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Off-topic #1148838 - 09.08.15 22:35 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: aighes]
Thomas1976
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 12.140
Genauso habe ich es 2007 auch erlebt. Mit Wohnmobil Touristen komme ich in der Regel gut aus. Nerven tun die angekarten Touristen.

Gerade wieder am Jökulsalon in Island erlebt. Ich bin spät dort angekommen und habe auf dem Parkplatz wild gecampt. Es waren vielleicht 10-15 Wohnmobil Touristen dort. Entspannte Atmosphäre und als ich meinen Kocher anschließen wollte wurde ich von einem französischen Paar gefragt ob ich mit Ihnen Essen wollte schmunzel

Mit der Ruhe war es am nächsten Morgen gegen 08:30 Uhr vorbei, nachdem Busladungen von Touris angekartet wurden.

Trotzdem somit der schönste Moment meiner gerade abgeschlossen Radreise. Nette Menschen an einem Abend an einem unglaublich mystischen Ort.

Gruss Thomas
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Off-topic #1148867 - 10.08.15 06:27 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Thomas1976]
:-)
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 1.813
In Antwort auf: Thomas1976
Dann hat man diesen Schwachsinn dass Radfahrer auch bezahlen müssen Gott sei Dank wieder in rückgängig gemacht.


Schon mindestens zum zweiten Mal wenn ich nicht irre. Als ich 2007 dort war, hab ich gehört, dass es früher auch für Radfahrer Geld gekostet hat und das dann abgeschafft wurde. 2007 war es kostenlos für Radfahrer und Fußgänger. Das ganze garniert mit der Geschichte von einem Spanischen oder Italienischen Radfahrer der von zu Hause hochgeradelt ist und an der Schranke (ziemlich sauer) umgedreht hat. Find ich konsequent und gut.

Gruß
Jörg
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#1148937 - 10.08.15 10:30 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: uwee]
Peter2
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 888
Hi,

das der Weg das Ziel ist, dürfte in diesem Forum ja unumstritten sein, daher nur zum Kap:

2009 habe ich meine bisher längste Tour von Stuttgart ans Nordkap und zurück gemacht. Der Plan war ursprünglich ans Nordkap zu radeln, zum Globus, aber unterwegs traf ich einige Leute die meinten das das nicht nötig wäre, weil es nichts besonderes wäre. So kam es dann auch das ich, von Alta kommend, an der Abzweigung Nordkap links, Lakselv rechts, stand und mich nach einigem Zögern gegen die Wolken im Norden entschied und für die Sonne in Lakselv. Auf den 60 km bis Lakselv kamen mir einige Radler entgegen, streckten den Daumen hoch und jubelten im Gedanken daß ich es wohl geschafft hatte und nun auf dem Rückweg war. Wissen das dem nicht so war, fühlte ich mich etwas komisch...
Auf dem Camping in Lakselv kam ich mit einem Franzosen ins Gespräch, der mir am darauffolgenden Pause-tag ein paar Bilder vom Kap zeigte: Boote die am Fuße des Felsens winzig klein erschienen, der Horizont und eine unter dem Kap schwebende Wolkendecke... Kurzum: sehr schöne Bilder! Wir dachten gemeinsam in Richtung Osten weiterzufahren und bei Mehamn Wandern zu gehen. Als ich aber am nächsten Morgen aufwachte und die Sonne im Norden sah, konnte ich nicht wiederstehen, packte meine Sachen und radelte los zurück in Richtung Norden.
Ich kam am nächsten Tag bei Sonnenschein an und genoß das Nordkap bei schönstem Wetter, die hohen Felsen und das, nach langer fast-Isolation wieder halbwegs bunte Treiben, waren ein schöner Kontrast. Bald zogen Wolken auf die das Meer unter dem Felsen bedeckten und um 1 Uhr nachts ging ich bei heftigem Wind über einen verwaisten, steinigen Parkplatz in dicker Nebelsuppe zu meinem Zelt. Ein Gefühl wie auf einem anderen Planeten, so isoliert und karg wirkte dieser Ort.

In der kommenden Nacht ging ein heftiges Unwetter runter und mehrere Zelte wurden komplett durchtränkt da sie in Senken standen. Glücklicherweise hatten mir ein paar der anderen Radler zufälligerweise einen Platz empfohlen bei dem ich keinerlei Probleme bekam.
Danach folgte aber etwas, was ich für einen der schönsten Tage empfand: Die durchweichten Radler breiteten ihre Sachen, zusammen mit Motorradfahrern die im Regen ankamen, überall im Besucherzentrum aus. Auf dem Geländer hinunter zu den Toiletten hingen die Schlafsäcke, die Gebläse zum Händetrocknen waren im Dauereinsatz, und einige der Radler, ein paar junge Italiener, saßen in quietschbunten Schlafanzügen im Restaurant/Cafe. Anstatt uns rauszuschmeißen weil wir nichts konsumierten, ließen uns die Angestellten unsere eigenen Sachen essen und gaben uns Milch und Honig zur freien Verfügung für unsere Müslis. Einen anderen Radler, dessen Zelt komplett hinüber war - und leider von ihm einfach dort gelassen wurde, nahmen die Angestellten am Abend sogar mit in ihre Unterkünfte. Auch als später ein abgebrannter Asiate auftauchte der sein letztes Geld für ein Fahrrad in Rovaniemi ausgegeben hatte, gaben ihm die Angestellten nicht die Essensreste um die er gebeten hatte, sondern ein frisches Gericht.

