa 1000 m sehr begrüßte. Immer wieder gab es schöne Aussichtspunkte, von denen man einen Blick zurück auf das „Slowakische Paradies“ werfen konnte. Irgendwo hier begegnete ich zwei österreichischen Motorradfahrern. Ich fragte, ob Sie eine Panne hätten (ich hätte sie sonst ja abgeschleppt ). Sie machten aber nur eine Pause. Einer der beiden war „ varadero“ – Markus, den ich schon wegen der schweren Zweiradausführung nicht als Forumisten erkennen konnte (schade!). Der weitere Weg hoch bis auf über 1260 m bei Štrbské Pleso (Tschirmer See) – dem höchsten Punkt meiner Tour – war nicht sehr steil. Einige Impressionen … Nach einer kurzen Abfahrt kam ein kleiner Gegenanstieg und dann ging es weiter bergab. Im Hostel "Chata Pohoda" bei Podbanské (Untergruben) übernachtete ich nach diesem Tag, der voll von unterschiedlichsten Eindrücken war! DER FÜNFZEHNTE TAG (08.06. – 130 KM / 1190 M)Schon in der Früh war es sonnig, aber es hatte anfangs nur 5°C, was die weitere Abfahrt recht belebend gestaltete. Es gab diesmal keine so dichte Ansammlung spektakulärer Orte. Der Tag war daher von Natur z. B. am Fluss Belá bestimmt und der Übergang von der Hohen Tatra in die (Große) Fatra ging mit einigem Auf und Ab vonstatten. Die folgenden Bilder stehen für den Weg ins Waag-Tal. Das Waag-Tal genießt keinen sehr guten Ruf. Im Bereich an der Niederen Tatra, wo ich Richtung Ružomberok (Rosenberg) in der mittleren Slowakei fuhr, kann man diesen aber nicht bestätigt finden! Die Waag fließt durch Ružomberok. An ihrem weiteren Verlauf hat sich auch einiges an Industrie angesiedelt – ein Teil des Tales, welches dann eben auch diesen Beigeschmack hat. Der Ort Ružomberok ist toll gelegen. Die Niedere Tatra liegt im Südosten, die Große Fatra im Südwesten / Westen und Chočské vrchy im Norden – der bergige Charakter der Slowakei wird hier sehr deutlich. Eigentlich wollte ich von dort einen Abstecher zum historischen Dörfchen Vlkolínec machen, dessen Besuch sich sicherlich gelohnt hätte. Die von mir gewählte Anfahrt fuhr ich mit extremen Steigungen tapfer hoch – die Straße war ganz ordentlich. Doch dann ging der Weg in eine lose Schotterstrecke über. Selbst Schieben war bei der Steigung hier kaum noch möglich (man sieht leider die Steigung in den Bildern nicht) und es lagen noch 250 Höhenmeter zwischen diesem Punkt und meinem Ziel. Normalerweise bin ich hier recht hartnäckig, aber in diesem Fall gab ich auf und kehrte zurück. Man kann nicht alles haben … Auf dem Weg zum Campingplatz nahe des Ortes Belá am Fluss Varínka konnte ich noch die wunderschöne Natur der kleinen Fatra genießen. Wer Berge nicht scheut, sollte sich die Slowakei auf die Wunschliste setzen – ich denke, dass zumindest Thoralf mir hier zustimmen wird. Am Campingplatz gab es ein tschechisch-slowakisches Treffen von Fans historischer Motorräder, die von hier aus Tagestouren fahren wollten. Der Restalkohol nach der durchzechten Nacht ließ mich hoffen, ihnen nicht mehr auf der Straße begegnen zu müssen. In der Nacht verhalf die körperliche Anstrengung zuvor und der Einsatz von Ohropax, dass ich dennoch genügend Schlaf fand. DER SECHSTE TAG (09.06. – 180 KM / 2570 M)Der Marathon-Tag! Nicht wirklich freiwillig kamen heute eine Menge Kilometer und Höhenmeter zustande. Das führte immerhin dazu, dass ich am Ende früher als geplant in Passau ankam … Durch Varín, wo mein Vater einen Teil seiner Kindheit verbracht hatte, ging es im Waag-Tal nach Žilina (Sillein) – eine Stadt, die mit etwas Restaurationsaufwand noch schöner wäre. Das Tal ist hier recht flach und Industrie findet sich immer wieder am Ufer. Blendet man dies aber aus, ist auch hier die schöne Natur zu finden, so