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#824995 - 06.05.12 21:26 Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile
peterxtr
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 235
Dauer:1 Monat, 21 Tage
Zeitraum:27.2.2012 bis 17.4.2012
Entfernung:1000 Kilometer
Bereiste Länder:boBolivien
clChile
Externe URL:http://www.peterxtr.npage.de

Chile ist ein Land der Gegensätze, gegensätzlich war auch die Fahrzeugwahl bei dieser Reise. Links das Gespann, mit dem ich in Chile unterwegs war, rechts die leichtere Alternative, die ich in Deutschland bevorzuge.





Warum der schwere Panzer? Der Anhänger war beladen mit 40 Kilo Ausrüstung plus Wasservorräte (bis zu 15 Liter) und Essen. Das Reiseziel heiligt allerdings die Mittel:


Es handelt sich um den höchsten aktiven Vulkan der Erde, den Ojos del Salado (6891m), gelegen an der chilenisch-argentinischen Grenze auf der Höhe der Stadt Copiapo, das ist der Ort der Schlagzeilen machte wegen der verschütteten Bergleute, die mit deutscher Technik geborgen wurden. Brave Schwarzwaldgipfel wirken im Vergleich zu diesem Berg wie Gutenachtgeschichten, die jungfräulich gebliebene Großmütter Ihren Enkeln erzählen. Diesen kessen Spruch habe ich übrigens nicht selbst erfunden, er stammt aus dem Klappentext der französischen Romanvorlage zum Film „Lohn der Angst“, einem Streifen der die Beförderung von Nitroglyzerin zum Löschen einer brennenden Ölquelle in Südamerika beschreibt. Der Film ist spannend wie Dynamit-es geht darum einen Lkw mit der empfindlichen Ladung heil über holprige Pisten zu steuern. Die Landschaften ähneln denen, die ich durchfahren habe. Der Film ist eine empfehlenswerte Einstimmung für jeden, der zum „Gran Norte“, dem großen Norden Chiles aufbricht, mit dem Ziel Sechstausender zu sammeln. In manchen Situationen kann es nicht schaden, sich an der Hartgesottenheit der Filmdarsteller ein Beispiel zu nehmen. Im Verlaufe der Reise habe ich insgesamt 6 Berge bestiegen, davon drei Sechstausender und drei andere deutlich über 5000m. Für die Berge sind ein sturmfestes Zelt, Schalenschuhe, Steigeisen und reichlich warme Kleidung nötig, daher also keine andere Wahl als ein „Panzerfahrzeug“: Fahrrad mit Anhänger. Es bleibt aber immer noch eine Radreise, die Berge habe ich alle per Rad angefahren, zwischendurch dann immer längere Unterbrechungen für die fußläufige Besteigung der Berge. Ich bin also nicht im falschen Forum gelandet.

Bei der Vorbereitung der Reise war zunächst mal die Reisezeit festzulegen, eine recht schwierige Aufgabe. Grundsätzlich gelten als beste Zeit fürs Bergsteigen im Großen Norden die Monate Januar und Februar. Da ich jedoch bei San Pedro de Atacama den Lincancabur und weitere Berge besteigen wollte, war zu beachten, daß in dieser Gegend ein Mikroklima herrscht, welches vom „bolivianischen Winter“ beeinflußt wird. Dies führt zu heftigen Niederschlägen in ebendiesen Monaten. Deshalb bin ich dann im März-April gefahren. Soweit die Theorie.
Bei der Ankunft in San Pedro präsentierte sich der Lincancabur dann ziemlich stark eingeschneit:

Oha! Da kamen Zweifel auf. Ob das klappen wird, auf diesen Berg raufzukommen? Schneeschuhe hatte ich keine dabei, das hätte den Rahmen des möglichen Gepäcks definitiv gesprengt. Schließlich bin ich nicht mit einem 4x4 sondern einem 2x4 Fahrzeug unterwegs, Leistung 200 Watt (bestenfalls) contra sagen wir mal 100 kW. In San Pedro sagen die Touristenagenturen nur, daß momentan keine Touren zu den „Volcanes“ laufen, denn es läge dort *viel* Schnee. Ich habe mich dann nicht weiter drum gekümmert, denn Berg-Agenturen sind immer so eine Sache, da wird von eleganten Empfangsdamen mit mehr oder weniger Bergerfahrung allerhand erzählt. Üblicher Trick ist auch, den Kunden auf Parkposition zu stellen, indem man sagt, er solle morgen wiederkommen und nochmal fragen. Klar- dann hat die Angentur vielleicht Glück gehabt und noch jemanden gefunden, der auf den Pickel rauf will. Ermutigend wirkte für mich die Tatsache, daß aus der Nähe betrachtet doch immer noch schneefreie Rippen sichtbar waren:

Deshalb bin ich von San Pedro dann erstmal zum Grenzübergang Paso Hito Cajon hochgefahren, eine kernige Paßfahrt von San Pedro (ca. 2500m hoch) auf 4500m Höhe, gut zur Akklimatisierung. Allerdings fast alles auf Asphalt, es handelt sich um die gut ausgebaute Straße zum Paso Jama. Für potentielle Nachahmer noch ein paar Informationen zur Anreise: ich bin mit Delta Airlines nach Santiago geflogen, denn nur die Amerikaner nehmen das viele Gepäck mit:60 kg, 30 kg für den Radkarton mit Schloß, Anhängerfahrwerk und Anhänger-Laufräder, sowie die zweiten 30kg für die Zarges-Alubox des Anhängers, in der die ganze Bergausrüstung war und dann noch 11 kg für einen vollen Berg-Rucksack. Die Zusatzgebühr für das Gepäck liegt bei 300 Dollar (für den Rücktransport wird diese nochmal fällig), für mich vertretbar, denn vor Ort fallen kaum Kosten an, in den Bergen kann man notgedrungenerweise kein Geld ausgeben. Von Santiago aus geht es dann per Bus nach Calama. Beim Bus ist es so geregelt, daß man beliebig viel Gepäck haben kann, man bezahlt ein Zusatzgeld, welches der Fahrer festlegt. Die Gebühr ist aber moderat, liegt bei etwa 20 Euro für 2000 km Busfahrt. Dieses Zusatzgeld darf die Busbesatzung (Fahrer und Ladeschaffner) behalten, daher ist man mit Gepäck gerne gesehen und wird zuvorkommend behandelt. In Calama gab es beim Auspacken des Anhängers noch einen Begrüßungs-Schock. An der Alukiste war an der Stelle der Befestigung der Deichsel ein Riß entstanden, dieser war zuhause nicht aufgefallen, da die Stelle nur bei abgenommer Deichsel sichtbar wird. In Calama fand ich jedoch eine Hinterhof-Autowerkstatt mit angeschlossenem Schrotthandel. Einen Bohrer mußte ich mir selbst anschleifen auf einer abenteuerlichen Schleifmaschine, die von einer Auto-Lichtmaschine angetrieben wurde. Dann konnte ich ein robustes Winkelblech über die Stelle nieten.
Vom Grenzübergang Hito Cajon (dort ist auch das erste Bild dieses Beitrags vor dem Zollgebäude/Migracion Bolivia entstanden) sind es dann nur ein paar Kilometer bergab zum Refugio Laguna Verde, welches von der bolivianischen Naturparkbehörde betrieben wird (Parque Nacional Eduardo Avaroa). Dort kann man übernachten und vor allen Dingen Trinkwasser bekommen, denn die Laguna Verde ist ein Salzsee-das Wasser ist ungenießbar. Im Refugio ist auch ein bolivianischer Bergführer, welcher einen uralten Landcruiser hat (Blattfedern teilweise mit Draht selbst zusammengebunden). Der Führer bewundert meine Ausrüstung und eventuelle Probleme erledigen sich von selbst: er ist nicht scharf auf eine Besteigung des Lincancabur, so vereinbaren wir, daß er mich für 40 Dollar um 6 Uhr morgens die 17 km zur Basis fährt und ich mache den Berg alleine, was natürlich viel billiger ist und zunächst mal a priori angenehmer für mich, denn ich vermute/befürchte daß der Führer viel besser akklimatisiert ist und ich deswegen kaum eine Chance gegen ihn hätte. Später wird sich noch zeigen, Bergführer sind nicht immer so schnell wie vermutet. Ich beschließe, den Berg in 2 Tagen zu machen, mit Hochlager auf etwa 5200m. Dies ist unbedingt nötig, denn die Führer starten mit Touristen in der Dunkelheit um 3 Uhr morgens, was ich mir allein nicht erlauben kann, da ich den Weg nicht kenne und daher bei Dunkelheit kaum gute Fortschritte machen würde, außerdem ist es nicht ganz ungefährlich, denn die Umgebung ist recht ruppig:

Man muß dabei auch bedenken: es gibt keinen festen Pfad. Den Weg an solch einem Berg wählt man selber, das geht bei Dunkelheit schlecht. Für die Nachahmer noch die wichtige Information: den Berg niemals von Chile aus besteigen, dort liegen noch Minen aus der Pinochet-Ära. Von Bolivien aus ist es aber völlig ungefährlich. Auf obigem Bild sieht man unterhalb des Berges links die Laguna Verde liegen.
Das Schneeproblem entschärft sich. Die Schneedecke ist relativ fest, das ist zusammengepappter Schnee, der jeden Tag antaut. Daher sinkt man nicht allzu tief ein. Die Steigeisen helfen auch, geben etwas Auftrieb, da die Zacken zusätzliche Fläche bieten. Deshalb geht der Plan auf, ich erreiche am zweiten Tag gegen Mittag den Gipfel (5914m).

Dort ist an sich ein interessanter Kratersee zu sehen, welcher allerdings dieses Jahr völlig eingeschneit und vereist ist. Auf einen Abstieg in den Krater verzichte ich, ich hatte auch ausgemacht mit dem Führer, daß ich abends zurück komme ins Refugio. Daher wollte ich nicht einen dritten Tag anhängen, um nicht eine eventuelle Suchaktion zu provozieren. Ein schweizerischer Tourist, der auch im Refugio nächtigte und sich als Bergführer ausgab, hatte mir einen peinvollen Anstieg prophezeit, wegen mangelnder Akklimatisation, dies konnte ich nicht nachvollziehen. Es war natürlich kein Spaziergang, aber durchaus machbar und vor allen Dingen nicht peinvoll sondern wahnsinnig interessant. Zum Wetter auch noch einige Infos. Bei der Besteigung hatte ich Glück, an beiden Tagen blieb es trocken. An den beiden Tagen zuvor gab es Regen (lluvia) und Gewitter (tormenta) ab 15 Uhr, davon blieb ich am Berg verschont. Die ganzen Wetter-Theorien, die ich eingangs erklärt habe, sind also nur Richtschnüre und keine „Gutwetter-Garantie“. Der etwas neunmalkluge schweizerische Bergführer meinte, es sei normal für die Jahreszeit, daß so viel Regen falle, schließlich seien wir auf der Südhalbkugel. Später jedoch habe ich von Leuten erfahren: keineswegs, das war ein Ausreißer. Im weiteren Verlauf der Reise sollten das sogar meine einzigen Regentage bleiben, lediglich am letzten Reisetag bei Santiago gab es nochmal Nässe. Schweizer Bergführer haben also nicht immer Recht. Nach der Besteigung hatte ich noch doppeltes Glück beim Abstieg. Es gab ein interessantes Tier zu sehen, eine lagartija (Eidechse):

und danach traf ich den bolivianischen Bergführer auf halben Rückweg in der Ebene, so daß ich bequem wieder ins Refugio kam-per 4x4. Im Refugio dann eine bolivianische Gemüsesuppe, welche zwar wohlschmeckend, aber nicht sauber war. Quittung war ein Durchfall, der sich gewaschen hatte. Ich fuhr wieder zurück nach San Pedro und schaltete dort zwei Ruhetage im Hotel ein, um den Durchfall loszuwerden. Dies gelang aber nur unvollständig, am dritten Tag fuhr ich dann einfach weiter, in der Vermutung, daß die Hitze in der Atacama-Wüste beim Besiegen des Durchfalls helfe, einfach indem der Körper sich wohl bei Hitze eher dazu besinnen würde, mit dem Wasser etwas Vernünftigeres zu machen als es immer gleich auszuscheiden. Die Rechnung ging auf, mittags war das Thema erledigt.

