29476 Mitglieder
98317 Themen
1546090 Beiträge
In den letzten 12 Monaten waren 2206 Mitglieder aktiv. Die bislang meiste Aktivität war am 02.02.24 17:09
mit 5102
Besuchern gleichzeitig.
mehr...
|
|
#1164957 - 15.10.15 15:51
Vom Odenwald in das hessische Ried / 1.Tag
|
Gewerblicher Teilnehmer
Themenersteller
abwesend
Beiträge: 894
|
VorspielNachdem ich vier Tage auf einer Tagung in Füssen arbeiten musste, waren noch vier Tage für mich frei. Also was lag da näher, als ein Kurztripp in meine Heimat. Der Start sollte in Hirschhorn am Neckar sein. Die Bahnfahrt verlief ruhig bis zum Erreichen des Stuttgarter Bahnhofs. Schon während der Wartezeit vielen die vielen Trachten und Lederhosen auf, die eng verschnürt einige der Träger aufrecht hielten. Sonst hätte wahrscheinlich der Alkoholgehalt der Passanten selbige in die Knie gezwungen. Die mal mehr und mal weniger fröhlichen Besucher des Cannstadter Wasens, belebten dann auch den Regionalzug der mich nach Hirschhorn bringen sollte. Tracht zu tragen scheint gerade wieder voll hipp zu sein, auch wenn sich die Traditionsverbundenheit sonst in Grenzen hält. Adidas Schuhe kombiniert mit Lederhosen und H&M Handtasche ist eine Herausforderung für die Augen, der man durch wegschauen entfliehen kann. Anders ist dies bei der Musik, die aus dem Gettoblaster den gesamten Zug beschallt. Mit jeder Station leert sich der Zug ein wenig und es wird ein bisschen ruhiger. Dann bin auch ich dran mit Aussteigen. Das Fahrradnavi hat wohl vom Alkoholdunst im Zug auch einen sitzen. Ohne mit der Wipper zu zucken, lotst es mich entgegen die Einbahnstraße hinunter zum Neckar. Das Hotel für die erste Nacht liegt direkt in der historischen Altstadt, die sich hinter hohen Mauern, vor den Hochwassern des Flusses zu ihren Füßen schützt. Das Fahrrad darf sicher im Keller des alten Fachwerkhauses übernachten, während mein Zimmer sich ganz oben unter dem Dach befindet. Auf dem Weg nach oben fühlt es sich an, als hätte auch ich auf dem Cannstatter Wasen ein wenig zu tief ins Glas geschaut. Doch das ist nur der etwas schiefe Boden im Treppenhaus. Ebenso wie die meisten Menschen mit zunehmendem Alter auch nicht mehr ganz gerade stehen können, ist es auch bei diesem alten Fachwerkgemäuer. Die Zeit hat das Rückgrat des Hauses leicht gekrümmt. Mein Zimmer ist klein aber nett eingerichtet und für eine Nacht fehlt es hier mir oben an nichts. Bevor ich aber die Füße auf dem kuscheligen Bett lang strecke, steht ein kleiner Spaziergang durch die Altstadtgassen bei Nacht an. Zwischen den alten Mauern zweigen schmale Wege mit Treppen ab und lassen immer genau soweit blicken, dass die Neugierde angeregt ist, diesen Wegen mal zu folgen. Nachdem genug Treppen hoch und runter gelaufen sind und auch die Dächer Hirschhorns gebührend bewundert wurden, wird es Zeit der Müdigkeit nachzugeben und mein Zimmer aufgesucht.   1. Tag: von Hirschhorn nach ErbachNach einer ruhigen Nacht, lasse ich das Hotel nach dem Frühstück wieder hinter mir. Bevor ich nun Hirschhorn verlasse, fülle ich meine Taschen im Supermarkt noch mit Reiseproviant. Bananen, Kekse und Schokolade dürfen gerade in den Bergen nicht fehlen - woanders eigentlich auch nicht. Eigentlich könnte man bis nach Erbach einfachen den Schildern des Radfernwegs R4 folgen. Aber wer will das schon. Die meisten Seitenstraßen des Odenwalds sind wenig von KFZ befahren und führen durch eine abwechslungsreiche Landschaft. So folge ich der L 3105 durch das Tal des Ulfenbachs. In der Regel sind die Täler des Odenwaldes in Nord- Südrichtung ausgerichtet und die Straßen folgen dem Lauf kleiner Bäche. Dadurch fallen die Steigungen über viele Kilometer recht moderat aus. Bis auf das letzte Stück. Dann muss man sich in die Höhe kurbeln und das oft nicht zu knapp. Mit einigen Seitenwegen sind so schnell 1.000 Höhenmeter gesammelt. Hört sich wild an, ist aber machbar. Gerade mal 25 Häuser stehen in Korsika. Ein kleiner Weiler kurz unterhalb von Unter-Schönmattenwag. Wo es ein Unter gibt, gibt es auch