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#1088844 - 15.12.14 21:58 Re: Die Legende von Pirineosaurus [Re: veloträumer]
veloträumer
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Beiträge: 17.192
KAPITEL 5 – NAVARRA I/ARAGÓN II-a/b (Nordwest)
Pilz-Kulturen, Wüsten-Surrealismus, Geier-Canyons und Endstation Wolkenbruch: Durch Cinco Villas zu den Bárdenas Reales und über Lumbier durch die Täler des Rio Aragón nach Canfranc

Do 3.7. Murillo – Ayerbe – Puerto Sierra Mayor (902m) – Biel-Fiencalderas – Luesia – Uncastillo – Sádaba – Alera
100 km | 14,3 km/h | 6:54 h | 1190 Hm
W: bis mittags sonnig, dann Gewitterregen, Landregen mit Pausen, eher kühl
Ü: C wild 0 €
AE (Bar Piscina): Steak, Pf, Salat, Bier 10 € (–)

Seit langem darf ich mal wieder gutes Gebäck zum Frühstück probieren: Nicht im Hostal, sondern wenig weiter in Ayerbe, ein kleiner Knotenort dort, u. a. auch als Ausgangspunkt zur Burg von Loarre, die ich nicht mehr besuchen wollte (nicht von Ayerbe aus zu sehen). Gegenüber der exquisiten Bäckerei und Patisserie stehen vor einem Laden ein Paar Gehstöcke, fast denkt man „Kitschladen“. Pirineosaurus aber wittert Besonderes. Die Hälfte des Ladens ist gefüllt mit Pilzspezialitäten, getrocknete – Morcheln, Steinpilze, Trüffel und noch weit mehr. Ein Regal präsentiert Spezialliteratur über Pilze – vom einfachen Sammlerbuch bis zur wissenschaftlichen Fungizidforschung. Dazwischen finden sich dann noch künstlerisch gestaltete Pilzmodelle. Wanderer finden Spezialkarten für die weitere Region und eben besagte Gehstöcke. Dazu kommen noch andere Spezialitäten wie Käse, Schinken, Würste, Saucen, Weine, Marmeladen, Honige, Pralinen und Schokoladen. Pirineosaurus entscheidet sich u. a. für ein Stück Trüffelkäse – seinem saurischen Speicheldoktor zufolge ein probates Hausmittel, um das Gefühl für die richtige Nase, will sagen, die hellseherischen Fähigkeiten, zu fördern.

Über die Sonne des Morgens freut sich Pirineosaurus wohl sehr nach den Fluten des Vortags, aber es macht ihn auch misstrauisch (eine Wirkung des Trüffelkäses). Zunächst aber sah ich einen Schlangenadler mit Schlange – wie es sich gehört. In der Gegend gibt es viele alte Brücken, von denen einige verfallen sind. Auf einigen Brücken sehe ich Aufschrift „Pantà no!“ – ein Hinweis auf Proteste gegen weitere Staudämme, die in Spanien weit zahlreicher sind als es mir sonst woher bekannt ist. Blechkisten zählen auf der Strecke bis Uncastillo ist eine ziemlich öde Angelegenheit. Man braucht selten zwei Pfoten dafür. Die Dörfer sind denn auch weit auseinander. Die Landschaft hügelig, zunächst etwas Fels, dann Kiefernwald, ein letztes Panorama auf die Los Mallos – schon fern, im Dunst –, Mischwälder, Weiden, Felder. Biel-Fuencalderas, ein dicht aneinander gewürfelter Ort, an einem Hügel hochgezogen, über Fluss und Brücke, leistet sich sogar ein kleines Schwimmbad. Die Gästequote dort wird selten zweistellig sein. Heuer aber beendet die Sonne das Geschäft mit einem Kind als Badegast. Pirineosaurus, gerade mit seinem Picknick vor dem Schwimmbad beschäftigt, muss wieder schleunigst alles zusammenpacken und vor der nächsten Öffnung der Himmelsschleusen flüchten. Ich zähle nun Regentropfen und trainiere meine Sitzknochen auf einem Stuhl unter einer sicheren Arkade eines Dorfhauses.