Während der drei Tage, dich ich am Kap blieb, traf ich einige Reisende mit denen ich einige gute Stunden oder gar Tage verbrachte und das ganze in einem Ambiente, daß, wohl dank der Saison-Arbeitskräfte, die selber gern unterwegs waren, kaum dem kommerziellen Druck unterstand den kommerziellen Besucherzentren in den meisten anderen Teilen Europas haben. Wettermäßig fuhr das Kap mit allem auf, außer mit Schnee und zeigte sich von allen Seiten, wodurch mir ja erst die Gastfreundschaft dieses kargen Felsens gezeigt wurde.
Insofern gehörte das Nordkap, für mich, mit zu den schönsten Erlebnissen der Reise und nach der langen Anfahrt ist etwas Trubel auch eine nette Abwechslung. Wäre ich nur ein paar Stunden und unter anderen Bedingungen dort geblieben, hätte ich es sicher nicht so positiv in Erinnerung behalten.

Ob meine geschilderte Erfahrung gefällt, ist eine andere Frage, aber für mich war das Nordkap auf dieser langen Reise eine der vielen unerwarteten Heimat(en schmunzel.
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#1149040 - 10.08.15 14:49 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: uwee]
Yadgar
Nicht registriert
Hi(gh)!

In Antwort auf: uwee

Dann wurde es doch nur Singapur...


Dieser Glitzerknast? Gruselig...

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
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Off-topic #1149043 - 10.08.15 14:56 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: iassu]
Yadgar
Nicht registriert
Hi(gh)!

In Antwort auf: iassu
Tja, am südlichsten Punkt Europas ist garantiert kein solches Theater geboten. zwinker omm


Auch sehr sehenswert und garantiert nicht mit Tourimassen verstopft (allerdings mittlerweile aus Naturschutzgründen gesperrt): Âb-e Estâda-ye Maghribi, westlichster Punkt (Bergisch-)Afghanistans!

Aber ernsthaft: was gibt es sonst noch an markanten Punkten auf diesem Planeten, die man per Fahrrad ansteuern kann? Zum Beispiel die höchsten Erhebungen aller Länder - auch wenn es bei mir da bis jetzt nur zum Vaalserberg (Niederlande, 327 m) gereicht hat... eventuell schaffe ich es auch mal auf den Botrange im Hohen Venn (697 m), das wäre der höchste "Berg" Belgiens.

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Geändert von Yadgar (10.08.15 14:58)
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Off-topic #1149044 - 10.08.15 15:03 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: ]
Holger
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 18.330
In Antwort auf: Yadgar
[…]was gibt es sonst noch an markanten Punkten auf diesem Planeten, die man per Fahrrad ansteuern kann? […]

Also, ich hatte mal auf einer einzigen Reise:

  • Stade de la Charrièra, La Chaux-de-Fonds
  • Stade Municipal, Yverdon
  • Stade Sous-Ville, Baulmes
  • Stadio Comunale, Bellinzona
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#1149045 - 10.08.15 15:07 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: iassu]
Yadgar
Nicht registriert
Hi(gh)!

In Antwort auf: iassu
Hallo Uwe,
mein wohl verunglückter link bezog sich übrigens nicht auf Tarifa sondern auf die Südspitze des Eilands Gavdos südlich von Kreta. Das ist nur eine größere Sandbank, jetzt im Sommer von ein paar badewütigen Tagesgästen bevölkert. Südlicher geht dann rein rechtlich nur noch La Reunion, aber das nimmt ja niemand ernst.


Rechtlich geht es aber noch wesentlich weiter nach Süden... wie wäre es mit der Cook-Insel im Süd-Thule-Archipel, der südlichsten Inselgruppe der zum Vereinigten Königreich gehörenden Südsandwich-Inseln?

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
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#1149049 - 10.08.15 15:19 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: manfredf]
Yadgar
Nicht registriert
Hi(gh)!

In Antwort auf: manfredf

p.s.: Die Briten haben da ein paar Inseln, die deutlich südlicher als La Reunion sind.
Auch bei den Franzosen selbst würde ich nicht ausschließen, dass da in franz. Polynesien nicht die Tricolore noch weiter südlich weht.


Am südlichsten weht die französische Trikolore eindeutig auf den Kerguelen-Inseln, und zwar in der Forschungsstation Port-aux-Français (49,35°S)... übrigens eine sehr interessante Gegend, wenn auch weniger zum Fahrradfahren (es gibt nur 30 km Straße auf der Hauptinsel) - so eine Art "Island des Südens"!

Ja, die Inseln der Subantarktis gehören auch zu meinen Sehnsuchtsorten... allerdings wohl noch schwerer zu erreichen als Afghanistan!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
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#1149068 - 10.08.15 16:32 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: uwee]
bizziklette
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 33
Hallo Uwe,
das Nordkapp ist kein Mythos sondern einfach ein extremes Ziel, das man sich vornehmen kann, aber nicht muss;-)
Im zweifellos schönen Havoysund kann es auch Dauernebel geben, oder Regen... So isses halt da oben. Das Wetter kann man dem Nordkapp nicht in die Schuhe schieben.
Ich war 2 Mal dort mit verschiedener An- und Weiterreise und hatte wohl Glück mit dem Wetter, wenngleich ordentlicher Sturm beinahe unser Zelt zerrissen hätte, wäre da nicht ein Gebäude gewesen in dessen Schutz...
Klasse fand ich die Fahrt (ja, auf und ab) über die baumlose Insel, das Zelten an ausgesetzter Stelle, und im berüchtigten Tunnel waren wir fast alleine, weil, und das wäre mein Tipp an alle Nordkappreisende: wenn man nach Mitte August unterwegs ist, läßt schlagartig der Verkehr nach, und die paar Busse fahren bald wieder ab. Wir hatten keinen Verkehr-Stress und leeren Parkplatz. Radfahrer zahlen am Nordkapp auch keinen Eintritt. Das scheint ja jetzt geklärt. Aber wir Radler sind halt auch Touristen, da beißt keine Maus nen Faden ab, und nutzen durchaus auch die Straße...
Ich will keine Empfehlung abgeben, aber erzähle gerne, dass die Tour mir gefallen hat.
Bizziklette

