Von Ainsa aus hatten wir eine Tagestour ohne Gepäck gemacht.
Erst die A 138 nach Norden bis Escalona und dann die HU631 nach Sarvise bei Broto, wo wir gestern schon mal vorbeigekommen waren.
Die HU 631 gilt als eine der schönsten und spektakulärsten Streßen der Pyrenäen in einem fast 1.300 m tief ins Gestein eingefrästen schmalen Tal. Dem Valle de Vio.
Links gehen die Felswände hunderte von Metern steil in den Himmel, wenige Meter nach rechts hundert Meter in den Höllenschlund der Tiefe. Nachdem es auf diesem teilweise nur drei Meter weiten Sträßchen doch zu viele Unfälle gab, oder unerfahrenen Autofahrer panisch ihr Fahrzeug bei Gegenverkehr im Stich ließen, ist die Straße im schönsten Teil von Frühjahr bis Herbst eine Einbahnstraße. (Bis 15. Oktober in diesem Jahr, auch wenn die Reiseführer etwas anderes sagen...) Selbst als Radler lässt sich die HU 631 im schönsten Teil bis Mitte Oktober daher nur in dieser Richtung befahren.
Sonst erklären Dir die freundlichen Nationalpark Ranger schon wo es lang geht.
Schon in Biescas, wo wir die A 136 vom Portalet kommend verließen, fragten wir bei der Touristeninformation nach, ob wir, von Ainsa kommend, mit den Rädern durch den Tunnel Aragnouet- Bielsa fahren könnten.
Der Chef des Touristenbüros war selbst ein begeisterter Rennradfahrer und versicherte uns, er sei ihn schon mehrmals gefahren.
Etwas länger als drei Kilometer sei er.
Etwa 150 Meter Steigung im Tunnel.
Gut beleuchtet und belüftet.
Kaum Verkehr.
"Geht prima."
Gleiche Auskunft bei der Tourist- Info in Ainsa.
Ein elektronisches Schild am Straßenrand versichert uns, dass der Tunnel 24h in beide Richtungen hin befahrbar sei.
Ainsa ist eine nette Stadt mit wunderschöner Altstadt.
Die Hotels in der 1.000 m entfernten Neustadt kosten allerdings nur die Hälfte-
und ein Abendspaziergang durch die malerischen Gässchen ist ja gar nicht unangenehm.
Schon früh am Morgen geht es Richtung Norden, Bielsa, Tunnel, Frankreich.
Bielsa
Nach 50km und 1.000 HM und nur 2 km vor dem Tunnel dann diese Schild.
"Einfach nicht ignorieren!" Oder was man sich so denkt....
Als wir in den Tunnel einrollen wirft uns eine laute Sirene fast aus den Satteln.
Ein zufällig vorbeifahrender Mitarbeiter der Tunnelgesellschaft entschuldigt sich bei uns.
"Geht wirklich nicht mehr. Wurde strikt verboten."
Trampen durch den Tunnel mit Rädern klappt nicht. Zu wenig Autos mit zu wenig Platz.
Also wieder 50 km zurück.
Jetzt dafür aber 1.000 m runter.
Wir kommen wieder auf die N 260,die wir mittlerweile unsere N 260 nennen, und der wir mittlerweile schon seit Biescas, wo sie begann, folgen.
Sie ist praktisch die einzige Straße in den spanischen Pyrenäen die von Westen nach Osten verläuft. Eine wunderschöne Straße.
Sie alleine wäre sicher schon eine Reise wert.
Was wir noch nicht wissen: wir werden ihr bis zum Schluss- ihrem Anfang am Mittelmeer- folgen, zumindest immer wieder einmal.
Die N 260 wurde aus verschiedenen schon vorher bestehenden Straßen zusammengesetzt.
Im Osten Kataluniens, unweit des Mittelbeeres, ist sie mitunter 4- spurig.
Hinter Campo, entlang dem Rio Esera, verläuft sie dagegen als schmales, nur wenige Meter breites Band, durch tiefe Schluchten.
Pittoresk! So lange kein anderes Fahrzeug auftaucht.
Die überwiegende Zeit haben wir bestes Wetter mit Tagestemperaturen bis 25°C.
Ganz ohne Regen geht solch eine Pyrenäentour aber natürlich nicht vorüber.
Einen Tag Dauerregen verbringen wir in einer schönen und günstigen Ferienwohnung in
El Pont de Suert mit Kochen, Waschen und Relaxen und so.
Schließlich haben wir Urlaub.
Die Gegend hier ist sehr schwach besiedelt. Dies war die einzige Verpflegung für die nächsten 70 Kilometer.
Wir haben Katalunien erreicht.
Ortsdurchfahrt von La Pobla de Segur.
Kletterparadies in den wilden Schluchten der Congost de Collegats, die an das amerikanische Monument Valley erinnern sollen.
...und der gleiche Kletterer im Suchbild.
Uns reicht schon die Straße.
Feierabendbier in Gerri de la Sal.
Gleich hinter dem Paradies der Wildwasserkanuten, Sort, steigt die N 260 um gut 1.000 Meter auf den 1725m hohen Col de Canto.
Die Passspitze
...und das höchste bewohnte Dorf Kataluniens
Von der Passhöhe Blick zurück in Richtung Sort.
Von El Canto aus gibt es eine ewig lange Abfahrt bis nach La Seu d`Urgell.
Das war nach Wochen mal wieder ein Ort, den man fast schon Stadt oder zumindest Kleinstadt nennen durfte.
Nach der Einsamkeit der letzten Wochen war es uns dann aber doch zu viel Trubel, und wir fuhren gleich weiter nach Andorra.
Von meinem letzten Besuch vor 20 Jahren in Andorra war ich noch immer tief traumatisiert.
Kaum waren damals (weitere) 20 Jahre seit dem letzten Besuch vergangen fand man Andorra vor lauter Werbetafeln und Duty Free Geschäften nicht mehr.
Max Frisch dürft Ihr zwar noch immer im Bücherregal stehen lassen.
Aber es ist nicht mehr ganz so schlimm wie es einmal war.
Allerdings reicht es noch immer....
Dies ist eine kurze Momentaufnahme. Normalerweise rasen die Fahrzeuge von vorn und von hinten an Dir vorbei.
Kein Spaß.
Wir suchen Alternativen.
Landschaftlich o.k., aber...
Sorry! War ja nur ein Versuch!
Willkommen in Andorra.
Außerhalb der Sommer (Juli- August)- Saison und der Skisaison (Winterferien und die paar Wochenenden im Winter, wo genug beschneit werden konnte) stehen viele der zahlreichen Hotels ziemlich leer. Dann kostet ein feudales 5* Hotel in Andorra nicht mehr als eine Pension im Bayerischen Wald.
Die Autofahrer sollen auf uns achten.
Sie tun es leider aber meistens nicht.
Im Gegensatz zu unseren fahrradfahrerfreundlichen Spaniern sind die Andorraner leider rechte Rüpel- fahren viel zu schnell und auch viel zu dicht an uns vorbei!
Der Mammon regiert diesen Kleinstaat.
Wir finden aber doch noch ein paar wirklich schöne Ecken.
Wirklich, es gibt sie noch- und der höchste Pass der Pyrenäen wartet auf uns.
Davon in der nächsten/ letzten Folge mehr...
Uwe
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