ein Ober-… Schönmattenwag. Und nach den Schönmattenwags, versuche ich mich in der Querung von West nach Ost. Der Berg steigt, Rad und Fahrer stemmen sich dem Berg hinauf und das Gepäck zieht in die Gegenrichtung. Dafür fahren jetzt so gut wie keine Autos mehr auf diesem Sträßchen. Nur ein einziger, klappriger Fiesta überholt mich, der dem Schlamm nach zu urteilen, als landwirtschaftliches Nutzfahrzeug missbraucht wird, sonst ist es hier absolut still. Die Katze am Wegesrand interessiert sich für ihre Mäuse und hin und wieder pfeift mir ein Vogel hinterher. Nach dem Berg kommt als Belohnung die Abfahrt. Wieso eigentlich gibt es auch hier eine Abfahrt? Das Rad rauscht die Straße runter, der Wind zauselt an der Windjacke und in den Haaren und das Gehirn registriert jeden Höhenmeter den es hinunter geht. Gleichzeit rechnet es die Höhenmeter aus, die ich nach Beerfelden wieder hinauf fahren muss. Bei der Planung hatte ich schlicht übersehen, dass noch ein weiteres Tal auf dem Weg nach Beerfelden auf die Radlerbeine wartet. Und dann auch das noch. Links zweigt der Durst- und Hunger-Weg ab. Wer glaubt ich würde mich jetzt da hinunter stürzen, der hat sich getäuscht. Von beidem was der Weg verspricht, habe ich auch so genug. Weil ich aber sowieso anhalte um ein Foto zu machen, werden bei der Gelegenheit auch ein paar Kekse verdrückt. Bis nach Beerfelden hoch, sind es noch ein paar Höhenmeter. Am Marktplatz in Beerfelden finde ich eine kleine Bäckerei mit Kaffeeausschank. Die Chefin bedient selbst und es ist überhaupt kein Problem, so kurz vor der Mittagspause auch noch einen frischen Kaffee zu machen. Ein weiterer Kunde betritt den kleinen Raum. Bestellt dies und das und fängt an zu erzählen. Obwohl ich die meiste Zeit meines Lebens in dieser Region geklebt habe, bilden sich erst einmal kleine Knötchen im Ohr, als sie den Odenwälder Dialekt vernehmen. Der Mann ist wohl von Beruf Lokführer. Im Moment sei er krankgeschrieben. Auf irgendeinen Bahnhof sind drei Personen über die Gleise gelaufen. Er habe zwar sofort gebremst, aber einen der drei habe er noch erwischt. Er hat zwar überlebt, aber der Schock sitzt tief bei Lokführer. Nach der Kaffeepause führt mich mein Weg raus aus Beerfelden, zu einem Platz den man mit schöner Sterben für Verbrecher bezeichnen kann. Etwas weiter oberhalb und vor der Stadt, steht an höchster Stelle und mit bester Aussicht der Beerfelder Galgen. Die Aussicht war bei den Delinquenten wohl so beliebt, dass man gleich Platz für sechs Personen geschaffen hat. Ob man sich die Blickrichtung beim Henker aussuchen durfte, lässt sich auf der Infotafel nicht erkennen. Trotz der Aussicht wäre es mir heute, zum einfach nur Rumhängen, deutlich zu kalt. Der Wind pfeift mit ordentlicher Geschwindigkeit über den Bergrücken und ich pfeife ganz schnell auf die Aussicht. Da es ab jetzt bis Erbach fast nur noch bergab geht, macht ein Umweg nichts aus. Im großen Bogen über Seitenstraßen geht es nun hinunter nach Mossautal. Am Maarbach-Stausee geht es heute verhältnismäßig ruhig zu. Nur wenige Motoradfahrer stehen auf dem allseits bekannten Parkplatz. An schönen Wochenenden, kann es schon mal sein, dass man vor lauter Motorädern, weit und breit nichts anderes mehr zu hören bekommt. Der R9 läuft zwar fast parallel zur B 45 und wäre autofrei, meine Beine aber protestieren beim Anblick der Schotterstraße, die dazu noch weitere Höhenmeter verspricht. Na dann. Fahr ich halt an der Bundesstraße entlang. Das ist nicht besonders schön, dank dem leichten Gefälle, dauert es nicht allzu lange bis Erbach erreicht ist. Vor dem Einchecken wird auf dem Markplatz noch schnell die Eisqualität getestet. Dann darf sich das Rad in die Garage und der Fahrer unter eine warme Dusche begeben. Der nächste Tag folgt in kürze. Mit frischen Grüßen Wolfgang
|
|
Nach oben
|
Drucken
|
|
#1165430 - 18.10.15 12:51
Re: Vom Odenwald in das hessische Ried / 1.Tag
[Re: Der Wolfgang]
|
Mitglied
abwesend
Beiträge: 758
|
so etwas ist auch meins - bitte mehr davon!