Two is company
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#1149106 - 10.08.15 18:31 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: iassu]
StephanBehrendt
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 14.038
In Antwort auf: iassu
Tja, am südlichsten Punkt Europas ist garantiert kein solches Theater geboten. zwinker omm
Aber dafür am Westlichsten.
Ich radelte heute im Waldviertel mehrmals an Weisern zum Mittelpunkt der Erde vorbei.
------------------------
Grüsse
Stephan
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#1149108 - 10.08.15 18:37 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: bizziklette]
Falk
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 34.232
Zitat:
wenn man nach Mitte August unterwegs ist, läßt schlagartig der Verkehr nach, und die paar Busse fahren bald wieder ab.

Dafür gibt es dann auch keine Mitternachtssonne mehr. Ein Punkt, der durchaus gegen Fahrten in den Norden zu dieser Zeit spricht.
Nicht klar sind mir die regelmäßigen Tunnelprobleme. Wer Tunnel nicht mag, der ist in Norwegen einfach falsch. Außerdem sind Tunnel auch nicht viel anders als Straßen mit hohen Leitplanken.
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#1149193 - 11.08.15 07:51 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: uwee]
Cruising
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 1.868
Hallo miteinander,

jetzt muss ich zu diesem Faden auch noch meinen Senf dazugeben. Solche Themen, auch wenn man ihnen auf den ersten Blick ihren Tiefgang nicht ansieht, sind echte und wertvolle Grundsatz-Diskussionen zur Philosophie des Reisens, die (völlig berechtigt und wertfrei) die unterschiedlichsten Intentionen für eine Radreise offen legen.

Also, zum Nordkap wollte auch ich absolut und garnie nicht – das war aber nicht immer so. Wie der Schlumpf weiter oben schreibt, war das tatsächlich in den 70ern mal ein Traumziel, auch für mich. Für meinen 100-Mark-Opel Rekord aber unerreichbar, der schon in Stuttgart am Pragsattel in den roten Temperaturbereich geriet grins Später, in unserer Wohnmobil-Phase, hatten wir uns das Nordkap dann mal vorgenommen, sind tatsächlich auch gestartet und hatten so irgendwo um den Polarkreis genug von der elenden Fahrerei, sind umgedreht und in Südnorwegen Wandern gegangen. Und heute mit dem ganzen Kommerz… gestrichen. Ich habe ein tiefsitzendes Problem mit solchen Dingen, die angeblich „Kult“ sind. Genauso würden mich keine 10 Pferde auf den Jakobsweg bringen, schon deswegen, weil man sich dort eine blöde Muschel um den Ranzen hängt, die aussieht als wäre sie von einer Tankstellenkette gesponsert und die mich immer an ein Warndreieck erinnert. Wo solche Typen umeinander tigern muss ich nicht sein, sorry. Und hinterher kriegt man eine Urkunde, die einen als „Qualitätspilger“ ausweist, egal ob man ein gläubiger Mensch ist oder nicht Aber man hat gezeigt, dass man dazugehört.

Dieses Kult-Angeberei, gefördert von unserer gezielt leistungsorientierten Gesellschaft, führt dann so weit, dass manche sich im Rollstuhl auf das Matterhorn lupfen lassen. Oder, wie neulich in einem Interview mit Arved Fuchs gelesen, sich mit einem Wahnsinns Aufwand an Logistik ein paar Kilometer vor dem Nordpol auf dem Packeis aussetzen lassen und dann vollends zu Fuß hinlatschen, damit sie sich dort fotografieren lassen können. Und in der Kneipe heißt es dann: „Mann, der Karle war schon zu Fuß am Nordpol…“ Absolut ätzend, wo bleibt die Freude – und vor allem das echte Interesse an der Natur und Kultur eines Reiseziels?

Ich persönlich finde immer, das wichtigste an einer Reise ist ein Roter Faden – und ein selbst gestecktes Ziel. Je weiter entfernt von einem „Kult“, desto besser. Unsere USA-Durchquerung von NYC nach LA war ein solches Ziel, selbstverständlich jeden Meter geradelt. War auch eine gute Zeit auf der Route 66 damals vor 20 Jahren – heute weist die Mother Road starke Parallelen mit dem Nordkap auf und es gibt bald mehr Factory Outlet Stores als historische Kneipen.

Auch unsere Panamericana-Tour in Etappen hatte einen ein solchen Roten Faden. Auch wenn wir aus diversen Gründen Mut zur Lücke haben mussten und bewusst auch andere Verkehrsmittel eingebaut haben, etwa die Alaska Ferry. Trotzdem, auch eine echt befriedigende Tour mit langer Nachwirkung. Und dieses Jahr bei unserer Tour von Houston nach Key West war auch der Rote Faden wichtig – und die Tatsache, dass man per pedales über das Meer zum „Southernmost Point of the USA“ kommen konnte, schon mehr als halfway to Cuba. Wenn tatsächlich die Fähre nach Havanna nächstes Jahr in Betrieb gehen sollte, machen wir das vielleicht nochmal zwinker

So viel wollte ich jetzt gar nicht schreiben schmunzel Der langen Rede kurzer Sinn: Jeder muss einen eigenen auf seine persönlichen und echten Interessen zugeschnittenen Roten Faden haben – und ohne „Kult“. Das erfordert auch ein gewisses Maß an Persönlichkeit, aber es wird dann 100%ig eine befriedigende Reise, wie auch immer: Have Fun!

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de
Cycle. Recycle. For a better world...