Pirineosaurus beschleicht das Gefühl, dass die Sintflut sich über mehrere Tage verteilen könnte. So ist denn jeder Antritt ins freie Feld hinaus ein Risiko. Doch bleibt es bei einem tristen Mix aus Wolkenverhangenheit und Nieselregen. Eine Burg thront über Luesia, schöner aber, dem Orte gleich, ist die über Uncastillo. Die Gassen hier regenverspiegelt schweigende Zeugen des gemessenen Schrittes, die der Ort einfordert. Es ist auch ein Ort der Türpforten und der Türklinken. Aus der in Burgnähe gelegenen Jugendherberge dringen wohlschmeckende Gerüche heraus, vor der Tür wird gerade der Nachtischpudding angeliefert. Das lässt Pirineosaurus sabbern und überlegen, ob er bleiben soll. Immerhin ein Ort mit Prädikat – jawohl, a-STONE-ishing!

Doch treibt es Pirineosaurus auf einen Höhepunkt hin, der seltsamerweise in die Ebene hinausführt. Sadaba, einer mächtigen wie abweisenden Burganlage am Stadtrand, macht keinen einladenden Eindruck. Es geht weiter durch ebenes Ackerpfützenland, die feuchte Straße mal wieder bevölkert von schleimigen Schnecken – das Knacken ihrer Kalkgehäuse unter den saurischen Reifen liefert das Echo klebrigen Todes. Kein Zeichen von Reue bei Pirineosaurus, der ob des Fadenregens aus immerzu düsteren Wolkendecken reichlich missmutig wirkt.

Das Land ist einsam, Unterkünfte selten. Nur eine kleine Schwimmbadbar liefert Pirineosaurus magere Abendkost – immerhin ein warmes Fleischstück. Der feine Regen dringt mittlerweile auch auf die weichen Nadelböden, die sich am Rand der gepflegten Wohnhäuser von Alera finden. Da wählt Pirineosaurus eine verfallene Bushaltestelle als Nachtquartier, ein Höhlenerlebnis zwar, aber doch von bescheidener Qualität, um nicht zu sagen ein Ort von Lebensgefahr – nicht zu vergleichen mit den saurischen Granithöhlen mit stabil temperierten, windstillen Kuschelecken. Hier allerdings rieselte alter Putz mit Stockfelcken auf die saurische Schlafhülle oder auch schon mal ein fetter Brocken Stein neben die hinterlegte, aber schon zerfetzte Pornozeitschrift, die nun auch nicht mehr den Hormonspiegel von Pirineosaurus anzuheben vermochte (Pornozeitschriften waren auch schon zu Saurierzeiten beliebt) – ein a-STONE-ishing Erlebnis der scheußlichen Art. Doch war es draußen so garstig, dass selbst die Kohlmeise nicht mal unter den Bäumen schlafen wollte. Erst flatterte die Meise nervös hin und her, zitterte mit der Angst, die ein fremder Eindringling vermitteln musste. Pirineosaurus erzählte ihr von der Bachstelze, die er einst in den Tiefen des Jura kennen lernte, eine Metamorphose des Geistes von Rousseau. Da erkannte die Meise das wahre Wesen von Pirineosaurus und setzte sich in gelassener Stille auf ihren Balken und schlief ganz friedlich – so als träume sie von nektargetränkten Pinienkernen. Sie sah, wie auch bald Pirineosaurus zu zittern begann, der die spanische Wüstenwärme flehentlich vermisste. Es waren hier zwei Wesen, erdgeschichtlich weit voneinander getrennt, aber doch in der Seele ganz nah verwandt. Die Möwe von Cerbère hörte davon in der Ferne und war davon ganz gerührt.

Fr 4.7. Alera – NA124/dev. Bardenas Reales – El Paso – El Caldero – La Cruceta – Corral de Zapata – Cuartel militar – Aguilares/Info-Zentrum BR – Arguedas – Ermita de la Virgin del Yugo – Portillo del Trillo (385m) – Embalse El Ferial/Los Portillos – Rada Errada – Mélida – Carcastillo (+)
98 km | 11,9 km/h | 8:13 h | 830 Hm
W: morgens regnerisch, nachmittags sonnig, sehr windig, eher kühl
Ü: C wild 0 €
AE: Selbstversorgung

Es war kaum zu erkennen, wann die Nacht endete und der Tag begann. Kein Zeichen des Lichts, was zu deuten wäre. Nicht enden wollte der Landregen, der mal leichter, mal stärker die saurischen Häute durchweichte und gefährlich nahe zu den Nervenbahnen durchdrang. Es war wohl wieder eine diese wohlwollenden Schicksalswendungen, dass die Wolkendecken sich immer mehr ein wenig lichteten, am Nachmittag gar Himmelsblau die Augen erleuchtete und die Saurierhaut in den Sonnenstrahlen sich erholen konnte. Ja sogar war der Abend in den warmen Farben eines Sonnenuntergangs gezeichnet, wie er auf der Reise selten war. Und ja, Pirineosaurus fiel das Glück zu, dass er in der Wüste nicht zu vertrocknen drohte, was unter anderen Umständen denkbar gewesen wäre.

