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#1361230 - 05.11.18 12:39 Auf der Raise Teil 2
iassu
Mitglied
Themenersteller
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 25.086
Dauer:
Zeitraum:
Entfernung:0 Kilometer
Bereiste Länder:

Die weitere Strecke führt mich über Termoli, Foggia und Trani nach Bari. Termoli hat/ist ein hübsches Alt/Städtchen:











Aufreizende Traumlandschaften zeigen sich, wenn man auf der Ebene zwischen der Adria und Foggia den Gargano links liegen läßt. Immerhin hatte ich diesesmal hier Rückenwind:





Ein Bißchen mehr Anschaulichkeit geht ja dann doch noch:



Bevor dann zwischen Foggia und Barletta 30 km Geradeausohneortundverkehr auf dem Programm stehen:





In Adrianähe wird es wieder belebter:





Mittags finde ich am Ende dieses Abschnitts in Trinitapoli etwas versteckt das einzige Resto in gefühlt 500 km Umkreis und kann lecker Pasta tanken. Der Tag endet für heute im highlight Trani. Mein Hotel direkt an der Kathedrale:



Abendspaziergang:





Und der Blick zurück am nächsten Vormittag bei schon 38°:



Bis zu meiner Fährverbindung ab Bari am späten Abend habe ich heute viel Zeit, es sind lediglich 40 km. In Molfetta kreischt es im Stadtzentrum:





Auch hier nochmal (wie schon im Kuriose-Beschilderung-Faden) die Radweg-ja-nein-ja-nein-ja-Orgie:



Mein Schiff kommt nur 2einhalb Stunden verspätet an:



Italien verlasse ich mit ebenderselben kreativen Uhrzeitinterpretation morgens um halb zwei.

Der nächste Tag beginnt in Durres, Albanien. Die Einreise ist problemlos, wenn auch nicht ohne Prozeduren. Noch immer hat dieses Land seinen Klischeeruf weg wenn man davon erzählt. Man wird als ungefähr auf der Rückseite des Mondes befindlich eingestuft, scheint ganz im Sinne von Karl May offensichtlich allen denkbaren Abgründen und Katastrophen ausgesetzt zu sein und wird bemitleidet oder bekopfschüttelt. So gut wie nichts davon stimmt (noch). Nur absoluteste Armut abseits der Städte ist Realität:



Auch stellenweise schlechtester Straßenbelag tut indes der Stimmung keinen Abbruch:



Es gibt auch hier die südosteuropatypischen Bauruinen bzw. Wohnprojekte:



Irgendwann endet dann die Landstraße an einem Kreisel und mündet in die neue Autobahn. Während ich am Rand mein Schlaufon konsultiere, kommen zwei freundliche Polizisten und erkundigen sich nach meinen Vorhaben. Ich merke schnell, daß sie untereinander griechisch reden und wir können das Gespräch auf diese Weise fortsetzen. Ja, ich soll einfach die Autobahn nehmen und beim nächsten Kreisel rechts abbiegen. Sehr nette Begegnung.

Die "Autobahn" bleibt nur für 500 m vierspurig und ich nehme die Zufahrt zum anvisierten Divjake-Nationalpark:





Ein wunderschöner Auenwald, an dessen Ende meine Unterkunft liegt, und von wo aus man nach wenigen Metern Fußweg den Lagunenstrand erreicht:



Der nächste Tag beginnt mit dem Auenwald in umgekehrter Richtung:



Und führt dann über kleine Sträßchen verkehrsarm durchs Land:



Es sieht hier alles extrem normal aus, könnte auch in Griechenland oder sonstwo sein:



Straßenbegleitend dieses liebliche Naß:



Oooops:



Querung der Bahnverbindung:



An der ICE-Kompatibilität sollten sie noch arbeiten:



In Kemishtaj kann ich ganz normale Cola und irgendwelche Verpflegungsitems besorgen. Begegnung im Ort:



Diese Straße endet allerdings sehr bald an der SH4, diesesmal wirklich vierspurig, ohne Randstreifen, viele LKWs, trocken und heiß. Bis Qark Fier mache ich das noch mit, dort nehme ich mir mangels Busverbindung das einzige Taxi und chille in einem laut mit der Kofferraumklappe wedelnden Mercedes Jahrgang 1970 bis Vlora. Kostenpunkt für 1 Stunde Fahren: 25 €.