Geändert von Cruising (11.08.15 08:00)
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#1149203 - 11.08.15 08:21 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Cruising]
Holger
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 18.330
In Antwort auf: Cruising
[…]Jeder muss einen eigenen auf seine persönlichen und echten Interessen zugeschnittenen Roten Faden haben – und ohne „Kult“. Das erfordert auch ein gewisses Maß an Persönlichkeit, aber es wird dann 100%ig eine befriedigende Reise, wie auch immer: Have Fun![…]


Jetzt stülpst Du aber schon Deine Vorstellungen über. Warum ohne "Kult"? Und warum hat man keine "Persönlichkeit", wenn man "Kult"ziele ansteuert? Man hat vielleicht eine Persönlichkeit, die Dir (und auch mir) eher nicht so gefällt, aber ich tue mich schwer damit, Menschen aufgrund Ihrer Urlaubsgestaltung abzusprechen, eine Persönlichkeit zu haben - oder auch nur ein gewisses Maß davon. Und ihnen abzusprechen, keine befriedigende Reise zu haben. Es kommt doch - wie Du im ersten Teil des zitierten Texts schreibst - auf persönliche und echte* Interessen an. Und wenn die sind Party, Alkohol etc. - warum kann dann ein Ballermann-Urlaub nicht befriedigend sein? Nicht meine Art Urlaub, aber zum Glück machen die meisten nicht meine Art Urlaub.

Viele Grüße,
Holger

* Was meinst Du mit "echten" Interessen? Was wären denn im Gegensatz dazu falsche?
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#1149218 - 11.08.15 09:13 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Holger]
Barfußschlumpf
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.334
In Antwort auf: Holger
.. aufgrund ihrer Urlaubsgestaltung

Die Urlaubsgestaltung ist eines der wichtigsten gesellschaftlichen Differenzierungsmerkmale. Von Stadtranderholung bis halbjährige Fahrrad- und Motorradtouren in Südamerika ( Privatschiffe / Villengestaltungen auf Inseln oder Riviera)
Der Diskussionseröffner wollte sich diesbezüglich mal wieder ins Gespräch bringen und die Frage aufwerfen, ob ihn das beschriebene Massenziel noch zu differenzieren vermag.

Mit Hilfe der Urlaubsgestaltung lassen sich auch unbefriedigende Statuswerte der übrigen Sozialmerkmale ausgleichen. Wir sprechen dann von Freizeitkarrierismus.
Obendrauf statt untendrunter ^_^
Enjoy your Bicycle ! tumblr • • • Enjoy your Bicycle ! classic
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#1149233 - 11.08.15 10:10 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Barfußschlumpf]
mgabri
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 9.334
In Antwort auf: Barfußschlumpf
Wir sprechen dann von Freizeitkarrierismus.

Es wird Zeit daß wir hier endlich eine Rangliste erstellen. Sonst könnte ja jeder kommen!
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#1149234 - 11.08.15 10:14 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: mgabri]
Holger
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 18.330
In Antwort auf: mgabri
In Antwort auf: Barfußschlumpf
Wir sprechen dann von Freizeitkarrierismus.

Es wird Zeit daß wir hier endlich eine Rangliste erstellen. Sonst könnte ja jeder kommen!

Yepp, dafür.

Fangen wir mal an. Wer hat am meisten Schweizer Zweitligastadien auf einer Radreise besucht? Ich biete 4
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Off-topic #1149241 - 11.08.15 10:34 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: mgabri]
Dietmar
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 6.983
In Antwort auf: mgabri

Es wird Zeit daß wir hier endlich eine Rangliste erstellen. Sonst könnte ja jeder kommen!

Das heißt jetzt Rating! Weltreise: 10 Punkte, Australien 7 Punkte, Asien/Amerika 5, Europa: 2 Punkte, D'land 1 Punkt, Nordkapp bringt 10 Punkte, Elberadweg 1 Punkt., usw. Auf dieser Basis können wir den einzig wahren, echten und richtigen Radreisenden küren, oder so. schmunzel
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#1149242 - 11.08.15 10:34 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Barfußschlumpf]
uwee
Gewerblicher Teilnehmer
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 1.386
Lieber Rainer,
auch wenn Du anscheinend Probleme mit dem Diskussionseröffner hast fand ich diese Diskussion bisher sehr angenehm und fruchtbar.
Wie bei fast jedem Faden dürfen am Ende irgendwelche persönlichen Angriffe nicht ausbleiben.
Sei es drum...

Es kamen viele unterschiedlichste Blickwinkel und Ansichten heraus.
Und ich musste mir auch selbst eingestehen, dass ich nicht immer und überall- für mich - so konsequent handelte wie jetzt beim Nordkap.
So besuchte ich, trotz 100 Kilometer Umweg, den südlichsten Punkt des euro- asiatischen Kontinents, obwohl es dort außer ein paar stinkenden Mangroven, Affen, wenigen Touristen und vielen Schiffen, die auf die Einfahrt in Singapurs Hafen warteten, nichts zu sehen gab.
Und ich lief auch Großstadtmarathons unter vielen tausenden schwitzenden und mitunter sogar unangenehm riechenden Mitläufern, denen man im Ziel sogar noch um den Hals fiel.
Viel angenehmer und billiger hätte man eigentlich die Zeit im Wald oder bei seinem persönlichen Berglauf verbringen können.