MfG. Armin
|
Nach oben
|
Drucken
|
|
#1165462 - 18.10.15 14:09
Re: Vom Odenwald in das hessische Ried / 1.Tag
[Re: Der Wolfgang]
|
Mitglied
abwesend
Beiträge: 25.083
|
|
...in diesem Sinne. Andreas | |
Nach oben
|
Drucken
|
|
#1165491 - 18.10.15 16:39
Re: Vom Odenwald in das hessische Ried / 1.Tag
[Re: Der Wolfgang]
|
|
Du hast auf jeden Fall die Woche mit dem besten Wetter im bisherigen Herbst erwischt. Weil ich die von Dir beradelte Gegend nur mäßi bis schlecht (Odenwald) bzw. gar nicht (den Rest) kenne, bin ich mal gespannt auf den weiteren Tourverlauf.
Gruß
Nat
|
Nach oben
|
Drucken
|
|
#1165519 - 18.10.15 18:24
Re: Vom Odenwald in das hessische Ried / 1.Tag
[Re: natash]
|
Gewerblicher Teilnehmer
Themenersteller
abwesend
Beiträge: 894
|
Hallo Natalie,
das mit dem mäßig bis schlecht kennen, lässt sich doch ändern. Für mich ist der Odenwald eine etwas unterschätzte Region und auf jeden Fall eine Reise wert.
Gleich gibt es den nächsten Tag zu lesen.
Mit frischen Grüßen aus der Regenbucht
Wolfgang
|
|
Nach oben
|
Drucken
|
|
#1165523 - 18.10.15 18:35
Re: Vom Odenwald in das hessische Ried / 2.Tag
[Re: talybont]
|
Gewerblicher Teilnehmer
Themenersteller
abwesend
Beiträge: 894
|
Vom Odenwald in das hessische Ried / Von Erbach nach Lindenfels Den Schildern des R4 in Richtung Norden folgend, verlasse ich Erabch. Der Radfernweg begleitet mal mehr und mal weniger nahe die Mümling. Gerade mal 50 Kilometer lang, entspringt das Flüsschen in Beerfelden um von dort in den Main zu fließen. Da ich zum Rhein möchte, ist schon am Start klar, dass wir und wieder trennen müssen. Auf der östlichen Seite der Mümling, fließt der Verkehr aus der Region über die die B 45 in Richtung Rhein-Main-Gebiet ab. Vom ständigen kommen und gehen auf einer dieser Hauptschlagadern des Odenwalds, ist hier zu Glück fast nicht zu spüren. Schon wenige Kilometer nach dem Start, lohnt noch ein Besuch in der Historischen Altstadt von Michelstadt. Die kleine Stadt ist ein idealer Ort für Menschen mit einem tieferen Interesse an Geschichte. Neben dem historischer Gasthof "Grüner Baum", gibt es noch das alte Rathaus, die Synagoge und viele andere Gebäude und Orte mit Geschichte. Da es noch zu früh für eine erste Kaffeepause ist, lasse ich den Ort rechts liegen und bleibe der Mümling noch ein bisschen treu. Auf der Höhe von Erbach und Michelstadt, lugen ab und an noch die Gewerbegebiete durch, danach sind es Streuobst- und Blumenweisen, die das Bild bestimmen. Das der Radweg sich auch bei Bad König in der Nähe seines Gewässers hält, mag landschaftlich attraktiv sein, für hungrige Radfahrer ist es eher unpraktisch. Also fahre ich geradeaus in den Ort hinein und stärke mich beim nächsten Bäcker. Auch sonst hätte es Bad König verdient, dass der Radweg durch das Zentrum führt. Immerhin gibt es neben der Altstadt auch ein Schloss und für Radler die hier Übernachten, bietet sich die Odenwald Therme zum Entspannen an. Welches Ereignis auch immer dem Hinterteil des Namensgebers von Etzen Gesäß zugestoßen ist, es