Hallo, hätte da mal eine Frage zum Thema Rollwiderstand:

Bin neulich eine längere Etappe bei Regen und somit nasser Fahrbahn geradelt. Trotz sonst guter Verhältnisse (eher Rückenwind, gute eigene Verfassung) hat sich einfach nicht ganz die Geschwindigkeit eingestellt, die dem Krafteinsatz normalerweise entsprechen würde.
Hatte rein subjektiv den Eindruck, als ob da irgendetwas bremsen würde, oder gar zuwenig Luft im Reifen ist... War aber nicht. Später, als dann erste trockene Abschnitte daherkamen, plötzliche Erleichterung, es läuft wieder.

Klar, Wasser "klebt" in einem gewissem Maß am Reifen, bzw am Untergrund, aber kann das wirklich einen sooo deutlichen Unterschied machen?

Und welche Rolle spielt da das Profil? Bin eher ohne Profil unterwegs (leicht abgefahrene Conti GP 4seasons), und vermute jetzt einfach einmal, dass der Wiederstand in diesem Fall sogar grösser sein könnte. Weil der Wasserfilm nicht so schön abreissen kann (wie bei einem Wasserflugzeug zum Beispiel, das beim beschleunigen erst mal "auf Stufe" gehen muss, um richtig Fahrt aufnehmen zu können...), oder so ähnlich.

Weiss da jemand mehr drüber, oder hat Erfahrungen zum Thema?

Schöne Grüsse aus dem (schon wieder) verregneten Salzburger Land,
Peter

Hi,

ich bin bei Nässe immer schneller (außer bergab). Wahracheinlich, weil ich schnell ins trockene will

Gruß
Thomas

Ein weiterer Aspekt neben dem Rollwiderstand:
Luft mit Wassertropfen ist pro Volumeneinheit schwerer (dichter) - dadurch steigt auch der "Luftwiderstand". Wieviel das aber genau ist, kann ich jedoch nicht sagen (kommt auf Regenstärke...... an). Verstärkt wird das noch durch den schlechteren CW-Wert von Regenkleidung gegenüber der schlankeren Normalkleidung.....


Viele Grüße / Micha

Steht ein richtig dicker Wasserfilm wie eine Pfütze auf der Straße, dann dürfte der Verdrängungswiderstand den Gesamtwiderstand erhöhen. Ist die Straße lediglich nass, sehe ich keinen Unterschiedhzu trocken.

Mehr Schlupf vielleicht? Ich kann mir vorstellen, dass zu den o.g. Faktoren einfach Energie verloren geht, weil die Antriebskraft am Hinterrad nicht so auf die Straße gebracht werden kann, wie wenn es trocken ist.

...und wenn du nicht weiter ins Nasse willst, wirst du instinktiv langsamer. Wär eine Erklärung

...wie so oft werden auch hier mehrere Aspekte zusammenwirken. Die Regenkleidung macht sicher allein schon einen nennenswerten Teil aus. Trotzdem, der (subjektive) Eindruck lag klar an einem deutlichen Widerstand beim Abrollen

Noch eine Beobachtung: Die Reifen nehmen Wasser mit und sprühen es als Tropfen radial wieder weg. Das Volumen, das man mit dem Reifen transportiert, dürfte sich im Laufe der Zeit zu einer ganzen Menge addieren, und diese Masse wird beschleunigt.

Besonders unangenehm sind die Tropfen, die vom Vorderrad nach vorne geworfen werden, aber dann mit dem Fahrtwind zurückkommen. Von denen wird man sogar dann noch feucht, wenn es schon nicht mehr regnet, die Straße aber noch nass ist.

Der Rollwiderstand ist abhängig vom Wasserstand auf der Strasse und der Geschwindigkeit. Das glaubt zwar jeder problemlos, wenn z.B. das Wasser 30 cm hoch steht. Es gilt aber auch, wenn das Wasser nur einen Millimeter hoch steht, und das ist ein sehr häufiger Wert. Ein Beispiel in Zahlen:

Der Einfachheit halber rechnen wir mal, dein Reifen liege mit einer (Spur-)Breite von 3 cm auf der Strasse.

Bei 15 km/h legst du pro Sekunde 416.7 cm zurück. Pro Sekunde musst du also 416.7 x 3 cm2 = 1250 cm2 Strassenfläche pro Rad vom Wasser freipressen, (sofern du nicht auf dem Wasser wandeln/radfahren kannst). Steht das Wasser 1mm hoch auf der Strasse ergibt dies 1250 x 0.1 = 125 cm3 Wasser pro Rad, = total 250 Gramm Wasser, das du pro Sekunde beschleunigen musst, damit dein Reifen auf der Strasse aufliegt. Bei 2mm Wasserstand wäre es das doppelte, also ein halber Liter Wasser pro Sekunde. Das ist nicht nichts und durchaus spürbar. Die gut sichtbare Furche, die der Radfahrer vorübergehend in die Wasseroberfläche zieht, kostet tatsächlich erheblich Kraft.

Nun kommt es darauf an, auf welche Geschwindigkeit denn das Wasser beschleunigt werden muss und das ist etwas schwierig zu erfassen. Klar ist aber, dass bei doppelter Fahrgeschwindigkeit nicht nur die doppelte Wassermenge weggedrückt werden, sondern diese auch noch höher beschleunigt werden muss. Die dazu benötigte Energie steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit, bei doppelter Geschwindigkeit also die vierfache Energie.

Bei Motorfahrzeugen mit ihren viel niedrigeren Auflagedrücken kommt es dann irgendwann so ab 90 km/h zum bekannten Aquaplaning, wenn das Wasser nicht mehr schnell genug weggedrückt werden kann und der Reifen dadurch keinen Kontakt mehr zur Fahrbahn hat.

Gruss: cevennois

Wasserverdrängung ähnlich wie bei Booten.

Je größer der Tiefgang, des höher der Widerstand.

Je tiefer die "Pfütze" ...


Anders als beim Boot wünsche ich dir nicht, dass du ins Gleiten kommst.

In gewissem Maß verringert aber Wasser auf der Fahrbahn den Rollwiderstand. Das Wasser füllt zuerst die Vertiefungen aus. Es dauert eine Weile, bis die Wassermenge so groß wird, dass ihre Verdrängung bremsend wirkt.

Meiner Meinung nach ist das Gewicht des hochgerissenen Wassers, welches am Reifen "klebt" nicht zu unterschätzen. Da dieses Wasser ständig beschleunigt wird, schätze ich diesen Effekt als größten Energieverlust ein.

Hat sich da schon mal wer tiefere Gedanken gemacht?

Und solange die Wassermenge gering bleibt kommt zumindest bei mir noch ein Effekt dazu: Im Sommer bin ich bei leichtem Regen manchmal auf die Distanz schneller. Die Maximalgeschwindigkeit sinkt vielleicht, aber durch die gute Wasserkühlung (vorausgesetzt keine Regenbekleidung!) bleibt meine Körpertemperatur im idealen Bereich und das beschleunigt auf längere Zeit gesehen wieder.......


Viele Grüße / Micha