Das Nordkap war, wie Du mich auch schon wieder richtig erkannt hast viele Jahre lang mein Traumziel.
Als ich noch nicht einmal ein Fahrrad besaß, dafür aber einen selbst ausgebauten Campingbus.
Leider wollten meine damaligen Partnerinnen meine Sehnsucht nach Norden, Einsamkeit und Wetterunbillen nicht teilen, sondern Sonne, Strand, Sonnenbaden, Schwimmen und Faulenzen.
Vielleicht prägte mich ja diese Zeit. Jetzt kann es bei mir und meiner Partnerin kaum einsam genug sein...
...so lange es alle paar Tage noch ein Bier zu kaufen gibt.
Danke Euch allen für die angeregte Diskussion
Uwe
hier nur privat, (gewerblich wg. 2 Radreisebüchern)
www.velo-traumreise.de
www.velo-traumreise.blogspot.com
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#1149252 - 11.08.15 10:55 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Cruising]
Juergen
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 14.759
In Antwort auf: Cruising
Genauso würden mich keine 10 Pferde auf den Jakobsweg bringen, schon deswegen, weil man sich dort eine blöde Muschel um den Ranzen hängt, die aussieht als wäre sie von einer Tankstellenkette gesponsert und die mich immer an ein Warndreieck erinnert. Wo solche Typen umeinander tigern muss ich nicht sein, sorry. Und hinterher kriegt man eine Urkunde, die einen als „Qualitätspilger“ ausweist, egal ob man ein gläubiger Mensch ist oder nicht Aber man hat gezeigt, dass man dazugehört.
Hallo Thomas,
von dir hätte ich mir eine differenziertere Aussage gewünscht. Du hast die Menschen und deren Begegnungen vergessen, die sich immer mal wieder auf dem Weg treffen, die sich gegenseitig motivieren, sich helfen und unterstützen. Kennst Du das Gefühl, am Zielort, sei es Rom oder Santiago, auf Mitpilger zu warten oder sie zufällig im Gewusel wieder zu treffen, sich mit dem anderen gemeinsam am Ziel zu freuen?
Ich hatte dieses Jahr auf dem Weg nach Rom einige solcher Begegnungen. Diese sind heute wertvoll für mich. Sie waren auf dieser Reise mehr als das Salz in der Suppe.

Lieben Gruß
Jürgen
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +
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#1149258 - 11.08.15 11:08 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Juergen]
Thomas1976
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 12.140
Zitat:
Ich hatte dieses Jahr auf dem Weg nach Rom einige solcher Begegnungen. Diese sind heute wertvoll für mich. Sie waren auf dieser Reise mehr als das Salz in der Suppe.


Eben.
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#1149267 - 11.08.15 11:36 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Juergen]
Holger
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 18.330
In Antwort auf: Juergen
In Antwort auf: Cruising
Genauso würden mich keine 10 Pferde auf den Jakobsweg bringen, schon deswegen, weil man sich dort eine blöde Muschel um den Ranzen hängt, die aussieht als wäre sie von einer Tankstellenkette gesponsert und die mich immer an ein Warndreieck erinnert. Wo solche Typen umeinander tigern muss ich nicht sein, sorry. Und hinterher kriegt man eine Urkunde, die einen als „Qualitätspilger“ ausweist, egal ob man ein gläubiger Mensch ist oder nicht Aber man hat gezeigt, dass man dazugehört.
Hallo Thomas,
von dir hätte ich mir eine differenziertere Aussage gewünscht. Du hast die Menschen und deren Begegnungen vergessen, die sich immer mal wieder auf dem Weg treffen, die sich gegenseitig motivieren, sich helfen und unterstützen. Kennst Du das Gefühl, am Zielort, sei es Rom oder Santiago, auf Mitpilger zu warten oder sie zufällig im Gewusel wieder zu treffen, sich mit dem anderen gemeinsam am Ziel zu freuen?
Ich hatte dieses Jahr auf dem Weg nach Rom einige solcher Begegnungen. Diese sind heute wertvoll für mich. Sie waren auf dieser Reise mehr als das Salz in der Suppe.

Lieben Gruß
Jürgen


EIn schönes Beispiel für das, was ich oben meinte. Ich habe nichts dagegen, Reiseziele abzulehnen. Macht ja jeder, mich interessiert auch längst nicht alles auf dieser Welt. Nicht mehr gut finde ich es dann, wenn diese Ablehnung mit einer Abwertung aller derer einhergeht, die diese Reiseziele aufsuchen. Denn, wie Dein Beispiel zeigt, es gibt durchaus mehr Motivationen als "Aber man hat gezeigt, dass man dazugehört" - dass dieses - versteckt oder offen - die wahre Motivation ist oder sein kann, will ich gar nicht bestreiten. Ich würde es nur niemals pauschal unterstellen.

Gruß
Holger
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#1149270 - 11.08.15 11:53 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Holger]
Martina
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 17.992
In Antwort auf: Holger
Nicht mehr gut finde ich es dann, wenn diese Ablehnung mit einer Abwertung aller derer einhergeht, die diese Reiseziele aufsuchen. Denn, wie Dein Beispiel zeigt, es gibt durchaus mehr Motivationen als "Aber man hat gezeigt, dass man dazugehört"


Sehe ich auch so. Ganz abgesehen davon, dass es ja auch mehr als eine Motivation gibt. Oder dass man sich vielleicht selbst über seine Motivation gar nicht so im klaren ist (und es m.E. auch gar nicht sein muss). Manche Dinge ergeben sich ganz einfach, so haben wir uns vor zwei Jahren eher zufällig auf einem Abschnitt des Jakobswegs wiedergefunden und haben durchaus keine Veranlassung gesehen, ihn fluchtartig wieder zu verlassen.