war wohl kein angenehmes. Ich fahre jedenfalls schnell weiter, nicht das mir auch noch mein Hintern …. In Grumbach heißt es die Mümling und den R4 zu verlassen. Jetzt steht mir wieder mal eine Steigung in Ost West Richtung bevor. Vielen Dank für die nette Begleitung, denke ich mir noch und schon steigt die Straße an. Bis Forstel zieht sich eine wenig befahrene Straße auf die Höhe hinauf. Dort öffnet sich der Wald und der Blick über die Landschaft wird frei. Hier treffe ich dann auf den Radfernweg R9. Was auch immer die Planer des Radwegs hier geritten hat, der R9 zweigt vor dem Erreichen der römischen Villa Haselburg, in den nächsten Ort ab und das obwohl die Reste der Villa zu den wohl bedeuteten Funden am Odenwälder Limes zählt und der Ort sich besten für eine Pause eignet. Die Aussicht von hier oben ist einfach beeindrucken, kein Wunder, dass die Römer hier ihre Villa bauten. Die Lage hier oben ist traumhaft und die Weinberge an der hessischen Bergstraße, sind auch nur einen Steinwurf entfernt. In Brensbach schon wieder das gleiche Phänomen. Der R9 verläuft durch die Seitenstraßen am Ortskern vorbei, direkt zur B 38. Nach dem Überqueren der Bundesstraße, darf man dann auf einem geschotterten Weg der Ortsumgehung folgen, an Brensbach vorbei fahren, um an das andere Ende des Dorfs zu gelangen. Wer gleich in Brensbach bleibt und dort nach Süden abbiegt, fährt durch den Ort, hat weniger Verkehr und spart sich den geschotterten Abschnitt. Den Radweg können nur Autofahrer so geplant haben. Nun heißt es für ein paar Kilometer, Augen zu und durch. Eigentlich ist es noch erträglich an der Bundesstraße entlang. Nach den schönen Straßen und der Ruhe bisher, ist es jetzt aber schon ein bisschen anstrengend, dass ständig die Autos an mir vorbeirauschen. Das gibt sich doch bald wieder. Der R9 verlässt die Bundesstraße und biegt, kaum habe ich die Gersprenz überquert, wieder ab um dem Bach auf seiner ruhigen Seite zu folgen. Vollkommen stressfrei fahre ich nun durch Beerfurth und Reichelsheim, immer etwas oberhalb der Gersprenz. Dann kommt das, was am Ende eines Tals unweigerlich kommen muss. Der Radweg wendet sich dem Berg entgegen. Doch bevor er das tut, täuscht er mich mit voller Hinterlist. In dem erst noch eine kleinen Schwenk vom Berg weg macht, um sich dann voll in seine Arme zu werfen. Ich werfe mich voll in die Pedale und mittendrin im Anstieg voll auf eine Bank. Man geht das hier bergauf. Eine Ausrede für die Pause ist schnell gefunden. Am Horizont steht Schloss Reichenberg wie auf einem eigens dafür aufgestellten Sockel und wechselt unter den dahinrauschenden Wolken, immer wieder sein Gewand. Mal strahlt es hell und freundlich im Licht der Sonne, dann steht es düster unter der Last grauer Wolkenberge oberhalb von Reichelsheim. Nach einigen Fotos, will der Rest der Steigung nun auch noch überwunden werden. Das Gewicht der Taschen und die nicht übermäßig bergtauglichen Übersetzung fordern den Beinen alles ab, was sie zu bieten haben. Trotz des kühlen Wetters, fühlt