Das nächste Ziel sollte der Vulkan Pili sein, ein überaus formschöner Berg, der dann auch höher als 6000m ist:

Allerdings hatte ich mir das zu leicht vorgestellt. Der Anmarsch zur Basis des Pili stellt das unterschätzte Problem dar. Es führt zwar eine Straße zur Ortschaft Talabre, von der aus die Besteigung unternommen wird. In Talabre habe ich dann 15 Liter Wasser getankt, in der Annahme, es gebe weiter oben kein Wasser, so stand es auch im Reiseführer. Das war jedoch eine falsche Angabe. Bei MEGAPOZO gibt es noch eine üppige Wasserstelle, die Ortschaft Talabre bezieht nämlich ihr Wasser aus einem kunstvoll gebauten Leitungsnetz. Die Verteiler sind offen zugänglich:

Hinweis: Groß geschriebene Wörter sind ein Hinweis auf meine Wegpunkte-Datei, welche
hier herunterladbar ist. Dort ist auch der komplette Track der Reise hinterlegt. Mit diesem Track wurde das Geotagging der Fotos durchgeführt. Die Nachahmer können also genaue Informationen zur Tourplanung auf den Bergen erhalten. Auch noch ein Hinweis zum Bilderalbum in Picasa-Webalben. Mit dem Internet-Explorer läuft Picasa nicht richtig unter Windows 7. Es erscheint die Meldung „Stack overflow in Line 0“ und die Foto-Orte werden nicht angezeigt. Mit Firefox läuft Picasa hingegen einwandfrei und viel schneller. Noch ein technischer Hinweis zur Landkarte. Ich habe für die ganze Reise die kostenlose opensource-Karte von viajerosmapas.com, herunterladbar hier benutzt. Die Karte ist einwandfrei, bietet Höhenlinien und reicht für die Reiseplanung voll aus. Wer sich bei Garmin noch kostenlos Basecamp oder Mapsource herunterlädt (diese Programme sind frei verfügbar), der kann mit meinem Track also die Reise auf der Karte verfolgen, ohne dafür irgendeine Software anschaffen zu müssen.
Ich hatte also schon mal viel Kraft unnötig vergeudet, indem ich Wasser hunderte Höhenmeter unnötig bergauf geschleppt habe. Die Straße endet etwa 12 km vor dem Pili. Ich hatte vor, einfach querfeldein weiter zum Berg zu gehen. Der Berg ist jedoch nicht mehr sichtbar am Ende der Straße. So stellte sich heraus, daß ich den Anmarsch im falschen Tal begonnen hatte. Zudem wurde absehbar, daß die mitgeführte Nahrungsmenge nicht ausreichen würde. Als Nahrung in den Bergen habe ich übrigens immer Müsli und Milchpulver verwendet. Das Müsli muß man in größeren Städten kaufen, ich habe meins aus Calama mitgebracht. Man muß darauf achten, echtes Müsli zu bekommen (in Chile hat die Marke „Quaker“ ein quasi Monopol dafür), Cornflakes und Co. haben weit weniger Kalorien und können keine Kraft geben für die Berge. Gut geeignet sind auch Haferflocken („avena instantanea“) welche man mit Rosinen aufwerten kann. Koch-Aktionen kann man in den Bergen vergessen, dafür ist es zu windig. Müsli ist ideal, da es keine Zubereitung benötigt.
Wegen des Fehlstarts beschloß ich daher, den einfacheren Berg Lascar zu machen. Der Anstieg war unproblematisch, ein Hochlager war erforderlich, weil ich durch den Fehlstart bereits etliche Zeit verloren hatte. Der Gipfel ist ein sehr weitläufiger Krater (im Hintergrund der Pili):

Beim Anstieg gibt es eine schöne Aussicht auf den Pili:

Kurz vor dem Gipfel ist ein steiler Abschnitt mit vereisten Schneeresten zu überwinden, Steigeisen sind nützlich.
Der Abstieg ist etwa 3 Stunden zu schaffen, dabei probierte ich auch schon mal meine Sistech-Solaranlage mit flexiblem Solarmodul Chepre aus:

Im Rucksack ist eine Li-Ion Pufferbatterie, mit welcher dann abends im Zelt GPS, Foto und Kopfbandleuchte aufgeladen werden können. Aufgrund der großen Fläche der Solarzelle bekommt man an einem Nachmittag genug Strom für das Aufladen von etwa 5-6 Mignonzellen. Sehr günstig ist die flexible Ausführung der Solarzelle, diese ist dadurch optimal für Outdoor-Einsatz geeignet. Durch eine spezielle Beschichtung werden die eingefangenen Sonnestrahlen im Innern der Zelle mehrfach reflektiert, was zu hoher Ausbeute führt, der Wirkungsgrad ist ähnlich dem von gläsernen Solarzellen (sog. Triple Junction Technologie). Also sehr empfehlenswert, besonders für Wandern/Bergsteigen oder für langsames Radfahren im Gelände, wo ein Nabendynamo niemals genug Strom zum Aufladen von Batterien liefern würde.
Spät abends kam ich dann an meinem Zeltplatz an, wo ich das Fahrrad und den Anhänger in einer Senke versteckt hatte. Nach dem spartanischen Hochlager in der Kälte auf 5000 m Höhe war die Übernachtung im komfortablen Macpac Kuppelzelt eine Wohltat:

Fazit vom Pili-Versuch: der Berg ist durchaus noch machbar. Man muß aber den Anmarsch besser planen, evtl. eine gedruckte Karte der Gegend besorgen. Vor allen Dingen: Wasser erst spät bei MEGAPOZO auffüllen, dafür viel Nahrung mitnehmen. Am Pili selbst ist dann Wasser kein Problem mehr, da genug Schnee zum Schmelzen mit dem Kocher da ist.
Mittlerweile war auch der weitere Reiseverlauf klar geworden. Zunächst hatte ich vor, den Lullaillaco (6739m) als nächsten Berg in Angriff zu nehmen. Die Anreise führt über den ca. 120km entfernten Paso Socompa und danach sind es nocheinmal 60 km über extrem versandete Pisten. Wasser ist ein großes Problem. Man müßte 20 Liter dabei haben, insbesondere wenn man die Gegend nicht kennt. Nach den Erfahrungen beim Pili wurde klar: diese Unternehmung würde viel Zeit beanspruchen, der Erfolg wäre fraglich. Interessiert war ich vor allen Dingen an den Erfahrungen mit der Höhenluft an einem wirklich hohen Berg. Deshalb aktivierte ich den bereits zuhause ausgearbeiteten Ersatz-Plan. Ich beschloß die Gegend bei San Pedro zu verlassen, um 1000 km weiter südlich in der Gegend von Copiapo den Ojos del Salado (6891m) zu besteigen. Zum einen ist der Berg noch höher als der Lullaillaco und bietet am Gipfel noch eine Kletterei im 3. Grad. Bergsteigerisch also ein interessanterer Berg. Zum anderen prophezeite das Internet hier eine vergnügliche Anfahrt über super asphaltierte Straßen. Da der Berg ohnehin schwer war, erschien es mir vernünftig bei der Anreise eine „leichte“ Variante zu wählen. Das wird dann aber später ganz anders aussehen... Ein weiteres Risiko war das Wetter. Meine Reisezeit war ja eigentlich auf das Mikroklima in der Region San Pedro de Atacama/Paso Socompa ausgelegt. Im mittleren Teil Chile (Copiapo und Region Santiago), welcher 1000 km weiter südlich liegt, ist hingegen der Sommer schon weiter fortgeschritten und der Winter klopft an die Tür. Laut Reiseführer sollte die Gegend bei Copiapo noch so gerade eben tragbar sein, in der Region Santiago hingegen bereits seien winterliche Bedingungen zu erwarten. Beim Ojos del Salado (Gegend von Copiapo) war also durchaus ein Wetter-Risiko dabei.
Ich entschloß mich aber, dieses zu ignorieren und fuhr dann von Talabre die Schotterstraße (welche ich bergauf geschoben hatte) zügig herunter, auf dem Anhänger lief das Solarkraftwerk auf Hochtouren, da ab 10 Uhr die Sonne in der Atacama-Wüste richtig heftig scheint:

Bei solchen Sonnen-Etappen bewährte sich ein Bettlaken mit einem Loch in der Mitte hervorragend. Dieses habe ich mir über den Kopf geworfen, ansonsten am Körper nur eine Radhose (mit Sitzpolster). Der Vorteil dabei: das Laken wirkt wie ein Sonnenschirm. Darunter zirkuliert die Luft, dadurch wird die Sonne ferngehalten, aber es bildet sich nicht ein warmes Mikroklima, wie es bei Kleidung aller Art entsteht. Dieses Prinzip wenden auch die Touaregs an: in der Sahara trägt niemand enge Kleidung wie wir in Europa, man wickelt sich in weitläufige Tücher ein. Ganz ohne Sonnenschutz fahren geht auch nicht, da müßte man den ganzen Körper einreiben mit Sun-Blocker, das ist teuer und schmierig und wirkt immer noch nicht so gut wie ein Stück Stoff. Ohne den Sonnenschutz heizte sich übrigens der schwarze Stoff meiner Radhose binnen kürzester Zeit unerträglich auf. Hier ein Bild dieser exklusiven Bekleidung (das Bild entstand später bei der Anfahrt zum Ojos del Salado):

Auf der Landstraße in der Atacama-Wüste wird man von den Insassen der Autos mitleidig angesehen, über die Mittagszeit von 13 bis 16 Uhr etwa verkriechen sich alle in die Häuser. Ohne Sonnenschutz würde Radfahren dann kaum gehen. Hilfreich ist aber die extreme Trockenheit der Luft. Schwitzen tut man kaum, jedenfalls nicht fühlbar, denn der Schweiß verdunstet sofort. Deshalb funktioniert die „natürliche Klimaanlage“ hervorragend und man hält es im Schatten (unter dem Bettlaken) gut aus.
In San Pedro stand an der Zollstation ein interessanter Schwertransport:

Der Transport wird dann weiter zum Paso Jama gefahren sein, also muß die Lok von 2500 m Höhe hinauf auf 4600m, auf der Straße, die ich für die Anfahrt zum Lincancabur benutzt habe. Da werden einige Liter Diesel verbraucht werden.
Am nächsten Tag ging es dann morgens per Bus nach Calama. Die Fahrt dauert 12 Stunden, bei Ankunft konnte ich mir also noch ein Hotel suchen, es war allerdings schon dunkel. Am Busbahnhof zunächst Zusammenbau von Fahrrad und Anhänger, dann Hotelsuche, das gefundene Etablissement war allerdings recht unverschämt. Preis etwa 35 Euro, was in Chile schon teuer ist, dafür aber ein Leichtbau-Hotelzimmer vom Typ Baracke, die verzogene Tür konnte nicht verschlossen werden. In der Dusche gab es Schnecken als Zugabe:

Das Frühstück bestand aus knallharten Fladenbrötchen, serviert von der toupierten Dame des Hauses, welche für die Zubereitung einer heißen Milch eine Viertelstunde brauchte. Aus dem Geotag kann der Nachahmer die Koordinaten dieses Etablissements gewinnen. Vorteil solcher „einfachen“ Hotels ist, daß man das Rad inklusive Anhänger mit ins Zimmer nehmen darf, so kann man bequem alles auspacken und sich reorganisieren.
Am nächsten morgen kaufe ich dann im „Lider“ (das ist die größte Supermarktkette in Chile) 15 Packungen Müsli („con uvas“, mit Rosinen), und ein Kilo Milchpulver. Auch noch etwas Obst, das wird es auf der Fahrt zum Paso San Francisco nicht mehr geben.
An der Ortsausfahrt von Copiapo lagern die Überreste der Industriegesellschaft:

Die Landschaft wandelt sich schnell zur Wüste, ich fülle die Dromedary Bags beim Pförtner einer de zahlreichen Minen mit reichlich Wasser.