dass ich das nicht so lange Stück nicht als etwas Negatives empfand, sondern eher als eine kleine Abwechslung. Ich folgte weiter dem Waag-Tal in Richtung Biele Karpaty (Weiße Karpaten). Ich kann nur nochmals wiederholen. So schlecht, wie das Waag-Tal manchmal gemacht wird, ist es in diesem Teil nicht. Es gab eine ganze Reihe schöner Stellen. Ohne Ton zwar nicht so aussagekräftig, aber dennoch habe ich ein Foto eines der vielen Lautsprecher eingefügt, von denen es in jeder Ortschaft viele gibt. Ich erinnere mich noch, als in meiner Kinder- und Jugendzeit aus diesen Lautsprechern die markigen Parolen drangen, die die großen Erfolge der kommunistischen Regierung verkündeten und die Überlegenheit über den dekadenten westlichen Kapitalismus. Nun werden diese Lautsprecher immer noch genutzt. Außer lokalen Nachrichten hört man in vielen der kleinen Orte laut slowakische Volksmusik dröhnen. Mich würde das als Anwohner nerven. Für mich als Radtouristen war es eine interessante Untermalung der Ortsdurchfahrten. Das gelungene Portrait eines bedeutenden Slowaken (oder wo kam der nochmal her? …) habe ich auch eingefügt. Wie man auf den Bildern erkennen kann, war der Himmel nicht mehr wolkenfrei … Schließlich erreichte ich die Grenze in die Tschechische Republik. Und … wieder weinte der Himmel – offensichtlich sind die Länder traurig, wenn ich sie verlasse . Zunächst hielt der Regen aber nicht lange an. Direkt hinter der Grenze fuhr ich mit zum Teil mehr als 20 % Steigung auf 800 m hoch. Als aus einem Hof ein Hund laut bellend auf mich zuschoss, musste ich kurz anhalten, um ihn mit meiner Pfeife zu vertreiben, was auch gut klappte. Allerdings musste ich nun 50 Meter schieben, da Losfahren einfach nicht mehr klappte. Danach ging es zum Glück fast flach (ca. 10 % ) weiter. Die Weißen Karpaten haben es auch in sich. In Strání wollte ich Geld abheben und die dort angekündigte Pension nutzen. Geld bekam ich, in der Pension wurde mir mitgeteilt, dass alles voll sei. Das kann mich doch nicht erschüttern, dachte ich. Es gibt ja noch mehr Pensionen und zur Not zelte ich eben wild. Tja, da hatte ich mich aber verschätzt. Noch viermal (!) wurde ich weitergeschickt (zum Teil recht unfreundlich, was mich schon an Fremdenfeindlichkeit in diesem Gebiet Tschechiens glauben ließ). Zudem fing es heftig an zu schütten, so dass der Gedanke, das Zelt aufzuschlagen, jegliche Romantik verlor. Ein Großteil der Höhenmeter wurde in diesem Abschnitt abgeleistet. Bilder gibt es davon aber nicht, da ich Angst hatte, dass meine Kamera absaufen könnte. Inzwischen hatte ich mich bereits auf eine gemütliche Nachttour (hat ja auch was und Blitze zum Aufhellen der Landschaft gab es ja genug) eingestellt. Da kam ich in den Ort Velká nad Veličkou (Welka), wo ich zumindest ein Restaurant ausmachte, in dem ich vielleicht etwas zu essen bekommen könnte. Unter großen Schirmen saß dort ein offensichtlich freundlicherer Teil der tschechischen Bevölkerung. Zudem war darunter ein Wiener, der dort eine Autowerkstatt aufgemacht hatte und der als Dolmetscher sehr hilfreich war. Zunächst erfuhr ich – was von allen bestätigt wurde, dass ich am Anus der Welt gelandet sei und dass ich da gar nicht mit Zimmern rechnen sollte. Allerdings, so teilte mir der Wirt mit, hätte er ein Bedienstetenzimmer, das ich gerne nutzen könne – es sei aber sehr einfach. Ich versicherte ihm, dass ich durchaus bereit wäre, mich ausnahmsweise auch mit einer einfachen Unterkunft zufrieden zu geben. So konnte ich doch noch gut schlafen und meine Regenkleidung hatte es geschafft, bis zum Morgen den größten Teil der Feuchtigkeit zu verlieren. Noch eine Fortsetzung folgt ...
