Das Islandhoch - Blönduos-Reydarfördur (Norden bis Osten)

Blönduos-Gullfoss



Die Ringstraße führt ab Blönduos einige Kilometer in südliche Richtung. Die Sonne scheint, der Wind ist zunächst mein Freund und es macht einfach Spaß. Kurz vor dem Abzweig 733, mache ich eine Pause. Der Wind hat urplötzlich gedreht ohne das ich irgendwo abgebogen bin. Das ist schon krass, aber gegenüber den letzten Tagen, ist es nur ein laues Lüftchen und es scheint die Sonne.
Von der 733 kommt man auf die F 35, eine Hochlandpiste, auf der man nach Süden durchfahren kann. Eigentlich war es meine Absicht, diese Piste zu nehmen, doch die Hochlandpisten sind noch alle gesperrt, weil zu viel Schnee liegt. Es ist jetzt Anfang Juni und trotzdem hält sich er Schnee hartnäckig oder das Schmelzwasser flutet die Pisten.













Nach dem Abzweig kommt ein wunderschöner Anstieg und nach der Passhöhe, kann man gleich wieder ins Tal fahren. Heute lasse ich mir Zeit. Andres holt mich ein und wir verabreden uns in Varmahlid an einer Tanke zum Kaffee.
Andres will noch einige Kilometer weiter fahren. Ich bin mir unschlüssig, denn bis Akureyri ist es noch verdammt weit und dazwischen gibt es keinen Campingplatz. Andres fährt los und vielleicht sehen wir uns wieder.
Varmahlid hat zwei Campingplätze, aber es ist noch so früh am Tage. Der eine liegt auch ganz idyllisch auf einem Berg, umgeben von Bäumen und unweit eines Schwimmbades.
Ich entscheide mich dann doch, weiter zu radeln. Vielleicht finde ich ein hübsches Fleckchen zum Zelten. Nach ca. 20 km habe ich Andres eingeholt. Er hat einen Hungerast und wir schauen gemeinsam nach einen Platz zum Zelten.
Noch bevor es richtig in die Berge geht, sehen wir ein Werbeschild für Jeeptouren. Dort soll es auch Übernachtungsmöglichkeiten geben. Wir rufen an und haben Glück, wir dürfen dort unser Zelt aufbauen. Der Anstieg auf der 6 km langen Schotterstraße nach Egilsa, hat es noch mal in sich.






Oben werden wir von Islandpferden begrüßt oder wollen sie uns vertreiben? Der Inhaber des Guesthouses schickt seinen Hund vor, um die aufdringlichen Pferde wegzutreiben. Welch‘ ein Spaß.
Wir dürfen die Dusche nutzen und können auch noch Bier kaufen.





Von hier oben haben wir einen tollen Blick auf die unter uns liegende Landschaft und die Berge. Wer hätte das gedacht, dass wir noch einen schönen Platz bei so netten Leuten finden.







Ich trödle am Morgen beim Zusammenpacken noch etwas rum. Andres fährt schon mal voraus. Heute müssen wir einen Pass von 560 m hinauffahren, nur um dann wieder ins Tal zu rollen. Aber genau das macht Spaß.
Andres habe ich schnell wieder eingeholt. Jeder fährt sein Tempo und macht seine Pausen zum Fotografieren. Das nenne ich entspanntes radeln.
Nachdem die Passhöhe erreicht ist, schießen wir ins Tal.



Andres kann mit seinem Rad nicht so schnell fahren und so bin ich vor ihn Akureyri. Bei der ersten möglichen Tankstelle wollen wir uns wieder treffen. Also warte ich dort und esse einen "gesunden" Burger mit Pommes. Nach ca. einer Stunde ist Andres immer noch nicht da. Haben wir uns verpasst? Dann eben nicht! Ich habe noch Lust weiter zu fahren und nicht in Akureyri zu bleiben. Ob ich hier was verpasse, ist mir egal.



Akureyri, die „Hauptstadt des Nordens“, habe ich schnell hinter mir gelassen und fahre schon auf der anderen Seite des Eyjafjördur. Nach fast 20 km kommt wieder ein heftiger Anstieg. Mit dem Wetter habe ich Glück, die Sonne scheint, der Wind ist mir gnädig.




Je höher man kommt, desto mehr Schnee liegt am Wegesrand und das Auffüllen der Trinkflasche ist kein Problem.
Ich will es heute bis zum Godafoss schaffen. Dann habe ich zwar 140 km in den Knochen, aber der morgige Tag ist dann schon fast ein Ruhetag bis zum See Myvatn.
Ca. 20 km vor meinem heutigen Ziel überholt mich ein Auto, bremst und winkt aus dem Fenster ganz hektisch, damit ich anhalte.





War der Weihnachsmann auf der Passhöhe ein Zeichen? Bestimmt will mir der Autofahrer etwas Gutes tun…vielleicht eine Cola…oder einen Schokoriegel…mir schießen viele Dinge durch den Kopf. Doch damit ich hätte ich nicht gerechnet:
Er zeigt auf seine Karte, Marke Globus, und fragt wie er zum Godafoss kommt. Vielleicht sehe ich mit meinem gelben Rad aus, wie der Postmann. Nun gut, keine Cola, kein Schokoriegel. Freundlich sage ich ihm, dass ich auch dorthin fahre und es geht nur auf der Ringstraße entlang. Wenn er will kann er mir hinterher fahren. Er lacht, bedankt sich und düst davon.










Eine Stunde später stehe ich auch total happy an dem wunderschönen Wasserfall. Direkt am Godafoss kann man campen oder im festen Haus nächtigen. Im Restaurant kann man Frühstück bestellen. Ich bleibe hier und wandere am Abend noch am Godafoss entlang.

Hier stürzt der Skjalfandafljot „unglaubliche“ 12 m in die Tiefe und bildet den beeindruckenden doppelten „Götterfall“. Beeindruckend ist die Breite und die mächtigen Wassermassen. Angeblich soll das Wasser in ca. 1000 Jahren die Felsstufen soweit abgetragen haben, dass der Wasserfall verschwunden sein soll. Im linken Teil des Wasserfalls gibt es manchmal wagemutige Kanuten, die sich dort in die Tiefe stürzen. Heute gab es keinen lebens… äh, wagemutigen Kanuten zu bestaunen.

Pause!!!