Die Straße ist zwar nicht mehr asphaltiert, aber hat eine gesalzene harte Oberfläche und läßt sich daher gut fahren.
Am ersten Tag erreiche ich den Ort La Puerta, gelegen auf 1700m Höhe, das macht von Copiapo aus schon etwa 1300 geschaffte Höhenmeter auf dem Weg zum 6891 m hohen Berg. In La Puerta gibt es wieder Erwarten eine einfache Gaststätte:

Eine willkommene Gelegenheit, die Müsli-Vorräte zu schonen. Schließlich ist das Ziel noch weit weg, es sind noch rund 180 km bis zum Basislager. Zelten auf dem Hof ist kein Problem, am nächsten Morgen gibt es bereits um 7 Uhr ein schmackhaftes Soja-Gericht als Frühstück.
Der Aufstieg auf 2200m gestaltet sich dann recht heftig, es ist eine Cuesta zu bewältigen, so heißen die steilen Abschnitte. Die Straßenoberfläche wird rauher, bleibt aber hart und fahrbar. Allerdings ist jetzt der kleinste Gang gefordert (22/34):

Nach der Cuesta kommt noch einmal eine kleine Oase mit wenigen Hütten (Vega San Andres) , hier bekommt man nochmal Trinkwasser (GPS: RINCON AGUA DULCE), da hätte ich mir die Mühe sparen können, bereits von La Puerta Wasser mit hochzuschleppen. Auch mein Bergführer (Hermann Kiendler, Die Anden, Panico Alpinverlag, ISBN 978-3-936740-36-3 lieferte hierzu falsche Informationen, indem er prophezeite: kein Wasser von Calama bis zum Ojos del Salado! Später wird noch die „Mina Can Can“ am Wegesrand erscheinen (GPS: MINA CAN CAN SA), wo man auch problemlos Wasser bekäme. Es ist kaum nötig, mehr als 5 Liter Wasser dabei zu haben bei der Anfahrt zum Ojos del Salado, da sich genug Gelegenheiten zum Nachfüllen bieten. Außerdem ist auf der Straße für südamerikanische Verhältnisse reichlich Verkehr, mindestens 10-20 Autos am Tag. Die Autofahrer bieten manchmal von sich aus schon Wasser an, wenn man fragt oder eine Flasche hochhält, bekäme man sofort etwas. In der kleinen Oase Vega San Andres treffe ich den Mann der Frau, die den Gasthof in La Puerta führt, er hat gerade für umgerechnet 35 Euro ein Lama erworben, dem das Fell schon abgezogen wurde:

Riesige Steinbrocken säumen die Straße:

Übernachtet wird im Zelt, direkt neben der Straße (Ruta 31), nachts ist sowieso kein Verkehr. Sonnenuntergang ist gegen 18 Uhr 30, morgens wird es um 6 hell. Am nächsten Tag erwartet mich dann der Anstieg von 3000 auf 4300 Meter, das ist die Cuesta Codocedo. Eine gute Karte der Strecke zum Ojos del Salado läßt sich herunterladen aus dem Album, der Link ist: Karte Zum Anschauen muß man sich die Karte herunterladen auf den eigenen Rechner, denn Picasa stellt das Foto nur in Standardauflösung dar und dann ist die Schrift nicht lesbar.
Am Anfang der Cuesta Codocedo ist eine alte Schwefelmine mit schönen Farbenspielen:

Danach geht es steil bergauf von 3600 auf 4300m, die Straße ist relativ schlecht, aber noch fahrbar im kleinsten Gang. Für einen vorbeifahrenden Touristen-Jeep bin ich Film- und Fotomotiv. Den Touristen gruselt es sichtbar, bei der Vorstellung hier radfahren zu müssen. Die Umgebung könnte auch einwandfrei als Set für Filme wie „Lohn der Angst“ dienen. Besonders über 4000m Höhe wird man belohnt mit grandioser Aussicht auf die Berge der Umgebung. Zweifelsohne eine exklusiver Ort für eine Radtour.
Von der Cuesta Codocedo, welche von Copiapo 154 km entfernt ist (es steht ein entsprechendes Schild bei GPS: COPIAPO 154) geht es über eine steile, aber noch fahrbare Abfahrt hinunter zum Salar de Maricunga. Die Bergkette der Tres Cruces wird sichtbar:

Man kommt an einem Ort mit dem vielsagenden Namen Caballo Muerto (Totes Pferd) vorbei, welcher hoffentlich kein schlechtes Omen bedeutet, dort gibt es auch nochmal die Möglichkeit, Wasser aufzufüllen an einem sauberen Rinnsal:

Beeindruckend ist der Salar de Maricunga mit dem Volcan Copiapo im Hintergrund. Diesen Berg, benannt nach der gleichnamigen Stadt, werde ich auch noch besteigen:

Beim Salar de Maricunga ist auch die Grenzstation für den Paso San Francisco installiert, obwohl dieser noch 90 km entfernt ist. Die Paßkontrolle für Ausreisende nach Argentinien muß bereits hier erledigt werden, es ist aber außerordentlich wenig Verkehr dort, die Zöllner boten mir ungefragt an, in der Halle zu übernachten:

Das nahm ich natürlich gerne an, Toiletten gibt es dort auch, gespült wird aber Eimer, denn alles Wasser befindet sich in Tanks und wird per Lkw herangekarrt. Ursprünglich war zwar ein Leitungssystem installiert, wegen der Kälte nachts wird es aber nicht betrieben, weil es immer einfriert.
Es folgt nun der zweite Teil des Postings. Wegen der großen Bilderzahl kommt es bei der Darstellung in einem einzigen Posting zu Fehlern.

Geändert von peterxtr (06.05.12 21:35)
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#824998 - 06.05.12 21:38 Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 2 [Re: peterxtr]
peterxtr
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Vorteilhaft ist, daß ich abends im Betriebsrestaurant einer Mine, die ganz in der Nähe der Grenzstation arbeitet, noch etliche Schokoriegel und Kekspackungen erwerben kann zum Auffüllen der Vorräte (GPS: CASINO MINA). Ansonsten gibt es keinerlei Verpflegungsmöglichkeiten an der Grenzstation. Dieser Verkauf in Casino funktioniert auch nur abends und ist eigentlich für Betriebsangehörige, da hatte ich Glück, daß mich jemand dort eingeführt hat. Öffentliche Geschäfte gibt es nicht an der Grenzstation. Am nächsten Morgen habe ich noch nach Wasser gefragt bei der Mine und hatte nochmal Glück: es war Frühstückszeit und da hat man mir gleich leckere Fladenbrötchen mit Haselnußcreme angeboten, alles sehr willkommen, denn das schont die Vorräte für die Berge. Danach ging es dann weiter auf der Ruta 31, welche für eine Strecke von 20 km ab der Grenzstation asphaltiert ist. Beim Punkt ROSA befindet sich die Abzweigung zur Laguna Santa Rosa, dorthin kehre ich zurück nach der Ojos-Unternehmung. Nach diesen 20 km endet der Asphalt und die Straße wird rauh, teilweise liegen so viel loses Material auf der Straße, daß geschoben werden muß. Bei GPS: RIO LAMA befindet sich eine Steigungsstrecke, die momentan groß ausgebaut wird, es ist beabsichtigt, die gesamte Straße vom Zoll bis nach Argentinien zu asphaltieren. Da gibt es aber noch viel zu tun, es ist erst ein Viertel geschafft. Die Cuesta beim Rio Lama kann größtenteils gefahren werden, bald wird sie asphaltiert sein, die Arbeiten waren im vollen Gange. Beim Asphaltieren wird sparsam gearbeitet, es ist eine dünne Asphaltschicht, welche auch recht anfällig für Schlaglöcher ist. Dafür braucht die Straße auch keinen dichten Verkehr auszuhalten:

Der Rio Lama hat einen schönen Wasserfall und bietet durch den grünen Talgrund interessante Fotogelegenheiten:


Die Cuesta zieht sich bis auf 4365m hinauf. Dann kommen nochmal erholsame 10 km Asphaltstrecke auf der Hochebene. Gezeltet wird abends neben der Straße (GPS: CAMP 25-03AD1). Am nächsten morgen zieht sich dann die Straße auf 4607 m hoch (GPS: ALT4607), recht schwierig zu fahren, denn jetzt liegt wieder viel loses Material auf der Fahrbahn, der Asphalt endete bereits am Vortag bei GPS: Schotter1. Die Straßenverhältnisse sind eben doch ganz anders, als es die Reisewebseite über die Radtour zum Paso San Francisco andeutete. Diese Seite ist ein paar Jahre alt und prophezeit dem Nachahmer eine komplett asphaltierte Straße. Die Arbeiten scheinen aber doch recht langsam voran zu gehen, das wird bestimmt noch 10 Jahre dauern, bis man komplett von der Grenzstation bis nach Argentinien auf Asphalt fährt. Dann wird aber bald das Refugio Murray erreicht. Laut meinem bereits erwähnten Bergführer sei diese Unterkunft abgebrannt. Sie ist jedoch mittlerweile wieder aufgebaut und unverschlossen. Mein Rad konnte ich im Untergeschoß unterbringen und packte dann den Rucksack. Die Gegend ist absolut meschenleer, ich rechnete zunächst damit, allein auf den Berg zu gehen.
Für Nachahmer eine Liste meines Rucksack-Inhalts, von tief unten angefangen bis oben, solche Informationen vermisse ich immer in Bergführern, statt dessen kann man dort dann blumige Beschreibungen der schönen Natur lesen, doch das sehe ich ja selber und brauche dafür keinen Führer: durchsichtige Kartentasche von Ortlieb mit Ausweisen, Geld, Ersatzakku für den Fotoapparat, Schlafsack bis -20 Grad, Biwak-Zelt (das große Kuppelzelt ist viel zu schwer für die Mitnahme im Rucksack), Isomatte Therm-a-Rest 4cm dick, Biwakzelt, Steigeisen, eine Bandschlinge, ein Karabiner, dicke gefütterte Berghose mit Trägern und aufzippbaren Beinen (diese ermöglichen, die Hose über die Schuhe zu ziehen, dadurch viel Zeitersparnis beim Ändern der Bekleidung unterwegs wenn es wärmer/kälter wird), Daunenjacke, dicke Mountain-Equipment Extremfäustlinge, Icebreaker Wollpullover, Icebreaker Wollunterhose, Hardshell-Bergjacke, warme Mütze mit Ohrenschutz, Gletscherbrille, leichtere Fingerhandschuhe, an den Füßen Schalenschuhe mit Wollsocken, 6 Liter Wasser (ein Dromedary Bag und zwei PET-Flaschen) und vor allen Dingen: 6 Packungen Müsli, Milchpulver ca. 300 Gramm, Kekse und Schokoriegel aus dem Casino bei der Grenzstation, Ortlieb-Erste Hilfe Set mit Pflastern und Schere, für den Fall von wunden Füßen, Spirituskocher (ein kleiner Trangia-Brenner mit einem ganz kleinen Topf mit Deckel, dieses kompakte Kochset wird von Esbit angeboten, Bild:

sehr wichtig: Löffel, 10 Mignonzellen, Fotoapparat, GPS, Treckingstöcke von Black Diamond, außen am Rucksack noch ein robuster Plastiksack aus Gewebeplane, solch ein Sack ist sehr nützlich um nachts die Schuhe vor Reif oder Nässe zu schützen, denn man kann ja im Biwaksack nichts unterbringen, weil der sehr eng ist. . Das Wasser und die Nahrung mußte in zwei Ortlieb-Taschen in der Hand mitgenommen werden, weil das Rucksackvolumen nicht ausreichte (trotz großem 70 Liter Rucksack). Nahrung und Wasser nahm ich reichlich mit, weil ich vor hatte, nach dem Ojos del Salado eventuell noch den El Muerto (6488m), den Nachbarberg des Ojos del Salado zu besteigen. Für die Ojos-Besteigung habe ich dann nur 3 Müslipackungen und 2 Liter Wasser mitgenommen.
Wegen der Ortlieb-Taschen in der Hand blieben die Treckingstöcke erstmal hinten am Rucksack angebunden. Am Basislager bleiben dann die Ortlieb-Taschen zurück und die Stöcke können benutzt werden. Zum Biwakzelt noch ein Wort. Ich hatte ein Mountain Equipment Ethereal Bivy mit, mit dem ich aber nicht zufrieden war. Es ist im Prinzip ein Sack aus wasserdichtem Zeltstoff. Am Kopfende sind zwei Stangen drin, um Abstand vom Kopf zu gewinnen. Belüftung erfolgt nur durch Öffnen eines Schlitzes über dem Gesicht, dort ist Netzgewebe angebracht. Sollte es regnen oder schneien, dann wird der Kopf naß. Die Belüftung ist sehr schlecht, das Fußende wird feucht durch die Atemluft und durch die Ausdünstungen des Körpers. Der Schlafsack wird feucht und isoliert nicht mehr gut. Ich habe jetzt jedoch ein viel besseres Biwakzelt von North Face erhalten, dieses ist schon ein Einpersonenzelt, wiegt aber nur etwa 1kg, ist also voll bergtourentauglich. Die Belüftung erfolgt ganz oben am First und unten herum is auch Netzgewebe, so daß die feuchte, warme Luft oben abzieht. Das Zelt habe ich schon unter widrigen Bedingungen (Schneefall, -2 Grad) am Lac Blanc im Elsaß erprobt:

Das sensationelle Gewicht kommt daher, daß es ein einschaliges Zelt ist, also kein getrenntes Außen- und Innenzelt. Ein Tip auch für schnelle Touren mit dem Randonneur, absolut ideal für kürzere Reisen bis 1 Woche, bei längeren Reisen stört dann doch die Enge im Zelt, dafür ist es auch nicht gedacht. Jetzt im Sommer habe ich dazu einen leichten Schlafsack und eine dünne Isomatte, da kann man mit 4 Kilo Ausrüstung(verpackt in einer einzigen Ortlieb-Tasche, in der noch etwas Platz bleibt, so kann man mit 2 Packtaschen Gepäck bequem eine dicke Wochenendtour machen, Lowrider bleibt leer) zelten gehen. Wer da noch ins Hotel geht, ist selber schuld. Das Zelt ist ein Direktimport aus den USA, eine Neuerscheinung, an sich in Deutschland noch nicht am Markt. Erhältlich jedoch beim Direktimporteur riesenstein.de in Heidelberg.

Nach diesem Exkurs über Bergausrüstung (ist ja nicht ganz off-Topic, denn der Zelt-Tip ist für Radfahrer auch interessant) nun zurück zum Berg. Mit gepacktem Rucksack und Schalenschuhen an den Füßen ging ich dann los vom Refugio Murray (GPS: MUBIKE) in Richtung Refugio Atacama (dieses Refugio heißt auf der Landkarte auch Rojas Refugio, GPS: CAMP26-03AD2) . Das ist eine Strecke von etwa 20km, von 4600 auf 5200 m steigend. Es handelt sich dabei um eine Piste, die mit Geländewagen befahrbar ist. Mit dem Fahrrad ginge das zur Not auch noch, der Nutzen ist aber grenzwertig, da viele Schiebepassagen dabei sind. Letzten Endes tut man sich wohl leichter, wenn man das Fahrrad zurückläßt und nur mit Rucksack diesen Weg abläuft. Nach 4 km etwa kam ein Toyota Hilux, gefahren von einem Bergführer. Dieser nahm mich mit bis zum Rojas Refugio, was einen halben gesparten Tag bedeutete, daher nahm ich das Angebot gerne an. Wichtig ist es auch jetzt die Frage der Permits zu besprechen. Man benötigt zwei Permits für den Ojos del Salado. Zum einen eine (kostenlose) Erlaubnis der Zollbehörde (www.difrol.cl), zum anderen benötigt man einen kostenpflichtigen Permit der Privatfirma, welche die Refugios am Ojos del Salado unterhält (www.aventurismo.cl, Kosten: 160 Dollar). Die Erlaubnis der Zollbehörde muß man 20 Tage (oder noch früher) vor der Reise per Internet beantragen, ein Formular steht zum Download bereit (Inicio>Expediciones>Formulario Expediciones). Zum Glück habe ich in Copiapo Bergsteiger getroffen, die mich darauf hingewiesen haben. So konnte ich (etwas umständlich und nervenaufreibend) die Genehmigung auch vor Ort einholen. Am Berg wäre das aber nicht mehr möglich gewesen. Somit bin ich nur knapp einer vergeblichen Anfahrt entgangen. Einfacher ist es auf alle Fälle, dies von zu Hause aus per Internet zu erledigen. Hier verdient der Bergführer von Hermann Kiendler eine klare Rüge. Den Hinweis auf die Zollgenehmigung hat er im Vorwort versteckt. Sehr intelligent. Liest man dann die Beschreibung zum Ojos del Salado bleibt einem der wichtige Hinweis verborgen. Die andere Genehmigung von aventurismo.cl ist gar kein Problem. Die würde ich auf gar keinen Fall im voraus einholen. Wenn man die Dolares dabei hat, kann man das jederzeit beim Bergführer am Basislager bezahlen. Eine Führung ist damit aber nicht automatisch inbegriffen. Die Gebühr gibt erstmal nur das Recht, den Berg zu besteigen und die Refugios zu nutzen. Da die Firma natürlich am Geld interessiert ist, kann man diese Genehmigung unproblematisch vor Ort am Berg bekommen. Bei einem Einkauf im Vorverkauf läuft man höchstens Gefahr, daß etwas dazwischen kommt (Krankheit, Panne…), dann wäre das Geld verloren. Wenn niemand vor Ort ist am Basislager, dann käme man auch kostenlos auf den Berg. Was bei mir nicht der Fall war, denn der Bergführer von aventurismo hatte mich ja aufgegabelt mit seinem Hilux. Darüber war ich aber gar nicht traurig, denn ich hatte nochmal Glück: am nächsten Tag war eine Führung angesetzt, vier andere Bergsteiger aus Polen waren bereits im Mittellager. Es sollte um 3 Uhr in der Dunkelheit losgehen. Ich wäre allein niemals in der Dunkelheit losgegegangen und hätte einen Tag mehr gebraucht (mit Hochlager im Biwaksack), da ich den Berg nicht kenne. Somit also dank Bergführer zwei Reisetage eingespart, das lohnt die Besteigungsgebühr. Durch die kürzere Besteigungsdauer, weniger Nahrungsbedarf, dadurch die Möglichkeit noch den Nachbarberg El Muerto zu besteigen. Also ein gutes Angebot.
Am Rojas Refugio (oder auch Refugio Atacama, das ist dasselbe, Höhe 5243m) kam ich dann also per Auto mit dem Bergführer an. Dort dann Übernachtung, im Biwakzelt, denn es gibt dort nur zwei wenig einladende große halbkugelförmige Gruppenzelte. Die waren zwar leer, aber nicht besonders gemütlich, außerdem war das Wetter sehr gut. Am nächsten Tag gab es noch leckere Marmeladenbrote beim Bergführer, das Biwakzelt, den Kocher, den Biwaksack, die Hälfte vom Wasservorrat und die Hälfte des Essens sowie die Ortliebtaschen blieben unten am Basislager. Mit freien Händen, also Trekkingstöcke in der Hand ging es dann von 5200m auf 5800 m, dort ist das Tejos Refugio, welches komfortable Container bietet, natürlich kein fließendes Wasser (GPS: TEJOS REFUGIO). Bei GPS: RINNSAL könnte man aber Wasser nachfüllen. Mit 5800 m Höhe beansprucht diese Unterkunft den Titel „höchste Berghütte der Welt“:

Der Anstieg vom Refugio Atacama aus ist einfach, es sind lediglich 600 Höhenmeter zu schaffen, noch dazu auf einem Weg, der von guten Geländewagen noch gemeistert werden kann. Daher war ich mittags schon oben am Mittellager, nun mußte bis um 3 Uhr morgens am nächsten Tag gewartet werden, Gelegenheit für Stromproduktion mit der Sistech-CHEPRE Anlage:

Am nächsten morgen ging es dann bei -18 Grad in der Frühe los. Trotz Anstieg bergauf konnte man bei dieser Temperatur „alles“ anziehen: gefütterte Berghose, Daunenjacke, Fäustlinge, Mütze. Für mich war bei der Unternehmung auch neu, daß es das erste Mal war, daß ich einen Berg mit Führer besteige. Das Tempo kam mir langsam vor, das freute mich natürlich, besser als anders herum. Ich vermutete, daß der Führer die Kräfte schonen wollte und argwöhnte noch, daß das dicke Ende noch kommt. Hier ein Bild der Gruppe:

Es gibt auch schon einen Ausblick auf den Nachbarberg El Muerto, den ich auch noch besteigen will:

Die Temperaturen werden angenehmer. Auf 6740 m Höhe ist ein Talkessel mit einem Hochplateau, dort ist erstmal eine halbe Stunde Pause. Denn einer der Polen ist etwas in Hintertreffen geraten und auch der Bergführer ist nicht mehr vorne dabei. Das war eine Überraschung für mich, die Akklimatisation durch die schwere Anfahrt mit dem Anhänger über zwei 4000er Pässe hat also gut gewirkt, ich war da gut trainiert und hatte mit der Höhenluft keine Probleme. Nach der Pause ging es dann an die Bewältigung der letzten 150 Höhenmeter. Hier lief ich zu Hochform auf, obwohl ich selber auch Verschnaufpausen einlegte war ich etwa eine Viertelstunde vor dem Führer oben, was mir eigentlich gar nicht so recht war, da ich an den Kletterstellen, lieber mir die besten Griffe abgeguckt hätte. So mußte ich mir also den Weg selber überlegen und erntete Lob für meine Kondition. Die Rucksäcke haben wir auf dem Plateau liegen lassen, nur Fotoapparat und warme Kleidung am Körper, am Gipfel ist es ja immer lausig kalt im Wind. Es geht durch ein steiniges Couloir nach oben:

Steigeisen sind empfehlenswert. Im oberen Bereich ist eine exponierte Stelle, an der ein großer Block überwunden werden muß, da ich die Bandschlinge im Rucksack zurückgelassen hatte, mußte ich mich auf das angebrachte Fixseil verlassen, also besser die Bandschlinge immer dabei haben in der Jackentasche:

Dann kommt der große Moment, der Gipfel ist erreicht:

Es gibt auch ein Gipfelvideo.
Hier noch ein Bild zusammen mit dem Bergführer Hernan Donoso am Gipfel:

In den Hand halte ich die Trophäe: der Koffer mit dem Gipfelbuch, die Banco de Chile sponsort den Andinismus und stellt auf den wichtigen Gipfeln diese Koffer bereit. Auf dem El Muerto liegt auch einer.
Es zieht etwas Bewölkung auf, aber das Wetter bleibt noch gut. Um 4 Uhr nachmittags etwa sind wir wieder unten am Tejos Refugio. Von dort geht es dann noch weiter zum Refugio Atacama. Um 18 Uhr 30 setzt dort etwas Schneefall ein, ich verkrieche mich daher in dem kuppelförmigen Gruppenzelt, das ich beim Aufstieg verschmäht hatte. Die Bergsteigergruppe hat einen Jeep zur Verfügung und fährt zur Laguna Verde, welche ich am nächsten Tag vom El Muerto aus sehen werde. Alle wünschen mir viel Glück, was ich auch brauchen kann, denn das Wetter muß sich bessern. Es gilt ja auch immer noch der Ausspruch aus dem Berg-Buch, daß eigentlich in dieser Gegend der Wintereinbruch bevorsteht. Am nächsten Tag präsentiert sich aber eine heile Welt, perfektes Fotowetter. Die Sandwüste ist verzaubert durch Schneereste, welche von der Nacht noch liegen geblieben sind, der kleine Bach ist gefroren:

Der Anstieg ist ziemlich beschwerlich, da die Hänge entweder sehr sandig sind, so daß man bei jedem Schritt etwas zurückrutscht, oder aber es sind Blockmeere zu überwinden:

Auf etwa 6000 m Höhe (GPS: CAMP 29-03) mache ich ein Hochlager im Biwaksack, die Stelle ist recht eng und erlaubt nicht, sich großartig umzudrehen beim Schlafen, um nicht den Abhang herunter zu kugeln. Aber ebene Plätze waren dort nicht zu finden.
Es gibt dort oben kleine Gletscher:

und prächtige Ausblicke auf den Ojos del Salado, einen Berg den ich jetzt mit Stolz statt mit Furcht betrachten kann:

Am Gipfel dann der berühmte Koffer der Banco de Chile, im Hintergrund die Laguna Verde, wo der Bergführer Hernan mit dem Rest der Gruppe hingefahren war:

Es gibt auch wieder ein
Gipfelvideo.
Mit Hernan habe ich noch einen guten Deal gemacht. Er muß heute nach Copiapo fahren, denn morgen ist der 31. März und damit Saisonende am Ojos del Salado. Um die Berghütten winterfest zu machen, muß er dort Einkäufe tätigen. Ich habe ihm Geld mitgegeben und damit besorgt er mir in Copiapo im Supermarkt ein „Freßpaket“, unter anderem mit leckerer chilenischer Marmelade, in Verbindung mit weichem Vollkornbrot ein echter Genuß:

Diese Marmeladentüten sind eine echte Problemlösung, die Menge ist gerade richtig für eine Mahlzeit, da hat man keine Probleme mit schweren Gläsern, die brechen oder aufgehen können. Das wäre auch eine Idee für die hiesige Industrie. Auf den Tüten steht „Disfruta la mermelada con trojos de fruta“ =“Genieße die Marmelade mit Fruchtstückchen“, denn es sind Fruchtstücke in der Marmelade enthalten. Disfrutar steht für Genießen.
Vor diesem Genuß steht aber erstmal der Abstieg von 6488m auf 4600 Meter, wo das Refugio Murray steht. Schneefall setzt ein:

Die Situation wird etwas ungemütlich, da in der Ebene noch die 15 km bis zum Refugio Murray zu schaffen sind. Ich gehe ohne Pausen flott weiter, damit der Weg nicht vollkommen verschwindet unter dem Schnee. Doch bald hört der Schneefall auf und ab 4900 m liegt kaum noch etwas. Ich komme erst um Mitternacht an, das versprochene Freßpaket ist da, ein Geschenk des Himmels nach dem langen Tag. Natürlich werden sofort die erste Marmeladenpackung und das erste Trinkjoghurt vertilgt. Am nächsten Morgen bietet sich wieder ein fabelhaftes Bild vom verschneiten Ojos del Salado:

Auf 4600m Höhe liegt überhaupt kein Schnee, die Rückfahrt ist also problemlos. Nach etwa 30 km nehmen mit Straßenarbeiter mit bis zur Grenzstation, wo ich ein zweites Mal übernachte. Den eingesparten Tag kann ich gut gebrauchen. Das nächste Ziel ist der Volcan Copiapo, dieser ist nur über die Laguna Santa Rosa zu erreichen (GPS: Laguna Santa Rosa). Die Straße zweigt ab von der Asphaltstraße beim bereits erwähnten Punkt ROSA. Diese Straße ist eine ziemliche Schmach, da sie stark versandet ist. Dies ist ein Dilemma in Chile, ebene Straßen verlaufen oft in versandeten Hochebenen oder Salaren, dort ist die Erde sandig und es bildet sich keine feste Fahrbahndecke. Sobald die Straße ansteigt jedoch verbessert sich die Festigkeit. Dadurch sind Steigungen leichter zu fahren als ebene Abschnitte, wo sogar oft geschoben werden muß. Man ist schon froh, wenn das Schieben einigermaßen leicht geht, oftmals muß man das Rad regelrecht ziehen, weil sich die Räder so tief in den Sand eingraben. Somit schaffe ich an diesem Tag nur etwas über 40 km Fahrstrecke, Zelten bei CAMP 05-04, noch im Becken des Salar de Maricunga. Am 17.04. ist Rückflug, daher kommt es in den folgenden Tagen darauf an, nach Möglichkeit besser voran zu kommen. Ein Problem hat sich von selbst erledigt: winterliches Wetter ist kein Thema mehr. Der Volcan Copiapo ist der östlichste der Berge in der Gegend und steht deshalb unter dem Einfluß der Küste, das bedeutet: Wärme und Schneefreiheit. Steigeisen sind nicht nötig:

Am nächsten Tag geht es weiter bis an die Basis des Volcan Copiapo. Der Anfahrtsweg führt durch ein kleines Tal mit einem recht üppigen Bach, die Quebrada Rio Villalobos. Der Kontrast zwischen dem grünen Talgrund und den Bergen liefert viele schöne Fotostellen:

Bei der Beschreibung des Anfahrtsweges hat der Andenführer von Kiendler nochmal kräftig gepatzt. Es soll drei Routen geben, es zeigte sich: die Nordroute war in Wirklichkeit gar nicht vorhanden, statt dessen begann die Anfahrt auf der Westroute in der Nähe der Mina Marte. Dort ebenfalls schöne Fotostellen:

In der nahegelegenen Mina Marte wird Gold abgebaut. Im Gegensatz zum verstaatlichten Kupferabbau sieht der chilenische Staat allerdings nichts von den Gold-Einnahmen, abgesehen von Umsatzsteuer. Das gefundene Gold gehört komplett der jeweiligen Bergbaufirma, die es abbaut.
Die Westroute schwenkt dann später in die vom Andenführer so genannte Nordroute ein. Hier hat der Autor wohl aus der Erinnerung geschrieben, oder das ganze in einer Bibliothek recherchiert. Der ganze Führer ist nur bedingt empfehlenswert, im ganzen Buch taucht keine einzige GPS-Koordinate auf, statt dessen viele Hinweise zur Besteigungsgeschichte der Berge. Vor Ort ist der Nutzen des Buches begrenzt. Deshalb lasse ich das Buch auch unten im Basislager, dafür suche ich mir eine etwas abgelegene Schlucht, die von der Straße nicht einsehbar ist. Dort wird das Fahrrad versteckt (GPS: BIKECOP). Kurz danach endet auch die Piste (GPS: ENDE PISTE) und es geht „frei Schnauze“ einfach querfeldein rauf auf den Berg. Bei GPS: COPLAGER auf 5700m Höhe mache ich ein Hochlager, das entspricht 1500 Höhenmetern Tagesleistung, mehr ist auf dieser Höhe kaum drin. Außerdem wurde es um 16 Uhr stark windig und dabei sehr kalt, so daß es ratsam erschien, die Sturmböen lieber im Biwaksack auszusitzen bzw. auszuliegen. Der Volcan Copiapo ist recht anspruchsvoll, sind es doch vom Basislager zum Gipfel 1900 Höhenmeter, fast wie beim Ojos del Salado. Am nächsten Tag erreiche ich dann gegen 11 Uhr den Gipfel (GPS: XCUMBRECOP), siehe Gipfelvideo und Gipfelfoto, ein Koffer der Banco de Chile liegt hier nicht (Geld ist in den Koffern ohnehin nie drin…), der Berg ist auch nicht so bekannt und hat daher die Ehre wohl nicht verdient:

Hier noch ein Detailbild vom Salar de Maricunga:

Der Ojos del Salado präsentiert sich nochmal in voller Größe:

Auf dem Volcan Copiapo gibt es eine Kuriosität, einen Haufen Feuerholz (GPS: INKAFEUERHOLZ), der angeblich von den Inkas dort hochgeschleppt worden ist:

Gegen acht Uhr abends erreiche ich dann wieder das Basislager, wo ich das komfortable Kuppelzelt aufbaue und mich perfekt erholen kann, den „geschafften“ Berg immer im Blick:

Mittlerweile ist der 5. April, es verbleiben noch 11 Tage bis zum Abflug. Als Plan reift heran, zügig nach Copiapo zu fahren (geht alles bergab) und von dort per Bus nach Santiago. Dort gibt es noch die Möglichkeit den Del Plomo (5424m) zu besteigen, allerdings ein Berg mit Fragezeichen, denn in der Region Santiago könnte es möglicherweise schon winterlich zugehen.
Auf dem Weg nach Copiapo wird die Laguna Santa Rosa passiert, welche landschaftlich sehr schön ist. Die Flamingos sind jedoch schon abgezogen in wärmere Gefilde:


Nach der Laguna Santa Rosa ist noch mal ein giftiger Paß zu bewältigen, der Portazuelo de Maricunga, welcher aber größtenteils fahrbar ist, da die Bergstraße einen harten Untergrund bietet. Belohnt wird man mit einer schönen Aussicht auf die Laguna Santa Rosa und die Tres Cruces Berge:

Die folgende Abfahrt ist spektakulär und bietet Ausblicke wie im Film „Lohn der Angst“:





Die Straße bietet zwar festen Untergrund, ist aber dennoch tückisch wegen häufigen Stellen mit losem Material, auch bergab kann wegen des schweren Anhängers nicht schnell gefahren werden, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Mehr als 15 km/h sind keinesfalls drin, oftmals wäre auch das noch zu schnell. Sonst käme nach dem Lohn der Angst eventuell noch ein Ende mit Schrecken.
Hier noch ein absolut wüstentypisches Bild:

Kurz vor La Puerta, dem Ort mit dem kleinen Gasthof, wird eine tief eingeschnitte Schlucht passiert:

In La Puerta gibt es dann eine schmackhafte Gemüsesuppe mit kaltem Cola, ein wohlverdienter Genuß nach der heißen und staubigen Abfahrt. Da es erst 3 Uhr nachmittags ist, kann ich noch auf der nun glatten Straße auf dem selben Weg wie zu Beginn der Ojos-Tour zurück fahren nach Copiapo.
Dort gibt es schmackhafte Opuntia-Früchte:


Sie sind roh essbar, nach dem Abschneiden der Pole bringt man vier Längsschnitte an und kann die Schale abziehen, man sollte die braunen Punkte in der Schale nicht zu innig anfassen, denn dort sind noch kleine Stachel drin. Deshalb die Schale auch keinesfalls verzehren.
Nach einem Ruhetag in Copiapo (Fotos von der Stadt ab dem Bild mit den Opuntia-Früchten im Album sichtbar) geht es per Bus weiter nach Santiago, die Fahrt dauert immerhin von 21 Uhr abends bis 8 Uhr morgens. Da im gebuchten Bus kein Gepäckraum mehr frei ist, werde ich schnell und unkompoliziert auf einen etwas späteren weiteren Bus umgebucht.
In Santiago starte ich gleich in Richtung Valle Nevado, dort befindet sich der del Plomo. Der Aufstieg per Rad ist trotz Asphaltstraße happig, es geht von etwa 500 m Höhe hinauf auf 3000m, dort befinden sich die Hotels des Wintersport-Ortes Valle Nevado.Das Busterminal in Santiago liegt bei GPS: Busairport. Ein wichtiger Punkt in Santiago ist auch GPS: TREKBIKES, dort habe ich mir einen Fahrradkarton für den Samstag reservieren lassen. Ich muß daher am Samstag vormittag wieder in Santiago sein, es verbleiben 5 Tage für den Berg, was recht knapp ist, denn 2 Tage benötigt der Anstieg per Rad, weitere 2 Tage für die Bergtour, verbleibt ein Tag für die Rückkehr. Aus Santiago hinaus wird auf der Avenida Las Condes gefahren, einer vornehmen Wohn- und Geschäftsstraße, die Sitz vieler großer Firmen ist, zum Beispiel von der chilenischen Nestlé-Zentrale, die den Markt für Kekse, Milchpulver, Speiseeis und ähnliche Fertignahrung fest in der Hand hat. Es gibt wohl keinen Lebensmittel-Laden in Chile, der nicht irgendetwas von Nestlé verkauft. Die Avenida Las Condes ist so lang, daß es fünfstellige Hausnummern gibt.
Die Straße windet sich dann weiter hoch in die Cordillera, die Kurven sind numeriert, es gibt über 40 Haarnadelkurven:

Im Wintersport-Ort Valle Nevado grüßt deutsche Technik vor der Kulisse der Hotelbunker:


Die folgende Bergbesteigung hat landschaftlich viel zu bieten. Die Anmarschbeschreibung des Andenführers ist wieder mal unbrauchbar. Ich suche mir selbst einen Weg. Wer es nachmachen will: meinen Rückweg benutzen, siehe Track, der Rückweg ist kräfteschonender als der Hinweg, da habe ich unnötige Umwege gemacht. Am Fuße des Berges übt eine Einheit der Carabineros de Chile, es ist eine Einheit für Spezialoperationen (GOPE-Grupo Operaciones Especiales). Der Vorgesetzte ist begeistert von meinem Vorhaben, nach der Radtour von Santiago aus auch noch den Berg besteigen zu wollen und schenkt mir seine Fleece-Mütze mit der Aufschrift GOPE. Hier das Zeltlager der Carabineros:


Hier nun einige Impressionen von der Landschaft:



Nachmittags kommen Nebel, Schneefall und Sturm auf, so daß ich mich gegen 16 Uhr auf 4600m Höhe im Refugio Agostini verkrieche (GPS: AGOSTINI):

Nun folgt der dritte und letzte Teil!

Geändert von peterxtr (06.05.12 21:39)
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#824999 - 06.05.12 21:40 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
peterxtr
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Das Wetter ist richtig ungemütlich, man merkt, daß die Kraft der Sonne nachläßt, die Bergsteigesaison ist eindeutig zu Ende. Wegen der verlorenen Zeit infolge des frühen Hochlagers starte ich am nächsten Morgen früh um 3 Uhr. Der Sturm hat nachgelassen, so daß ein weiterer Anstieg möglich ist. Endlich präsentiert sich der schöne Gipfel im Sonnenschein:

Die weiße Schneefläche im Foto ist übrigens ein ausgewachsener Gletscher, Steigeisen sind erforderlich, Achtung vor Gletscherspalten, da sind auch größere Spalten dabei. Man kann aber alles problemlos umgehen, am Rand des Gletschers ist die Eisdecke geschlossen. Als ich oben auf dem Gipfel bin kommt plötzlich Nebel auf. Ich beginne den Abstieg, bekomme aber kurz unterhalb des Gipfels Gelegenheit für ein Gipfelfoto:

Der dominante Berg am Horizont ist der Tupungato, ein sehr abgelegener, anspruchsvoller Berg (6570m). Es gibt auch wieder ein Gipfelvideo.
Bei der Rückkehr verschlechtert sich das Wetter massiv. Zunächst bleibt es bei Schneefall. Ein Maultiertreiber begegnet mir mit bepackten Tieren, danach kommen Wanderer, vermutlich eine Bergsteigergruppe;

Als ich später in Valle Nevado ankomme, bricht ein Gewitter los. Trotzdem muß ich die Abfahrt beginnen, denn es ist Freitag abend und ich muß morgen vormittag den Fahrradkarton abholen. Steine liegen auf der Straße, die teilweise überflutet ist. Im Schein der Stirnlampe rolle ich mit 10-15 km/h bergab. Bei 2500 m Höhe, nach den ersten 10 schwierigen Kurven, stoppt ein Lkw-Fahrer, der mich schon beim Aufstieg gesehen hatte. Da sein Laster leer ist, laden wir das Rad auf den Kipper und ich komme bequem nach Santiago. Dort reicht die Zeit sogar noch, um ein Hotel zu suchen. Ich nehme der Einfachheit halber dasselbe, wie bei der Ankunft in Santiago (GPS: HOTELSANTIAGO), welches zwar nicht sonderlich komfortabel ist, aber den Vorteil hat, ganz nahe beim Busbahnhof zu liegen. Das Hotel liegt ganz nahe bei der Metrostation Union Latinoamericana (GPS: ULA), man braucht nur eine Station weiter zur Universidad de Santiago zu fahren und ist dann direkt am Busbahnhof (GPS: Busairport). Am Samstag besorge ich dann den Fahrradkarton und nutze den Rest des Tages als Ruhetag zum Bummeln in der Stadt. Am Sonntag wird das Rad verpackt, nachmittags um 20 Uhr Abflug nach Atlanta und dann weiter nach Frankfurt:

Im Jet verfolge ich aufmerksam die Flugdatenanzeige beim Steigflug, bei 7000 m denke ich mir: so hoch war ich auch schon, allerdings auf anderem Wege. Im Flieger ist es allerdings komfortabler, denn bei 7000 m ist der Steigflug beendet und der Bordservice von Delta Air Lines verwöhnt die Fluggäste...
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#825002 - 06.05.12 21:53 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
dcjf
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Unterwegs in Schweiz

Hallo Peter

Gratulation zu deinen Gipfelbesteigungen und gut dass du wieder heil zurück gekommen bist.
Die Photos gemahnen mich auch mal wieder dort hin zu fahren.

Grüsse

Christian
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#825005 - 06.05.12 22:04 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: dcjf]
peterxtr
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Das nenne ich eine schnelle Antwort! Dieser Urlaub war wirklich etwas ganz Besonderes. Nächstes Jahr will ich in der Schweiz bergsteigen, ich war ja schon auf dem DOM. Mich reizen die Dufourspitze und Castor und Pollux, die habe ich vom Breithorn aus gesehen. Ein Ausflug auf die Concordiaplatte wäre auch interessant. Du bist ja gerade in der Schweiz, etwa in den Bergen?
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#825047 - 07.05.12 07:56 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
luckyloser
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WAU!

Ich hab jetzt nur die Bilder "aufgesaugt", den Text werde ich mir noch in Ruhe durchlesen, aber danke schon einmal für diese beeindruckenden, fast schon einschüchternden Bilder! Echt Klasse!
Viele Grüße vom nordsüchtigen Holger
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#825049 - 07.05.12 07:57 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
Biketourglobal
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Unterwegs in Deutschland

bravo
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#825083 - 07.05.12 10:02 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
Jim Knopf
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Hallo Peter,

wow. Eine Wahnsinnsleistung und irre Bilder. Für den Text muss ich mir mal richtig Zeit nehmen. Habe mir jetzt erst nur die Bilder angesehen. Ganz großes Kino bravo
Gruß,

Jürgen
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#825089 - 07.05.12 10:22 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
ro-77654
Gewerblicher Teilnehmer
abwesend abwesend
Beiträge: 5.768
Super Fotos, interessanter Bericht und viele Tipps für "Nachmacher" - Bravo, mehr davon!
Gewerblich: Autor und Lastenrad-Spedition, -verkauf, -verleih
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#825093 - 07.05.12 10:29 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
sebo
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 171
Hallo Peter,
ein ganz toller Bericht, vielen Dank!
Gruß Sebastian
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#825102 - 07.05.12 10:59 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 2 [Re: peterxtr]
ro-77654
Gewerblicher Teilnehmer
abwesend abwesend
Beiträge: 5.768
Sag mal, hast du vielleicht Lust + Zeit, in KA mal einen Bildervortrag zu halten? Da würde ich kommen...
Gewerblich: Autor und Lastenrad-Spedition, -verkauf, -verleih
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#825127 - 07.05.12 11:33 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
trike-biker
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 3.703
bravo

Klasse Reisebericht, wie immer von dir.



Klaus
jetzt wieder Stadtbewohner ;-) .Wenn du unten bist, geht`s nur noch bergauf.

