Die Kurden sind ein über mehrere Länder verteiltes Volk. Wir erlebten sie in Syrien, der Türkei und im Iran. Bis auf wenige Jahre und nun im Nordirak hatten sie nie einen eigenen Staat. Gerade in der Türkei wurden sie als "Bergtürken" zwangsassimiliert, Kultur und Sprache verboten. Ein viele Jahre dauernder - von beiden Seiten brutal geführter - Bürgerkrieg war die Folge. Tausende von Dörfern wurden zerstört um den "Terroristen" Rückzugsmöglichkeiten und Unterstützung zu entziehen. Momentan herrscht ein noch immer fragiler Waffenstillstand. Das Mißtrauen auf beiden Seiten ist groß. Eine starke Militär- und Armeepräsenz sticht ins Auge. Die Soldaten mischen sich aber nicht unter die Bevölkerung sondern leben in stark gesicherten Militärcamps. Patrolieren tun sie nur in gepanzerten Fahrzeugen. Striktes Fotografierverbot von allem was auch nur den Hauch von Sicherheitsaspekten betreffen könnte. Nach dem Ausschluß von einigen populären, kurdischen Politikern kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Vor unserem Hotel in Van parkte ein Wasserwerfer und Hundertschaften schwer bewaffneter Sonderpolizisten warteten in den Seitenstraßen. Auf der gesamten Reise hatten wir nicht solche Beklemmungen. Von unseren türkischen Freunden und an den Armee Checkpointen wurden wir vor wildem Campieren und den Terroristen und "Animals" gewarnt. Wir trafen ausnahmslos auf freundliche, großzügige und gastfreundliche Leute. Und wenn sie dann noch Isabel`s geschenktes "Kurdenarmbändchen" entdeckten..... Die Natur ist atemberaubend schön und wild. Mussten oft an Karl May`s : Durchs wilde Kurdistan denken, dass ich als Knirps verschlungen hatte.Steinewerfende Kinder erlebten wir nur in der Grenzstadt. Später sahen wir früh genug wenn sich Kinder bückten, fuhren auf sie zu, sprachen mit ihnen gaben ihnen die Hand und wurden mit Winken statt Steinen verabschiedet. Die gebildeteren Kinder tun so etwas eh nicht, sondern versuchen ihre Englischkenntnisse vorzuweisen. Hoffen wir auf eine weitere Entspannung. Dann kann es einmal ein richtig schönes Reiseziel werden ......
Der erste Biker unserer Tour. Allerdings mit Motor aus Ostrau Tschechien.
vielen Dank für Deine ganz persönlichen Einblicke. Es lässt mal wieder erahnen, dass Staat und Gesellschaft nicht immer gleich sind.
Ich überlege ebenfalls, irgendwann mal Richtung Osten zu starten. Wie ist es mit dem Verkehr in Kurdistan - wird auf Radler Rücksicht genommen? Wie verhalten sich Auto-, LKW- und Busfahrer gegenüber Radlern?
Hattet Ihr auch mal Sorge, entführt zu werden oder gab es heikle Situationen?
Hallo Jörg, nein, wir hatten nie die Angst entführt zu werden. So etwas gibt es praktisch nicht. Eigenartigerweise hat jeder Angst vor Raub, Mord, Entführung, Schlangen und Skorpionen. In der Realität sind das alles wirklich die kleinsten Probleme. Beim Schwitzen bei den Anstiegen und Auskühlen bei den Abfahrten holt man sich gerne mal ne Erkältung.... und Schlimmeres. Wer noch nicht viel in fernen Ländern war holt sich laufend eine Magen- Darm- Infektion. Diejenigen, die schon häufiger da waren auch noch- aber nicht mehr so häufig. Zwangsläufig ist allerdings die größte Gefahr der Straßenverkehr. Stelle Dir vor 20000km durch Deutschland zu fahren. Ohne abgetrennte Fahrradwege. Wie häufig wirst Du dort in brenzlige Situationen kommen? Zum Glück ist dies in diesen Ländern hier deutlich seltener. Unser gefährlichste Tag der Reise war der erste. Die Fahrt von München nach Bad Tölz. Die Radwege waren zum großen Teil noch verschneit und wir mussten auf die Landstraße. Bei Rückreiseverkehr aus den Skigebieten. Ein Horror!!!! Ähnlich schlimm war es nur noch im Libanon und mit Abstrichen in Zypern. Im Gegensatz zu fast allen anderen Fernradlern fühle ich mich hier wohl und respektiert. Die LKW - Fahrer sind unsere Freunde, Busfahrer ebenso. Am Klang der Hupe hörst Du, ob sie Dich grüßen oder von der Straße jagen wollen. 95% grüßen!!! Der Rest ist im Stress und sieht Dich als Gegenstand und nicht als Mensch. Es reicht sich umzudrehen und je nach Tagesform zu winken und zu grüßen oder mit der Faust zu drohen. Du wirst als echter Mensch und dazu noch als (herzlich willkommener) Ausländer erkannt und die Fahrweise wird angepasst. Sicherheitshalber aber immer im Kopf Plan B bereit halten. Nein wir fühlen uns hier wohl auf den Straßen. Isabels Abstandhalter- meist die Landesflagge (etwa 30cm über das Gepäck ragend) wurde erst einmal berührt. Gefühlt war dieser Abstand aber bestimmt 100 mal unterschritten. Kennen mittlerweile die Eigenheiten der hiesigen Verkehrsteilnehmer: Niemand biegt hinter Dir ab, sondern er muss erst noch überholen bevor er scharf nach rechts abbiegt. Beim Anfahren und Abbremsen wird nicht in den Rückspiegel geschaut. Und Du weisst, wenn ein Wagen hält gehen gleich die Türen auf. Aber die Leute sind eigentlich alle soooooo nett. Eigentlich schreibt man so etwas nicht gerne während einer Reise. Wer weiss was morgen passiert.? Grüße Uwe
Hallo ihr beiden, danke für den tollen Bericht! Wir sind ja nach Kurdistan-Irak gefahren. Das war super! Die Differenzierungen und Beschreibungen können wir gut nachvollziehen. Was für ein Dilemma! Grüße Gunda