Die Welt der Bardenas Reales öffnet sich nur langsam, von der Straße aus ist wenig zu sehen. Offiziell beginnt das Biosphärenreservat erst etwa ab dem Schäferdenkmal bei El Paso, also schon ein Stück Piste eingefahren. Dort steht auch eine offene Hütte, die Regenschutz bieten würde, auch eine Übernachtung zuließe und wo man selbst erjagte Wüstenfüchse grillen könnte. Das Informationssystem ist recht gut auf den Hauptrouten, im Wesentlichen ist es die auch für Autos zu befahrene große Runde, der ich gefolgt bin. Es gibt noch weit mehr Pisten, die ähnlich gut zu befahren sind, aber auch viele Mountainbikepisten, die nur von entsprechenden Rädern bewältigt werden können. Das Gelände ist aber nicht vogelfrei, sondern es gelten recht strenge Regeln zur Wegeeinhaltung, die auch kontrolliert werden. Pirineosaurus hatte in den Morgenstunden noch Probleme mit schlammigen Furten, in denen sein Gefährt fast versunken wäre und es hätte ihn natürlich unter die lehmige Erde mitreißen können – ein Tod im Schlamm – eine sehr unschöne Vorstellung. Auch das konnte Pirineosaurus verhindern, musste aber damit leben, dass seine Saurierfüße erheblich beschwert waren um Erdballen von der Größe von Menschenkinderköpfen.

Bardenas Reales (kurz auch nur „Bardenas“) unterteilt sich in die Bardena Blanca im Norden und die Bardena Negra im Süden jenseits der NA125 (Eja – Tudela). Die Bardenas werden als Halbwüste bezeichnet, was aber vielleicht ein falsches Bild auf die Landschaft wirft. Zahlreiche Bäche durchfließen das Gebiet, kleine Seen und Tümpel lassen Schilf wachsen, auch finden sich nebst dornigen Büschen, Gräsern auch einige Blumen, an manchen Wasserstellen bestehen reiche Sumpfbiotope. Entsprechend hatte ich mehr mit Stechmücken als mit Hitze zu kämpfen. Außen rum sind Kanäle zur landwirtschaftlichen Nutzung gezogen. Bäuerliche Schafbeweidung gibt es sogar inmitten der Bardenas. Ich habe natürlich die Bardenas in ungewöhnlichen Feuchtbedingungen erlebt, die so im Sommer höchst selten sind. Eher besteht Gefahr, durch trocken heißes Gebiet zu wandeln und statt im Schlamm zu versinken viel Staub zu atmen. Die Bardena Negra im Süden unweit des Ebros, die außerhalb meiner Reichweite lag, ist deutlich feuchter und weniger wüstenhaft.

Als Pirineosaurus neben dem versteinerten Schäfer steht, blickt er weit auf erodierten Fels oder versteinerten Sand, von zahlreichen Grasbüscheln durchzogen. Bald dann werden Ackerkrummen und Ödlandwiesen zu Ausstellungsteppichen von Felswürfeln, von Steinkegeln, von Lehmwänden, die mal wild abbrechen, mal filigran gearbeitete Löcher bilden, von bizarren Formen mit überhängen Steinplattenkanten, von Tafelbergen mit Orgelfelsen, die sich in militärischen Schlachtordnungen römischer Legionärsheere am Horizont formiert haben, von fungizid nachempfundenen Pilzsteinen, von pyramidalen Gesteinsaufschichtungen, von abstrakten Formen, die der reinen Geometrielehre zu widersprechen scheinen. Es ist nicht klar, wo formbare, lehmige Erde beginnt und unnachgiebiger, gleichwohl gebrochener Stein anfängt. Die Farben sind hier sehr vergänglich, jedes sich ändernde Licht verändert die Wahrnehmung – eine schier unüberschaubare Ansammlung von surrealistischen Fels-Chamäleons aus der Zeit von Pirineosaurus – Steine die als Magnet der Iris fortleben, die Augen des Betrachters immerzu in optische Täuschungen locken. Illusion, Traum und Wirklichkeit zerfließen zu einer Summe von Momenten, der Wahrhaftigkeit des Augenblicks, der nicht festgehalten werden kann, der aus der Erinnerung flüchtet und nur als Traumbild zurückkehren kann. Es ist fast so, als würde Pirineosaurus hier soeben geboren und würde doch schon Millionen Jahre lang leben. Eine sakrale Zeremonie der a-STONE-ishing things – magnífico, muy grandioso!