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Gruß, Arnulf
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#1242074 - 19.10.16 17:57
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Endlich mal was, wo ich auch schon war. Ja, ich bestätige, dass die Slowakei im Prinzip sehr bergig ist und auch wunderschön. Der Osten allerdings, durch den ich gefahren bin (im Raum Trebišov, ist brettflach. Dagegen ist Brandenburg das reinste Hochgebirge... Vor vier Jahren habe ich mich bei den steilen Stichen in der Zips auch sehr gequält. Bis zu 17% Steigung auf ausgeschilderten Radwegen! Das traf mich damals völlig unvorbereitet, und ich habe mächtig geflucht. Das war auch gegen Ende meiner damaligen Reise und ich selbst auch am Ende. Das Selfie ist doch gefaked und der Landesname im Nachhinein reingeschnitten, oder? Normalerweise steht da nicht "Slovensko", sondern "Slovenská Republika". Die Strecke um die Malá Fatra über Žilina bis ins Waag-Tal bin ich in diesem Sommer auch gefahren, ca. 1 Monat nach dir. Von Zázrivá bis Žilina fand ich es superschön. Danach aber auch eher ziemlich langweilig. Ja, das einzige schöne Foto aus dem Waag-Tal mit der Burg überm Deich habe ich auch gemacht und könnte es neben deins stellen. Durch die Weißen Karpaten bin ich auch gefahren, bin aber schon eher abgebogen und über Vršatské Podhradie gefahren. Das schönste am Waag-Tal war der Blick von dort oben auf knapp 900 m Höhe. Die Weißen Karpaten haben mit gut gefallen, bloß das Wetter war eher so lala. Und mit dem Nest Strání habe ich auch meine eigenen Erfahrungen gemacht. Es goss und hatte kurz über 10°C. Pension war.. genau! .. nämlich zu. Und im einzigen Gasthof im Ort war geschlossene Gesellschaft wegen Hochzeit. Ich habe mich dann in die einzige Imbissbude gesetzt und bin gleich mit zwei betrunkenen Tschechen ins Gespräch gekommen. Hochgeistige Gespräche über das Verhältnis von Tschechen, Österreichern und Deutschen habe ich mit meinem polnisch durchsetzen gebrochenen Tschechisch geführt. Und ja, hier sei der A**** der Welt, das sei aber nicht immer so gewesen. Erst als die Deutschen bzw. Österreicher nach dem 2. WK vertrieben wurden. Die Österreicher haben von den Deutschen die Sprache gelernt und von den Tschechen das Arbeiten. wurde mir da beigebracht. Und auch, dass das heutzutage überheupt kein Problem ziwschen Deutschen und Tschechen sei, und dass sie sich freuen, dass ich ihre Gegend bereise. Über Frau Merkel haben wir auch gesprochen, eingetschechischt heißt sie dort "Merkelová". Also was man alle auf einer Radreise in der Mittagpause in einer abgeranzten Spelunke eben so tut. Als sie mich dann mit Becherovka abfüllen wollten, musste ich mich ziemlich plötzlich auf den Weg machen. Ich wollte ja noch irgendeine Bleibe finden (habe ich dann in Nová Lota). Ich sehe, dass du die schöne Waldstrecke hinter Strání ausgelassen hast. Und die betrunkenen Tschechen haben sich strikt geweigert, Geld für das Genossene zu nehmen, sondern mich eingeladen und mir obendrein noch eine große Flasche Orangensaft mitgegeben. Bin auf den letzten Teil gespannt. Gruß Thoralf PS: Ich hab mal wieder ein wenig in deinem Bericht rumgepfuscht. Alle "č" waren zerlatscht.