Martina
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#1149313 - 11.08.15 15:41 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: uwee]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 17.337
Wie mit dem Nordkap verhält es sich auch mit anderen Orten, die einen Mythos umgibt - ob Seidenstraße, Kap der guten Hoffnung, die Enden der Welten (wie viele gibt es?), der höchste Berg, der größe See oder gar die Romantische Straße. Den Mythos haben andere geschaffen und es ist deine Sache, dir den Mythos einzuverleiben, ihn nachzuahmen, zu versinnbildichen. Der Mythos ist Gedanke, ist Fantasie, ist der transzendente Atem, den du einem Ort unterstellst. Du kannst selbst einen Ort zum Mythos machen oder eben versuchen, einen vorhandenen Mythos nachzuempfinden. Es hilft dabei, viel über den Ort zu wissen - mancher Mythos beruht auf der Geschichte des Ortes - nicht auf seiner Ästhetik oder Schönheit.

Meine Geschichts- und Lateinlehrerin pflegte zu erzählen, wie sie im heutigen Ruinenfeld des Forum Romanum in Rom die Säulenhallen und das Leben der Römer in Tunikas und Togas auferstehen sah, und ihr die Reden von Marc Anton oder die Gedichte von Catull von den Podesten und Plätzen ins Ohr gefallen sind. Jeder, der ein Buch mit Leidenschaft gelesen, bei dem sich starke Bilder aufdrängen, kennt das. Mir brannten sich unvergesslich Bilder aus Bulwers Roman "Die letzten Tage von Pompeji" ein - sodann mit entsprechenden Nachwirkungen bei den Besuchen der versunkenen Stadt gleichwohl. Bei meiner Radreise vor einigen Jahren dort zum dritten Mal empfand ich in Pompeji allerdings nur den Gestank von Müll und den Lärm von Autos. Die Fantasiebilder waren zu schwach geworden, um die Realerlebnisse zu verdrängen. Vielleicht fehlte mir auch nur die Zeit, die gleichen Gefühle erneut zu empfinden wie früher.

Mancher Mythos ist eben nur banal - also etwa der eines geografischen Extrempunktes wie das Nordkap. Was erwartest du vom geografischen Mittelpunkt Deutschlands? Andere Orte beinhalten zumindest Geschichten oder Sagen, die den Mythos ausmachen. Die Geschichte (sowie soziale, wirtschaftliche) Bedeutung nannte ich schon (der Mythos der Seidenstraße beruht nicht unerheblich auf seiner wirtschafltichen Bedeutung als Handelsroute - also "Verkehr", "Geschäfte machen"). Mancher Ort hingegen erreichte den Nimbus als Mythos durch besondere Formen der Natur (Berg-/Gesteinsformen, seltsamer Pflanzenbewuchs, eigenartige Landschaftsanordnungen, besondere Erscheinungen wie Spiegeleffekte - und natürlich herausragende Schönheit - was immer das sein mag). Manche Formen habe sich im Laufe der Zeit mit sagenhaften Erzählungen verknüpft, die den Mythos gemeinsam schaffen (z.B. der Berg Canigou). Man muss also auch einfach Sinn haben, den Mythos als etwas Besonderes nachzuempfinden - egal auf welche Weise. Es ist daher nicht selten, dass man in den eigenen Augen den Mythos nicht wiederfindet. Die Nüchternheit ist dabei der größte Feind des Fantasiegebildes, dass man braucht, um leuchtende Augen zu bekommen. Nicht zuletzt lockt ein mythischer Ort Heerscharen von Erwartungshungrigen an, die damit wiederum eine ernüchterne Atmosphäre schaffen (Massentourismus, Verbauungen usw.).

In Zeiten meiner Jugend lernte ich zwei Südafrikanerinnen beim Trampen in der Provence kennen. Beim gemeinsamen Ziel Aix-en-Provence fragten sie mich, was an Aix so Besonderes sei. Ich antwortete, es sei die Hauptstadt der Provence. "Ja klar, aber was sonst noch?" fragten sie zurück, worauf es mir die Sprache verschlug, derweil ich nichts mehr hinzuzufügen hatte. Was will man noch mehr? - Mir reichte damals dieses Wort "Provence" um ins Schärmen zu geraten, den Anklang lauwarmer Nächte, das Zirpen von Zikaden, der Duft von Lavendel, das offenherzige Leben auf den Märkten, der Geruch der reifen Früchte oder das heitere Spiel von Straßenmusikanten, Gauklern und Theaterleuten unter Platanenalleen. Das war Mythos genug und das war Aix! Heute weiß ich nicht, ob mir das reichen würde, die gleiche Verzückung aus einer besenkammergroßen, stickigen Unterkunft heraus zu erspüren, bei überhöhten Preisen der Straßencafes und Restaurants und wo es auf der Flaniermeile mehr lautstark nach Benzin riecht als an anderen unbekannteren Flecken in der Provence, wo man den Mythos - besser: die Faszination - dieser Region viel intensiver erleben kann.

In früheren Radljahren war ich mit Superlativen leichter in Erregung zu versetzen - der erste Zweitausender, der höchste Alpenpass, der südlichste Punkt der Reise. Das schob mir Tränen in die Augen. Mancher Mythos ist heute zur Routine verkommen, gleichzeitig gibt es unscheinbarere Momente, die mir Tränen in die Augen drücken. Das alles ist eine Sache, die sich zwischen Kopf und Seele abspielt - immer weniger können es vorgegebene Wertungen erwirken. Dennoch bleibe ich von den Eindrücken der Außenwelt abhängig - ein besonders schöner Ort, erstrahlt in herrlichem Frühmorgenglanz, sorgt immer noch für unbeschriebliche Glücksmomente. Es darf ein bekannter Ort sein, muss aber nicht. Profane Wetterkapriolen können außergewöhnliche Orte zum Nichts degradieren. Oder sie sie lassen einen Juchzen, wie der leuchtende Regenbogen über dem verregneten See, wo man noch kurz vorher über das schlechte Wetter fluchte. Der Ort muss mir die Inspiration zuflüstern. Die wichtigste Quelle der Inspiration ist die Muse, die Zeit, in der man die eigene Fantasie fließen lassen kann. Manchmal sind es nur kurze, aber zeitlose Momente. Manchmal wächst der Mythos nur mit meinem Tun, mit der Art des Erlebens, die nicht wiederholbar ist.