Es ist der Moment, wo Pirineosaurus empfindet wie in Zeiten seiner großen Liebschaften, Bardenas ist Orgasmus pur. Nicht einen Moment sondern ein ganzen Tag lang. Und für die Menschenkinder sei gesagt, dass es nicht unüblich war, dass der saurische Liebesakt einen Tag lang dauerte. Pirineosaurus beklagt, dass die modernen Menschenweibchen mehr an granitgestreichelten Kochgruben und pfeilschnellen Blechkisten interessiert seien als an exzessiven Sexorgien. Das kann ja nur zum Aussterben der Art führen – Pirineosaurus – das ist unzweifelhaft – weiß vom Aussterben zu Genüge zu berichten.

Ab dem Militärposten, daselbst auf einem surrealen Tafelberg platziert, lässt sich direkt zum Infozentrum auf Asphalt fahren. Es empfiehlt sich aber, die Piste noch bis zum Cabezó de las Cortinas zu fahren, der Postkartenpyramide der Bardenas (was ich versäumte). Von dort führt ein eher schlechter Weg zum Infozentrum (Aigulares). Im Zweifel kann man zum Militärgelände zurück radeln, was keine allzu große Mehrzeit bedeutet. Im Infozentrum bekommt man zwar Fragen beantwortet, Bücher, Postkarten u. ä., es ist aber kein Museum. Trotz modernem Gebäude fehlt auch eine Verpflegungsmöglichkeit. Die Abfahrt vom Infozentrum kommt mir dramatischer vor, als die Karte sagen will – dort sind nur 60 Hm Unterschied angegeben. Als Pirineosaurus Argueda erblickt, entwickelt er warme Heimgefühle. Eine ganze Felswand, fast weiß, oben wie ein Haarschopf von weinroten Felssträhnen behaubt, ist von Löchern durchzogen – alte Höhlenwohnungen, wie sie auf dem saurischen Wohnungsmarkt in der Luxusklasse früher häufiger zu finden waren.

Immerhin 200 Hm sind es bis zur Jungfrauenverehrung in Yugo, einer Wallfahrtskirche nebst Picknickplätzen und Aussichtspunkt. Das einfache Hostal ist natürlich mal wieder geschlossen – selbst die Brunnen am Picknickplatz sind abgedreht. Schade, wenn die Bardenas-Exkursionen so schwer gemacht werden. Nach der Jungfrauenkirche entwickelt sich eine andere Variante der Bardenas. Weniger sind Felskreationen im Auge, als Tümpel und Teiche, die nur dezent von Lehmbergen in Szene gesetzt werden. Weniger Attraktionen des ersten Blicks, dafür nachhaltige, sehr spezielle Stimmungen. Je näher man an den Stausee El Ferial gelangt, desto gewöhnlicher und agrarischer wird Landschaft. Vom Stausee hat man verschiedene Möglichkeiten das Gebiet zu verlassen. Auch die nördlichen Orte haben keinerlei Infrastruktur bis vielleicht auf eine Cafebar. Angeblich sollte das Kloster Oliva Übernachtungsmöglichkeiten bieten, doch die Tore sind dicht verschlossen, kein Schild informiert.