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#1242078 - 19.10.16 18:02
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Warst du für länger in Žilina? Ich war dort für 2 Übernachtungen. Das Wetter ware eher mies, und ich brauchte unbdeingt einen Tag Erholung. Ich fand die Stadt eher in bisschen trist. Der Altstadtkern war zwar schön, aber bei 14°C Wind und Regen sitzt einfach mal niemand im Biergarten. Abr abends gab es dann doch noch eine Attraktion, nämlich Freiluftkino direkt vor dem Rathaus: Den Film kannte ich sogar: Klick Gruß Thoralf
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#1242079 - 19.10.16 18:03
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Toxxi]
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Beiträge: 13.181
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Danke Thoralf für die Korrektur der Sonderzeichen - ich hoffe, dass in den letzten beiden Teilen, die gleich folgen werden, nicht zu viele Sonderzeichen enthalten sind, die unser Forum nicht unmittelbar beherrscht! Es werden sogar noch zwei Fortsetzungen, die aber zusammen kommen. P.S. Keines der Bilder ist "gefaked"
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Gruß, Arnulf
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Geändert von Keine Ahnung (19.10.16 18:04) |
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Off-topic
#1242080 - 19.10.16 18:06
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Ich traue mich jetzt gar nicht mehr, meinen Reisebericht reinzustellen. An diese Ausführlichkeit komme ich irgendwie nicht ran, da fehlt mir die Geduld mit der Forumssoftware....
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#1242081 - 19.10.16 18:07
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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... und nun der fünfte und vorletzte Teil (Tag 17 - Tag 20) ...DER SIEBZEHNTE TAG (10.06. – 131 KM / 732 M)Die Wolken hatten sich in der Nacht verzogen und bis auf ein kurzes Gewitter, dass genau dann kam, wie ich eine überdachte Raststation ansteuerte, bei der ich sowieso Mittag machen wollte, war die Sonne meine treue Begleiterin. Bereits um 7 Uhr fuhr ich von dem Restaurant los, das mir die Nacht gerettet hatte. Frühstück gab es keines, was ich aber auch bei meinen Zeltübernachtungen nicht schon so früh eingenommen hätte. Zunächst ging es in den Weißen Karpaten noch den Berg hoch. Danach blieb es relativ flach (im Vergleich zu den Vortagen). Anfangs empfand ich die Landschaft nicht so spannend, dann wurde die Natur aber wieder reizvoller. Der Weg, auf den dieser lustige Geselle wies, zeigte noch die Spuren des vortägigen Regens – ich kam aber auf der Wiese daneben einigermaßen gut und sauber voran. Es ging in das Naturschutzgebiet Čertoryje, wo sich einige Einheimische liebevoll ihre „Chata“ eingerichtet haben. Auf dem Weg nach Lednice (Eisgrub) in Südmähren ging es an der Morava (March, Nebenfluss der Donau) entlang, die Mähren den Namen gegeben hat. Unter anderem ging es durch das nette Städtchen Hodonín (Göding). Die Landschaft wurde zunehmend flacher. Schließlich wurde die Dyje (Thaya) erreicht, an deren Ufer Lednice liegt. Diese Ortschaft ist wegen des Schlosses berühmt, welches der Fürstenfamilie von Liechtenstein gehörte, die das Schloss Anfang des 17-ten Jahrhunderts bauen ließ. Seit der Grenzöffnung kämpft die Familie vergeblich um die Rückgabe des Schlosses. Während das Schloss und die Stadt selber sowie einige in privater Hand befindliche Jagdschlösschen der Umgebung in gutem Zustand sind, sieht man doch auch etliche