Hallo Jan,

schade, dass ich in deinem sonst sehr sachlichen und informativen Mail wieder einen Draufschlagsatz finden musste



Wer sagt dir eigentlich, dass der oder die, der/die dir da mit reichlich Speck auf den Rippen entgegenkommt nicht schon längst seine eigene Leistungserbringung optimiert hat? Die Menschen sind nunmal verschieden und ein BMI von 20 bzw. wahlweise ein Körperfettanteil von unter 10 Prozent sind nicht jedem gegeben. Sind wir jetzt schon soweit, dass solche Leute schon beim Radreisen belächelt werden?


Martina

Servus Martina,

ich kenne inzwischen einige "molligere" Radfahrer/innen, die nur begrenzt Ambitionen haben, ihr Körpergewicht zu verringern, ihre Ausrüstung wegen dem Gewicht zu reduzieren oder ihre Kondition zu verbessern.
Das alles schmälert bei denen den Spaß am Radreisen in keinster Weise. Ganz im Gegentum. Sie fahren halt etwas langsamer. Nur, wenn jemand 120 kg auf die Waage bringt und sich dann im 100g-Bereich seiner Ausrüstung Gedanken macht, wo noch etwas einzusparen wäre, ist das natürlich wenig effektiv. Belächeln würde ich eher die extremen Leichtgewichtsfanatiker, die mit modifizierten Renner 250km am Tag machen müssen. Belächeln aber auch nur, weil mir das einfach fern liegen würde. Wenn es jemand gerne tut, schadet er auch keinen, also soll er.

Grüße
Josef

Hallo, ihr alle!

Ihr letzten Drei habt, finde ich, eigentlich alle recht, auch wenn ihr etwas streitet:
Wenn ich eine bestimmte Leistung bringen will, kann ich, um das zu erreichen,
-Gewicht sparen
-Abspecken und/oder
-für bessere Leistungsfähigkeit sorgen.
Das Anspruchniveau und andere Faktoren wären dabei auch noch zu hinterfragen.

Wo wer ansetzt, bleibt uns glücklicherweise allen selbst überlassen. Da eine Radtour ja dazu da ist, um der betreffenden Person Freude zu bereiten, sehe ich auch keinen wirklichen Grund, mich über Entscheidungen anderer lustig zu machen. (Bei Intoleranz tue ich mich da schon schwerer.)

Selbst spare ich v.a. beim Austausch von Ausrüstung an Gewicht (voll funktionstüchtige Teile mag ich nicht ausrangieren, das lohnt wegen der derzeit relativ wenigen km pro Jahr nicht), meinen Reisestil in Richtung Ernstfall ändern mag ich nicht, damit könnte ich viele kg einsparen.
Trainieren kommt zeitlich nicht in Frage, dem altersbedingten Leistungsabbau begegne ich derzeit v.a. mit
-früher Aufstehen
-höherer Tretfrequenz und
-niedrigerer Übersetzung und mehr Geduld am Berg.
Damit kann ich sogar noch immer völlig ohne Training mein Tagespensum inetwa halten. Und wenn ich mangels Ehrgeiz & Muskelschmalz einmal beim Schieben erwischt werde, halte ich das seelisch auch gut aus.
Und die Freude, unterwegs zu sein, ist mindestens genauso groß wie in jungen Jahren. Vielleicht sogar noch größer, weil ich viel weniger zeit dazu habe.

also Friede?
irg

Ich habe auf Reisen nicht das Bedürfnis, 200km am Tag zu reißen und komme mit meinem Gepäck angenehm weit, dass ich noch umhersehen kann und trotzdem weiterkomme (80 reichen) und dann brauche ich kein Ultralite und irgendwie möchte ich ja auch noch in der Ausdauer besser werden und habe noch lange nicht meine Möglichkeiten ausgereizt, dass ich mit Ultralite noch weitere Zehntelsekunden spare. Ich habe doch Urlaub!

Viele Grüße

Lena

Hallo Lena,

ich stimme auch dir zu 100 % zu. Ich konnte es noch nie verstehen, warum überall an jedem Gramm gefeilscht wird. Wenn ich die letzten 12 Jahr zurückblicke, dann habe ich bei meiner Kurbelei durch die Alpen durchschnittlich immer 30 kg dabei gehabt. Hatte Abends etwas "Komfort" und war vielleicht 1 km/h langsamer unterwegs als andere?1?

In anderen Sportarten hängt man sich Gewicht an den Körper um mehr Training und leistungsstärker zu werden. Wo ist also für die "Grammsparfraktion" das Problem?

Es grüßt dich

Georg,
der gerne die Alpenpässe in Ruhe hochfährt und trotzdem kaum langsamer unterwegs ist.

Hallo!

