Dauer:27 Tage
Zeitraum:5.7.2014 bis 31.7.2014
Entfernung:2800 Kilometer
Bereiste Länder:bgBulgarien
plPolen
roRumänien
skSlowakei (Slowakische Republik)
uaUkraine

Ich bin eigentlich zu faul, kein begabter Schreiber und dazu ein jämmerlicher Fotograph peinlich . Dennoch will ich hier über meine Sommerreise berichten, weil ich dieses Forum sehr mag und denke, man sollte nicht nur konsumieren, sondern auch ab und an ein bisschen beisteuern.

Nachdem ich 2012 von Berlin nach Sofia über einen westlichen Bogen, durch D und A und viel entlang der Donau gefahren bin, habe ich diesmal eine östliche Route gewählt. Durch Polen, ein kleines Stück Slovakei, eine kleines Stück Ukraine, Rumänien und diesmal auch ein bisschen mehr von Bulgarien sollte dabei sein. Das Tacho sagt, es waren 2800 km, gestartet bin ich am 5. Juli und in Sofia angekommen am 31. Juli. Unterwegs habe ich zwei Tage Pause gemacht. Den Track findet ihr hier , wobei ich das Stück von Bicaz nach Oderheiu wohl nicht getrackt habe. Jedenfalls habe ich es nicht finden können.

Zur Statistik noch soviel: Ich hatte keine Panne am Rad (marshala), jedoch ist meine linke Fronttasche aufgerissen (3 x 1,5l Lidl Wasser waren zuviel Gewicht bei einem Schotterweg). Ich bin einmal gestürzt, selber Schuld, peinlich zu eng gewendet. Es gab zum Glück nur kleine Blessuren. Das Wetter war im Großen und Ganzen okay. Drei Tage 36° danach ein schreckliches Unwetter und einen Tag Dauerregen in Polen, sonst eher "heiter bis wolkig!"



Ich habe mir zu Beginn des Jahres ein neues Reiserad gekauft. Keine Maßanfertigung aber auch nicht wirklich billig und mit einer Rohloff. Nachgerüstet habe ich es mit Tubus vorn und hinten, einem SQLab 602 und gefederter Sattelstütze, Schwalbe Mondial Reifen und einem Forumslader im Gabelrohr. Seit zwei Jahren fahre ich nur noch elektronisch, keine Papierkarten mehr. Die Routen habe ich mir vorher auf Google Maps zusammengestellt und als kml Datei auf mein Nexus7 mit Oruxmaps geladen und dann auch mehr oder weniger stringent abgefahren. Auch Hotels und Unterkünfte hatte ich mir schon vorher im Internet zusammengesucht und in einer kml Overlaydatei abgelegt. So wusste ich immer, wo in der Nähe etwas ist. Zeltausrüstung hatte ich zwar mit, jedoch nur für den Notfall, welcher aber nicht eingetreten ist.

Über das Radfahren in Osteuropa ist schon viel geschrieben worden. Es gibt zwar sehr viele Menschen, die das Rad als ganz normales Transportmittel benutzen. In den Dörfern und auf den Landstraßen dazwischen sieht man viele Radfahrer. Radreisende sind aber immer noch besonders, wenn auch nicht mehr so exotisch wie vor 30 Jahren. Man fährt meist über Landstraßen, deren Qualität sehr unterschiedlich ist (besser -> schlechter: Polen, Slovakei, Bulgarien, Rumänien, ..., Ukraine). Leider hat sich inzwischen auch in Osteuropa die Unsitte verbreitet, mit dem Auto so schnell es das Gas hergibt von Dorf zu Dorf zu brettern, auch wenn die Landstraße eher holprig ist und einem Radfahrer, Fußgänger und auch Pferdefuhrwerke begegnen. Zahllose Kreuze auf denen meistens die Fotos junger Männer zu sehen sind, zeugen davon. Leben kann man in den genannten Ländern sehr preiswert. Eine Übernachtung kostet für eine Person zwischen 10 € (Ukraine) und 25 €(Polen). Es gibt in jedem Dorf mind. einen kleinen Laden. Lidl und Kaufhof begegnen einem in jeder größeren Stadt. Es ist nicht notwendig größere Mengen Proviant mitzuschleppen.