Liegst du schon, oder buckelst du noch !
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#825128 - 07.05.12 11:33 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 2 [Re: peterxtr]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 17.202
In Antwort auf: peterxtr
Diese Marmeladentüten sind eine echte Problemlösung, die Menge ist gerade richtig für eine Mahlzeit, da hat man keine Probleme mit schweren Gläsern, die brechen oder aufgehen können. Das wäre auch eine Idee für die hiesige Industrie. Auf den Tüten steht „Disfruta la mermelada con trojos de fruta“ =“Genieße die Marmelade mit Fruchtstückchen“, denn es sind Fruchtstücke in der Marmelade enthalten. Disfrutar steht für Genießen.

Sowas ähnliches gibt es doch auch bei uns - die kleinen Marmeladendöschen aus Alu, meist aus Hotels bekannt, aber auch im Handel gelegentlich zu finden (sogar für Leberwurst etc.). In Frankreich kaufe ich auch gerne mal die kleinen Probegläschen, die vielleicht für 2-3 Frühstücke reichen - das ist dann auch nicht so schwer und auch mal beliebt als Souvenir. Ansonsten sehe ich da aber nicht eine so großen Bedarf - zumal man ja unterschiedlich große Gläser mit Marmelade findet und man diese ggf. auch in leichtere Kunststoffbehälter umfüllen kann.

Tolle Bilder übrigens bravo - auch wenn ich mir nicht wirklich vorstellen kann, dass ich mich auf einer solchen Tour wohlfühlen würde. Aber dafür gibt es ja genügend unerschrockene Globetrotter, die die einsamen, spröden und widerspenstigen Regionen der Welt ins Bild setzen, während ich mich in heimischen Region von Wind und Wetter von der Straße fegen lasse. schockiert
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#825135 - 07.05.12 11:43 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile [Re: peterxtr]
joeyyy
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 999
Vielen Dank für den tollen Bericht. Bestätigt meinen Plan, den Aconcagua mit einer Radreise über die Panamericana zu kombinieren. Ich finde es toll, wenn man - wie Du - mehrere Neigungen und Talente miteinander kombinieren kann: Radfahren, Reisen, Kraxeln, Wandern, Fotografieren und Schreiben grins

In Antwort auf: peterxtr
...
Es folgt nun der zweite Teil des Postings. Wegen der großen Bilderzahl kommt es bei der Darstellung in einem einzigen Posting zu Fehlern.


...ja, bei aller Sympathie für's hiesige Forum: Für die komplexeren Berichte mit Einzelbildern, Galerien, Dia-Shows oder Videos halte ich einen Blog für geeigneter. Und Dein Bericht ist "reif" für einen (natürlich von hier verlinkten) Blog. Gerne würde ich mir nämlich auch einige Deiner Fotos in groß anschauen.

Gruß

Jörg.

Geändert von joeyyy (07.05.12 11:45)
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#825314 - 07.05.12 19:32 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile [Re: joeyyy]
Pinslot
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 34
Wow! Hammer Tour. Sehr schöner Bericht und tolle Bilder. Inspirierend!

Geändert von Pinslot (07.05.12 19:33)
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#825418 - 08.05.12 09:32 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile [Re: joeyyy]
peterxtr
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Hallo,
Fotos in groß anschauen: da gibt es zwei Möglichkeiten.
einmal kannst Du im Picasa-Album die Fotos downloaden auf Deinen Rechner. Dann werden sie schonmal viel größer und besser.
Wenn das nicht reicht, bitte mir als PN die Dateinamen der Fotos durchmailen, die Du in Oringalauflösung 4000x3000 haben willst.
Um den Dateinamen rauszukriegen, in Picasa die Seite Bildinformationen öffen. dort steht er. Er sieht immer so aus: CP + fünfstellige Nummer.
Zum Beispiel CP35678.jpg
Deine email-Adresse benötige ich natürlich zum mailen der Fotos. Dein Postfach sollte Kapazität frei haben.
Ein Foto hat etwa 5-6 MB.

Geändert von peterxtr (08.05.12 09:34)
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#825423 - 08.05.12 09:40 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 2 [Re: ro-77654]
peterxtr
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Hast Du diesbezüglich evtl. Verbindungen?
Zum "selber-auf-die-Beine-stellen" ist mir die Organisation zu aufwendig.
Raum beschaffen, Beamer mieten etc. da geht viel Zeit drauf.
Als Vortragender einfach kommen und mein Material vorführen-jederzeit gerne. Das habe ich mal in Bochum vor ein paar Jahren nach meiner 2. Südamerikareise gemacht.
Da würde ich natürlich auch kein Geld verlangen für meine Vortrags-Leistung, wenn jemand mir den Vortrag managt und alles organisiert.
Aber zum selber machen und alles selber organisieren ist es mir zu aufwendig.
Jetzt ist ja Sommer und ich habe nur Radfahren und Bergsteigen im Kopf. Am Wochenende ruft die Zugspitze, habe 4 Tage frei, da geht es natürlich los.
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#825428 - 08.05.12 09:50 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: ro-77654]
peterxtr
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Danke für das Lob, mir kommt es immer drauf an, Reiseberichte so zun schreiben, daß es echte Tips gibt für Leute, die das auch erleben wollen.
Also ganz konkret: Tracks zum runterladen auf das Garmin Gerät und viele Wegpunkte.
Meine Meinung zu diesem Thema: die komplette Reiseliteratur muß neu geschrieben werden.
Ein Bergführer hat heute nur Sinn, wenn alle Touren als Track herunterladbar sind auf der Homepage des Autors. Im Grunde kann aber sowas nur ein Verein stemmen. Denn ansonsten müßte der Autor ja jeden Berg besteigen, unmöglich bei einem Andenführer. Das wäre mal ein Job für den DAV.
Auch Touristikführern müssen da viel hinzulernen. Die Galle kommt mir hoch, wenn im Baedeker steht: die Kathedrale Unserer Lieben Frau befindet sich etwa 3 km Südwestlich vom Marktplatz und läßt sich über einen schönen Bummel auf der Müller-Allee erreichen. Was soll der Unsinn? Da gehört geschrieben: sehr sehenswert ist die Kathdrale (N 48.xx.xx
W 56.xx.xx) Den Rest macht jeder selber.
Das schwierige dabei: solche Fakten sammeln ist viel Arbeit und nachher ist das Buch ganz dünn.
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#825484 - 08.05.12 11:50 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
Martina
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In Antwort auf: peterxtr
Ein Bergführer hat heute nur Sinn, wenn alle Touren als Track herunterladbar sind auf der Homepage des Autors.


Das gilt unter drei Voraussetzungen:

- es gibt nur genau einen möglichen Weg
- dieser Weg ist im Gelände nicht eindeutig zu finden
- er ist trotzdem so ungefährlich, dass ein Bergführer (also ein Buch, keine Person) guten Gewissens empfehlen kann, den Weg auf eigene Faust zu gehen

Wenn 1 nicht zutrifft, sehe ich nicht, was es bringen soll, die Tracks von jemand anders nachzulaufen, wenn 2 nicht zutrifft, brauche ich gar kein GPS
Wenn du als Privatmann irgendwelche Tracks veröffentlichst mag der letzte Punkt keine Rolle spielen, ein Buchautor muss damit rechnen, dass zumindest versucht wird, ihn bei Problemen haftbar zu machen.

Zitat:

Auch Touristikführern müssen da viel hinzulernen. Die Galle kommt mir hoch, wenn im Baedeker steht: die Kathedrale Unserer Lieben Frau befindet sich etwa 3 km Südwestlich vom Marktplatz und läßt sich über einen schönen Bummel auf der Müller-Allee erreichen. Was soll der Unsinn? Da gehört geschrieben: sehr sehenswert ist die Kathdrale (N 48.xx.xx
W 56.xx.xx) Den Rest macht jeder selber.


Noch einfacher wäre es zu schreiben, Bilder der Kathedrale können auf www.blabla.de angesehen werden bzw. über die Google-Suche gefunden werden. zwinker

Martina
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#825596 - 08.05.12 17:51 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 2 [Re: peterxtr]
ro-77654
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Ich überlege, ob ich das in Offenburg für eigene Vorträge organisiere. Eventuell könnte man vier, fünf Veranstaltungen an folgenden Abenden machen.
Termin wäre im Herbst - wenn es konkret wird, melde ich mich mal!
Gewerblich: Autor und Lastenrad-Spedition, -verkauf, -verleih
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#826205 - 10.05.12 10:02 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: Martina]
peterxtr
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Haftungsfragen sind kein Hínderungsgrund. Es gibt genügend Bücher mit Wegeskizzen von schwierigen Touren. Da reicht im Textteil der Hinweis auf den UIAA-Schwierigkeitsgrad. Und dazu noch die generelle Formel, daß die gelieferten GPS-Daten auf eigene Gefahr zur Navigation verwendet werden. Das macht die viajeros_mapas, die kostenlose Südamerika-Karte genauso. Offiziell darf sie nicht zur Navi verwendet werden, wer es dennoch tut (wie ich), handelt auf eigene Verantwortung.
Nur ein Weg: wer den Berg nicht kennt, ist für einen vorgekauten Track dankbar. Wem das nicht paßt, der kann ja so gehen wie er will.
Hinderungsgrund bei den Tracks dürfte wohl eher der große Aufwand zur Erstellung sein, denn da müßte der Autor erstmal alles neu ablaufen/klettern.
Auch bei Nutzung von GPS geht der Abenteuercharakter nicht verloren. Oftmals ist in engen Tälern der Empfang schlecht, so daß der Bergsteiger dann immer noch genug selber entscheiden muß.
Aber: sehr viel Zeit und Nerven spart GPS schon bei der Lösung der Anmarsch-Frage. Gerade in Südamerika und besonders wenn die Vorräte begrenzt sind (Anfahrt per Rad), ist es wichtig das Basislager schnell und unkompliziert zu erreichen. Da ist GPS eben unschlagbar. Auch für den einfachen Schwarzwald-Führer: denn oftmals geht die erste Stunde nutzlos verloren, weil man den Einstieg nicht findet, am falschen Ende vom Dorf gesucht.
Hier müssen auch die Verlage noch umdenken. Es ist ja immer noch so, daß ein Buch "nur mit Buchstaben" recht billig ist, ein Buch "mit Bytes dabei" wird preislich gleich schon mal 2 Stufen höher positioniert.
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#826215 - 10.05.12 10:29 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
Hansflo
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was für eine tolle Tour; vielen Dank für den schönen Bericht und die großartigen Bilder.

Hans
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#826228 - 10.05.12 11:20 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile [Re: peterxtr]
Machinist
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Sehr interessante Tour, toller Bericht und Super-Fotos! Gratulation zur beeindruckenden Leistung!
In diese fantastischen Berge muss ich auch mal wieder gehen...

Was mich interessieren würde ist eine Ausrüstungsliste.
Wie fährt es sich denn mit so nem schwerst beladenen zweirädrigen Anhänger? Auf den wirklich schlechten Pisten-Abschnitten ist vorallem bergauf sicherlich schnell mal Schluss mit fahren, auch da wo man sonst oft durchaus noch fahren kann. Die Strasse zum Paso San Francisco hat ja grösstenteils einen hervorragenden Belag, am Paso Socompa sähe das aber total anders aus zwinker.
Wäre ein Einspur-Anhänger keine Option?