In Antwort auf: "sonst wäre wir noch immer mit der Ausrüstung unserer Großeltern unterwegs":

Das bin ich gewichtsoptimierender weise wirklich. An den "Record" (= Kocher mit Geschirr und Windschutz aus den 20-er Jahren) meines Großvaters kommt nach wie vor kein moderner Kocher heran.

Ich seh das Gewichtsparen sehr pragmatisch:
Was mich freut, mach ich bzw. nehm ich.
Beim Bergsteigen schränke ich mich gerne stärker ein, da schleppe ich auch das Zeug am Buckel über Berge, beim Radtourenfahren lebe ich lieber etwas gemütlicher, die Folgen spüre ich ja de facto nur bergauf.

Letztenendes ist die gewählte Ausrüstung eine Stilfrage. Dazu ein Beispiel:
In Lappland haben wir bei unseren Touren mit Langlaufschiern immer wieder Schweden getroffen, die Akjas und Riesenrucksäcke geschleppt haben, insgesamt um die 40kg.(Ohne zusätzlichem Anpressdruck lässt sich ein Akja mit Schiern nicht ziehen.) Wir dagegen haben mit Rucksäcken von unter 15kg + Futter in den gleichen, lebensfeindlichen Regionen das Auslangen gefunden. Wo diese Schweden (andere schleppen weniger) bei simplen Hangquerungen oder im Dickicht die größten Schwierikeiten hatten, liefen wir kaum gehindert durch. Dafür stellten sie am Abend einfach ihr Winterzelt auf, während wir mit unserem leichten Fuchsschwanz und unserer kleinen Lawinenschaufel erst einen Iglu bauen mussten.
Jeder Stil hatte seine Vor- und Nachteile:
Wir kamen in der beschränkten Zeit, die wir aufbringen konnten, viel weiter, dafür haben die Akja-Schlepper ihre kürzere Strecke vielleicht mehr ausgekostet. Bis heute weiß ich nicht, welcher Stil der "bessere" oder sogar der alleinrichtige wäre. Wichtig ist nur: Mein Stil muss zu mir passen.

lg irg

Tips zur weiteren Reduktion:
Ridge Rest oder Z-Rest (330 g oder 440 g) geht aber nur bis zu einem bestimmten Alter.
Zelt (ist es als 1 oder 2 Mann-Zelt gedacht?): es gibt leichtere Zelte für trockene Länder, kürzlich hab ich das mal in so einem Katalog von Diamond Back gesehen, allerdings ist die Wassersäule dann auch miserabel, gibt aber auch noch weitere zelte die Leichter sind, z.B. von Vaude (Hogan UL).
Interessehalber würde mich nun noch das Gewicht von Werkzeug und Ersatzteilen interessieren.
Töpfe würde ich sogar 2 mitnehmen für den Tee im Anschluss, aber einer geht natürlich auch.

Moin,
naja, die Nächte in Marooko sind letztes Jahr zwischen 0 und -7 gewesen, da habe ich gerne Luft unterm Hintern
Das Zelt ist ein Einmannzelt. Ich habe es für 99 Euro erstanden in den GLobetrotter Hot Offers. Sicher gibt es bessere/leichtere, aber die wenigen Gramm kosten Dich dann 400 Euro
Werkzeug und Ersatzteile:
eine kleine Kulturtasche von Tatonka gefüllt mit allem, sie wiegt gefüllt 600 g, enthalten:

Bowdenzüge
Bremsgummi
Einmalhandschuhe
Engländer
Ersatzspeichen
Fett
Flickzeug
Imbus 2/3/4/5/6/8
Kabelbinder
Klebeband
Kranzabnehmer/Hypercracker
Kurbelabnehmer
Maulschlüssel 8/10//17
Muttern
Nietendrücker
Nippelspanner
Reifenheber
Schrauben
kleiner Lappen

Die Schläuche und der Reifen sind denke ich immer gleich, es ist eine 47er Hurricane, falt, letztlich ein "Notreifen"

Jan

Wofür ist der Kurbelabnehmer, die muss doch nur abgenommen werden wenn du auch ans Tretlager willst und dann brauchst du auch noch den Schlüssel, oder gibt es noch ne andere sinnvolle Reparatur?.
Nietendrücker ist für die Ortliebs?

Mir ist vor ein paar Jahren mitten in der tunesischen Sahara einmal die Kette zwischen Strebe und Kurbel verklemmt - hätte ich den Abzieher nicht gehabt, würde ich hier nicht posten
Der Nietendrücker ist für die Kette.

Gruß,
Jan

Mein neues Buch "Ultralite Bicycle Camping - The Cyclist's Guide to Ultralite Camping und Bicycle Touring in Europe" ist jetzt fertig.

Wer will kann es kostenlos herunterladen:
http://www.bike-europe-ultralite.com/Ultralite%20Bicycle%20Camping.pdf
Enjoy!



Gruß,
Bernd

Vielen Dank, Wolfram