Sa 5.7. Carcastillo (+) – San Isidro del Pinar – Alto de la Sierra (641m) – Cáseda – Aibar – Puerto Aibar (704m) – Lumbier – Hoz de Lumbier – Alto de Liédana (549m) – Yesa – Berdún – Puente la Reina
102 km | 13,2 km/h | 7:40 h | 1320 Hm
W: heiter, sonnig, später bewölkt, schwül, >30 °C
Ü: H Anaya 28 € o.Fr.
AE (Anaya): Paella, geb. Scholle, Pudding, Rw, Cafe 15,50 €

Nun war es nicht gerade die beste Gegend um Zelte aufzustellen. Ich hatte so am Abend mich noch ein paar Kehren über den Ort hinauf bewegt, um ein saurisches Lager auf wohligem Moosboden zu finden. Wie die Sonnenblumen auf der Anhöhe, verschrieb sich mal wieder ein Tag den wärmenden Goldstrahlen. Das leidlich ersehnte Frühstück finde ich in Cáseda, dass sich recht hübsch über dem Ufer des Rio Aragón stapelt. Der Himmel über den Sonnensegeln auf freiem Feld ist voller schwebender schwarzer Punkte, die Kreise ziehen, in solidarischer Teamarbeit, einen kleinen Happen verendetes Fleisch auf dem Grunde zu erspähen. In luftigen Höhen scheinen sie Ewigkeiten überdauern zu können, ohne im gleißenden Flimmern des Firmaments zu verglühen, aus der Thermik die Kraft ansaugend, um die vollendete Eleganz des Gleitfluges zu zelebrieren. Es sind die Geier, die manchmal schon dicht wie Heuschreckenschwärme den Himmel verdecken.

Die Passhöhe Aibar erklimmt man über Weinfelder, die dem gleichnamigen Ort unten umgeben, durch leuchtende Ginsterhänge und schwebt über den geometrischen Mustern der Weizenfelder. Die Höhenzüge versagen heute den Wind, was die Windmühlen aber gelassen ertragen. Pirineosaurus ist froh, dass er sich nicht dem Kampf gegen die Windmühlen stellen muss, so wie es von Don Quijote überliefert ist. Zur anderen Seite weite Ebene, obwohl die Schluchten nicht fern sind. Lumbier, schon mal ein Übernachtungsplatz auf einer früheren Tour, ist ein römische Ortgründung, aus dessen Zeit wohl noch die eine oder andere Brücke stammt. Sogar war Lumbier mal ein Bahnhof, dort wo die Irati-Bahn als erste elektrische Bahnlinie Spaniens zwischen Sangüesa und Pamplona bis 1955 verkehrte.

Heute führt durch die Hoz de Lumbier ein Wanderweg auf der Bahntrasse, die auch beradelt werden darf (ohne Eintritt). Es reihen sich mehrere Tunnels aneinander, sogar schon ein bisschen dunkel und zu lang, um ganz ohne Licht auszukommen. Die Felsen hängen über dem Kopf und darüber hängen die Geier. Geier sind furchtlose Tiere, die um ihre Stellung in der Hierarchie der Wesen wissen, die den Menschen zuschauen können und sich in ihrem Familienleben auch von den voyeuristischen Menschentrauben nicht stören lassen. Man denke da nur an die Feiglinge, wie etwa Spechte oder Wiedehopfe, die sich beim kleinsten Mucks aus dem Staube machen und oft nur an ihren Lauten zu orten sind. Dieser vogelsche Edelmut der Meistergleiter über den majestätischen Schluchtfelsen zwingt die kleinwüchsigen Zweifüßer unten zur Demut. Es bleibt nur das Staunen im offenen Mund – das a-STONE-ishing thing!

In Liédana beginnt eine neue Landschaft – eine der modernen Blechkisten, wie sie Pirineosaurus verabscheut. Man setzt Asphaltbänder so breit in Talsohlen, dass es Mühe macht, noch ein Stück natürlichen Bodens zu erblicken. Allein sind die geschwungenen Linien dieses Beton- und Teerbandes wiederum von solcher Ästhetik, dass sie sogar wie eine natürliche Fließbewegung eines großen Stromes wirken, der zu Stein geworden ist. In der Flucht der Augen liegen die dunklen Tunnellöcher, die zum „Meer“ leiten. (Wegen der starken Wässerungen der Vortage war die alternative Seestraße ab Yesa gesperrt, die zuvor ab Liédana auch breit, aber fast autolos neben der Autobahn verläuft.) Noch mehr fügt sich die blaue Leitplanke der Autovia über dem Pyrenäenmeer – so der inoffizielle Titel des Yesa-Stausees – ins Bild des Ozeanblaus. Die Ufer grün, unten dann aschengrau die Erdwälle, Kiefern umgestürzt, die Zapfen trocken, baumeln, wie an ausgedorrten Weihnachtsbäumen.