sich das Trikot immer noch ein Stück feuchter an. Als wäre es bis Winterkasten nicht genug, geht es am Ortseingang genauso weiter. Vermutlich sieht der alte Mann an seinem Hackklotz unter dem Helm einen roten Kopf und darüber die Dampfwolken. Zumindest schaut er so, als würden hier nicht besonders viele Radfahrer vorbeikommen. Auch in und hinter Winterkasten geht es noch weiter bergauf. Bis sich dann endlich die Erlösende Aussicht, bis hinunter ins Rheintal, vor mir eröffnet. Hier oben zeigt sich wieder mal, wie erfolgreich mein Gehirn im Verdrängen ist. Mit jedem Meter den sich die Straße in die Horizontale neigt, verschwindet die Anstrengung aus dem Gedächtnis und ich freue mich hier oben zu sein. Mit dem Ausblick trifft mich allerdings auch der Wind wieder in seiner vollen Stärke. Die Geschwindigkeit bergab ist daher eher verhalten, dafür gleich doppelt so kalt. Bis nach Lindenfels muss ich noch ein Stück Bundesstraße fahren. Trotz dem Parkplatz „Schöne Aussicht“, mit der ebensolchen, ist das nicht wirklich so schön und so freue ich mich Lindenfels recht zügig zu erreichen. Lindenfels stirbt langsam aus. Vor einem Jahr noch, gab es hier noch einen Einkaufsladen. Dort wollte ich auch mein Abendessen und etwas für den nächsten Tag einkaufen. Heute schaue ich auf verhangene Fenster. Immerhin kann ich mich noch an einer Dönerbude stärken. Sonst ist hier außer ein paar Kneipen und einem Bäcker kaum Infrastruktur vorhanden. Der einst blühende Kurort, hat die Zeit verpasst und ist auf dem besten Weg in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Selbst in meiner Pension geht es schon sehr sparsam zu. Die Heizung ist noch nicht angestellt und es fühlt sich an, wie in einem Kühlschrank. Ok, dann geht es früher ins Bett. So das war es wieder für heute. Bald gehts es weiter. MIt frischen Grüßen aus der Regembucht Wolfgang
|
|
Nach oben
|
Drucken
|
|
#1165563 - 18.10.15 20:54
Re: Vom Odenwald in das hessische Ried / 2.Tag
[Re: Der Wolfgang]
|
Moderator
abwesend
Beiträge: 13.154
|
Da hast Du ja richtig schönes Wetter erwischt. Aufnahmen im Herbst haben ihren besonderen Reiz. Ich bin einmal in den USA zu Beginn des "Indian Summer" mit dem Fahrrad unterwegs gewesen - das war wirklich toll! Ich freue mich schon auf Deine Fortsetzung.
|
Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) | |
Nach oben
|
Drucken
|
|
#1165610 - 19.10.15 08:28
Re: Vom Odenwald in das hessische Ried / 2.Tag
[Re: Keine Ahnung]
|
Gewerblicher Teilnehmer
Themenersteller
abwesend
Beiträge: 894
|
Hallo Arnulf,
ja, das Wetter war echt toll. Wenn auch der Wind teilweise recht heftig war. Immer wenn ich oben auf den freien Höhenflächen angekommen bin, war es schon richtig kalt. Dafür der Fernblick umso besser.
Für einen richtigen Indian Summer war ich noch etwas zu früh. Der ist dank der vielen Buchen im vorderen Odenwald, immer besonders schön. Das fing aber gerade erst an.
Heute Morgen im Zug, habe ich schon am nächsten Tag weitergeschrieben. Es kommt also bald wieder etwas aus dem Odenwald.