Gehöfte und Landhäuser, die zumindest vom Verfall bedroht sind. Weiter ging es durch die schöne Seenlandschaft bei Lednice zum Greenways Prag-Wien (Iron Curtain Trail), der mich auf sehr guter Strecke entlang der Grenze zu Österreich führte. Schilder erinnerten an diverse Fluchtversuche mit positivem oder negativem Ausgang. Durch Mikulov (Nikolsburg) mit seinem schönen Schloss fuhr ich nach Hrádek an der Dyje, wo es einen Naturcampinplatz (Tábořiště Hrádek) direkt am Fluss gab. Dieser wurde intensiv von den Einheimischen genutzt, die dort mit Kind, Hund und Gesang zusammenkamen, um das Wochenende gemeinsam in der Natur zu verbringen. Ich fand eine Lücke für mein Zelt und der Fluss bot die Möglichkeit, den Schweiß abzuwaschen. DER ACHTZEHNTE TAG (11.06. – 129 KM / 1780 M)Am nächsten Tag war es meist bedeckt, dem Regen konnte ich aber immer entkommen. Südmähren ist sehr schön und wurde in vielen Teilen stark durch die frühere deutsche Bevölkerungsgruppe geprägt. Zum einen finden sich überall Barockstatuen von Heiligen, bei denen die meisten deutsche Inschriften tragen. Zum anderen kommt man an vielen kleinen Schlössern und Herrensitzen vorbei, die leider häufig stark renovierungsbedürftig sind. Sehr viele Häuser, die früher durchaus ansehnlich waren, sind verlassen und verfallen. Der erste Ort, den ich erreichte war Jaroslavice (Joslowitz) mit seinem Renaissanceschloss. Der Iron Curtain Trail ging weiter durch schöne Landschaft, wo immer wieder Weingärten zu finden waren. Die Natur war wieder begeisternd und die Weinkellergasse in Chvalovice gefiel mir auch sehr gut, obwohl ich kein Weintrinker bin. Der danach folgende Nationalpark Podyjí um die Dyje (Thaya) ist der kleinste tschechische Nationalpark, aber sicherlich nicht der unattraktivste. Ich denke die Bilder werden das bestätigen! Auch einige kulturelle Höhepunkte sind im Park zu finden. Während das Schloss Vranov nad Dyjí (Frain) sehr schön restauriert wurde … … ist das Schloss Uherčice (Ungarschitz) vom Verfall bedroht. Das Schloss wurde nach der Enteignung als Frauengefängnis genutzt. Im letzten Augenblick wurden nun Restaurierungsarbeiten begonnen. Der stete Wechsel zwischen schöner Natur und kulturellen Höhepunkten machte die Tour durch Mähren zu einem äußerst interessanten Abschnitt meiner Radreise. Ein weiterer kultureller Höhepunkt war die Stadt Slavonice (Zlabings) mit beeindruckenden Hausfassaden, in denen unterschiedliche Bibelstellen dargestellt wurden. Der Iron Curtain Trail ließ aber auch nicht vergessen, dass man sich nahe einer Grenze befand, die einmal wesentlich weniger durchlässig war. Vorbei an der Burg Landštejn (Landstein) ging es schließlich nach Nová Bystřice (Neubistritz), wo ich übernachten wollte. Nachdem mir in drei Hotels und Pensionen mitgeteilt wurde, dass keine Zimmer mehr frei seien, sah ich mich schon wieder auf der Jagd nach neuen Kilometerrekorden. Ich versuchte es noch in einem vierten Hotel, wo ebenfalls keine Zimmer zur Verfügung standen, wo aber der Besitzer eine Bekannte anrief, die Zimmer vermietete – erfolgreich. Eine Kellnerin geleitete mich sogar dorthin. Abendessen ging ich natürlich in das Restaurant des freundlichen Wirts. DER NEUNZEHNTE TAG (10.06. – 127 KM / 1551 M)Der letzte ganze Fahrtag war angebrochen. Am nächsten Tag würde ich Passau erreichen. Einerseits ist man froh, das Ziel so nahe vor Augen zu haben, zum anderen bedauert man, dass die Radreise nun bald ein Ende finden sollte. Die Wettervorhersage hatte nichts Gutes vermeldet, aber es wurde besser als erwartet. Es gab einzelne Regenschauer, aber