Der See, das Meer, das Licht, ein Gedicht für das Auge – Stein umher, gewiss, verlassen die Orte, Steinburgen im Steingeröll, Ton in Ton nur ein Bild von fern, Details erst von nah zu sehen, die leeren Fenster etwa. Der See musste wachsen, die Menschen gehen – auch das a-STONE-ishing. Pirineosaurus erblickt einen seiner längst ausgeschiedenen Bandwürmer – so ist dieser heute hier zur Brücke versteinert. Die alte Straße neben der Autovia ist jetzt Pilgerweg, Radweg. Manches Kraut und Gras durchbricht den alten Teer, der verfallen wird. Tankstellenruinen zeugen von dem, was die Autobahn bringt: Landflucht, die Distanzen werden kürzer, weil schneller, die Rastplätze weniger. Wirtschaftskrisen haben eine Ursache – eine ist die Schnelligkeit des Fortschritts und der Blechkisten. Pirineosaurus weiß viel davon, er überlebte weit größere Krisen – aber immer langsam.

Im Norden tauchen alpine Gipfelketten auf. Inmitten der weiten Feldebene ein Dorf auf einem Tafelberg. Mittlerweile ist die Straße wieder vereint, der Ausbau hier noch nicht geschafft. Für die Autos reichen zwei Spuren – schon die sind fast zu viel – wozu dann vier Spuren demnächst? Punta de la Reina ist ein Knotenpunkt für Trucker und Pilger, eigentlich kein Ort, und die besten Zeiten liegen schon weit zurück. Ein Hauch vom ausgeblasenen Licht des Wilden Westens, nur die Kojoten fehlen, um gute Nacht zu heulen. Verblasst der Hype des El Camino wie einst die Goldgräberstimmung auf der Route 66? Das Wenige aber ist funktional, ermöglicht Pirineosaurus eine kleine Luxusübernachtung und die ausgiebige Pflege der Saurierhaut, die nun schon mehrere Tage lang dem Schmutz zerriebener Steinpartikel und klebrigen Lehms ausgesetzt war.

So 6.7. Puente de la Reina – Hecho – Siresa – El Centro de Interpretación del Megalitismo Pirenaico y de la Val d'Echo – Hecho – dev. Rio Osia – Jasa – Collado de la Loma de Aísa (1227m) – Aísa – Borau – Collado de la Sierra los Angels (1143m) – Villanúa – Canfranc – Canfranc-Estación
93 km | 11,1 km/h | 8:19 h | 1615 Hm
W: meist bewölkt, mittags Gewitter, abends & nachts Wolkenbruch, max. ca. 23 °C
Ü: H Albergue Pepito Grillo 15 € m. Fr.
AE (Pizzeria): Spaghetti Carbonara, Steaks, Pf, Crème Caramel, Rw, Cafe 15,40 € (–)

Genau genommen hätte sich Pirineosaurus diese Reinigung sparen können, denn alsbald sollte er ausreichend gewaschen werden, ohne darum gebeten zu haben. Das Hecho-Tal entwickelt sich langsam, ist vergleichsweise breit, engere Schluchten gibt es auf Seitenabzweigen. Vor Embún tun sich von Büschen überwucherte Ruinen auf. Zu den Seiten gibt es kleine klare Wasserstrahle, die aus lehmigen Felsen austreten. Köstliche Kaltgetränke on the road, sozusagen. Hecho empfängt die Gäste mit einer romanischen Brücke vor den Toren des Ortes, der selbst ein leicht verwunschenes Schmuckstück mit heimeligen Nischen und Gassen ist. Die Bäckerei bietet Köstliches, garantiert in eigener Herstellung und verteilt den malzigen Brotduft bis in die entfernten Häuserecken. Kaum zu glauben, dass hier, nahe dem Ende der Welt, gar moderne Kunst im Museum (bzw. Touristinfo) gezeigt wird. Es sind Werke, die sogar jenseits der Möglichkeiten des saurischen Kunstschaffens liegen – also Avantgarde pur. Pirineosaurus stößt einen grunzigen Seufzer aus, der als eine a-STONE-ishing-Wertung zu interpretieren ist.