Mit frischen Grüßen aus der Nebelbucht
Wolfgang
|
|
Nach oben
|
Drucken
|
|
#1167023 - 24.10.15 06:50
Re: Vom Odenwald in das hessische Ried / 2.Tag
[Re: Keine Ahnung]
|
Gewerblicher Teilnehmer
Themenersteller
abwesend
Beiträge: 894
|
Sorry, die Arbeit hat mich am Schreiben ein bisschen ausgebremst. Und vielleicht soltte ich mir auch mal überlegen, ob ich mich nicht ein bisschen kürzer fasse. Schaumama. Nachtrag zum Vortag:Noch vor dem Einschlafen, will ich noch mein Rückfahrtticket für die Heimreise buchen. Mangels WLAN, wurde der Plan schnell wieder verworfen. Noch schnell mal über Bahn-App nachschauen, welche Verbindung ideal wäre und dabei feststellen, dass sich das Ticket auch so buchen lässt. Hm? Für die Suche hatte ich natürlich Fahrradmitnahme angegeben und war schon etwas verwundert, weil über die App normal kein Ticket mit Fahrrad buchbar ist. Nicht jede Neuerung dringt auch immer zu mir durch und vielleicht hat sich ja auch schon wieder etwas geändert. Mit etwas mulmigen Gefühl im Bauch bestätige ich den Kauf und überprüfe gleich nach dem Eingang das Ticket. Das Fahrrad erscheint nicht darauf. Na dann, gute Nacht. Von Lindenfels nach WattenheimMein erster Gedanke nach dem Aufwachen drehte sich natürlich um das Bahnticket. Als Rettung kommt mir der Bahnhof in Bensheim in den Sinn. Dort sollte es doch möglich sein, noch ein Fahrradticket dazu zu buchen. Also los geht’s, lass den Tag beginnen. Ich bin der einzige Gast im Frühstücksraum. Das nutzt mein Gastwirt zu einer ausgiebigen Unterhaltung. Es bedarf einiger verbaler Anläufe, ihn vom Bedürfnis zu Frühstücken zu überzeugen. Irgendwann ist es dann doch geschafft. Die Lektüre des Darmstädter Echos hätte ich mir auch sparen können. Die Nachrichten sind fast die gleichen wie im Norden, nur die Orts- und Personennamen scheinen ausgewechselt. Ansonsten nur Flüchtlinge, Betrug, Verkehrsunfälle und der Kleintierzüchter Verein hat nach 30 Jahren einen neuen Vorsitzenden. Die Luft ist noch Kühl und riecht heute besonders frisch. Aus Lindenfels hinaus, steigt die Straße leicht an und so ist schnell meine Betriebstemperatur erreicht. Erste bunte Blätter, die im frühen Sonnenlicht besonders sanft strahlen, künden die nahende kalte Jahreszeit an. Der Nebel im Tal hat sich schon weitestgehend verzogen und so bietet sich am Parkplatz Schöne Aussicht, heute wahrlich eine besonders schöne Aussicht an. Das ganze Tal leuchtet mir entgegen, als hätten die Landschaftsmaler heute ihre Pinsel mit besonderer Aufmerksamkeit in das Panorama getupft. Von Kolmbach nach Gadernheim wären es zwei Kilometer. Wenn ich jetzt einfach die Bundestraße weiter runter rolle. Man kann daraus aber auch 10 Kilometer und einige Höhenmeter extra machen. Schwupp ziehe ich den Lenker nach links und schon geht es noch einige Höhenmeter mehr hinunter und dann über Seidenbuch auch wieder hinauf. Ein bisschen anstrengender, aber um vieles schöner. In Gadernheim sehe ich an einer Kreuzung meinen ersten und auch einzigen Reiseradler auf dieser Tour. So wie es aussieht, füllt er seine Kalorienspeicher wieder auf, die sich während der Auffahrt von Bensheim bis hierher gelehrt haben. Ich schwenke hier nach rechts ab, um den nächsten Ziel der Kuralpe entgegenzufahren. Irgendwie hatte ich die Steigung hoch zur Kuralpe, als heftiger in Erinnerung. Aus meiner norddeutschen Perspektive gesehen, machte ich mir vor der Abfahrt schon meine Gedanken, über das was mich im Odenwald erwarten sollte. Obwohl ich in dieser Region gelebt habe und hier auch mit dem Rad unterwegs war, sind die Steigungen über die Jahre hin, in meinem Kopf gewachsen. In den letzten Tagen aber, hat sich herausgestellt, dass mit vernünftiger Planung, auch eine Region mit Bergen für Flachlandradler geeignet ist. Endlich komme ich oben auf der Kuralpe an. Hier oben ist erst einmal eine ausgiebige Pause angesagt. Es lockt ein verfrühter Nachmittags-Kaffee. Beim Betreten des Eingangsbereichs staune ich nicht schlecht, da steht ein froschgrünes Fatbike zum Leihen im Vorraum. Eigentlich führt der nun logische Weg weiter die Straße entlang, bergab in Richtung Balkhausen um