Beste Grüsse
Manuel
Der Mensch ist umso reicher je mehr Dinge er liegen lassen kann.
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#826265 - 10.05.12 12:40 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
veloträumer
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In Antwort auf: peterxtr
Auch für den einfachen Schwarzwald-Führer: denn oftmals geht die erste Stunde nutzlos verloren, weil man den Einstieg nicht findet, am falschen Ende vom Dorf gesucht.
Hier müssen auch die Verlage noch umdenken. Es ist ja immer noch so, daß ein Buch "nur mit Buchstaben" recht billig ist, ein Buch "mit Bytes dabei" wird preislich gleich schon mal 2 Stufen höher positioniert.

Da wirst du nochmal die Schulbank drücken müssen. träller In manchen Buchstaben steckt mehr Information als du wahrhaben willst. Dein Beispiel Frauenkirche spricht Bände. Der Verbalsatz enthält verschiedenste Infos, die ein Track nicht hat. Ein Track kann nur die Landkarte ersetzen (?), nicht aber den Reiseführer. Landkarte und Reiseführer hat man bereits auch früher parallel benutzt. Sofern es um eine Routenbeschreibung geht, kommt es natürlich auch auf die Qualität des Erzählers an.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#826369 - 10.05.12 20:03 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile [Re: Machinist]
peterxtr
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Ich habe eben noch dem Skydrive-Ordner, in dem auch der GPS-Track meiner Tour zu finden ist (Link siehe im Reisebericht), die Datei "Gepäck wiegen, Packliste" hinzugefügt. Dort kannst Du ganz genau sehen, was ich mitgenommen habe. In San Pedro habe ich zur Gewichtserleichterung noch ein paar Dinge entsorgt, nämlich ein Daypack zum vor die Brust hängen (geht nicht wenn es steil wird an den Bergen), die Atemmaske (das war so eine Idee aus den Alpen, dort ist die Luft oft sehr feucht, dann wird es im geschlossenen Biwaksack durch den Atem sehr naß, und ich habe eine Atemmaske mit Schlauch benutzt, um die feuchte Luft nach draußen zu blasen, das funzt aber nicht in Chile, weil in der Höhe die Luft zu dünn ist und der Schlauch nicht dick genug, man kriegt dann nicht genug Luft, kann nicht schlafen, außerdem ist es in Chile nicht nötig, da alles trocken ist) und einen Dromedary Bag (ich hatte drei dabei, einen habe ich entsorgt, denn zwei sind schon irre schwer, wenn mit Wasser gefüllt).
Einspuranhänger: illusorisch. Der Bobyak kann max. 30kg tragen. Ich hatte früher einen, den habe ich mal schweißen müssen, denn an der Oberseite federt immer das Rohr, dort wo es halbrund gebogen ist, und bricht dann bei der Lagerung der Schwinge. Einen Bobyak überladen, das ist nicht also nicht drin, das gibt Ärger. Und ich hatte ja bereits locker 30 Kilo Ausrüstung (ohne Wasservorrat und Essen).
Dann gibt es noch diesen Einrad-Anhänger aus dem Ostblock, da liegen dann zwei Packtaschen über einem großen Laufrad. Kann man vergessen, zu wenig Volumen, wo willst Du auf dieses Teil den großen Bergrucksack drauftun?
Der Witz beim Zweispuranhänger ist, daß das ganze Gewicht wirklich weg vom Fahrrad ist, die Deichsel dient nur zum balancieren, ist praktisch unbelastet. Beim Einspuranhänger ist die Deichsel bzw. Schwinge mit dem halben Gewicht belastet, das schwingt und vibriert bei jedem Schlagloch, ermüdet dann und bricht.
Ein Zweispuranhänger ist auch die Garantie für Null-Ärger am Rad, denn das Rad, insbesondere das Hinterrad ist ja dann frei von Gepäcklast. Du weißt ja bestimmt, viele Reiseradler haben Probleme mit dem Hinterrad. Ich habe ja keine Reifenpannen gehabt.

Fahrverhalten: Bergauf fahren ist nicht so das Thema. Die Cuesta Codoceo ist ja knallhart (3000 auf 4300 m, ungeteert und nur mäßig gesalzen, keine besonders gute Straße). Problematisch beim Fahren sind versandete Abschnitte. Die kommen in der Ebene vor, in den Salaren. Salar de Maricunga war elende Schieberei bzw. Zieherei. Am Ende des Salars geht es dann wieder 800 hm hoch zum Portazuelo de Maricunga, das konnte ich dann wieder fast alles fahren. Lediglich in Harnadelkurven wird es dann manchmal einfach zu steil.
Wegen der Versandung habe ich ja dann auch den Plan geändert und habe statt Paso Socompa den Paso San Francisco mit Ojos del Salado gemacht.
Das Hauptproblem beim Socompa ist: schaffen würde man die versandeten Abschnitte schon irgendwie. Nur hat man nicht die nötige Ladekapazität um genug Wasser und Nahrung für die Strecke und eine anschließende Bergbesteigung mitzunehmen. Den Socompa kann man zwar per Rad bezwingen, aber dann unterwegs noch einen Berg mitnehmen, das ist nicht drin, dazu braucht man zu viel Nahrung und Wasser.

Geändert von peterxtr (10.05.12 20:12)
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#826387 - 10.05.12 20:55 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile [Re: peterxtr]
Machinist
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Okay, danke dir für die Ausführungen!

Die Problematik mit der Wasserversorgung ist mir bekannt, und bei zusätzlichem Bergsteigen wird es je nach Unternehmen wirklich sehr, sehr schwierig.

Dennoch könnte man es m.E. deutlich leichter versuchen. Wenn ich deine Packliste sehe, dann ist die für meine Begriffe schon ziemlich voll, und es hat Etliches was ich als Entbehrlich oder zu schwer betrachte. Brauchst du auf so ner Tour wirklich einen Drehmomentschlüssel schmunzel ?

Wie schwer ist denn die reine Bergsteiger-Ausrüstung? Ein Paar Bergschuhe wiegen bei mir maximal 2 kg, Steigeisen vielleicht 1000 g, mein Pickel kommt auf 360 g. Stöcke hattest du noch, die würde ich weglassen. Hab ich was vergessen?
Als Rucksack habe ich oft einen leichten und zusammenrollbaren Golite Gust (600 g) verwendet. Der ist nicht mit deinem Monsterpack zu vergleichen und überträgt keine so hohen Lasten, er fasst aber bis zu 70 Liter, und ich trug ihn mit bis zu etwa 18 kg beladen.
Zusätzlich zum sowieso mitzuführenden Gepäck für solch eine Tour kämen also gegen 4 kg. Ich war in den Anden mit etwa 14 kg unterwegs, ergäbe also höchstens 18 kg ohne Lebensmittel und Wasser. Vielleicht liesse es sich sogar ganz ohne Anhänger machen, dann kommt dessen Gewicht gar nicht dazu, setzt aber sehr stark belastbare Laufräder und Gepäckträger voraus (was bei 15.4 kg Radgewicht drin sein sollte).

Das soll jetzt keine Kritik (sondern Anregung) sein. Ich finde deine Unternehmungen beeindruckend und bewundere deine Ausdauer.

Die Fahrt von Santiago nach Valle Nevado und zurück habe ich zweimal als eher kurze Tagestour ohne Gepäck gemacht. Wenn du für den Aufstieg (ca. 60 km/2500 Hm auf Asphalt) zwei Tage brauchst, dann sind die 30 kg plus Essensvorräte vielleicht doch etwas üppig. (Wasser kriegst du ja dort oben.)


Der Mensch ist umso reicher je mehr Dinge er liegen lassen kann.

Geändert von Machinist (10.05.12 20:59)
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#826727 - 11.05.12 19:41 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile, Teil 3 [Re: peterxtr]
natash
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Mensch Peterle,
da hast Du wieder eine Super-Tour gemacht. Radeln und bergsteigen ist eigentlich eine ideale Kombination und ganz nach meinem Geschmack, auch wenn ich etwas wärmere Gefilde bevorzuge als Du.
Danke für den tollen Bericht und die schöenen Bilder.
An einem Freitag abend käme ich zum Bilder schauen auch nach Offenburg schmunzel
Gruß Nat
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#826761 - 11.05.12 23:16 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile [Re: peterxtr]
Stocki
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Saugeiles Ding!
Der Ojos und ein paar andere 6000er in der Atacama Gegend stehen bei mir auch ganz fest auf der Agenda...schon deshalb natürlich vielen Dank für die detailierten Infos!

Ähnlich wie der Machinist stellt sich auch mir die Frage: Denkst du (Rückblickend), dass es wirklich nötig ist so viel Ausrüstung mit zu schleppen?

Ich würde es wohl mit deutlich weniger versuchen wollen. Frei nach dem Motto: Wenn ich weniger schleppe bin ich schneller und muss deshalb wieder weniger scleppen. Zmal ich gerade am Ojos weit mit dem Rad ranfahren kann und eine feste Unterkunft haben kann.

Als ich die Lagunenroute gefahren bin, hab ich meinen vieles Gepäck verflucht (15kg Rad, 25kg Gepäck, 15kg Wasser+Verpflegung) und mir überlegt, dass das auch mit leichtem MTB und 30L Rucksack gegangen wäre.
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#826828 - 12.05.12 10:35 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile [Re: Stocki]
eld0n
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Ein wahnsinnig guter Reisebericht, der einfach Lust macht, in den nächsten Flieger zu springen. Ich will selbst in zwei Jahren durch Südamerika radeln und Berichte wie Deiner sind immer wieder eine tolle Quelle der Inspiration und Motivation. Danke!
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#828455 - 20.05.12 19:16 Re: Heavyweight oder: Bergsteigen in Chile [Re: Machinist]
peterxtr
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Den Drehmomentschlüssel habe ich doch noch ganz zum Schluß ausgesondert und zuhause liegen lassen. Ansonsten: Beim Berggepäck macht das Meiste die Kleidung aus. Man startet an der Basis in kurzen Hosen und leichtem Hemd bei 30 Grad und oben muß man dann plötzlich "alles" anziehen, was den Rucksack schön leicht macht. Stöcke sind unbedingt erforderlich, erleichtern den Aufstieg ungemein, besonders wenn man einen Rucksack trägt. Haben auch alle anderen Bergsteiger dabeigehabt. Am ehesten sparen könnte man noch beim Zelt, also die Tour nur mit einem Ultraleicht-Zelt machen. Bei dem vielen Wind nachmittags ist das aber auch nicht so das Wahre und wenn das Zelt kaputt geht, hat man ein Problem. Das hätte etwa 3 Kilo eingespart. Die sperrigen Schalenschuhe sind Gold wert, wenn es an den Bergen kalt wird. Durch deren Plastik-Außenhaut saugen sie sich nicht voll Wasser, wenn man im Schnee läuft. Am nächsten Morgen sind sie dann nicht steifgefroren und isolieren immer noch einwandfrei. Für die Mitnahme auf dem Rad sind die allerdings lästig, die gehen in eine große Ortlieb-Tasche nur knapp rein. Die ganze warme Kleidung sind zwei weitere Taschen voll, dann eine weitere für Zelt und Schlafsack. Und immer noch keinen Ersatzreifen dabei, kein Wasser, kein Essen... Mit normalem Reiseradler-Gepäck (4 Ortlieb-Taschen) längere Zeit in die Berge gehen klappt nicht.
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