Das ebenfalls hübsche Siresa zurücklassend, füllten sich die schwarzen Wolkensäcke an. An der verengenden Talstelle mit einem Megalithenzentrum und kleinem Bistro ward dann nicht nur Warten angesagt, sondern auch das Ende der Exkursion ins noch weiter führende Stichtal gelegt. Nach Norden wurden die Wolken so schwarz, dass Pirineosaurus ahnte, dass dort die zweite Folge für die Sintflut gedreht wird. Über ihm kreiste schließlich ein Adler, der ihm zurief: „Tu es nicht, fahre nach Süden!“

Pirineosaurus, die Sprache des Adlers wohl verstand, folgte zunächst diesem Rat. Die Route den Rio Osia hinauf und über mehrere Passhöhen bieten eine lohnende Alternative zur flachen Rio-Aragón-Strecke zwischen Puente de la Reina und Jaca. Soweit es die tief hängenden Wolken zulassen, tun sich immer wieder grandiose Bergkulissen im Norden auf. In den querenden Nebentälern liegt auch ein kleines radfreundliches Zentrum mit Jugendherberge, einem Radverleiher mit Werkstatt und offenbar dem Radwesen freundlich zugewandten Menschen. Pirineosaurus empfiehlt daher das landidyllische Steinhausdorf Aísa mit einer basisgerechten Infrastruktur als lohnenden Standort für Biker, die detailreiche Bergrouten der Umgebung beradeln möchten. Es ist ihm sogar ein leises, stilles a-STONE-ishing wert.

Es mag hier vor dem Hintergrund der weiteren Entwicklung des Tages fast nebensächlich erscheinen, dass Pirineosaurus sich spätestens ab hier fortan gegen kräftige Windpeitschen durchschlagen musste und schon mal die Teufelsgötter des Saurierreiches anflehte. Ich konnte denn auch im Aragón-Tal – nunmehr in der Nord- und Aufwärtsbewegung, wenig Erquickliches empfinden, derweil die Unheilswolken mit jedem Meter näher an die Grenzkammberge bedrohlicher wurden. Es war schon fast übernatürlich, dass die Schleusentore sich nicht öffneten. Pirineosaurus aber ließ sich nicht von seinem saurischen Erkundungsweg abbringen, obwohl sein Nase Böses witterte.

Die Orte hier an der Transitachse wie auch Pilgerstrecke waren nicht gerade einladend. Eine seltsame Neuverbauung in Villanúa, eine abweisende Bedrohlichkeit im dann engen Tal in Canfranc, die Gastbetriebe recht marode und überfüllt mit Pilgervolk. Steil schießt offener Fels in den Wolkenhimmel, fast wie ein Schwert aus der Artus-Sage sperrt sich davor eine Kirche. Der noch junge Autotunnel, der den Puerto Somport untergräbt, und der Spanien mit Frankreich verbindet – zu Lasten einer alternativ denkbaren Reaktivierung der alten Bahnlinie, die heute in Canfranc-Estación endet –, ist gesperrt und entsprechend fließt der Verkehr über die alte Passstrecke. Seltsamerweise bricht der Verkehrsfluss dennoch weitgehend ab – was wiederum die Frage aufwirft, wieviel der Millionen Taler sind für diesen Tunnel verschwendet worden, wenn ihn am Ende kaum jemand braucht?

Das Pechschwarz der zweiten Sintflut liegt bereits über meinem Kopf. Canfranc-Estación wirkt zwischen den dichten aufrückenden Felsen und mit den langen, hochgezogenen Wohnblöcken ohnehin schon fremdartig. Das schwarze Licht der Wolkensäcke – nur noch mit dem Schwarz der Vulkanasche zu Zeiten des Sauriersterbens vergleichbar, macht den Ort gar gespenstisch. Man wagt kaum noch, mehrere Meter weiter zu schleichen, weil man bald eine Urgewalt niederprasseln ahnt. Trotzdem wagt sich Pirineosaurus noch zum Bahnhof des Ortes. Dieser ist gemessen an seiner heutigen Bedeutung ein bisschen zu groß geraten, was eine mehr als deutliche Untertreibung ist. Tatsächlich war dieser Bahnhof mal ein Prunkstück im Stil der Belle Epoque – Marmor, Glas, Stahl – innen wie außen als eleganter Treffpunkt in den Bergen (Nobelhotel) und von großen Zukunftsträumen gelenkt. Doch die Strecke Oloron – Zaragoza wurde still gelegt, der Tunnel dem Verfall preisgegeben und der Bahnhof in Dornröschenschlaf geschickt. Heute wird er wieder langsam renoviert, man kann auch besichtigen (radreiseunfreundliche Öffnungszeit 10 Uhr). Unter dem unheilschwangeren Himmelsgebälk wirkt dieses außerirdische Gebäude noch mehr aus der Zeit und dem Ort gefallen. Imposant, gewaltig, kurios – a-STONE-ishing!

