16. Tag, Gruissan – Port-la-Nouvelle, Zugfahrt bis Perpignan und Perpignan – St.Paul-de-Fenouillet

Bevor ich losfahre, sehe ich mir die Burgruine oberhalb der engen Altstadtgassen von Gruissan-Village an.



Von oben bietet sich ein schöner Blick über die den Ort umgebenden Lagunen.



Im Étang de l’Ayrolle gehen Kite-Surfer ihrem Sport nach.



Ich fahre dieselbe Straße zurück, auf der ich gestern nach Gruissan gekommen bin, und treffe wieder auf den Canal de la Robine, dort, wo ich ihn gestern verlassen habe.





Von hier bis zu seiner Mündung bei Port-la-Nouvelle verläuft der Kanal malerisch durch die Lagunenlandschaft; nur zwei parallele Deiche trennen ihn links vom Étang de l’Ayrolle und rechts vom Étang de Bages et de Sigean. Schon auf meiner Radtour im Vorjahr, aus dem ein Teil der folgenden Bilder stammt, bin ich hier entlanggefahren, so dass ich diesen landschaftlich faszinierenden Abschnitt des Canal de la Robine nun ein zweites Mal genießen darf.







Parallel zum Kanal wird auch die Bahnlinie Perpignan-Montpellier auf einem Damm durch die Lagune geführt. Auf ihr werde ich in einigen Tagen auf der Rückfahrt unterwegs sein.





Ab dem Hafenstädtchen Port-La-Nouvelle überbrücke ich zum zweiten Mal auf der Reise eine Strecke von ca. 50 km mit dem Zug. Ich nehme einen Regionalzug bis Perpignan (Fahrradmitnahme, wie in Frankreich im Regionalverkehr üblich, problem- und kostenlos), zum einen, weil mir sonst am Ende die Zeit knapp werden wird, zum anderen, weil ich die Strecke entlang der Küste zwischen Port-la-Nouvelle und Perpignan im Vorjahr bereits gefahren bin. Dadurch wird allerdings der Strandaufenthalt in Gruissan gestern der einzige auf der Reise bleiben. Das Meer werde ich dann erst wieder in Barcelona sehen.



Auf dem Bahnsteig in Perpignan ist der Ortsname neben Französisch auch auf Katalanisch angegeben. Perpignan zählt zum französischen Teil des katalanischen Sprach- und Kulturraums, was sich auch in zahlreichen zweisprachigen Schildern wiederspiegelt, jedoch bei weitem nicht so drastisch wie im spanischen Teil Kataloniens, wo das Katalanische das Spanische (Castellano) fast völlig aus dem öffentlichen Raum verdrängt hat.



Dementsprechend weht die katalanische Flagge auch über einem der Wahrzeichen der Stadt, dem Castillet, einem Tor der ehemaligen Stadtbefestigung.



Ich sehe mich mit dem Rad ein wenig in der Stadt um, ohne mich jedoch allzu lange aufzuhalten, obwohl es eine der größten Städte ist, durch die ich auf meiner Reise komme. Ich kenne sie jedoch bereits vom Vorjahr und möchte heute noch ein gutes Stück Richtung Pyrenäen vorstoßen. Ein paar Eindrücke von Perpignan erhalte ich trotzdem.





Es ist nicht ganz einfach, den richtigen Weg aus der Großstadt heraus zu finden. Schließlich bin ich auf der gesuchten Straße Richtung Westen, der D 916, eine ruhige Départementalstraße, die parallel zum durch Perpignan fließenden Fluss Têt und der autobahnartig ausgebauten Nationalstraße (N 116) direkt in die Pyrenäen hineinführt.

So erreiche ich schließlich, am Übergang von der Küstenebene zu den ersten Steigungen, Ille-sur-Têt. Ich bin nun im Grunde direkt am Fuß der Pyrenäen. Ab hier hätte ich der N 116, deren vierspuriger Ausbau hier endet, weiter entlang des Têt-Tals hinauf in die Cerdagne folgen können, ein auf gut 1000 m Höhe gelegenes ausgedehntes Hochtal im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Spanien, um wie geplant bei Bourg-Madame/Puigcerdá die Grenze zu überqueren. Die N 116 wäre der direkteste Weg und ist in meiner Michelin-Karte auch als landschaftlich reizvoll ausgewiesen. Da ich jedoch skeptisch bin wegen des wohl zu erwartenden starken Verkehrs auf der Nationalstraße, die eine der Hauptverkehrsachsen über den östlichen Teil der Pyrenäen bildet, entscheide ich mich für eine etwas längere, landschaftlich ebenso vielversprechende und nach der Karte zu urteilen deutlich verkehrsärmere Variante für den Anstieg in die Cerdagne, nämlich entlang des Flusses Aude. Diese Straße (D 118) beginnt in Axat, und um dorthin zu gelangen, muss ich einen kleinen, den Pyrenäen vorgelagerten, wenige hundert Meter hohen Gebirgszug überqueren, die Fenouillèdes; auch diese Region erscheint nach der Karte landschaftlich lohnenswert.

Den direkten Weg von Ille-sur-Têt in die Pyrenäen und hinauf in die Cerdagne über die N 116 habe ich dann Jahre später, 2016, unter die Räder genommen.

Ich verlasse also bei Ille-sur-Têt die direkte Route in die Pyrenäen.



Die berühmten Orgues bei Ille-sur-Têt, orgelpfeifenförmige Felsformationen, sollen laut Empfehlungen, die ich hier im Forum erhalten haben, einen Besuch wert sein, aber die Zeit habe ich nicht, so dass ich sie nur von Weitem sehe.





Unerwartet stellt sich die Strecke durch die Fennouillèdes als landschaftliches Highlight heraus: Ich durchquere eine karge und kaum besiedelte Berglandschaft mit vereinzelten malerischen Gebirgsdörfern, durch die sich in stetem Auf und Ab winzige Sträßchen schlängeln, die ich fast völlig für mich alleine habe (D 21 und D 9).





Eine Brücke führt über den Stausee von Caramany.





Kurz vor St.Paul-de-Fenouillet komme ich durch eine kurze Schlucht, in deren Hängen Felsenkletterer kraxeln, die auf dem Bild aber kaum zu erkennen sind.



Am Ortseingang von St.Paul-de-Fenouillet ist ein hübscher Campingplatz, das kommt wie gerufen. Nach dem Zeltaufbau begebe ich mich in den Ort und nehme auf der Terrasse eines netten, einfachen Dorfbistros auf einem gemütlichen, sehr typisch französischen Dorfplatz ein einfaches, aber leckeres Abendessen ein. In dem Bistro läuft ein Fernseher, und anhand des Nachrichtenprogramms wird mir wieder bewusst, dass genau heute der zehnte Jahrestag von „Nine-Eleven“ ist.

Fortsetzung folgt…