dort nach Bensheim abzubiegen. Eigentlich. Wäre ja langweilig immer der Logik zu folgen. Man kann die Straße auch wieder zurückfahren. Da geht es auch bergab und kommt auch in Bensheim an. In der Summe dürfte es wohl kaum einen Unterschied machen. Gefühlt ist es der schönere Weg. Vielleicht. Zugegeben sind die sieben Kilometer von Lautertal bis Bensheim an der B 47 nicht besonders prickelnd. Es geht aber hier immer bergab und so stehe ich bald vor Bensheims Fußgängerzone. Die Sonne steht hoch über der Altstadt und lässt viel Licht und die letzte Wärme für dieses Jahr in die von Fachwerkhäusern gesäumtem Gassen ziehen. Schon früher war es so, wenn ich hier runter kam, dass ich das Gefühl hatte den nördlichsten Ausläufer des Südens erreicht zu haben. Vor den Cafés sitzen die Menschen, unterhalten sich, schauen andern hinterher. Kinder toben auf dem Spielplatz in der Fußgängerzone, während die Mütter entspannt an ihrem Latte Macchiato nippen. Wieder andere flanieren durch die Straßen. Man liebt die Sonne, die Wärme der Region und nutzt sie wann immer es geht um zu sehen und gesehen zu werden. Vielleicht liegt es am Ambiente der Innenstadt und der Nähe zu den Weinreben, die sich hier in bester Süd-Westlage an die Hänge des Odenwalds schmiegen. Nach meinem Kaffee und den unvermeidlichen Stück Kuchen vor dem Teehaus, muss ich mich ja auch noch mit dem Bahnticket befassen. Der Bahnhof liegt direkt vor der Innenstadt und ist so schnell erreicht. Allerdings ist mein Ziel das Ticket, mit einem Mal in weite Ferne gerutscht. Der Schalter ist geschlossen. Ein Eisengitter versperrt den Zugang und viel weiter hinten an der Glastür, für meine Augen zu weit, hängt ein Zettel auf dem ich nur entnehmen kann, dass der Servicepunkt geschlossen ist. Das Kleingedruckte, vermutlich wann er wieder offen ist, ist auf diese Entfernung nicht lesbar. Der Versuch dem Automaten nur ein Fahrradticket für meine Zugverbindung zu entlocken, schlägt auch fehl. Das Ticket für meine Fahrt, gibt es nur in Verbindung mit dem normalen Ticket und da habe ich doch schon. Etwas, … etwas viel, …. etwas sehr viel verärgert, setze ich mich auf mein Rad und fahre erst mal dem Rhein entgegen. Wenn ich früher Stress hatte, hat mir der Fluss immer geholfen wieder auf den Teppich zu kommen. Hinter Lorsch mit seinem Weltkulturerbe, den Resten eines Klosters, wird der R9 etwas eintönig. Zuerst fahre ich auf einer Schotterpiste durch den Wald, ab Bürstadt führt der Radweg dann durch weite Felder. Lange bevor der Rhein in ein Korsett aus Dämmen gezwängt wurde, durfte er hier mit jedem Hochwasser seine Sedimente ablagern. Diese machten die Erde fruchtbar und war ein Garant für gute Ernten. Natürlich hatten seine Fruchtbarkeit und seine ungestüme Ausdehnung, auch ihre Nachteile. Regelmäßig nasse Füße und jede Menge Mücken und anderes Getier, waren der Preis für guten Ertrag. Nach einer ausgedehnten Pause in der Sonne am Rheinstrand, war es der Wind, der mich auf den letzten Kilometern nach Wattenheim nochmal forderte. Nachdem das Zimmer bezogen war, konnte ich mich dann nochmal um mein Ticket kümmern. In der Ferienwohnung gibt es WLAN und so ist es kein Problem mein Problem zu lösen. Hoffte ich. Natürlich lässt sich auch jetzt nicht das Fahrradticket separat für meine Verbindung buchen. Die Internetseite der Bahn rät mir zum Schreiben einer Mail. oder die gebührenpflichtige Hotline anzurufen. Da Anrufen Geld kostet, schließe ich diesen Weg kategorisch aus. Ich bezahle nicht für die eventuelle Lösung eines Problems, welches ich nicht verursacht habe. Also schreibe ich eine Mail. In dieser beschreibe ich kurz mein Anliegen: Über die App gebucht, das Fahrrad ist nicht dabei, der Schalter in Bensheim ist geschlossen. Die Hotline kostet Geld und es ist nicht mein Fehler, ich will mit den Rad nach Hause fahren. Was soll ich tun? Die Antwort bekomme ich wohl erst, wenn ich ausgeschlafen habe. Na dann mal gute Nacht. Jetzt hoffe ich, dass es mit dem letzten Tag nicht so lange dauert. Mit frischen Grüßen aus der Nebelbucht Wolfgang
|
Geändert von mooselem (24.10.15 06:50) |
Nach oben
|
Drucken
|
|
|