Einige Hotels hier sind für Besserverdienende, gleichwohl gibt es mehrere Herbergen. Von denen ist eine mit Kindervolk so gefüllt, das es den Ohren von Pirineosaurus nicht zumutbar gewesen wäre. Die offizielle Jugendherberge, ruhiger, ist für eine Jugendgruppe reserviert. Einzig bleibt die etwas rustikale, aber leicht urige Pilgerherberge am nördlichen Ortsende. Es gibt nicht nur Frühstück, sondern auch ein Abendgericht der einfachen Art. Pirineosaurus verweigert allerdings, weil ihm nach gehobenen Geschmack ist, der sich aber trotz langem Suchen im Ort nicht findet. Noch schlimmer erwischt es ihn bei der Suche durch die Sintflut, deren Beschreibung die Vorstellungskraft heutiger Menschenkinder erneut bei weitem übersteigen würde. Schon der Weg zwischen Herbergstür und Fahrradgarage tränkte die saurischen Hautfalten so stark, dass er es bereute, das Herbergsgericht abgelehnt zu haben. Dass es Pirineosaurus überhaupt einige hundert Meter über die Straßen von Canfranc-Estación schaffte, ohne dabei von Fluten fortgerissen worden zu sein, gehört zu den unerklärlichen Wundern, der es allerdings bekanntlich viele in seinem Leben gab.

Aus Navarra stammt Pablo de Sarasate, das spanische Alter Ego zu Paganini (wie dieser Geigenvirtuose und Komponist). Wie schon Albéniz, Tárrega (vgl. Kap. 4) verfasste auch Sarasate eine Variante der Jota, einem Tanz der nicht nur in Aragonien, sondern auch in Navarra sehr beliebt ist: Pablo de Sarasate „Jota Aragonesa“ (5:09 min.).

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Pirineosaurus Rex

Fortsetzung folgt


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Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 12.12.14 19:52
Re: Die Legende von Pirineosaurus Keine Ahnung 12.12.14 20:17
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 12.12.14 22:05
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 13.12.14 21:41
Re: Die Legende von Pirineosaurus Bafomed 14.12.14 09:38
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 14.12.14 13:07
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 14.12.14 13:10
Re: Die Legende von Pirineosaurus Keine Ahnung 14.12.14 18:43
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 14.12.14 19:17
Re: Die Legende von Pirineosaurus Keine Ahnung 14.12.14 19:27
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 14.12.14 19:21
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 15.12.14 17:53
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 15.12.14 18:27
Re: Die Legende von Pirineosaurus Keine Ahnung 15.12.14 19:00
Re: Die Legende von Pirineosaurus  Off-topic veloträumer 15.12.14 20:22
Re: Die Legende von Pirineosaurus  Off-topic Keine Ahnung 15.12.14 20:55
Re: Die Legende von Pirineosaurus  Off-topic veloträumer 15.12.14 21:52
Re: Die Legende von Pirineosaurus  Off-topic iassu 16.12.14 00:14
Re: Die Legende von Pirineosaurus Gerhard O 15.12.14 22:09
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 15.12.14 22:46
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 15.12.14 21:58
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 15.12.14 22:04
Re: Die Legende von Pirineosaurus Bafomed 16.12.14 22:17
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Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 16.12.14 23:25
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Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 17.12.14 19:33
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 18.12.14 20:52
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 18.12.14 21:03
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 18.12.14 21:07
Re: Die Legende von Pirineosaurus iassu 19.12.14 02:33
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Re: Die Legende von Pirineosaurus Moarg 21.12.14 20:57
Re: Die Legende von Pirineosaurus veloträumer 21.12.14 22:04
Re: Die Legende von Pirineosaurus Juergen 23.12.14 10:12
Re: Die Legende von Pirineosaurus Moarg 23.12.14 12:17
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