...in diesem Sinne. Andreas

Geändert von iassu (05.11.18 22:58)
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#1361244 - 05.11.18 13:41 Re: Auf der Raise Teil 2 [Re: iassu]
iassu
Mitglied
Themenersteller
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 25.086
Es wird nun schlußmitlustich, denn der Llogarapaß steht bevor und dahinter nochmal eine Kaskade von Höhenmeterbevorratungen. Rückblick auf die Bucht von Vlora:



Landschaftlich soweit schonmal "nett":



Blick zurück auf die Paßhöhe. Eine Art Bergscheide. Hier beginnt der eher christliche Landesteil, man sieht plötzlich Kirchen und die Ortsnamen sind gerne griechisch:



Lieblich bewaldet war der Berg allerdings auf der Nordseite, hier ist zunehmend Kahlheit angezeigt:



Und ganz dort unten das große Blau:





Langeweile kommt hier nicht auf:





Geflügelobservationszentrum:



Und irgendwann habe ich es dann geschafft und bin in Saranda. Auch ein griechischer Begriff, bedeutet: "40". Rührt von einer Kapelle auf dem Berg her, die irgendwelchen 40 Heiligen gewidmet ist. Albaniens südlichste richtige Stadt.



Nachtleben:



Die Bucht direkt unter meinem Zimmer:





Während meines Ruhetags erscheint auch brav dieses Boot, hatte ich schon in Venedig und Bari gesehen und sollte mich noch weiter begleiten:



Folgenlose Verdunkelung am Himmel:



Und dann kommt die Lagunenzuflussquerung:





Mit der Seilzugfähre:









Diagonal das Standseil, quer die Zugseile, in das Motorenhaus umgelenkt:

...in diesem Sinne. Andreas
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#1361279 - 05.11.18 16:41 Re: Auf der Raise Teil 2 [Re: iassu]
Toxxi
Moderator Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 22.175
Sehr schön, danke! Dahin muss ich auch endlich mal wieder. schmunzel

In Antwort auf: iassu
Noch immer hat dieses Land seinen Klischeeruf weg wenn man davon erzählt. Man wird als ungefähr auf der Rückseite des Mondes befindlich eingestuft, scheint ganz im Sinne von Karl May offensichtlich allen denkbaren Abgründen und Katastrophen ausgesetzt zu sein und wird bemitleidet oder bekopfschüttelt.

Falls es dich interessiert - ein (offenbar kompetenter) Albanologe hat das Werk mal auseinandergenommen und aufgezeigt, wo Karl May abgeschrieben hat, und welche Schnitzer sonst noch drin stecken:

https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1994/247.htm

Sehr unterhaltsam zu lesen! schmunzel

In Antwort auf: iassu
Ein wunderschöner Auenwald, an dessen Ende meine Unterkunft liegt, und von wo aus man nach wenigen Metern Fußweg den Lagunenstrand erreicht:


Wo iss'n das genau? verwirrt

Gruß
Thoralf
Meine Räder und Touren im Radreise-Wiki
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#1361285 - 05.11.18 17:27 Re: Auf der Raise Teil 2 [Re: iassu]
natash
Moderator Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 7.799
Ja, was soll ich sagen: Edel geworden das Albanien in den letzten 10 Jahren, gute Strassen, kleinere Müllberge und etwas aufgeräumter und europäischer wirkt es auch.
Dank Dir für die wie immer anschauenswerten Bildle- gut, dass Du einer hoster gefunden hast
Gruß
Nat
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#1361293 - 05.11.18 18:15 Re: Auf der Raise Teil 2 [Re: Toxxi]
iassu
Mitglied
Themenersteller
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 25.086
In Antwort auf: Toxxi
Wo iss'n das genau? verwirrt

hier. zwinker schmunzel
...in diesem Sinne. Andreas
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#1361306 - 05.11.18 19:09 Re: Auf der Raise Teil 2 [Re: iassu]
Keine Ahnung
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 13.173
Ich bin ja nicht an der Küste Albaniens gefahren, aber auch im Landesinnneren fand ich Albanien recht schön. Man muss dann aber Berge mögen zwinker .
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1361312 - 05.11.18 19:38 Re: Auf der Raise Teil 2 [Re: iassu]
iassu
Mitglied
Themenersteller
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 25.086
Weiter gehts.

Was ich vorher auch nicht überlegt hatte, war das Thema Roaming. Ich habe ja meinem Mobilfunkanbieter abgerungen, den Tarif beizubehalten, der mir auch in der Schweiz (!) die nicht mehr vorhandenen Roamingkosten zugesteht. An Albanien hatte ich damals aber nicht gedacht. Und promt habe ich in Durres kein Netz. Schreck. Ich meine, ohne Smartpipi und Netzanbindung zu Mama ist man ja heute nicht zu den Lebenden zählend, oder. Das Netz stellte sich dann aber doch ein - uff. Die Kosten aber auch. Abends eine Stunde im Forum surfen - uiuiuiui. Vodafone Albania funktioniert aber sehr gut, gibts nix zu meckern.

Was ich auch weiter oben verschwiegen hatte, war, daß mich beim Beladen des Fahrrads in Termoli eine Hexe angeschossen hat. Seither war ich von leicht auffälligem Bewegungsverhalten gekennzeichnet. Quasitödlich sind dann weiche Matratzen. Eine Nacht in der Schaumstoffhängematte und der Heilungsprozeß von vier Tagen ist im Eimer. Fahrradfahren geht ziemlich gut, aufsteigen und anhalten können sehr unangenehm sein. Schulterblick auch. verärgert

Das von Butrint aus leicht ansteigende Tal bleibt attraktionsmäßig untergeordnet - auf Albanisch: i mërzitshëm (langweilig). Hierfür würde sich der Abstecher nicht lohnen. Das hier ist noch einer der schöneren Ausblicke:



Mir aber war das das erwünschte highlight, mal von Norden auf dem Landweg nach Griechenland einzureisen. Ich war einschließlich dieser Reise im Leben 33 mal in GR. Die allermeisten Anfahrten führten per Fähre durch die Straße von Korfu nach Igoumenitsa. Die skyline von Saranda konnte man von Bord seit den Neunziger Jahren sehen, so etwas aufregend Geheimnisvolles hatte Albanien eben doch. Vor der Öffnung konnte man da sozusagen vom Schiff aus ins personifizierte NoGo rüberspucken. Gänsehäutchen inbegriffen.

2005 hatte ich schonmal von Igoumenitsa einen Tagesausflug Richtung Norden unternommen, 2013 die Küstenstraße von Split wegen Unterwassercharakters abgebrochen. Den Grenzübergang stellte ich mir in dunklen Träumen vor wie in einer Mischung aus Sibirien, Sahara und einer Südseesträflingsinsel. Dieses Jahr sollte es nun aber Realität werden.

Ich bin dummerweise fast trocken und frage an einem Haus nach Wasser. Sehr freundlich wird meine Flasche aufgefüllt. Von Leuten, die vor dem Haus sitzen, wie nur irgendwo in Wanne-Eickel, Bad Cannstadt oder Großwoltersdorf auch. Kurz danach ein Lädchen, ich bin gefühlt der einzige Kunde heute Vormitag.

