Ein herzliches Hallo in die Runde,

Wir Planen den nächsten Abschnitt in Richtung Iran. Aktuell sind wir in Tbilisi und werden im laufe der nächsten Wochen die Visa für den Iran beantragen. Mir ist gerade aufgefallen, dass ich keinen Schimmer habe, welche Route in frage kommt. Klar ist, dass wir über Armenien fahren werden, Aserbaidschan scheint wohl noch auf lange Zeit unpassierbar - schade, denn wir hätten gerne die Fähre über das Kaspische Meer genommen.

Kann mir jemand Denkanstöße für die ersten Planungsansätze geben? Wir sind keine klassischen Sightseeing Touristen. Wir fahren gerne abseits von bekannten Touristen Hot-Spots und mischen uns gerne unter das Volk der jeweiligen Nation, bekannte Attraktionen sind also kein muss. Der Winter im kleinen Kaukasus ist bestimmt nicht zu vernachlässigen, insbesondere auf Passhöhe, wir sind jedoch bestens gerüstet für Abenteuer.

Danke und Viele Grüße !

Die Route über Noyemberyan und Ijevan weiter zum Sewan-See ist landschaftlich super. Aber ich halte es momentan für absolut keine gute Idee, so nahe der asebaidschanischen Grenze zu fahren (teilweise nur 100 m und nominell durch aserbaidschanische Exklaven in Armenien). Das Auswärtige Amt warnt ausdrücklich davor.

Nur eine blöde Nachfrage - dass dort kürzlich Krieg zwischen Aserbaidschan und Karabach war, habt ihr mitbekommen? An mir geht sowas auf Radreisen nämlich manchmal vorüber, weil ich mich unterwegs jeglichen Medien verweigere. Armenien ist gerade ziemlich voll mit Flüchtlingen.

Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass Aserbaidschan sich den Zugang zu Nachitschewan militärisch erkämpfen will. Durch diesen Korridor (Provinz Syunik) müsst ihr aber durch. Auch hier gibt es eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Die Hauptstraße M-2 nach Kapan verläuft sehr nahe an der Grenze und teils über ungeklärtes bzw. aserbaidschanisches Gebiet. Alternative sind winzige steile Gebirgssträßchen weiter westlich.

Wenn ich recht überlege, ist das momentan eher risikoreich, durch Armenien in den Iran zu wollen. Man muss gar nicht mal beschossen werden, es reicht schon, dass die Versorgungssituation durch die vielen Kriegsflüchtlinge sehr eingeschränkt ist.

Und wenn ihr nicht durch Aserbaidschan wollt, dann bleibt nur der Weg durch die Türkei.

Gruß
Thoralf

Das sehe ich ein bisschen differenzierter.
Vor 4 Monaten bin ich über Noyemberian, Ijewan und Berd zum Sewan gefahren. Topographisch anspruchsvoll.
Von Flüchtlingen habe ich in den letzten Monaten nichts gehört. Die Lage scheint angespannt aber ruhig.
Eine Eskalation halte ich z.Z. für unwahrscheinlich. Keine der beteiligten Schutzmächte hat ein sonderliches Interesse daran. Das betrifft auch den Iran, der aktuell sehr viel Benzin nach Armenien verkauft.
In Armenien sind auch sehr viele russische Soldaten stationiert. Inwieweit die involviert sein werden, wird in Ankara und Moskau entschieden.

Bis auf weiteres sehe ich keinen Grund, nicht über Armenien zu fahren.

Die Hauptstrecke südlich von Goris ist seit etwa 2 Jahren gesperrt. Ebenso die M 17 von Kapan aus.
Dafür haben die Armenier eine neue Straße von Sisian nach Tatev gebaut. Evtl. noch nicht in Google Maps eingezeichnet.

Das war vor dem Krieg im September.

Stimmt. Auf OSM ist sie aber vorhanden.

Gruß
Thoralf

Ein kurzes Update zu unserer Route:

In Armenien gibt es derzeit keine Probleme bezüglich militärischer Spannungen. Die Lage im Land ist insgesamt als sehr sicher einzustufen. Wir haben folgende Route befahren:

Von Georgien kommend, sind wir bei Sadakhlo über die Grenze gefahren: Ayrum - Alawerdi - Wanadsor - Dilidschan - Sewan - Gawar - Geghhovit - Jeghegnadsor - Getik - Sisian - Tatev - Kapan - Meghri.

Die Armenier betonten mehrmals auf Nachfrage – sowohl Passanten als auch Soldaten, die ich befragt habe – dass es derzeit keine gesperrten Straßen gibt. Wir haben wenig bis kein Militär gesehen und auch keine Flüchtlinge. Sollte jemand in der Gegend unterwegs sein, kann ich dazu raten, das Land zu besuchen. Mir hat es wesentlich besser gefallen als Georgien.