Früher strebte auch ich eher auf den Pfaden der mythischer Orte, die andere bestimmt oder hinterlassen haben. Jetzt reifen immer mehr Orte und Wesen zu Bildern, die einen eigenen Mythos schaffen, der nicht teilbar ist. Das ist der Mythos der eigenen Fantasie. Manchmal kann ich davon etwas erzählen - aber das ist nicht sicher. Es bleibt auch immer ein Geheimnis. Sonst wäre es kein neuer Mythos.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1149318 - 11.08.15 15:56 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: uwee]
kettenraucher
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Europäisch gestrickte Menschen sind Eroberer: Sie besteigen die höchsten Gipfel, sie befahren die längsten Strecken, sie pilgern nach jedem Punkt, der sich als entferntester oder sonstwie extremster zu erkennen gibt. Eiger Nordwand, Mount Everest und der Mond sind bereits erledigt, als nächstes wartet der Mars. Man besteigt die höchsten Berge nicht, weil es irgendeinen Sinn macht, sondern weil sie da sind. Ebenso verhält es sich mit dem Nordkap. Es symbolisiert ein mögliches Ziel, das man nur mit entsprechender Motivation erreichen kann. Geographische Ziele wecken schlicht die Sehnsucht nach Eroberung. Ich finde dies tadellos und völlig in Ordnung. Der moderne Massentourismus konterkariert allerdings diesen „Mythos“.
Und nebenbei: Ich persönlich würde niemals zum Nordkap fahren, allein schon wegen der unerträglichen Mücken auf der beschwerlichen Reise ins kulturelle Nichts. Ich bin vielmehr komfortorientiert, obwohl ich versuche, jede Strecke mit dem Fahrrad zurückzulegen. Und nichtsdestotrotz freue ich mich über jeden, der zum Nordkap oder sonst wohin fährt und mir dann dankenswerter Weise auch noch über seine Erlebnisse und Erfahrungen berichtet.
Und Eroberungen – jeglicher Art – erhöhen zweifellos den sozialen Status. Schneller, weiter oder höher macht zweifellos sexy. Insofern hat unser Barfußschlumpf mal wieder recht. Ich persönlich finde dieses Verhalten jedoch keineswegs verwerflich oder kritisierenswert, sondern zutiefst menschlich und naturgegeben. Es ist ein biologischer Determinismus, dem wir alle unterliegen.
Allen gute Fahrt und schöne Reise.
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#1149339 - 11.08.15 16:50 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Juergen]
Cruising
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Hallo Jürgen

In Antwort auf: Juergen

von dir hätte ich mir eine differenziertere Aussage gewünscht. Du hast die Menschen und deren Begegnungen vergessen, die sich immer mal wieder auf dem Weg treffen, die sich gegenseitig motivieren, sich helfen und unterstützen.

Warum? Verstehe ich nicht – gerade um diese Differenzierung ist es mir doch gegangen traurig Der Jakobsweg war jahrhundertelang ein Ziel für echte Pilger, und vor denen habe auch ich den größten Respekt. Doch würde ich behaupten, die allermeisten, die dort heute unterwegs sind, sind einfach Follower – seit ein paar Reiseunternehmen und nicht zuletzt das Buch von Hape Kerkeling diesen Hype erzeugt haben ist, um mal Dietmars süffisantes Ranking von weiter oben zu bemühen, der Jakobsweg von 2 Punkten auf mindestens 8 hochgeschnellt – und nur deshalb! Den meisten ist doch der mit einer Pilgerreise verbundene Sinn völlig wurscht. Gäbe es nicht diese Umhängemuschel und die Aufmerksamkeit, wenn man sagen kann, dass man dazugehört, dann würden 90% der angeblichen Pilger dort nie hingehen. Das ist so wie in einer Muckibude – gäbe es da keine Schaufenster nach draußen, wo jeder sieht was für ein toller Hecht man ist, dann wären diese Läden halb leer. Das ist es, was mich traurig stimmt. Schon die Tatsache, dass es Pilger-Urkunden für unterschiedliche „Leistungsklassen“ gibt ist in meinen Augen ein absolutes Unding.

Im Übrigen legen wir genauso Wert auf die netten Begegnungen auf einer Radreise wie du – das ist auch einer der Gründe, warum wir so gerne in die USA gehen. Urlaub unter Freunden halt, mit vielen netten Gesprächen. Und ich bleibe bei meiner Meinung: Jede sinnvolle Reise braucht ihre Ethik. Echtes Interesse nenne ich das, an was auch immer. Anstatt wie ein blöder Schnäppchenjäger alles mitzumachen, was mit möglichst wenig Aufwand ein gewisses Prestige verspricht. Daran krankt unsere ganze Gesellschaft. Viele interessante Reiseziele sind dabei im Kommerz zu einem austauschbaren Konsumgut geworden – Reise-Fastfood sozusagen. Mein Beitrag oben war ein Versuch, für diese bedauerliche Entwicklung zu sensibilisieren schmunzel