Der Blick zurück:





Wenn gegossen, gedeihen die auch in Albanien:



Tja, und dann noch dort oben am Friedhof vorbei, das Örtchen Konispol auf dem Bergrücken darf ich zum Glück ignorieren, noch eine Kurve (hinter der ich theoretisch auch noch einen weiteren halben Paßanstieg nicht auszuschließen gewagt hatte) und ohne weitere alpine Herausforderungen liegt er vor mir in maximaler Banalität und bestens ausgebaut: der Grenzübergang nach Griechenland. Wie undramatisch:



Und nein, mir bricht es nicht das Herz: ein Konvoi schweizer Wüstenfahrzeuge, aka Unimog-Wohnmobile, hatte mich ca 45 Minuten zuvor überholt. Sie durchlaufen noch immer das Entwürdigungsprozedere an den zwei Grenzstationen. Mit dem Rad hingegen geht das wie in dem Kindererziehungskalauer mit den 2 t : flott. Vor mir verstopft dann noch eine Busladung Teenies die Schalter, die dürfen alle einen Zettel ausfüllen und den Beamten durch den Schlitz schieben. Bei mir reicht der Perso. Ein kurzer Imbiß im Buffet auf der griechischen Seite und runter gehts, die Abfahrt ans Meer.

Die Landschaft wird allerdings bald wieder einschläfernd und erst die Staustufe am Fluß Kalamas ist schön:



Ein Reiher findet meine Erscheinung allerdings wohl weniger erfreulich;



Ich passiere noch ein italienisches Pärchen, welches aber das Reifenflicken erfolgreich zu absolvieren scheint und dann habe ich es geschafft: Igoumenitsa downtown!



Das Hotel Astoria ist nicht nicht zu finden, das Innere von der Seniorbetreiberin in schönstem niederrheinisch-griechischem Maximalkitsch gestylt (noch um den Edellederplüschfaktor 5 gesteigert ist die Lobby, leider ohne Bilder):



Am nächsten Morgen gibt es für mich aber Frühstück im Grünen am Wasser:



Die nächste Etappe nach Patras erfolgt etwas abseits der ausgelatschten Mainroad:



Und birgt tierisch nette Bekanntschaften, irgendwie anscheinend aus einem örtlichen Genlabor entsprungen:



Leider konnte ich mit denen nicht spielen und sie auf ihre Radlerhinterherbellbegabungen testen, da maschendrahtgeschützt:



Ebenso süß, nur mit mehr Masse und Maßen:



Dann aber erreiche ich Patras in der Abendsonne:





FoFo. schmunzel zwinker



...in diesem Sinne. Andreas

Geändert von iassu (05.11.18 23:07)
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#1361328 - 05.11.18 21:00 Re: Auf der Raise Teil 2 [Re: iassu]
Brise
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 33
Du machst ungeheuer tolle Bilder!!!!
Ist schon ganz lange her, dass ich da war und leider nicht mit dem Rad, aber das Licht ist immer noch so...
Zum Thema Roaming: Mich hats im Sommer in Kaliningrad erwischt, auf dem Weg nach Liepaja... war auch nicht billig.
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#1361331 - 05.11.18 21:48 Re: Auf der Raise Teil 2 [Re: iassu]
Wuppi
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 2.838
Tolle Bilder und ein toller Bericht bravo

Gruß Rolf

PS: Da sind doch bestimmt ein paar Bildvorschläge für den neuen Forumskalender dabei!?
Aus technischen Gründen befindet sich die Signatur auf der Rückseite dieses Beitrages
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#1361702 - 08.11.18 08:20 Re: Auf der Raise Teil 2 [Re: iassu]
stefan1893
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 588
Super Bilder, weiter so!

Was das Thema Roaming angeht: Zumindest bei Google Maps hat man ja die Möglichkeit, Karten vorher offline abzuspeichern. Kleinere Länder wie Albanien sollten beim Speichern da keine Probleme bereiten.
Grüße, Stefan

komoot-Profil

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