Nun zur Tour: Losgefahren bin ich von zuhause in Richtung Polen weitgehend auf dem Oderbruchbahn-Radweg. Eine schöne Tour, die ich auch mit meiner Familie schon mehrfach gefahren bin. Es war heiß und es wurde immer heißer. Polen war in erster Linie dazu gedacht, in Form zu kommen. Bis auf zwei Familientouren zu Ostern und an Himmelfahrt hatte ich meinen Hintern in diesem Jahr noch nicht bewegt. Deshalb nicht wundern, alle Sehenswürdigkeiten am Weg (Tschenstochau, Krakau) kenne ich schon. Ich wollte nur fahren. Nachdem das Thermometer schließlich 36° erreicht hatte, gabs dann den großen Knall. Ein Unwetter, dass sich gewaschen hatte. Den ersten Teil konnte ich mir noch in einer Tankstelle anschauen. Den zweiten Teil dann weniger gemütlich in einem kleinen Bushäuschen, auf das schließlich auch noch ein großer Ast krachte.



Unheil bahnt sich an.



Meine Rettung: ein windschiefes Bushäuschen.






Auf meiner Weiterfahrt durfte ich mein Rad über drei Bäume wuchten, die quer über die Straße gefallen waren. Den Rest der Straße hatte ich dann für mich allein. schmunzel




Olstyn



Überfahrt über die Weichsel





Innenstadt von Tarnow



Übernachtungs im Skihotel


Die Strecke im südlichen Teil hätte man noch ein bisschen optimieren können, es ist zuviel Fernstraße dabei. Ganz vermeiden lässt sich das aber nicht. Erwähnen möchte ich noch den Übergang in die Slovakei.








Dies könnte eine gute Alternative zur Fernverkehrsstraße E371 (Duklapass) sein, wenn der Zustand des Weges besser wäre. Leider hat man auf polnischer Seite den Eindruck, in einem trockenen Bachbett zu fahren. Auf slovakischer Seite ist es besser und nach 2 km ist die Straße dann asphaltiert.




Der erste größere Ort durch den ich in der Slovakei gefahren bin, ist Medzilaborce. Weil die Eltern von Andy Warhol in einem Dorf in der Umgebung geboren wurden, hat man dort ein Andy Warhol Museum gebaut. Leider war es an dem Tag geschlossen.






Die Fahrt durch die Slovakei verlief unspektakulär. Im Gedächtnis bleiben wird mir die rießige Romasiedlung am Rand von Snina. Der Übergang in die Ukraine war schnell und reibungslos. Diese Übergang bei Ubla ist für Radfahrer zu empfehlen, wenige Verkehr, keine TIR.




Die Ukraine ist allerdings ein spezielles Erlebnis. Was man als Radfahrer natürlich sofort merkt, ist der katastrophale Zustand der Straßen. Leider führt das nicht dazu, das wenig gefahren wird. Insbesondere auf den größeren Straßen herrscht reges Treiben, was mit viel Dreck und Gestank verbunden ist (ich frage mich oft, was die im Tank haben).



Die Tour durch die Karpaten war aber vergleichsweise ruhig. Allerdings wurde ich in einem Dorf von einer Gruppe 10 bis 12 jähriger Jungs angefallen, die versuchten, mir Sachen vom Rad zu reisen. Meine Mütze hatten sie schon. Zum Glück kam gerade ein Bus, so dass sie abgelassen haben und weggerannt sind. Die Jungs waren übrigens mehrheitlich blond.







In Poljana gibt es wohl mineralhaltiges Wasser. Jedenfalls haben sie dort über 40 Hotels hingebaut (auch sehr teure, wie es aussieht) was ein wenig überraschend wirkt. Und weil die Ukrainer nicht auf die Krim fahren, war es auch hübsch voll. Nervig war der Abschnitt auf der H09, wegen des schlechten Zustandes der Straße und dem heftigen LKW Verkehr. Kurz vor dem Übergang nach Rumänien gibt es noch eine Kuriosität.





In Solotvyne haben sich alte Bergbaubruben mit Salzwasser gefüllt. Jetzt hat sich um diese Gruben eine touristische Infrastruktur mit allem drum und dran gebildet. Die alten Ruinen vom Bergbau stehen aber auch noch da.



Hier habe ich die Ukraine in Richtung Rumänien verlassen. Doch darüber dann ein anderes Mal.



Gruß, Uwe