Gruß Thomas
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Geändert von Cruising (11.08.15 16:58)
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#1149355 - 11.08.15 17:56 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: veloträumer]
uwee
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Lieber Matthias,
so wunderschöne Worte!
Schon für diese Antwort hat sich meine Frage gelohnt.
Ich bin bei weitem nicht immer Deiner Meinung- verstehe aber meist zumindest Deine Gedanken... und bin neidisch auf Deine Wortkunst.
Unsere nächste Radreise soll quer durch die Pyrenäen führen (Bordeaux- San Sebastian- Andorra- Barcelona).
Einen seltenen Saurier führen wir ganz sicher mit uns in unserem Gepäck...
Danke
Uwe
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#1149360 - 11.08.15 18:09 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: kettenraucher]
uwee
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Beiträge: 1.386
Die Mücken sind wirklich ein Problem.
Sie können Dir viel Lebensfreude rauben.
Sonnenuntergang- nein, natürlich Mitternachtssonne- hinter Moskitonetz im Zelt...
"Heute werden keine Zähne mehr geputzt. Tausend Mücken warten."
Glaubt nicht den erfahrenen Nordlandfahrern. "Ist gar nicht so schlimm!"
Es ist schrecklich!
Aber auf dem Rad stört Dich keine.
Du bist frei in gigantischer, ursprünglicher, weiter, fast grenzenlosen Natur.
Und Komfort weiß man dann um so mehr zu genießen.
Die Hütte am See mit eigener Sauna, Küche und Waschmaschine.
Und die Mücken bleiben draußen.
Und Du freust Dich in dem kleinen Paradies über den Regen draußen vor der Tür- zumindest wenn der Wetterbericht sagt morgen sei 0% Regenwahrscheinlichkeit.
...und hier bereute ich es letztes Jahr das Rauchen eingestellt zu haben.
Übrigens: Es ist D A S Land für Kettenraucher.
Liebe Grüße
Uwe
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#1149366 - 11.08.15 18:35 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Cruising]
uwee
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Beiträge: 1.386
Lieber Thomas,
ich verstehe Dich sehr gut.
Und die, die auf Dich antworteten auch.
Ich kam Anfang der 70 er Jahre (des letzten Jahrhunderts), nur wenige Wochen nach der Nelkenrevolution in Portugal, und noch voll mit dem Adrenalin der letzten Wochen in ein mir unbekanntes spanisches Städtchen. Santiago de Campostela in Spanien, wo uns eigenartige selig dreinblickende Menschen im Stadtzentrum begegneten.
Hier hörte ich das erste mal etwas vom Jakobsweg.
Mein Freund Erich und ich versprachen uns diesen eigenartigen Pfad irgendwann einmal zumindest von den Pyrenäen an gemeinsam zu laufen.
Das Versprechen haben wir gebrochen, doch immer wieder liefen wir mal hier mal dort, ein paar Kilometer auf diesem.
Wie beim Nordkap schreckt mich auch hier die Hype.
Er bleibt im Orner der unerfüllten Träume.
Wem es Spaß macht- ob gläubig oder nicht- soll ihn gehen. Der Weg ist das Ziel. Und dies ist bestimmt ein wunderschöner Weg.
Und besonders für Alleinreisende kann die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten ein wunderbares Erlebnis sein.
Jedem das was ihm gefällt......
Ganz liebe Grüße
Uwe
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#1149375 - 11.08.15 19:11 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Juergen]
Rennrädle
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Beiträge: 7.954
In Antwort auf: Juergen
In Antwort auf: Cruising
Genauso würden mich keine 10 Pferde auf den Jakobsweg bringen, schon deswegen, weil man sich dort eine blöde Muschel um den Ranzen hängt, die aussieht als wäre sie von einer Tankstellenkette gesponsert und die mich immer an ein Warndreieck erinnert. Wo solche Typen umeinander tigern muss ich nicht sein, sorry. Und hinterher kriegt man eine Urkunde, die einen als „Qualitätspilger“ ausweist, egal ob man ein gläubiger Mensch ist oder nicht Aber man hat gezeigt, dass man dazugehört.
Hallo Thomas,
von dir hätte ich mir eine differenziertere Aussage gewünscht. Du hast die Menschen und deren Begegnungen vergessen, die sich immer mal wieder auf dem Weg treffen, die sich gegenseitig motivieren, sich helfen und unterstützen. Kennst Du das Gefühl, am Zielort, sei es Rom oder Santiago, auf Mitpilger zu warten oder sie zufällig im Gewusel wieder zu treffen, sich mit dem anderen gemeinsam am Ziel zu freuen?
Ich hatte dieses Jahr auf dem Weg nach Rom einige solcher Begegnungen. Diese sind heute wertvoll für mich. Sie waren auf dieser Reise mehr als das Salz in der Suppe.

Lieben Gruß
Jürgen


genau dieser Part von Thomas ist mir am meisten zuwider und kann Jürgens Überlegung durch eigene Erfahrung nur unterstreichen.

Renata
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#1149398 - 11.08.15 21:05 Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? [Re: Rennrädle]
freizeitradler
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Beiträge: 178
Das Nordcap ist kein Mythos. Für Radler ist es ein Ziel wie viele andere auch. Wer noch nie im Norden war, erlebt auf der gesamten Hinfahrt wunderbare Landschaften, meist wenig befahrene Straßen und nette Menschen.

Der Betrieb am Nordkap ist wie an allen bekannten „Sehenswürdigkeiten“, z.B. in Tarifa oder auch in Gibraltar am Europa Point besonders frequentiert. Am Europa Point kommen die Busse im 10 Minuten Takt.

Wer nicht ans Nordkap will, der fährt nicht hin – fertig – da braucht man nicht viel zu argumentieren. Es gibt sicherlich weniger lohnenswerte Ziele wie das Nordkap. Wer aber nicht dort war, wird nie erfahren wie abwechslungsreich diese Fahrt sein kann. Auch die letzten 130km.

Mich hat die Fahrt dazu animiert bisher weitere 4 mal in Norwegen zu radeln.

Ciao
Freizeitradler
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