im Großen und Ganzen war es trocken und zum Teil sogar sonnig. Nachdem ich um 6:45 Uhr losgefahren bin, konnte ich mir zunächst auf einem relativ flachen Stück entspannen. Danach ging es ständig mit zum Teil starken Steigungen auf und ab. Aus Nová Bystřice ging es weiter am Iron Curtain Trail an einigen Seen vorbei Richtung České Budějovice (Budweis). České Budějovice (Budweis) ist sicherlich ein Höhepunkt der Gegend – aber nicht der einzige. Die Bilder belegen das sicherlich. Ein leckerer Cappuccino am Marktplatz war ein wahrer Genuss. Weiter ging es nach Zlatá Koruna (Goldenkron an der Moldau) mit seinem Zisterzienserkloster. Die Dichte der Sehenswürdigkeiten ist auf dieser Tour deutlich höher als bei meinen bisherigen Radreisen. Es war ganz angenehm, dass dazwischen schöne Wegstücke lagen, die einen wieder etwas abschalten ließen. Zeitlich passte es gut, um mein Mittagessen im Park des Klosters zu verspeisen. Schon eine Stunde später erreichte ich das absolute „Highlight“, Český Krumlov (Krumau an der Moldau). Ich denke, dass man diese Stadt besuchen muss, wenn man in der Gegend unterwegs ist – allerdings denken das auch viele Japaner und andere Touristen. Bis nach Černá v Pošumaví (Schwarzbach) am Moldaustausee (Lipno-Stausee) wollte ich es heute noch schaffen, um am nächsten Tag den Endspurt durch Österreich nach Passau anzutreten. Das klappte auch gut. Das Wetter, das Regen für die Nacht vermuten ließ, veranlasste mich, auch für die letzte Nacht der Tour eine Pension zu suchen, die auch schnell gefunden war. Nun noch ein kurzer Schluss ...
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Gruß, Arnulf
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Off-topic
#1242083 - 19.10.16 18:09
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Toxxi]
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Beiträge: 13.181
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Ich traue mich jetzt gar nicht mehr, meinen Reisebericht reinzustellen. An diese Ausführlichkeit komme ich irgendwie nicht ran, da fehlt mir die Geduld mit der Forumssoftware.... Bei meinem schlechten Gedächtnis für Ortsnamen ist der Bericht für mich selber eine gute Gedächtnisstütze. Es sind aber jetzt auch einige lange Abende geworden ...
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Gruß, Arnulf
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#1242084 - 19.10.16 18:10
Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel
[Re: Keine Ahnung]
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Dank Dir für den (noch nicht ganz vollendeten Bericht). Manche Strecken und Eckpunkte Deiner Tour (Bereiche Polen, Slowakei, Tschechien), bin ich auch schon gefahren, es liegt aber so lange zurück und ist vollkommen undokumentiert, so dass ich vieles gar nicht mehr so recht zusammenbekomme. So ist das halt, wenn man gemeinhin einfach mal drauflos fährt. Aber an steile Anstiege in der Slowakei kann ich mich auch erinnern. Allerdings war ich damals mit einem zum Reiserad unkunktionierten Rennrad aus den 70gern unterwegs, das aprubte Schaltvorhänge mit einem Verhaken des Umwerfers bestrafte- so daß ich of mit einem viel zu dicken Gang den Berg hochächzen musste, was obwohl ich als jüngere Ausgabe mehr Kraft hatte als heute, oft zu Schiebeeinlagen führte. Vielleicht fände ich da ganze mitllerweile nur noch halb so wild. Touren mit persönlichem Bezug sind außerdem schon auch immer etwas Besonderes, weil die durchquerten regionen einfach mit anderen augen betrachtet werden.
Gruß
Nat
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