Ich habe heute endlich mal Fotos in einer oft von mir befahrenen Nebenstraße gemacht. Ich bin mir seit Jahren nicht darüber im Klaren, wer hier eigentlich Vorfahrt hat.

Ich hoffe, die Schwarmintelligenz kann mir hier weiterhelfen.

Bild 1



Ich will hier geradeaus. Die von rechts kommende Straße ist die Ausfahrt aus einer 30er-Zone. Eine Ausfahrt ist nachgeordnet.

Ergo - aus meiner Sicht habe ich Vorfahrt.


Bild 2



Gleiche Straße etwas weiter. Ich will immer noch geradeaus. Rechts wieder die Ausfahrt aus einer 30er-Zone, die wäre nachgeordnet. Hier steht aber noch Zeichen 102. Für mich ist das widersinnig.

Hier bin ich echt überfordert.

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Ich wäre dankbar über fundierte Meinungen.

Gruß
Thoralf

für mich: rechts vor links, ob da ein verkleinertes 102 ist oder nicht.
Wie schnell darfst Du denn in deiner geradeaus Richtung fahren?

Rechts hat Vorfahrt. Wenn kein Verkehrszeichen steht ist immer Rechts vor Links.
Nur wenn es sich um eine Spielstraße handelt besteht kein Rechts vor Links. Das muss aber deutlich gekennzeichnet sein.

Das sind doch normale Straßen, also gilt rechts vor links. Bei Ausfahrten von Grundstücken, Parkplätzen etc. wäre es was anderes.

ganz klar, rechts vor links - also hast du keine Vorfahrt. Langsam frage ich mich,
wann Garagenausfahrten vorfahrtberechtigt sind Viele Strecken plane ich so, dass ich "rechts vor links" nicht beachten muss, sondern rechts abbiege bzw. rechts ein Bahngleis, Bach etc. habe.

Eindeutig: Rechts vor links!

Alle Vorredner haben recht, eindeutig rechts vor links. Das ist eine ganz normale Straße. Auf dem zweiten Bild ist sogar noch das Kreuzungsschild zu sehen, dass Dir die Situation verdeutlichen soll. Die Richtung für Dich geht im Übrigen auch noch als 30er Zone weiter.
Die Vorfahrtsregel kann nur durch eine bauliche Abgrenzung ausgehebelt werden. Damit ist z.B. gemeint, dass die von rechts kommende Straße mit Kopfsteinpflaster belegt wäre oder etwas anderes, eben völlig anders als der Teer auf Deiner Route. Dann benötigt es kein weiteres Hinweisschild für beide Seiten.
Schwierig daran finde ich, dass es quasi niemand weiß. Ich wüsste es auch nicht, wenn ich nicht mal in einer sehr brenzligen Situation gewesen wäre und dann ausdrücklich nachgefragt hätte.

Ich habe mich nochmal belesen:

In der Aufzählung fehlt tatsächlich noch die Ausfahrt aus einem Verkehrsberuhigten Bereich (§10 StVO). In Gedanken hatte ich die Aufzählung wohl auch auf 30er-Zonen fortgesetzt...

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Lage Rede - kurzer Sinn: Danke fürs Klarstellen.

Nur zur Info - brenzlige situationen hatte ich dort nie. Da ist sehr wenig Verkehr.

Gruß
Thoralf

Bei Gelegenheit fotografiere ich mal den Ort der brenzligen Situation. Und, sobald ich ihn mal wieder treffe, frage ich auch noch mal meinen Fahrlehrerfreund mit Deinen Bildern als Beispiel.

Kopfsteinpflaster ist ein ganz normaler, wenn auch archaischer Straßenbelag, zählt also auch nicht als Ausfahrt. Wenn man einen Bürgersteig quert und die Straße die Pflasterung des Bürgersteigs annimmt, dann müsste das als Ausfahrt zählen. Ausfahrten sind in der Regel mit einem abgesenkten Bordstein gekennzeichnet, das ist hier nicht der Fall.

Die von rechts kommenden Straßen sind nach meiner Ansicht keine Ausfahrten, sondern ganz normale Einmündungen von anderen Straßen.

Warum?
Gruß
Uli

Toxxi hat schon geschrieben, dass er die Wartepflicht nach § 10 StVO gedanklich auch auf 30er Zonen ausgeweitet hatte. Damit wäre der Verkehr von rechts wartepflichtig und das Hinweisschild nicht erforderlich gewesen.

Ja, der § 10 ist nur wenigen bekannt. Aber auch ich habe jetzt beim nachlesen erst gefunden, dass das auch für Fußgängerzonen gilt. Ich wollte schon lange mal nachschauen, weil es hier in München am Odeonsplatz ein sehr ungünstige Verkehrsführung gibt (für Ortskundige: von der Brienner Straße geradeaus in den Hofgarten hinein). An der Kreuzung kommt von rechts eine Fußgängerzone, die für Fahrrädern freigegeben ist. Da hatte ich mir schon lange gedacht, dass dort vermutlich eine Wartepflicht für die aus der Fußgängerzone kommenden Radfahrer gibt. Aber das weiß vermutlich niemand und es ist dort einiges an Verkehr. Aber die Kreuzung ist eh eine Katastrophe. Dort kreuzt sich der sich begegnende Radverkehr. Das heißt, die aus dem Hofgarten kommenden Radler müssen links von den aus der Briennerstraße kommenden Radler fahren.

Auszug aus Google Maps

Danke für die Erläuterung. Jetzt habe auch ich meinen Mod-Kollegen verstanden.
Gruß
Uli

Hier sparen sie seit einigen Jahren dadurch Schilder ein, daß Straßen aus Wohngebieten an ihrem Übergang zur übergeordneten Straße für einige Meter einen Belag erhalten, der eine Ausfahrt imitiert. Ich dachte zunächst, daß es erhebliche Probleme wegen dieser neuartigen Vorfahrtsregelung geben würde. Ich habe bislang aber keinen entsprechenden Konflikt beobachten können, und inzwische dürfte sich das im Bewußtsein etabliert haben. Bei deinen Beispielen würde ich mit der Vorfahrtsvermutung warten, bis sie auch dort eine getarnte Ausfahrt angelegt haben.

Darauf hoffen würde ich aber nicht unbedingt, denn die schildersparende Methode geht zur Lasten der Radfahrer. Früher konnte man in eine solche Straße problemlos einbiegen; heute muß man wegen der Kante aufpassen, daß man nicht auf die Schnauze fällt.

Wolfgang

Hallo Thoralf,

im Prinzip ist schon alles gesagt worden. Aus 30er Zonen gibt es im rechtlichen Sinne keine Ausfahrten, im Gegensatz zum VBB (verkehrsberuhigter Bereich).
https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__10.html
Daraus ergibt sich, dass sich der Vorang/die Vorfahrt an dieser Kreuzung sich nach §8 und nicht nach § 10 regelt. Dass die 30er Zone an der Kreuzung endet, ist meiner Vermutung darauf zurückzuführen, dass die Ornitstr. einst eine Vorfahrtsstraße war. Seit 1999 musste ich nach Pankow zur Arbeit und da ich gelegentlich mit dem Rad gefahren bin, kann ich mich noch daran erinnern, dass ich in den ersten Jahren als Benutzer der Ornitstraße Vorfahrt hatte. Jahrelang standen auch gelb angesrichene Verkehrsschilderstangen (oder wie die Teile fachmännisch heißen) vor den Kreuzungen rum.

Gruß Stefan